Friedrich und die Flüchtlinge

Wenn es um die Unterstützung der Revolutionen in der arabischen Welt geht, hält sich die Bundesregierung zurück. Wenn es um  Hilfe für Flüchtlinge geht auch. Selten hab es so viele gute Gründe, sich für eine Regierung zu schämen.

Es ist schon komisch, wenn man Silvio Berlusconi recht geben muss, aber manchmal geht es nicht anders. Der italienische Regierungschef will dass die Flüchtlinge aus Tunesien auf ganz Europa verteilt werden. Es sind gerade einmal 25.000 Menschen seit Jahresbeginn. Wo bitte ist das Problem? 25.000 verteilt auf 500 Millionen Menschen. Weigern sich die anderen EU-Staaten dies zu tun, nach der EU-Massenfluchtrichtlinie könnten sie so verfahren, will Berlusconi die Flüchtlinge mit Touristen-Visa ausstatten. Sie könnten so in der EU reisen. Das ist nicht die feine Art, aber soweit hätte es ja nicht kommen müssen, wenn die EU-Staaten sofort hilfsbereit gewesen wären.

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich ist dagegen. Erbärmlich. Erst unterstützt die EU jeden Diktator in der Region dabei, sein Land herunterzuwirtschaften, die Menschen zu unterdrücken und zu bestehlen. Dann  hält sich vor allem Deutschland, Beispiel Libyen, zurück, wenn es geht, die Umstürzler zu unterstützen und jetzt lassen wir auch noch die Flüchtlinge hängen. Die Bundesregierung ist an Erbärmlichkeit wirklich kaum zu überbieten. Morgen wird wohl darüber entschieden. Deutschland hat wieder alle Chancen, sich zu blamieren. Ganz nebenbei: Das sind die jungen, motivierten Menschen mit häufig guter Qualifikation die im überalternden Europa fehlen.

Einheitsbrei in Harmoniesoße

Foto: REGIERUNGonline

„Nichts ist erfolgreicher als der Erfolg“, kommentierte die Heidelberger Rhein-Neckar-Zeitung letzte Woche das sensationelle Umfrageergebnis der Grünen bei Forsa. Verdammt! Ich hätte nämlich schwören können, dass der Werbeslogan „Nichts ist erotischer als Erfolg“ hieß.

Daran dürfte auch Stefan Laurin gedacht haben, als er  hier kommentierte: „Deutschland verliebt sich in Claudia Roth“.
Das war aber auch ein Ding! Grüne vor SPD – das geht doch nicht. Okay, es war nur bei Forsa, und einen Tag später brachte Infratest Dimap im ARD Deutschlandtrend die Dinge wieder ins Lot. Heute ging nun Emnid sozusagen mit einer Art von Kompromissvorschlag an die Öffentlichkeit: die SPD darf zwar noch vor den Grünen liegen, aber nur um ein Prozentpünktchen.
Der Tagesspiegel hält zwar die Suche nach einem grünen Kanzler für „verfrüht“; doch wie auch immer: die Grünen mischen ganz weit oben mit. „Ist das einer dieser Epochenbrüche, die man, wie 89, erst im nachhinein versteht, oder ein kurzer Flirt?“ fragte Stefan Laurin. Die Frage aller Fragen ist die Sonntagsfrage. Innenpolitik und Außenpolitik, Bildungspolitik und Finanzpolitik, Frauenpolitik und Sozialpolitik – alles piepegal, alles keine Frage, jedenfalls alles ohne Relevanz für die Sonntagsfrage.

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Digitale Gesellschaft: Markus Beckedahl startet Internet Greenpeace

Am Mittwoch startet Netzpolitik-Gründer Markus Beckedahl ein neues Projekt: Digitale Gesellschaft wird eine neue Bürgerrechtsorganisation.

An der Idee arbeitet Markus schon länger. Jetzt ist es endlich soweit. Spon berichtet.

“ Eine Electronic Frontier Foundation für Deutschland? Ganz so weit würde Netzpolitik-Gründer Markus Beckedahl nicht gehen. Er plant eine Organisation namens “Digitale Gesellschaft”, die zwar auch für Bürgerrechte und kluge Politik im Netz streiten soll – aber in kleinerem Rahmen.“

Es gab in den vergangenen Jahren immer wieder Versuche, eine solche Organisation zu gründen.Und ein paar, wie zum Beispiel FoeBuD, gibt es ja auch schon. Ihr Nachteil: Sie drangen nie in das Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit. Das wird Markus Beckedahl der mit Netzpolitik den wohl relevantesten Blog des Landes im Rücken hat, sicher gelingen. Also: Viel Glück.

letzte Woche / diese Woche (kw15)

„Sei billig und rede darüber!“ – neuer Slogan für Energiekonzerne und Telekommunikationsanbieter

Nachdem in letzter Zeit verstärkt zu beobachten war, welch eine merkwürdige Verbindung Journalismus und Politik eingegangen sind, habe ich einmal mehr mein Glück gepriesen, keinen dieser beiden Berufswege 100%ig eingeschlagen zu haben. Man wird ja auch so schon genug die Person, die man früher nie besonders mochte.

Ändern Politiker oder Parteien mal ihre Linie oder ist die Logik ihrer Verlautbarungen mal nicht stringent in ihrer Vereinfachung für die Schnellschuss-Meinungsbildner in der Bevölkerung, schreit der journalistische Schreibtischhengst „Verrrbottten!!!“ Erzählen aber alle immer denselben Quatsch und gibt es permanent – am besten täglich – eine wohl angemessene Dosis an Realitätsumdeutung für die vierte Macht im Staate in die Äther zu streuen, dann fühlt sich der Verlagscharge froh und sicher in seiner Rolle. Und: Die Blätter, die Volksparteien, bestimmten Traditionslinien etc. zugeneigt sind, haben das Recht der Unkritisierbarkeit einzelner Angestellter auf ihrer Seite. Kritisieren Sie mal z.B. Hans-Ulrich Jörges in einer dieser Talkshows! Das geht ja gar nicht, das ist ja als hätten Sie die Meinungsfreiheit an sich angegriffen! Dabei schreibt der doch auch nur so, wie es seinen Scheffen gefällt. Ich mein: Wenn Sie Bäcker sind oder Designer, dann setzen Sie doch auch um, was Ihnen mal in den Kopf getrichtert

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Zwischennutzung: Dortmunder Museumsbau sucht Nutzer

Das Museum am Ostwall steht leer. Und wie es künftig genutzt werden soll ist noch offen. Interessierte sollten ihre Ideen und Ansprüche anmelden.

Im vergangenen Sommer, wir hatten gerade die Reihe Zwischennutzung begonnen, bekamen wir die Gelegenheit, einmal das damals schon fast leere Museum am Ostwall zu besuchen.

Zugegeben, von aussen macht es nichts her: Mit seinen gelben Kacheln sieht es aus wie eine Realschule aus den 60ern. Innen ist es aber ein Gebäude mit sehr viel Charme. Ursprünglich stammt es aus dem 19. Jahrhundert und war einmal der Sitz des Oberbergamtes. An ein paar Stellen kann man am Fußboden noch alte Kacheln erkennen. Damals ahnte niemand, dass das Museum im Winter noch einmal geöffnet werden würde – Die Initiative für ein Unabhängiges Zentrum Dortmund (UZDO) konnte es als Ausstellungs- und Diskussionsraum nutzen. Das Gebäude ist Ausstellungsgebäude und zu viel mehr als Ausstellungen kan man es auch nicht nutzen. Es gibt noch ein paar Büroräume, eine Empfangshalle mit schlechter Aktustik – das wars.

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Der Ruhrpilot

Kultur: Zwei Lolas für Dortmunder Filmemacherinnen…Ruhr Nachrichten

Energie: Atomkonzerne stoppen Zahlungen für Ökofonds…Spiegel

Umland: Neonazi-Gegner demonstrieren gegen rechten Aufmarsch…T-Online

Verkehr: Bahn und VRR vor Durchbruch bei neuem Verkehrsvertrag…Der Westen

NRW: WestLB: Warnung aus Brüssel…Welt

NRW II: Neue Heimat für den Wendehals…Welt

Ruhrgebiet: Adolf Winkelmann wird 65…Der Westen

Loveparade: Opfer fordern Hunderttausende Euro Schmerzensgeld…Der Westen

Essen: Bedenkliche Bilanz beim Bildungs-Euro…Der Westen

Umland II: Kaffeeklatsch bei den Hausbesetzern…Welt

Medien: Gazelle-Magazin – Da geht doch noch was!…Spiegelfechter

Medien II: Sky Go wurde aus dem AppStore von Apple genommen…Pottblog

Internet: Kriege der Weltgeschichte visualisiert…Netzpolitik

Atomkraft: Ökologie in der Größe eines Preisschilds…Weissgarnix

Atomkraft II: Zwölf Aphorismen zur Kernenergie…Zoom

Atomkraft III: Beim Atomausstieg voRWEggehen…Frontmotor

 

Facebook: Wer hat an der blauen Uhr gedreht?…2.0

Aufstand in Syrien: Assads Terror gegen die Zivilbevölkerung

Baschar al-Assad, Foto: Ricardo Stuckert via Wikipedia

Das ist Baschar al-Assad, Nachfolger seines im Juni 2000 verstorbenen Vaters Hafiz al-Assad im Amt des Präsidenten Syriens, der dies seit 1971 bekleidete. Nach seiner Amtsübernahme galt Baschar zunächst als Reformer, zumal er tatsächlich eine Reihe von neuen Freiheiten in Syrien ermöglicht hatte („Damaszener Frühling“). Doch schon im Januar 2002 nahm der junge Assad all diese Freiheiten zurück und ließ etliche Intellektuelle und kritische Parlamentarier nach Schauprozessen einsperren. Seither ist – wie seit vierzig Jahren – in Damaskus wieder Winter, der „Damaszener Winter“. Und Assad ist fest entschlossen, alles dafür zu tun, dass dies auch im jetzigen „arabischen Frühling“ so bleibt.

Zunächst wurde angenommen, der im Westen ausgebildete Baschar al-Assad sei im Grunde reformwillig, werde jedoch von der sog. „alten Garde“ der Militärkameraden seines Vaters an der Umsetzung einer liberaleren Politik gehindert. Doch die damit verbundene Hoffnung auf bessere Zeiten erwies sich alsbald als Illusion, spätestens nachdem aufgefallen war, dass Assad die ersten Jahre seiner Regentschaft konsequent dazu genutzt hatte, die „alte Garde“ nachhaltig kalt zu stellen.

Nun müsste die Frage eigentlich nicht sonderlich interessieren, ob der Präsident nur eine Marionette einer Militärjunta ist, oder der Diktator ein Despot ist, der in hohem Maß persönlich für sein Terrorregime verantwortlich zu machen ist. Doch solcherlei Einwand sähe von zwei Umständen ab, von denen nicht abzusehen ist. Erstens präsentiert sich Baschar al-Assad stets als wohlerzogener Politiker, ganz im Gegensatz zu seinem Vater, der schon auf den Fernsehbildern den Eindruck rüberbrachte, dass man sich

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Essen auf dem Weg zu Kik-Stadt

Wie sich ein Einkaufszentrum auf eine Innenstadt auswirkt, kann man gut in Essen sehen. Die Entwicklung der Innenstadt zeigt: Ihren Ruf als Citykiller haben sich die Malls redlich verdient.

Glaubt man der Essener Wirtschaftsförderung (EWG) und der WAZ erlebt die Essener Innenstadt zur Zeit einen bemerkenswerten Aufschwung. Gerade zu segensreich scheint sich das Einkaufszentrum Limbecker Platz auszuwirken.

„In den innerstädtischen Fußgängerzonen hat sich die Nachfrage für Ladenlokale deutlich belebt, wie die EWG – Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH registriert. Die

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