Der Ruhrpilot

NRW: Gefährliches Spiel mit Neuwahlen…Welt

Japan: Fukushima-Lageübersicht der IAEA…Frontmotor

Libyen: Luftschlag stoppte Panzertreck vor Bengasi…Spiegel

NRW II: Ohne Bewegungsspielraum…Post von Horn

NRW III: Ingo Wolf attackiert „Rot-Rot-Grün“…Kölnische Rundschau

NRW IV: Auf den Spuren des jüdischen Lebens…Kölnische Rundschau

Ruhrgebiet: Wiedersehen mit Emscherkunst 2013…Schmidts Katze

Bochum: Große Kundgebung in der Innenstadt…Der Westen

Bochum II: Großdemo gegen Atomkraft…Ruhr Nachrichten

Dortmund: 10 Jahre DJ Firestarter…Ruhr Nachrichten

Dortmund II: Bewegende Momente im Westfalenstadion…Pottblog

Dortmund III: „Brückstraße ist ein besonderes Biotop“…Der Westen

Duisburg: Rot-rot-grünen Spuk schnell beenden…Der Westen

Gelsenkirchen: Anti-Atom Flashmob…Gelsenkirchen Blog

Essen: Equitana endet mit leichtem Minus…Der Westen

Umland: Nazis scheitern knapp an 5 Prozent…taz

Umland II: California here I come I…Zoom

Über 1500 auf Anti-Atom Kundgebung in Bochum

Am Tag neun der Reaktorkatastrophe fand in Bochum erneut eine Kundgebung gegen Atomkraft statt. Über 1500 Menschen versammelten sich  auf dem Rathausplatz.

Über 1500 Menschen demonstrierten heute Mittag ab 13.00 Uhr auf dem Rathausplatz in Bochum gegen Atomkraft und gedachten der Opfer der Reaktorkatastrophe in Japan. Aufgerufen zu der Kundgebung hatten die Gewerkschaften.

Es war eine ruhige, würdige Veranstaltungen. Störungen, wie von der MLPD bei der Mahnwache am vergangenen Montag, gab es nicht. Ohnehin hielten sich die Parteien zurück. Anti-Atom Fahnen und selbstgemalte Transparente  bestimmten das Bild.

Bochum Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz (SPD) forderte in einer Rede die Bundesregierung auf, „eher schneller als langsamer“ aus der Atomkraft auszusteigen. Sie erinnerte an die 70 in Bochum lebenden Japaner und die Partnerschaft der Ruhr Universität mit der Hochschule in Fukushima.

Heute, sagte Scholz, sei eine Stunde der Trauer und der Demut. Über die Beteiligung der StadtBochum am Stromkonzern RWE, der auch Kernkraftwerke betreibt, sagte sie nichts. Auch zum Kauf von Steag-Anteilen durch die Stadtwerke, die auch im Nuklearbereich tätig ist fiel kein Wort. Und auch nicht darüber, dass die Stadtwerke noch immer fast 20 Prozent Atomstrom nutzen. Aber das wäre ja nicht demütig gewesen, sondern politisches Handeln.

Das Bochumer Anti-Atomplenum ruft zusammen mit vielen anderen Gruppen und Initiativen am morgigen Montag, 21. März um 18.00 Uhr zu einer Anti-Atom-Mahnwache am Bochumer Hauptbahnhof auf. Wegen der gleichzeitig eintreffenden Fußballfans zum Spiel des VfL Bochum gegen Energie Cottbus wird die Mahnwache auf der anderen Straßenseite, also am Ende der Huestraße stattfinden.

letzte Woche / diese Woche (kw12)

In der letzten Woche hat der Netzweltwutbürger mal wieder mehr genervt als so manche politische Entscheidung in Deutschland. Das ist eine bedenkliche Entwicklung.

Der Netzweltwutbürger arbeitet sich nämlich immer an konkreten Personen ab: Der Verteidigungsminister. Der Außenminister. Der Premierminister. Und das könnte in manchen Fällen sogar zu interessanten Fragestellungen führen, wenn der Netzweltwutbürger nämlich einmal die Beziehungen zwischen diesen Leuten überdenken und noch etwas Weiteres bedenken würde, was er meist verdrängt, weil er sich sonst nicht selbst inszenieren kann: Politiker wissen vieles früher als der Medienkonsument.

Auf einer ganz netten Geburtstagsparty gestern gab ich zum Beispiel zum Besten, zu Guttenberg (oder jemand anderes) könnte ja dieses Doktortitel-Ding als eine Art Ausstiegsszenario selbst permanent parat gehabt haben. Und dann fiel mir ein: Westerwelle steht für das „Nein“ zum Libyen-Einsatz und zu Guttenberg muss sich weiter mit Afghanistan herumschlagen? Das wäre doch – in einer Parallelwelt sozusagen – eine spannende Vorstellung. Denken Sie doch einmal kurz darüber nach, wenn Sie mögen.

Und weiter: Denn natürlich ist einschlägigen Kreisen bekannt, dass die U.S.A., Frankreich und Großbrittanien schon länger diese National Front for the Salvation of Libya (oder whoever) unterstützen. Pikanter Weise tun dann auch noch die von Al-Qaida so, als seien sie auch auf Seiten der Revolution, Demokratiebewegung, der Rebellen, blabla in Libyen. In Afghanistan also gerüchteweise gegen, in Libyen mit Al-Qaida zusammen operieren? Tja, Stellvertreterkriege haben etwas Merkwürdiges, vor allem wenn permanent verschiedenste Player aufgebaut und dann wieder niedergeknüppelt werden. Und das kommt natürlich dem Couchpotato in ständiger Pogromstimmung entgegen. Panis et circenses. Sweet bird of truth. (Schade, dass F.S.K. in Düsseldorf nicht „Patrona Namibiae“ gespielt haben. Kann ich Ihnen nun leider nicht verlinken. Ist aber auf „Son of Kraut“.)

Die anscheinend von Allmachtphantasien geplagten Netzweltwutbürger fühlen sich also für alles zuständig. Aber zum Glück zählen Taten und nicht Worte. Also verwandeln sich diese Menschen schnell mal in Unterstützer von Kriegsparteien, die vielleicht sogar gegen ihre Interessen operieren. Ob dann in punkto Intervention und Diplomatie, wie so oft, auch mal einer Rollenverteilung „good cop – bad cop“ gemäß operiert werden könnte – was die EU mittlerweile gut unter sich alleine kann – das ist diesen Leuten egal. Sie schämen sich neuerdings vorgeblich lieber, Deutsche zu sein, wenn Deutschland nicht bombt. Bahrain? Elfenbeinküste, etc.? Kann man sich nicht mit produzieren, wie unpopulär! Aber eigentlich müsste man da überall mal für Orrrdnung sorgen, mit der neuen Berufsarmee, denn dafür ist die ja da? Da geht im Kopf einiges schief.

Zählt man dies und jenes zusammen und nimmt die Tatsache hinzu, dass natürlich auch mit Libyen Diplomatie betrieben wurde in den letzten Tagen, dann sollten m.E. sogar Zweifel bestehen, ob das ganze Waffengeklirre überhaupt so eindeutig in zwei klare Kriegsparteien aufzuteilen ist. Aber auch das ist den Pogromfreunden egal. Sie wollen ihre Söhne, Töchter und Nachbarn anscheinend vor allem im Krieg sehen. With a hard-on for war.

Welcher Rassismus (als Post-Kolonialismus) darin immer noch steckt, diese „Primitiven da unten“ vor allem als Rohstofflieferanten zu betrachten, die erst einmal „unser Niveau“ erreichen sollen! Und erst wenn „die da unten“ dann mal ihren Berlusconis und Sarkozys und Obamas und Westerwellemerkelgabrielkünastgysis so glauben, wie es der Netzweltwutbürger tut, erst dann sind sie demokratiefähig, ne? Und so schützt man auch Israel am besten? Herzlichen Glückwunsch! Ich freue mich auf einen Sommer, in dem ich mich nicht ansatzweise als Kriegspartei fühlen muss. Wer das lieber anders hat, bitteschön. Sie sichern ja nur klug argumentierend und mit ein wenig Verve den zukünftigen Lebensstandard in Europa und wählen ja auch an der Tankstelle immer die richtige Sorte, ne? Danke, ich komme auch gut zu Fuß klar, mir wird es schon nicht schlechter gehen. Schönen Sonntag!

Reisefotos: Jens Kobler (feat. u.a. F.S.K. im zakk)

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Stand-up trifft Klesmer: Jüdisches (er)leben

Heute beginnen in Nordrhein-Westfalen die Jüdischen Kulturtage. Nicht weniger als 500 Veranstaltungen werden rund um das diesjährige Motto „jüdisches [er]leben“ bis zum 17. April angeboten. Darunter finden sich Lesungen mit hochkarätigen Autoren wie Louis Begley und Rafael Seligmann, Auftritte von Stand-up-Comedian Oliver Polak sowie Themenabende mit dem vielversprechenden Titel „Happy Hippie Jew Bus“.

Bereits zum vierten Mal finden die Kulturtage in Deutschlands bevölkerungsreichstem Bundesland statt. Nahezu ganz NRW beteiligt sich an dem Programm. Alles in allem sind 52 Städte und 14 jüdische Gemeinden mit eigenen Veranstaltungen vertreten. Einen Schwerpunkt bildet dabei das Angebot aus den Gebieten Musik, Film, Bildende Kunst, Literatur, Tanz und Theater. Ein zweiter Themenkomplex der Kulturtage sind die zahlreichen Begegnungsprojekte. Sie sollen das Judentum einem nichtjüdischen Publikum näherbringen. So bieten etwa die Gemeinden in Essen, Herford und Mönchengladbach kostenlose Synagogenführungen an, in deren Rahmen Gemeindevertreter in jüdische Religion, Bräuche, Rituale und Feste einführen. Darüber hinaus wird der Journalist Michael Wuliger in mehreren Lesungen aus seinem ebenso witzigen wie bissigen Buch „Der koschere Kgnigge. Trittsicher durch die deutsch-jüdischen Fettnäpfchen“ vortragen.

Ein Blick in das Programm verrät, dass der Fokus der Kulturtage bewusst auf der Gegenwart zugewandter Themen liegt. In Köln beispielsweise trifft mit dem Liedermacher Hanjo Butscheidt jüdischer Charme auf Kölsche Lebensart; in Gelsenkirchen gibt es gleich an vier ganzen Tagen die Gelegenheit, die traditionelle, aber auch moderne aschkenasische und sephardische Küche kennenzulernen. Zwar soll auch dieses Mal eine ganze Reihe von Auftritten der obligatorischen – zumeist mit Nichtjuden besetzten – Klezmer-Bands ein authentisches Bild vom Judentum vermitteln. Doch angesichts der zum Teil ideenlosen Programme in den Vorjahren und der leeren Kassen in Nordrhein-Westfalen ist den Veranstaltern ein großes Kompliment zu machen. Ihnen ist es gelungen, die Erinnerung an die Opfer der Schoa wachzuhalten, ohne das heutige Leben der Juden in der Bundesrepublik aus dem Blick zu verlieren.

Man müsste schon den österreichischen Spötter Karl Kraus bemühen, um auch hier das viel zitierte Haar in der Suppe zu finden. Denn angesichts des prallen Programmkalenders der Kulturtage fragt man sich unweigerlich, wo man, um mit ebenjenem Kraus zu sprechen, nur all die Zeit hernehmen soll, so viele Veranstaltungen nicht zu besuchen. Jede Entscheidung für einen Abend ist zwangsläufig eine Entscheidung gegen mehrere andere, nicht weniger interessante Termine. Für die Schirmherren der Kulturtage, NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Zentralratspräsident Dieter Graumann, könnte es indes keine schönere Beschwerde geben.

Fällt der Kulturherbst 2011 für freie Träger und Projekte in NRW aus?

Dieter Gorny, ECCE

Große Verunsicherung beim Grünen-Kulturratschlag im NRW-Landtag am Freitag – Erste Rufe nach einem Notfallplan – Bekommt ECCE im Ruhrgebiet mehr Einfluss?

Eingeladen hatten die Grünen im Landtag die Kulturszene NRWS zur Diskussion um den Kulturetat des Mix-Ministeriums für Kinder, Jugend, Familie, Kultur und Sport (MFKJKS). Geplant war sicher, am letzten Freitag über den Kulturhaushalt insgesamt, aber auch Schwerpunkte, Perspektiven und mögliche Umverteilungen zu diskutieren. Doch die Entscheidung des Landesverfassungsgerichts NRW zum Nachtragshaushalt 2010 und die Frage danach, ob und wann NRW in diesem Jahr überhaupt einen verfassungskonformen Haushalt verabschieden dürfte, interessierte die meisten Teilnehmer des Ratschlags sichtlich mehr.

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Ein Text über Sarkozy (mit und ohne Fußnoten)

Foto: Wikipedia (א)

Frankreichs Präsident Sarkozy sorgt für Riesen-Ärger in Berlin. Nicolas Sarkozy will sich als Macher in der Libyen-Krise inszenieren. Die auf Betreiben Frankreichs mit britischer Unterstützung gefasste UN-Resolution ist für Sarkozy ein Erfolg, der auch dazu geeignet ist, sein angeschlagenes innenpolitisches Ansehen aufzubessern. Es war ein großer Augenblick für Präsident Nicolas Sarkozy: die Konferenz der Chefs von 22 Regierungen und internationaler Organisationen. Nun kann Sarkozy sie alle im Elysée-Palast willkommen heißen, unter ihnen US-Außenministerin Hillary Clinton, der britische Premier David Cameron, Spaniens Regierungschef José Luisa Zapatero, der Generalsekretär der Arabischen Liga Amr Moussa und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Sarkozy liebt es, für Frankreich an der Spitze der Nationen zu stehen. Wahrscheinlich muss Nicolas Sarkozy gerade ein paar seiner Komplexe kompensieren.

Das Minderwertigkeitsgefühl etwa, bei den Revolutionen in Tunesien und Ägypten als Staatsmann mit Weltgeltung versagt zu haben. Anders sind die jüngsten Äußerungen des französischen Präsidenten nicht zu erklären: Luftangriffe auf das libysche Gaddafi-Regime zu fordern und die Rebellenregierung anzuerkennen hat mehr mit seinem Testosteronspiegel als mit logischem Denken zu tun. Es wird – in Ägypten z.B. – ganz genau registriert, wie sich Europa verhält. Man kann nicht Demokratie predigen, aber mit Diktaturen ins Bett gehen. Ben Ali etwa wurde in Frankreich jahrelang von Sarkozy hofiert und nachdem er gestürzt wurde, lässt er ihn – wie mutig – nicht nach Paris einreisen. Das ist zutiefst heuchlerisch.

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Der Ruhrpilot

Ruhrgebiet: Revierweiter Anti-Atom Protest am 2. April…Bo Alternativ

Libyen: Angriffe werden von Deutschland aus koordiniert…Welt

Energie: Gelsenwasser gegen Gasbohrungen…Welt

Bochum: Studenten und Akafö fühlen sich von Bauvorhaben überrumpelt…Ruhr Nachrichten

Bochum II: Hauptstadt der Erdwärme-Forschung…Ruhr Nachrichten

Dortmund: Hauptstadt der Zwangsvollstreckung…Der Westen

Dortmund II: Ex-BVB-PräsidentGerd Niebaum im Fokus der Ermittler…Ruhr Nachrichten

Essen: Für Betreiber vom Studio Club ist Essen der Party-Magnet…Der Westen

Umland: Vom Verschwinden der öffentlichen Zeit …Zoom

Zurück zur Natur versus Fortschritts-Faszination …

Die toten Stahlgerippe nennen sich heute Gemini oder Medusa, wie sie im Industriedenkmal „Ferropolis“ nahe der Stadt Dessau zu bestaunen sind. Es sind nur noch monumentale, tote Kulissen, denn die Zeit des Braunkohle-Abbaus ist weitgehend abgeschlossene Vergangenheit. Eine dieser Monster-Maschinen ist „Hauptdarsteller“ in einem Stummfilm aus dem Jahre 1929 – jener „Sprengbagger 1010“, ein Titel, unter dem Carl-Ludwig Achaz-Duisberg das Genre des Industriefilms idealtypisch erfüllte. Mensch, Natur, und Technik befinden sich in hier Konfrontation zueinander,  Kritik und Ästhetisierung scheinen gleichberechtigt zu sein. Einen solchen Blickwinkel favorisierte die Filmkunst in Zeiten, wo so vieles noch neu war.

Eine (Wieder-)Entdeckung ist „Sprengebagger 1010“ allemal, wie er jahrelang im Bundesarchiv-Filmarchiv Berlin schlummerte.  Ohnehin erleben Stummfilme ja ihre verdienstvolle Renaissance, seit sie nur zu gern von Orchestern aufgegriffen werden. Denn solche Live-Vertonungen eröffnen neue audio-visuelle Gesamterlebnisse, die zunehmend auch Menschen jenseits des bürgerlichen Klassikpublikums für die Welt der Sinfonik empfänglich machen. Zugleich helfen Stummfilm-Abende mit orchestraler Live-Musik, die Rezeption von Filmen von allem banal gewordenen Konsumhaften wieder zu befreien.

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