letzte Woche / diese Woche (kw10)

„Turning journalists into heroes takes some doing –
turning little liars into heroes, that’s what they’ve always done“

„Empire of the Senseless“ – Mekons

Ts, diese „Wir halten zur Opposition“-Propaganda hält echt unverdrossen an und nervt mit albernen Formulierungen: „Schüsse in Tripolis auf angeblicher Siegesfeier“ z.B. Ist da nun eine oder ist da keine Feier? Und wenn nicht, wo waren die Schüsse dann? Naja, Hauptsache Schüsse, und auf keinen Fall Sieg. Und natürlich glauben wir gern, was da über so etwas gesagt wird, zumindest offiziell. (Und genau das ist nämlich Spießertum, egal welche coolen Hobbies mensch hat.)

„Bizarre Interviews“ waren auch toll in letzter Zeit. „Bizarr“ = „Hat mit Ihrer Wirklichkeit, wie Sie sie zu leben haben, nichts zu tun!“ Na jut.
Icke liesch jedenfalls hier im Wedding in der Sonne und musste gestern über Schwaben diskutieren. Irgendwie landen da sukzessive ein paar Bekannte, während die Schwaben-Schmäh in Ultra-Preußen sogar die Macher der zitty zur Frage treibt: Sind da wirklich so viel Angsthasen und Schwaben auf dem Prenzlberg? Und das geht ja gut zusammen, wie man seit „Die sieben Schwaben“ der Gebrüder Grimm (hoffentlich) weiß.

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„In München hat man von der Kulturhauptstadt nicht viel mitbekommen“

Hans Georg Küppers war von 1998 bis 2007 Bochums Kulturdezernent. Gemeinsam mit Essens damaligen Kulturdezernenten trieb er die Kulturhauptstadtbewerbung des Ruhrgebiets voran. Seit 2007 ist er Kulturreferent in München. Er glaubt nicht, das von der Kulturhauptstadt im Ruhrgebiet viel bleiben wird+ – und erzählt, wie man auf das Ding mit der Kreativwirtschaft kam.

Herr Küppers, Sie sind seit 2007 Kulturreferent der Stadt München. War der Wechsel vom kleinen Bochum ins große München eine sehr große Umstellung für Sie?

Hans Georg Küppers: Erst einmal ist Bochum nicht so klein. In Bayern wäre es nach München und Nürnberg die drittgrößte Stadt. Und was den Kulturbereich betrifft: Bochum ist mit seinem Schauspielhaus, den Symphonikern und seiner Off-Szene keine Provinz. Aber natürlich war der Wechsel nach München eine Umstellung. Auch wenn der prozentuale Anteil der Kulturausgaben am städtischen Haushalt in Bochum ein kleinwenig mehr als in München ist, ist er absolut betrachtet in München wesentlich größer. Das Kulturangebot Münchens ist in seiner Vielfalt eher mit dem des ganzen Ruhrgebiets zu vergleichen als mit dem einer einzelnen Stadt dort. Allein die Vielfalt und Qualität der Museen und Theater hier ist beeindruckend. Und auch wenn wir in München als Kommune ebenfalls sparen müssen, ist der Druck nicht so existentiell wie in den Städten des Ruhrgebiets, die ja de Facto pleite und oftmals noch nicht einmal mehr Herr ihrer eigenen Haushalte sind.

München, eine Insel der Seeligen?

Küppers: Nein, das sicher nicht. Wir haben andere Probleme, die aus Sicht des Ruhrgebiets nahezu unvorstellbar sind. Als ich gerade ein paar Wochen in München Kulturreferent war, bekam ich Besuch von einigen jungen Musikern. Die erklärten mir, dass es sehr schwer wäre, in München an Proberäume zu kommen. Ich sagte, ich würde mich um das Problem kümmern und fragte die Schulreferentin, welche Grundschule in München als nächstes geschlossen wird. Meine Idee war, die zum Teil als Proberaumzentrum zu nutzen. Die Kollegin erklärte mir, in München würden keine Schulen geschlossen sondern neue gebaut. Die Stadt würde weiter wachsen. Und das stimmt: In wenigen Jahren werden wir hier 1,5 Millionen Einwohner statt 1,3 haben. Im Ruhrgebiet eine unvorstellbare Entwicklung, die aber auch Probleme aufwirft: Günstige Räume sind knapp in München.

Sie gehörten ja in Ihrer Zeit als Kulturdezernent in Bochum zu den Motoren der Kulturhauptstadtbewerbung. Bochum unterlag Essen seinerzeit bei der Abstimmung im Ruhrparlament mit nur einer Stimme. Was war das Ziel der Bewerbung?

Küppers: Wir haben uns mehrere Effekte erhofft: Wir wollten dem Publikum innerhalb des Ruhrgebiets zeigen, was für ein hervorragendes Kulturangebot das Revier zu bieten hat. Und wir wollten die öffentliche Aufmerksamkeit für eine Kulturhauptstadt auch dazu nutzen, das den Menschen in Deutschland und Europa zu erzählen. Das Ruhrgebiet braucht sich wahrlich nicht zu verstecken, was seine kulturelle Vielfalt betrifft, und auch die Qualität der Angebote ist hervorragend. Dann wollten wir dazu beitragen, den Zusammenhalt innerhalb des Ruhrgebiets zu stärken. Wenn Sie so wollen, den Einfluss des Kirchturmdenkens etwas zurückdrängen. Und schließlich wollten wir anderen Regionen etwas geben. Das Ruhrgebiet ist ja nicht die einzige Region in Europa, die von einem wirtschaftlichen Strukturwandel betroffen ist. Dazu gehört ja, neben wirtschaftlichen Schwierigkeiten und einer hohen Arbeitslosigkeit in der Regel ein massiver Bevölkerungsrückgang und die Frage: Was geschieht mit den industriellen Hinterlassenschaften? Mit all den Brachen und den alten Gebäuden? Wir wollten Modelle und Vorschläge erarbeiten, was man damit anfangen kann, wo die Chancen liegen – und die dann europaweit präsentieren.

Ist das gelungen? Haben Sie in München viel von der Kulturhauptstadt mitbekommen?

Küppers: Ehrlich gesagt: Nein. Ich weiß, dass mir jemand jetzt eine dicke Mappe mit Presseausschnitten vorlegen kann, aber mein subjektiver Eindruck als Leser, der sich ja sogar aus biografischen Gründen mehr für das Revier interessiert als andere, war: Im Feuilleton, sowohl in München als auch in der nationalen Presse, spielte die Kulturhauptstadt nicht die ganz große Rolle. Hängen geblieben sind vor allem die großen visuellen Ereignisse: Schachtzeichen und das Fest auf der A40. Das waren die Höhepunkte, darüber wurde überall ausführlich berichtet. Dazu kam die Loveparade-Katastrophe. Viele andere Veranstaltungen wurden, zumindest meinem Eindruck nach, nicht so wahrgenommen, wie sie es vielleicht verdient hätten.

Es waren also vor allem die Aktionen von Fritz Pleitgen, die stark wahrgenommen wurden?

Küppers: Ja. A40 und Schachtzeichen sorgten für grandiose Fernsehbilder, und die blieben hängen. Was ja etwas Gutes ist. Die übliche Berichterstattung über das Ruhrgebiet ist nicht so positiv. Menschen die fröhlich feiern, eine Autobahn zu einer Partymeile machen – das ist schon was anderes als Zechenschließungen und Arbeitslosigkeit. So schöne Projekte wie das Kooperationsprojekt der Theater im Ruhrgebiet, die Odyssee, oder auch die Touren zu den Museen der Region und auch die Symphonie der 1000 hatten es da schwer. Aber ist das die Schuld der Kulturhauptstadtmacher? Ich denke nicht. Die Kulturhauptstadt unterliegt den gewöhnlichen Mediengesetzen und vor allem das Fernsehen setzt auf Bilder. Was Feuilleton betrifft, muss man sagen, dass es ja nicht nur die Kulturhauptstadt gab. In München, Köln, Berlin oder Hamburg ging das Leben weiter, und dort gab es 2010 auch zahlreiche herausragende Kulturangebote. Und die schafften es natürlich auch ins Feuilleton. Was hat man denn von der Kulturhauptstadt Cork mitbekommen? Oder von Linz? Es ist nicht so, dass die Europäische Kulturhauptstadt ein Ereignis ist, das in der ganzen  EU gebannt verfolgt wird. Und daran kann man auch den Erfolg nicht messen. Die Besucherzahlen der Veranstaltungen waren hervorragend – und das nicht nur bei den Schachtzeichen und auf der A40. Das Feuilleton und die internationale Aufmerksamkeit sind nur ein Maßstab, nicht der Maßstab. Ich glaube, dass viele Ruhrgebietler heute einen anderen Blick auf ihre Region haben. Viele werden erst jetzt gemerkt haben, welche kulturelle Vielfalt das Ruhrgebiet bietet. Und es kam auch Publikum in die Region, das noch nie da war. Zum Beispiel der Münchner Kulturausschuss.

Und die Damen und Herren waren beeindruckt?

Küppers: Ja, waren sie. Viele waren – das kennt ja der Ruhrgebietler – davon überrascht, wie grün das Revier ist. Aber vor allem Gebäude wie die Jahrhunderthalle oder Zollverein fanden viele sehr beeindruckend. So etwas gibt es in dieser Größenordnung ja sonst nirgendwo in Deutschland. Das ist schon einzigartig und wird auch so wahrgenommen.

Sie sagten, eine Idee der Kulturhauptstadt war es, Konzepte zu entwickeln, wie man mit den Folgen des demografischen Wandels oder alten Industriebrachen umgehen kann. Ist die Kulturhauptstadt diesem Anspruch gerecht geworden? Immerhin wurden ja Projekte wie „Land for Free“ schon frühzeitig gestoppt.

Küppers: Für das Aus von Projekten wie Land for Free mag es gute Gründe gegeben haben, bedauerlich ist es trotzdem. Im Idealfall hätte das Ruhrgebiet etwas entwickelt, von dem zum Beispiel Lille und die ehemalige nordfranzösische Bergbauregion auch etwas gehabt hätte. Wie man mit Schrumpfungsprozessen umgeht, wie man sich die Chancen erarbeitet, die da für eine Region entstehen, das wäre schon sehr spannend zu sehen gewesen. Diesem Anspruch ist die Kulturhauptstadt leider nicht gerecht geworden. Das war eine Chance, die nicht genutzt wurde.

Mit Dieter Gorny hatte eine Kulturhauptstadt erstmals einen eigenen Direktor für das Feld der Kreativwirtschaft. Von ihr sollten starke wirtschaftliche Impulse für das Ruhrgebiet ausgehen.

Küppers: Das war nach meiner Zeit im Ruhrgebiet. Ich hatte aber immer meine Zweifel, dass die Kreativwirtschaft eine erhebliche wirtschaftliche Rolle im Ruhrgebiet würde spielen können, das heißt die vielen tausend Arbeitsplätze ersetzen könnte, die im Revier verloren gegangen sind. Aber die Details kenne ich nicht, und ich möchte auch keine Kollegenschelte betreiben. Wir haben damals die Kreativwirtschaft mit aufgenommen, weil sie zum Thema geworden ist. Vor allem im angloamerikanischen Raum wurde darüber ja schon vor fünf bis sechs Jahren diskutiert. Die Entscheidung für die Kreativwirtschaft als Thema für die Kulturhauptstadt hatte aber auch einen ganz praktischen Grund: Wir wussten, dass wir einen sehr engen finanziellen Rahmen haben würden – auch ohne die Krise, die dann ja alles noch schwieriger machte. Über das Thema Kreativwirtschaft wollten wir auch die Wirtschaftsförderer dazu bewegen, sich bei der Kulturhauptstadt zu engagieren. Das hat wohl auch gut funktioniert.

Kritik gab es auch, weil beispielsweise die großen Aufträge trotz der postulierten Begeisterung für die Kreativwirtschaft der Region beispielsweise an Agenturen aus Hamburg gingen.

Küppers: Mit solchen Vorwürfen muss man vorsichtig sein. Wir haben in Europa aus guten Gründen ein sehr strenges Vergaberecht. Da kann so etwas vorkommen.

Wäre es denkbar, dass, wenn München Kulturhauptstadt wäre, eine Agentur aus Hamburg Leitagentur werden würde?

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FC Bayern in der Krise, van Gaal vor dem Rauswurf, spannenderer Fußball an der Ruhr

Louis van Gaal - Foto: Paul Blank (via Wikipedia)

Seit dem 1. Juli 2009 wird der FC Bayern München von Louis van Gaal trainiert. Nach etwas holprigem Beginn stand der Holländer am Ende der Saison mit der Meisterschale und dem DFB-Pokal da. In der Champions League wurde immerhin das Finale gegen Inter Mailand erreicht. Dies ging zwar mit 0:2 verloren; dennoch konnte sich die Bayern-Bilanz des ersten Jahres van Gaal sehen lassen. Das „Double“ aus Meisterschaft und Pokalsieg geschafft, am „Triple“ nur knapp gescheitert. Im Sommer 2010 herrschte in Bayern Freudentaumel.
Gegenwärtig tritt der FC Bayern in der Champions League abermals gegen Inter Mailand an. Das Achtelfinale wurde im Hinspiel mit 1:0 gewonnen. Doch das Rückspiel in Mailand steht noch aus, und die Bayern befinden sich in einer schweren Krise. Drei Pflichtspiele gingen in den letzten acht Tagen verloren. Und was für welche! Letzten Samstag die Heimniederlage gegen den Tabellenführer aus Dortmund, womit die letzte Hoffnung auf den Titel endgültig begraben werden konnte. Am Mittwoch dann – ebenfalls zu Hause – von den Schalkern aus dem Pokal gekickt, und gestern die Niederlage in Hannover.
Ausgerechnet gegen Hannover, dem direkten Tabellennachbarn, wodurch die Qualifikation der Münchener für die Champions League erheblich gefährdet ist. Im Falle eines Scheitern bliebe zwar noch die Europa League als internationaler Wettbewerb – allerdings von minderer Bedeutung, in dem – jedenfalls in der Vorrunde – nur wenig bis gar kein Geld zu verdienen sein soll. „Wenn ich spüre, dass die Champions-League-Qualifikation in Gefahr ist, dann werde ich unruhig“, erklärte Uli Hoeneß schon vor sechs Wochen. Spätestens gestern wird der Bayern-Präsident das ganz deutlich gespürt haben. „Man muss handeln und nicht reden“, so Hoeneß. Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender der FC Bayern München AG, will „erst einmal eine Nacht darüber nachdenken“. 

Für den Sonntag Vormittag ist eine Pressekonferenz angekündigt, ein recht sicheres Zeichen dafür, dass die Ära van Gaal bei den Bayern zu Ende ist. Günter Netzer ist zugute zu halten, dass er von dem Termin noch nichts wusste, als er sich in der Bildzeitung „fest davon überzeugt“ zeigte, dass van Gaal einstweilen bleiben könne. Doch die Bayern-Niederlage in Hannover war ihm sehr wohl bekannt, und die „Gesetze“ des Profifußballs kennt Netzer wie kaum ein anderer. Dennoch ist es unwahrscheinlich, dass er Recht behält. Alles deutet darauf hin, dass van Gaal gehen muss.
“Die Bosse diskutieren intensiv über die Entlassung“, erfährt man in der Bildzeitung, die mit der Schlagzeile „Trainer-Wechsel bringen doch was“ eine klare Ansage macht. Über einige Namen wird spekuliert, es zeichnet sich jedoch noch kein Nachfolger ab. Zumal ihn eine unangenehme Aufgabe erwarten dürfte, ist doch der Erwartungsdruck in München noch weitaus höher als anderswo. Es bleiben zwar noch neun Spiele, um den Fünf-Punkte-Abstand auf Hannover wieder wettzumachen. Doch eigentlich galt der zweite Platz als „Minimalziel“, und Leverkusen überholen zu wollen, wäre schon recht ambitioniert. Was die Niedersachsen betrifft: gestern haben die Bayern in Hannover verloren – und zwar „verdient“, als die klar schlechtere Mannschaft.
Louis van Gaal ist wirklich „ein großartiger Trainer“ (Netzer); immerhin ist ihm in München gelungen, die über Jahrzehnte rein ergebnisorientierte Spielweise auf einen attraktiven Offensivfußball umzustellen und damit sogar Sympathien für die im Lande wenig geschätzten Bayern zu gewinnen. Er hatte auf junge Spieler aus der eigenen Jugend gesetzt (Müller, Badstuber) und dafür etablierte internationale Stars ausgemustert. Insofern ist der vermutliche Rauswurf bei den Bayern ein Verlust für die Liga.

Doch wir müssen uns nicht allzu große Sorgen machen. Eben weil Louis van Gaal ein sehr guter Trainer ist, droht ihm nicht das Schicksal der Dauerarbeitslosigkeit. Vor allem aber, weil auch andernorts gezeigt wird, dass Angriffsfußball nicht nur attraktiver ist als ergebnisorientiertes Ballgeschiebe, sondern auch erfolgreicher. In Mainz zum Beispiel der Thomas Tuchel. Und Jürgen Klopp, ohnehin ein Sympathieträger, wird mit Dortmund Meister. Schwer zu sagen, welchen Weg der FC Bayern gehen wird, ob van Gaals Nachfolger auch weiterhin ansehnlichen Fußball spielen lassen wird. Die Münchener werden auch nach dem jetzigen Einbruch das Maß aller Dinge im deutschen Fußball bleiben. Mit dem Etat der Bayern kann kein anderer Verein konkurrieren.
Doch gegenwärtig finden die spannenderen Geschichten Fußball-Deutschlands an der Ruhr statt. Borussia Dortmund dürfte sich die deutsche Meisterschaft nicht mehr nehmen lassen. Das Pokalendspiel bestreiten der FC Schalke 04 und der MSV Duisburg, und der VfL Bochum hat nach wie vor gute Chancen, in die erste Bundesliga zurückzukehren. Das Ruhrgebiet ist die Hauptstadt des deutschen Fußballs.

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Der Ruhrpilot

NRW: Widerstand gegen Öko-Revolution…Der Westen

NRW II: Bezirksregierung ändert Informationspolitik bei Gasbohrungen…Ruhr Nachrichten

Ruhrgebiet: Schachtzeichen sollen wiederkommen…Ruhr Nachrichten

Ruhrgebiet II: Mieter-Interessen-Gemeinschaft THS & Evonik sorgt sich um Immobilienverkauf…Der Westen

Bochum: Protest gegen NPD-Zentrale…Bo Alternative

Dortmund: Fünf Nordstadthäuser stehen im Fokus…Der Westen

Duisburg: Warten auf das Eurogate im Innenhafen…Der Westen

Essen: Parteien üben Kritik am Fahrplan zur Messe-Rettung…Der Westen

Umland: Grüne Ausländerfeindlichkeit in Kreuzberg…Frontmotor

Guttenberg: Der Ölprinz…Coffee & TV

Guttenberg II: Deutschlands dümmste Demo…Münchenblogger

Ägypten: Eine Deutsche in Ägyptens Revolution…Welt

Nazis wichen von Dortmund nach Bochum aus

Die eigentlich für heute angekündigte Nazikundgebung in Dortmund fiel aus. Stattdessen verschlug es ein kleines Grüppchen Rechtsradikaler nach Bochum.

Wie das Dortmunder Antifa Bündnis (DAB) berichtet, haben die Nazis ihre für heute geplante Kundgebung in Dortmund kurzfristig abgesagt. Sie wichen nach   Bochum aus:

Während die NPD in Dortmund vor allem gegen Asylbewerber_innen und Migrant_innen hetzen wollte, wählte sie in Bochum eine Moschee als Ziel ihrer Anfeindungen. Mit Plakaten aus dem letzten Wahlkampf posierten etwa 20 Anhänger_innen der neonazistische Partei am Hauptbahnhof und forderten ein Verbot von Minaretten in Deutschland.

In Dortmund kamen trotzdem Demonstranten zu angekündigten Gegenkundgebung. Sie blieben, bis klar war, dass die Nazis nicht nach Dortmund kommen würden.

Närrische Tage: Deutsche im Verkehr mit 10 Vol. % Alkohol

Die närrischen Tage haben begonnen.
Gestrandete Zugreisende erklärten am Freitag auf dem Bahnsteig in die Fernsehkameras, sie hätten bis heute nicht verstanden, warum überhaupt gestreikt werde. Angesichts des relativ hohen Empörungsgrades verbieten sich sämtliche Zweifel an diesen Einlassungen. Zumal es tatsächlich nicht ganz so einfach ist zu verstehen, warum die Lokführer streiken. Etwas leichter verständlich war da schon die am Donnerstag in sämtlichen Nachrichten verkündete Meldung, dass die Gewerkschaft der Lokführer streikt. Hätten die heutigen Bahnreisenden schon einmal diese Nachricht verstanden – also die, dass am Freitag gestreikt wurde, hätte ihnen dieses Wissen einige Unannehmlichkeiten ersparen können. Auch der Frage, warum gestreikt wird, hätten sie sich mit etwas mehr Gelassenheit nähern können.
So wie es aussieht, werden die Streiks in der kommenden Woche fortgesetzt. Dann werden wieder Kameras auf den Bahnsteigen stehen und gestrandete Zugreisende filmen, die wieder erklären werden, immer noch nicht verstanden zu haben, warum überhaupt gestreikt werde. Und dass sie jetzt aber wirklich langsam sauer würden. Närrisch. Ob am Aschermittwoch alles vorbei sein wird?

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Lammert, die CSU und der adlige Ken

Norbert Lammert

CSU-Innenexperte Stephan Mayer glaubt, Norbert Lammerts (CDU) Kritik an Karl Theodor zu Guttenberg wäre parteischädigend gewesen.  Eine fast schon absurde Verdrehung der Tatsachen.

Es gab nur wenige Christdemokraten, die sich während der Guttenberg-Affäre nicht bis auf die Knochen blamiert haben. Annette Schavan Zum Beispiel. Und Norbert Lammert. Der Bundestagspräsident und langjährige Vorsitzende der Ruhrgebiets CDU hatte die Guttenberg Affäre als einen Sargnagel für die Demokratie bezeichnet.

Ob sie diese Bedeutung hat sei einmal dahingestellt, aber auf jeden Fall hat diese Affäre der CDU im Bürgertum einen beachtlichen Reputationsverlust bescheert. Wer an einem Betrüger festhält, wer alle bürgerlichen Ehrbegriffe mit einem fröhlichen Hurra über Bord wirft, kann sich kaum als Partei der bürgerlichen Mitte bezeichnen. Norbert Lammert hat da nicht mitgemacht. Er zeigte als einer der wenigen in der CDU bürgerliche Tugenden: Er ließ sich nicht einfach in ein Kollektiv zwingen, beharrte auf Werten wie Ehrlichkeit und dem Leistungsprinzip. Was sind das noch für bürgerliche Parteien, in denen   solche Verhaltensweisen parteischädigend sein sollen? Wenn es jemanden gab, der sich parteischädigend verhalten hat, war es der adlige Ken mit der Gelfrisur.

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Morde am Frankfurter Flughafen – der Uka, die Kufar und die Mär vom Einzeltäter

Arid Uka

Am 2. März 2011 hat der 21 Jahre alte Kosovo-Albaner Arid Uka am Frankfurter Flughafen auf US-Soldaten geschossen. Zwei GI´s erlagen sofort den hinrichtungsartigen Kopfschüssen, ein weiterer ringt noch mit dem Tode. Dass nicht mehr Blut geflossen ist, lag ausschließlich daran, dass die Tatwaffe nicht völlig in Ordnung war. 

Tatzeit war kurz nach 17:00 Uhr am Mittwoch. Am Donnerstag Nachmittag (!) sickert durch, dass die Morde vermutlich politisch motiviert sind. Was wird man bis dahin angenommen haben? Unbezahlte Spielschulden? Eine Eifersuchtstat? Eine Drogengeschichte? – Wie dem auch sei. Der Täter, also Arid Uka, handelte aus islamistischen Motiven. „Der mutmaßliche Täter“ muss es heißen; denn im Rechtsstaat gilt die Unschuldsvermutung. Und deshalb „anonymisiert“ der stellvertretende Generalbundesanwalt Rainer Griesbaum – am Freitag (!) – den mutmaßlichen Täter als Arid U. und vermutet „die Tat eines radikalisierten islamischen Einzeltäters“. Schließlich hat Arid Uka dies in seinem Geständnis genau so gesagt.
Griesbaum äußerte in dieser Pressekonferenz „nur hypothetische Zweifel an der Einzeltäter-Theorie“, so der Spiegel. Zwar: „Wahre Einzeltäter sind unter dschihadistischen Attentätern selten“, weiß man dort, „aber es gibt sie. Arid U. könnte ein solcher Fall gewesen sein.“ Könnte sein, könnte aber auch nicht sein. Spiegel-Leser wissen nicht mehr.

Welt Online wusste schon am Freitag Morgen um sieben, dass man selbst nichts weiß und die Polizei leider auch nicht: „Dem ersten Anschein nach war Arid U. ihnen unbekannt. Er war weder durch Propaganda noch durch Kontakte in einschlägige islamistische Kreise aufgefallen.“ Unter diesen Umständen kann freilich – klare Sache – „den Sicherheitsbehörden kein Vorwurf gemacht werden“.
Ohnehin sollte man mit Vorwürfen vorsichtig sein, und nach dem ersten Anschein hält man am besten ganz den Mund. Oder man bringt einen Artikel mit der Überschrift „Mord mit vielen Fragen“ – wie die Welt in dem zitierten Beitrag, demzufolge „den Sicherheitsbehörden kein Vorwurf gemacht werden“ kann. 

Im Laufe des Freitags klärten sich einige der vielen Fragen auf, so dass Welt Online eine neue Frage aufwerfen konnte; nämlich diese: „Handelte der Frankfurter Islamist wirklich allein?“ Nach Ansicht des stellvertretenden WAZ-Chefredakteurs Wilhelm Klümpersteht diese These auf wackligen Beinen, da er sich bereits vor Jahren mit einem radikal-islamistischen Deutsch-Syrer getroffen haben soll. Dieser sitzt seit seiner Rückkehr aus Pakistan im Gefängnis. Überdies entdeckten die Ermittler unter den 140 Facebook-Freunden des Attentäters auch namhafte radikale Salafisten.“
Bei dem Deutsch-Syrer handelt es sich um Rami M., der in Weiterstadt bei Frankfurt einsitzt und auf seinen Prozess wegen Mitgliedschaft in der “Islamischen Bewegung Usbekistans“ wartet. „Rami M. gilt“, so das hessische Nachrichtenportal nh24, „als einer der bekanntesten Islamisten Deutschlands.“ „Zwei Freunde im Dschihad“ heißt der Bericht über Arid Uka und Rami M., der im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet seine „Aufgabe“ in der „Unterstützung des heiligen Dschihads“ gesehen hatte – mit der Aussicht auf einen „Märtyrertod“.

Arid Uka lebte eine Weile gemeinsam mit Rami M. in einem Mehrfamilienhaus. In Frankfurt hatte Uka auch Kontakt zu „Haddid“, einem gewissen Zainulabuddin N., den die Frankfurter Polizei zur Beobachtung ausgeschrieben hatte. „Es gab den Verdacht, er wolle nach Afghanistan reisen, um sich dem bewaffneten Kampf anzuschließen“, schreibt der Spiegel. In diesem Januar sei „Haddid“ von US-Truppen festgenommen, inzwischen jedoch aus Mangel an Beweisen wieder auf freien Fuß gelassen worden. 

Die Einzeltäter-Hypothese bestimmt auch jetzt noch die Berichterstattung in Deutschland, obgleich es seit Donnerstag „erste Hinweise auf einen islamistischen Hintergrund gegeben (hat). Laut Berichten des Hessischen Rundfunks, von NDR Info und dem Berliner „Tagesspiegel“ soll der Täter, der gestern zwei Menschen tötete und zwei weitere schwer verletzte, Kontakte zu islamistischen Kreisen haben. Die Medien berufen sich dabei auf Informationen aus nicht näher genannten Ermittlerkreisen, die angegeben hätten, dass sich der Angriff gezielt gegen die amerikanische Armee gerichtet habe“ (Tagesanzeiger).
Arid Uka, der Frankfurter Attentäter, hatte sich nicht allzu sehr um Konspiration bemüht. Auf Facebook, wo er den Kampfnamen „Abu Reyyen“ trug, verfasste er regelmäßig Einträge, die den Dschihad, den heiligen Krieg, preisen. Am 7. Januar 2011 bspw. stellte er diese Zeilen ins Netz:

und selbst wenn jemand zum Jihad ausrufen würde na und?
das ist nun mal teil dieser schönen religion.
man darf nun mal Kufar [Nichtmuslime, W.J.] bekämpfen wenn man angegriffen wird.
Abu Maleq [aka Deso Dogg] ich liebe dich für Allah!
 

Dies konnte den deutschen Sicherheitsbehörden freilich nicht verborgen geblieben sein. Seit mehreren Wochen sollen sie über Arid Uka informiert gewesen sein. Dass sich das Bundesamt für Verfassungsschutz dabei Arid Ukas, „Abu Reyyens“, Netz aus Facebook-„Freunden“ genau angesehen hatte, ist wenig spektakulär, im Grunde eine Selbstverständlichkeit. Sollte sich jedoch herausstellen, dass der Verfassungsschutz über fast jeden Schritt Ukas genauestens informiert gewesen wäre, könnten die Morde vom Frankfurter Flughafen den Ausgangspunkt für eine Geheimdienst- bis hin zur Staatsaffäre bilden.
Das Bundesamt, aber auch das hessische Landesamt für Verfassungsschutz haben Geheimdienstexperten zufolge Arid Uka engmaschig überwacht. Sein Festnetzanschluss, so heißt es aus Fraport-Kreisen, habe der Telefonüberwachung unterlegen, sein Mobiltelefon soll ständig gepeilt worden sein. Üblicherweise werden aus diesen Daten Bewegungsprofile erstellt, die permanent erneuert werden.
Nun wusste man ohnehin, wo sich Arid Uka aufhielt. Die Frage wäre nur, wenn auch nur einige dieser Informationen zuträfen, weshalb der Attentäter überhaupt im Sicherheitsbereich des Flughafens beschäftigt sein konnte. Sollten jedoch alle diese Informationen unzutreffend sein, die Verfassungsschutzämter also keinen blassen Schimmer davon gehabt haben, was für eine Dschihad-Hetze Arid Uka auf Facebook betrieben hatte, ergäbe sich daraus eine ganz andere Frage. 

Ich bin überzeugt davon, dass die Herren Schlapphüte über den 21-jährigen späteren Mörder bestens Bescheid wussten. Ich hätte nur noch ganz gern gewusst, was in dieser Sache warum so grandios schief gegangen ist. Die Schlapphüte werden es mir nicht sagen. Aber die Amerikaner möchten es auch gern wissen. Die Eltern der Ermordeten und die Kameraden, die New York Times und CNN, Pentagon und CIA sowieso. Deshalb, hochgeschätzte Schlapphüte, noch einmal die Frage: was habt Ihr Euch bloß dabei gedacht, einen Typen aus diesem gefrusteten, halbstarken Mördergesindel im Airport hin- und herflitzen zu lassen?! Was habt Ihr da wieder für einen ausgeklügelten Plan gehabt?! Merkt Euch eins: diese islamistischen Killerbubis sind total kaputt und unfassbar blöd. Alles noch viel schlimmer als bei Euch. Verstanden?!!!