Gänsefüßchen-Affäre: Scheiß auf den Doktor!

Nein, es kommt nicht auf einen Doktortitel mehr oder weniger an. Selbstverständlich nicht. Auf wen die magischen zwei Buchstaben so ähnlich wirken wie ein Adelstitel, der macht sich auch etwas aus Adelstiteln. Der wird nicht imstande sein zu erkennen, wie wenig edel so mancher Blaublüter agiert geschweige denn, wie viele mit akademischen Graden ausgestattete Flachköpfe mit Wort und Tat die Gegend verunsichern. Da jedoch unverkennbar auch noch das 21. Jahrhundert übervölkert ist mit Leuten, denen ein Herr Doktor allein durch seine Präsenz Minderwertigkeitsgefühle bereiten kann, und die vor einem Herrn Baron beinah vor Ehrfurcht erstarren, gleichzeitig aber dieselben Leute mit dem in modernen Demokratien üblichen Wahlrecht ausgestattet sind, sind diese Kindereien ganz so belanglos dann eben doch nicht. 

Davon abgesehen ist die politische Relevanz des Umstands, dass Guttenberg bei seiner Dissertation gepfuscht hatte, gleich Null. Afghanistankrieg, Bundeswehrreform, Skandale um zweifelhafte Männlichkeitsrituale in der Truppe – das wären eigentlich die Themen, die eine demokratische Öffentlichkeit zu beschäftigen hätten. Fairerweise muss erwähnt werden, dass diese politischen Fragen ja auch tatsächlich medial erörtert wurden und werden. Offensichtlich nicht annähernd mit der Leidenschaft, mit der Guttenbergs Schummelei gegenwärtig durchgekaut wird. Politisch an und für sich  vollkommen irrelevant; doch es lässt sich einfach nicht davon absehen, dass auch heute (noch?) die angeführte „demokratische Öffentlichkeit“ gegen die dominierenden Elemente vordemokratischen Bewusstseins wenig ausrichten kann. 

Wäre es anders, wie viele Leute würden sich einer solch strapaziösen Prozedur eines Promotionsverfahrens ohne Not unterziehen? Wie hoch wäre im Falle einer „demokratische Öffentlichkeit“, die sich auf politisch relevante Vorgänge konzentriert, die Auflage der Bildzeitung, wie viele Visits hätten dann – nur mal so als ein Beispiel – die Ruhrbarone? Warum interessieren selbst wir uns für die Glaubwürdigkeit eines Politikers, gerade so, als wenn es in einer Demokratie darauf ankäme, einem Politiker irgendetwas zu glauben? Ein offenkundig vordemokratisches Bewusstseinselement. In einer Demokratie – so sollte man meinen – tritt ein Politiker / eine Politikerin / eine Partei vor der Wahl mit einem Programm an, um dann nach der Wahl regelmäßig Rechenschaft abzulegen, sprich: sich demokratisch kontrollieren zu lassen. 

Wir glauben gar nichts; wir kontrollieren. Glaubwürdigkeit unterstellt – aus nachvollziehbaren Gründen -, dass Politiker bescheißen. Der nachvollziehbare Grund: es sind hinreichend Leute vorhanden, die sich bescheißen lassen. Ich bin darüber hinaus fest davon überzeugt, dass eine überaus große Zahl der Wähler sich bescheißen lassen will. Dies ist jedoch in der aktuellen Gänsefüßchen-Affäre nicht der springende Punkt. Und selbst wenn: der Beschiss sollte nicht so offensichtlich zutage treten, dass es selbst den romantischsten Zeitgenossen schwer fällt, sich weiterhin selbst zu bescheißen. Man will es lieber nicht so genau wissen. Und wer versteht schon etwas von den Regeln wissenschaftlichen Arbeitens – in einem Land, in dem es kein Privileg der Boulevardpresse ist, den Lesern erklären zu müssen, was eine Dissertation ist? 

Insofern wohnt, wie die Frankfurter Rundschau (FR) kommentiert, dem jetzigen Schlamassel für Guttenberg eine „tiefere Gerechtigkeit“ inne. Oder sagen wir besser, weil Gerechtigkeit ein ebenso abgründiger Begriff ist wie Glaubwürdigkeit, so dass man gar nicht wissen möchte, was wohl eine tiefere Gerechtigkeit sein könnte: der ganze Schlamassel kommt nicht von ungefähr. „Es war Guttenberg, der diesen Weg der apolitischen Selbstvermarktung – man könnte auch sagen: der Trivialisierung von Politik – betrat. Genau das fällt jetzt auf ihn zurück.“ (FR – nichts mehr ohne Quellenangabe!). 

Und weil das so ist, hilft auch der Hinweis, seine Doktorarbeit sei doch völlig schnurze, kein Stück weiter. Da kann dieser Franz Josef Wagner in der Bildzeitung flehen, so laut er will: „Macht keinen guten Mann kaputt. Scheiß auf den Doktor“. Es nützt nichts. Natürlich kann man auf den Doktor scheißen; das denkt sich auch der beknackteste Bildzeitungsleser. Aber man darf nicht bescheißen. Das machen zwar alle anderen Politiker ohne Unterlass, denkt sich der Bildzeitungsleser. Alle anderen Politiker außer Guttenberg. Der Guttenberg, der eben nicht. Genau der, das war einer mit Glaubwürdigkeit – plus Adelstitel, plus Doktortitel, hübsche Frau, süße Kinder. Und ausgerechnet der hat „seine“ Universität beschissen, alle diese hohen Herren, Damen und Herren – nur Professoren!

Die Verteidigungslinie „Scheiß auf den Doktor“ ist also völlig daneben gebaut. Thema verfehlt, setzen, sechs. Auch das Gequater von einem „politisch motivierten Angriff von ganz Linksaußen“ (CSU-Friedrich) wird nicht viel helfen – jetzt, wo die Frankfurter Allgemeine und die Neue Zürcher an der Spitze der Bewegung stehen. Auch die Mahnung um Besonnenheit, man möge doch erst einmal die Untersuchungsergebnisse abwarten, sind nichts als Tinnef: die Belege sind eindeutig, mannigfaltig, und … sie stehen im Internet. Obwohl: genau das ist es! Untersuchungsergebnisse abwarten. Na klar! Für Guttenberg wird alles davon abhängen, ob er sich „nur“ eine Rüge einfängt oder ob ihm der Doktortitel aberkannt wird. Das ist die Frage aller Fragen. 

Bleibt es bei einer Rüge, hat Merkel immerhin 2013 Ruhe vor ihm. Ist der Doktortitel futsch, haben wir alle Ruhe vor ihm. Für immer.

2010lab wir aufgepeppt

2010lab? Da war doch was. Der mediale Flop der Ruhr2010 GmbH existiert immer noch – und wird jetzt auch noch aufgepeppt.

Die Kulturhauptstadt ist zu Ende, die Reste werden abgewickelt. Nur beim 2010lab und dem European Center for Creative Economy (ECCE) geht es weiter. Dort wird sogar investiert. Das 2010lab wird grafisch überholt – natürlich von einer Düsseldorfer Agentur. Man bleibt sich ja treu. Und man hat sich offensichtlich auf die Suche nach neuen Förderquellen begeben, denn die Finanzierung der Seite ist nur bis zum Ende des Jahres gesichert. Die Überarbeitung hat einen Grund – Expansionspläne. Auf Anfrage wurde uns mitgeteilt:

Auftrag von 2010LAB.tv ist es, den Wandel durch Kultur sichtbarer zu machen – in der Metropole Ruhr und in Europa. Dadurch nimmt das Ruhrgebiet an dieser europäischen Entwicklung aktiv teil und erschließt sich neue Potentiale – wirtschaftliche wie kulturelle. Mit dem Ende des Kulturhauptstadtjahres hat sich die Grundlage dafür geändert, so dass diese Aufgabe ab 2011 naturgemäß anders umgesetzt werden muss. Ziel der Design-Anpassungen ist es daher, die Städte in Europa, die einen vergleichbaren Wandel durch Kultur erleben bzw. erlebt haben, stärker als bisher sichtbar zu machen. So wird die Metropole Ruhr als ein Treiber der Debatte stärker in anderen europäischen Städten wahrgenommen. Zu den rund 15 Autoren im Ruhrgebiet treten weitere Autoren im Ausland.

Gut, für so etwas kann man Geld aus irgendeinem Topf der Europäischen Union bekommen. ECCE ist übrigens immer noch nicht online. Zwar sitzt ECCE-Chef Dieter Gorny in allen möglichen Medien– und Internetkommissionen, aber für eine eigene Internetseite für sein Institut hat es immer noch nicht gereicht. Klick man auf www.e-c-c-e.de kommt man auf die Ruhr2010-Seite. Aber ECCE hat wohl einen neuen Kooperationspartner: Das Ruhrstadt-Netzwerk. Dessen Chef, Pleitier  Peter Krämer, will mit ECCE kooperieren. Das hat er zumindest in einer Rundmail angekündigt.

Da wächst zusammen, was zusammen gehört.

Der Ruhrpilot

NRW: Bei der WestLB könnten nur 1000 Stellen bleiben…RP Online

NRW II: Finanziell angeschlagene WestLB soll deutlich kleiner werden…Hamburger Abendblatt

NRW III: Friedrich Merz, der WestLB Millionengewinner…taz

NRW IV: Rot-Grün prüft Steuererhöhung…RP Online

NRW V: NPD nur noch ein tief zerstrittener Haufen…Der Westen

VRR: Fahrgäste sollen vorerst keine höheren Preise zahlen…Der Westen

VRR II: Sozialticket vor dem Aus…Ruhr Nachrichten

Kunst: Künstler aus dem Ruhrgebiet stellt im club parterre aus…Thüringer Allgemeine

Bochum: Selbsthilfe beim Tana Schanzara Platz…Pottblog

Bochum II: Stadtwerke zahlen dem VfL Bochum 7,5 Millionen Euro…Der Westen

Gelsenkirchen: Mieterverein warnt vor dubiosen Mieterhöhungen bei der LEG…Der Westen

Gelsenkirchen II: Regierung legt Abfalllager still…Waltroper Zeitung

Freizeit: Kaum ein Computerspieler ist süchtig…Welt

Software: Interne Dokumente des Auswärtigen Amtes zur Änderung der Open-Source-Strategie…Netzpolitik

Blogs: Zwei Jahre Sprengsatz…Sprengsatz

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Es läuft nicht gut für Guttenberg

Es läuft nicht gut für Karl Theodor Guttenberg. Hochgepusht zum beliebtesten Politiker Deutschlands schlägt jetzt das eherne Gesetz der Mediendemokratie erbarmungslos zu. Ab sofort geht es auf der Achterbahn der Politbarometer steil abwärts. Ab sofort ist Guttenberg freigegeben. Doch sind wirklich „die Medien“ schuld, dass es jetzt für das „Phänomen Guttenberg“ so knüppeldicke kommt? 

Es begann im Januar mit den drei Bundeswehr-Affären, die den Verteidigungsminister in die Bredouille brachten. Seinen exzellenten Umfragewerten konnten die beiden Todesfälle und das systematische Durchschnüffeln der Post zwar nichts anhaben. Guttenberg reagierte nichtsdestotrotz äußerst giftig, nach seinen eigenen Maßstäben also „unprofessionell“ auf die entsprechenden Anwürfe. 

Bekanntlich gehört es zum Schicksal eines jeden Verteidigungsministers, früher oder später durch den Schlamm der Komissköppe in größte Schwierigkeiten gebracht zu werden. Auch wenn Struck, seinem Vor-Vorgänger, diesbezüglich größere Unbill erspart geblieben war, fällt es schwer anzunehmen, dass Merkel diesen Aspekt außer Acht gelassen haben könnte, als sie Guttenberg auf die Hardthöhe abkommandierte. 

Nachdem all die Bundeswehr-Unstimmigkeiten dem Medienstar nichts anhaben konnten, legte letzte Woche Schäuble nach und verglich das „Phänomen Guttenberg“ mit einer dümmlichen Schlagersängerin. Es erschien wie ein Foul im üblichen Duell zwischen Finanz- und Fachminister; doch es war ein ungewöhnlich schweres Foul. Und vor allem: der Pfiff des Schiedsrichters, in diesem Fall der Schiedsrichterin, blieb aus. 

Alles noch im Rahmen des gesetzmäßigen Medien-Auf-und-Abs? Und jetzt das! Guttenberg hatte bei seiner Doktorarbeit geschummelt. Wobei dies noch recht milde formuliert ist angesichts dessen, was Andreas Fischer-Lescano heute über die Süddeutsche Zeitung ans Licht gebracht hat. Das Material, was der Juraprofessor über die Fachzeitschrift „Kritische Justiz“ vorgelegt hat, ist schlichtweg erdrückend. 

Gewiss, wir schreiben alle ab, bis dass die Schwarte kracht. Erst recht im Zeitalter von Google & Co.; doch erstens gebietet es der gute Stil, hier und da zumindest mal den ein oder anderen Satz ein wenig umzustellen. Und zweitens gelten für Dissertationen – aufgrund der magischen Bedeutung, die den zwei Buchstaben auch heute noch zugemessen werden – nun einmal etwas strengere Maßstäbe.

Guttenberg schreibt in seiner Doktorarbeit seitenweise ab, ohne die Quellen anzuführen. Obgleich er dabei sogar die Kommafehler eins zu eins übernimmt, erwähnt er das verwendete Material nicht einmal im Literaturverzeichnis. Prof. Fischer-Lescano und sein Kollege Dr. Felix Hanschmann, der sich als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bundesverfassungsgericht mit Plagiatsfällen beschäftigt hatte, sind sich deshalb ziemlich sicher, dass man Guttenberg seinen Doktortitel entziehen kann. 

Um dem Plagiatsvorwurf zu entgehen: so steht es in der Süddeutschen Zeitung. Ob Guttenberg dem Plagiatsvorwurf wird entgehen können, steht dahin. Ein Promotionsausschuss wird darüber zu befinden haben. Genau vor einem Jahr ist Dieter Jasper, CDU-Abgeordneter aus dem Bundestagswahlkreis Steinfurt III, mit einer gekauften Dissertation aufgefallen. In der Folge wurde ihm der Doktortitel aberkannt, und der Fall war erledigt. 

Bei Guttenberg liegt der Fall anders als bei Jasper. Was die Dissertation betrifft: Guttenberg hat sie nicht gekauft, sondern offenbar gefälscht. Was die Politik betrifft: Guttenberg ist eine andere Nummer als Jasper. Glaubte er jedenfalls. Glaubten wir jedenfalls. Glaubte das Volk unerschütterlich. Jetzt aber läuft es nicht gut für Karl Theodor Guttenberg. Der Ausgang ist ungewiss, der Promotionsausschuss ist der Rat der Götter. Was vor Gericht und auf hoher See gilt, gilt erst recht vor dem Promotionsausschuss und der hohen Generalität. Und vor Frau Merkel.

„Sport und Politik sind zwei unterschiedliche Welten – wenn es um Israel geht, ist oft das Gegenteil der Fall“

Foto: Assaf Yekuel
Anlässlich des dieser Tage stattfindenden Dubaier Tennisturniers erhielt ich die Gelegenheit, mit der israelischen Spielerin Shahar Peer über ihre diesjährige Teilnahme in Dubai zu sprechen, die nicht nur von der politischen Eiszeit zwischen Israel und dem Emirat überschattet wird. Denn auch aus persönlichen Gründen ist dieses Turnier für die Weltranglistenelfte keineswegs wie jedes andere. 2009 verbot der Turnierveranstalter ihr die Einreise, weil man die arabischen Zuschauer nach dem Gaza-Krieg nicht mit einer israelischen Spielerin „reizen“ wollte. Im Jahr darauf durfte sie zwar wieder teilnehmen, musste aber rund um die Uhr von 25 Bodyguards bewacht werden. Man befürchtete einen antiisraelischen Racheakt wegen eines zuvor in Dubai, mutmaßlich vom Mossad, getöteten Hamas-Funktionärs.

Shahar Peer, Sie haben in den vergangenen Jahren mit dem WTA-Tennisturnier in Dubai alles andere als gute Erfahrungen gemacht. Mit welchen Gefühlen treten Sie dort an?

Dieses Turnier ist für mich angesichts der zurückliegenden Ereignisse durchaus negativ besetzt. Als Profi muss man aber in der Lage sein, alles Negative auszublenden. Ich bin überzeugt, dass mir dies gelingen wird. Deswegen freue ich mich darauf, hier wieder sportlich auf mich aufmerksam machen zu können.

Vor zwei Jahren wurde Ihnen vor dem Turnier die Einreise nach Dubai verweigert. Die Veranstalter sagten damals, man wolle mit Ihrer Teilnahme die arabischen Zuschauer nach dem Gaza-Krieg nicht reizen …

… das war wirklich eine sehr unschöne Geschichte. Sport und Politik sind zwei unterschiedliche Welten, sie sollten nicht miteinander vermengt werden. Wenn es um Israel geht, ist leider oft das Gegenteil der Fall.

Im Jahr darauf durften Sie auf internationalen Druck hin zwar wieder teilnehmen, mussten aber rund um die Uhr von 25 Bodyguards bewacht werden. Man befürchtete einen antiisraelischen Racheakt wegen eines zuvor in Dubai, mutmaßlich vom Mossad, getöteten Hamas-Funktionärs. Wie sind Sie damals mit der außergewöhnlichen Situation zurechtgekommen?

Ich rief mir immer wieder in Erinnerung, dass diese Stimmung gegen mich nicht die Mehrheit repräsentierte. Denn ich erhielt aus der ganzen Welt auch extrem viel Zuspruch. Zudem habe ich versucht, die Situation psychologisch ins Positive zu wenden.

Wie das?

Ich sagte mir: Du wirst vermutlich gerade besser beschützt als Präsident Obama – ideale Bedingungen, um sich einzig und allein aufs Spiel zu konzentrieren!

Es scheint geholfen zu haben. Sie haben hervorragendes Tennis gezeigt und das Finale nur knapp verpasst. Hat diese Ausnahmesituation Sie womöglich sogar stärker gemacht?

Ich möchte diese Umstände nicht noch einmal erleben, aber es stimmt: Die Bedingungen haben mich angespornt. Druck kann lähmen, für mich ist er eine starke Antriebsfeder und lässt mich in der Tat stärker spielen.

Im Unterschied zu anderen Spielerinnen stehen Sie stets vor einer besonderen Herausforderung: Zu Hause erwartet man von Ihnen Siege, im Ausland polarisieren Sie, weil Sie Israelin sind. Ist es zuweilen eine Last, nie nur sich selbst, sondern immer auch den jüdischen Staat und seine Politik zu repräsentieren?

Dass die Israelkritiker bei manchen Turnieren gegen mich demonstrieren, ist mir mittlerweile egal. Und dass sich viele Israelis mit meinen Erfolgen identifizieren, schmeichelt mir mehr, als dass es mich belastet. Ich liebe dieses Land und bin stolz, es auf der ganzen Welt vertreten zu dürfen. Wir sind eine Nation, in dem der Nahostkonflikt zwangsläufig eine große Rolle spielt. Da ist es nur allzu verständlich, dass man sich über jede positive Nachricht freut und am Erfolg des anderen teilhaben möchte.

Andere israelische Prominente wie das Topmodel Bar Refaeli haben sich um den Armeedienst gedrückt. Sie nicht. Darüber versteuern Sie Ihre Einkünfte ganz bewusst in Israel. Warum ist Ihnen das so wichtig?

Wie fast alle dort möchte ich meinen Teil zum Erhalt dieses Landes beitragen. Man kann nicht nur in den Genuss der Vorteile kommen, man muss die Gesetze achten. Wenn jeder glaubte, für sich eine Ausnahme machen zu können, gäbe es Israel nicht mehr – und das wäre eine Katastrophe.

Das Interview erschien, in anderer Version, zuerst bei der „Jüdischen Allgemeinen“.

Kay Voges: „Theater, Museen und Büchereien sollten für alle kostenlos sein“

Kay Voges, der Intendant des Dortmunder Theaters, über Dortmund, falsche Zahlen und die Aufgabe des Theaters.

Es ist ein nasskalter Samstag, einer der Tage, die man am liebsten vergessen möchte und Kay Voges sitzt im Sissikingkong in der Dortmunder Nordstadt. Die letzten Wochen waren abwechslungsreich für ihn: Kurz nachdem er gute Besucherzahlen verkündet hatte, konnte er in der WAZ nachlesen, dass eigentlich keiner in sein Theater will und ein borussischer Brachialkomödiant mit einer BvB-Revue nötig sei, um das Haus zu retten. Mit den Stimmen von CDU und SPD schloss sich dem auch noch der Kulturausschuss der Stadt an. Eigentlich gute Gründe, Schnaps zu trinken, aber vor Voges dampft ein schwarzer Tee.

“Die BvB-Revue ist eine Belastung für das ganze Haus. Auch wenn sie in der Oper laufen  wird, werden wir das im Theater merken. Die Werkstätten und die Technik werden uns nicht so unterstützen können, wie es sein sollte.”

Aber ihn stört weniger die BvB-Revue, sondern das versucht wurde, sein Theater zu beschädigen, um sie politisch durchzusetzen: “Unsere Auslastung liegt bei über 84 Prozent im Januar 2011. Wir haben hart dafür gearbeitet. Was und wie über uns berichtet wurde war unfair.”

Hart arbeiten – das heißt für Voges seit Monaten eine sieben Tage Woche. Nicht nur am Theater. Er hat sich Dortmund beigebracht, sich mit der Stadt beschäftigt, das Gespräch gesucht mit Wirtschaftsförderern, Politikern und Bürgerinitiativen. “Ich will Theater für diese Stadt und ihre Menschen machen. Unser Programm muss zu Dortmund passen, muss etwas mit der Stadt und ihren Menschen zu tun haben.

Ein erster Schritt war die vielbeachtete Reihe “Stadt ohne Geld”, die unter dem Motto stand “Wer Theater will muss sagen wofür.” Es gilt auch für die Arbeit von Voges und seinem Ensemble.

“Dortmund ist eine Stadt im Umbruch, hier gibt es viele Konflikte und Probleme. Das muss im Theater spürbar sein. Wir müssen uns, wie die ganze Stadt, die Frage stellen: Wo wollen wir hin? Wie wollen wir zusammen leben?”

In den Stücken und Veranstaltungen von “Stadt ohne Geld” holte Voges Verkäufer des Obdachlosenmagazins Bodo auf die Bühne, diskutierte die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens und entlarvte mit dem virtuellen Institut für Urbane Krisenintervention (IFUK) den Kreativwirtschaftshype des Kulturhauptstadtjahres.

Er will ein Theater machen, dass die Menschen erreicht und er ist gegen alles, was sie davon abhält, ins Theater zu gehen. “Theater, aber auch die Oper oder die Stadtbücherei und die Museen  müssten umsonst sein. Die Menschen haben das alles schon mir ihren Steuern bezahlt. Es gehört ihnen.”

In der kommenden Spielzeit wird Voges in die Nordstadt gehen und dort spielen. Und er wird bekannte Regisseure und Schauspieler nach Dortmund holen. Unter Voges wird das Theater Dortmund wieder vom Feuilleton wahrgenommen. Das gefällt Voges, auch wenn es für ihn nicht im Zentrum steht: “Wir werden von den Dortmundern bezahlt, wir arbeiten für die Dortmunder.”

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Der Ruhrpilot

Markus Beisicht

Rechte: «Pro NRW» darf im Verfassungsschutzbericht erwähnt werden…Bild

WestLB: Drei Optionen in letzter Minute…Süddeutsche

NRW: Kritische Fragen des Gerichts zum Nachtragshaushalt…Ruhr Nachrichten

Verkehr: VRR will mit fünfter Preisstufe Finanzlöcher stopfen…Der Westen

Ruhrgebiet: „Grüne Hauptstadt“ Europas…Ruhr Nachrichten

Dortmund: BVB-Revue im Theater  — Grüne haken bei Kosten nach…Der Westen

Dortmund II: Ostenhellweg wird unter Thier-Galerie leiden…Der Westen

Essen: Kämmerer Klieve im CDU-Kompetenzteam Rheinland-Pfalz…Der Westen

Essen II: Theater- und Philharmonie GmbH erfüllt Sparvorgaben…Der Westen

Bochum: Bezirksmeisterschaften 2011…Pottblog

Umland: Der Ruf des Internats war wichtiger als die Kinder…Zeit

Umland II: Nahverkehrsplan Westfalen-Lippe…Zoom

Umland III: Ein Nazi namens „Makss“…Reflexion

Medien: Die Bibel darf kein rechtsfreier Raum sein…Mediaclinique

Internet: Demo gegen Cecilia Malmström…Netzpolitik

Internet II: Europäisches Parlament stellt die Weichen gegen verpflichtende Netzsperren in der EU…Kaffee bei mir

Internet III: Retten die Blogger die Demokratie?…Spiegelfechter

Internet IV: Facebook zeigt plötzlich Neuigkeiten von Freunden nicht mehr an…Pottblog

FÜR EINE TÜTE VOLL WURST – SHOWDOWN AM PRICKINGS-HOF


Cowboys sind einsame Helden, Männer, die unbeirrt ihrer Freiheit entgegen reiten. Bauer Ewald war einer dieser Teufelskerle, ein Visionär, ein Mann ohne Angst, Regent über das Mastvieh. Mit seinem Schweiß und literweise Rinder-Blut schuf er aus einem einfachen Bauernhof ein Monument. Eine Pilgerstätte. Eine Freizeit-Oase fernab der Zivilisation. Auch nach Ewalds Tod hat der Prickings-Hof im Münsterland nichts von seinem Spirit verloren. Noch immer werden Herden seniler Senioren in seine gnadenlose Verwertungsmaschine getrieben. Wir waren auf einer Kaffeefahrt dort – mit Matratzen und Wolldecken, mit Maststall und Fleischlappen, mit Kriegserinnerungen und zuckersüßer Hirnwäsche. Letztlich hörten wir auf zu kämpfen. Bittere Kapitulation. Ein Erlebnisbericht von Herrn Schlange und Herrn Joswig.

(diese und andere stories auf echtem papier im aktuellen ruhrbarone-magazin. einfach bestellen.)

Goldrausch, der (engl. Gold Rush) ist eine Periode der verstärkten Einwanderung in ein Gebiet, in dem es entweder verwertbare Mengen von Gold oder zumindest Gerüchte über solche Vorkommen gibt. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird Gold häufig als Synonym verwendet: Schwarzes Gold, Ackergold, Hüftgold oder Nasengold (Kokain, optional Popel).

„Sowas hat die Welt noch nicht gesehen, Hunderte von Menschen bleiben täglich hier stehen, hier kann jeder auch an Sonn- und Feiertagen, Wurst in Mengen mit nach Hause tragen.“
Bauer Ewald (1929 – 1994)

Treffpunkt in Wattenscheid-Günnigfeld, Aschenbruch Ecke Marktstraße, 7.55 Uhr, Mittwochmorgen. Die Sonne steht jungfräulich am Vorstadthimmel, bereit den Tag in ihr goldenes Licht zu tauchen. Kinder trotten schnatternd zur Schule, Autos schnaufen, das einsame Zirpen einer Mofa liegt in der Luft. Eine Siebzigjährige mit Dauerwelle und Jeansjacke schnippt sich eine Edison aus der Schachtel und steckt sie an. An dem gelben Zigarettenfilter zwischen ihren Fingern klebt ein pinkfarbener Rand aus Lippenstift. Dann hebt sie ihre nachgezogenen Augenbrauen und schaut ungeduldig zu ihrem Ehemann. Ratlosigkeit. Der Bus verspätet sich.

„Boar, warum ziehen wir uns diese Scheiße überhaupt rein? Ich will schlafen.“ Bellendes Husten. Joswig torkelt schlaftrunken – die Beine weich, als hätte er sich zwei Flaschen Bourbon im Saloon genehmigt.
Schlange gähnt – die Augenringe hinter einer dunklen Ray Ban versteckt. „Wie war das mit dem frühen Vogel und dem verschissenen Wurm? Denk einfach an das Fleisch. Badewannen voll paniertem Fleisch.“

Ihre „persönliche Einladung zu einem unvergesslichen Tag auf Europas größtem Bauernhof“, dem Prickings-Hof, landete vor einem Monat in Joswigs Briefkasten. Die Erlebnis-Ranch im westfälischen Münsterland wirbt mit gigantischen Bauernportionen, mit Schnitzeln im Heizdeckenformat und dazu einer Tüte voll hausgemachter Wurstsorten – vollkommen gratis. „Als Dankeschön für Ihre Teilnahme an unserer Verkaufsveranstaltung (Teilnahme freigestellt) erhalten Sie kostenlos unser Riesen-Schlemmerpaket.“ (Text der Postwurfsendung)

Was kann „Mann“ mehr wollen? Knusprig geschmorte Haxen, saftige Koteletts und pikant gewürzte Mettenden. Eine Kaffeefahrt als Rahmenprogramm für den ultimativen Fleischrausch. Verwirrte Rentner, unnütze Produkte, irre Preise und knallharte Drückermethoden. All you can suffer.
Der Reisebus fährt vor. Das Rentner-Ehepaar trabt zur Tür. Die beiden Fleischfetischisten hinterher.

Manchmal geht es im Leben eines Mannes um mehr als eine Handvoll Dollar, es geht um Abenteuer, um Nervenkitzel, um Whisky, Bier, Bräute und manchmal nur um eine Tüte voll Wurst. Große Männer haben sich schon für weitaus weniger vergessen.

Im Bus hocken alte Menschen. Jede Menge davon. Durchschnittsalter gut 73. Das klassische Beuteschema einer Kaffeefahrt. Aus den kleinen Lautsprecherboxen in der Deckenverkleidung dröhnen volkstümliche Schlager, die Stimmung ist ausgelassen. Rentner im Schnäppchenfieber. Schlange und Joswig setzen sich nach hinten – ganz die jungen Wilden. Dann Irrfahrt durch Wattenscheid und Bochum. Freilaufende Senioren werden an jeder Straßenecken eingefangen. Viehtrieb ohne Lasso. Aufstockung der Fahrgäste auf 32. Rund 2300 Jahre gut abgehangenes Leben in einer Wagenladung.

„Wenn der Prickings-Hof solange steht, bis Hass und Neid vorübergeht, wird er für wahr solange steh’n, bis diese Welt wird untergeh’n.“
Bauer Ewald

Kurzer Stopp an einer Raststätte, Einsammeln des Beförderungsentgeldes. Fahrpreis 9.90 Euro. Der Busfahrer treibt wie selbstverständlich einen Zehner ein. Gefügig und ungefragt leeren die Greise ihre Portemonnaies. Erste Prüfung zur Kaffeefahrt bestanden. Schlange und Joswig nicken weg – erschöpft und eingelullt von WDR 4 und der trockenen Luft der Klimaanlage. Ein plötzlicher Ruck lässt sie hochschrecken. Der Ritt ist vorbei. Ankunft am Hof. Bustüren öffnen sich, frische Landluft zieht an den Sitzreihen vorbei, das Radio verstummt.

Ein schmieriger Gringo stürmt den Bus, schnappt sich das Mikro vom Armaturenbrett und feuert die erste Begrüßungssalve ab. „Einen wunderschönen guten Morgen in den Bus aus Wattenscheid.“ Der Mann – Anfang dreißig, schwarze Haare, flott gegelt, von Akne zerfressendes Gesicht, beigefarbener Nadelstreifenanzug, schwarzes Seidenhemd, leger geknöpft – versucht sich als Typ „sympathischer Schwiegersohn“, kommt aber nicht über den Charme eines Handy-Verkäufers hinaus. Er zwinkert seiner Busladung zu. Die schwüle Luft flimmert.
„Keine Angst, ich werd nicht Bochum sagen. Ich komm ja selbst aus Schalke. Und da würd ich auch nicht auf die Idee kommen, Gelsenkirchen zu sagen.“ Routiniertes Lachen. Erster Pluspunkt für Lokalpatriotismus. „Also, ihr könnt mich entweder Carsten oder Schalke nennen. Ich höre auf beides.“
Carsten grinst und drückt jedem eine gelbe Teilnehmerkarte in die Hand. Schlange und Joswig registriert er stillschweigend, gibt ihnen auch welche. Die beiden Vorstadt-Cowboys sind im Halbschlaf dem ersten Duell entgangen. Yeeha! Im Seniorenschritt geht es über den Parkplatz durch das große Eingangstor zum Lebenswerk des Bauern Ewald. Betreutes Erleben.

Im Jahre 1958 übernahm Ewald Döpper nach seiner Heirat den Prickings-Hof im westfälischen Haltern am See. Von tollkühner Hybris getrieben verwandelte er den Bauernhof in eine perfekt durchdachte Wirtschaftsmaschine: klassischer Betrieb auf der einen, Touristenattraktion auf der anderen Seite. Schlachthaus und Streichelzoo, Probierstube und Tanzschuppen, Hofbäckerei und Museum. Der „EWG-Musterbetrieb“, wie er seinen Prickings-Hof nannte, wurde zu einem Vergnügungszentrum für herangekarrte Reisegruppen. Auf 500 Hektar Land werden Besucher von Holzschildern mit krude gereimten Lebensweisheiten des Bauern-Poeten bombardiert. Werbung läuft nur über Superlative: „Deutschlands größte bäuerliche Speisegaststätte“, „der größte Zuchtbulle der Welt“, „die größte und schwerste Kaltblutpferdezucht“, „die größte bäuerliche Tierschau Europas“, was immer das auch sein mag, und als Krönung „die einzige Tierpeepshow der Welt“ – Videos von fickenden Pferden, Rindern und Enten, Einwurf 50 Cent. Camera Obskura. Alles, was kosten kann, kostet. Münzeinwurf für den Kinderbagger, für die Tier-Pornos, die Familienvideos, für den Autoscooter und den vollautomatischen Wurstspender. Zwei Euro rein, Schwartemagen raus. Ein EWG-Musterbetrieb, wie er im Buche steht. EWG bezeichnet übrigens kein europäisches Gütesiegel, es ist die Abkürzung für „Ewald wird gewinnen“.

Carsten stoppt auf halber Strecke zum Frühstücksaal, die Gruppe schart sich bedächtig um ihn wie Indianer um ihren Totem. Ein kleiner, Arthrose gebeutelter Mann steht Joswig im Weg. Er schiebt ihn beiseite. „Gibt ’s hier endlich die Schlemmerpakete? Ich will meine Wurst.“

„250 g hofeigene Champignons – tagesfrisch, 250 g hausgemachter Schwartemagen, 250 g hausgemachte Blutwurst, 350 g gekochtes Bauernmett, 350 g hausgemachte Jagdwurst, 250 g hausgemachte Leberwurst, 1000 g selbstgebackener, hofeigener Bauernstuten und zehn frische Eier vom Prickings-Hof“ (Text der Postwurfsendung).

Carsten hebt beschwörend den Finger und zeigt auf ein kleines Fenster in der gegenüberliegenden Hauswand. „Dort könnt ihr euch nachher die Fresspakete abholen. Nach dem Frühstück werden die gelben Zettel, auf denen Kaffee und Schnittchen notiert werden, vom Kellner abgerechnet und dann verteil ich euch grüne Kärtchen. Und mit denen kriegt ihr dann ab 17 Uhr heute Nachmittag die Tüten.“ Er streckt den Finger höher gen Himmel. Ein Schamane bei der heiligen Zeremonie. Vereinzelte Augenpaare folgen ihm nach oben. Joswig stellt sich auf die Zehenspitzen. „Aber erst um 17 Uhr. Bevor die Tombola um fünf nicht vorbei ist, gibt s hier eh nichts. Viele stellen sich hier schon um 15 Uhr an die Fensterscheibe und beschweren sich.“ Er lächelt einnehmend. „Unfassbar, nicht wahr? Ich kann doch auch nicht um fünf in der Früh zu Aldi gehen und Terz machen, dass noch nicht gearbeitet wird.“ Durch die Rentner-Herde schwappt ein Hauch Leben. Bronchiales Lachen, dass mehr wie ein trockenes Husten klingt.
Halte Dein Gefolge hungrig: Schritt für Schritt zum Wurstkorb. Infos immer nur häppchenweise. Betreuter Wurstrausch. Dieser kleine Scharlatan. Schlange und Joswig zücken ihre Kippen.

Eine Kellner-Schürze drückt sich forsch an den Rentnern vorbei zu Carsten durch. „Wieviel haste heute für uns?“ Keine Ahnung, wo der Typ plötzlich herkommt. Er steht im gleißenden Sonnenlicht und lässt seinen Blick abschätzig über die Reisegruppe schweifen. Dann wieder zu Carsten: „Komm mach hinne, ich muss wieder zurück.“
Carsten beugt sich nach vorn. Kriegsrat. „Hier haben wir jetzt 32. Nachher kommt nach mal eine Fuhre mit 40.“ Der Kellner verschwindet, lautlos wie ein Indianer – kein Lächeln, kein persönliches Wort, drei angerempelte Rentner.

Langsam beginnt Schlanges Verstand zu arbeiten. Er zieht an seiner Kippe und blickt Joswig ernst an.
„Boar, was für ne beschissene Massenabfertigung hier. Verarsche am Fließband.“
Joswig zuckt mit den Schultern. „Du, wir haben dafür sogar bezahlt. Sogar freiwillig. Wir alle hier.“
Schlanges Gesicht verfinstert, seine Augen verengen sich zu Schlitzen. „Ich mein das ernst, Alter. Wie stinkendes Mastvieh. Wir kriegen ne beschissene Wurst vor die Nase gehalten und laufen blind ins Schlachthaus.“
Joswig schaut ihn mitleidig an. „Was willst du denn machen? Die Kavallerie rufen, dich mit Carsten duellieren?“
„Wahrscheinlich übertrieben, oder?“
Joswig nickt.

Schlachthaus und Streichelzoo. Selbst nach Ewalds Tod ist sein Geist auf dem Hof allgegenwärtig, sein Erfolgskonzept wirkt post mortem: greise Rentner-Herden durch die Verwertungsmaschinerie des Betriebes treiben und ihre Geldbörsen ausweiden. Es geht immer um die Mehrfachverwertung eines Produkts.

Der Frühstückssaal: ein großer Raum in einem Fachwerkhaus eingerichtet wie das Heim eines Schützenvereins, insgesamt acht lange Tische mit Stühlen, altdeutsches Ambiente, dunkles Holz, gedrechselte Lehnen, braune Filzvorhänge und gefliester Fußboden. An der Wand vor Kopf hängen die Verkaufsexponate, schwere Wolldecken in braunen Ockertönen. Die Muster verursachen bei längerem Hinschauen Sodbrennen: ein romantischer Rosenstrauch, ein neugieriger, kleiner Hundewelpe, zwei kuschelige Teddybären, ein einsamer Wauzi im Korb mit traurigem Blick und zwei tapsige Pferdefohlen, die unbeschwert auf einer Wiese herum tollen. Emotional gehemmte Gäste können sich auch für das Logo des Prickings-Hofes entscheiden, ein P und ein H – plakativ und hässlich. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Vor den Decken sind auf einer langen, quer gestellten Tischreihe drei Matratzen aufgebahrt, Fellkissen und eingeschlagene Decken gestapelt.

Schlange und Joswig nehmen Platz. Carsten erklärt: Heißgetränke und Schnittchen würden die Kellner bringen und die Preise (Kännchen Kaffee, Tee oder Kakao: 3,20 Euro) direkt auf den gelben Karten vermerken. Kaltgetränke, Limo, Säfte und Bier, gibt es nur per Selbstbedienung. Die Flaschen müssen auf dem Tisch stehen bleiben, damit sauber abgerechnet werden kann. Sämtliche Anweisungen finden sich nochmals auf kleinen Erinnerungs-Kärtchen vor den Plätzen. Betreutes Frühstücken.
Warten auf den zweiten Bus.
Joswig zuckt. „Warten? Nee, ich brauch n Bier.“ Der Mann scheint wach zu werden.
„Alter, jetzt schon?“ Die Uhr an Schlanges Handgelenk zeigt zwanzig vor zehn. Nicht mal High Noon.
„Is mir egal.“
Ein Stuhl quietscht über die Fliesen, Joswig verschwindet, kommt zurück, gießt sich das Glas voll und entspannt seinen Körper – für läppische 2,20 Euro die 0,33er-Fasche. Der Duft von Gerstensaft breitet sich hypnotisch über dem Tisch aus. Schlange erliegt, holt sich ebenfalls ein Bier. Zehn Minuten später stehen sieben Pullen auf den Tischen. Jedes Rentnerehepaar in ihrer Nähe hat sich sein Fläschchen geschnappt und schlürft bedächtig ein Pilschen. Bierrausch. Einige kauen auf Schnittchen – Weißbrot mit grauer Bauernwurst (2,80 Euro). Qualität hat seinen Preis. Die Zeit vergeht zäh.

Wer Bacchus und Gambrinus ehret, der lebt gar löblich auf der Welt, die weil uns die Geschichte lehret, waren beide hochgestellt, der eine wohl ein König war, der andere ein GOTT sogar.
Bauer Ewald

Der zweite Bus bringt noch einmal vierzig Gäste, 90 Prozent Rentner und Senioren, vier Vollproleten.
Joswig mustert das frische Schlachtvieh, wie es sich zögernd in den Raum schiebt. Er bohrt seinen Zeigefinger in Schlanges Seite. „Alter, guck ma, die uralte Morla!“
In den Frühstücksaal schleicht eine kleine, gebeugte Frau – desorientiert und zittrig auf einen Stock gestützt. Ein ehrwürdiger Runzelkadaver. Buckelig, voll hervorstehender Knochen und verhärteter Muskeln. Ihre spindeldürren Beine schieben sich mühsam, Fußlänge um Fußlänge über den Boden. Warzen wuchern auf ihren Wangen, sterbende Hautlappen hängen schwer über zwei trübe, blassgraue Wolkenaugen. Eine unwirkliche Gestalt aus den hintersten Winkeln Fantasiens. Ihren Mann hat es nicht besser erwischt. Beide sehen sie aus, als hätte sie ein Flüchtlingszug aus Schlesien abgesetzt. Für 9,90 Euro zum Prickings-Hof, bitte – vermutlich die gesamte Monatsrente. Ungläubig und ehrfürchtig starrt Schlange die beiden an. Ein herzerweichender Anblick.

Dann zu Joswig: „Scheiße, Alter. Jeder hat sich hier bewusst für diese Fahrt entschieden? – Son Schwachsinn. Der Frau kannste den eigenen Krückstock als dreiteiliges Garten-Set verkaufen. Bis zur Rückfahrt hat sies eh wieder vergessen.“
„Junge, das ist eben die Zielgruppe bei so einer Kaffeefahrt.“ Joswig kontrolliert seine Bierflasche. Fast leer. Drohende Dürre.
„Was, Zielgruppe?! Das ist Leichenschändung!“
Joswig verdreht die Augen. „Komm, beruhig dich. Ich hol uns zwei Bier.“ Sein Stuhl quietscht.

Bühnefrei für den Hauptact der Kaffeefahrt. Lothar, optional auch „der Loddar“, eine Mischung aus Didi Hallervorden und Meat Loaf, kerniger Typ mit gutmütigem Büffelgesicht, Mitte fünfzig, kurzärmeligem Hemd, Jeanshose, einnehmendes Wesen, Pfundskerl und echter Profi.

5 Schritte, sich eine Gruppe Rentner gefügig zu machen

Schritt 1: Über den gemeinsamen Nenner ein Gruppengefühl suggerieren

Was haben Schlange und Joswig mit einem 200 Pfund schweren Rentner, dessen 4. und 5. Lendenwirbel nach einem Bandscheibenvorfall versteift wurden, und ein hageres Ben-Becker-Double aus Bad Pyrmont gemein? Antwort: Die Kaffeefahrt.
„Wer ist zum ersten Mal hier?“, „Wer bereits öfter?“, „Wer will wieder weg?“ Lothar eröffnet mit einer unverfänglichen Plauderrunde. Zögerliche Handzeichen auf den Stühlen – vergleichbar der ersten Stunde nach den großen Ferien, wenn die Kleinen noch nicht ganz bei der Sache sind. Doch Lothar macht es leicht, Lothar liebt die Interaktion, den Flirt, den Kalauer. Er beschreibt anschaulich die Geschichte des Hofes, betont den familiären Zusammenhalt der Döppers, kitzelt aus seinen Zuhörern so manches Schmunzeln, wenn er bildgewaltig von dem faszinierenden und ein wenig schrulligen Leben des Bauer Ewald erzählt.

Zu Lebzeiten ließ sich der bäuerliche Patriarch gern durch eine Glasscheibe beim Mittagsschläfchen beobachten. Sein Idol Larry Hagmann alias J. R. Ewing aus „Dallas“ ließ Ewald extra zu seinem 65. Geburtstag einfliegen. Öl-Magnat trifft Bauern-Bonze. Außerdem trug Ewald bei Wind und Wetter vornehmlich Holzschuhe. Verrückt.

Raucherpause draußen im Hof:
Erste Verdachtsmomente zwischen Marlboro, West und Ernte. Eine Gruppe Rentner steht neben Schlange und Joswig, tuschelt: Hier könnte es sich tatsächlich um eine Kaffeefahrt handeln. Joswig horcht auf. Bilder im Kopf. RTL II-Reportage: Renter-Abzocke – durch Wurst ins Verderben gelockt.
Die Alte aus Günnigfeld schnippt lässig ihre Edison in den Ascher neben dem Eingang und dreht den Kopf aus der Gesprächsrunde, schaut Joswig an. Eine echte Calamity Jane. Ihre pinkfarbenen Lippen verziehen sich zu einem Lächeln. „Alles halb so wild, Jungs. Hier muss keiner was kaufen. Ich war hier schon öfter. So schlecht sind die Matratzen gar nicht.“ Sie geht einen Schritt auf die beiden Vorstadt-Cowboys zu und dämpft ihre Stimme. „Aber ganz ehrlich, die kriegt ihr woanders viel günstiger.“
Schlange und Joswig nicken ihr freundlich zu. „Danke.“ Die Alte zwinkert und steuert die Treppe zum Frühstücksaal an, breitbeinig wie eine waschechte Wild-West-Heldin.
Schlanges Stirn wirft Falten. „Alter, ich versteh den ganzen Mist nicht. Warum ist die Frau dann hier?“

Schritt 2: Die Werbeveranstaltung verkaufen – sich von Schurken abgrenzen (heikel)

Lothar schwärmt vom Schlemmerkorb. Der Schlemmerkorb muss mit einer gnadenlosen Omnipräsenz in den Köpfen gehalten werden. Der Schlemmerkorb ist der Grund, warum jeder hier ist, der Schlemmerkorb ist der einzige Grund, warum man das alles ertragen sollte. Der Schlemmerkorb ist umsonst. Abgesehen vom Fahrpreis, Frühstück, von der Verkaufsveranstaltung, dem Mittagessen, den Museen, der Tierpeepshow, dem Kinderbagger und dem Wurstautomaten.
„Und wenn wir hier fertig sind, bekommen sie die grünen Kärtchen zum Abholen des Pakets.“ Widerspenstiges Murren und Getuschel. Der Groschen fällt. Etwa die Hälfte der Anwesenden hat sich bewusst für die Kaffeefahrt entschieden, der andere Teil fühlt sich spätestens jetzt verarscht. Das Rudel um den Ben-Becker-Verschnitt mault, giftet zur Bühne. Lothar spürt die Stimmung kippen. Angriff nach vorn, Offensive zum Thema Kaffeefahrt. „Hier läuft niemand zu den Tischen und dreht irgendjemandem irgendetwas an! Das verspreche ich euch. Wir bieten euch eine reine Informationsveranstaltung.“
Die schwarzen Schafe werden benannt, Aufwertung der eigenen Veranstaltung durch Abwertung der anderen. In Bremen, Frankfurt, Hannover säßen die bösen Jungs, die ihre Reisegäste aufs Land fahren und dann im Verkaufssaal die Türen abschließen. „Hier wird nirgendswo eine Tür abgeschlossen. Keine einzige. Könnt ihr überprüfen. Nicht einmal auf dem Klo.“ Betreutes Lachen. Punktsieg für Lothar.

Raucherpause:
Ben Becker samt Frau. Sie klein und dick, er großgewachsen, schütteres blondes Haar zurückgefönt, Cowboystiefel, hautenge Bluejeans. Ein Django für Arme, ein Bruder im Geiste.
„Der Kellner war total aggressiv, als wir grad unsere leeren Getränkekarten wieder zurückgegeben haben. Versteh ich nicht. Verkaufsveranstaltung! Pffft. Davon haben wir nichts gewusst! 9.90 Euro. Hinfahren. Schlemmerpaket und ein bisschen Hofbesichtigung. Fertig. So was haben wir uns nicht vorgestellt!“

Joswig setzt ein feistes Grinsen auf, breit wie der ausgerenkte Kiefer einer hungrigen Klapperschlange. Die beiden Vorstadt-Cowboys stehen einen Meter entfernt. Die Tiraden sind klar und deutlich. Joswig zischt betont leise: „Och, Kinders, im Leben gibt es nichts umsonst. Das müsst ihr auch mal lernen.“ Er nickt zu Schlange. „Und sich über die Kellner ärgern. So ein Quatsch. Die behandeln hier jeden gleich – Rentner, Rinder, Kinder, Schweine, jeden. Na ja, Lothar und Carsten vielleicht mal ausgenommen.“
Schlange verzieht keine Miene. „Witze über Menschen, die für ihre Überzeugung kämpfen. Bravo, du Arsch. Als nächstes fasst du noch kleine Kinder an und wählst die FDP.“
Schweigen.

Joswig Blick schweift ab, driftet an den Blumengärten vorbei, dem kleinen Souvenirshop, dem Gasthof und verfängt sich in den Stahlgerüsten des Kinderparadieses. Seine Pupillen schrumpfen zu Stecknadelnköpfen. Ein beängstigender Wald voller Tötungsmaschinen. Vergammelte Wippen. Ein rostiger Bagger im Stahlkäfig, kleine bunte Plastikbälle zum Schaufeln, davor ein Münzautomat, Benutzungsgebühr 50 Cent. Kein Kinderlachen zu hören, nur einsame Kaugummi-Automaten mit billigem Spielzeug – für 50 Cent. Könnte sich Phantasie in bunten Buchstaben manifestieren, hier ständ „Lethargie“ in tiefem Violett über jedem Gerät. Erinnerungen an die Einsamkeit Tschernobyls. Und dann die Krönung, die Königin des Prickings-Hofs, die Rutsche. Aufstieg in knapp zehn Metern auf dem Dach des Schweinestalls. Gammelige Sicherungsmatten am Ende. Am finalen Ende. Fun-Faktor: 30 Prozent, Verletzungspotenzial: machbar. Aber wahrscheinlich alles TÜV-geprüft. Tip top, der Ewald.

Die Absätze von Cowboy-Stiefeln knallen laut auf den Asphalt. Ben Becker stampft entrüstet von dannen. Anstatt für die begehrte Wurst-Tüte zwei Stunden die Schnauze zu halten und am Ende einfach keine Matratze zu kaufen, werden hier lieber der Rest des Tages auf dem Hof tot geschlagen. Es lebe der Trotz. Don’t mess with Texas.
Als die meisten Kippen im Aschenbecher landen, und die ersten Mohikaner wieder die Treppe zur Gaststube ansteuern, wankt die uralte Morla die Stufen hinab, nimmt unbeeindruckt Kurs auf eine Bank in zehn Meter Entfernung.

Schritt 3: Grundlagen schaffen – Einstellung, Wissen, Motivation

Insgesamt zwei Fahnenflüchtige bei knapp 80 Teilnehmern – tragbare Verlustrate.
„Wer von euch hatte denn schon mal Rückenschmerzen?“ Lothar, das alte Schnattermaul, sieht rund achtzig Hände in der Luft. Er lächelt zufrieden. Bei einem Durchschnittsalter von mindestens 65 Jahren kann man in der Weh-Wehchen-Kategorie „Rückenschmerzen“ eine akzeptable Trefferquote erwarten. Betreutes Gemeinschaftsgefühl.
Direktes Ansprechen und Einbeziehen. Old Schnattermaul zielt auf die letzten Wackelkandidaten: die renitenten Rentner, die Alphatiere in der Herde. Er setzt auf Nostalgie. Früher war alles härter. Einen extra Waschtag hätte es noch in seiner Jugend gegeben – mit Waschbrett und handbetriebener Mangel. Einen ganzen Tag lang schrubben, wringen, trocknen. Die Hölle für den Rücken. Dasselbe im Garten, aufm Bau, beim Aufbau nach dem Krieg. Lothar, die alte Trümmerfrau.
„Ist doch so, nicht wahr?“, „Das kennen Sie doch auch noch.“ Lothar sammelt „Ja’s“ und Nicken wie Joswig seine Pils auf dem Tisch. Fragen, Lächeln, Bedanken – Lothar ist Profi, die Kriegsbeile sind mittlerweile begraben und Kritiker im Taumel dieser Gruppeneuphorie mundtot.
„Und heute? Heute sitzen die jungen Leute im Büro rum. Und was kriegen die alle spätestens mit vierzig am Rücken?“
Schlanges Magen knurrt. Ein krächzendes Unisono übertönt seinen Hunger. „Bandscheiben.“
„Genau“, sagt der Lothar.
Anhand einer Plastikwirbelsäule, Marke ausrangiertes Schulskelett, erklärt der Lothar den Bandscheibenvorfall. Zur farbigen Untermalung dienen persönliche Schicksale aus dem Publikum. Lothars Schluss: der Weg vom Rückenleiden zur Querschnittslähmung ist unausweichlich. Die Senioren nicken einsichtig. Betreutes Leiden.
Um ein Rudel Rentner zu einen, hetze sie auf die teure, unpersönliche Schulmedizin.

Raucherpause. Anmerkung: Bei keiner Veranstaltung haben Schlange und Joswig bisher eine derartige Fülle an organisierten Raucherpausen erlebt. Nikotinrausch. Ein hoch auf die Friedenspfeife und natürlich auf den Starrsinn des Alters.

Schritt 4: Den Sack auf Basis der geschaffenen Grundlagen zuschnüren

Elegant, kaum merklich schweift Old Schnattermaul zum Thema Matratzen ab – von der ganz billigen bei Aldi für 50 Euro bis zur unbezahlbaren aus dem Sanitätshaus für mehrere Tausend Euro. Monologe mit Suggestivfragen gespickt. Weitere Ängste werden geschürt. Querschnittslähmung allein reicht nicht, um verarmten Rentnern sechshundert Tacken aus der Tasche zu leiern.
Milbenscheiße: Warum sammelt sich immer dieser sonderbare weiß-graue Staub unter dem Bett? Sie wissen es nicht? Es ist Milbenscheiße. Laut Lothar die unsichtbare Gefahr. Nicht zu kontrollieren, nicht zu vernichten. Nur mit der richtigen Matratze zu bändigen. Ansonsten: Schweres Asthma. Zur Veranschaulichung hält Lothar einen Inhalator in die Luft. Es riecht nach Angstschweiß.
Die Senioren nicken – besorgt, einsichtig und genau ihre Atmung kontrollierend. Betreutes Leiden, die zweite.
Die Vorbereitungen sind abgeschlossen: Die Gruppe wurde geeint, Sympathien und Vertrauen zur Verkaufsperson geweckt, durch Ängste die nötige Motivation zum Kauf geschaffen.

Raucherpause.
„Sind Profil-Neurosen eigentlich genetisch bedingt?“ Joswig spielt an seinem Feuerzeug. Nur ein paar Funken, mehr nicht.
„Häh?“ Schlange zieht die Brauen zusammen, greift in die Tasche, reicht ihm seins. „Warum?“
„Weil der Apfel beim Ewald nicht weit von Stamm runtergekommen ist. Hasse dir ma die Matratzen angeguckt?“
Schlange schüttelt den Kopf.
„Auf den Matratzen steht mindestens 123 Mal der Name von Ewalds Sohn. Thomas, Thomas, Thomas, Thomas. Der Mann muss genauso n Hau weg haben wie sein alter Herr. Würdest du auf deine Matratze deinen Namen draufschreiben?“
Schweigen. Schlange zieht an seiner Kippe und schaut Joswig regungslos an. Der prustet entnervt.
„Okay, ja, würdest du. Schlechtes Beispiel. Aber kein normaler Mensch würde das tun.“
Schlange zuckt mit den Schultern. „Alter, der Mann hat eben verdammt große Fußstapfen zu füllen. Und vermutlich ne Kindheit gehabt, die so geil war wie die Rutsche hier.“ Schlange rotzt auf den Boden. „Außerdem kannste dir echt ma den Hobby-Psychologen klemmen. Wir werden hier mit Milbenscheiße erpresst, Alter. Das ist kein Spaß.“ Schlange zieht an seiner Kippe. „Ich glaub, die verdammten Viecher haben sich in meiner ganzen Wohnung festgesetzt.“

Schritt 5: Clever verkaufen

Endlich präsentiert Lothar die Lösung aller Probleme: die eigens von Bauer Ewald entwickelte Luftkissenmatratze, 100 Prozent milbenfrei, punktgenaue Anpassung an die individuelle Körperbeschaffenheit, zwölf Jahre Garantie. „Das Beste, was man für diesen Preis auf dem Markt bekommt, nicht wahr?“
Konditionierte Zustimmung. Diese Matratze wird viele Monde überdauern. Einige der Anwesenden fahren schon seit Jahren zu den Veranstaltungen am Prickings-Hof oder haben sich heute ausschließlich für den Kauf der Super-Matratzen herankarren lassen. Opfer aus Überzeugung.
Die Übrigen horchen auf. Ausprobier-Spielchen mit Lothar: Testliegen, Anfassen, Schäkern. Betreute Meinungsbildung.
Lothar atmet durch. Stuhl herangezogen, Fuß draufgestellt, Arm abgestützt. Old Schnattermaul neigt sich vertrauenserweckend nach vorn – auf einer Höhe mit seinen Kunden. „Jetzt könnt Ihr hinten bei meinem Kollegen bestellen – günstig, einfach und wenn gewünscht, direkt mit nach Hause nehmen.“ Lothar zwinkert in die Runde. „Und weil es am Anfang immer am schwersten ist, bekommen die ersten sechs ein kleines Geschenk von uns. Und dann geht’s – wie versprochen – weiter zum Mittagessen. Ihr habt doch sicherlich alle tierischen Hunger.“ Totale Zustimmung. Schlange hält sich den Magen.
Grundsätzlich bekommt jeder, der bestellt, eine der wunderschönen Hunde-, Katzen-, Fohlen- oder Bärchen-Decken oder ein vergleichbar geschmackvolles Kissen-Set gratis dazu. Kaufrausch. Carsten sitzt hinten in einer Ecke an einem kleinen Tisch und nimmt die Bestellungen auf. Hinter ihm die Wand, damit ihn keine Kugel im Rücken überraschen kann – alter Pokerspieler-Trick. Vor ihm ein Taschenrechner in Größe eines DIN A4-Blockes, damit jeder Kunde trotz Sehschwäche nachrechnen kann – alter Verkäufer-Trick. Betreutes Kalkulieren.
Die ersten Käufer bekommen für ihren pionierhaften Mut ein kleines Schächtelchen, auf denen zwei plüschige Katzenbabys kuscheln.

„Alter!“ Schlange verzieht angewidert sein Gesicht. „Das sind Katzenzungen.“
Joswig dreht sich langsam auf seinem Stuhl. „Und?“
„Die kosten 89 Cent. Die hab ich mir noch letzte Woche bei Aldi geholt.“
„Warum kaufst du dir Katzenzungen?“
„Die hat meine Oma immer gehabt. Da konnte ich einfach nicht dran vorbei. Egal. Aber die kriegen hier ne Packung muffige Schokolade für nicht ma n Euro, wennse zwei Monatsrenten auf den Kopf hauen! Die totale Verarsche.“
Eine normale Matratze aus Bauer Ewalds Sortiment kostet 648 Euro. Nach einer halben Stunde hat Carsten gut 20 verkauft, macht 12.960 Euro. Sechs mal 89 Cent kommt auf 5,34 Euro. Yeeha. Ein paar Glasperlen für die alten Indianer-Schätze.

Magenknurren extrem. Schlange fängt an zu maulen. Störrisch: „Mann, ich hab Kohldampf. Verdammt. Außer nem Balisto heute Morgen hab ich noch nichts gegessen.“
„Och.“ Joswig nuckelt an seinem fünften Bier. „Joa, so langsam.“
„Riesige Schnitzel! Männerportionen! Fleisch!“ Schlanges Fäuste trommeln auf der Tischplatte. Eine ältere Lady von der gegenüberliegenden Seite lächelt ihn milde an. Jeder hat hier Hunger. Die Stimmung droht zu kippen. Blutrausch. Eine Horde unzufriedener, hungriger Rentner. Aufstand der Schwachen.

Carsten wechselt zur Bühne. „So, uns hängt mittlerweile allen der Magen auf halb acht. Lasst uns jetzt schnell machen, damit es gleich was zu essen gibt. Höchstens zehn Minuten.“
Schwache Laute, leises Murren.
„Guckt nur, dass ihr, wenn es die Kärtchen für das Schlemmerpaket gibt, nicht gleich alle sofort los lauft. Bleibt kurz zusammen, wir gehen dann gemeinsam zum Restaurant.“
Carsten nutzt die Ermahnung, um den nächsten Verkaufshebel anzusetzen: „Ihr wart heute übrigens echt spitze. Das kann ich hier leider nicht immer sagen. Es kommt so oft vor, dass die Leute mit riesigen Taschen voller Essen und Getränke ankommen und dann erstmal die Brötchen heraus holen. Ganz ehrlich: Das finde ich unmöglich!“
Prinzip: Aufwertung durch Abwertung.
„Das ist hier so ein schöner Ausflug, der euch ermöglicht wird. Da sollte man sich auch entsprechend benehmen.“ Erst letztens habe Carsten noch im Damenklo einen Köttel auf der Fensterbank gefunden. „Die Frau muss sich in die Hand geschissen und dann die Kacke auf das Fensterbrett geklatscht haben. Bei euch passiert das sicher nicht.“ Heisere Lacher, leicht errötete Wangen.

„Jedermann muss Plumpsklos benutzen, denn Besucher und Kunden auch sollen wissen, so wurde seit Menschengedenken auf unserem Bauernhof geschissen.“
Bauer Ewald

Werden Menschen älter, scheint sich die Entwicklung nach Erreichen ihres Zenits wieder umzukehren. Schlüpfrige Witze auf dem Niveau eines Klassenclowns der Sekundarstufe eins an einem behüteten Vorstadt-Gymnasium lassen alte Frauen glucksen und kahle Männer vergnügt husten.
Pluspunkte für Carsten durch die anzügliche Anekdote und zusätzliches Generieren von Schuldgefühlen. Seid dankbar, denn ihr bekommt völlig selbstlos Wurst, Matratzen und einen erlebnisreichen Tag auf dem Prickings-Hof! Verdrehte Realitäten. Der Mann ist gut. Jeder Kritiker an dieser Verkaufsveranstaltung würde jetzt von der beschämten Meute aufgeknüpft. Außerdem wirken Schuldgefühle im Vergleich zu Ängsten als noch stärkere Kaufmotivation. Zeit, um auch noch den letzten Cent aus den Portemonnaies zu quetschen, Zeit für die kleinen Ramschartikel: Nachtkerzen-Creme und Wollwaschmittel für Allergiker. Feuerwasser für Senioren.
Carsten schnappt sich einen Karton und rennt zwischen den Tischreihen hindurch. Flaschen und Tuben, Verkauf im Sekunden-Takt, 30 Stück pro Karton, 10 Euro pro Flasche. Direkt verbucht. Wie war das mit dem Versprechen: Niemand läuft hier von Tisch zu Tisch?
Wie Geier schwärmen nun die Kellner aus, kreisen gierig zwischen den Plätzen. Menschenverachtung im Blick. Abscheu und Ekel. Wenn man seit 15 Jahren nörgelnde und stinkende Rentner bedient vielleicht verständlich. Im Tausch gegen die grünen Kärtchen wird das Frühstück abgerechnet. Es geht immer um die Mehrfachverwertung einer Verkaufsveranstaltung.

Schlange und Joswig zahlen widerstandslos. Ihr Verstand ist durch die einseitige Ernährung geschwächt (Joswig: Bier, Schlange: Bier und Balisto).

„Kleinvieh macht Mist. Viel Kleinvieh macht auch Mist.“
Carsten, Matratzen-Verkäufer und Senioren Animateur seit zehn Jahren

Zerfallende Körper stauen sich wie eine verirrte Herde an der Treppe zum Ausgang. „Wo ist unser Führer? Wir müssen doch auf den Führer warten“, kreischt eine Oma.
Joswig zu Schlange: „Macht der Gewohnheit, was?“
Schlange zieht die Brauen hoch, schürzt seine Lippen: „Wusstest du eigentlich, dass nach Freud der Führer das idealisierte Sexualobjekt der Masse ist?“
Joswig schüttelt sich. „Ich brauch endlich was zu essen.“

Vor dem Eingang zum Gasthaus: Carsten hat seine Schar Senioren versammelt und instruiert sie für den Gang in die Bauernstube. „Wir haben für euch extra den hinteren Saal reserviert. Also gleich einfach nur durchgehen. Da ist genug Platz für alle.“
Carsten lächelt schelmisch.
„Ach so, Toiletten gibt es drinnen übrigens auch.“ Er zeigt auf die uralte Morla, die unbeteiligt auf ihrer Bank hockt und trüb aus den Wolkenaugen starrt. „Die Frau da vorne war schon öfter bei uns. Die ist total inkontinent. Deswegen hat sie auch vorhin unsere Verkaufsveranstaltung verlassen.“
Verlegendes Raunen, vereinzeltes Gekicher. Super Witz.
Joswig zieht angewidert an seiner Kippe. „So ein Arschloch.“
Schlange nickt. „Was hasse sonst erwartet? Das geht jetzt so weiter.“ Er stößt verächtlich einen Schwall Luft aus. „Extra reserviert. Wieder so n Beschiss. Meinste hier kommt jetzt noch irgendeiner auf die Idee, sich auf dem Hof ne günstige Pommes oder in der Metzgerei da ein paar Würstchen zu kaufen. Wir werden gleich alle ins Restaurant trotten und schön teuer essen.“
„Hmm, wir auch?“
„Sicher. Ich will n gigantisches Schnitzel.“
Nach dem Matratzenverkauf zum Schnitzelverkauf. Es geht immer um die Mehrfachverwertung eines Gastes. Betreutes Konsumieren.

Über dem Eingang zum reservierten Speisesaal steht das Wort „Maststall“. Prophetisch. Die Bedienungen – zum Teil dieselben Kellner wie vom Frühstück – nehmen die Bestellungen auf. Kein Blickkontakt, kein Lächeln. Im Mastbetrieb ist Zeit Geld. Schlange und Joswig setzen sich zu einem älteren Ehepaar an den Tisch.

Speisekarte und Smalltalk. Seit über einem Jahrzehnt besuchen die beiden schon den Prickings-Hof. Die Matratzen sind wirklich gut. Die Decken eigentlich auch, obwohl die immer im Garten über der Hollywood-Schaukel liegen müssen, weil die Katzen sonst draufpissen. Bla bla bla. In den Museen findet sich der selbe Nippes wie auf jedem anderen Dachboden, die Cadillacs sind schnuckelig, die Traktoren stinken nach Öl, der Rhododendronpark ist toll, der eigens von Bauer Ewald angelegte Kreuzweg beeindruckend, und so weiter und so fort. Früher hat der Ewald sogar noch auf seinem Hof Messen abgehalten. Der alte Messias. Schlange und Joswig entscheiden sich für das große Prickings-Hof Jägerschnitzel mit frischen Pilzen aus hofeigener Zucht dazu Pommes Frites und Gemüse.

Schlanges Ellenbogen stützen sich auf die Tischplatte. „Mal ganz ehrlich, wir waren nur neugierig und scharf auf die riesigen Schnitzel. Warum macht ihr die Tour immer wieder mit?“
Die Ehefrau gluckst. „Ach, die Schnitzel sind gar nicht mal das Beste. Viele Leute kennen wir noch von den vergangenen Fahrten. Nachher bei er Tombola wird getanzt und getrunken. Das ist lustig. Und den weltgrößten Zuchtbullen kennen wir nun schon in der zweiten Generation. Wer kann das schon von sich behaupten?“
Joswig schaut auf: „Wie? Der erste lebt überhaupt nicht mehr?“
„Der wurde mittlerweile wohl ersetzt.“
„Hmm. So n Beschiss.“

Das Essen kommt. Gott sei Dank. Fressrausch. Der Blick richtet sich erwartungsvoll auf die riesigen Teller im Arm des Kellners. Der Lohn für die ganze Tortour: Essen. Als die Portionen auf dem Tisch landen, schrecken die beiden hungrigen Vorstadt-Cowboys zurück. Ungläubig starren sie auf ihre Teller: Drei Fleischlappen mit feucht-matschiger Panade dazu glänzende Pommes und Dosengemüse für 12.80 Euro. Die blanke Enttäuschung.
Mit Todesverachtung werden die ersten Bissen geschnitten. Kann man eigentlich jeden Dreck verkaufen, solange er nur paniert ist? Zähe Klodeckel auf unterstem Imbissbuden-Niveau. Frechheit. Das Schnitzelfleisch ist dunkelgrau, die Pommes fettig und das Gemüse mit Konservierungsstoffen getränkt. Den beiden Fleischfetischisten verschrumpelt das Carnivoren-Herz. Ihre Träume sterben. Eins wird Schlange und Joswig schmerzlich bewusst: Quantität ist kein Indikator für Qualität. Scheiße bleibt Scheiße, egal wie groß die Teller sind.
In der Not frisst der Teufel Fliegen. Joswig schafft die Hälfte, Schlange gerade mal ein Drittel seines Tellers.

„Entschuldigung, könnten wir vielleicht bezahlen?“ Eine ältere Frau hat sich am Tisch links in den Gang gebeugt und versucht einen der Kellner anzusprechen. Der dreht den Kopf.
„Na hören Sie mal“, faucht die Bedienung ohne stehen zu bleiben. „Hier wollen alle zahlen. Wir fangen vorne an und arbeiten uns nach hinten durch. Also bleiben Sie gefälligst auf Ihrem Platz sitzen.“
Abfertigung im Massenbetrieb. Betreute Demütigung.

Die Vorstadt-Cowboys schlurfen enttäuscht über den Hof. Irgendwie war alles nicht so wie erwartet.
„Das Essen war zum Kotzen.“ Schlange zieht an seiner Kippe. „Und die Scheiß-Matratzen-Show war Kaffeefahrt light. Ich wollte mehr Terror.“
Joswig zuckt nur mit den Schultern.
„Ich versteh alte Menschen einfach nicht“, fährt Schlange fort. „Wie können diese armen Schweine den Gang durch ihr eigenes Schlachthaus als Vergnügungstour empfinden? Abgefertigt, ausgenommen und weggeschmissen.“
Joswig bleibt stehen. „Die haben Spaß. Die sind froh, dass sie rauskommen. Wenn sich jeder Enkel so um seine Großeltern kümmern würde wie der Lothar hier, er bekäme auch seine 200 Euro zu Weihnachten.“
„Ach, Scheiße.“ Schlange schnippt seine Kippe weg. „Immer derselbe Kack: Menschen lassen sich gerne verarschen, solange sie Spaß dabei haben.“
Langsam zieht die Sonne über die Ranch hinweg. Die beiden Cowboys wandern einsam über den Prickings-Hof, zu den Museen, den Viehställen, zu den Parks. Spaß sieht anders aus.

Starrsinn, Angst und Einsamkeit. Je älter Menschen werden, desto größer wird ihre Furcht vor dem Unbekannten, dem Unkontrollierbaren, der Überforderung. Nicht nur Knochen und Gelenke verhärten mit der Zeit, auch der Geist erstarrt. Kein unausweichliches Schicksal aber eine Folge von Isolation. Die Herde schenkt Freiheit. Der Seniorentreff, die Kegeltour oder die Kaffeefahrt als Ausbruch, die organisierte Herde als Weg aus der Einsamkeit. Betreute Freiheit.

Danz-op-de-Deel“ zum Abschluss: Ein Saal wie in einer bayerischen Hofbräu-Schänke bis zum Bersten gefüllt mit lachenden, tanzenden und trinkenden Rentnern. Partyrausch. „Fühlst du dich manchmal auch so allein – Glaub mir, dass braucht gar nicht so sein – Denn heute Abend gehen wir feiern – Die ganze Welt ist ein Verein – Und dann die Hände zum Himmel, komm lasst uns fröhlich sein…“ Die Spaßkanone von DJ legt einen Gassenhauer nach dem anderen auf – mit individueller Ansage versteht sich. Ältere Paare schwofen und schwingen das Tanzbein. Vollrausch.
Joswig ordert Bier, dann dreht er sich zu Schlange: „Guck dich ma hier um. Sieht hier irgendjemand so aus, als würd er sich verarscht fühlen? Hier geht der Punk ab.“
Schlange schnauft: „Mir geht die ganze Freude hier tierisch auf den Sack. Wann kommt endlich unser Pils.“

Komm hol das Lasso raus, wir spielen Cowboy und Indianer.
Wir reiten um die Wette, ohne Rast und ohne Ziel.
Hast du mich umzingelt, werd ich mich ergeben.

Schlange und Joswig gehen bei der Tombola leer aus. Keine Creme, keine Kekse, kein halbes Schwein. Sie holen ihre Schlemmerpakete ab. Mit Drogen, Alk oder einfach nur mehr Gleichgültigkeit und Senilität – der Tag hätte ein großer werden können. Die beiden einsamen Cowboys geben ihrem Gaul die Sporen. Auf zum Bus. Die Sonne im Rücken, eine Kippe klebt an ihrer Unterlippe. Howdy.

Laut Busfahrern steuern im Tagesschnitt 20 Reisegruppen den Prickings-Hof an. Die Verkaufsveranstaltungen allein sollten 150.000 Euro einbringen. Schätzungsweise. Plus Essen, plus Getränke, plus Nutzungsgebühren für alles. Alles im allem ein lukrativer Hof. Es geht immer um die Mehrfachverwertung eines Produkts.

EWG – Ewald wird gewinnen, Ihre Wattenscheider Schule

Ein Nachtrag zum Schlemmerpaket: Champignons, Stuten und Eier okay, Würste no way. Lediglich in Plastik eingeschweißt – ohne Haltbarkeitsdatum oder Kennzeichnung. Keinen Bissen genommen, sofort entsorgt. Hoffnung für immer abgerauscht.

Die ganze Story als Video: HIER.

 

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