Das eigene Fremde – Anspruch und Wirklichkeit der Kulturhauptstadt Ruhr 2010

In ein Meer von Fahnen und plakativen Optimus getaucht, ein ganzes Jahr und noch viel mehr, bestimmte das dauerleuchtende Event bis Advent die Kulturhauptstadt auf Ruhr. Für die mediale Aufmerksamkeit hatten Marketing- und PR-Agenturen die Haut der Träume zugeschnitten und der Ruhrmetropole ein buntes, pauschalisertes bisweilen niveauvolles Unterhaltungsprogramm verpaßt: Mitmachspiele ohne Grenzen, sonntags geöffnete Realzeitmuseen, Kunstachterbahnen,…, kurz, die standartisierte Einkleidung kultureller Identität, maßgeschneiderte Kulturhauptstadt -Trachten und Betrachtungen. Von unserem Gastautor Herbert Schero

Zwanghaft bemüht, dem eigenen Bewahrungswillen und Gestaltungsinstinkt gerecht zu werden, es zudem noch möglichst allen recht zu machen: Wetten, dass? – schickten die Kulturhauptstadtmacher den tradierten Themenvorrat des Ruhrgebietes, Denk- Ideal- Kult- und Heimatfiguren, internationale Stars und provinzielle Utopien ins Rennen. Zeitgleich wurde die gemeinhin hochgelobte soziale Integrationskraft des Wettbewerbes unterwandert: Propheten im eigenen Land, kritscher Eigensinn, Kunst- und Problemfiguren erhielten Startverbot. Und die Würde des Fragens, Kulturpolitik also, hatte fragwürdigen Zielen und Verblendungs- zusammenhängen dienlich zu sein. Die Rede ist von der Politik der Ekstase und ihren katastrophalen Fehlentscheidungen, von Seilschaften, ihrem Geltungsdrang, Karrieredenken und Wirtschaftsbeschaffungsmaßnahmen auf allen Ebenen. Kleiner Mann – grosse Ruhr 2010 GmbH: Was ist geblieben vom Anspruch: “…kulturelle Leuchttürme, Höhepunkte mit internationaler Strahlkraft zu schaffen, die die Kulturhauptstadt Europas 2010 weithin sichtbar machen.”? Wo und wie wurde der Möglichkeits- und Wirklichkeitssinn der vier Themenschwerpunkten: “…neue Formen der Urbanität, kreatives Milieu, integrierte Migrantenkultur und schließlich ein kreativ-ökonomisches Modell für Europa zu schaffen.” eingelöst?

Blick zurück, ohne Zorn. Die Leistungsschau der Kulturhauptstadt Ruhr 2010 (GmbH) stellte von Beginn an medienwirksame Großevents in den Fokus der Öffentlichkeit, ihre Guinness-Politik der Rekorde die Aufwertung des Wirtschafts- u. Freizeitortes:  “RUHR 2010 hat die Vision, aus der regionalen Gemeinschaft von 53 Städten eine Metropole neuen Stils zu bilden.”

“Wir malochen für das Ruhrgebiet” hatte BILD das Engagement des Ruhr 2010 Direktoriums gelobt, das sofort kurz nach der Hauptpressekonferenz loslegte und sich ungeniert mit fremden Federn, mit der ehrenamtlichen Arbeit unzähliger Kultur- und Heimatvereine, mit den alltäglichen Kulturveranstaltungen des Ruhrgebietes schmückte. Wo die Hütte brannte, das hob die WAZ täglich hervor. Ihr Satellit, NRW-TV, strahlte die zu Local Hero-Wochen umbenannten Kulturhauptstadt-Wochenmarktangebote zu besten Sendezeiten in die digital empfangenden Haushalte: Illuminationen von Du zu Du, Lyrik von Nachtwächtern und Müllmännern, soziale Skulpturen und ihreTränen des Eros. Die Montagsandacht der Steuerzahler und die Solidaritätsparty der Banker&Sponsoren in den maroden Kommunen der Ruhr-Verbundenheit wurden live von Televisonsampeln übertragen. Das ZDF-Kulturprogramm strahlte Aspekte der Traumzeit- und Schnittkultur aus: 66 (+ -) türkische Modells in Brautkleidern ohne Kopftuch; made in Marxloh, Geisterfahrer&Geistreiche gingen auf Sendung. Das philosophisch-phallokratische Quartett vor dem Kiosk Dortmunder U diskutierte über das Paarungsverhalten der Kohlenpöttler, Revierhasen und Schützenkönige.

Jeden Monat neu aufgelegt, strotzten dickleibige Veranstaltungsprogramme der Ruhr 2010-GmbH vor Anglizismen, suggerierten Wirgefühle und versprachen eine nie dagewesene Alchemie der Gefühle: Metaxa & metexis am Abend mit Goldrand, feurige Stahlabstiche und die Twilight – Kunstlichtshow im Hafen der Kulturhauptstadt. Feierabende, an denen die Goldene Sieben in Spielhallen aufleuchtete, der Mariacron-Stern über dem Tresen. Und so ging tatsächlich jeden Tag für die Liebhaber der Television in der Börse der quadratische Horizont auf. Es fiel das angekündigte, das entscheidende Tor und die Freunde der Kulturhauptstadt &Fußballweltmeisterschaft, vereinten sich. Kulturen&Nationen. In der Arena der Geschichte wurde The day of songs zelebriert! Alles gab es per se und für lau noch oben drauf: Manzonis eisgekühlter Mittelstürmer, Klarer mit Speck aus dem Hieronymus Bosch-Kühlschrank Garten der Lüste. Und Poetische Nächte auf der Halde, da kam nämlich der Steiger und erzählte Grubenmärchen gegen den Kohldampf. Vom Gläsernen Hut mit Mercedesstern obendrauf, von der Brücke der Solidarität und so.

Night&day lief die Kulturmaschine Ruhr 2010 GmbH auf Hochtouren. Respekt. Himmelstürmende Lichtprojektionen auf alten Rathausmauern und Feuermusiker am Werk, illuminierten den Flug des Feuervogels. Ja, es hat ihn gegeben, den Himmel aus glühendem Stahl, sie, die Götterdämmerung, in der Gebläsehalle. Ja, der von Herrn Krupp-Beitz gesponserte Neubau des Museum Folkwang steht seit langem, wie `ne Eins, in Essen. Der im Volksmund genannte “Schukasten”, der Dachaufbau für das Museum Küppersmühle in Duisburg, Kosten mit Nachbesserung 20 – 40 Millionen, ist in der Mache I. Ebenso das Zwei-drei-Straßen- Projekt von Jochen Gerz. Idee&Realisierung muten wie das Haus ohne Hüter an, wie so viele der medial aufgeblasenen Ruhr 2010-Kunstprojekte. Ob die von Gerz für 2011 angekündigte Print-Dokumentation des Wohn- u. Interaktionsprojektes, ihr Wirklichkeitsversprechen einlösen wird? Schon in den Siebzigern, “einst vor Jahren, zur Zeit der Allerseelenstürme” hatte Aktionskünstler HA Schult anläßlich seiner TOUR-de-RUHR eine gleichgeartete Livingroom-Kunstmitmach-Idee artbissiger und weniger artig im Kohlenpott realisert. Ja, damals kochte Max von de Grün Literatur im Pott und Ruhrkomiker lösten immer noch Smokealarm aus.

Kulturhauptstadtschlagzeilen und  Aufsehen erregte der Auftritt der Duisburger Symphoniker, die in leerstehenden Wohnungen sogenannter “Stadtteile mit sozial-kulturellem Erneuerungsbedarf” ohne Kohle so überzeugend musizierten, dass die Zuhörer glaubten, die Auflösung der hochsubventionierten Symphoniker stünde bevor; zumindest die Streichung der Streicher.

Der drastische Kulturabbau im Namen der Kultur, das Streichkonzert der Einsparungen mit Zensureffekt, war schon 2009 über die Bühne gegangen. Den schätzungsweise 50.000 im Ruhrgebiet lebenden Kreativen der Freien Kulturszene verweigerte die Ruhr 2010 GmbH die Teilhabe an der Kulturhauptstadt, das Mitsprache- und Selbstvertretungsrecht.  Schon im Jahr 2007 waren zweitausend Kreative blauäugig der Aufforderung der Ruhr 2010 GmbH gefolgt und hatten Projektideen zur Kulturhauptstadt eingereicht, nicht ahnend, dass alle Fördermittel längst verplant waren und pro forma nur zwei Dutzend kleinere Projekte einen Kulturcent erhalten würden. Im Herbst 2009 folgte dann der finale Schachzug der NRW-Regierung.                -2-

Ministerpräsident Rüttgers  bewilligte den Ruhrkommunen – einen Euro pro Einwohner – zweckgebundene Kulturhauptstadtmittel, die nur für Projekte der Ruhr 2010-GmbH verwendet werden durften. Grub so der Kultturszene Ruhr auch noch auf kommunaler Förderebene das Wasser ab.  Besonders junge, kritische und ungewöhnliche Kulturansätze mit partizipativem Anspruch, hohen Risiken und großen Chancen stehen – im Gegensatz zur institutionellen, etablierten Kultur – im Ruhrgebiet oft ohne jede Chance auf öffentliche oder private Unterstützung da. Warum das so ist, versuchte im Kulturhauptstadtjahr die Ruhr Universität mit einer soziologischen Erkundung der solidaritätsmüden Kunst- und Kulturszene Ruhr herauszufinden. Das Thema wirft viele Fragen auf: Wie kann die sogenannte “Freie” Kulturszene überhaupt in einer Gesellschaft existieren, deren kulturspezifische Erziehung nach Auschwitz den Terrror der Selbstverwirklichung predigt? In der nicht das feuilletonistische Zeitalter des Glasperlenspieles den Geist der Utopie durchtönt, vielmehr der Homo Sociologicus und seine erlernte Hilflosigkeit dem entfremdeten Sehnsuchtsbild des Homo Ludens begegnet, der sich in der Moderne zu tode spielt! Gibt es dort die vorbildliche Freiheit der Andersdenkenden? Die neuen wilden Jünger von Egon Fridell, Manés Sperber, André Malraux, Hilmer Hoffmann, Peter Weiss: die Traditionen des ästhetischen Widerstandes, den Aufruhr in den Museen der Imagination? Wo also finden wir die pantagruelischen Freigeister, die Traumzeiten- und Grenzgänger, die ihre Wunden zeigen, nicht die Lügen der Malerei und in ihren kreativen “Labyrs” (Labyr:Laboratorium&Labyrinth. Begriffsschöpfung des Bochumer Künstler Andre Thomkins; Erschaffer der Knopfeier & Palindrome: DOGMA IAM GOD) Utopiate backen, dabei den Baudelaire singen: “Es ist weniger anstrengend zu arbeiten, als sich zu amüsieren.”?

Engagierte Kulturschaffende, die  das Wahrlügen (L.Aragon) lesen und sich den Strategien “ästhetischer Doppelmoral” (S.Sontag), ) verweigern, werden ausgegrenzt. So erhielt die 1. Ruhr Biennale zeitgenössischer Kunst, deren Themenschwerpunkt Aqua Futurbana – Zukunft des Wassers und der Lebensräume – nach vierjähriger Vorbereitungszeit Werke&Konzepte von 57 Künstlern aus 12 Nationen, Kunst im Aussenraum, Filme,Videos, Atract etc. und Künstler des Ruhrgebietes ausstellte, keine öffentlichen Fördermittel. Nach 2 1/2 Jahren Bedenkzeit kam von der Ruhr 2010 Gmbh eine Kooperationsabsage. Derweil der Rat der Stadt Duisburg die jährlichen Fördermittel (120.000,- EUR) für die Projkete der Freien Kulturszene strich. Die  zunächst von der Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum erteilte Aufstellungsgenehmigung für die  Ruhr Biennale – Skulpturen “Wasserhahn” und TV-Sessel im Kantpark, wiederrief Direktor Raimund Stecker zwei Tage vor dem geplanten Aufbau. Begründung: Er bevorzuge statt temporärer Kunstwerke mehr  Spaziergänger im Park.

Parteiübergreifend machen die Kulturverwalter immer drastischer deutlich: selbstreferenzielle Kultur, die von der Differenz zur Politik lebt, ist unerwünscht. “Die Banalität betritt die Bühne”(Jeff Kons). Statt sinnstiftender Denkmodelle dominieren Nullikonen – Ruhr-Edelstahlwürfel & Marmorkugeln – öffentliche Plätze; der Nullgrad der Textlichkeit durchtönt digitale News-Schaufenster. Vorbei an warenästhetischen Botschaften durchfahren Menschen auf Rolltreppen die begehbaren Filme urbaner Architektur. Auf heißen Stühlen und geliftet Kunstinstallation für Autobahnfahrer. Die durften an einem restgrünen Rasenstreifen der Ruhrautobahn an eine Hundertschaft leerer, nur mit deutschen Städtenamen bedruckter Liegestühle, vorbeirasen, anläßlich der Kunst am Bau – Auschreibung Paradoxien des Öffentlichen. So also sieht sie aus, die institutionalisierte Kulturbewußtheit auf der Flucht vor sich selbst also, macht sie deutlich, wer die kulturphlegmatischen Permanentszenen des rasenden Stillstandes, die angesagten Mythen des Alltags und die sinnentleerten Symbole ihrer Geltungs- und Wirkungsformen zu verantworten hat.

Das Kulturhauptstadtjahr ist ausgeklungen. Was ist aus den Kulturverbindlichkeiten der Twins- und Melez-Veranstaltungen geworden; was klingt noch nach vom Impetus der tausend Chöre, vom Sprach- und Heimfindungsvermögen kultureller und integrativer Identität?  Was wird aus den unter Berücksichtigung des Kunstmarktranking eingekauften, millionenschweren Kunstinseln?, jenen Atollen auf dem Essen-Baldeneyer See, die nur von denen bestaunt werden konnten, die ein Boot, Helikopter, Fernglas oder Feuilleton zur Hand hatten. Das A40 Stilleben aneinandergereihter Flohmärkte und Miniaturbühnen hat es ins weltweite Guinessbuch der Rekorde geschafft. Eins ist sicher: die Liebhaber des Glückauf – Pils-Gesanges werden sich an die gelben Schachtzeichen-Ballons zur Pflege des Traditionbewußtseins, an Zechen,Thyssenbarone, Dahlbuschbomben und Unglücke erinnern. Das Trauma der Loveparade -Tragödie und der sie begleitende Mangel an ziviler und politischer Courage, die schmerzhafte Kultur nie gekannter Verantwortungslosigkeit und sozialer Amnesie wird auf unbestimmte Zeit im kollektiven Gedächtnis nachwirken.

P.S.  “Dem Bürger fällt vom spitzen Kopf der Hut. In den Lüften hallt es, wie Geschrei, Dachdecker fallen von den Dächern und fallen entzwei.” ( J.van Hoddis)

Ein Drittel des auf  70-150 Millionen Euro geschätzten Ruhr 2010-Budget haben Berater& Werbeplattformen verschlungen. In einem kritischen Artikel der WAZ (Okt. 2010) ist nachzulesen, dass allein die  Dieter Gorny Internetplattform artlab Fördermittel in Millionenhöhe erhalten hat (überdies auch für das Jahr 2011). Ironie der Geschichte. Der Medienbunker Hamborn produziert für ARTLAB Beiträge, u.a. eine filmische Dokumentation zur 1. Ruhr Biennale, die bis dato nicht ins Netz gespeist, vermutlich  zensiert wurde. Ein weiteres Drittel der Kulturhauptstadtmittel schüttet die GmbH an ihr Personal, darunter Herrn Gorny, gerne eben zusätzlich für die Projekte ihrer Juroren & Direktoren aus. Im Falle des Architekten Prof. Karl-Heinz Petzinka, zuständig für den Bereich Bildende Kunst, bleibt unklar, ob der von ihm mit Kulturhauptstadtmitteln geförderte mehrstöckige Ausbau des denkmalgeschützten Zechengebäudes in Gelsenkirchen, das noch einen Marcus Lüpertz-Herkules auf´s Dach bekommt, als “Wirtschaftsbeschaffungsmaßnahme”, Zweckentfremdung von Fördergeldern oder “normaler Vorgang im Bereich kultureller Befugnishoheit” einzuordnen sein wird. Das im Bau befindliche Vorhaben wird, so pfeifen es die Spatzen von den Dächern, von des Architekten eigener Baufirma realisiert und vermutlich mit Mitteln aus dem kleinsten, dem Etat für Kultur- Kunstprojekte u. Sonderausgaben, finanziert.

H.Schero, Kurator der 1. Ruhr Biennale, Vorsitzender des AortA Kunst- u. Kultur eV

Zum Attentat auf Gabrielle Giffords in Tucson / Arizona

Gabrielle Giffords
Gabrielle Giffords

Es ist die Nacht vom Samstag auf Sonntag in Deutschland; noch ist nicht klar, ob es sich bei dem Anschlag auf die demokratische Kongressabgeordnete Gabrielle Giffords in Tucson / Arizona um ein politisches Attentat handelt oder nicht. Klar ist, dass „Gabby“ Giffords noch lebt.  Zwar wurde ihr Tod bereits gemeldet, doch inzwischen weiß man, dass sie eine Notoperation überstanden hat, sich jedoch nach wie vor in Lebensgefahr befindet. Aus kurzer Entfernung schoss der 21-jährige Täter der 40-Jährigen in den Kopf – ein glatter Durchschuss. Danach feuerte er noch wild um sich, die Polizei meldet sechs Tote, darunter ein neunjähriges Mädchen. Weil er unverletzt verhaftet werden konnte, werden wir vermutlich im Verlauf des Sonntags erfahren, ob der „Amoklauf“ – wie auch zu lesen ist – politisch motiviert war. Es wäre keine Überraschung, wenn dem so wäre.

Gabrielle Giffords unterhielt sich gestern an einem Infotisch vor einem Supermarkt in ihrem Wahlkreis mit einigen Bürgern, als kurz nach 10 Uhr Ortszeit der Attentäter zunächst auf sie schoss. Im November hatte Gabby Giffords zum dritten Mal den Sitz im Repräsentantenhaus errungen, diesmal allerdings nur mit äußerst knappem Vorsprung – vor ihrem Gegenkandidaten Jesse Kelly. Kelly, der zur Tea-Party Bewegung gehört, hatte seine Anhänger im Wahlkampf dazu ermuntert: „Helft uns Gabrielle Giffords aus dem Amt zu werfen. Feuert eine vollautomatische M16 mit Jesse Kelly.“ Dem Tagesspiegel zufolge kommen solche Aktionen im Wahlkampf gut an in Arizona, einem Staat mit vielen Waffennarren, in dem zur Zeit unter anderem darüber diskutiert wird, Waffen in Schulen zu legalisieren. Dies geschah im Juni 2010.

Bereits im März 2010 hatte Sarah Palin, die als Sprecherin der Tea Party gilt, eine US-Karte mit Zielscheiben auf 20 Wahlkreisen veröffentlicht, deren Abgeordnete für die Gesundheitsreform gestimmt hatten. Auch Gabrielle Giffords befand sich in einem der Fadenkreuze; Parole des Wahlplakats: „Stellung beziehen!“ Zu Palins Reden gehört regelmäßig die Aufforderung, gegenüber dem politischen Gegner „nicht nachzugeben, sondern nachzuladen“. Im März 2010 wurde Giffords Wahlkampfbüro in Tucson verwüstet. Bereits 2009 hatte bei einer Giffords-Veranstaltung – ebenfalls an einem Supermarkt – ein Gegendemonstrant eine Pistole bei sich; von der Polizei sei er weggebracht worden, nachdem die Waffe auf den Boden fiel. Darauf hatte dann die Polizei im Herbst 2010 verzichtet; denn auf Giffords Wahlkampfveranstaltungen waren regelmäßig politische Gegner mit Waffen erschienen.

Video Pressekonferenz der Klinik

Gabby Giffords selbst konnte und wollte dagegen nichts vortragen, die Demokratin ist nämlich Anhängerin des in Amerika geltenden liberalen Waffenrechts. Giffords, die als erste Jüdin für Arizona ins Repräsentantenhaus gewählt wurde und in Washington als Nachwuchsstar der Demokratischen Partei gilt, ist bekannt als „moderate“ Abgeordnete – heißt: sie gehört dem rechten Flügel der Demokratischen Partei an, den sog. „Blue Dogs„. Diese vertreten eine konservative Finanzpolitik, d.h. sie vertreten die – fast „deutsche“ – Position, die Staatsverschuldung zu senken, um ein ausgeglichenes Budget zu erreichen. In der Wirtschaftspolitik gelten die Blue Dogs als ausgesprochen unternehmerfreundlich. Giffords war Chefin einer vom Großvater gegründeten Reifenfirma und Geschäftsführerin einer Kapitalanlagegesellschaft, aber eben auch engagierte Unterstützerin von Obamas Gesundheitsreform.

Damit zog sie den Hass der politischen Rechten auf sich, die den Einbau „europäischer“ Elemente ins amerikanische Krankenversicherungssystem mit Hitler- und Stalin-Plakaten bekämpft hatte. Vermutlich ist ihr dies gestern zum Verhängnis geworden. Der junge Attentäter wird sich erklären. Wir bangen derweil um Gabby Giffords Leben.

Der Ruhrpilot

NRW: Der starke rot-grüne Staat…Welt

NRW II: Linke stellt sich hinter Gesine Lötzsch…RP Online

NRW III: Wo bleibt die Opposition?…Welt

Bochum: Mehr Geld vom Land für Theater…Ruhr Nachrichten

Bochum II: Infoveranstaltung zu Dresden 2011…Bo Alternativ

Oberhausen: Gewalttäter kommen in die JVA Oberhausen…Der Westen

Umland: Kölner Dom-Klöppel muss neu geschmiedet werden…Welt

Umland II: “Ich lass’ doch meine Karte nicht auslesen!”…Zoom

Nazis: Gewalt gegen Piraten…Isis

Medien: NvB-TV…Pottblog

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Der Ruhrpilot

Niederrheinexpress (RB 31) am Gleis 4 des Moerser Bahnhofes - Foto: Carschten via Wikipedia

NRW: Land fordert Reinvestition der Bahn-Gewinne…Spiegel

NRW II: Land will Opfern von Genitalverstümmelung helfen…RP Online

NRW III: Einige Gymnasien wollen Turbo-Abi kippen…Spiegel

NRW IV: WestLB muss weiter schrumpfen…RP Online

NRW V: Hauptschulen verlieren landesweit…Zoom

NRW VI: EU prüft Gas-Bohrungen…Ruhr Nachrichten

Bochum: Spender zeigen sich bei Musikzentrum spendabel…Ruhr Nachrichten

Bochum II: Rückschau auf die ersten Premieren unter Weber…Der Westen

Dortmund: Hoffnungen und Probleme in der Brückstraße…Der Westen

Medien: WAZ-Chef Hombach wirft Europarat fehlendes Interesse an Pressefreiheit vor…Spiegel

Medien II: Kommt die WP nun doch an den Desk?…Medienmoral NRW

Westropolis ist dann mal weg…

Im Dezember  wurde bekannt, dass die WAZ ihr Kulturblog Westropolis zum Jahreswechsel einstellen will. Nun ist er ganz weg.

Das war es dann wohl: Die WAZ hat ihr im Februar 2007 gestartetes Kulturblog Westropolis nicht nur eingestellt, sondern komplett aus dem Netz genommen. Der Link führt auf die Kulturseite VON Der Westen. Selbst die ungefähr 5000 Beiträge, die in den vier Jahren zusammengekommen sind, sind nun offline.

Westropolis war 2007 als Teil der Online-Offensive der WAZ-Gruppe gestartet und galt als Vorläufer für Der Westen.

In einer Pressemitteilung hieß es damals voller Elan:

Die WAZ Mediengruppe hat heute den ersten Baustein Ihrer Online-Offensive vorgestellt.
Unter der Internetadresse westropolis.de entsteht ein neues Kulturblog für NordrheinWestfalen. Westropolis bietet Kulturempfehlungen für alle und Kulturkritik von allen. Als Autoren schreiben die Redakteure der beteiligten Tageszeitungen WAZ, NRZ, WR, WP und dem Online-Portal WestEins Seite an Seite mit bekannten Gastautoren und engagierten Lesern – über das, was sie persönlich kulturell bewegt, vom Opernbesuch bis zum Rockkonzert, vom Ruhrpottkrimi bis zur Industriearchitektur. Westropolis ist Teil der Aktivitäten der WAZ Mediengruppe im Hinblick auf die Kulturhauptstadt 2010 in Essen und im Ruhrgebiet.
Der wesentliche Aspekt von Westropolis ist die Öffnung der klassischen, von Redakteuren
erstellten Kritik hin zu einer aktiven Einbindung der Nutzer. Dem Kulturinteressierten wird eine Plattform geboten, die er für seine eigene Meinungsäußerung, seine Kritik, seine Empfehlungen und Tipps im Bereich der Kultur verwenden kann. Westropolis integriert die Rubriken Film, Literatur, Design, Musik und Bühne.
Die Westropolis-Idee richtet sich an Menschen im Raum Rhein-Ruhr, die sich aktiv für
Kulturangebote ihrer Region interessieren. Sie gehen ins Kino, sie beobachten Entwicklungen im Bereich Design, haben ein Lieblingsbuch, eine Lieblings-DVD oder -CD. Sie besuchen Lesungen und Konzerte, haben eine Meinung zur Architektur eines Gebäudes ihrer Stadt und möchten diese Meinungen anderen kulturinteressierten Bewohnern ihrer Region mitteilen und öffentlich zur Diskussion stellen. Westropolis wird die Anlaufstelle, um ihre ganz persönliche Kulturkritik zu veröffentlichen. Im Umkehrschluss kann sich der Nutzer der Seite informieren, wie Dritten ein Bühnenstück, ein Film, eine DVD oder ein Buch  gefallen hat.
Jeder kann für Westropolis über ein Eingabeformular einen Beitrag senden, dazu ist keine
Registrierung erforderlich. Der Text wird von der WestEins-Redaktion geprüft und freigeschaltet. Kommentare sind direkt und ohne Registrierung möglich.
Die Westropolis-Gastautoren der ersten Stunde sind Menschen mit Meinung. Zu ihnen zählen Hatice Akyün, eine deutsch-türkische Journalistin und Autorin, die als Gerichtsreporterin für die WAZ Duisburg schrieb und heute in Berlin lebt, Else Buschheuer, Autorin und Moderatorin eines neuen Kinomagazins beim MDR, Johannes Groschupf, Journalist und Romanautor, der uns an der Entstehung seines neuen Buches teilhaben lässt, sowie der in Witten geborene Dramaturg des Westfälischen Landestheaters Christian Scholze.

OK, Ruhr2010 ist vorbei. Vielleicht hat sich damit so ein Projekt auch überlebt. Warum die alten Texte allerdings nicht mehr da sind, verstehe ich trotzdem nicht.

Ruhrgebiets-Tatort: Mut zur Fiktion

Nachdem WDR-Chefin Monika Piel einen Ruhrgebiets-Tatort angekündigt hat, wird darüber diskutiert, in welcher Pottstadt er spielen soll. Die Antwort ist ganz einfach: In keiner.

Für Dortmunds OB Ullrich Sierau ist klar, wo der Ruhrgebiets-Tatort spielen soll: In Dortmund. Und als Hauptdarsteller wünscht er sich Dietmar Bär, der jetzt den Kommissar im Sozialarbeiter-Tatort aus Köln gibt. Bochum wünscht ihn sich natürlich in Bochum – mit Armin Rohde als Kommissar. Bochum geht gar nicht. Rohde schon. Der hat sich in den ZDF-Serie Nachtschicht als Fahnder empfohlen.

Bleibt die Frage nach der Stadt: Dortmund? Bochum? Wieder Essen? Bottrop? Duisburg? Eine mit einem lustigen Namen? Castrop-Rauxel? Wanne-Eickel?

Alles Unsinn. Wie früher beim Fahnder sollte keine Stadt genannt werden. Ich schlage vor: Der Tatort spielt im Ruhrgebiet, die ganze Region ist eine einzige Stadt und das Autokennzeichen ist RU. Damit würde der Tatort in einer fiktiven Stadt spielen, einem zusammengewachsenen Ruhrgebiet. Die Auswahl an Locations wäre gewaltig. Die Möglichkeiten für Geschichten auch: Von bräsigen   Bauern über lüsterne Luden bis zu peinlichen Politiker würde alles gehen. Für jede Story gäbe es einen glaubhaften Hintergrund. Und ich will Action und Humor. Härte. Und bitte kein Sozialgesülze und keine Currywurstromantik.

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Der Ruhrpilot

Gesine LoetzschLötzsch: Große deutsche Denker der Gegenwart…Achse des Guten

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NRW II: Datteln IV – Der Schwarze Peter liegt bei Hannelore Kraft – schon wieder…Schmidts Katze

NRW III: Grüne verzeichnen neuen Mitgliederrekord…Bild

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Dortmund: DSW meldet weniger Fahrgäste…Der Westen

Duisburg: SPD will im Rat in Duisburg ein festes rot-rot-grünes Bündnis…Der Westen

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