Kabinett Merkel Drei

Allmählich dämmert es: die Merkeldämmerung fällt aus. Schade um das hübsche Wort, dessen Urheberrechte nicht zweifelsfrei nachweisbar sind. Es findet sich schon seit Wochen in allen möglichen Presseveröffentlichungen, nicht erst seit dem letzten Sonntag.

Die Wahllokale im Südwesten der Republik waren erst gerade geöffnet worden, da sprach man im ARD-Presseclub bereits über die „Merkeldämmerung – Der langsame Abschied von der Macht?“ Mit Fragezeichen. Die Frage ist beantwortet: Nein. Warum auch?
Nun, weil eigentlich Neuwahlen stattfinden sollten, findet jedenfalls die SPD. Doch, wie das so ist: „Schwarz-Gelb wird sich bis 2013 an die Macht klammern“, erklärt Thomas Oppermann, der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, wie wir im Kölner Stadtanzeiger lesen. Wenn sie nämlich mutig wäre, die Angela Merkel, dann würde sie – wie einst ihr Amtsvorgänger – Neuwahlen veranlassen. Das wäre zwar verfassungsmäßig grenzwertig, nicht in ihrem Interesse, nicht im Interesse ihrer CDU, weder im Interesse von CSU und FDP … – aber „mutig“. Doch die „SPD traut Merkel nicht den Mut zu Neuwahlen zu“, steht auch im Stern.
Neuwahlen wären allein schon deshalb fällig, so die hinter dieser Idee steckende Überlegung, weil Schwarz-Gelb die von Merkel selbst zu einer Art kleinen Bundestagswahl aufgebauschten Wahlen im Südwesten verloren hatte. Allerdings hatte auch die SPD deutliche Stimmenverluste hinzunehmen, die Linken kamen erst gar nicht in die Landtage. Die Sache ist hinreichend analysiert: es handelte sich um eine Volksabstimmung gegen die Atomkraft, die Wahlbeteiligung stieg in beiden Ländern deutlich, die Grünen haben die Wahlen gewonnen, alle anderen Parteien haben verloren.

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Plutonium: das „Killer-Bakterium“

„German Angst“ heisst es, die Deutschen reagieren mal wieder über. Erst recht, seitdem jetzt auch noch Plutonium in Fukushima nachgewiesen wurde. André Goerres, einer der Autoren des hervorragenden „physikBlog“-Artikels „Eine Zusammenfassung der Probleme bei Fukushima I“, hat mir zu Plutonium eine Frage beantwortet.  Von unserem Gastautor Andreas Lichte.

Plutonium sei nicht nur radioaktiv, sondern als Schwermetall auch extrem giftig. Als der ARD-Experte Ranga Yogeshwar das sagt, habe ich zum ersten Mal ernsthafte Zweifel an seiner Kompetenz. Denn schon lange bevor Plutonium zum grossen Thema wurde, habe ich den Wikipedia-Artikel gelesen:

„Plutonium ist wie andere Schwermetalle giftig und schädigt besonders die Nieren. Es bindet ebenfalls an Proteine im Blutplasma und lagert sich unter anderem in den Knochen und der Leber ab. Die für einen Menschen tödliche Dosis liegt wahrscheinlich im zweistelligen Milligrammbereich, für Hunde beträgt die LD50-Dosis 0,32 mg/kg Körpergewicht. Die chemische Giftigkeit von Plutonium wird jedoch von vielen anderen Stoffen übertroffen.

Viel gefährlicher als die chemische Wirkung ist seine Radioaktivität, die Krebs verursachen kann. Bereits die Inhalation von 40 Nanogramm 239Pu reicht aus, um den Grenzwert der Jahres-Aktivitätszufuhr für Inhalation bei Arbeitern zu erreichen. Diese Menge ist so winzig, dass die Giftigkeit von Plutonium noch gar nicht zum Tragen kommen kann. Zur sicheren Entstehung von Krebs reicht vermutlich eine Menge von einigen Mikrogramm aus. Die von Plutonium 239Pu ausgesendete α-Strahlung wird durch die oberste Hautschicht aus abgestorbenen Zellen abgeschirmt. Diesen Schutz gibt es nicht bei Inkorporation, beispielsweise Inhalation von Plutonium enthaltendem Staub, oder durch verunreinigte Nahrung. Diese unterschiedliche Wirkung kommt aufgrund der geringen Reichweite der mit dem umgebenden Material stark wechselwirkenden α-Strahlung zustande …“

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Überflüssige Sorgen um Duisburg sein Image

Jürgen Kluge, Vorstandschef des Familienkonzerns Haniel, sorgt sich um den Ruf Duisburgs. Er und andere Unternehmen wollen aktiv werden und das Image Duisburgs verbessern. Ein ebenso löblicher wie unsinniger Gedanke, denn Duisburg hat überhaupt kein Imageproblem.

Es ist gut, wenn  sich Unternehmen für ihre Stadt engagieren und Haniel hat das in Duisburg, vor allem am Stammsitz Ruhrort, immer wieder getan. Und nun sorgt sich das Unternehmen wieder um seine Stadt, wie Der Westen berichtet:

Haniel-Vorstandschef Jürgen Kluge hat eine Initiative Duisburger Großunternehmen und Institutionen angekündigt, die den Ruf Duisburgs nach der Loveparade-Katastrophe wieder in ein besseres Licht rücken soll. „Wir müssen nun versuchen, langsam wieder etwas aufzubauen, um das Bild, das die Menschen von dieser Stadt haben, zu verbessern.

Das Geld, die Mühe können sich die Duisburger Unternehmen sparen. Denn Duisburg hat kein Imageproblem. Seinen Ruf hat die Stadt zu Recht ruiniert. Und weder mit  einer Imagekampagne noch mit mehr Geld für Kultur, Kreative oder die Uni wird sich daran nichts ändern, so lange Duisburg von den jämmerlichen Gestalten regiert wird, die im Rathaus sitzen: Sowohl Oberbürgermeister Adolf Sauerland als auch die Mitglieder des Rates der Stadt gehören zum widerlichsten, was die politische Klasse in Deutschland aufzubieten hat. Und das quer durch die Parteien.

Da ist  Oberbürgermeister wie Adolf Sauerland. Er sich weigerte sich nach der Loveparade-Katastrophe die politische Verantwortung zu übernehmen und machte  während einer Auszeit lässig seinen Moped-Führerschein. Er wurde gestützt von der CDU und den Grünen im Rat, die ein Abwahlverfahren gegen ihn blockierten und so die Chance auf einen Neuanfang vergaben.

Es sind die gleichen Grünen, die nun gemeinsam mit der SPD mit der  von dem Antisemiten Hermann Dierkes geführten Fraktion der Linkspartei eine Koalition eingegangen sind.

Und da ist ja noch mehr: Korruption beim Bau des Landesarchivs im Innenhafen, der Kampf der Stadtverwaltung gegen die freie Szene, eine Polizei, die Islamisten freie Bahn lässt und lieber eine Israelfahne aus einem Fenster entfernt als Antisemiten die Grenzen aufzuzeigen. Duisburg hat ein Imageproblem? Nein, Duisburg kann  über sein Image glücklich sein: Es ist viel besser als die Realität.

Streit um Dortmunds wilden Norden

Foto: Iris Wolf

Prostituierte demonstrieren für den Erhalt ihres Straßenstrichs, Kommunalpolitiker wollen in ihr mit dem eisernen Besen kehren und junge Künstler lieben sie: Die  Dortmunder Nordstadt. Sie ist Problembezirk, Zufluchtsstätte und Hoffnungsträger zugleich. In keinem Stadtteil des Ruhrgebiets prallen die Gegensätze stärker aufeinander. Und über keinen wird mehr gestritten.

Sie trugen Schilder mit Aufschriften wie „Wir sind nicht kriminell“, „Wir haben Angst um unsere Sicherheit“ und „Die Polizei soll mich schützen, nicht jagen“. 60 Prostituierte zogen am Donnerstag von der Nordstadt aus zum Dortmunder Rathaus, um gegen das geplante Verbot des Straßenstrichs an der Ravensberger Straße zu protestieren. Das wird der Rat auf seiner Sitzung am 31. März wahrscheinlich beschließen: SPD, CDU, Oberbürgermeister und Polizeipräsident sind sich weitgehend einig: Der Straßenstrich soll weg.

600 Prostituierte arbeiten hier über das ganze Jahr verteilt. Bis zu 80 Damen bieten ihre Dienste hier Abends an und ziehen Besucher aus dem ganzen Ruhrgebiet an. In Stoßzeiten stauen sich die Wagen der Freier und hindern Familien am Besuch der benachbarten Baumärkte, Discounter und Gartencenter.

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Der Ruhrpilot

Norbert Röttgen

NRW: CDU streitet um Neuwahlkurs…RP Online

NRW II: Stuttgart-21-Stopp weckt in NRW Begehrlichkeiten…Der Westen

NRW III: Rot-Grün stärkt die Stellung der Personalräte…RP Online

NRW IV: Künstleraustausch mit Israel…RP Online

Atom: Plutonium…Frontmotor

Dortmund: CDU und Grüne wollen gegen Wahl-Urteil vorgehen…Ruhr Nachrichten

Bochum: Sozialdemokraten fordern den Atomausstieg…Ruhr Nachrichten

Bochum II: Ringen um Einigung statt Kündigungen bei Opel…Der Westen

Gelsenkirchen: Gelsenwasser-Chef warnt vor „Fracking“…Ruhr Nachrichten

Duisburg: Linke wünschen sich eine Frau für die Dressler-Nachfolge in Duisburg…Der Westen

Essen: Abwanderung von Prostituierten aus Dortmund nach Essen befürchtet…Der Westen

Umland: typographische hundekacke / prenzlauer berg…Wirres

Pop: Ein Dortmunder in Prag…Kochplattenteller

Medien: Aus für Neues…Netzpolitik

Es muss nicht immer Fremdschämen sein

Alejandro Manzano and Daniel Manzano in Strasbourg im November 2010/Foto: Wikipedia

Boyce Avenue beehren als Akustik-Act die Zeche Bochum.

Wenn musikalisch motivierte Menschen versuchen, trashige, totgehörte und völlig überproduzierte Pophits zu covern, dann löst das in der Regel eher Irritationen aus. Meistens klingt die Laiensession schräg bis unterirdisch (wird trotzdem auf Video festgehalten) und landet zu allem Überfluss als Coverspam auf YouTube.

Nun ja. Eigentlich möchte das niemand hören. Auch die Universal Music Group (UMG) wird aller Wahrscheinlichkeit nach nicht zwei Jahre später auf die Noch-nicht-Künstler zukommen, um ihnen einen Plattenvertrag anzubieten. Genau so erging es jedoch Boyce Avenue, einer US-amerikanischen Alternative-Rock-Band aus Sarasota, Florida. Bekannt wurden sie durch Coverversionen bekannter Songs, die sie bei YouTube veröffentlichten. Im November 2009 unterzeichneten sie ihren Vertrag bei Universal.

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Der Ruhrpilot

Nazi-Demonstration in Dortmund

NRW: „Neue Qualität“ extremistischer Gewalt in NRW…Der Westen

NRW II: Rot-Grün in NRW will keine Neuwahl…RP Online

NRW III: PRO NRW verfassungsfeindlich…Radio Berg

NRW IV: „Wir regieren hier stabil“…Welt

NRW V: Beobachtung der Linken weiter geboten…Focus

NRW VI: Exxon stellt sich bei Erdgas-Suche in NRW auf stur…Der Westen

Ruhrgebiet: U-Bahn-Sanierung kostet 1,25 Milliarden Euro…Bild

Dortmund: Rat hat kein Recht auf Wahrheit…Der Westen

Dortmund II: Nächstes Kapitel im Envio-Skandal…Ruhr Nachrichten

Oberhausen: Stadt kritisiert DSDS-Veranstalter…Ruhr Nachrichten

Bochum: Kreative Ideen für Tana gefragt…Der Westen

Duisburg: Rot-Rot-Grün beschließt Etat mit Minus von 200 Millionen Euro…Der  Westen

Essen: Keine Oper im Aalto-Theater am Karfreitag…Der Westen

Essen II: Anpfiff für den Stadion-Neubau bei Rot-Weiß Essen…Der Westen

Atom I: Lastwechselbetrieb von Atomkraftwerken bei Zubau von Windkraft…Frontmotor

Atom II: Was gehört in den Notfallrucksack?…Weissgarnix

Atom III: FSFE feiert für Hackerspace in Tokyo…Netzpolitik

Friedrich Dürrenmatt: „21 Punkte zu den Physikern“

Friedrich Dürrenmatt - Bild: Elke Wetzig (via Wikipedia)

 

Wie auch immer man die Ereignisse um die Atomreaktoren beurteilen mag, ein Drama sind sie allemal. Insofern ist es recht nützlich, sich die 21 Punkte vor Augen zu halten, die Friedrich Dürrenmatt am Ende des Dramas „Die Physiker“ zu bedenken gegeben hat.

Friedrich Dürrenmatt: „21 Punkte zu den Physikern“

  1. Ich gehe nicht von einer These, sondern von einer Geschichte aus.
  2. Geht man von einer Geschichte aus, muss sie zu Ende gedacht werden.
  3. Eine Geschichte ist dann zu Ende gedacht, wenn sie ihre schlimmst mögliche Wendung genommen hat.
  4. Die schlimmst mögliche Wendung ist nicht voraussehbar. Sie tritt durch Zufall ein.
  5. Die Kunst des Dramatikers besteht darin, in einer Handlung den Zufall möglichst wirksam einzusetzen.
  6. Träger einer dramatischen Handlung sind Menschen.
  7. Der Zufall in einer dramatischen Handlung besteht darin, wann und wo wer zufällig wem begegnet.
  8. Je planmäßiger die Menschen vorgehen, desto wirksamer vermag sie der Zufall zu treffen.
  9. Planmäßig vorgehende Menschen wollen ein bestimmtes Ziel erreichen. Der Zufall trifft sie immer dann am schlimmsten, wenn sie durch ihn das Gegenteil ihres Ziels erreichen: Das, was sie befürchteten, was sie zu vermeiden suchten (z.B. Ödipus) .
  10. Eine solche Geschichte ist zwar grotesk, aber nicht absurd (sinnwidrig).
  11. Sie ist paradox.
  12. Ebenso wenig wie die Logiker können die Dramatiker das Paradoxe vermeiden.
  13. Ebenso wenig wie die Logiker können die Physiker das Paradoxe vermeiden.
  14. Ein Drama über die Physiker muss paradox sein.
  15. Es kann nicht den Inhalt der Physik zum Ziel haben, sondern nur ihre Auswirkungen.
  16. Der Inhalt der Physik geht die Physiker an, die Auswirkungen alle Menschen.
  17. Was alle angeht, können nur alle lösen.
  18. Jeder Versuch eines Einzelnen, für sich zu lösen ,was alle angeht, muss scheitern.
  19. Im paradoxen erscheint die Wirklichkeit.
  20. Wer dem Paradoxen gegenübersteht, setzt sich der Wirklichkeit aus.
  21. Die Dramatik kann den Zuschauer überlisten, sich der Wirklichkeit auszusetzen, aber nicht zwingen, ihr standzuhalten oder sie gar zu überwältigen.