Besinnlichkeit ohne Kitsch

Im Moment hat man ja die Wahl. Zwischen Terror, Datteln, Ruhr.2010, Assange und Ruhrstadt-Netzwerk einerseits (spannend, aber so unschön und/oder kompliziert). Und weihnachtlichem Friede, Freude, Eierkuchen andererseits (süß und klebrig).

Ein Ausweg aus dieser Misere: Schönes von hier, zum einfach mal Gucken, Zuhören und Staunen. Eine Audio-Slideshow übers Geigenbauen.

Ja, das ganze ist schon ein Dreivierteljahr alt. Aber doch auch irgendwie zeitlos. Außerdem fanden die RuhrNachrichten unsere Idee offenbar so schön, dass sie sich direkt mal selbst dran versucht haben. Das nehmen wir mal als Kompliment und zum Anlass, das Teil nochmal zu zeigen.

Der Ruhrpilot

Datteln: Politischer Kompromiss um das Kraftwerk…Der Westen

Dortmund: Hat dieser Totschläger mitgeprügelt?…Bild

JMStV: Umgehung der Alterskennzeichnung trivial?…Netzpolitik

Loveparade: „Neuanfang mit dieser Führung unmöglich“…Der Westen

Ruhrgebiet: Die polnische Parallelgesellschaft…Zeit

Gelsenkirchen: Ballerbuden, Unfähigkeit, Demotivation…Gelsenkirchen Blog

Internet: Wissenschaftlicher Blog-Jahresrückblick…Kaffee bei mir?

Umland: Kindergartenbeiträge sollen bis zu 18,5% steigen…Zoom

Kraftwerk Datteln: Rettung durch alte Gutachten?

Kraftwerk Datteln Foto: Eon

Morgen soll das Ruhrparlament über die Zukunft des Kraftwerksstandortes Datteln entscheiden. Die Informationsbasis der Regionalpolitiker ist dünn: Sie haben veraltete Gutachten vorgelegt bekommen.

Mehrere Gutachten sollen auf der morgigen Sitzung des Ruhrparlaments dessen Mitglieder dazu bewegen, den Bau von Kraftwerken auf dem Standort des Eon-Kraftwerks in Datteln durch ein Zielabweichungsverfahren doch noch zu ermöglichen. Gelingt dieses Verfahren nicht, könnte es zu einem Abriss des bereits weitgehend gebauten Eo-Kraftwerks kommen. Zumindest theoretisch. Hinter den Kulissen versuchen SPD und Grüne im RVR und im Land händeringend nach einem Kompromiss und versuchen vor allem Zeit zu gewinnen.

In den Prognos-Gutachten geht es teilweise um den künftigen Energiebedarf in Deutschlands und den Anteil der regenerativen Energien an der Stromproduktion.

„Dagegen steigt die installierte Leistung der erneuerbaren Stromerzeugungsanlagen im Betrachtungszeitraum deutlich. Insgesamt können bis zum Jahr 2030 rund 159.540 Mega-Watt (MW)

(Jahr 2010 rund 54.570 MW) an erneuerbarer Kraftwerksleistung installiert sein, dies entspricht fast einer Verdreifachung gegenüber dem Jahr 2010.“

In einer neueren Variante des weiter fortgeschriebenen Gutachtens kommt Prognos zu ganz anderen Zahlen, die dem Ruhrparlament nicht vorliegen:

„Dagegen steigt die installierte Leistung der erneuerbaren Stromerzeugungsanlagen im Betrachtungszeitraum deutlich. Insgesamt können bis zum Jahr 2030 rund 168.720 MW (Jahr 2010 rund 54.190 MW) an erneuerbarer Kraftwerksleistung installiert sein, dies entspricht einer Verdreifachung gegenüber dem Jahr 2010.“

Auch den Anteil der Kernenergie an der Stromproduktion hat Prognos in der neuen Variante seines Gutachten revidiert.

Ursprünglich ging Prognos von einer Kraftwerksleistung von 45.080 MW und einer gesicherte Kraftwerksleistung von 39.530 MW aus.

Ende Oktober  sieht das Institut das anders und berechnet eine installierte Kraftwerksleistung von 57.140 MW und eine Gesicherte Kraftwerksleistung von 50.740 MW bei der Kernkraft.

Die Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke ist der Grund für die veränderten Zahlen. Ein Nebeneffekt der von den Stromversorgern so begehrte Laufzeitverlängerung ist jetzt allerdings, das neue Kraftwerke zum Teil nicht mehr notwendig sind. Kernenergie und regenerative Energien machen die Neubauten oft überflüssig.

Es wäre nur schön, wenn die Ruhrparlaments-Mitglieder die Zahlen auch bei ihrer Entscheidung berücksichtigten könnten und aktuelle Versionen der Energiegutachten hätten.

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WAZ startet „Wikileaks“-Konkurrenten

Die WAZ-Mediengruppe hat ein Dokumente-Portal eingerichtet. Whistleblower und andere Bürger können dort anonym Dokumente hochladen.

„Wir wollen es den Menschen erleichtern uns Dokumente zukommen zu lassen“, sagt David Schraven, Chef der WAZ-Rechercheredaktion den Grund für das Dokumente-Portal.  Unter www.derwesten.de/recherche können Dokumente anonym auf den Server der Redaktion hochgeladen werden.

Schraven: „Für uns ist es vor allem eine Möglichkeit, unseren Lesern und auch Informanten einen weitere Weg zu eröffnen, mit uns in Kontakt  zu treten.“

Die Dokumente werden von der Redaktion gesichtet und dienen als Quelle für weitere Recherchen. Der Verlag garantiert den Informanten Quellenschutz. Allgemein öffentlich zugänglich gemacht werden sollen die Dokumente nicht. „Wir sind nicht Wikileaks“, sagt Schraven. Einzelne Dokumente allerdings könnten durchaus in Artikel verlinkt werden – allerdings nur, wenn sichergestellt ist, dass die Quelle nicht erkennbar ist.

Dortmund: Naziüberfall auf linke Kneipe

In der Nacht von Samstag auf Sonntag fand erneut ein Naziüberfall auf die linke Kneipe HirschQ im Dortmunder Brückviertel statt.

Die Täter kamen nach Angaben des Dortmunder Antifa-Bündnis (DAB) aus dem Umfeld der „Skinheadfront Dortmund-Dorstfeld“,. Es kam zu Beschädigungen in der Kneipe sowie zu verletzten. Die Polizei nam zehn Personen aus dem rechtsradikalen Spektrum fest. Sie waren von den Besuchern der HirschQ überwältigt und der Polizei übergeben worden.

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Der Ruhrpilot

Ullrich Sierau

Ruhr2010: Erweckungserlebnis Kulturhauptstadt…Der Westen

Ruhr2010 II: Gut, aber nicht gut genug…Welt

Ruhr2010 III: Der Herr der fliegenden Menschen von Urbanatix…Der Westen

Ruhr2010 IV: Tausend Feuer der Kultur…Neue Osnabrücker Zeitung

NRW: „Rot-Grün beginnt erst mit dem Haushalt 2011″…DR Kultur

NRW II: Eine rot-fromme Liebschaft…Welt

Ruhrgebiet: Leben nach der Kohle…Deutschlandfunk

Verkehr: Beurlaubter VRR-Chef wieder im Dienst…Ruhr Nachrichten

Bochum: Joachim Gauck hielt Plädoyer für gesellschaftliches Engagement…Ruhr Nachrichten

Bochum: Umweltschützer gegen Steag-Beteiligung…Bo Alternativ

Gelsenkirchen: Keine Klage gegen Einkaufszentrum…Gelsenkirchen Blog

Weihnachten: Musikpiraten veröffentlichen gemeinfreie Notenblätter für Advents- und Weihnachtslieder…Netzpolitik

Pop: Sockelberbau – Die RAG…Unruhr

…und schon wieder ein Ranking

Gladbecker Innenstadt

Ein neues Ranking – eine neue Pleite für das Ruhrgebiet.

Auch beim neuen Ranking der Top 100 Städte der Wirschaftswoche schneiden die Städte des Ruhrgebiets fast alle schlecht ab. Gerade einmal Mülheim (Platz 34) und Bottrop (Platz 41) haben sich nicht bis auf die Knochen blamiert.  Gelsenkirchen liegt auf dem letzten Platz – hinter Gera. Das Elend in Auszügen: Oberhaus 98, Duisburg 97, Dortmund 89,Essen 87, Bochum 63.

Man kann über den wert solcher Rankings streiten – aber wer ein wenig herumkommt, spürt rein Intuitiv, dass es fast überall im Land besser ist als im Ruhrgebiet. In anderen regionen wird mehr gebaut, ist das Straßenbild oft ansehnlicher und wirken die Menschen wohlhabender. Kein Wunder: Die Arbeitslosigkeit ist ja  auch fast überall geringer.

Fachkräfte ins Ruhrgebiet zu bekommen ist schwer. Allein aus meinem Bekanntenkreis werden zwei Unternehmer bald Aussenstellen in Berlin errichten. Der Versuch, IT-Kräfte von dorthin ins Revier zu locken scheiterte. Nach Hamburg, Köln oder Düsseldorf wären sie gekommen. Nach Bochum und Essen nicht.

Man kann sich das alles schönreden. Man kann auf die erfolge der Kulturhauptstadt verweisen, darauf dass die Städte heute besser zusammenarbeiten als vor  zehn Jahren und dass das Ruhrgebiet noch immer unter einem Strukturwandel leidet.

Alles richtig – doch was nutzt es? Der einzige Maßstab ist der Erfolg. Wer stellt schon jemanden ein, in dessen Arbeitszeugnis steht. „Er gab sich stets vielMühe?“ Niemand. und wer zieht in einer Region die von sich sagt: „Wir strukturwandeln uns noch immer und brauchen Hilfe?“ Offensichtlich auch nicht allzu viele.

Kann das Ruhrgebiet die Situation noch einmal drehen? Ich glaube in weiten Teilen nicht mehr. Hier wurden über die Jahre zu viele Fehler gemacht. Selbst so etwas selbstverständliches wie einen gemeinsame Nahverkehrsgesellschaft gibt es nicht. Eigentlich eine Kleinigkeit.

Der Abstand zu den anderen Städten und Regionen wird immer größer. Erfolgreiche Ansätze, dass zu verändern sind nicht zu sehen. Hier fällt man immer noch auf PR-Dampfplauderer rein und drückt sich um strukturelle Veränderungen.  Das Bohren dicker Brette mag man nicht. Das Jammern um Hilfe beherrscht man perfekt. Im Wettbewerb der Regionen ist das kein Vorteil.  Der kleine, dicke Junge wurde im Sportunterricht immer als Letzter in die Mannschaft gewählt, auch wenn er so traurig guckte. Der kleine dicke Junge ist das Ruhrgebiet und die anderen wissen: Er schießt keine Tore.