Panic! At The Disco, Donnerstag, 10. Februar, 20.30 Uhr, FZW, Dortmund
Der Ruhrpilot
NRW: WestLB wird RestLB…taz
NRW II: Sparkassen suchen Verbündete für WestLB…RP Online
NRW III: S-Bahn-Verträge ungültig…RP Online
Ruhrgebiet: Unternehmer rechnen mit Wachstum…RP Online
Bochum: „Graue Wölfe“ beunruhigen Bürger…Der Westen
Dortmund: NPD-Ratsherr Axel Thieme nach Prügelei mit Linken verurteilt…Der Westen
Dortmund II: DFB-Fußballmuseum soll „Ballfahrtsort“ werden…Ruhr Nachrichten
Internet: Königsblog ist wieder da…Pottblog
Internet II: Keine Pseudonyme b ei Facebook – auch nicht für politische Dissidenten…Netzpolitik
Kultur: Schlingensiefs Traum erwacht zum Leben…Spiegel
Zurück in der Truman Show – Die Goldene Kamera
Wo war eigentlich Bernd Eichingers Sarg bei der Goldenen Kamera am Samstag? Den hätte man doch auch schön zur Schau stellen, feierlich auf der Bühne platzieren können. Bitteschön, der Zuschauer lässt sich auch vom überraschenden Tod gerne rühren, solange es nicht der eigene ist. Im Sarg hätte nicht mal wirklich der Tote liegen müssen, hätte schon keiner nachgeschaut, war schließlich nur Fernsehen. Wo Gefühle vor allem willkommen sind, nicht wenn sie wahr, sondern wenn sie telegen sind.
Wegen dringender Bühnenarbeiten komme ich mir derzeit häufig so vor wie jemand, der viel zu spät zu einer Party erscheint, auf der schon alle besoffen sind oder andere, weniger legale Drogen verspeist haben. Den so genannten Coup (professionell auch: „Scoop“) habe ich erst spät nachts in der ZDF-Mediathek gesehen. Ich wusste nicht, ob ich bei einer freakigen Show gelandet war und schnell Drogen nachschmeißen sollte, um mithalten zu können. Ich entschied mich dann doch zum enthaltsamen Entsetztsein. Um mal die Hälfte des anzunehmenden Hasses von mir abzulenken: Ich freue mich sehr für Monica Lierhaus, wenn es ihr gut geht, besser geht, wenn sie zuversichtlich in die Zukunft schaut und daran arbeitet, dass diese Zukunft täglich besser wird. Das ist toll, das ist ein großer Erfolg für sie. So wie es ein großer Erfolg wäre für jeden, der eine vergleichbare Geschichte erlebt hat.
Aber was bitteschön soll dieses roboterhafte Auftreten, dieses Ablesen eines wahrscheinlich mühsam eingeübten Textes mit metallsurrender Stimme vor etwa tausend meist relativ belanglosen Mitarbeitern der Fernsehindustrie und etwa viereinhalb Millionen Fernsehzuschauern? Es ist richtig, dass die Verantwortlichen einer Rehabilitationsmaßnahme ihre Patienten motivieren, dass sie ihnen Ziele setzen. Das gilt für eine Sportmoderatorin genauso wie für einen Frührentner aus Duisburg, den man mit der Aussicht auf einen Spaziergang mit dem Hund motiviert, oder für einen Zerspanungsmechaniker bei ThyssenKrupp, der darauf hinarbeitet, an seinen alten Arbeitsplatz zurück kehren zu können. Es ist aber ebenso wichtig, dem Patienten beizubringen, mit dem veränderten Leben nach einem Schlaganfall, Aneurysma, Unfall oder nach einer Amputation klarzukommen.
Wäre die Kulisse etwa 500 000 Euro billiger gewesen und hätte statt Günter Netzer eine TV-Bratze wie Britt statt ernstzunehmender schlecht imitierte Gefühlsregungen gezeigt, hätte man sich im normalen Fernsehmüll des RTL-Nachmittags gewähnt. Dort vermutet man auch eher den Hang zu öffentlichen Heiratsanträgen.
Aber es war eine neue Form der Scripted Reality, es war die Goldene Kamera, es war im ZDF. Wobei der Lierhaus-Scoop jede Diskussion erübrigt, warum ein paar lächerliche Bierstände bei Thomas Gottschalk Furore machen, diese Veranstaltung des Springerkonzerns aber nicht als Dauerwerbesendung gekennzeichnet wird. Die „Hörzu“, dieses tantenhafte Fernsehprogrammheft mit auf niedrigem Niveau dümpelnder Auflage, hatte seinen Höhepunkt wahrscheinlich, als das Radio seinen Schwerpunkt von der Mittelwelle auf UKW verlagerte. Es muss vierzig Jahre her sein, dass mein Vater als Preis für ein gelöstes „Hörzu“-Kreuzworträtsel einen Schmuckkasten mit Pralinen gewann und fortan in der Straße als gewiefter Intellektueller galt.
Natürlich ist die Goldene Kamera nicht der unglaublich armselige „Steiger Award“ eines Sascha Hellen. Während der umtriebige PR-Profi aus dem Pott wahrscheinlich nur schauen muss, wer von seiner Politiker- und Promirestehalde gerade völlig terminlos ist, wird man bei Springer schon hin und wieder den Agenten eines einzufliegenden Hollywoodstars eindringlich auf die mögliche Win-win-Situation hinweisen müssen. Oder man passt gerade gut in die Werbestrategie eines Filmverleihs. Doch die Goldene Kamera ehrt in der Regel lieber einen Tatort als Dominik Graf. Fernsehprofis wie Roman Brodmann, Georg Stefan Troller, Gordian Troeller, Axel Corti oder Eberhard Fechner werden den meisten Gästen der Springerzeremonie eher unbekannt sein.
Das Fernsehen darf verletzte Menschen zeigen. Das muss es manchmal sogar, wenn es um verprügelte Asylbewerber in Mecklenburg-Vorpommern geht oder um Katastrophenopfer in der Karibik. Das Medium hat sich mittlerweile darauf versteift, selbst bei der letzten Selbstentblößung Unbekannter in schauderhaften Billigformaten darauf hinzuweisen, der Bloßgestellte habe sich freiwillig zur öffentlichen Demütigung verpflichtet. Über Sendungen wie das „Dschungelcamp“ können sich allenfalls noch die Schützer australischer Schleimmaden aufregen. Den Rest spült eine Welle berechtigter Schadenfreude weg.
Am Samstag aber kam Monica Lierhaus auf die Bühne, auf eigenen Wunsch, wie im Nachgang betont wurde. Die Erzeugung von Schadenfreude konnte nicht das Motiv der Veranstalter sein. Lierhaus erhielt einen Ehrenpreis in einer ungenannten Kategorie, die man allenfalls ahnen kann. Nächstenliebe kann aus rein systematischen Gründen nicht das Motiv eines Medienkonzerns sein, egal wie lieb die Chefin die Geehrte hat. Wahrscheinlich hat Monica Lierhaus den Fantasiepreis aus einem Grund, und das völlig zu Recht erhalten: Für den direkten Appell an das limbische System der Zuschauenden. Ihre Aufgabe war das Auslösen von Emotionen. Die Tränen der anderen Showbeschäftigten bewiesen, dass man bei Springer mit der Ehrung richtig gelegen hatte. Tränen schlagen Erkenntnis. Auch wenn man das vorher wusste, Hörzu und ZDF haben es noch einmal eindrucksvoll vorgeführt.
Investigative Journalisten werden hoffentlich bald recherchieren, warum die Moderatorin der ARD-Sportschau ihren ersten öffentlichen Auftritt ausgerechnet im ZDF feierte, auf einer Veranstaltung des Springerkonzerns, der sich zumindest in der Frühphase der Erkrankung nicht so gern wie andere an die Bitte um Zurückhaltung hielt. Soweit mir bekannt, halten in Kündigungsprozessen Anwälte die Mandanten an, ihre Arbeitskraft dem alten Arbeitgeber anzubieten. Das sichert den Geschassten einige Rechte. Die ARD, alter Arbeitgeber von Monica Lierhaus, reagierte ziemlich perplex auf den Wunsch der Rückkehrerin, bald wieder vor der Kamera zu stehen. Im Ersten muss man den Auftritt bei der Konkurrenz als Affront begriffen haben. Ihr Comeback hätte Monica Lierhaus auch im Haussender beim Kollegen Beckmann zelebrieren können. Dessen Spezialität sind doch einfühlsame, widerwort- und barrierefreie Interviews mit Schicksalsgebeugten. Bevor die große Medienwelle überschwappte, wollte man beim Ersten erst heute Nachmittag, mit drei Tagen Verspätung, Stellung nehmen. Wer dann etwa den ARD-Programmdirektor Volker Herres am Montag im Radio hörte, ahnt, dass ernsthafte Freude schon mal anders klingen kann.
Um nichts falsch zu verstehen: Joachim Löw nach einem Länderspiel zu fragen, ob die Italiener in der zweiten Hälfte auf dem rechten Flügel nicht Schwächen offenbarten, ist eine Arbeit, die man können muss. Monica Lierhaus hat gezeigt, dass sie das kann, dass sie die richtigen Fragen stellen kann. Aber das ist alles nur Fernsehen. Jeder Altenpfleger, der sich bei seinen Heimbewohnern erkundigt, ob sie zum Klo möchten oder ob die Suppe zu heiß ist, stellt täglich hundertfach wichtige Fragen. Aber das ist nur das Leben und nicht das Fernsehen. Monica Lierhaus scheint den Unterschied derzeit nicht zu erkennen. Das war das eigentlich Traurige an ihrem Auftritt. Und das löste wahrscheinlich die direkte Reaktion des Saalpublikums mit aus. Die latente Angst, selbst schlagartig ausgestoßen zu sein aus der selbsterwählten Truman Show.
Das Goldene Springer-ZDF arbeitet wahrscheinlich schon an der nächsten Preisverleihung. Man könnte doch mal bei Gaby Köster nachfragen. Der hat ein Springer-Blatt doch auch nachgestellt, bis es von einem Gericht gestoppt wurde. – Schade, das wird nichts. Bei Wikipedia, dem gehobenen Recherchetool der Durchschnittspresse, sehe ich gerade, sie wird wohl schon im März zur Leipziger Buchmesse wieder auftreten. Wikipedia zitiert einen Angehörigen: „Sie ist natürlich nicht mehr die Gaby, die sie vorher war, aber es geht ihr gut“. Springer-Scoops gehen anders.
Politische Kosmetik
Im stets hellwachen Dortmund geht auch die Kosmetikbranche mit der Zeit. Die aktuelle Linie heißt „Fluch der Pharaonen“.
Weizenpreis und ägyptische Revolution – kleiner Grundkurs, Teil 2
Fahren wir fort mit dem kleinen Grundkurs für Revolutionäre! Gestatten Sie bitte, dass ich einmal kurz mich selbst zitiere. Nur so als Einstieg: Eine revolutionäre Situation entsteht …, wenn nach einer langen Periode relativer Prosperität die tendenzielle ökonomische Aufwärtsentwicklung … abreißt. Und nun schauen Sie sich bitte einmal diese Grafik an! Sie zeigt das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Ägypten.
Okay, die Weltbank-Daten, die der Google-Grafik zugrunde liegen, sind nicht preisbereinigt. Und die Inflationsrate ist in Ägypten schon deutlich höher als bspw. bei uns. Sie liegt, oder besser: lag stets so zwischen 5 und 20 %. Genaueres hier – CIA-Zahlen, das sind eigentlich immer die besten. Denen können Sie wirklich vertrauen. Und hier finden wir auch Zahlen zum BIP. Klarer Fall: auch real lag das ägyptische Wachstum deutlich über dem in Deutschland, der EU oder den USA.
Jahr 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006
BIP (real) 6,3 5,1 3,5 3,2 3,0 4,1 5,1 5,5 5,8
Wachstum in Prozent
Selbstverständlich: diese Steigerungsraten werden auf einem wesentlich niedrigeren Niveau erzielt. Ägypten ist ein armes Land. Zum Beispiel auch viel ärmer als Tunesien, das BIP pro Kopf ist am Nil gerade mal halb so hoch. Ägypten liegt mit 1.739 US$ auf dem 118. Platz weltweit. Tunesien steht mit dem 96. nicht so deutlich weiter vorn, hat aber mit 3.398 US$ beinah das Doppelte zu verteilen. Ginge es also nach der absoluten Höhe des Volkseinkommens, hätte Tunesien nie und nimmer den Anfang im revolutionären Prozess Arabiens machen können.
Das Wohlstandsniveau ist – revolutionstheoretisch betrachtet – keine relevante Größe. Auch die beeindruckenden Wachstumsraten Ägyptens bieten keinerlei Erklärung für umstürzlerische Bestrebungen. Zumal sie zum Ende des letzten Jahrzehnts noch einmal deutlich zugelegt hatten. Allerdings hat am ägyptischen Wachstumstyp so einiges nicht gestimmt. So ist zum Beispiel aus der einstigen Kornkammer Afrikas und des Nahen Ostens über die Jahre der weltweit größte Importeur von Weizen geworden. Und der Weizenpreis steigt unaufhaltsam.
Seit dem Juni 2010 bis Ende Januar, also in sieben / acht Monaten, hat der Weltmarktpreis für Weizen um 70 Prozent zugelegt. Die Folgen sind hierzulande überschaubar, für Ägypten allerdings dramatisch. Wir werden uns darauf einstellen müssen, für jedes Brötchen zwei bis drei Eurocent mehr berappen zu müssen. Wie viel von den vier Prozent, die McDonalds mehr für den Einkauf seiner Lebensmittelrohstoffe hinblättern muss, wie viel der Fast-Food-Konzern auf jeden Burger wird umlegen können, kann ich Ihnen nicht sagen. Die kleinen Burger kosten den Endverbraucher gegenwärtig genau einen Euro. Was soll McDonalds da machen?!
Auch wenn revolutionstheoretisch die Höhe des BIPs zunächst einmal zu vernachlässigen ist, liegt es auf der Hand, dass ein Land wie Ägypten von der explosionsartigen Erhöhung des Weizenpreises in ganz anderer Weise getroffen wird. 1.739 US$ BIP pro Kopf und Jahr, d.h. jedem Ägypter stünden täglich gerade einmal fünf Dollar zur Verfügung – unter der Annahme, dass das Volkseinkommen gleich verteilt wäre. Das ist es bekanntlich nicht.
Die privaten Haushalte müssen noch etwas Anderes kaufen als Weizenprodukte, und die Preise für die anderen Lebensmittelrohstoffe schießen in vergleichbarer Weise in die Höhe. Außerdem müssen aus dem BIP auch die Staatsausgaben bestritten werden. Zwar zeigt sich der Westen bei der Finanzierung des staatlichen Unterdrückungsapparats „großzügig“; dennoch liegt der Pro-Kopf-Anteil für die Militär- und Polizeiausgaben deutlich höher als bspw. bei uns. Letztlich bleibt auch in Ägypten das Volk auf den Kosten für seine Unterdrücker sitzen.
Die exponentielle Steigerung der Rohstoffpreise wird freilich auch getrieben von der Spekulation an den Lebensmittelbörsen. Man mag darüber streiten, wie hoch der Anteil der Spekulation am Weizenpreis ist. Man kann nicht darüber streiten, dass Spekulanten nur dort spekulieren, wo es etwas zu spekulieren gibt. So liegt die tiefere Ursache für diese verheerende Preisentwicklung darin, dass in diesem Jahr – und absehbar auch in der weiteren Zukunft – die Nachfrage das Angebot, also die weltweite Weizenproduktion bei weitem übersteigt. Die FTD schreibt:
„Laut Prognosen der Uno-Landwirtschaftsorganisation FAO wird die weltweite Produktion von rund 680 Millionen Tonnen im Vorjahr auf rund 650 Millionen Tonnen in der Erntesaison 2010/11 sinken. Dagegen dürfte die Nachfrage von 659 auf 666 Millionen Tonnen zulegen. Verantwortlich für die Verknappung sind schlechte oder geringe Ernten. Diese sind Folge von Dürren in wichtigen Anbauländern wie Russland, anderen ehemaligen Sowjetrepubliken und in China sowie von Überschwemmungen wie in Australien.“
Russland bspw. hat seine Weizenexporte vorläufig völlig gestoppt. Die Angebotsverknappung trifft auf eine sprunghaft angestiegene Nachfrage. Mehr als alle Spekulation fällt dabei ins Gewicht, dass (ausgerechnet) „die Regierungen nordafrikanischer Staaten aus Angst vor weiteren Protesten gegen die hohen Preise das Getreide auf(kaufen). Marktteilnehmer rechnen in der nahen Zukunft weiterhin mit starkem Kaufinteresse vor allem aus Nordafrika und dem Nahen Osten.“ Ein Teufelskreis. Wer die Anhäufung der Missernten in 2010 für ein singuläres Ereignis hält, mag prinzipiell Recht haben. Doch bislang sind entsprechende Katastrophenmeldungen aus aller Welt nicht weniger geworden.
Es scheint, dass bedingt durch den Klimawandel katastrophenbedingte Ernteausfälle tendenziell zunehmen. Eine angebotsdämpfende Wirkung hat zweifellos die Exportsubventionspolitik der großen Lebensmittelrohstoffexporteure, von der man mit einigem Recht sagen kann, dass hier der Imperialismus seine hässliche Fratze zeigt. Wie es möglich ist, dass ausgerechnet französische Bauern an der Spitze militanter Globalisierungsgegner mitmarschieren, bleibt unter diesen Umständen jedoch äußerst rätselhaft.
Zugegeben: letztlich bleibt die Entwicklung auf der Angebotsseite der Lebensmittelrohstoffmärkte spekulativ. Dagegen ist die Sachlage auf der Nachfrageseite ziemlich klar: das starke Bevölkerungswachstum ist – zumindest in den nächsten Jahrzehnten – ungebrochen. Es werden immer mehr Menschen zu ernähren sein – was prinzipiell gewiss möglich wäre, wenn sich ein ökonomischer Mechanismus etablierte, der zu einer Ausdehnung der Anbauflächen führte. Nach wie vor ist jedoch genau das Weltwirtschaftssystem vorzufinden, das aus der Kornkammer Ägypten den größten Weizenimporteur der Welt gemacht hat.
Niemand verhungert in Ägypten. Und dort, wo verhungert wird, machen die Menschen keine Revolution. Es revoltieren diejenigen, deren Entwicklungsperspektiven auf unabsehbare Zeit versperrt sind. Dies ist die ökonomische Erklärung für die gegenwärtige Situation in Ägypten wie in ganz Nordafrika. Freilich: die Ökonomie erklärt nicht alles. Doch ohne den sprunghaften – und nicht wieder rückgängig zu machenden – Anstieg der Lebensmittelpreise bleibt die revolutionäre Situation in Ägypten und den anderen Ländern unerklärlich.
Cold War Kids
Cold War Kids, Mittwoch, 9. Februar, 21.00 Uhr, Luxor, Köln
Der Ruhrpilot
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Nachruf auf Gary Moore
Gary Moore ist tot. Gestern starb er im Alter von 58 Jahren an der Costa del Sol. Gary Moore – das kann als sicher gelten – erlag keinem „Rock-’n‘-Roll-Tod“. Noch ist die Todesursache unbekannt; er soll überraschend im Schlaf gestorben sein. Hoffen wir, dass es so war: nicht die schlechteste Art zu sterben; allerdings: 58 Jahre – das ist entschieden zu früh.
In den meisten Nachrufen wird Gary Moore den i.d.R. fachunkundigen Lesern als „Ex-Gitarrist der irischen Rockband Thin Lizzy“ vorgestellt. Dies ist zwar richtig, wird aber seiner Biografie nicht gerecht. Schließlich spielte Moore nur etwa fünf Jahre lang für Thin Lizzy. Gewiss spielte die Band von Phil Lynott eine ganz besondere Rolle in Gary Moore´s Werdegang; denn schon 1969, also im Alter von erst 16 Jahren, hatte er sich Lynotts Gruppe angeschlossen.
In Erinnerung bleiben wird er jedoch vor allem mit seiner Solokarriere, die Gary Moore als einen „Wanderer zwischen den Welten“ erscheinen lässt. Einmal als Hardrocker – bis 1989. Ab 1990 hat er sich dann vornehmlich seiner „zweiten großen Liebe“, dem Blues gewidmet. In dieser Zeit hat er diesen „Wechsel“ selbst damit begründet, dass er es albern fände, wenn alte Säcke auf der Bühne den pubertierenden Halbstarken geben.
Und tatsächlich spricht auch einiges für diese „Zwei-Welten-Theorie“. Ich selbst war einigermaßen enttäuscht, als Gary Moore 1990, also unmittelbar nach seinem „Wechsel“ in der Westfalenhalle ausschließlich Blues spielte und nicht ein einziges der vielen Hardrockstücke intonierte. Immerhin nahm er zwischen 1973 und 1989 zehn Hardrock-Alben auf. Aber die Tournee hieß nun einmal „Still got the Blues“, Moore hatte sie auch deutlich so beworben, insofern war das schon okay.
Außerdem war das Eintrittsgeld gut angelegt. Ich erinnere mich noch heute an das Konzert, daran, wie Gary Moore seine Gitarre(n) die ganze Zeit traurig aufheulen ließ. Und natürlich: „Still got the Blues“ – echte Blueser mögen das Lied kitschig finden, der Urheberrechtsstreit mag immer noch nicht geklärt sein; doch es gehört schon etwas dazu, sich diesem Stück gegenüber emotional verschließen zu können. Umgekehrt ist es schwieriger: wer Hardrock nicht mag, weil ihm der Sound zu hart ist, wird auch von Gary Moore nicht umgestimmt worden sein.
Und doch ist die ganze Trennung künstlich, diese „Zwei-Welten-Theorie“ trägt nicht, nicht bei Gary Moore. Er war beides in einem: Bluesrocker, Rockblueser oder weiß ich was. Zum einen, weil Moore immer wieder zum Hardrock „zurückgefunden“ und sogar geplant hatte, sich wieder schwerpunktmäßig diesem Genre zu widmen. Daraus wird nun nichts mehr. Zum anderen, weil auch Moores Hardrockstücke nichts Anderes waren als tieftrauriger Blues. Freilich, wie der Name schon sagt, härter vorgetragen; wer das nicht mag, höre sich die Rockballade „Empty Rooms“ an. Spätestens dann dürfte klar werden, was ich meine.
Gary Moore war ein Kind Nordirlands, geboren und aufgewachsen in Belfast. Moores Verletzlichkeit und Melancholie ist ohne den jahrzehntelangen Krieg in seiner Heimat nicht zu verstehen. Die beiden bekanntesten Alben aus seiner „Hardrockzeit“, „After the War“ und “Wild Frontiers”, legen darüber Zeugnis ab. Ich weiß nicht, woran Gary gestorben ist. Woran auch immer, warum auch immer, klar ist: Krieg tötet auch noch Jahre und Jahrzehnte später.
So many came before you,
The prisoners of fate.
A history of bloodshed,
A legacy of hate.
But where will you be standing
When the battles have been won?
Inside your lonely fortress
The battle’s just begun.
After the war
Who will you be fighting for?
After the war is over.
After the fire
Is burning to its dying embers.
After the war.
“After the War” – Gary Moore. 1. Strophe und Refrain
In Memory of Gary Moore
Gary Moore ist tot. Er starb in seinem Hotelzimmer an der spanischen Costa del Sol. Wir denken an ihn.
Maps & Atlases
Maps & Atlases, Dienstag, 8. Februar, 21. Uhr, Gleis 22