Das Abendland steht vor dem Untergang. Gerettet werden kann es nur durch einen Mann mit einem Sprachfehler und seiner kleinen Partei.
Sie ist die Blume, ja die Narzisse ihrer Partei und empört: Die adrette Judith Wolter, Fraktionsvorsitzende von Pro Köln, sieht in der Aktion „Kein Kölsch für Nazis“ den totalitären Ungeist in der Domstadt auf dem Vormarsch. Der Hintergrund: am 7. Mai will Pro NRW in Köln einen „Marsch für die Freiheit“ veranstalten. Es geht gegen Muslime und alles, womit Pro NRW hofft in die Schlagzeilen zu kommen. Und natürlich soll das Abendland gerettet werden. Eine ähnliche Veranstaltung, der Anti-Islamisierungskongress 2008 in Köln, musste wegen starker Proteste abgebrochen werden. Und wie 2008 gibt es auch 2011 die Aktion „Kein Bier für Nazis“. Die Anhänger von Pro NRW sollen auf dem trockenen bleiben. Zahlreiche Kneipen aus Köln machen mit. Das gefällt Wolter natürlich nicht:
“Denn wer Andersdenkende durch solche Methoden gezielt diskriminiert, der handelt in politischer Hinsicht rassistisch und schlägt sich auf die Seite derer, die schon mehrfach in dunklen Zeiten der deutschen Geschichte die Freiheit der Bürger bedrohten. Das Ergebnis kennen wir. Es darf sich niemals wiederholen, egal unter welchem Vorzeichen…”
Vielleicht aber gibt es auch nicht nur einen politischen Hintergrund dieser Aktion, sondern auch einen hygienischen. Pro NRW Gallionsfigur Markus Beisicht ist als veritabler Lispler bekannt. Kommt er in Fahrt, was nach ein paar Reagenzgläsern Kölsch ja angeblich möglich sein soll, könnte es in seiner Nähe schnell feucht werden . Verständlich, wenn Wirte solche Gäste lieber nicht in ihren Lokalen sehen möchten. Vielleicht wollen sie aber auch nichts mit Leuten zu tun haben, deren Organisation vom Verfassungsschutz beobachtet wird und die etliche ehemalige und natürlich geläuterte Nazis in ihren Reihen hat.
Die Bezirksregierung in Münster hat Teile des Vorbescheides zu Datteln IV zurückgezogen. Letztendlich entschieden ist damit die Zukunft des Kraftwerksbaus noch nichts.
Für den BUND ist die Rücknahme von Vorbescheiden das zumindest ein Teilerfolg: „Auf Antrag des nordrhein-westfälischen Landesverbandes des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat die Bezirksregierung Münster der E.ON Kraftwerke GmbH eine weitere Genehmigung entzogen. Mit der heute verfügten partiellen Aufhebung des immissionsschutzrechtlichen Vorbescheids folgte sie dem BUND-Antrag aber nur teilweise.“ Der Umweltverband kritisiert das Vorgehen der Behörde als halbherzig: „Damit wird die Missachtung geltendes Rechts fortgesetzt“, sagt BUND-Sprecher Dirk Jansen in einer Presseerklärung.
Entsprechend ruhig reagiert dann auch Kraftwersbetreiber Eon auf die Entscheidung aus Münster. Auf Anfrage der Ruhrbarone teilt das Unternehmen mit: „Aus unserer Sicht hat die Entscheidung der Bezirksregierung Münster keine Auswirkungen auf die Ausnutzbarkeit der bestandskräftigen Teilgenehmigungen 2 und 3. Wir halten an der Errichtung und Inbetriebnahme unseres neuen Kraftwerks in Datteln fest und sind von der erfolgreichen Realisierung der Anlage fest überzeugt. Die Anlage in Datteln ist an ihrem konkreten Standort aus unserer Sicht nach wie vor genehmigungsfähig.“
Allerdings geht man bei Eon davor aus, dass Datteln 4 erst 2013 ans Netz gehen wird. Eon könnte dabei von einem eventuell beschleunigten Ausstieg aus der Kernenergie profitieren. Sollte Deutschland, wie von vielen politisch erhofft, schneller als geplant seine Atommeiler stilllegen, steigen die Chancen für Kohlekraftwerke.
Der 1929 uraufgeführte deutsche Stummfilm „Sprengbagger 1010“ (gesprochen: „tausendzehn“) ist nach langer Zeit am 18. März 2011 um 20.00 Uhr auf dem Welterbe Zollverein Schacht XII, Halle 12, zu sehen: Sprengbagger 1010 ist mit bekannten Schauspielern der deutschen Stummfilm-Ära besetzt, allen voran Heinrich George als skrupellosem Industriemogul. Die restaurierte Fassung wird mit der historischen Originalmusik für Orchester, Chor, Sauerstoffflaschen und Sirenen vom WDR Rundfunkorchester Köln aufgeführt.
Die Geschichte dreht sich um einen Ingenieur, der einen riesigen Abbaubagger bauen lässt. Tragischer weise lässt er ihn in seiner Heimatregion einsetzen. Der Bagger beginnt sein zerstörerisches Werk an der Natur. Es kommt zu einem dramatischen Showdown im Sprenggebiet.
Schacht XII der Zeche Zollverein, architektonisch im Stil der Neuen Sachlichkeit gehalten, wurde zwischen 1928 und 1932 erbaut. Somit ist der Schacht der perfekte Aufführungsort für Sprengbagger 1010, der 1929 entstand.
Ein seltener Glücksfall ist die Überlieferung der seinerzeit eigens für diesen Film komponierten Begleitmusik des Komponisten Walter Gronostay (1906-1937). Der Schüler von Arnold Schönber hat in den 1930er Jahren, bis zu seinem frühen Tod, wegweisende Filmmusiken geschrieben. Gronostay geht bei Sprengbagger 1010 experimentierfreudig ans Werk: seine Besetzung sieht neben einem erweiterten Kammerorchester auch Gasflaschen, Werkssirenen und einen achtköpfigen Sprechchor vor.
Ort der Veranstaltung:
Halle 12, Schacht XII [A12], Gelsenkirchener Str. 181
Preise und Zeiten
Eintritt: 18 Euro (ermäßigt 12 Euro)
Freitag, 18. März 2011, 20.00 Uhr
Geigenvirtuose Daniel Hope über kleine und große Pannen, Yehudi Menuhins Blackout und ein explodierendes Klavier
Herr Hope, in Ihrem neuen Buch »Toi, toi, toi! Pannen & Katastrophen in der Musik« schreiben Sie, dass Musiker oft sehr abergläubisch sind. Wie ist das bei Ihnen, tragen Sie bei Auftritten stets eine Hasenpfote bei sich?
(lacht) Nein, ich habe einen anderen Glücksbringer. Meine Hasenpfote ist ein bestimmtes Seidentuch, das ich bei Konzerten immer dabei habe. Ich weiß, dass das irrational ist, aber diese Art von Routine beruhigt mich irgendwie. Dabei kann einem nichts und niemand helfen, wenn man auf der Bühne steht und ein teuflisch schweres Solo spielen muss.
Welches war Ihre bisher größte Panne bei einer Aufführung?
Das schlimmste Erlebnis hatte ich bei einem Konzert in Frankreich, als mir mitten in einem Streichquartett von Mozart eine Saite riss. Sie war mit solcher Wucht zersprungen, dass sie mir ins Gesicht schnellte und das messerscharfe Metall meine Oberlippe aufschnitt. Das Blut tropfte ohne Unterlass, sodass ich hinter der Bühne behandelt werden musste. Doch das war noch nicht alles …
… Murphys Gesetz …
…genau, »alles, was schiefgehen kann, geht auch schief«. Als ich auf die Bühne zurückkehrte, kicherten meine Mitspieler jedes Mal, nachdem sie zu mir geblickt hatten. Erst leise und heimlich, aber bald darauf schon ganz unverhohlen. Schließlich brachen sie in überbordendes Lachen aus – der ganze Saal lachte laut und fröhlich mit.
Was war geschehen?
An meiner geplatzten Lippe war von der ärztlichen Behandlung ein großes Stück blutgetränktes Papier kleben geblieben. Das muss in etwa so ausgesehen haben wie die Nudel in dem populären Sketch von Loriot. Zu allem Überfluss musste ich nach dem Konzert auch noch feststellen, dass ein Hund, der durch eine offene Außentür hereinspaziert war, auf meinen Instrumentenkoffer gepinkelt hatte.
Der UN-Sicherheitsrat hat heute Nacht das Flugverbot über Libyen beschlossen. Die USA, Groß Britannien und Frankreich werden nun gemeinsam mit arabischen Staaten dafür sorgen, dass Gaddafi die Rebellen nicht mehr aus der Luft angreifen kann. Zumindest der Himmel über Libyen wird frei sein. Deutschland gehörte zusammen mit Russland und China zu den Staaten, die sich enthalten haben. Eine zweifelhafte Gesellschaft, in die sie die Bundesregierung da begeben hat.
Wochenlang hat sich der Westen angeschaut, wie Gaddafi die Rebellion zusammengeschossen hat. Nun handelt er endlich und stellt sich auf die Seite der Aufständischen.
Gaddafi hat schon vorher für den Fall eines Flugverbots mit Angriffen auf Europa gedroht. Bei Weissgarnix wurde vor zwei Wochen gut beschrieben, warum das eher lächerlich ist.
Zeitlich könnte das alles schon zu spät kommen. Frankreichs Außenminister Alain Juppé: „Es ist eine Sache von Tagen. Es ist vielleicht eine Sache von Stunden. Wir dürfen nicht zu spät kommen.“
Die vier Grundrechenarten: plus und minus, mal und durch. Zusammenzählen nennt sich Addieren; die Umkehroperation der Addition ist die Subtraktion. Wird der gleiche Summand wiederholt addiert, kann man sich die Sache auch leichter machen, nämlich malnehmen. Der arithmetische Fachausdruck heißt Multiplikation, ihre Umkehroperation Division, und schon hat es sich. Bei der Multiplikation entsteht das Produkt. Ihre beiden Faktoren heißen Multiplikand und Multiplikator. Man kann sie selbstverständlich umdrehen oder auch ganz auf diese Ausdrücke verzichten, also einfach sagen: Faktor mal Faktor = Wert des Produkts. So geht Malnehmen.
Multiplizieren ist wichtig. Zum Beispiel, wenn man Wahrscheinlichkeiten berechnen möchte, zum Beispiel Risiken. Ein Risiko – ganz egal welches, sogar auch ein Restrisiko – ist nämlich immer ein Produkt, und zwar aus Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadensausmaß. Da fast alles im Leben irgendwie riskant ist, „berechnen“ wir permanent – routinisiert bis zum Unbewussten – die Risikowerte unseres alltäglichen Handelns. Ja, den Risikowert. Nicht etwa die „Risikowahrscheinlichkeit“; denn dieser Begriff ist missverständlich, erweckt er doch den Eindruck, als ginge es ausschließlich um den einen Faktor „Eintrittswahrscheinlichkeit“. Wir kalkulieren selbstverständlich das etwaige Schadensausmaß mit ein.
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