Tom Wolfe ist 80

Ohne ihn wären viele Texte, die wir heute lesen, deutlich langweiliger: Tom Wolfe, Schrifsteller und Journalistm gehört, neben Hunter S. Thompson, Truman Capote und Norman Mailer, zu den Begründern des New Journalism.

Aus der literarischen Tradition der »Beat Generation« wuchs mit der Hippie-Bewegung das Bestreben engagierter Schreiber, neue journalistische Formen auszuprobieren, die unmittelbarere Ausdrucksformen gestatteten und den Leser stärker zu fesseln vermochten. Das ist der »New Journalism«.

Das schreibt   Wilhelm Ruprecht Frieling im  literaturzeitschrift.blog. Die Texte wurden persönlicher, die Autoren spielten häufig selbst eine wichtige Rolle, die Grenzen zwischen Literatur und Journalismus wurden durchbrochen. Dabei waren die Texte immer exzellent recherchiert – wie bei der Wattenscheider Schule.

Ob die Reportage Die Helden der Nation über der Anfänge der US-Raumfahrt, die Romane Fegefeuer der Eitelkeiten oder Ich bin Charlotte Simmons – ich kenne keinen Text von Tom Wolfe, den ich nicht mit absoluter Begeisterung gelesen habe. Heute wird der Mann im weißen Anzug 80 – herzlichen Glückwunsch.

Springers adelige Melkkuh

Den Abgang von Karl-Theodor zu Guttenberg mögen einige tragisch oder folgerichtig wegen der Plagiat-Arbeit finden, unter dem Strich ist der Rückzug aber ein schlichter Vorgang in der Politik. Unsinn gemacht, ertappt, rausgeflogen. Spannender an der Geschichte finde ich die Enthüllung der Bild-Zeitung.

Da konnten noch so viele abgeschriebene Stellen in Guttenbergs Doktorarbeit gefunden werden, Bild stand zu dem CSU-Politiker. Nibelungentreue ist wohl das richtige Wort. Das mag zum Teil an der Vorliebe für zurückgegelte Haare liegen, die Guttenberg und Bild-Chef Kai Diekmann teilen. Aus Sympathie startet man aber TED-Umfragen und füllt keine Zeitungsseiten, kurz gesagt, macht sich zum Deppen.

Da steckt ein finanzieller Antrieb dahinter. Mit Geschichten aus der Welt der Adelsfamilie lässt sich Geld verdienen. Guttenberg und seine Frau bringen mehr Auflage als jedes noch so exklusive Interview mit Angela Merkel oder Steve Jobs. In der ganzen Bild-Kampagne pro Guttenberg ging es um nichts andres als ums Kohlescheffeln. Irgendwie ist das sogar legitim.

Diekmann hat mit seiner freundlichen Berichterstattung das Geschäft seiner Zeitung verteidigt. Es ist ein Rückzugsgefecht eines wie es Guttenberg bis gestern geführt hat. Im vergangenen Jahr sank die verkaufte Auflage von Bild um knapp fünf Prozent auf 3,03 Millionen Exemplare, die von Bild am Sonntag um vier Prozent.

Springer fuhr zwar im vergangenen Jahr ein Umsatzplus von elf Prozent ein, aber die nationalen Zeitungen schwächeln. Und so soll es auch in diesem Jahr weiterlaufen, teilte Springer heute mit. Zum Umsatzwachstum tragen die Tochtergesellschaften im Ausland bei.

Wie Springer in seinem Risikobericht für das Geschäftsjahr 2010 ausführt, ist der Gesamtkonzern stark von Bild und der Bild-Markenfamilie abhängig. Dass heißt: Wankt Bild, wankt der Konzern. Guttenbergs’ Niederlage ist damit auch für Springer eine verlorene Schlacht im Ringen um solide Auflagen- und Umsatzbringer.

Mehr als das sogar: Die Rückzug des früheren Dr. zeigt, die publizistische Macht der Bild-Zeitung ist gebrochen. Auf Papier und im Internet.

Der Ruhrpilot

Leah vermisst ihren Hasi. Foto Privat/Ruhr Nachrichten

Dortmund: Alle suchen Hasi…Ruhr Nachrichten

Herzlichen Glückwunsch: Tom Wolfe zum Achtzigsten…FAZ

Ruhrgebiet: Das Revier kriegt nasse Füße…Der Westen

Bochum: Einzelhandel muss kämpfen lernen…Ruhr Nachrichten

Bochum II: Kirchen und Gewerkschaften wollen Allianz für freien Sonntag bilden…Der Westen

Dortmund II: Spieplan im Theater Dortmund ist bunt und abwechslunsgreich…Ruhr Nachrichten

Dortmund III: Rumänen und Bulgaren räumten Häuser in der Nordstadt…Der Westen

Duisburg: Zeitplan für Verkauf des Theaters am Marientor wird enger…Der Westen

Umland: Gewerkschafter demonstrieren in Düsseldorf…Zoom

Umland II: Bremerhaven kämpft gegen den Verfall…Zeit

Guttenberg: Bedeutungsverlust…Post von Horn

Guttenberg II: Der erste Minister, den das Internet gestürzt hat?…Netzpolitik

Werbung


Rück-Tritt. Volkes Stimme – der Souverän spricht oder The King’s Speech

Eine O-Ton Collage aus Umfragen, (Politiker-)Interviews, Medienkommentaren und Blogs. Version 1.01 (2.3.2011)

Ja, aber warum tritt denn der zurück, wo der gerade so schön vorgetreten war? Stephanie und der, das waren doch die deutschen Obamas, was sage ich: die deutschen Kennedys, Sissi und Franz-Joseph hätten die werden können. Sie ist doch selbst ne Bismarck-Ururenkelin und gerade sie kämpft doch so tapfer gegen Missbrauch. Der hat doch nichts gemacht, der hat doch keinem was getan, da gibt’s doch andere, Schlimmere, was da so in der Politik noch rumläuft, mein Gott, wer da schon alles sein Ehrenwort gegeben hat und dann war’s doch nichts.
Der ist doch Freiherr, da braucht der doch gar keinen Doktor. Warum schreibt denn der sich gleich selbst ab, ja haben wir denn nicht alle mal abgeschrieben, nicht alle als Jugendliche mal geschummelt, eine Doktorarbeit gefälscht, ja, gibt’s denn nichts Wichtigeres auf der Welt, sind wir nicht alle kleine Sünderlein und trotzdem hätt et noch immer joot jejange?

Was haben die den in die Enge getrieben, geschlachtet, geköpft, ich weiß nicht was noch?

Continue Reading

Guttenberg: Weil sich Leistung lohnen muss…

Mit Karl Theodor zu Guttenberg hat ein Liebling der Massen das Kabinett verlassen. Gescheitert ist er an seiner Verachtung gegenüber den bürgerlichen Konventionen.

Ein herausragendes Merkmal des Adels ist, dass ihm das Leistungsprinzip weitgehend unbekannt ist. Man ist was man ist und hat was man braucht. Und was man nicht hat und trotzdem braucht, nimmt man sich eben. Zum Beispiel einen Doktortitel.

Die Verachtung des Leistungsprinzips klingt irgendwie ein wenig nach Linkspartei und tatsächlich: In der gemeinsamen Verachtung der Leistungskultur sind sich Adel und Kader  erstaunlich nahe.

Jemand der dem bürgerlichen Pendant zum Adelstitel mit so viel Verachtung gegenüber tritt wie Guttenberg dem Doktortitel konnte in einer Koalition, deren Anhänger sich zum größten Teil als zum Bürgertum gehörend definieren nicht überleben. Franz Walter hatte das gestern auf Spiegel.de schön beschrieben:

Nun dämmert den akademisch-arrivierten Mittelschichten mit Hochschulzertifikaten, dass die Nonchalance der CDU-Granden und Guttenberg-Apologeten – „was sind schon Fußnoten“; „scheiß was auf den Doktor“ – ihre Berechtigungsausweise für berufliche Erfolge und gesellschaftliche Statuspositionen gefährdet.

Ein solches Statustdenken kommt jemanden wie Guttenberg wahrscheinlich ziemlich piefig vor. Er bekam alles zur Geburt geschenkt – Kontakte, Reputation und Geld. Erarbeiten musste sich so einer nie irgendwas. Wie sollte er Achtung vor der Leistung anderer entwickeln? Die Verachtung des bürgerlichen Leistungsprinzips wurde ihm zum Verhängnis. Und das ist gut so – denn Leistung muss sich wieder lohnen.

Das Problem mit den Gänsereitern und ihren Gegnern

Gänsereiter in Wattenscheid Foto: CA_Rotwang Lizenz: CC Quelle: Wikipedia

In Bochum Wattenscheid werden Reiter aus zwei Vereinen an Rosenmontag wieder versuchen Gänsen den Kopf abzureißen. Wie jedes Jahr wird es dagegen Protest geben.

Ja, so ist Wattenscheid. Während sich die Rheinländer im Karneval redlich um die Verbreitung von Geschlechtskrankheiten mühen, mag es der Wattenscheider etwas rustikaler: Auf einem Pferd reitend versuchen die Mitglieder zweier Vereine toten Gänsen den Kopf abzureißen. Das mag ein alter Brauch sein, aber ist trotzdem stil- und geschmacklos. Als ich Mitte der 90er nach Bochum zog fand ich das Treiben in Wattenscheid sehr befremdlich und daran hat sich bis heute nichts geändert.

Irgendwelche rotgesichtigen Vereinsmeier, die starr auf ihren Traditionen beharren – das mag ich nicht.

Mein Problem: Ich mag auch keine Tierrechtsaktivisten, die gegen solche Vereinsmeier protestieren. Was sie jedes Jahr in Wattenscheid tun. Die meisten die ich kenne sind Hysteriker. Im schlimmsten Fall vergleichen sie Hühnerställe mit Konzentrationslagern. Im nicht schlimmsten Fall nennen sie jeden Leberwurstesser einen Mörder.

Gänse, die mag ich. Sie gehören, kross gebraten und mit Rotkraut und Klößen, zur Vorweihnachtszeit. Von da an ist mir der Vorwurf, die Gänsereiter würden Tiere nur zum Spaß töten, eher befremdlich: Auch ein Gänseessen macht Spaß und da ich mal davon ausgehe, dass ich bislang keine Suizid-Gans auf dem Teller hatte, wurde das Viech zu meiner Unterhaltung getötet. Kann ich mit leben. Die Gans zugegebenermassen nicht.

Am Montag werden sich also zwei Gruppen, die ich nicht ausstehen kann,  in einem Stadtteil, den ich nicht mag, gegenüberstehen: Gänsekopfabreißer und Hippies. Und das in Wattenscheid. Wie gut dass es eigentlich keinen vernünftigen Grund gibt, dahin zu fahren. Auch Rosenmontag nicht. Kann man das Boykott nennen? OK. Ich boykottiere also das Gänsereiten und den Anti-Gänsereiter-Protest. Und freue mich schon jetzt auf die Martinsgans.

Werbung


Der Ruhrpilot

Das Dortmunder Rathaus

Dortmund: Gericht entscheidet über Wiederholung der Ratswahl…Der Westen

NRW: Das Comeback der Regina van Dinther…WDR

NRW II: Schmale Spur…Post von Horn

Bochum: Angst vor Kündigungen bei Opel…Ruhr Nachrichten

Bochum II: Erinnerung an die Ruhrpott-Duse zerstört…Pottblog

Bochum III: Antifa Prozess vor dem Landgericht…Bo Alternativ

Dortmund II: Bietet Essen die Lösung für den Strich?…Ruhr Nachrichten

Rheinberg: Amazon kommt…RP Online

Duisburg: Anwalt aus Duisburg legt Beschwerde gegen Loveparade-Ermittler ein…Der Westen

Essen: Forscher protestieren gegen Guttenberg…Der Westen

Umland: Erdogan liefert Türken Ausreden für Nicht-Integration…Welt

Umland II: 1. Anarchistische Buchmesse Mannheim…Isis

Internet: De Maizière lehnt sofortige Netzsperren ab…Spiegel

Internet II: Netzsperren sorgen für Streit in der Union…Netzpolitik

Reise: Havanna ist ein Leben in Ruinen…Zoom