3. Guerilla-Lesung der Wattenscheider Schule

die wattenscheider schule liest: am mittwoch, den 20.10.2010 im rottstr-5-theater, bochum, 20 Uhr.

– neue geschichten – neue bilder – neue gefühle –

WS Bloglist:

Innovation-City: Wettlauf um die Öko-Musterstadt

Anfang November entscheidet der Initiativkreis Ruhr, welche Stadt im Revier sich mit dem Titel Innovation City schmücken darf. Die Nervosität unter den Teilnehmern ist groß – es geht um Milliardeninvestitionen.

Wenn Bottrop die Milliarden-Investitionen aus dem Innovation-City Projekt des Initiativkreises Ruhr bekommt, so verspricht der Imagefilm der Stadt, könnte die Arbeitslosigkeit in der Ruhrgebietsstadt niedriger werden als in München. Die ist mit 8,3 Prozent (Stand: September 2010) für Ruhrgebietsverhältnisse schon heute recht gut. Im Revierdurchschnitt suchen 11,3 Prozent der Menschen einen Job.

Innovation-City – das ist im Augenblick der größte Hoffungsträger der Kommunen im Ruhrgebiet. Bis zu 2,5 Milliarden Euro an privaten Investitionen und Fördermitteln sollen mobilisiert werden, um ein Quartier des Ruhrgebiets zu einer ökologischen Musterstadt zu entwickeln. Über die Hälfte des C02 Ausstoßes soll innerhalb von zehn Jahren einegspart werden. Innovation City – das soll auch ein großes Labor werden, in dem Unternehmen Technologien zum Ennergie- und C02-Sparen zur Marktreife entwickeln können.

Es ist das große Projekt des ehemaligen Eon-Chefs Wulf Bernotat in seiner Zeit an der Spitze des Initiativkreises Ruhr. Der Zusammenschluss von 60 Großunternehmen wie ThyssenKrupp, Eon und der Deutschen Bank war 1988 vom damaligen VEBA-Vorstandsvorsitzenden Rudolf von Bennigsen-Foerder, Franz Kardinal Hengsbach und dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen gegründet worden, um den Strukturwandel im Ruhrgebiet zu beschleunigen. Auschlaggebend war die damalige Stahlkrise und die Konflikte um das Krupp-Werk in Duisburg-Rheinhausen. Die Unternehmen, so die Idee, sollten sich aktiv daran beteiligen, dem Ruhrgebiet eine neue wirtschaftliche Basis zu geben. Von diesem Ziel hatte sich der Initiativkreis (IR) in der Zeit vor Wulf Bernotat immer mehr entfernt. Der IR widmete sich der Förderung der schönen Künste, organisierte das international beachtete Klavierfestival Ruhr und gab einen auflagenstarken Klinikführer für die Region heraus.

Das führte im vergangenen Winter zu einem heftigen Richtungsstreit innerhalb des IR.  Evonik-Chef Klaus Engel bezeichnete die hohen Mittel für das Klavierfestival Ruhr in einem Brief an Bernotat als das „falsche Zeichen der Ruhrwirtschaft an die Menschen der Region”. Immer mehr Mitglieder forderten den IR dazu auf, sich wieder mehr um Wirtschaft und Technologie zu kümmern.

Mit Innovation City, das bis zum Jahr 2020 laufen soll, hat der IR seine Politik verändert.

Von den 16 Revierstädten, die sich anfangs um Innovation-City bemühten, sind nach einer Vorauswahl im Frühling fünf übrig geblieben. Am 3. November entscheidet eine Jury unter der Leitung des Vizepräsidenten des Wuppertal-Instituts für Klima, Umwelt, Energie, Manfred Fischedick, ob Bottrop, Gelsenkirchen/Herten, Bochum, Essen oder Mülheim an der Ruhr den Zuschlag bekommen. In der Jury sitzen Fachleute. Mit einer Ausnahme: Heinz-Dieter Klink, Chef des RVR und ehemaliger SPD-Ratsherr in Gelsenkirchen.

Alle Städte haben umfangreiche Pläne und Projektlisten eingereicht. Sie wollen die Elektro- und Wasserstoffmobilität und den öffentlichen Nahverkehr ausbauen, die Nutzung von Erdwärme und Solarenergie fördern und den Energieverbrauch in heute noch maroden Siedlungen durch Fassendendämmung und moderne Heizungen senken.

Doch nun, kurz vor der Entscheidung, ist Streit zwischen den Bewerberstädten ausgebrochen. Der Grund: Die gemeinsame Bewerbung von Gelsenkirchen und Herten, die sich mit den Stadtteilen Bertlich (Herten) und Hassel (Gelsenkirchen) und dem Gelände des ehemaligen Bergwerks Lippe bewerben. Der Vorwurf: Die Bewerbung sei mit 112 Seiten deutlich länger als die in der Ausschreibung genannten 60 Seiten. Und mit 79.000 Einwohnern wäre die Projektfläche auch deutlich größer als vom IR gefordert. Der sucht für Innovation-City ein Quartier mit 50.000 Einwohnern und erlaubt eine Spanne von 40.000 bis 70.000 Bewohnern. Auch dass Gelsenkirchen und Herten ihre Bewerbung bereits im Internet veröffentlicht haben, stößt auf Missfallen.

In einem gemeinsamen Brief an den Geschäftsführer des IR, Peter Lampe und Markus Palm, den Geschäftführer der für das Projekt zuständigen Innovation City Management GmbH, der uns vorliegt, protestieren Bochum, Mülheim an der Ruhr, Bottrop und Essen gemeinsam: „Mit Verwunderung haben wir nunmehr den Wettbewerbsbeitrag aus Gelsenkirchen/Herten gelesen. Uns stellt sich nun die Frage, wie Sie damit umzugehen gedenken, dass hier extreme Abweichungen von den Wettbewerbsvorlagen (…) vorliegen.“ Die Städte fordern einen fairen Wettbewerb ein und machen deutlich, dass eine kurzfristige Rückmeldung für eine weitere Zusammenarbeit, beispielsweise bei gemeinsamen Zeitungsbeilagen, von entscheidender Bedeutung ist. Kurzfristig hatten sich einige Städte sogar überlegt, aus dem Wettbewerb auszusteigen. Doch den öffentlichen Bruch mit dem IR wagte man dann doch nicht. Lampe reagierte prompt. In dem Brief an die Städte, der uns vorliegt, schreibt Lampe: „Die von Ihnen bemängelten Punkte haben wir bereits wahrgenommen, die Veröffentlichung der Bewerbung von Gelsenkirchen/Herten im Internet war nicht im Sinne des Initiativkreises Ruhr (…). Der IR-Geschäftsführer verspricht den Städten: „Ihr Schreiben wird im weiteren Verfahren Berücksichtigung finden.“

Gelsenkirchens Oberbürgermeister Frank Baranowski hält die Kritik an der Bewerbung Gelsenkirchens und Hertens für überzogen. „Was die anderen als Anlage beigefügt haben, haben wir in die Bewerbung integriert. Unser eigentlicher Bewerbungstext entspricht den geforderten 60 Seiten.“ Auch an der mokierten Vorab-Veröffentlichung im Internet findet Baranowski nichts Schlimmes: „Wir wollen Transparenz, und wir wollen die Bürger mitnehmen. Dazu gehört, dass man sie über jeden Schritt informiert und ihnen zeigt, was wir bei Innovation-City vorhaben.“

Die Fehler in der Bewerbung könnten trotzdem Konsequenzen haben. Friedbert Pautzke, Professor am Institut für Elektromobilität der Hochschule Bochum und Mitglied der Jury, die über die Innovation-City-Vergabe entscheidet zur Welt am Sonntag: „Bevor wir die Bewerbungen sehen, werden sie von einem Institut auf ihre Schlüssigkeit und auf formale Kriterien überprüft.“ Mit Pech scheiterte die ansonsten viel gelobte Bewerbung von Gelsenkirchen und Herten schon an dieser Hürde.

Aber auch dann wäre die Arbeit Gelsenkirchens und Herten nicht umsonst gewesen. Alle an Innovation beteiligten Städte werden nicht nur mit Informationen aus dem Projekt versorgt, sondern können ihre Vorarbeiten auch für die wahrscheinlich anstehende Bewerbung des Ruhrgebiets als European Green Capital verstehen.

Der Ruhrpilot

NRW: Zerbrechliches Konstrukt…Welt

NRW II: Kraft – eine erste Bilanz…RP-Online

NRW III: Linker Blick zurück…DL

Ruhrgebiet: Innovativer Stress…Gelsenkirchen Blog

Ruhrgebiet II: Fußgängerzone – ein Auslaufmodell?…Der Westen

Dortmund: So kommt der Schnee auf die „Woyzeck“-Bühne…Ruhr Nachrichten

Essen: Echo Klassik bringt Melodien für Millionen…Der Westen

Internet: sexualisierter Gewalt…Isis

Werbung

Rot-Grün in NRW: Die nächsten 100 Tage werden spannender

Die rot-grüne Landesregierung in NRW feierte sich für die ersten 100 Tage im Amt selbst. Die größte Leistung bisher: Man kam skandalfrei durch die Sommerpause. Die nächsten 100 Tage werden spannender.

In der vergangenen Woche feierte sich die rot-grüne Landesregierung selbst. Die ersten 100 Tage waren geschafft, die Stimmung ist noch immer gut, nur die Minister und ihre Behörden rangeln im Hintergrund darüber, wer was zu sagen hat. Die beiden bisherigen Höhepunkte der Regierung Kraft: Eine Rekordneuverschuldung und das Scheitern der Abschaffung der Studiengebühren. Der Linkspartei gingen die Pläne von Rot-Grün nicht weit genug – also bleibt erst einmal alles, wie es ist.

Spannender werden die nächsten 100 Tage, denn jetzt muss langsam regiert werden. Datteln IV wird Rot-Grün noch viel Freude bereiten. Die IGBCE ist eine Macht innerhalb der SPD in NRW und das werden die Grünen schon bald zu spüren bekommen. Bei den großen Themen der Koalition wie Bildungsreform und Energiewende wird schnell deutlich werden, wie sehr SPD und Grüne auf die Zustimmung der Linkspartei angewiesen sind. CDU und FDP werden Kraft gegen die Wand laufen lassen – und die Zustimmung der Linkspartei im Parlament wird teuer. Beim Haushalt setzt man auf einen Abweichler aus den Reihen der Linken –  mehr würde nicht benötigt. Redet man mit den Koalitionären, stöhnen die nur über die Deppen, mit denen sie es bei der Linkspartei zu tun haben. Unprofessionelle, alte Männer die nun ihre politische Pubertät ausleben wollen. Das wäre eigentlich kein Problem – wenn man deren Stimmen nicht dringend brauchen würde. SPD und Grüne sollten diese Tage noch einmal geniessen. Sich zurücklehnen. Die Seele baumeln lassen. Es könnten die letzten schönen Tage in der Landesregierung gewesen sein.

Der Ruhrpilot

Eine Tragödie ohne Schuldige?

Loveparade: Jeden Monat Demos für Loveparade-Gedenkstätte…Der Westen

Loveparade II: BILD Online erhält Mißbilligung zur Loveparade-Berichterstattung…Pottblog

NRW: Münster soll Steuersünder-CD gekauft haben…Ruhr Nachrichten

Hochtief: Die falschen Freunde von Hochtief…FAZ

Bergbau: Auch ohne Kündigungen bei RAG zahlt Berlin drauf…Der Westen

Ruhrgebiet: Folkwang zeigt spannenden Städtebau im Revier…Der Westen

Ruhrgebiet II: Ein Museum zu viel…Welt

Bochum: Abrissfirma wartet auf grünes Licht von der Stadt…Ruhr Nachrichten

Bochum II: “Sag JA zum VfL!”…Pottblog

Debatte: Die Integration ist gescheitert — multideutsch ist tot…F!XMBR

Debatte II: Mehr Demokratie anstatt mehr Polizei…Spiegelfechter

Nazis: Anschläge stören Bahnverkehr in Leipzig…Spiegel

Nazis II: „Voller Erfolg“…Isis

Werbung

Was passiert, wenn nichts passiert?

Am Mittwoch, den 13.10 hat die AG Kritische Kulturhauptstadt zu einer Art Vorab-Bilanz der Kulturhauptstadt Ruhr.2010 geladen. Von unserem Gastautor Tino Buchholz

Die Kulturhauptstadt geht – wir bleiben“ hieß es und wurde so die Vermarktung und die Selektivität des offiziellen Programms kritisiert und außerplanmäßige Veranstaltungen wie der Euromayday Ruhr oder die Hausbesetzungen in Essen / und Dortmund besonders hervorgehoben. Unter den Anwesenden waren Vertreter lokaler Initiativen, Zentren und städtischer Bewegungen, wie das AZ Mülheim, SZ Bochum, UZ Dortmund und andere.

Am Anfang stand eine Diskussion um das Papier der Veranstalter „Metropolenträume in der Provinz“ welche die Metropolendiskussion im Ruhrgebiet als Marketingkampagne identifiziert, die aber letztlich am Kirchturmdenken widerstreitender lokaler Fürsten scheitert. Das Potential für urbane Veränderung und emanzipatorische Formen der Aneignung dieses Ballungsraums spielen in dem Papier der AG keine ernstzunehmende Rolle.

Der Metropolbegriff ist sicherlich überladen mit außergewöhnlichen Standortfaktoren der Produktivität, Geschichte, Architektur, Tourismus, Kreativität und allerlei ästhetischen Idealen (nicht nur) europäischer Urbanität. Der Metropolbegriff krankt – nicht nur im Ruhrgebiet – vor allem an zwei Merkmalen: an der Idee universeller Konsumierbarkeit (touristisch sowie alltäglich) und an fehlendem commitment (Bekenntnis, Hingabe, Initiative) von Menschen vor Ort, den Begriff inhaltlich anders zu besetzen.

Wenn man den Metropolbegriff ganz nüchtern als Agglomeration von Menschen im Raum nimmt, trifft das für das Ruhrgebiet (5,5 Mio.) so erstmal zu. Was bei Kritikern hier aber sofort mitschwingt, sind die dominanten Bilder etablierter global cities – London, Paris, Berlin – die mit herrschaftlichen Altbauten und prestigeträchtigen Neubauten aus Stahl und Glas die öffentliche Meinung und den Raum dominieren.

Keinen Eintritt zahlt hier keiner mehr. Was die Kritiker dabei zu vergessen scheinen, ist, dass diese Bilder von ebensolchen Marketingstrategen platziert werden, denen sie die Kulturhauptstadt Europas nicht abnehmen wollen. Der Fetisch und Konsumcharakter westlicher Stadtideale zeugt nicht nur von einem ausgeprägten Eurozentrismus, sondern läuft Gefahr, tatsächlich provinziell zu wirken. Der neue Provinzialismus bzw. die neue Engstirnigkeit besteht dann darin, dass global cities einem Schema folgen und letztlich alle Metropolen gleich aussehen. Klar ist der Ruhrpott Metropole, aber was für eine?

Der Stadtentwicklungsdiskurs im Ruhrgebiet mutiert schnell zu einer verkürzten Abhandlung scheinbar naturgegebener unternehmerischer Stadtentwicklung (inkl. Betriebsräte:), wo die arbeitende Bevölkerung außen vor ist und die Verantwortung stets nach oben delegiert wird. Das neue Selbstbewusstsein der noch jungen Recht auf Stadt Bewegung das Recht auf Differenz, Mitbestimmung, Raumaneignung (vor allem in Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Dortmund), demokratische Stadtentwicklung in die eigenen Hände zu nehmen, scheint sich noch nicht überall herumgesprochen zu haben.

Linke Kritik an der Festivalisierung von Stadtpolitik scheint noch immer damit beschäftigt, die Regierbarkeit zu problematisieren/ delegieren, anstatt die Möglichkeiten der Streitkultur in einer Demokratie sowie die Eigeninitiative sozialer Bewegungen – des Protests und Widerstands – auszuschöpfen. Die Frage der Totalität des Kapitalismus und systematische Vereinnahmung steht freilich im Raum, sollte aber kein Totschlagargument gegen städtische Bewegungen sein

Die Vereinnahmung durch die ökonomische Verwertungslogik geht immer nur soweit, wie die Menschen dies passiv zulassen bzw. aktiv reproduzieren.

Das war in Paris, Berlin, Hamburg, Frankfurt der 1970er, 1980er Jahre auch nicht anders. Auch hier hat sich nur etwas bewegt, weil sich Menschen nicht mit ihrer Situation abgefunden haben, sondern neue schufen. Weil sie sich kollektiv organisierten und z.B. der eine Teil des Kollektivs für den anderen mitarbeitete, während diese demonstrierten, oder aber den Laden schlichtweg zumachten. Das commitment zu politischem Handeln im Alltag und vor allem auch zur Stadt, scheint gegenwärtig zu wenig ausgeprägt.

Zu weit fortgeschritten ist das links-liberale, konsumistische Bequemlichkeitsdenken, wo Dienst nach Vorschrift und kreativer Widerstand zusammen gedacht werden und wo sich nach getaner Arbeit, in der alternativen Revoluzzerkneipe gepflegt ausgekotzt wird – and back to work (and holiday… and work again).

Letztendlich ist das kein raumspezifisches Ruhrpott Phänomen, sondern ein Soziales, Ökonomisches, Politisches der (post)modernen Arbeitsgesellschaft, der kreativen Klasse, digitalen Boheme, der mobilen Wohlstandskinder dieser Zeit.

Die Kulturhauptstadt Ruhr.2010 hat das Thema Kreative Arbeit in die Arbeitermetropole eingeführt. Diese Kreativität nun selbstbestimmt zu praktizieren und nach allen Regeln der Kunst & Demokratie durch zu buchstabieren – d.h. die Definition von Arbeit sowie von Stadt neu zu denken – sollte lohnenswert sein. In was für einer Stadt wollen wir leben?

Was passiert, wenn nichts passiert?

Stadt ohne Geld ist das richtige Thema zur richtigen Zeit. Mit der viermonatigen Veranstaltungsreihe geht das Schauspiel Dortmund neue alte Wege – des politischen Theaters – das alltägliche Theater des Städtischen samt marktradikalen Pathos’ im globalen Standortwettbewerb zu dekonstruieren. „Hat schon mal jemand eine Immobilienblase platzen sehen“?

Das Leerstandsargument (Neunte Stadt) ist öffentlich platziert und so wird die Stadt ohne Geld zur Vision – und Geld Teil Problems. Wenn das Spektakel der Kulturhauptstadt am 31.12. endet, ist durchaus einiges an Kreativität und Bewegung in der Arbeitermetropole Ruhr angekommen. Inwiefern sich die städtischen Bewegungen verstetigen, liegt vor allem an ihrem commitment zu einer anderen Stadt, pottzigen Metropole Ruhrpott. Oder sie ziehen weg. Martialische Polizeieinsätze gegen Abweichungen von der Norm (wie am 13.08 in Dortmund // UZDO ) werden auch in Zukunft die Öffentlichkeit irritieren, städtische Interessenskonflikte kennzeichnen und bei gegebener Repression demokratische Legitimationsprobleme für die Stadtpolitik aufwerfen. Die Reihe „Stadt ohne Geld“ des Schauspiels Dortmund endet am 03.02. mit der Kapitulation, wobei noch unklar ist, wer am Ende kapituliert.

Tino Buchholz ist einer der Sprecher der UZDO-Initiative und Stadtsoziologe//University of Groningen ergänzen

Seehofer hat Unrecht und tut das Richtige

Horst Seehofer Foto: Bayern.de Einwanderung und zur multikulturellen Gesellschaft sind Unfug. Aber dass er sie äussert ist gut und wichtig.

Inhaltlich ist alles zu Horst Seehofers Einlassungen zur Einwanderung gesagt:   Eine alternde und schrumpfende Gesellschaft ist auf vor allem qualifizierte Einwanderer angewiesen, wenn sie ihren Wohlstand halten will. Und da diese Leute es sich aussuchen könne, wo sie hingehen, stellen sie die Bedingungen und nicht wir. Punkt.

Aber Seehofers populistischer Rechtsschwenk ist trotzdem gut. Er könnte dazu beitragen, Rechtsextreme und Rechtspopulisten aus den Parlamenten zu halten. Seehofer will deren Wählerpotential an die Union binden. Wenn das klappt – und es hat bei der union über Jahrzehnte geklappt, hat er einen guten Job gemacht. Damit das Spiel funktioniert, müssen natürlich jetzt alle auf Seehofer losgehen – erst das verschafft ihm in diesen Kreisen die notwendige Glaubwürdigkeit. Aber auch da spielen ja alle mit. Wenn die SPD vor ein paar Jahren nicht Gestalten wie Clement und Konsorten an ihrer Spitze gehabt hätte, sondern ein paar taktisch versierte Instinktpolitiker wie Seehofer, wäre uns die Linkspartei in den Parlamenten vielleicht erspart geblieben. Die SPD war zu blöd das linke Protestpotential zu binden. Hoffen wir, das Seehofer mehr Glück hat.