Die Twitterhomepage bricht gerade zusammen. Möglicherweise sorgt ein Mouseover-Befehl für Probleme und breitet sich sehr schnell aus. Vielleicht gibt es auch eine andere Grund. So wird spekuliert, Mexikanische Cyberkriminelle hätten ein Botnetz gelegt.
Ursache noch unbekannt. Wir haben das Gerücht gehört, das jemand ein Sicherheitsleck ausgenutzt hat, um Konten von Usern über Servicesoftware vollzuspamen. Hier gibt es einen weiteren Hinweis auf eine mögliche Ursache des Hack: klick
Die Verlängerung der Laufzeit der 17 Atommeiler in Deutschland schenkt den Versorgungsunternehmen und dem Bund Milliarden an zusätzlichen Profiten, für die der Steuerzahler teuer bezahlen müssen wird. Der Bund wird nach Angaben von Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle zwar 30 Milliarden Euro als Gegenleistung dafür bekommen, dass die Kernkraftwerke im Durchschnitt 12 Jahre länger laufen dürfen, und kann damit kurzfristig seinen angespannten Haushalt entlasten.
Doch Studien aus Deutschland, den USA und von der internationalen Atomenergiebehörde zeigen, dass die Kosten für den Rückbau der Kernkraftwerke und die Aufbewahrung des Atommülls bereits ohne die Laufzeitverlängerung die 30 Milliarden Euro an Rückstellungen der Versorger dafür bei weitem übertreffen.
Durch die Laufzeitverlängerung gibt es neuen Müll, von dem Teile für mehrere tausend Jahre aufbewahrt werden müssen. Nach Angaben des Bundesamts für Strahlenschutz sprechen wir von 4.400 Tonnen, die Dank der Atom-Vereinbarung zusätzlich entsorgt werden müssen. In der letzten Verantwortung steht dafür der Bund – und riskiert mit dieser Vereinbarung, dass er große Teile der Zusatzgewinne, für die Quelle eben dieses Geldes wieder ausgeben muss. Die Entsorgung wird am Ende der Bürger bezahlen müssen.
Rechtlich sind E.ON, RWE, die deutsche Tochter des schwedischen Versorgers Vattenfall und Energie Baden-Wuerttemberg für die Kosten für die Beseitigung der Atomenergie zuständig. Aber selbst wenn man die Kosten für die Aufbewahrung der 21,600 Tonnen hochradioaktiven Mülls ausschließt, sind deren Rückstellungen bereits weitgehend ausgeschöpft: Die Rückstellungen könnten gerade ausreichen, um die Kernkraftwerke rückzubauen, wie aus einer Studie der internationalen Atomenergiebehörde aus dem Jahr 1998 hervorgeht. Die Studie sieht die Kosten um ein Kernkraftwerk in Deutschland zu entsorgen bei 1.4 Milliarden US-Dollar, zum damaligen Kurs umgerechnet 1.2 Milliarden Euro. Dabei sind manche der Kernkraftwerke, die in Deutschland in Betrieb sind, fast viermal so groß wie das Kernkraftwerk, auf den sich die Studie bezieht, ein russischer Reaktor des Typs WWER 440. Sobald man dann die Kosten der Endlagersuche mit einbezieht, übersteigen die Kosten bereits die Rückstellungen. Das Bundesamt für Strahlenschutz gibt an, dass bisher 6.4 Milliarden Euro für die Suche in Gorleben, Morsleben und den Schacht Konrad ausgegeben wurden.
Obwohl hier der Schuh drückt, herrscht bei der Kostenfrage weiter Stillstand. Sie steht noch da, wo sie bereits vor 30 Jahren stand, als der Haushaltsauschuss des Parlaments der Vereinigten Staaten urteilte: „Die ungesicherten Kosten sind das wichtigste finanzielle Risiko im Programm zur Entsorgung des Atommülls.“ Weder Kenntnisse noch Erfahrungen scheinen zuzunehmen, sondern nur die Kosten: In einem Bericht für das Energieministerium der Vereinigten Staaten aus dem Jahr 2008 wird geschätzt, dass es 38 Prozent teurer wird, wenn sich die Menge des hochradioaktiven, wärmeentwickelnden Mülls um nur 25 Prozent erhöht.
Die Bundesregierung übergeht diesen Punkt in ihrem Energiekonzept elegant mit einem Satz: „Die Laufzeitverlängerung von durchschnittlich 12 Jahren führt nicht zu einer grundsätzlich veränderten Situation für die Endlagerung.“ Eine Ahnung, an wem Kostensteigerungen hängen bleiben, gibt aber die bisherige Praxis: Obwohl die Endlagersuche laut Gesetz zu überwiegendem Teil von der Versorgern bezahlt werden muss, haben sie von diesen Kosten bisher nur einen „Bruchteil“ getragen, wie das Bundesamt für Strahlenschutz bestätigt.
Wie ein Schatten liegt der Einfluss der Versorger auf dem Energiekonzept, das gleichzeitig dafür sorgt, dass diese eine feste Größe auf dem deutschen Strommarkt bleiben. Denn die Laufzeitverlängerung zementiert für weitere Jahrzehnte ihre Oligopolstellung unter den Elektrizitätsproduzenten, da sie mit ihren hochsubventionierten Atommeilern weiter konkurrenzlos günstig Strom anbieten können.
Die wegfallenden Kapazitäten der Atomkraftwerke wären ansonsten durch konkurrierende Kraftwerke von Stadtwerken, erneuerbaren Energien oder flexiblen Gaskraftwerken ersetzt worden, wie sowohl Stadtwerke als auch das Bundeskartellamt kritisieren. Die Entscheidung der Bundesregierung hat also Folgen für Jahrzehnte, die weit über vermeintlich billigen Atomstrom hinausreichen. Die Wettbewerbsstrukturen der Zukunft werden in wirtschaftlicher und finanzieller Hinsicht zu Gunsten der großen Versorger festgelegt. Die Kosten dafür werden die Generationen tragen müssen, die heute noch kein Wort mitreden konnten.
Die Besucherzahlen im Ruhrgebiet explodieren, die Kulturhauptstadt bringt Glamour in unser Leben und in New York überlegen sie sich wahrscheinlich schon, ob sie Zechentürme aufstellen sollen, um metropolitanen Glanz in ihre Hafenstadt am Hudson zu bringen.
Aber ist das Ruhrgebiet wirklich überall so mondän wie Fulda , so sexy wie Bad Vilbel und so verrucht wie Hildesheim? Nein, sicher nicht. Und nun meine Frage: Was sind die ödesten Orte im Ruhrgebiet? Wo wird schon ein funktionierende Dunstabzugshaube in einer Pommesbude als Steigerung der Lebensqualität empfunden? Wo freut man sich, wenn einmal im Monat der Bücherbus vorbei kommt und wo treffen sich die Quartiersintellektuellen am einzigen Kiosk, an dem es den Spiegel gibt? Für mich stehen die drei ödesten Orte fest: Wattenscheid, Herne und Marl. Gladbeck ist auch schlimm, aber da bin ich aufgewachsen. Und es zieht mich auch nichts nach Duisburg. Was sind Eure Favoriten? Welcher Stadt sollen wir eine Flasche Frühstückskorn schenken, weil das Leben in ihr nüchtern nicht zu ertragen ist?
Manchmal gelingt es Radio und Fernsehen sehr effektiv, mich daran zu erinnern, warum ich wahllose Berieslung durch Magazinsendungen nicht mag.
Gestern war ich nur kurz dabei, den Festplattenrekórder mit Arte-Stoff für die nächste Woche zu füttern – da die Schwiegermutter zu Besuch ist, kann man ohnehin nicht länger fernsehen.
Da all diese Geräte einem auch zwangsweise das laufende Programm vorsetzen, fiel mir auf, daß in „Metropolis“ etwas über den Fotografen Peter Lindbergh sein sollte – und zwar nach dem gerade laufenden Beitrag über ein altes Designsofa.
(3): Peter Lindbergh
Der deutsche Fotograf Peter Lindbergh, seit 30 Jahren in der Modebranche tätig, hat sich durch seine natürlichen Aufnahmen prominenter Models und Schauspielerinnen einen Namen gemacht. Er legt großen Wert auf eine respektvolle Darstellung der Frau und lässt sich auf die Besonderheiten des Gesichts ein. Die Schwarzweißtechnik nutzt er zur Steigerung der Emotion. Von seinem realistischen Ansatz her kritisiert er den systematischen Rückgriff auf die Retusche und verteidigt die Darstellung des Körpers mit seinen Unvollkommenheiten. Rund 200 Bilder und Filme aus dem Gesamtwerk des Fotografen werden ab 25. September in der Ausstellung „Peter Lindbergh. Photographs and Films 1980-2010“ im C/O in Berlin gezeigt.
Ich tröstete die Schwiegermutter mit „nur 5 Minuten“. Sie versteht kein Deutsch – und auch kein Französisch.
Doch es kam noch eine Menge anderes uninteressantes Zeug, doch nicht der beworbene Beitrag. Ums Verrecken nicht. Obwohl ich nun 45 Minuten statt 5 Minuten an der Kiste festhing.
Und auch in „Arte +7“ ist der Beitrag nicht existent, der eigentlich zwischen dem Beitrag über das 70er-Jahre-Sofa und dem Beitrag über diesen verrückten amerikanischen Buchschreiber sein müßte. Der extrem absurd war, weil er englisch sprach (das hätte die Schwiegermutter immerhin verstanden), deutsch synchronisiert wurde, doch die Bücher in der französischen Variante gezeigt wurden.
Anscheinend hat die Metropolis-Redaktion den Beitrag über Peter Lindbergh niemals gemacht. Und wenn, wäre er wohl nur eine Kurznotiz von ein paar Sekunden geworden.
Aber ich habe mich über eine Stunde mit einem Mischmasch von Kram beschäftigen müssen, der mich – Kultur hin, Kultur her – gar nicht interessiert. Nur Claude Chabrol war interessant – doch da hatte ich noch gar nicht eingeschaltet.
Doch genau das – für jeden etwas, aber für keinen genug – ist das Prinzip dieser nervigen Magazinsendungen. Schön für Leute, die ohnehin nur ziellos durch die Kanäle zappen – blöd für „Programmgucker“ wie mich.
Immerhin: Arte sendet zumindest meistens nach Programm. MTV z.B. hat dagegen eigentlich noch nie ein groß angekündigtes und beworbenes Special auch tatsächlich zum beworbenen Termin ausgestrahlt.
Das Fernsehen mag Leute, die eine bestimmte Sendung oder einen bestimmten Beitrag sehen wollen, und nicht irgendwas, leider nicht besonders.
Es macht sich ja heute keiner der der Aufklärung Verhafteten mehr einen Begriff davon, welch gnadenloser Mist am Nachmittag selbst auf den öffentlich-rechtlichen Sendern läuft.
Die sich von Topfgeldjägern nähren. Also diese Kochshows.
Weil ja gottlob niemand Fernsehen mehr guckt. Also – ich kenne niemanden, der noch Fernsehen guckt. Ehrlich.
Topfgeldjäger, allein das billige Sprachspiel aus der Wortspielhölle schon, natürlich im ZDF, so gut wie täglich ab 15.05 Uhr zu sehen, ist so ein peinsackartiges Format dieser Kochshows, von denen man ja mittlerweile gar nicht mehr weiß, wieviele es davon auf welchen Sendern auch immer gibt.
Deren einzig ernstzunehmendes Format bekanntlich Silent Cooking war:
Keine Show. Eine Reduktion. Der Koch hält seine Fresse. Unterlegt von Trance Musik wird geschnibbelt, geraspelt, püriert. No Frills. Fast schon Zen, der Kram.
Zu den Topfgeldjägern:
Dazu hat Max‘ Goldts Combo Foyer des Arts dazu schon alles gesagt. Und zwar schon vor Jahrzehnten.
Jetzt ist es offiziell: Der Apple-Store im CentrO eröffnet am 25. September um 10.00 Uhr.
Gerade kam die Meldung von Apple:
Besuch den neuen Apple Store, CentrO und lass dich überraschen. Es ist der perfekte Ort, um dein neues iPhone 4 konfigurieren zu lassen, alles über den Mac zu lernen, zu sehen, was man alles mit dem iPad machen kann, und sogar Tipps für Unternehmen zu erhalten. Wende dich einfach an einen unserer Specialists im blauen T-Shirt, die dir gerne weiterhelfen – egal, ob du einen Termin vereinbaren oder einfach nur schnell bezahlen möchtest.
Zur Feier der Eröffnung unseres neuen Apple Stores können Besitzer eines Mac eine One to One Mitgliedschaft erwerben, die es normalerweise nur beim Kauf eines neuen Mac gibt.* Und wenn du zu den ersten 1.500 Kunden gehörst, schenken wir dir zur Erinnerung ein T-Shirt.**
Ein Apple-T-Shirt und dafür Mitten in der Nacht aufstehen? Das überlege ich mir nochmal.
Die Gesellschaft für Pilzkunde hat ihren heurigen Liebling bekannt gegeben: Der Pilz des Jahres ist der blaugestiefelte Schleimkopf.
Die Pilzzeit hat begonnen.Anläßlich dieser Zeitenwende zum Feuchten und zum Dunklen hin benennt die ehrenwerte Gesellschaft für Mykologie alljährlich seit Jahrzehnten ihren Pilz des Jahres.
In diesem Jahr ist es der blaugestiefelte Schleimkopf, auch bekannt als Schleiereule (Cortenarius praetans) – ein Pilz aus der Gattung der Haarschleierlinge aus der Untergattung der Schleimköpfe.
Interessant ist der Fortpflanzungsmodus des blaugestiefelten Schleimkopfes:
Er sondert ein grünliches Sekret als Sporenträger ab, das Schmeißfliegen anzieht, die dann die Sporen verteilen.
Der blaugestiefelte Schleimkopf gilt als exellenter Speisepilz.
Und wer jetzt hier glaubt, daß ich das unter Einfluß meines Lieblingspilzes, nämlich Stropharia Cubensis, das ist eine Art von denen mit dem Wirkstoff Psilocin, geschrieben habe
– das täuscht.
Mykologen wollen nämlich mit dergleichen Pilzpromotion auf die Artengefährdung von Pilzen aufmerksam machen. Als Indikator für den Raubbau an der Natur.
Der blaugestiefelte Schleimkopf etwa ist durch industrielle Forstwirtschaft in Europa und Asien gefährdet.
Muss der politisch korrekte Pazifist sich freuen oder darf er trauern? Wenn bald die Wehrpflicht ausgesetzt wird, verschwindet auch der Zivildienst. Er ist eine der wirkmächtigsten sozialen Errungenschaften der Republik, eine großartige kollektive Coming-Of-Age-Veranstaltung und bescherte mir den zweitschönsten Bühnenauftritt meines Lebens. Dazu später mehr.
An kaum einer Stelle ist das Grundgesetz so ehrlich wie im Artikel 12a. Der beschäftigt sich mit dem Ersatzdienst, der längst zum Normalfall geworden ist. Geht es um die Bundeswehr in Afghanistan, krücken und eiern führende Militärpolitiker noch immer um den „wenn ihr so wollt, nennt ihn ruhig“- Krieg herum. Das klingt, als erklärte Schalke-Stürmer Klaas-Jan Huntelaar: „Keine Ahnung, ich laufe im Stadion rum und trete hin und wieder vor einen Ball. Ob das schon Fußball ist, kann ich nicht sagen.“
In der Kriegsfrage ist unsere Verfassung klarer als unser sich durch AC/DC-Shirts modern daher schleimender adeliger Verteidigungsminister. (Musikfreunde sollten spätestens jetzt ihren Plattenschrank entrümpeln, so wie Tätowierten nach dem Einzug von Präsidentengattin Bettina Wulff ins Schloss Bellevue dringend härtere Formen der Körpermodifikation empfohlen werden.) Ach so, zurück zum Thema. Für das Grundgesetz war Krieg schon Krieg, als Rekruten noch allenfalls vor Langeweile Folter im Kasernenkeller spielten: „ Wer aus Gewissensgründen den Kriegsdienst mit der Waffe verweigert, kann zu einem Ersatzdienst verpflichtet werden“, heißt es schlicht im Artikel 12a.
Dem Zivildienst trauere ich hinterher, weil mir seit Jahren in meinem Hauptjob als Kabarettist ein Zivi namens Knut ebenso treuer wie ungesehener Bühnenbegleiter war (eine Art Mrs. Columbo), weil ich in den 16 Monaten als ZDL wunderbare Sachen erlebte, Campino von den Toten Hosen dienstlich kennenlernte, weil es die einzige Zeit in meinem Leben war, in der ich jemals einen Chef hatte, geregelte Arbeitszeiten, wo man irre hohe Beiträge für mich in die Sozialversicherung abführte und ich Geld dafür bekam, dass ich in meiner Freizeit nicht nackt herum lief. Letzteres war dem Gleichbehandlungsgrundsatz, also der Gerechtigkeit geschuldet. Der Kriegsdienstleistende bekam eine Ausgehuniform, die nur von den größten Idioten öffentlich getragen wurde, ich nicht. Dieser Nachteil musste ausgeglichen werden mit ein paar Pfennigen pro Tag. Da beginnt man die deutsche Bürokratie zu lieben.
Der Zivildienst begann mit oben erwähntem Auftritt vor der damals üblichen Wahrheitskommisssion, die das Gewissen des Antragstellers erforschten sollte. Ich hatte das Gremium zuvor gefüttert mit Zeugenaussagen meiner Friedfertigkeit. Geschult an Billy Wilders „Zeugin der Anklage“ wählte ich als Fürsprecher weder einen friedensbewegten Pfarrer noch einen wohlmeinenden Sozialarbeiter, sondern einen Weltkriegsveteran und einen ehemaligen Panzerfahrer.
Höhepunkt der Verhandlung ist die berühmte Notwehrfrage. Der Vorsitzende fragt vorsichtig, ich helfe ihm weiter: „Sie meinen, ich bin mit meiner Freundin im einsamen Wald, der böse Russe kommt mit der Kalaschnikow vorbei, ich habe zufällig meine Knarre in der Tasche?“ – Pause, imaginäre Krümel vom Tisch wischen, betroffen aus dem Fenster starren, schlucken, Tränen andeuten, zögernd weitersprechen, zweifeln. Du sollst dem Staat geben, was des Staates ist: Irgendeine scheiß Antwort. Wenn ich so weitermache, wollen die Beisitzer, ein Rentner, eine Hausfrau und ein Stadtamtmann, mich gleich adoptieren. Großes Gefühlskino vor kleinem Publikum, ich habe sie. Erschöpft durchatmen.
Während des Zivildienstes wurde ich begleitet vom coolsten Regionalbetreuer, den man sich vorstellen kann. Der lief bei den seltenen Treffen auf im Hummel-Trainingsanzug und war nebenbei Fußballmanager beim VfL Bochum: Klaus Hilpert. Heutzutage sind Fußballmanager im Nebenberuf Trainer, in Gelsenkirchen jedenfalls. Hilpert setze durch, dass mir die letzten drei Tage des Dienstes erlassen wurden, „zur Vorbereitung des Antritts der Heimreise“, Gleichbehandlungsgrundsatz; ich wohnte fünf Meter neben der Zivildienststelle.
Eine Sache hat bei mir nicht geklappt. Eine Sprecherin des Bundesamtes für Zivildienst lobte gestern noch die weiter bestehenden Vorzüge der bald nur noch sechsmonatigen Dienstzeit. Viele soziale Einrichtungen gewännen darüber Ehrenamtliche für spätere Zeiten. Ich revidierte im städtischen Jugendzentrum hingegen meinen sozialpädagogischen Berufswunsch. Ich kapierte schnell, dass ich immer die Interessen der Institution und nur selten die Interessen der Klienten zu vertreten hatte.
Während jetzt auch das deutsche Hartz IV am Hindukusch verteidigt wird, ist der Ersatzdienst zum Schnupperpraktikum geworden. Mag sein, dass man nicht viel Zeit braucht zu lernen, wie man andere totschießt oder selbst auf eine Mine fährt. Der Umgang mit Senioren sollte einem anderen Rhythmus folgen als die Verrichtung von Leistungen der Pflegekasse. Viele Senioren fürchten heute schon dement geworden zu sein, weil sie morgens ihren Zivi wieder mal nicht erkennen. Dabei hat er nur in raschem Wechsel seinen Vorgänger abgelöst.
Längst sind nicht mehr alle Zivis überzeugte Pazifisten. Einige beschimpfen sogar ihre Klienten nach Feierabend als Spackos oder Schmarotzer. Später studieren sie dann jahrelang Geschichte und Sozialanthropologie oder kassieren in maroden Banken bombige Boni. Auch bei der Bundeswehr sind nicht alle von ihrem Tun überzeugt. Sie heißen oft Sylvio, kommen aus Chemnitz, einfachen Verhältnissen und im Sarg zurück aus Afghanistan.
Aber irgendjemand muss demnächst die greisen Atomgegner im Rollstuhl zur Demo nach Brokdorf schieben. Hannelore Kraft mit ihrem Eintags-Einsatz undercover und an der Basis kann die Lücke allein nicht füllen. Vielleicht werden die „Zivis“ bald ersetzt. Dann hat man es als Senior zu tun mit „jungen Menschen, die ein freiwilliges soziales Jahr ableisten“. Klingt nach schlechter Übersetzung eines indianischen Namens und prägt sich auch Nichtdementen kaum ein. Abgeleitet vom Sozialen Jahr hätte ich einen kompakten Kosenamen. Auf der Bühne spräche ich nicht mehr von unserem Zivi, sondern von unserem Soja Knut.
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