Das Urteil gegen Jörg Tauss ist rechtkräftig. Der Bundesgerichtshof (BGH) verwarf die Revision des früheren SPD-Politikers als offensichtlich unbegründet. Er hat sich Bilder von Kinderschändungen beschafft und besessen. Die Entscheidung des 1. Strafsenats wurde gerade in Karlsruhe bekanntgegeben.
Das Landgericht Karlsruhe hatte zuvor Tauss zu 15 Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt, weil er sich in 95 Fällen „Schriften“ von Kinder- und Jugendvergewaltigungen besorgt hatte. Auf seinem Mobiltelefon beschlagnahmte die Polizei zahlreiche Bild- und Videodateien von Kinderschändungen. Bei der Durchsuchung seiner Abgeordnetenwohnung in Berlin wurden zudem drei DVDs mit Material über Vergewaltigungen von Kindern und Jugendlichen sichergestellt.
Damit ist das juristische Kapitel Tauss zumindest in diesem Fall betreffend der Onaniervorlagen abgeschlossen.
Keine Frage: Es lohnt sich keine Diskussion über Sarrazins „Thesen“. Es sind nämlich keine Thesen, sondern populärwissenschaftlich verbrämte Beleidigungen. Was sich lohnt, ist eine Diskussion über die deutschen Medien.
Warum darf sich der Buchautor mit seinem Machwerk in der Bundespressekonferenz inszenieren? Warum gibt der Springer-Verlag, der sich immer seiner Nähe zum Staat Israel rühmt, antisemitischer Dummheit ein Forum mit fetten Vorabdrucken? Warum stoppt die ARD nicht ihren eitlen Talker Beckmann, der Thilo S. in seine Sendung holte? Dass in Deutschland die Armut und Hoffnungslosigkeit bei nichtdeutschen und deutschen Menschen wächst, interessiert in Wahrheit die großen Meinungsmacher nicht. Das ist so bekannt wie vernachlässigt.
Thilo Sarrazin galt bislang als spleeniger Ex-Hauptstadtpolitiker mit Kaiserreich-Schnauzer und leicht glasigem Blick. Jetzt hat er es dank Unterstützung wichtiger Meinungs-Medien leider in die erste Liga der Hetzer gebracht: Sarrazin steht mit seinem unappetitlichen Sabber-Ausfällen gegen Juden und Migranten ab sofort in einer Reihe mit Jürgen Möllemann, Geert Wilders, Jörg Haider und jenem Neonazi, der einst in bepinkelten Jogginghosen seinem Arm zum Hitlergruß reckte.
Die Rechtspopulisten von Pro NRW sind begeistert. Die NPD klatscht Beifall. Hätte ein Funktionär dieser Rechtsradikalen ein Thesenpapier wie das Sarrazins geschrieben, hätten die Medien zum Glück keine Silbe darüber verloren. Nun aber redet der Bundesbanker und leider werden sich voraussehbar die Stimmen mehren, die ihn entschuldigen, er habe sich nur ungeschickt ausgedrückt und sein Buch ja gar nicht richtig gelesen oder andere irreführende Mär. Dabei sollte seine großbürgerliche Tirade auf alles was nicht deutsch und universitär gebildet ist eine Notiz in künftigen Chroniken sein. Heute aber sollten wir nicht die Medientrommel für das Buch eines Irrläufers rühren. Fernsehsender und Zeitungen sollten Sarrazin keine Interviews mehr schenken. So wie es auch das ungeschriebene Gesetz über die NPD vorsieht.
Senioren in Duisburg und Bochum sollten Ralf Jäger danken, ihr Warmbadetag im städtischen Hallenbad scheint gesichert. Der NRW-Innenminister versprach den Kommunen jetzt einen warmen Geldregen. Sagenhafte 300 Millionen Euro Soforthilfe sollen in diesem Jahr die Kommunen retten.
Das ist ein gewaltiger Fortschritt, ging man doch bislang im Ruhrgebiet davon aus, dass spätestens im Winter die Regierung Carepakete über Castrop-Rauxel abwirft und „Brot für die Welt“ ein Büro in Wattenscheid eröffnet. 300 Millionen, das ist viel Geld, wenn man in Herne in einer Zweizimmerwohnung lebt, einen alten Opel fährt und seit Jahren knietief im Dispo watet. Das ist nicht ganz so viel, wenn die Kohle auf 17.872.763 Einwohner des schönsten Bundeslands der Erde aufgeteilt wird. Dann bleiben schlanke 17 Euro pro Nase bei einer kommunalen Pro-Kopf-Verschuldung von 3.089 € in Herne oder 7.586 € in Oberhausen
Das Geld langt gerade, um die mit eisernem Sparwillen gesenkte Wassertemperatur im Hallenbad wieder anzuheben, Kindergartenbeiträge um ein paar Groschen zu senken oder ein paar Deckel im Ratskeller zu begleichen. Der kluge Kämmerer aber wird jeden Cent in den Kassenkredit genannten Dispo stecken. Vielleicht gibt es dafür als Anerkennung zum Weltspartag von der Hausbank einen Schlüsselanhänger, ein Nagelpflegeset oder einen hübschen Eiskratzer, ein Präsent, das der Kämmerer umgehend in die Bilanz seiner Stadt einpflegen sollte.
Machen wir uns nix vor: Ändern wird sich nichts. Den Städten im Revier geht es weiter schlecht. Vorbei die goldenen Zeiten, in denen Geld für alles da war. Ich habe in den 80-er Jahren Zivildienst im Jugendzentrum gemacht. Wenn es da durchs Dach geregnet hat, ein Anruf bei der Stadt, am nächsten Tag wurde es einfach dicht gemacht, das Dach. Heute solltest du nicht mehr anrufen. Dicht gemacht wird immer noch- diesmal allerdings gleich das ganze Jugendzentrum.
Haushaltslöcher wird Jägers Soforthilfe nicht stopfen. Aber Schlaglöcher vielleicht. Wobei es völlig falsch wäre, marode Straßen auszubessern. Man muss die Schlaglöcher zum Alleinstellungsmerkmal machen. Wenn die Straßen erst mal richtig kaputt sind, stellt der kluge Bürgermeister einfach ein Schild auf am Ortseingang auf: „Herne – Offroad Total“. Dann widmet er die Straßen um zu Geländewagen-Teststrecken. Dazu erlässt er die passende Gebührensatzung, mit Anschluss- und Benutzungszwang für jedermann.
Solch innovative Ideen, fürchte ich, scheitern an der Beratungsresistenz der Kommunen. Dort herrscht noch immer völlig veraltetes Denken. Zwar hat man sich verabschieden müssen von dem alten Leitsatz: Wenn die öffentliche Hand pleite ist, muss sie diese einfach nur aufhalten. Jetzt haben die Städte NKF- Neues Kommunales Finanzmanagement. Da gibt es einen Produkthaushalt, so was wie den städtischen Quelle-Katalog. Das passt, auch wegen der Insolvenz. Jedes Amt ist heute ein Fachbereich, jeder Fachbereich ein Profit Center. Da wird alles gegeneinander verrechnet. Ohne Rechnung hält keiner mehr gratis dem Kollegen die Tür auf. Fahrstuhlfahrten werden organisiert getrennt nach Fachbereichen. Und manch ein Beamter wechselt zum Pinkeln in die nächste Etage. Sollen die Kollegen dort für Wasser, Papier und Seife aufkommen.
Aber konsequent modern ist man in den Rathäusern nicht. Mein Vorschlag: Der Bürger muss merken, dass es Verwaltung nicht für lau gibt. Er soll Bürokratie als Erlebnis erfahren. Unter 20 € kommt keiner mehr raus aus dem „City Hall Event Center“, wo schon im Empfang der muffelige Schwerbeschädigte in seinem Kabuff ersetzt wird durch einen coolen Infopoint mit einer attraktiven Hostess (gendergerecht gern auch mit einem attraktiven Hosteur). Auf der Einnahmeseite lässt sich einiges verbessern, mit der Einführung der Rathauscard, Motto: zehnmal beschweren, nur neunmal zahlen, eine Bewilligung gibt’s gratis oben drauf. Wer mehr investiert, bekommt die Golden Rathaus Card: Ihre Anträge werden jetzt garantiert gelesen – vor der Ablehnung. Oder die Platin Card: Ihre Anträge werden garantiert nicht gelesen – sondern blind bewilligt. Gerüchte besagen, dass diese Karte in Duisburg unlängst schon eingeführt wurde.
Gut, das sind nur Peanuts. Fürs große Geld müssen wir unsere Schwäche in Stärke verwandeln. Bekanntlich sterben die Menschen im Ruhrgebiet früher als die Einwohner der übrigen Landesteile von NRW. Das sollte man vorab positiv sehen. Man nehme im Vergleich nur einmal einen Bielefelder. Der wohnt erstens in einer Scheißgegend und muss es zweitens auch noch länger dort aushalten. Unser kollektives sozialverträgliches Frühableben sollte man für Verhandlungen mit den Sozialversicherern nutzen. Wir Ruhris sparen der Rentenversicherung Milliarden. Eine kleine Rückvergütung ist da längst überfällig.
Dazu ist dringend Bürgerschaftliches Engagement gefragt. Vor Jahren bin ich in der städtischen Kämmerei mit meinem Anliegen gescheitert, meinen Pro-Kopf-Anteil an der Verschuldung zu tilgen. Ich knallte einem verblüfften Beamten mein Erspartes auf den Tisch verbunden mit der Bitte künftig nur noch zu sagen: „Die Stadt Recklinghausen ist pro Kopf, außer dem von Martin Kaysh, verschuldet mit…“. Der Mann verweigerte standhaft die Annahme des Geldes mit dem Hinweis, er könne von mir nur etwas kassieren, was der Kasse als Forderung bekannt sei. Seither habe ich meine Strategie umgestellt. Hin und wieder, wenn ich in die Innenstadt schlendere, halte ich vor einem Parkscheinautomaten, werfe ein paar Münzen ein und den Parkschein umgehend in den Müll. Das mag lächerlich klingen, ist aber auch nicht schlechter als Jägers Soforthilfe.
Die New Yorker Organisation „No Longer Empty“ bringt Kunst in leerstehende Ladenlokale – und verändert nicht nur Stadtteile, sondern auch die Vorstellungen dessen, wie Kunst präsentiert werden muss. Von unserer Gastautorin Petra Engelke.
„Ich hasse es, wenn jemand uns als „Pop-Up Galerie“ bezeichnet“, sagt Manon Slome, Gründerin von No Longer Empty . „Hinter Pop-Up steht die Idee: Alles geht hinein, wird verkauft, und dann ist es weg und vorbei. Darum geht es uns nicht. Als Organisation sind wir von Dauer, nur unsere Orte wandern.“
Slome verlässt den Pfad des spontan Selbstgemachten, wenn sie Kunst in
leerstehenden Räumen ausstellt. Erstens geht die Initiative nicht von Künstlern, sondern von Kuratoren aus. Zweitens verfolgt No Longer Empty langfristige Ziele: Inhaltlich bindet sie Kunst stark an den jeweiligen Ort, formal setzt sie auf Zugänglichkeit.
Binnen eines Jahres hat die Non-Profit-Organisation zehn Ausstellungen gestemmt, in Räumen, die einmal Plattenladen, Angelgeschäft, Offiziersunterkunft waren – unter anderem mit Künstlern, deren Werke für sechsstellige Beträge gehandelt werden. Eine Installation von Kaz Oshiro etwa war eine Viertel Million Dollar wert.
No Longer Empty verkauft keine Kunst. Trotzdem haben sich auch Yoko Ono, Alyson Shotz, José Parlá und Giuseppe Stampone gern einladen lassen. Schließlich hat Manon Slome einen guten Ruf in der Kunstwelt. Sie arbeitete sieben Jahre im Guggenheim Museum und war von 2002 bis 2008 Chef-Kuratorin des Chelsea Art Museum. Als sie dort kündigt, weiß sie nur eins: Sie will nicht mehr für eine Institution, sondern als freie Kuratorin arbeiten.
Eigentlich ist sie nur auf der Suche nach einem neuen Thema. Ihr fallen all die leeren Räume auf, die durch die Rezession entstehen. In Gebieten, die einmal für das boomende New York standen, etwa auf der Madison Avenue oder in SoHo, macht ein Geschäft nach dem anderen dicht. Daraufhin geht der Fußgängerstrom zurück, und die Nachbarschaft trudelt in eine Abwärtsspirale. Bald denkt Slome an eine Ausstellung, die darauf Bezug nehmen soll. Doch die Idee entwickelt eine Eigendynamik.
Im Sommer 2009 eröffnet No Longer Empty eine Ausstellung in einem ehemaligen Angelgeschäft. „So etwas kann man doch nicht ignorieren!“, findet Slome. Das Stichwort „standortspezifisch“ entwickelt sich zum Kern der Arbeit von No Longer Empty. Slome und ihre Kollegen informieren die Künstler darüber, was der Ort früher war, sie recherchieren auch über die Nachbarschaft und ihre jüngere Geschichte. „Und die Künstler reagieren auf den Ort: Sie zeigen Kunst, die in dieser Umgebung funktioniert.“
Ganz unterschiedlich reagieren die Vermieter, wenn sie gebeten werden, Räume
und Betriebsmittel kostenlos zur Verfügung zu stellen. Freimütig sagt Slome: „Manche verstehen es überhaupt nicht. Andere sehr wohl. Schließlich ist es das schlimmste für ein Ladenlokal, wenn es lange leersteht.“ Bei einer Vernissage sagt ihr ein Vermieter, er hätte niemals die Werbung bezahlen können, die ihm so viele Leute – potenzielle Interessenten – bringe. In die Räume einer am Wochenende beendeten Ausstellung in East Harlem wird nun ein Restaurant einziehen. Es ist eins derjenigen Restaurants, die No Longer Empty um Catering-Spenden gebeten hatte.
Trotzdem gibt es auch negative Reaktionen. Bewohner des Chelsea Hotels, dem der erste Ausstellungsraum gehört, beschweren sich: Die Vorgänger hätten gehen müssen, weil die Mieten zu sehr angehoben wurden, und No Longer Empty würde dem Ganzen jetzt auch noch eine hübsche Politur geben. Aber das, so Slome, sei das einzige Mal gewesen, dass es Ärger gegeben habe.
Jedenfalls von dieser Seite. Kunstkritiker schreiben auf einem anderen Blatt. Einen Artikel in der NewYork Times empfindet Slome als Verriss. „Der Tenor war: So etwas sollte uns, den Experten, überlassen bleiben“, meint sie. „Wir haben daraufhin zig E-Mails bekommen, die besagten: Wenn diese Kritiker nicht von ihrem Elfenbeinturm herunterkommen, werden sie die Veränderungen verpassen.“
Kunst-Snobismus ist Manon Slomes Lieblingsfeind. Die Art und Weise, wie man in Galerien vom Personal behandelt wird, entlockt ihr kurz einen sarkastischen Ton. Damit die Grenzen zwischen Kunst und Publikum verschwinden, schneiden sie bei No Longer Empty Begleitprogramme auf die Nachbarschaft zu, laden Kinder zum Zeichnen ein, schulen Ausstellungswächter darauf, alle Besucher persönlich zu begrüßen und Fragen zu beantworten.
Auch Manon Slome schiebt Schichten als Aufsicht. Und wie die meisten ihrer Mitstreiter bekommt sie kein Gehalt. Aber das ist keine Basis für Slome. Sie arbeitet daran, die USA-spezifischen Grundlagen dafür zu schaffen, Fördergelder zu bekommen, Mitgliedschaften aufzubauen und Spenden zu akquirieren.
Manchmal helfen die Galerien bei der Finanzierung von Installationen. No Longer Empty hat auch schon Prints angeboten, weil einer der Künstler das gern wollte. Zwei sind über den Tisch gegangen. „Wir sind im Einzelhandel noch nicht sehr gut“, sagt Manon Slome und lacht. „Aber ich würde natürlich gerne etwas aufbauen.“ T-Shirts hatten sie schon, jetzt denkt sie an limitierte Auflagen, einen kleinen No Longer Empty-Store.
Nur eines kann sie sich nicht vorstellen: einen festen Raum für Ausstellungen. „In dem Moment, wo man eigene Räume hat mit ihren Fixkosten, ist man an eine bestimmte Art von Arbeiten gebunden. Und ich liebe die Ortsbezüglichkeit. Ich würde die Herausforderungen vermissen, die dieser Ansatz mit sich bringt.“
Petra Engelke lebt in New York – und schreibt darüber in ihrem Blog Moment: ny.p.eng.de.
Für Dieter Gorny, als Kulturhauptstadtdirektor für den Bereich Kreativwirtschaft zuständig, ist es der große Wurf: „ECCE ist international aufgestellt. ECCE wird nicht nur ins Ruhrgebiet hinein wirken, sondern in NRW, ganz Deutschland und Europa die Diskussion über die Bedeutung der Kreativwirtschaft vorantreiben.“ ECCE steht für European Centre for Creative Economy und ist ein Projekt des Kulturhauptstadtveranstalters Ruhr2010 GmbH. Doch bei einem Blick hinter die Kulissen sieht es eher so aus, als sei ECCE vor allem ein aus öffentlichen Kassen finanziertes Rettungsboot für Gornys Kulturhauptstadttruppe. Dass sich selbst als Institut bezeichnende Projekt hat keine eigene Rechtsform und die meisten der Mitarbeiter werden aus der Ruhr2010 GmbH übernommen. Die Finanzierung ist auch nur bis Ende 2011 gesichert – aus den Mitteln der Kulturhauptstadt.
Das klingt bei der Vorstellung im Dortmunder U natürlich anders: ECCE will Unternehmen und Wissenschaftler vernetzen, neue Projekte anstoßen und die Chancen der Wachstumsbranche Kreativwirtschaft aufzeigen. Eine graugrüne Broschüre preist das Institut mit artifiziellen Bildern und im besten Marketingdeutsch. Die Leitung ist Chefsache: Der ehemalige VIVA-Gründer Gorny wurde zum Direktor des Instituts bestimmt. Auch Bernd Fesel ist dabei. Der ist bei der Ruhr2010 GmbH die rechte Hand Gornys und reüssiert bei ECCE als stellvertretender Direktor. Fesel soll bei ECCE zwei Projekte weiterführen, die bereits im noch laufenden Kulturhauptstadtjahr von ihm unter der Herrschaft Gornys ohne Erfolg verantwortet wurden: Die Kreativquartiere und das Online-Medium 2010lab.
Im Bereich der Kreativquartiere gehörte der Aufbau einer Immobiliendatenbank zu
den Aufgaben Fesels. Mit ihr sollten Kreative, die nach preiswerten Räumen suchen, und unter Leerstand leidende Vermieter zusammengeführt werden. Das Projekt wurde schon im vergangenen Jahr in Bochum von Bernd Fesel der Öffentlichkeit vorgestellt. Damals stand es kurz vor der Fertigstellung. Bis heute ist es nicht online. Als Grund dafür sagte Dieter Gorny: „Neben Wohn- und Büroräumen haben wir uns entschlossen, auch noch Ladenlokale in das System aufzunehmen. Dadurch wurde der ursprüngliche Rahmen des Projekts gesprengt.“ Außerdem warte man auf die vom Land im Januar zugesagten 15 Millionen Euro für die weitere Entwicklung von Kreativquartieren. Ob das Geld kommt ist allerdings fraglich. Die rot-grüne Landesregierung fühlt sich nicht an das Versprechen, das der damalige Ministerpräsident Jürgen Rüttgers auf der Eröffnungsveranstaltung des Kulturhauptstadtjahres gab, gebunden. Im NRW-Kulturministerium will man erst einmal die Entwicklung der Kreativquartiere prüfen und dann nach Gesprächen mit den Städten entscheiden, „ob und in welcher Höhe künftig gefördert wird.“
In der Zwischenzeit haben in den Städten Initiativen ohne Unterstützung der Ruhr2010 mit der Vermittlung von Immobilien begonnen. In Bochum ist es die IHK, die versucht, Kreativen bei der Suche nach Räumen zu helfen. Im ehemaligen Telekom-Gebäude mitten in der Bochumer Innenstadt sollen schon bald Unternehmen aus der Kreativbranche günstige Räume zur Verfügung stehen. IHK-Hauptgeschäftsführer Tillmann Neinhaus: „Wir machen das schon seit längerem auch für andere Branchen. In Herne helfen wir bei der Vermittlung leer stehender Ladenlokale an Einzelhändler.“
Solche einschlägigen Erfahrungen fehlen Bernd Fesel, der die Anfrage nach einem Gesprächstermin unbeantwortet lies. Bevor er zur Ruhr2010 kam, war Fesel Galerist. Später arbeitete er als Geschäftsführer für den Bundesverband Deutscher Galerien (BVDG). Erfahrungen im Immobiliengeschäft hatte er bis dato keine.
Auch im Medienbereich ist Fesel ein Neuling gewesen, als er bei Ruhr2010 anfing. Nur eine kleine Internetseite zum Thema Kreativwirtschaft wurde von ihm bis dahin herausgegeben. Bei der Kulturhauptstadt war er dann für das Medienprojekt 2010lab zuständig: Die Mischung aus Blog und Internet-TV sollte zu einer Diskussionsplattform zur Kreativwirtschaft werden. Daraus wurde nichts: Kaum 1000 Besucher zählt die Seite im Durchschnitt am Tag. Für Dieter Gorny kein Problem: „Das Lab ist kein Massenmedium und wollte es auch nie sein. Es ist international ausgerichtet. Es ist ein kreatives Experiment.“ Auf Anfrage teilte die Ruhr2010 GmbH mit, dass nur zehn Prozent Besucher aus dem Ausland kämen. Für Internetseiten ist das eher wenig. Die internationale Ausrichtung des 2010lab ist jenseits der deutschen Grenzen offensichtlich nicht bekannt. Das 2010lab kostete bis heute fast eine Million Euro und soll aber weiter nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit seine subventionierte Arbeit unter dem Dach von ECCE verrichten. Bis Ende 2011 wird es zwei Millionen Euro kosten.
Dieter Gorny will das Institut verstärkt international ausrichten: Es gibt gemeinsame Projekte mit der EU und dem Bundesaußenministerium. Konferenzen zum Thema Kreativwirtschaft werden künftig im Ruhrgebiet stattfinden. Die von Ruhr2010 gegründeten Commission, Branchenzusammenschlüsse für Unternehmen Branchen wie Computerspieleentwickler, Design oder Werbung, sollen sich europaweit vernetzen und professionalisieren.
Auch über das Jahr 2011 hinaus, wenn die Förderung wegfällt, will ECCE seine Arbeit fortsetzen. Oliver Scheytt, Geschäftsführer der Ruhr2010 GmbH, hoffnungsfroh, vom Land eine dauerhafte Finanzierung für die Ruhr2010 GmbH und ECCE zu erhalten. Beim Land hat sich die Begeisterung für das Thema Kreativwirtschaft nach dem Regierungswechsel jedoch merklich abgekühlt. Die Kreativwirtschaft sei eine spannende Branche, hört man aus dem Wirtschaftsministerium, aber nur eine von vielen. Und besonders spannend sei sie in den Kreativwirtschaftszentren Düsseldorf und Köln. Der künftige wirtschaftspolitische Schwerpunkt der Landesregierung läge in Bereichen wie moderne Verkehrstechnologien und Energie.
Und so hat sich Gorny auch schon auf die Suche nach weiteren Geldquellen gemacht: EU- und Bundesmittel sollen helfen, ECCE und die gut 30 festen und freien Mitarbeiter nach 2011 mit öffentlichen Mitteln zu versorgen. Und auch die Städte des Ruhrgebiets will er zur Kasse bitten: „Wir machen regionale Wirtschaftsförderung in einer Wachstumsbranche. Ich bin mir sicher, dass die Städte den Wert unserer Arbeit erkennen.“ Fragt sich nur, ob sie auch bereit sein werden diese Arbeit zu finanzieren.
Seit mehr als vier Wochen kämpft der Palästinenser Firas Maraghy vor der israelischen Botschaft im noblen Berliner Stadtteil Schmargendorf für Papiere, um mit seiner Tochter nach Ost-Jerusalem reisen zu können. Die Geschichte eines Hungerstreiks.
Firas Maraghy ist erschöpft. Die Wangen des 39-jährigen Palästinensers sind eingefallen, mehr als 15 Kilogramm hat der ohnehin schon schmächtige Mann in den letzten vier Wochen abgenommen. Weil seine Finger vor Hunger zittern, dauert es mehrere Minuten, bis es ihm gelingt, eine Zigarette zu drehen und endlich anzuzünden. Wie in Zeitlupe öffnen und schließen sich seine müden Augen. Nur wenn Maraghy über den Grund seines Hungerstreiks spricht, kehren für einen kurzen Moment Kraft und Entschlossenheit in sein Gesicht zurück. »Ich verlange lediglich das, was mir zusteht – nicht mehr, aber auch nicht weniger«, sagt Maraghy bestimmt und fügt nach kurzem Zögern hinzu: »Für dieses Recht bin ich bereit zu sterben.«
Schon seit Jahrzehnten fühlt sich der in Ost-Jerusalem geborene Mann von den israelischen Behörden ungerecht behandelt. Denn obwohl auch seine Familie seit mehreren Generationen in der Heiligen Stadt lebt, gilt er als staatenlos und besitzt lediglich eine Aufenthaltskarte für das von Israel im Zuge des Sechstagekrieges 1967 eroberte Gebiet. Als die israelische Botschaft ihm dann im April dieses Jahres auch noch die Reisedokumente für seine sieben Monate alte und in Deutschland geborene Tochter Zaynab verweigerte, habe er nicht länger tatenlos bleiben können: »Wie würden Sie reagieren, wenn man Ihnen verbieten würde, mit Ihrer Familie in die Heimat zurückzukehren?«, fragt Maraghy aufgebracht.
Hinzu komme noch ein weiteres Problem, sagt der Friedensaktivist Reuven Moskovitz, der den Palästinenser bei seinem Hungerstreik unterstützt. Wenn Maraghy nicht bis Mai 2011 für mindestens anderthalb Jahre nach Ost-Jerusalem reise, werde er sein Rückkehrrecht verlieren. Deshalb müsse er sich entscheiden, ob er die Frist verstreichen lassen oder ohne Frau und Kind für 18 Monate in Ost-Jerusalem leben will. »Weil beide Entscheidungen schlimme Folgen für ihn hätten und er keinen Ausweg mehr weiß, hat mein Freund aufgehört zu essen«, sagt der Israeli. Die Botschaft in Berlin sowie die Regierung in Jerusalem, so Moskovitz‘ Überzeugung, messe mit zweierlei Maß.
In einer Stellungnahme der Botschaft heißt es, dass Maraghy sich mit seinem Anliegen an die falsche Behörde gewandt habe. Ausschließlich das Innenministerium in Jerusalem könne die Tochter als Einwohnerin Israels registrieren. Und das auch nur dann, wenn er nach Israel zurückkehren würde. Doch das kommt für Maraghy nicht in Frage: »In Israel würde der Fall wie bei so vielen meiner Bekannten jahrelang bei den Behörden liegen.« Es geht ihm nicht zuletzt auch ums Prinzip. »Warum gilt Artikel 13 der Erklärung der Menschenrechte nicht auch für mich und meine Familie?«, fragt er erneut. Ebendiesen Artikel hat seine Frau, die Islamwissenschaftlerin Wiebke Diehl, auf ein Plakat gemalt, das neben Maraghys Liegestuhl steht: »Jeder hat das Recht, jedes Land, einschließlich seines eigenen, zu verlassen und in sein Land zurückzukehren.«
Unterdessen erfährt Maraghy immer mehr Unterstützung. So forderte zum Beispiel Fanny-Michaela Reisin von der Internationalen Liga für Menschenrechte am Freitag ein offizielles Signal der deutschen Politik. Nachdem bei Kundgebungen bereits Vertreter der Linkspartei anwesend waren und sich für Maraghy einsetzten, will nun am Montag Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) den Palästinenser in Schmargendorf aufsuchen.
Warmer Tee Selbst der israelische Botschafter in Deutschland, Yoram Ben-Zeev, habe sich kürzlich ausgesprochen höflich mit ihm unterhalten, sagt Maraghy. »Er hat mich vergeblich darum gebeten, wieder etwas zu essen und mich mit meiner Forderung an das israelische Innenministerium zu wenden.« Auch die Anwohner des noblen Villenviertels seien alle sehr nett zu ihm, versichert er. Besonders morgens und abends kommen viele und bringen warmen Tee.
Vom 25. bis zum 29. August wohnte ich im Rottstr.5Theater, um exklusiv für die Homepage der Off-Bühne über den Probeprozess zur neuen Angry-Young-Man-Reihe zu bloggen. Noch bevor in Bochum der Upload erfolgt, hier schon mal der erste Teil für die Buddies.
Mittwoch, 25. August: Vom Gehen über Eis. Viel über Werner Herzog nachgedacht: „Mein liebster Feind“ und so, die ganzen Tage schon, die Sehnsucht nach dem Absoluten. So kam das Angebot von Arne Nobel nicht ungelegen, ein paar Tage in das Rottstr.5Theater zu ziehen, um den Probeprozess zu der neuen Angry-Young-Man-Serie zu beobachten, samt Premieren versteht sich. Einfach vor der Bühne mit dem Schlafsack auf die Couch hauen, ein ständig nachgefüllter Kühlschrank mit Pilsner Urquell und tagsüber mitschreiben. Backstagebedingungen quasi. Ich war mir anfangs nicht sicher, ob ich das wirklich wollte. Andererseits war mein Privatleben so nerventötend geworden, dass ich mir dieses kleine Abenteuer durchaus vorstellen konnte. Was sollte ich denn noch zuhause? Wenn man nur Liebe im Angebot hat, dann ist es ein scheiß Deal. Ich hatte das ja alles nunmehr seit Wochen beobachten müssen, wie das Unterbewusstsein der Gegenseite immer wieder triumphierte und dabei keineswegs mich meinte. Das schlaucht. Zigaretten helfen dagegen. Und natürlich konkrete Aktionen. So sagte ich zu.
Um 19 Uhr ziehe ich samt Gitarre und Schlafsack in die kleine exquisite Off-Bühne an der Rottstraße. „Willkommen im Fight Club“, begrüßt mich der Arne als ich das abgefuckte Tonnengewölbe betrete. „Ist es deine erste Nacht, musst du kämpfen.“ Aha, Nobel ist also schon ganz in seiner Tylor-Durden-Rolle aufgegangen. Wunderbar. Er sagt ja immer: „Du musst den Nullpunkt erreichen und weiter schreiben, Pfeffer. Ich kenne so Typen wie dich. Jetzt hast du einmal Erfolg in deinem beschissenen Leben und würdest am liebsten einen Monat Urlaub machen. So läuft das aber nicht.“ Nobel fordert halt immer das Absolute, kann er haben. Ich mag ihn irgendwie, besonders diesen rauen Kapitänssohn-Habitus. Diese Otto-Sander-Stimme, das ganze Kaputte in seinem Blick und dieser vulgäre Kneipenkörper, durchaus durchtrainiert, aber mit 36 bereits hochgradig verbraucht. Ein Sondermodel, geschaffen für die Oper, gestrandet in Bochum, auf einem Hinterhof, einem Parkplatz zwischen Asia-Daily und Peepshow. In der Blickachse des Theaters die eingeworfenen Scheiben des vollständig verrotteten Hotel Eden, etwas weiter der Industrieruinen-Sektor, so groß wie eine ganze Stadt. Auf dieser Höhe beginnt der Rotlichtbezirk. Hier zeigt der Ruhrpott sein hässlichstes Gesicht: der Hass, das Verfall, die Seuche. All das gilt es zu transformieren. So lebt und arbeitet der junge Intendant, als würde er zu See fahren. So als würde er täglich Moby Dick jagen. Damit ist er durchaus erfolgreich. Erst neulich erfuhr das kleine Theater in der Kritikerumfrage 2010 der Deutschen Bühne zwei Nennungen als bestes Off-Theater und somit die einzige Erwähnung eines Ruhrgebiets-Theaters überhaupt. Was nicht schlecht ist, wenn man bedenkt, dass die Bühne aufgrund der Haushaltsperre noch keinen Cent städtischer Unterstützung gesehen hat. Woher kommt bloß dieser Erfolg? Sicherlich hat es mit der Regiearbeit des Leitungstriumvirats Arne Nobel, Hans Dreher und Oliver Paolo Thomas zu tun. Auch das großartige Engagement von Gunnar Leyendecker und Honke Rambow sei an dieser Stelle erwähnt. Doch der wahre Grund für diesen großen Erfolg ist mystischer Natur. Es ist die post-apokalyptische Sendung dieser kalten Steinfußboden-Bühne, von der die Kraft drei galoppierender Pferde ausgeht, die sich jedem bemächtigt, der sie betritt. Wer diese Bühne betritt, wird automatisch zum Terminator. Ich weiß, wovon ich spreche. Erst vor ein paar Tagen habe ich hier zusammen mit Tommy Debone und Malte von Griesgram einen Gig gespielt, den Chantal Stauder für die Ruhrbarone so wundervoll beschrieben hat:
[…] Carsten Marc Pfeffer betritt die Bühne und murmelt dabei selbstvergessen und nervengebündelt vor sich hin. Aufwendig bindet er seine Krawatte, stimmt minutenlang seine Gitarre und tritt dann ans Mikro, um sich in epischer Breite über Hannes Wader und Konstantin Wecker auszukotzen, die gleichzeitig im Bochumer Ruhrkongress ein Konzert spielen. Dass er seine Tiraden im feinsten Cockney-Englisch hält, macht die Situation noch befremdlicher. Er beginnt eine spinnerte Beck-Version von „I was made for loving you“, die er lachend abbricht. Die Irritation im Publikum könnte nicht größer sein. Das macht dem Liedermacher ersichtlich großen Spaß. Er schnippt sich ein Bier auf, zündet sich eine Zigarette an. Dann erst geht es richtig los. Sofort der erste Song zielt direkt ins Herz. […] Die Bochumer sind begeistert und fast ein bisschen verliebt, weil sich da einer so sehr verschenkt. Schweißüberströmt und von der Stimmung des Abends ergriffen, zerlegt Pfeffer dann kurzerhand die Bühne der Rottstr5. Requisiten fliegen ins Publikum, eine Frau schreit auf, die Diskokugel klatscht gegen die Theaterwand: Bier, Wahnsinn, Scherben. Verdammt viel Stil hat es aber auch, als sich der Intendant der Rottstr5. von diesem Radau anstecken lässt und die erste Bierflasche höchstpersönlich auf die Bühne wirft. Fight Club: Arne Nobel als Pfeffers Tyler Durden – einfach geil. […]
Und jetzt versuchen wir einmal, das zu leben: der absolute Wahnsinn, permanente Testosteron-Stöße, Angry-Young-Man I&II. Schön was auf die Fresse, Jungs. Unterm Nullpunkt liegt das Eis. Und Eis ist natürlich super, weil die Liebe, barfuß wie sie ist, darauf nicht folgen kann. Ich darf jetzt nur nicht zu poetisch werden. Das wäre unfair, besonders dem Freibier gegenüber.
Deliver me from Swedish furniture
Nein, das wird kein scheiß Happening. Das hier bedeutet Arbeit, vor allem an mir selbst. Sind ja stinklangweilig so Theaterproben. Immer das Gleiche, nur leicht variiert durch die Eitelkeiten der Beteiligten. Schauspieler! Ich könnte jetzt schon kotzen. Nein, eine Probebühne ist der ungeeignetste Ort für einen erwachsenen Menschen. Und dann auch noch Shakespeare! Ich hatte von Anfang an den Eindruck, der Nobel inszeniert das alles hier nur, um mich zu quälen. Gut, dass man dabei rauchen darf. Aber worum geht es überhaupt? Ich selbst verfasste den heutigen Ankündigungstext in der Tageszeitung:
„Der Schlachtenlärm eines Menschen“, so bezeichnet Intendant Arne Nobel die Essenz der Doppelpremiere am kommenden Wochenende in der Rottstr.5. Mit der neuen Angry-Young-Man-Serie beschreitet die Off-Bühne wohlvertrautes Terrain. War die Fight-Club-Adaption nach Chuck Palahniuk ein großer Erfolg, so wird nun kräftig nachgetreten. Das Publikum erwartet „ein bunter Mix aus harten Kerlen“, so Nobel. Egal ob Parzival, Rambo oder Terminator – die Versatzstücke werden gnadenlos durchgerockt. So ist am Freitag, den 27. August um 19.30 Uhr die Premiere von R3 frei nach Shakespeares Richard III. (Regie: Arne Nobel) zu erleben und am Samstag, den 28. August startet ebenfalls um 19.30 mit Furios Angels (Regie: Hans Dreher) ein Stück, das neben dem australischen Schauspieler Mathew Walsh viele Überraschungen bereit halten dürfte. Der Clou: beide Premieren zeugen von einer ausufernden „Englischsprachiglastigkeit“, so Dreher. Dabei darf es ruhig puristisch zugehen: zwei Monologe, zweimal die Reduktion auf Text und Körper. Die Bühne werde frei von „Firlefanz“ sein, verspricht der Intendant. „Konsequenz“ heißt das Zauberwort, mit dem die Off-Szene seit nunmehr einem Jahr reüssiert. Nobels Körper ist übersät von Blutergüssen. „Fight Club?“ Nobel schüttelt den Kopf: „Nein, Werther.“ – Na, das kann ja heiter werden. Überhaupt transportiert hier jedes Detail den Reiz einer kleinen Sensation. So etwa die SMS-Dramaturgie von Thomas Thieme zu R3, oder die Rückkehr des Schauspielers Björn Geske, der nachdem er in Hollywood „Nazis und Zombies“, so Nobel, darstellen musste, sich freut, wieder ans Theater zurückkehren zu können. Der Intendant verspricht für den Freitag einen Monolog im Sprachrausch. Es werde „ein harter und brutaler Abend“, wenn das Propagandastück des Tudorregimes im neuen Gewand auf die Bühne kommt. „Wir dürfen Richard III. nicht nur negativ verstehen“, so Nobel. Die historischen Quellen sprechen zuweilen eine andere Sprache. Verweise auf Rambo und Terminator könnten da weiterhelfen.
Mit der Uraufführung von Furious Angels von David Burton ist für den Regisseur Hans Dreher der langjährige Traum in Erfüllung gegangen, einmal auf Englisch zu inszenieren. Für Dreher, der in den USA aufgewachsen ist, ein besonderes Privileg. Das Stück spielt in einer Psychiatrie in den 30er Jahren in Australien. So wie in der Regieanweisung vorgesehen, wird Mathew Walsh alle fünf Rollen selber spielen. Klingt ein bisschen schizophren, aber Dreher gibt sich zuversichtlich. Walsh sei ein unglaublich professioneller Schauspieler. „Ich werde allerdings erst am Samstagabend die Chance haben, zu wissen, ob irgendjemand das Stück verstehen kann. Ob das Stück Wahnsinn aufgegangen ist“, so Dreher. Um die Anspannung perfekt zu machen, einigte man sich auf eine möglichst kurze Probezeit. „Mehr als zwei Wochen ist feige“, erklärt Dreher. Es gehe darum, den „Rohdiamanten“ freizulegen. Bei so einer Arbeitsweise kann es natürlich ganz nützlich sein, wenn gleichzeitig die Nerven blank liegen. So darf der Auftakt der Angry-Young-Man-Serie mit Spannung erwartet werden.
Das Rottstr5Theater ist auf den ersten Blick ein ganz unmöglicher Raum. Das runtergekommene Tonnengewölbe befindet sich unterhalb der Bahntrasse der Nokia-Bahn, respektive der Glück-Auf-Bahn, die diesen albernen Namen erst trägt, nachdem der Mobil-Riese Nokia Richtung Ungarn die Stadt verlies und die sensiblen Stadtphilosophen ein Zeichen setzen wollten. Alle zwanzig Minuten donnert der Zug mit einem gewaltigen Getöse über den Theaterraum hinweg, auch während den Vorstellungen. Mittlerweile ist es Kult geworden, diesen Lärm spontan in die Performance einzubauen. Gibt immer wieder Lacher, ist immer wieder geil. Da applaudiert sogar der Kulturdezernent. Einfach wunderbar. Im Grad der Runtergerocktheit am ehesten an den Bremer Schlachthof erinnernd, bietet das Interieur der Off-Bühne ein Sammelsurium an Geschmacklosigkeiten. Die Bestuhlung liefert über Kinosessel, Ledercouch und Küchenstuhl ein enervierendes Areal an Sitzmöglichkeiten. Am schlimmsten aber ist die Bühne. Erst vor einem Jahr blau gestrichen, ist schon viel Farbe wieder abgesplittert. Nun sieht es so aus, als hätte jemand die Bühne mit ein paar Maschinengewehrsalven gestrichen. Hinzu kommt, dass die Bühne bei den Inszenierungen systematisch zerstört wird. Der schicke Paravent, der an der rechten Bühnenseite das Tonnengewölbe so schön begradigte, wurde erst neulich mit einer schweren Axt kurz und klein geschlagen. Warum? Shakespeare. Aha. Gegenwärtig wird hier mit Brennpaste experimentiert. Beunruhigend. Aber Nobel ist begeistert: „Einfach die ganze Bühne abfackeln und dann fluten mit Schweineblut. Genial!“
Nothing is static, everything is appaling, everything is falling apart. (Tyler Durden)
Das Rottstr.5Theater dürfte es eigentlich gar nicht geben. Die Grenzziehung zwischen Kunst und Leben wird hier so sehr in Frage gestellt, dass Gefahr für Leib und Leben besteht. Es besteht ein permanenter Imperativ an den Körper. Im Grunde spielt Nobel Goethes Werther immer über den Selbstmord hinaus, nur um am Ende zu resümieren: „Ich hab überhaupt keinen Bock mehr, der Werther zu sein. Ich fahr jetzt einfach zur See.“ Da steckt schon diese Fight-Club-Logik drin. Unter der Regie von Oliver Paolo Thomas ist das Stück ja in den letzten Wochen zum absoluten Kassenknüller geworden, bis jetzt war jede Vorstellung restlos ausverkauft. Da war die Idee mit den zornigen, jungen Männern nicht weit. Eigentlich strebte hier ein Jahr Theaterarbeit zwangläufig auf das Angry-Young-Man-Wochenende hin. Die meisten Inszenierungen waren ein Knaller. Dazu immer das beste Licht, der beste Sound. So etwas schätzt man in Bochum: Ehrlichkeit, und ja… – Qualität eben.
Hit me as hard as you can
Im Theater riecht es wie in einer Kneipe in den frühen Morgenstunden, die Eingewöhnungszeit dürfte nicht allzu lange dauern. Ein bisschen schäme ich mich ja schon für diesen Schlafsack, den Tommyboy mir geliehen hat. „Pippi, AA, Sperma?“, hatte ich ihn gefragt. „Von allem ein bisschen“, hatte Tommyboy geantwortet. Tja, und jetzt trage ich diese Seuchenschleuder eben ins Theater. Dieser widerliche Schlafsack! Aber was soll ich machen? Es muss doch irgendwie weitergehen. Direkt nach dem Einzug steht auch schon die erste Probe von R3 an. Björn Geske ist schon aus der Garderobe raus: speckige rote Lederhose, den Oberkörper mit Theaterblut beschmiert. „Hi, Carsten, ich bin der Björn“, begrüßt er mich. Super entspannt. Schnell noch ein Fotoshooting, Blitze zucken durch die Dunkelheit, dann wird geprobt. Coole Sache: Richard der III. Shakespeare, aber nicht in so einer ausgelutschten Schultheater-Schlegel-Variante, sondern in der Bearbeitung von Lanoyes und Percevals: „Dirty Rich Modderfocker the Third“. Gangster-Rap trifft Reclam. Die Figur behält ihre monströse Brutalität, sucht aber nach Gründen dafür. Im Rosenkrieg-Zyklus der flämischen Theatermacher sehen wir einen Richard, der unter seiner Entstelltheit leidet; der nicht nur Wut, sondern auch Trauer empfindet aufgrund seiner Gesellschaftsunfähigkeit. Durch pure Brutalität kämpft sich dieser weit weniger listige Richard auf den Thron, aus Rache für seine Ächtung. Thomas Thieme wurde mit diesem Richard Schauspieler der Jahres 2000. Seine SMS-Dramaturgie mit Arne Nobel kaprizierte sich nicht auf das verhasste Twitter-Format. Nein, ganze Romane smste Thieme aus Weimar. Besonders das Grußwort im Programmheft ist ihm ganz wundervoll gelungen und soll aufgrund der stilistischen Spannkraft an dieser Stelle vollständig zitiert werden:
„1998 drückte mir der damalige Intendant des Schauspielhauses zu Hamburg und Schauspielintendant der Salzburger Festspiele, Frank Baumbauer, einen Leitz-Ordner in die Hand: Shakespeare, Lanoye, Perceval – Schlachten (Ten Oorlog). Dem Regisseur Perceval war ein Hauptdarsteller abhanden gekommen und so hatte ich das künstlerische Lebensglück, Dirty Rich Modderfokker der Dritte zu spielen. So einen Text hatte und habe ich nie gesehen und werde ich wohl auch nie wieder sehen. Mit einmaligen Mut, mit Kraft und genialer Leichtfertigkeit haben die Autoren (außer den genannten noch die Bearbeiter Reichert und Kersten) eine Komposition hingeschmissen, die seither nicht ihresgleichen hat. Als hätten sie die unfassbar dumme und spießige Diskussion über Regietheater antizipiert, erfanden sie Shakespeare einfach neu, ohne ihm im geringsten zu nahe zu treten. Sie machten einfach das, wovon die Theaterheinis alle träumten: sie waren kreativ (damals konnte man das Wort noch aussprechen, ohne ausgelacht zu werden). Der Bucklige im letzten Teil kauderwelscht sich durch sein Königreich, das ihn erst nicht will, bringt seine Widersacher um und ist am Ende König der Sprache als Gewalt und als schreckliches Leid. Alles was in einem Menschen sich sammeln kann an Hass, Schmerz, Liebe, Angst bricht aus ihm heraus. Es gibt keine Sprachoper, die den letzten 10 Seiten dieses Textes gleicht. Nobel und Geske, der eine einst mein Assistent in Bochum, der andere mein Schüler in Weimar sind aus dem Holz geschnitzt für diese Wörter. Beide sind sie nicht gefällige Weicheier der neuen Langeweile am Theater geworden, trotz ihrer Umfelder. Beide sind sie raue Burschen, sehr körperlich, männlich. Sie haben das Stadttheater verlassen, weil es ihnen zu ordentlich zuging: längst hat ja der jämmerliche Begriff Werktreue (ganz sinnentleert von Werk und treu) die Bühnen heimgesucht und in geriatrische Einrichtungen oder Waldorf-Spielkreise verwandelt. Da passen die 2 nicht hin. Ob sie den Mördertext schaffen, ihn so rausschreien, dass er wehtut, das weiß ich nicht. Dass sie alles dransetzen werden, dass es so wird, das kann ich garantieren.“ (Thomas Thieme, Weimar, 3. August 2010)
Die Axt hat immer Recht
Die Regie-Assistentin Charlene Markow macht heute die Souffleuse. Ich hatte die Markow anfangs gar nicht wahrgenommen, doch nachdem sie zum ersten Mal rumgemault hatte, umso deutlicher. Vor ein paar Monaten hatte sie hier als Praktikantin begonnen und sofort ein strenges Regiment aufgezogen. Mittlerweile genießt sie den Status einer geheimen Chefdramaturgin. Ihre Urteile sind bei den Herren Nobel und Dreher gefürchtet, denn nicht selten fallen sie vernichtend aus. Vielleicht sollte ich ihr meine Texte zum Redigieren geben, bei einer wie der Markow hätte ich keine Bauchschmerzen dabei. Wir werden sehen…
So, die Tür wird jetzt abgeschlossen, das Saallicht verstummt. Da ist auch schon die Musik und die Probe beginnt. Wie ein Ungeziefer schabt sich Geske auf die dunkle Bühne, jetzt schon sehr präsent. Nobel kommentiert jeden zweiten Satz:
„Ein Königreich für ein Pferd.“
„Gut.“
„In unserem Haar klebt Glitter und Konfetti.“
„Cool.“
„Und Bruder Eddy, der Schlachtengott, wird fett and smiles like Buddha…“
„Toll.“
„But I, nicht zum Herumhurn geil geschaffen, falsch ausgerüstet…“
„Sehr gut, Björn. Geiler Anfang.“
„I plan to entertain it as the bad guy. Aus gossip, lies und Alkoholvisionen. Aus List und Laster webte ich ein Netz nach my black magic voodoo Horoskop!“
Björn legt sich in die Badewanne, öffnet eine Bierbüchse und zitiert aus Rambo: „Als ich aus dem Krieg in diese Welt zurückkam, sah ich am Flughafen all die Hippies gegen mich demonstrieren. Sie bespuckten mich und nannten mich einen Babykiller.“ Dann Cut und jetzt wütender (Herzog/Kinski):
„Die Erde, über die ich gehe, sieht mich und bebt.“
“Super cool, Björn, genauso ist es, in den Text greifen…”
„Wer gegen mich ist, wird in 198 Teile zerstückelt.“
„Nicht zu bequem werden, nimm die Worte.“
Geske zieht weiter an. Wird immer bedrohlicher. Über die Boxen jetzt das Terminator-Sample: schwere Bombardements der Sinusflöten breiten ihre Flächen aus, Fanfaren der Nike voller Ressentiments ob der Hinfälligkeit der Stärke, Fatum und auch wieder nicht. Dann der zweite Akt. Nobels Regienotiz: Terminator 2: Musik auslaufen LW, Licht: (Kniefall vor Tonne IIA dazu).
Der Geske so: „Annas Reiz allein…“
Der Nobel so: „An einen fetten Arsch denken, eine fette Möse.“
„Annas Reiz…“
„Denk weiter an die Möse!“
„Clean penetration. No shattered bone…“
„Hab da mehr Spaß daran!“
„Wurd je eine Kuh mit so much fun gemolken? I killed her husband, Dad und Schwiegerpa und krieg sie ran, die Gift und Galle spuckt!“
Dann das Sample rich_war_lang: „Waaaar!“ Wutausbruch, Hassbeat auf der Feuertrommel. Rawumms, das Teil in die Ecke getreten. Plötzlich stille Einkehr, Geske nimmt seinen schwarzen Mantel wie ein kleines Kind in seinen Arm. Der 4. Akt beginnt, die blaue Szene: „Der T-1000 wird definitiv versuchen sich dort Deiner zu bemächtigen.“ Spooky. Dann gewinnt das Ganze wieder an Fahrt.
„Oh cruel world! Kein Mensch, kein Tier that loves me! Who`ll cry form me, wenn ich mal selbst krepier?“
„Geil, Björn, genau so weh tut das. Coole Scheiße, Geske.“
„Yo, Modder! Fok me, fok you, fok us all… I’ll be back!“
Jetzt spricht die Axt (eine Leihgabe des Schauspielhauses Bochum). Wirklich geile Regie-Idee. Die Markow hatte ja vor der Probe mit Kreide die Namen derer auf den Bühnenboden geschrieben, die Richard töten ließ oder selbst umbrachte: „Edward, Anna, et cetera“. Auf diese Namen schlägt Geske jetzt mit der Streitaxt ein. Funken fliegen als der Stahl auf den Betonboden kracht. Zauberhafter Effekt. Schade nur, dass die Brennpaste auf dem kalten Beton zu schnell eintrocknet und sich durch keinen überspringenden Funken mehr entzünden lässt, sonst hätten wir jetzt ein irrsinniges Schlachtengemälde. Aber auch so gut. Dann über die Anlage nochmal das Sampel: „War!“
„Mach mal den stummen Schrei, will ich sehen.“
Geske so: Waaaaar!!!
Zum Schluss die Einspielung „richi piano“: verträumtes Kinder-Stakkato, an den Soundtrack von Amelie gemahnend, aber alles noch viel reduzierter, richtig debil sogar. So stürzt Richard der III. jetzt in die zweite Zinnwanne rechts, schaufelt sich quasi über die Schulter in diese Wanne rein und reißt sie damit um. Blut ergießt sich über den Steinboden der Bühne. Exakt die Menge Blut, die ausreicht um den gesamten Bühnenboden zu fluten. Großes Bild. Arne auch sofort freudig erregt: „Siehste, Pfeffer.“ Klar, sehe ich, Arne. Genial.
Geske ist nach der Probe voll fertig, so als wäre er gesundheitlich leicht angeschlagen. Auch Arne klagt über Fieber und Grippesymptome als wir uns nach der Probe auf dem Weg zum Intershop befinden. Es regnet ja nunmehr seit Wochen, der ganze August voll im Arsch. „Ein, zwei Bier, Pfeffer, mehr geht heute nicht.“ Ja, ist klar, bin auch voll im Arsch.
Not your grande latte
Schon von weitem empfängt uns das Neonlicht des Intershops. Zum Sprung bereit liegt der Dinosaurier der 80er-Kneipenkultur in unserem Blick. Sanft umarmt uns die unterkühlte Endzeit-Atmosphäre. Leichtes Frösteln, dazu das rote Licht und die vergessenden Körper. Zwei Bier sind schnell bestellt. Arne und ich quatschen uns einen Wolf über potentielle Angry-Young-Woman-Monologe. Jeanne d’Arc und so, aber richtig mit gib ihm, viel Faustkampf zum Stroboskop und so. Gegen wen? Ist natürlich bei einem Solo-Stück ne wichtige Frage. Die Jeanne haut sich am besten selbst mächtig auf die Fresse, dann kann man dabei gleich diese ganzen Klinikdiskurse verwursten, hehe. Einige Biere werden getrunken. Um Mitternacht gibt sich eine Geburtstagsgesellschaft zu erkennen, auch wir gratulieren und die Schnäpse fließen. Vornehmlich Sambuca. Was in zweifacher Weise verwerflich ist. Denn zum einen habe ich mit Glen Fiddich gestartet, zum anderen trinkt Arne keinen Schnaps und schiebt mir jetzt immer seine Gläser rüber. So trinke ich doppelt so viel. Aber egal, loslabern, einfach geil. Dann kommt auch noch Tommyboy reingetorkelt und macht den Abend perfekt. Mächtig drollig wieder. Kommt in den letzten Wochen immer besser aus sich raus. Einfach wunderbar. Nur manchmal muss ich an etwas denken, und dann spüre ich, wie sehr die Kälte bereits von mir Besitz genommen hat. Wie sich da in mir eine Wut auf etwas aufbäumt und mich immer wieder in Momente tiefster Verzweiflung stürzt und danach, als wäre es ein Segen, die absolute Anspannung generiert. Die Muskeln zucken und meine Gesichtszüge verhärten sich. Die stringentesten Strategien verfolgt ja das Unterbewusstsein, ungetrübt von den Defiziten des Verstandes. Ich könnte jetzt den Tisch einschlagen. Mit ner Wumme hier ganz fürchterlich rumnerven. Aber wozu? Wegen ihr? Lächerlich.
Der alte Spruch, dass man immer das tötet, was man liebt, der stimmt in beide Richtungen. Und er funktioniert in beide Richtungen. (Tyler Durden)
So schwanke ich entlang der Viktoriastraße zu meinem neuen Domizil. Vor dem Apartment45 muss ich mich kurz aber heftig übergeben. Kotze mir sogar auf die Hose, was besonders clever ist, da ich nichts zum Wechseln mitgenommen habe. Herrje. Das Theater wirkt trostlos in dieser Nacht. Ein kalter kaputter Raum, eine Baustelle. Eine Kerze hilft gegen die Dunkelheit. So habe ich mir immer den Proberaum der Einstürzenden Neubauten vorgestellt. Direkt vor der Bühne befindet sich so eine muschelförmige Couch, auf die werf ich mich jetzt. Dieser widerliche Schlafsack! Jesus, ist der durchgerockt. Und dieser Geruch! Fürchterlich. So liege ich unter dem Tonnengewölbe und die Züge donnern über mich hinweg, bevor sie am Ende der Welt in das weitaufgerissene Maul des grünen Drachens stürzen. Der Kopf rast weiter. Noch vor einer Woche wollte ich eine Familie gründen und aufs Land ziehen und so ein Quatsch. Da fahre ich nochmals hoch. Ein Blick aufs Blackberry: kein Anruf, keine SMS von ihr. Nein, sie wird mich niemals lieben. Lost in Larmoyanz, aber egal jetzt. Heute Nacht schlafe ich im Fight Club. Es ist meine erste Nacht, deshalb muss ich kämpfen. Gegen mich selbst. Gegen diese ekelhafte Liebe in mir. Noch ist sie die Stärkere. Doch weiß sie noch nicht, was für ein Arschloch ich sein kann. Ein richtig krankes Schwein sogar. Yo, Modder: fok me, fok you, fok us all… I’ll be back!
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