Der Ruhrpilot

Bergbau: Berlin ringt Brüssel Kohle-Subventionen bis 2018 ab…Welt

Google: Street View in 20 deutschen Städten gestartet…Pottblog

Nazis: 2010 schon  mehr als 11 000 Straftaten von Neonazis und Rechtsextremisten…Jungle World

S21/Betuwe: Vertrag mit den Niederlanden gebrochen…Berlin Umschau

Blogs: Jonathan Schwartz bloggt ja auch…Blogbar

Dortmund: Brüssel knöpft sich U-Turm vor…Der Westen

Duisburg: Weitere Anzeigen im Fall des Landesarchivs NRW…Der Westen

Internet: Will Grossbritanien die Netzneutralität aufheben?…Netzpolitik

Umland: Schulentwicklung im HSK…Zoom

FZW: Offener Brief der freien Mitarbeiter des FZW an den Dortmunder Rat

Nirgendwo im Ruhrgebiet finden so viele wichtige Konzerte statt wie im FZW. Die Stadt Dortmund ist dabei das FZW zu ruinieren.  Wissen die Verantwortlichen nicht was sie tun? Ist es ihnen egal? Wahrscheinlich beides. Wenn es so weiter geht wie mit UZDO und FZW ist Dortmund bald eine tote Stadt. Wir dokumentieren einen offenen Brief der FZW Mitarbeiter an den Dortmunder Rat:

Sehr geehrte Damen und Herren,

sämtliche freien MitarbeiterInnen des FZW haben sich auf nachfolgendes Statement verständigt, das wir an die Ratsmitglieder der Stadt Dortmund, die im Rat vertretenen politischen Fraktionen und die politische Verwaltungsspitze versenden. Gleichzeitig erfolgt ein Versand an die lokal, regional und überregionalen Medienpartner aus den Bereichen Print, Funk und TV. Leider hat sich die anhaltend ungewisse Zukunft und die zermürbende Diskussion über die Betreiberstruktur des FZW zu zahlreichen existenziell bedrohlichen Zuständen innerhalb der Mitarbeiter geführt.

Mit großem Entsetzen und Erstaunen haben wir die öffentliche Debatte rund um das FZW verfolgt.  42 Jahre Clubgeschichte neigen sich einem dramatischen Ende entgegen und dies auf eine Art und Weise, die  den Mitarbeitern die Zornesröte ins Gesicht treibt.  Eine öffentliche Kampagne gefüttert mit falschen Zahlenwerk und „Halbwahrheiten“ diskreditierten die Akteure und brachten das FZW  immer wieder auf das öffentliche Pressetablett.

Die freien Mitarbeiter des FZW sind vor allem über den plötzlich formulierten Anspruch der „Wirtschaftlichkeit“ sehr verwundert. Bis vor kurzem war nie davon die Rede, dass das FZW Gewinne erzielen solle. Die langjährige Praxis hat sich eher an anderen Zielen orientiert. Und wenn schon „Wirtschaftlichkeit“ gefordert wird, so sollte es den Damen und Herren, die dies fordern, auch klar sein, dass dies eine tragfähige Unternehmensstruktur voraussetzt.

Das FZW wurde am 11.09.2009 auf „Anordnung“ des damaligen Oberbürgermeisters Dr. Gerhard Langemeyer eröffnet, ohne eine rechtlich abgesicherte Betreibergesellschaft zu haben. Mit immer wieder neuen Zwischenlösungen wurde so lange herumgewerkelt, bis die Akteure diskreditiert waren, die Motivation der Mitarbeiter zerstört  war und keiner der Verantwortlichen mehr etwas von den ursprünglich formulierten Zielen wissen wollte.

Umso erstaunlicher ist es, dass trotz des verwaltungstechnischen Chaos das FZW sich bei den Musikern und Agenturen bundesweit den Ruf als bester Live-Club innerhalb eines Jahres erkämpft hat. Hierfür ist ausschließlich privates Engagement, Herzblut und der Wille etwas zu bewegen, verantwortlich.  Diese positive Steilvorlage in Sachen Akzeptanz wurde von der Politik leider bislang weder beachtet, gewürdigt oder honoriert.

Durch Untätigkeit, mangelnde Entschlossenheit und Unvermögen nahm das Chaos seinen Lauf. Hätte man für eine von Anfang an geforderte Unternehmensstruktur gesorgt, hätte das FZW rund 1,2 Millionen Euro an Nettoerlösen vereinnahmen können. Dieser Betrag dürfte den Umsätzen der Gastronomie und des Veranstaltungsgeschäftes für die ersten zwölf Monate gerecht werden.

Kaum zu glauben, dass ein Millionenprojekt wie das FZW ohne klare Vision einer Firmenstruktur eröffnet wurde! Noch peinlicher ist es, dass die Menschen, die den Betrieb ermöglicht und aufrecht erhalten haben, zum 31.12.2010 ihren Job verlieren und existenziell bedroht sind. Die vorläufige „Krönung“ bleibt, dass bis heute noch keine verantwortliche Person zu den freien Mitarbeitern gesprochen hat. Erwartet man von uns, das wir „Danke Dortmund“ sagen und uns anschließend freudig ins Grab legen?

Zur Erfolgsstory des FZW gehört sicherlich auch das den Jugendlichen gewidmete Programm. Wie nie zuvor strömen junge Menschen ins FZW. Im ersten Jahr wurden über 130.000 Zuschauer im FZW gezählt und den örtlichen Veranstaltern wurde eine Plattform gegeben, die rege genutzt wurde. Das Programmangebot wurde durch privatwirtschaftliches Engagement stark bereichert. Auch die Dortmunder Veranstalter profitierten von der Neuausrichtung einer ganzheitlichen Programmsteuerung. Nach jahrelanger Abstinenz konnten die Dortmunder Veranstalter der Visions, Continental Concerts, Nagado Entertainment, RockHard, Keuchel Events, Firestarter Promotion Jaeckel Entertainment wieder für das FZW begeistert werden. Mit Hilfe der NRW-Veranstalter wie z.B. Prime Entertainment aus Köln, Concert Team aus Düsseldort, Headline Concerts aus Bonn, Contra Promotion aus Bochum, Kingstar Promotion aus Münster, Schoneberg Konzertbüro aus Köln und Münster wurde ein erstklassiges Programm angeboten und Dortmund so wieder auf den Tourplan national und international renommierter Acts gehievt.  Das hauseigene Booking setzte zusätzliche Schwerpunkte, die in enger Abstimmung mit jugendrelevanten Kulturveranstaltungen erfolgte. Nicht zu verschweigen sind auch die Jugendkulturveranstaltungen Rockstage und Lauscher.

Nun muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, dass die von städtischer Seite kommunizierten Mehrkosten des FZW im Vergleich zum Standort am Neuen Graben per anno rund 160.000 Euro betragen. Es fällt schwer zu glauben, dass bei einem Milliardenhaushalt der Stadt Dortmund die Summe von 160.000 Euro  die in letzter Zeit schwer zu ertragenden, politischen Verrenkungen rechtfertigt.

Wenn ein  Projekt aus der öffentlichen, städtischen Fürsorge in eine privatwirtschaftliche Führung übergeben wird, dann sollte man auch von einer gewissen Ernsthaftigkeit und Notwendigkeit ausgehen. Angesichts der Historie des FZW erübrigt sich die Notwendigkeit für eine solche Umstrukturierung. Deren Ernsthaftigkeit darf ebenfalls angezweifelt werden. Was ist das für ein Geschäft, wenn ein privatwirtschaftlicher Betreiber eine Veranstaltungsstätte durch verklausuliertes Gegenrechnen zum Nulltarif erhält, die Stadt diese aber weiterhin mitfinanziert und der Etat für Jugendkulturveranstaltungen im sechsstelligen Bereich gekürzt wird?

Leider bleibt nur ein Fazit: Hochkultur von Theater, Schauspiel und Konzerthaus kann in Dortmund auch in finanzschwacher Zeit weiter bezuschusst werden – und zwar in Millionenhöhe! Pop- und Jugendkultur sowie Engagement für die freie Jugendszene werden dagegen weggespart. „42  Jahre FZW – Ade“, das tut weh und beschert sicher  keine tollen Aussichten für das junge Dortmund und den Kreativstandort, für den das Dortmunder U stehen sollte! Das FZW sollte immer integraler Bestandteil der Kreativwirtschaft rund um das Dortmunder U sein. Eine Umsetzung dieser Idee erfordert Mut, Beharrlichkeit und eine klare Vision. Leider sind dies Tugenden, die man zur Zeit vergebens bei der verantwortlichen, politischen Spitze sucht.

Wir fordern hiermit die Fraktionen des Rates der Stadt Dortmund und auch den Rat selber auf, der Wertigkeit einer solchen Institution, die das FZW darstellt, und deren Geschichte und Entwicklung endlich Rechnung zu tragen und es dem zuzuführen, was ursprünglich von der Stadt geplant gewesen ist: Ein jugendkulturelles Zentrum mit einem vielschichtigen, szenerelevanten Programm, das regionale und überregionale Wirkung hat und der Historie der Institution FZW Rechnung trägt.

Wir fordern den Oberbürgermeister der Stadt Dortmund, Ullrich Sierau, auf, sein Wahlversprechen einzulösen, dass er kurz vor der Wahl gegeben hat, und dass FZW nicht zu privatisieren.

Wir fordern das Jugendamt der Stadt Dortmund auf, richtige und verhältnismäßige Verantwortung für das zu übernehmen, was es 42 Jahre lang aufgebaut und installiert hat.

Wir fordern alle Kreativen und Kulturinteressierten auf, nicht wort- und tatenlos zuzusehen, wie eine solche kulturelle und kreative Institution, wie das FZW es jahrzehntelang war, binnen Wochen kaputt gemacht wird.

Die freien MitarbeiterInnen des FZW

Klar ist: Wenn es um das Konzerthaus oder den U-Turm geht, sitzt die Kohle in Dortmund locker. Geht es um Off-Kultur zeigt die Stadt ihr biederes und wahres Gesicht.  Im kommenden Jahr werden wir hier wohl noch häufiger als bislang auf Konzerte in Köln oder Düsseldorf hinweisen.

Der lange Schatten von Datteln

Hundertachtzig Meter hoch wird der Kühlturm im nordrhein-westfälischen Datteln in den Himmel ragen. Nun wirft das geplante Megakraftwerk vom Energieriesen Eon lange Schatten auf die Düsseldorfer Regierung. Der Regionalverband Ruhr (RVR), eine politisch einflussreiche Gruppe in Nordrhein-Westfalen, will den Regionalplan für das größte Kraftwerk Europas ändern und den Bau des weithin sichtbaren Industrieklotzes ermöglichen.

Vor rund einem Jahr hatte Oberverwaltungsgericht Münster der Klage eines Bauern recht gegeben und den alten Bebauungsplan wegen zahlreicher Verfahrensmängel für ungültig erklärt. Nun kann der RVR entscheiden, ob er es dabei belässt oder aber einen neuen Regionalplan entwirft. Die Vorlage für die kommende Sitzung Anfang Dezember sieht vor, den Standort des Kraftwerks nachträglich genehmigungsfähig und den Einsatz von Importkohle möglich zu machen. Die Grünen sind entsetzt über die Vorlage mit der SPD-Handschrift. „Wir wollen nicht im Interesse von Eon handeln“, sagt die Grüne Sabine von der Beck. Notfalls könne die „Koalition mit der SPD nicht durchgehalten werden.“

Platzt Rot-Grün im Essener Ruhrparlament, ist dort politisch nur eine große Koalition aus SPD und CDU möglich. Nach Informationen der Ruhrbarone hat die CDU der SPD schon konkrete Angebote für eine Zusammenarbeit gemacht. „Sie sehen ihre Chance gekommen“, heißt es. Schließlich ist der Vorsitzende der Ruhr-CDU Oliver Wittke gleichzeitig Generalsekretär der CDU in Nordrhein-Westfalen und hat öffentlich mehrfach eine Große Koalition im Lande für wünschenswert erklärt. Das Ende des viel besungenen rot-grünen Wunschbündnisses im Revier hätte unabsehbare Folgen auf das Düsseldorfer Bündnis. Dieses hatte schon bei den Koalitionsverhandlungen den Sprengstoff des Kraftwerkprojekts erkannt und gehofft, die anhängigen Gerichtsverfahren würden eine politische Entscheidung überflüssig machen. Im Vertrag heißt es deshalb allgemein, es werde weder für noch gegen das Projekt Gesetze erlassen. Eine eindeutige Positionierung der Koalitionsparteien im Ruhrparlament macht diese bemüht neutrale Haltung schwer.

Mächtig unter Druck stehen sie auch von Deutschlands größtem Energiekonzern Eon. Der macht beim RVR und in der Landtagsfraktion PR-Arbeit und schickt seine Lobbyisten ins Haus. Erst vergangenen Woche hat der Vorstandsvorsitzende Johannes Teyssen auf einer Bilanz-PK deutlich gemacht, wie wichtig das Projekt für Eon ist. „Nur was in der Heimat erfolgreich läuft können wir auch in der Ferne verkaufen,“ sagte der Manager dort.

SPD und Grüne hingegen können bei dem Megaprojekt nur verlieren. Die Grünen haben vor der Landtagswahl massiv gegen das noch von der schwarz-gelben Vorgängerregierung bewilligte Projekt protestiert. Auf Veranstaltungen verteilte Grünen-Chefin Claudia Roth symbolisch essbare „Datteln“ gegen den „Klimakiller“. Die Grünen könnten ihren Wählern und der Basis vor Ort nicht erklären, warum die zuvor als grüße CO2-Dreckschleuder bezeichnete Anlage von ihnen möglich gemacht wird.

Die SPD hingegen muss ihr wirtschaftspolitisches Gesicht wahren. Aber der „Elefantenfriedhof“, wie die SPD-Veteranen alter Schule intern genannt werden, schläft nicht. Gerade im Ruhrgebiet ist die Verbindung zur Bergbaugewerkschaft IGBCE und ihren industriefreundlichen Ansichten sehr eng. Mit dem Gelsenkirchener Oberbürgermeister Frank Baranowski sitzt ein mächtiger Strippenzieher im RVR, der bevor Hannelore Kraft letztendlich Ministerpräsidentin wurde als ihr Kronprinz vorgesehen war. Die Ruhr-SPD hatte sogar einen Eon-Funktionär zum zukünftigen Direktor des RVR küren wollen, bis dieser aus gesundheitlichen Gründen selbst zurückzog.

Das rot-grüne Düsseldorf versucht die Wogen des zerstrittenen Reviers nun zu glätten und verfasst gemeinsame Erklärungen. „Das Verfahren ist noch völlig offen“, so der frühere IGBCE-Sekretär und heutige SPD-Fraktionsführer Norbert Römer. „Wie bekommen wir die Kuh jetzt noch vom Tisch?“, fragt hingegen ein führender SPD-Genosse aus dem Revier. Denn allen Beteiligten ist klar, dass eine Änderung des Planungsrechts nunmehr schwerlich zu stoppen ist.

Schon einmal ist Rot-Grün in Düsseldorf an einem Industrieprojekt beinahe gescheitert: Ende der 1990er Jahre haben die Grünen letztlich für das Braunkohlekraftwerk Garzweiler gestimmt und die Riesenbagger im Rheinland akzeptiert. Aber heute hat die Partei dreimal so hohe Umfragewerte wie damals und geht selbstbewusst in die Verhandlungen. „Die SPD hat keinen besseren Partner als uns“, sagt der Grüne Fraktionschef Reiner Priggen. Die Koalition im Revier am Kraftwerk scheitern zu lassen wäre eine „Irrsinns-Strategie.“

Forderung: Weltkulturerbe „Holländische Küche“

Frikandel: Unterschätzte Köstklichkeit

Die Französische Küche ist jetzt als einzige Küche amtliches Weltkulturerbe. Zeit, an unser Nachbarland zu denken:Holland. Auch ihre Küche verdient es, in das kulturelle Erbe der Menschheit aufgenommen zu werden.

Klar, kaum reisst einer einem Frosch die Beine aus und steckt sie sich in den Mund, ist er Weltkulturerbe.  Die Aufnahme der französischen Kochkünste in den Kreis des Weltkulturerbe der Menschheit erklärt uns mehr über guten Lobbyismus als über leckerers Essen- Leckeres Essen – damit sind wir beim Thema. Für mich ist nicht die französische, sondern die holländische die beste Küche eines unserer Nachbarländer. Ebenso facettenreich wie innovativ, schmackhaft, sättigend und offensichtlich gesund. Dicke Holländer sieht man selten. Liegt es an den Fritteusen? Ich weiß es nicht. Das zu klären ist die  eine Aufgabe der Ernährungswissenschaftler unter unseren Lesern.

Die holländische Küche ist eine Küche der Reduktion. Ein Gericht aus den unterschiedlichsten Zutaten wird komprimiert  in eine Krokette: Gulasch zum Beispiel. Oder ein  Tier wird zur Fleischkrokette. Der Holländer verwendet für die Fleischkrotte wahrscheinlich ganze  Tiere. Samt Klauen, Fell und was sonst so dran ist. Das ist ökologisch. Der Franzose nimmt nur einen Teil – die Froschschenkel – und wirft den Rest weg. Tja, so plündert man einen Planeten.

Die holländische Küche ist multikulturell – in Frankreich regiert Sarazzin. Der Niederländer mag den Bami-Ballen, labt sich an Fleischspießen mit Sate-Sauce und  kippt Preiselbeeren über sein Kaas-Souflé. Hauptsache es schmeckt. Dem Franzosen ist eine solche Offenheit eher fremd.

Ich könnte immer so weiter machen: Vla, holländische Weißbrot,  Tubenketchup, Fanta-Cassis, Grolsch, Heineken, Genever – nein, wir sollten uns dafür einsetzen, dass möglichst schnell auch die holländische Küche  geehrt wird – als Weltkulturerbe der Menschheit.

Bild: riginal uploader was Guusbosman at en.wikipedia. Licensed under the GFDL by the author; Released under the GNU Free Documentation License.

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e la luna: Was ist Deine „Schwarze Katze“?

Die Berliner Band „…e la luna?“ hat ihr neues Album „La Rosina bella“ herausgebracht: „Ein Muss“ für alle, die Kinder haben, und Italienisch sprechen. Ein reines Vergnügen für alle anderen, die nur gute Musik hören wollen. Von Andreas Lichte.

 

Beim ersten Hören gefiel mir ein Stück gleich besonders gut: „Volevo un gatto nero“. Klasse, was man aus 3 Akkorden machen kann! Aus 2:50 Minuten. Und dann der Gesang von Eva Spagna, der sich so gar nicht nach Kinder-Kram anhört: Eher melancholisch und … böse, böse!

Da bin ich dann doch richtig neugierig geworden, und habe auch den Text gelesen. Ein Kinder-Lied, ganz klar. Ein kluges Spiel mit der kindlichen Phantasie, wo plötzlich alles lebendig wird, wenn man es nur will. Aber nur ein Kinder-Lied?

Was liest ein „Erwachsener“? Eine Frage, die sich jeder früher oder später stellt:

Was ist Deine „Schwarze Katze“?

Wofür würdest Du alles geben, was Du hast, den „ganzen Zoo“?

Helft mir doch bitte, eine Antwort zu finden. Und sagt mir, was eure „Schwarze Katze“ ist.

 

 

Ich wollte eine schwarze Katze

 

Ein echtes Krokodil,

ein echter Alligator:

Ich sagte dir, dass ich ihn habe

und dir gegeben hätte.

 

Die Abmachung war klar:

Das Krokodil für dich,

und du gibst mir

’ne schwarze Katze.

 

Ich wollte eine schwarze, schwarze, schwarze Katze

und du gibst mir ’ne weisse

und das mach ich nicht mit

 

Ich wollte eine schwarze, schwarze, schwarze Katze:

Weil du ein Lügner bist,

spiel ich nicht mehr mit dir.

 

Es war keine Giraffe

aus Plastik oder Stoff,

ne, echt, aus Fleisch und Blut

und die hätt’ ich dir gegeben.

 

Die Abmachung war klar:

Die Giraffe für dich,

und du gibst mir

’ne schwarze Katze.

 

Ich wollte eine schwarze, schwarze, schwarze Katze

und du gibst mir ’ne weisse

und das mach ich nicht mit

 

Ich wollte eine schwarze, schwarze, schwarze Katze:

Weil du ein Lügner bist,

spiel ich nicht mehr mit dir.

 

Einen indischen Elefant

mit ganzem Baldachin

hatt’ ich im Garten

und den hätt’ ich dir gegeben.

 

Aber die Abmachung war klar:

Der Elefant für dich,

und du gibst mir

’ne schwarze Katze.

 

Ich wollte eine schwarze, schwarze, schwarze Katze

und du gibst mir ’ne weisse

und das mach ich nicht mit

 

Ich wollte eine schwarze, schwarze, schwarze Katze:

Weil du ein Lügner bist,

spiel ich nicht mehr mit dir.

 

Die Abmachung war klar:

Der ganze Zoo für dich,

und du gibst mir

’ne schwarze Katze.

 

Ich wollte eine schwarze, schwarze, schwarze Katze

und du gibst mir ’ne weisse

und das mach ich nicht mit

 

Ich wollte eine schwarze Katze

na ja, schwarz oder weiss,

die Katze behalte ich

und du kriegst von mir nichts.

 

 

e la luna: cos’è il tuo „gatto nero“?

 

Il trio berlinese „…e la luna?“ ha pubblicato un nuovo CD-libro „La Rosina bella“: „un must“ per tutti quelli che hanno bambini e parlano l’italiano.

Un vero piacere per tutti gli altri che vogliono ascoltare buona musica.

di Andreas Lichte.

 

Al primo ascolto mi è piaciuto in particolar modo il brano: „Volevo un gatto nero“. Forte cosa si può fare con tre accordi! In 2.50 minuti. E poi la voce di Eva Spagna che non suona come roba per bambini, ma piuttosto malinconica e … cattiva, cattiva!

Quindi mi sono veramente incuriosito ed ho letto il testo. Una canzone per bambini, chiaro. Un gioco intelligente con la fantasia infantile, in cui improvvisamente tutto prende vita, se solo lo si vuole. Ma … solo una canzone per bambini?

Che cosa ci legge un “adulto”? Una domanda che prima o poi uno si pone:

Cos’è il tuo „gatto nero“?

Per che cosa daresti tutto quello che possiedi, il tuo “intero zoo”?

Aiutatemi per favore a trovare una risposta. E ditemi cosa è il vostro “gatto nero” …

 

 

Volevo un gatto nero

 

Un coccodrillo vero,

un vero alligatore

ti ho detto che l’avevo

e l’avrei dato a te.

 

Ma i patti erano chiari:

il coccodrillo a te

e tu dovevi dare

un gatto nero a me.

 

Volevo un gatto nero, nero, nero,

mi hai dato un gatto bianco

ed io non ci sto più.

 

Volevo un gatto nero, nero, nero,

siccome sei un bugiardo

con te non gioco più.

 

Non era una giraffa

di plastica o di stoffa:

ma una in carne ed ossa

e l’avrei data a te.

 

Ma i patti erano chiari:

una giraffa a te

e tu dovevi dare

un gatto nero a me.

 

Volevo un gatto nero, nero, nero,

mi hai dato un gatto bianco

ed io non ci sto più.

 

Volevo un gatto nero, nero, nero,

siccome sei un bugiardo

con te non gioco più.

 

Un elefante indiano

con tutto il baldacchino:

l’avevo nel giardino

e l’avrei dato e te.

 

Ma i patti erano chiari:

un elefante a te

e tu dovevi dare

un gatto nero a me.

 

Volevo un gatto nero, nero, nero,

mi hai dato un gatto bianco

ed io non ci sto più.

 

Volevo un gatto nero, nero, nero,

siccome sei un bugiardo

con te non gioco più.

 

I patti erano chiari:

L’intero zoo per te

e tu dovevi dare

un gatto nero a me.

 

Volevo un gatto nero, nero, nero,

invece è un gatto bianco

quello che hai dato a me.

 

Volevo un gatto nero,

ma insomma nero o bianco

il gatto me lo tengo

e non do niente a te.

 

 

homepage von … e la luna?

 

Releasekonzert von „La Rosina bella“:

Sonntag, 21. November 2010, 15 Uhr, in der Werkstatt der Kulturen

 

Der Ruhrpilot

Kultur: Das Regiment des Rotstifts…Welt

NRW: Neue Frequenzen…Radioszene

Hagen: Warum kriegt hier keiner was gebacken?…Bild

Duisburg: Wenig Feindlichkeit gegen deutsche Schüler…Der Westen

Duisburg: Stadt soll Miete für Hundertmeister zahlen…Der Westen

Bochum: Was die Kulturhauptstadt Bochum gebracht hat…Der Westen

Umland: Konferenz zur Schulentwicklung…Zoom

Blogs: Zeitrafferin’s not a Blog…Zeitrafferin

Intervention: Scotland Yard lässt Website wegen Tips für Demo-Teilnehmer löschen…Netzpolitik

Blogkino: Emma Goldmann…Trueten

RVR will Kraftwerk-Datteln ermöglichen

Der Regionalverband will den Bau des umstrittenen Eon-Kraftwerks in Datteln ermöglichen.

Der Regionalverband Ruhr (RVR) schlägt dem Ruhrparlament die Genehmigung des Kraftwerkstandortes Datteln vor. Damit könnte, am Ende längeren Verfahrens, das Eon-Kraftwerk doch noch gebaut werden. In der Beschlussvorlage heisst es:

Die Regionalplanungsbehörde wird beauftragt, das Erarbeitungsverfahren zur 7. Änderung des Regionalplanes für den Regierungsbezirk Münster (Teilabschnitt Emscher-Lippe) auf dem Gebiet des Regionalverbandes Ruhr zur Festlegung eines Kraftwerksstandortes in der Stadt Datteln auf Grundlage des vorgelegten Entwurfes (Anlage 1), des Umweltberichts (Anlage 3) und der FFH- Verträglichkeitsuntersuchung (Anlage 4) auf der Grundlage der förmlichen Anregung der Vorhabensträgerin (Eon) gem. § 19 Abs. 2 Landesplanungsgesetz NRW durchzuführen.

Damit haben Rot-Grün im RVR und Rot-Grün im Land NRW ein Problem. Bei Eon dürften sie sich gerade freuen.

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Saalkarneval in Duisburg-Walsum: Helau! Schalom! Platz!

 

Schalom

In Duisburg-Walsum sollte eigentlich am 27. Januar, dem internationalen Auschwitz-Gedenktag, „zum Gedenken an die Walsumer Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft“ ein Teil des Kometenplatzes in „Schalom-Platz“ umbenannt werden.

Dies berichtete die Stadtteilredaktion der WAZ im Duisburger Norden Mitte vergangener Woche. Darauf hatten sich alle Parteien in der Bezirksvertretung Walsum geeinigt. Doch daraus wird jetzt möglicherweise nichts.

Die Idee zur Platzbenennung hatte der Walsumer Grünen-Politiker Franz Tews, der auch Sprecher der Initiative „Erinnern gegen Rechts“ ist. Es habe nämlich „bemerkenswerte Recherchen und Aktionen seitens der Kirchen, Bürgerinitiativen und Schulen gegeben“, um „Licht in ein dunkles Kapitel der Walsumer Lokalgeschichte“ zu bringen. Nachdem nunmehr „die lange verdrängten Schicksals- und Leidensgeschichten der jüdischen Walsumer Familien eindrucksvoll der Öffentlichkeit“ bekannt gemacht worden seien, solle mit der Platzbenennung dauerhaft die Erinnerung an die Opfer wachgehalten werden.

Ein „Schalom-Platz“ in Walsum. Genauer gesagt: in Aldenrade, einem Ortsteil der bis in die 1970er Jahre selbstständigen Stadt am Rhein nördlich der Emscher. Ein Stück deutscher Erinnerungskultur. Nichts sonderlich Spektakuläres; nicht der ganze Platz, nur ein Stückchen. Nicht direkt überstürzt, sondern immerhin gut 65 Jahre nach dem Morden in dem idyllischen Bergarbeiterstädtchen. Und doch: eine anrührende Idee, ein schönes Wort: „Schalom Walsum!“

Ein „Schalom-Platz“ in Walsum. Schalom ist hebräisch und bedeutet etwa Unversehrtheit, Heil, Frieden. Eng wortverwandt mit dem arabischen Salam, moderner übersetzt: Gesundheit, Wohlfahrt, Sicherheit und Ruhe. Schalom ist das zentrale Wort im Judentum und ist der gängigste Gruß unter Juden – sowohl zur Begrüßung als auch zum Abschied: Frieden!

Eine kleine, fast unauffällige Geste des Andenkens an diejenigen, die als Deutsche voll in die Gesellschaft integriert waren, die sich meistens völlig assimiliert hatten, und deren Ruhrpott-Deutsch tausendmal besser war als ihr Hebräisch, das sie – eher schon folkloristisch – allenfalls bei religiösen Festen bemüht hatten, was sie jedoch dennoch nicht davor bewahrt hatte, „einfach so“ in die Gaskammern verfrachtet zu werden.

Nach 65 Jahren wollte der Stadtbezirk nun hingehen und in die Sprache der Ermordeten, mehr: in die ihnen zugeschriebenen Sprache, sagen wir: in ihr Wort für Frieden, Freundschaft und Wohlergehen ein kleines Stückchen Grün umtaufen. Schalom-Platz – warum eigentlich nicht?!

Warum nicht?! Auch dies war in der WAZ Duisburg-Nord zu erfahren: „CDU und SPD machen Rückzieher bei Schalom-Platz … CDU und SPD (zogen) den von ihnen mitformulierten Antrag in der Sitzung der Bezirksvertretung zurück.“ Ob es einen „Schalom-Platz“ in Walsum geben wird, steht deshalb in den Sternen.

Die Demokratie vor Ort kuscht vor dem Heimatverein Walsum e.V., über den im Internet nicht mehr zu erfahren ist, als dass ein gewisser Helmut Schorsch dessen Sprecher ist. Und jetzt kommt´s: „Man habe vergessen, den Heimat- sowie den Knappenverein einzuschalten, so die Fraktionsvorsitzenden Peter Hoppe (CDU) und Jürgen Feuchtner (SPD).“

Feuchtner entschuldigte sich inzwischen beim Heimatverein, der den Namen „Schalom-Platz“ ablehnt. Und der Vorsitzende Schorsch hat auch ein gewichtiges Argument dafür, warum. Denn: „Naziopfer-Gedenkstätten gibt es genug.“ CDU-Bezirkspolitiker Hoppe wollte es jetzt aber genau wissen. Im Geiste der direkten Demokratie bot sich ihm bei der Prinzenproklamation der Karnevalsgesellschaft (KG) Grün-Weiß Walsum in der Walsumer Stadthalle die Gelegenheit, das Volk direkt zu befragen.

600 Narren seien anwesend gewesen, steht in der WAZ. Und da hat der CDU-Fraktionschef einfach einmal „in die lustige Runde (gefragt), wer dafür sei, dass der Aldenrader Rathausvorplatz in „Schalomplatz“ umbenannt werden soll.“ „Keiner hat die Hand gehoben“, wusste Schorsch vom Walsumer Heimatverein zu erzählen, um daraus zu schlussfolgern: „Das Meinungsbild ist so, dass das keiner will.“ Als er das gehört hatte, war allerdings SPD-Feuchtner – nach eigenen Angaben – „umgefallen“. Er bleibe bei Schalomplatz; denn: „Das ist eine Sauerei ohne Ende, wie da Stimmung gemacht wird.“

Nur nicht in die Luft gehen! Und auch nicht Umfallen. Karneval ist doch dafür da, dass Stimmung gemacht wird.  Und Heimatvereine gibt es genug. Karnevalsvereine auch. Schalom, Peace und Helau!

Ärztemangel: Wie mit einem Promille am OP-Tisch

Krankenhäuser in NRW können gefährliche Orte sein. Foto: Bilderbox

Der Besuch eines Krankenhauses ist in NRW kann gefährlich werden. Über 90 Prozent der Kliniken im Land halten sich nicht an das Arbeitszeitgesetz für Ärzte. Die stehen häufig übermüdet am OP-Tisch. Ein Risiko für Patienten und Ärzte.

Ulrich M. ist Gynäkologe. Er arbeitet als Oberarzt in einem Krankenhaus im südlichen Ruhrgebiet. Und das tut er häufiger, als ihm und seinen Patienten gut tut: „Vom Zeitaufkommen  her habe ich eigentlich zwei Jobs. Zusammen mit meinen Diensten arbeite ich 60 bis 70 Stunden die Woche.“ Und das oft deutlich mehr als 12 Stunden hintereinander. M. ist keine Ausnahme. Im Sommer kontrollierten die Arbeitsschutzbehörden des Landes  40 Krankenhäuser – jedes zehnte in NRW. Das Ergebnis kam durch eine kleine Anfrage des FDP-Landtagsabgeordneten Dr. Stefan Romberg heraus: In 37 der überprüften Kliniken kam es zum teil zu massiven Verstößen gegen die Arbeitszeitgesetz:  In 22 Krankenhäusern arbeiteten der Ärzte mehr als 10 Stunden am Stück. In 15 Krankenhäusern sogar länger als 24 Stunden hintereinander. Dazu kamen  noch Verstöße bei den Ruhezeiten und verweigerte Ruhetage. 101 Verstöße in 37 Krankenhäusern wurden so gezählt.

Für Dr. Stefan Romberg, selbst Neurologe, liegen die Gründe auf der Hand: „Die Kontrollen sind zu lax und die Konsequenzen bei Verstößen nicht hart genug. Es kann doch nicht sein, dass ein LKW-Fahrer und seine Spedition bei Verstößen gegen die Lenkzeiten härter bestraft werden als ein Krankenhaus, dass seine Ärzte bis zum Umfallen schuften lässt.“ Das sieht auch die Landesregierung so. Auf eine Anfrage der Welt am Sonntag erklärt das Arbeitsministerium künftig Krankenhäuser stärker kontrollieren zu wollen. Im Moment fehle allerdings das Personal: „ Seit der Verwaltungsstrukturreform 2007, die vom damaligen FDP-Innenminister Wolf umgesetzt wurde, sind ca. 20 Prozent der Fachleute in der Arbeitsschutzverwaltung abgebaut worden. Dies bleibt natürlich nicht ohne Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit der Arbeitsschutzverwaltung.“

Die Überlastung ist längst der Normalfall geworden. Fast drei Viertel aller Befragten Klinikärzte haben in einer Befragten gegenüber der Ärztekammer Westfalen-Lippe haben eingeräumt, häufig gegen das Arbeitszeitgesetz zu verstoßen und länger zu arbeiten oder arbeiten zu müssen als zulässig.

Zum Nachteil nicht nur der Ärzte, die durch den Druck und die Belastung in ihrem Beruf ein hohes gesundheitliches Risiko eingehen. Auch für den Patienten ist der übermüdete Arzt eine Gefahr: Nach 24 Stunden ohne Schlaf ist er in seiner Leistungsfähigkeit so eingeschränkt, wie mit einem Promille Alkohol im Blut.

Aber Romberg hat noch einen weiteren Grund für die Probleme in den Krankenhäusern ausgemacht: „Es gibt zu wenige Ärzte. Und das wird sich so bald auch nicht ändern. Das Problem wird in Zukunft größer werden.“

Das bestätigt auch der Marburger Bund, in dem sich viele Klinikärzte zusammengeschlossen haben. 6.000 Ärzte fehlen schon heute in Deutschland – allein in NRW sind es weit über 1000. Und weil in den 90er Jahren die Zahl der Studienplätze von 12.000 auf 8.000 gesenkt wurde, ist von den Hochschule kaum Entlastung zu erwarten: „Damals“, sagt Michael Helmkamp  Sprecher des Marburger-Bundes in NRW, „gingen alle von einer Ärzteschwemme aus. Das war ein Fehler. Heute haben wir einen Ärztemangel. Und der wird schlimmer werden. In den kommenden fünf Jahren werden 71.000 Ärzte in den Ruhestand gehen. Nur 40.000 Ärzte  rücken nach.“ Und das auch nur in der Theorie: Viele Mediziner wollen nach dem Studium nicht in einem Krankenhaus oder einer Praxis arbeiten. Heute gehen 40 Prozent der Absolventen nach dem Studium zu Unternehmensberatungen oder in die Pharmaforschung.

Der Beruf des Arztes ist nicht mehr attraktiv genug. Zwar liegt das Einkommen noch immer über dem Schnitt anderer akademischer Berufe, aber der Preis, den die Ärzte dafür zahlen, ist hoch. Der Beruf lässt sich schwer mit dem Familienleben vereinbaren: Viele Überstunden gehören zum Alltag. Die finden häufig in der Nacht und am Wochenende statt und sind oft schlechter bezahlt als der normale Dienst.

Vor allem viele Absolventinnen, über die Hälfte der Medizinstudierenden  sind weiblich, und wollen nicht nur für ihren Beruf leben.

Auch der demographische Wandel wird keine Entlastung bringen. Zwar wird in den kommenden Jahrzehnten die Bevölkerung immer kleiner werden. Aber sie wird auch älter. Mehrfacherkrankungen und altersbedingte Krankheiten wie Demenz und Diabetes werden allerdings zunehmen. Es wird volle in den Krankenhäusern und Praxen.

„Der Arztberuf muss wieder attraktiver werden“, fordert Stefan Romberg. Er selbst arbeitet auf einer Viertelstelle als Neurologe in einem Krankenhaus. Eine Ausnahme. „Wir müssen viel mehr Teilzeitstellen für Ärzte in den Krankenhäusern anbieten.“

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums ist die Zahl der Teilzeit in den vergangenen zehn Jahren stark angestiegen. Sie hat sich zwischen 1999 und 2009 von 1.537 auf 5.301 mehr als verdreifacht. Teilzeitbeschäftigt waren demnach 2009 15,8 Prozent der Ärztinnen und Ärzte im Krankenhaus. Zum Vergleich:  1999 waren es nur 5,4 Prozent. Im Ländervergleich liegt NRW damit leicht über dem Durchschnitt. Im Ministerium glaubt man dass eine Steigerung der Teilzeitstellen um weitere zwei oder drei zusätzliche Prozentpunkte möglich ist.

Der Marburger Bund fordert daher auch die Entlastung der Ärzte von Verwaltungsaufgaben. Die sollen sich wieder mehr um die Patienten kümmern können. Im Moment ist das nicht der Fall. Ein Arzt verbringt zur Zeit drei bis fünf Stunden am Tag mit dem Ausfüllen von Formularen und dem Schreiben von Berichten. Zeit, die er nicht für seine Patienten arbeiten kann.

Das Problem der fehlenden Klinikärzte ist in NRW ungleich verteilt. In attraktiven Städten wie Köln, Düsseldorf oder Bonn haben die Krankenhäuser noch keine Probleme Ärzte zu finden – auch wenn sie bei immer geringeren Bewerberzahlen kaum noch auswählen können, wer künftig ihre Patienten behandeln soll.

Im Sauerland, Ost-Westfalen und dem nördlichen Ruhrgebiet ist die Lage schon heute schwieriger. Hier ist das kulturelle Angebot klein, hier gibt es  wenig Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten – wer kann, meidet solche Regionen.

Das macht sich schon heute in zahlreichen Praxen bemerkbar. Vor allem auf dem Land finden sich immer seltener Ärzte, die eine Praxis übernehmen wollen.

Krankenhäuser fangen zumindest einen kurzfristigen Mangel durch Honorarärzte auf. Die sind Freiberufler, werden von speziellen Agenturen vertreten und bekommen bis zum Dreifachen des Honorars eines normalen Klinikarztes. Freies Wohnen oder auch mal ein Fahrrad obendrauf sind keine Seltenheit. Und den Normalen Mangel fangen die Kliniken mit Überstunden und Diensten auf – auch gegen das Gesetz.

Abhilfe wird nach der übereinstimmenden Meinung von Stefan Romberg und dem Marburger Bund nur ein Bündel an Maßnahmen bringen: Neben mehr Teilzeitstellen und einer Entbürokratisierung der ärztlichen Arbeit müssen auch wieder mehr Studienplätze geschaffen werden. Ärztefunktionäre fordern schon seit langem einen neuen Studienstandort für Ärzte im ostwestfälischen Bielefeld. Ohne teuren Uni-Klink-Neubau sollen die Medizinstudenten ihre Praxis in verschiedensten Krankenhäusern sammeln, wie es in Bochum schon der Fall ist. Das dortige Uniklinikum besteht aus der Kooperation mehrer Krankenhäuser. Aber ob und wann die Pläne für einen neuen Medizinstudienort Wirklichkeit werden, steht in den Sternen.

Vielleicht hilft ja ein anderer Vorschlag Rombachs, den Mangel an Klinikärzten in Zukunft zu verringern. Der Liberale wünscht sich, dass sich die Universitäten bei der Auswahl der Medizinstudenten künftig weniger stark am Notendurchschnitt orientieren. Das Verfahren würde die Frauen bevorzugen, die im Durchschnitt bessere Abiturnoten als die Männer hätten – aber auch kein so großes Interesse, später in einem Krankenhaus zu arbeiten.

Der Artikel erschien in ähnlicher Form in der Welt am Sonntag