Heiligs Blechle

Erst langt die Polizei bei den Demonstranten gegen den Stuttgarter Bahnhof zu und jetzt legt die Politik nach.

„Ich finde es unverantwortlich von Müttern und Vätern, dass sie ihre Kinder nicht nur mitnehmen, sondern auch in die erste Reihe stellen. Da geht die Saat, die die Grünen mitgelegt haben, jetzt auf.“ Im Übrigen wehrt sich Peter Hauk dagegen, „mich unter das Diktat von Altkommunisten und Altlinken zu stellen, die in den letzten Wochen die Rädelsführer des Protestes waren“.

Peter Hauk, Chef der CDU-Landtagsfraktion im Spiegel

„Ich stelle mich hinter unsere Beamtinnen und Beamten.“

Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) im Abendblatt

„Aus zahlreichen Verletzten mit abstrusen Vorwürfen an die Bundeskanzlerin politischen Vorteil ziehen zu wollen, ist zutiefst schäbig.“

CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe im Abendblatt

„Ich bin ein absoluter Gegner von Gewalt, aber Demokratie bedeute nicht nur, Entscheidungen zu treffen, sondern auch getroffene Entscheidungen umzusetzen.“

Bahnchef Rüdiger Grube in der Stuttgarter Zeitung

„Natürlich haben die Gegner des Projektes ein Interesse, die Polizei in ein schlechtes Licht zu stellen. Am Ende des Tages wird sich aber einiges relativieren.“

GdP-Chef Konrad Freiberg in der Welt

„Wissen Sie, wenn Kinder in die vorderste Linie gebracht werden, von ihren Müttern, von ihren Vätern, wenn sie instrumentalisiert werden, wenn sich Mütter mit den Kindern der Polizei in den Weg stellen, dann müssen sie eben auch mit einfacher körperlicher Gewalt rechnen.“

Innenminister Heribert Rech (CDU) im ZDF

Der Ruhrpilot

Karstadt: Insolvenz ist Geschichte…Welt

Umland: Köln und Düsseldorf nähern sich an…RP Online

Umland II: SPD-Public Relation…Zoom

Ruhr2010: Ungewöhnliches Kanalkonzert…Der Westen

Duisburg: Wird die Stahlproduktion aus Duisburg vertrieben?…Der Westen

Dortmund: Phoenixsee wird geflutet…Ruhr Nachrichten

Gelsenkirchen: bild.sprachen – Messe für angewandte Fotografie…Hometown Glory

Internet: Kostenloskultur?…Wirres

Internet II: Netzneutralität im Telekommunikationsgesetz…Netzpolitik

Neils Neue

Was soll einem schon einfallen zu Neil Young? Daß er ein Gott ist? Das ist ja eh klar.

Neil Young. Bildverweis: Kollegen von consequenceofsound.net

Als ich das letze Mal Neil Young live hörte, war es auf der Hamburger Reitbahn. Und die Sterne waren nur das Vorprogramm. Danach kam ein Aufwärmer namens Bob Dylan.

Am Ende spielten Neil und Bob den Watchtower, die Sonne ging hinter der Bühne unter, der orangene Ball war pünktlich, auf die Minute getimet, und Neil zerschrundete den ganzen romantischen Mist mit seiner Gitarre dreissig Minuten lang. Nie war ich der Gnosis so nahe.

Neils neues Album kam hierzulande vor drei Tagen raus, es ist beinahe komplizierte Progammmusik. Eigentlich wie immer.

Den Sound daraus kann man in Neils Kanal weghören.

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Aufruhr, Widerstand, es gibt kein ruhiges Schwabenland!

Folgt man den politischen Auseinandersetzungen der letzten Monate, dann fühlt man sich in die 80er Jahre versetzt. Die schwarz-gelbe Regierung erfüllt alle Forderungen der Atomlobby und interessiert sich nicht für die Forderung der Bevölkerung nach einem Atomausstieg. In Stuttgart demonstrieren Menschen aus allen Bevölkerungschichten gegen den unterirdischen Bahnhofsneubau. Zur Verteidigung ihrer Politik fällt den Verantwortlichen bisher nur die Diskreditierung ihrer Gegner ein und eine öffentliche Debatte will man nicht führen. Jetzt wurde das konservative Repertoire durch den Klassiker Polizeigewalt ergänzt.

Heute morgen erklärte Rainer Wendt von der Gewerkschaft der Polizei im WDR, dass er die Schuld an den „Ausschreitungen“ den Demonstranten gibt. Folgt man seinen Ausführungen werden aus engagierten Schülern ganz schnell „aggressive 19jährige“, die seinen Kollegen militant entgegentreten. Das alles erinnert an die politische Rhetorik längst vergangen geglaubter Zeiten und da kann man nur sagen: Lasst sie einfach reden, denn offensichtlicher kann man die eigene Unfähigkeit nicht deutlich machen. Das wird noch ergänzt durch politische Dummheit, denn diese Art des Umgangs mit legitimen Protesten führt nicht zum Ende des Widerstands. Das lernen Politikstudenten schon im zweiten Semester im Seminar zu den Entstehungsbedingungen von sozialen Bewegungen.

Young Media Summit 2010

Und weg. Heute fliege ich nach Kairo – zum Young Media Summit 2010. Das Young Media Summit  wird  von der DW-Akademie der Deutschen Welle in Zusammenarbeit mit dem Deutschland-Zentrum an der Deutschen Botschaft Kairo organisiert. Über die Einladung haben wir uns sehr gefreut. Und, ja, wir waren auch ein wenig stolz dabei sein zu dürfen.

In Kairo treffen sich arabische mit deutschen Journalisten und Blogger. Aus Deutschland dabei sein werden Julia Seeliger (Zeitrafferin, taz) , Markus Beckedahl (Netzpolitik), Teresa Bücker (SPD.de), Hardy Prothmann (Heddesheimblog) und Annina Luzie Schmid (Girls can Blog) sowie zahlreiche Blogger aus dem arabischen Raum. Hier die ganze Teilnehmerliste.

Pressefreiheit gilt in Arabien nicht viel. Erst im Winter wurde ein Blogger in Ägypten zu sechs Monaten Haft verurteilt. Umso mehr Respekt habe ich vor den Kollegen, die dort ihre Arbeit machen und ich freue mich sehr, sie kennen lernen zu dürfen. Ich werde versuchen von Kairo aus die Ruhrbarone zu pflegen, andere von uns werden mehr tun als üblich und wenn es mal hakt – habt bitte Verständnis.

Der Ruhrpilot

Dortmund: Politik ruft nach neuen Ermittlern…Der Westen

Dortmund II: Stadt macht 173,8 Millionen Miese…Der Westen

Loveparade: Erstes Opfer verklagt Schaller…Der Westen

NRW: Landtag streitet über Schulpolitik…RP Online

NRW II: JMStV- Details zur geplanten Anhörung…Pottblog

Bochum: Neuer Eigentümer investiert 80 Millionen Euro in Ruhrpark…Ruhr Nachrichten

Bochum II: Nein zu ‘Toto & Harry’…Dirk Schmidt

Hamm: Die letzte Schicht…Welt

NRW III: Radikale Islamschule hält an Umzug  fest…Welt

Umland: Stuttgart-21-Demo…DL

re:publica 2011: Der Termin steht…Pottblog

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Schmiergeld killt Arbeitsplätze

Ferrostaal kommt nicht zur Ruhe. Nun sollen rund zehn Prozent der Mitarbeiter gehen. Schuld daran ist auch die Schmiergeldaffäre.

Das sind zwischen 400 und 500 Menschen, die ihren Job verlieren. Grund ist der schwache Auftragseingang, wie Konzernchef Jan Secher am Montag auf einer Betriebsversammlung gesagt hat. Anders als etwa Thyssenkrupp oder die Lufthansa wird Ferrostaal erst mit Verzögerung von der Wirtschaftskrise getroffen.

Der Umsatz soll im kommenden Jahr um rund 20 Prozent fallen, im Jahr 2008 kamen die Essener auf 1,6 Milliarden Euro. Erst für das Jahr 2012 rechnet der Industriedienstleister wieder mit einem Wachstum.

Die Krise alleine ist für den Einbruch nicht verantwortlich. Belastend wirkt sich auch der Schmiergeldskandal aus. Ferrostaal soll über Jahre hinweg illegal Geld im Gegenzug für Aufträge gezahlt haben. Das Vertrauen in die Gesellschaft ist bei einigen Partnern dahin.

Die Korruption der Vergangenheit trägt damit zum Stellenabbau bei. Ferrostaal ist damit ein Beispiel, dass sich so was nicht auszahlt.

Die Zukunft ist ab morgen Vergangenheit: ORF Futurezone verboten

11 Jahre vorbildliches öffentlich-rechtliches Web sind ab heute abend Geschichte: Der ORF wird um Mitternacht seinem Technikmagazin Futurezone den Stecker ziehen.

ParagraphentasteIn Österreich waren die öffentlich-rechtlichen Webauftritte zwar nie so umstritten wie bei uns. Doch auch dort haben die Verleger „unlauteren Wettbewerb“ geltend gemacht, wenn gebührenfinanzierte Inhalte (öffentlich-rechtlich) mit werbefinanzierten Inhalten (privat) konkurrieren müssen.

Zum 1. Oktober 2010 tritt das neue ORF-Gesetz in Kraft, das am 17. Juni vom Nationalrat verabschiedet worden ist. Laut Artikel 50, Absatz 3 dieses Gesetzes ist es dem ORF unter anderem verboten, futurezone.ORF.at nach elf Jahren des Bestehens weiter zu betreiben.

so der unter dem Titel Down by Law veröffentlichte offizielle Abschied der Redaktion, die immerhin nicht sofort um ihre Jobs fürchten muß. Langfristig ist das aber sicherlich nicht garantiert.

Der gute Name Futurezone wurde vom ORF noch an einen Zeitungsverlag verkauft, auf den man dann auch weiterleiten wird:

Die Adresse futurezone.ORF.at wird ab dem 1. Oktober 2010 automatisch auf die Domain futurezone.at umgeleitet, die einer Tochterfirma der Wiener Tageszeitung „Kurier“ gehört und von einer neuen Redaktion mit Inhalten befüllt werden wird.

Vorausgegangen waren monatelange Proteste des Publikums, doch das änderte natürlich nichts am verabschiedeten Gesetz.

Immerhin: Im Gegensatz zu Deutschland muß das Archiv nicht gelöscht („depubliziert“) werden: alle Inhalte von 2006 bis 2011 sollen weiterhin unter den alten Links erreichbar sein. Hier hat man das WWW offensichtlich etwas besser verstanden als in Deutschland. Und es geht auch nur um das Technikmagazin des ORF, nicht um dessen Webseiten an sich. Nur war die Futurezone halt gerade das Vorzeigebeispiel für interessanten öffentlich-rechtlichen Online-Journalismus.

In Deutschland würde sich dieses Problem allerdings in dieser Form gar nicht stellen, denn da gibt das Fernsehen die lästigen Technik-Inhalte ja schon ganz freiwillig auf