Der Pilz des Jahres ist der blaugestiefelte Schleimkopf

Die Gesellschaft für Pilzkunde hat ihren heurigen Liebling bekannt gegeben: Der Pilz des Jahres ist der blaugestiefelte Schleimkopf.

Der blaugestiefelte Schleimkopf: Ein schmieriger Typ - aber gut im Geschmack. Bild Wikipedia
Der blaugestiefelte Schleimkopf: Ein schmieriger Typ - aber gut im Geschmack. Bild Wikipedia

Die Pilzzeit hat begonnen. Anläßlich dieser Zeitenwende zum Feuchten und zum Dunklen hin benennt die ehrenwerte Gesellschaft für Mykologie alljährlich seit Jahrzehnten ihren Pilz des Jahres.

In diesem Jahr ist es der blaugestiefelte Schleimkopf, auch bekannt als Schleiereule (Cortenarius praetans) – ein Pilz aus der Gattung der Haarschleierlinge aus der Untergattung der Schleimköpfe.

Interessant ist der Fortpflanzungsmodus des blaugestiefelten Schleimkopfes:

Er sondert ein grünliches Sekret als Sporenträger ab, das Schmeißfliegen anzieht, die dann die Sporen verteilen.

Der blaugestiefelte Schleimkopf gilt als exellenter Speisepilz.

Und wer jetzt hier glaubt, daß ich das unter Einfluß meines Lieblingspilzes, nämlich Stropharia Cubensis, das ist eine Art von denen mit dem Wirkstoff Psilocin, geschrieben habe

– das täuscht.

Mykologen wollen nämlich mit dergleichen Pilzpromotion auf die Artengefährdung von Pilzen aufmerksam machen. Als Indikator für den Raubbau an der Natur.

Der blaugestiefelte Schleimkopf etwa ist durch industrielle Forstwirtschaft in Europa und Asien gefährdet.

Das mag etwa den Naturschutzbund (NABU) bewogen haben, ein Gewinnspiel ins Netz zu stellen.

Wohin mit all dem Pazifismus? – Soja statt Zivi

Zivi im Dienst Foto: Bundesamt für Zivildienst

Muss der politisch korrekte Pazifist sich freuen oder darf er trauern? Wenn bald die Wehrpflicht ausgesetzt wird, verschwindet auch der Zivildienst. Er ist eine der wirkmächtigsten sozialen Errungenschaften der Republik, eine großartige kollektive Coming-Of-Age-Veranstaltung und bescherte mir den zweitschönsten Bühnenauftritt meines Lebens. Dazu später mehr.

An kaum einer Stelle ist das Grundgesetz so ehrlich wie im Artikel 12a. Der beschäftigt sich mit dem Ersatzdienst, der längst zum Normalfall geworden ist. Geht es um die Bundeswehr in Afghanistan, krücken und eiern führende Militärpolitiker noch immer um den „wenn ihr so wollt, nennt ihn ruhig“- Krieg herum. Das klingt, als erklärte Schalke-Stürmer Klaas-Jan Huntelaar: „Keine Ahnung, ich laufe im Stadion rum und trete hin und wieder vor einen Ball. Ob das schon Fußball ist, kann ich nicht sagen.“

In der Kriegsfrage ist unsere Verfassung klarer als unser sich durch AC/DC-Shirts modern daher schleimender adeliger Verteidigungsminister. (Musikfreunde sollten spätestens jetzt ihren Plattenschrank entrümpeln, so wie Tätowierten nach dem Einzug von Präsidentengattin Bettina Wulff ins Schloss Bellevue dringend härtere Formen der Körpermodifikation empfohlen werden.) Ach so, zurück zum Thema. Für das Grundgesetz war Krieg schon Krieg, als Rekruten noch allenfalls vor Langeweile Folter im Kasernenkeller spielten: „ Wer aus Gewissensgründen den Kriegsdienst mit der Waffe verweigert, kann zu einem Ersatzdienst verpflichtet werden“, heißt es schlicht im Artikel 12a.

Dem Zivildienst trauere ich hinterher, weil mir seit Jahren in meinem Hauptjob als Kabarettist ein Zivi namens Knut ebenso treuer wie ungesehener Bühnenbegleiter war (eine Art Mrs. Columbo), weil ich in den 16 Monaten als ZDL wunderbare Sachen erlebte, Campino von den Toten Hosen dienstlich kennenlernte, weil es die einzige Zeit in meinem Leben war, in der ich jemals einen Chef hatte, geregelte Arbeitszeiten, wo man irre hohe Beiträge für mich in die Sozialversicherung abführte und ich Geld dafür bekam, dass ich in meiner Freizeit nicht nackt herum lief. Letzteres war dem Gleichbehandlungsgrundsatz, also der Gerechtigkeit geschuldet. Der Kriegsdienstleistende bekam eine Ausgehuniform, die nur von den größten Idioten öffentlich getragen wurde, ich nicht. Dieser Nachteil musste ausgeglichen werden mit ein paar Pfennigen pro Tag. Da beginnt man die deutsche Bürokratie zu lieben.

Der Zivildienst begann mit oben erwähntem Auftritt vor der damals üblichen Wahrheitskommisssion, die das Gewissen des Antragstellers erforschten sollte. Ich hatte das Gremium zuvor gefüttert mit Zeugenaussagen meiner Friedfertigkeit. Geschult an Billy Wilders „Zeugin der Anklage“ wählte ich als Fürsprecher weder einen friedensbewegten Pfarrer noch einen wohlmeinenden Sozialarbeiter, sondern einen  Weltkriegsveteran und einen ehemaligen Panzerfahrer.

Höhepunkt der Verhandlung ist die berühmte Notwehrfrage. Der Vorsitzende fragt vorsichtig, ich helfe ihm weiter: „Sie meinen, ich bin mit meiner Freundin im einsamen Wald, der böse Russe kommt mit der Kalaschnikow vorbei, ich habe zufällig meine Knarre in der Tasche?“  – Pause, imaginäre Krümel vom Tisch wischen, betroffen aus dem Fenster starren, schlucken, Tränen andeuten, zögernd weitersprechen, zweifeln. Du sollst dem Staat geben, was des Staates ist: Irgendeine scheiß Antwort. Wenn ich so weitermache, wollen die Beisitzer, ein Rentner, eine Hausfrau und ein Stadtamtmann, mich gleich adoptieren. Großes Gefühlskino vor kleinem Publikum, ich habe sie. Erschöpft durchatmen.

Während des Zivildienstes wurde ich begleitet vom coolsten Regionalbetreuer, den man sich vorstellen kann. Der lief bei den seltenen Treffen auf im Hummel-Trainingsanzug und war nebenbei Fußballmanager beim VfL Bochum: Klaus Hilpert. Heutzutage sind Fußballmanager im Nebenberuf Trainer, in Gelsenkirchen jedenfalls. Hilpert setze durch, dass mir die letzten drei Tage des Dienstes erlassen wurden, „zur Vorbereitung des Antritts der Heimreise“, Gleichbehandlungsgrundsatz; ich wohnte fünf Meter neben der Zivildienststelle.

Eine Sache hat bei mir nicht geklappt. Eine Sprecherin des Bundesamtes für Zivildienst lobte gestern noch die weiter bestehenden Vorzüge der bald nur noch sechsmonatigen Dienstzeit. Viele soziale Einrichtungen gewännen darüber Ehrenamtliche für spätere Zeiten. Ich revidierte im städtischen Jugendzentrum hingegen meinen sozialpädagogischen Berufswunsch. Ich kapierte schnell, dass ich immer die Interessen der Institution und nur selten die Interessen der Klienten zu vertreten hatte.

Während  jetzt auch das deutsche Hartz IV am Hindukusch verteidigt wird, ist der Ersatzdienst zum Schnupperpraktikum geworden. Mag sein, dass man nicht viel Zeit braucht zu lernen, wie man andere totschießt oder selbst auf eine Mine fährt. Der Umgang mit Senioren sollte einem anderen Rhythmus folgen als die Verrichtung von Leistungen der Pflegekasse. Viele Senioren fürchten heute schon dement geworden zu sein, weil sie morgens ihren Zivi wieder mal nicht erkennen. Dabei hat er nur in raschem Wechsel seinen Vorgänger abgelöst.

Längst sind nicht mehr alle Zivis überzeugte Pazifisten. Einige beschimpfen sogar ihre Klienten nach Feierabend als Spackos oder Schmarotzer. Später studieren sie dann jahrelang Geschichte und Sozialanthropologie oder  kassieren in maroden Banken bombige Boni. Auch bei der Bundeswehr sind nicht alle von ihrem Tun überzeugt. Sie heißen oft Sylvio, kommen aus Chemnitz, einfachen Verhältnissen und im Sarg zurück aus Afghanistan.

Aber irgendjemand muss demnächst die greisen Atomgegner im Rollstuhl zur Demo nach Brokdorf schieben. Hannelore Kraft mit ihrem Eintags-Einsatz undercover und an der Basis kann die Lücke allein nicht füllen. Vielleicht werden die „Zivis“ bald ersetzt. Dann hat man es als Senior zu tun mit „jungen Menschen, die ein freiwilliges soziales Jahr ableisten“. Klingt nach schlechter Übersetzung eines indianischen Namens und prägt sich auch Nichtdementen kaum ein. Abgeleitet vom Sozialen Jahr hätte ich einen kompakten Kosenamen. Auf der Bühne spräche ich nicht mehr von unserem Zivi, sondern von unserem Soja Knut.

Der Ruhrpilot

NRW: Experiment Gemeinschaftsschule…Welt

NRW II: „Ein Angebot“ für alle…Ruhr Nachrichten

NRW III: WestLB und BayernLB prüfen Zusammenschluss…Hamburger Abendblatt

Rechte: “Rechtsextremismus ist ein Problem, dass uns ständig begleitet” – Ein Interview von Jan Steeger…Zoom

Unglück: Sauerland sagt nach Moped-Unfall Termine ab…Der Westen

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Gelsenkirchen: Soundtrack der Häme…FAZ

Dortmund: Haushalt ist für 2010 genehmigt…Der Westen

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Atom: Endlager im Süden?…Frontmotor

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Oberhausen: Apple Store Eröffnung am Samstag?

Wie Macnotes berichtet steht die Eröffnung des Apple Stores in Oberhausen kurz bevor.

Im Centro in Oberhausen eröffnet nach Frankfurt, Hamburg und München der vierte Apple Store Deutschlands. Und wann tut er das? Glaubt man Macnotes am kommenden Samstag:

Die Front ist bereits mit dem üblichen schwarzen Sticker abgeklebt, das WiFi ist eingerichtet. Und wenn man der offiziellen Apple Store-App (die nur in den USA verfügbar ist) Glauben schenken darf, ist am Wochenende Eröffnung. Ab Montag, den 27. September finden im Store im CentrO erste Veranstaltungen statt…

OK, wenigstens ein zivilisatorischer Fortschritt im Ruhrgebiet. Und wenigstens ein echtes Highlight im Kulturhauptstadtjahr 2010.

Der Ruhrpilot

Recht: Neuer Termin im Tortenprozess…Bo Alternativ

Nazis: Rechter Treffpunkt noch nicht im Besitz der Stadt Dortmund…Ruhr Nachrichten

Loveparade: Polizei ohne Vorrang?…Spiegel

Derby: Presseschau zur S04-Katastrophe…Pottblog

Derby II: Schalke blamiert sich zu Hause gegen Dortmund…Welt

Protest: Atomkraft wegbassen!…Zeitrafferin

Bochum: Boropa läuft vom Stapel…Der Westen

Bochum II: Bejubelte Clowns und Australische Bestien beim Theaterfest….Ruhr Nachrichten

A 40: Brücke verliert Buchstaben…RP Online

Städte: Ist es Zeit für einen Aufbau West?…Zeit

Internet: stART Conference 2010…Pottblog

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Winter: Das Ruhrgebiet wird zum größten Salzstreuer der Welt…Bild

Umland: Schwul im Sauerland…Zoom

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Gute Nachbarschaft

Vor knapp drei Jahren bin ich in ein kleines Appartement in einer netten Gegend gezogen. Ich genoss die Ruhe und den schönen Garten. Wie oft habe ich draußen die Stille des Abends genossen. Von unserer Gastautorin Nina Ryschawy.

Aber zu mir: Ich bin 32 Jahre alt und habe einen Abschluss in Geschichte, Sozialpsychologie und –anthropologie gemacht. Lange Zeit habe ich gedacht, ich könnte mit dem zweiten Teil meines Studiums, besonders mit der Anthropologie, nicht viel anfangen. Und dann geschah das Unvorstellbare.

Ich muss aufgrund der Geschehnisse eine neue paläoanthropologische These aufstellen, die so bahnbrechend wir unglaublich ist. Nach nun etwa zwei Jahren intensiver wie teilweise unfreiwilliger Feldforschung kann ich sie erheben. Die Wissenschaft wird sich auf den Kopf stellen.

Der homo neanderthalensis ist nicht etwa, wie man bisher glaubte, einfach ausgestorben. Er hat sich auch nicht, wie manche Theorien sagen, mit dem homo sapiens vermischt. Nein, er muss sich irgendwo, an einem abgeschiedenen Platz über lange Zeit doch so weit entwickelt haben, dass er sich gerade so an die ihn heute umgebenden Bedingungen angepasst hat.

Und dann ist er nebenan eingezogen.

Eine Gruppe des homo neanderthalensis von variierend fünf bis sieben Individuen. Nur ein ausgewachsenes Individuum ist weiblich.

Beschauen wir noch einmal die gängigen Theorien und vergleichen sie mit den von mir gemachten Beobachtungen aus dem Fenster des zweiten Stock unseres Hauses.

Bezüglich des Körperbaus lassen sich fast keine Unterschiede zu den bisher bekannten Theorien feststellen. Sie sind alle relativ klein, wirken gedrungen und sind muskulös. Die Hände sind zu einem Präzisionsgriff fähig, was ich immer wieder beobachten konnte, wenn eines der Individuen nach einer Bierflasche griff. Während die männlichen Individuen der Gruppe die bekannte Schädelform aufweisen (dominanter Kiefer und Überbaugeschwülste), wirken die weiblichen eher zierlich. Alle weisen einen kräftigen Kauapparat auf.

Zum Thema Sprache muss ich die bisherige Theorie an dieser Stelle fortführen. Wir wissen, dass man in den 1980ern das Zungenbein eines Neandertalers fand, womit die anatomischen  Voraussetzungen zur Sprache gegeben sind. Die Isolierung des FOXP2-Gens bei einem anderen Fund, weist ebenso auf die Fähigkeit zur Sprache hin, denn das Gen wird für die Entwicklung der Sprache als bedeutend erachtet. Bisher konnte man jedoch keine triftigen Beweise für Sprache bei den Neandertalern finden. Ich habe sie. Sie verständigen sich in einer äußerst simplen und verkürzten Sprache, die zwar minimale Grundzüge der Sprache des homo sapiens aufweist, aber dennoch nicht zu vergleichen ist.

Die männlichen Individuen verständigen sich durch relativ einfache, allgemeine Grunzlaute und Worte. „Bier, Schlafen, Essen, Nein, Ja, Ey Alter“, sind von mir schon gehört und aufgezeichnet worden.  Die Sprache des weiblichen Individuums ist beschränkter als die der männlichen. Sie gibt auch keine Grunzlaute von sich, sondern eher ein Gekreisch, das noch immer an den Menschenaffen erinnert. Bisher gehört wurden Laute wie: „Chantal, Kiki, Essen, Nein, Schluss.“

Währen die männlichen Individuen eine einfache Vorstufe von Kleidung tragen, stellt das weibliche Individuum seine Vorzüge offen zur Schau. Damit folgt sie wohl einem angeborenen Locktrieb. Die Gruppe scheint sich aus Gründen des Überlebens und der Fortpflanzung zusammengeschlossen zu haben.  Das Sexualverhalten variiert in der Gruppe, Monogamie scheint es nicht zu geben. Außerdem werden sexuelle Handlungen  recht offensichtlich und öffentlich durchgeführt.

Die männlichen Individuen sind für das Beschaffen von Nahrung verantwortlich, die sie täglich auf einem offenen Feuer innerhalb ihres Territoriums zubereiten. Hauptsächlich nehmen sie Fleisch zu sich. Ihr angestammtes Territorium verlassen sie nur zum Sammeln und Jagen. Das weibliche Individuum ist mit der Aufzucht der Kinder beschäftigt.

Kommen wir zu kultischen Handlungen, die oft zu beobachten waren. Die Männchen sind bereits ab Mittag auf dem Territorium sichtbar, während das weibliche Individuum immer erst später mit der Nachkommenschaft hinzukommt. Es wird gekreischt und gegrunzt und eine Mange Alkohol konsumiert. Das schätze ich als eine kultische Handlung ein. Es ist bekannt dass bei den Neandertalern eine Vorstufe der Emergenz von Religion vorhanden war. Und der Alkoholkonsum ist für mich eine Huldigung der Ahnen, die wahrscheinlich auch immer blau waren. Sobald die Sonne untergeht, wird noch mehr Alkohol konsumiert und das verbale Verhalten lauter. Das lässt auf eine Angst vor der Dunkelheit schließen, gegen die sie sich wappnen und die sie außerdem mit Gekreisch und Gegrunze zu vertreiben suchen. Damit haben sie, wie der homo sapiens weiß, keinen Erfolg und ziehen sich dann in ihre Höhlen zurück.

Erstaunlicher Weise gibt es einige schüchterne Versuche ihrerseits, Kontakt zur Gattung des homo sapiens aufzunehmen, was aber immer wieder an den doch sehr großen Unterschieden scheitert.

Nun gut, ich werde weiterhin meine Feldforschung betreiben, mich vielleicht noch genauer mit den kultischen Handlungen beschäftigen und dann ein Buch oder Filmsequenzen herausbringen. Dank meiner Nachbarn hat mein Studium also doch einen Sinn gehabt. Aber wer hat schon das Glück solche Nachbarn zu haben?