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Dortmund: Stüdemann gegen Zwischennutzung durch Künstler

Noch verhandelt die Initiative für ein Unabhängiges Zentrum (UZ) mit der Stadt Dortmund und ECCE über die Zwischennutzung leerstehende  Gebäude durch junge Künstler. Die Gespräche können eingestellt werden. Dortmund Kulturdezernent Jörg Stüdemann ist gegen eine Zwischennutzung städtischer Immobilien durch Künstler.

Das machte Stüdemann, zugleich Kulturdezernent und Kämmerer in einem Schreiben an die CDU-Fraktion deutlich. Den Christdemokraten hatte wie auch den Grünen die Vorstellung gefallen, leerstehende städtische Gebäude Künstlern zur Verfügung zu stellen. Auf eine entsprechende Anfrage der CDU reagierte Stüdemann nun eher harsch:

Grundsätzlich ist festzustellen, dass der bebaute, frei vermarktbare Immobilienbestand der Stadt (also die Immobilien des sachzielfreien Allgemeinen Grundvermögens) nur dann einen Leerstand aufweist, wenn dadurch eine Verbesserung der Vermarktungssituation zu erreichen ist, da diese Situation eine Eigenbedarfsnutzung durch den Erwerber erleichtert. Im Umkehrschluss reduziert eine Nutzungsüberlassung die Vermarktungschancen bzw. den erzielbaren Kaufpreis. Alternativ ist der Leerstand darin begründet, dass der bauliche Zustand eine Vermietung nicht mehr zulässt und daher Investitionen vorgenommen werden müssten, die in keinem wirtschaftlichen Verhältnis zu den bei einer Neuvermietung erzielbaren Einnahmen stehen.

Tja, mit diesem Denken wäre die Zeche Carl in Essen, an deren Aufbau Stüdemann als junger Mann beteiligt war, wohl nie zu einem soziokulturellen Zentrum geworden. Wobei man eine alte Erkenntnis der Neuen Frankfurter Schule variieren kann: Die größten Kritiker der Elche, werden später selber welche. Das ablehnende Fazit Stüdemanns:

Aus den vorgenannten Gründen kann zumindest aus liegenschaftlicher Sicht eine Nutzungsüberlassung von leerstehenden Infrastrukturimmobilien und bebauten Besitzungen des Allgemeinen Grundvermögens an Kulturinitiativen nicht empfohlen werden.

Nokia: Auf dem Weg zum Gummistiefel

Auch Ex-Microsoft Manager Stephen Elop wird Nokia als Nachfolger von Olli-Pekka Kallasvuo kaum noch retten können. Das Unternehmen hat nicht mehr die Ingenieurskapazitäten, um bei seiner breiten Produktpalette dauerhaft mithalten zu können.

Traditionsbruch bei Nokia: Mit Stephen Elob wird erstmals ein Manager von aussen an die Spitze des Unternehmens geholt. Er soll den kränkelnden Weltmarktführer retten. Das wird nicht einfach. Was sich vor ein paar Jahren schon bei den Klapphandys zeigte, wurde bei den Smartphones überdeutlich: Nokia besitzt nicht die technische Innovationskraft, um vorne mitspielen zu können. Preiswert in der Masse herstellen – das ist heute Nokias Stärke. Aber in den vergangenen Jahren wurden mehrere Entwicklungszentren eingestellt: Bochum und Vancouver gibt es ganz oder teilweise nicht mehr. Wichtige Entwicklungsaufgaben sind längst an Fremdfirmen wie Sasken abgegeben worden. Vom rauen japanischen Markt hat sich das Unternehmen  zurückgezogen. In den USA spielte Nokia nie eine sonderliche Rolle. Und der Wechsel vom Hardwarehersteller zum Inhaltsanbieter, für den Olli-Pekka Kallasvuo und sein geplatztes Projekt Ovi steht ist auch misslungen – und kostete letzten endes Kallasvuos Kopf. Nokia hat nicht mehr die Kraft zu wachsen. Vielleicht sollte das Unternehmen zu seinen Wurzeln zurückkehren: Holzwirtschaft und Gummistiefelproduktion sind auch was schönes.

Einen Scheiß-Job hat  Elop da angetreten. Aber immerhin wird das Schmerzensgeld ordentlich sein.

„Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose“

Ahh.. Wer so heißt wie der nervige Film-Junge, hat ein Problem

Vornamen entscheiden über den Schulerfolg. Eine aktuelle Studie der Oldenburger Universität zeigt: Kinder, die Kevin oder Jaqueline heißen, werden schlechter benotet als ein „Maximilian“ oder eine „Emma“. Der Leipziger Namensforscher Peter Ernst im Interview über schlechte Ideen aus Hollywood und die Namens-Wahl der Oberschicht

Herr Ernst, nach einer neuen Studie kann ein Name über den Schulerfolg bestimmen. „Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose“, heißt es dort. Wie sehr bestimmen Namen über unser Leben?

Peter Ernst: Sie sind extrem wichtig. Namen stiften Identität und anders als eine Frisur tragen die allermeisten Menschen ihr Leben lang denselben Vornamen. Er ist auch das Erste, dass uns über einen Fremden gesagt wird. Und sofort entstehen bei bestimmten Namen Bilder im Kopf. Eltern sollten dies sehr ernst nehmen.

Nach welchen Kriterien entscheiden sich denn Eltern für einen Namen?

Das ist leider noch wenig erforscht. Grundsätzlich aber versteckt sich hinter einem Namen ein ganzes Programm. Alle Eltern wollen damit etwas bestimmtes ausdrücken, ihren Stil, ihre Erwartungen, ihr Wertesystem. Sie wollen dem Kind helfen und ihm alle Chancen eröffnen. Und geben ihm dann zum Beispiel den Namen Barack, weil sie Demokraten sind wie Obama. Der zweite Faktor sind religiöse Absichten. In katholischen Familie glauben die Eltern, der Name eines Heiligen könne die Eltern beschützen. Deswegen haben sie ihrem Nachwuchs früher, also vor allem im 19. Jahrhundert, auch häufig viele Vornamen gegeben – je mehr Heilige desto besser. Nun geht der Einfluss des Religiösen aber deutlich zurück.

Dafür scheint die Welt der Stars und Schauspieler wichtiger zu werden. Der Name Kevin wurde nach dem 90er-Jahre-Film „Kevin allein zu Haus“ so populär. Ist denn an dem Vorurteil der Lehrer etwas dran, dass die vielen Kevins aus bildungsfernen Schichten stammen?

Wir haben tatsächlich erste Hinweise darauf, dass gerade bildungsferne Schichten ihre Kinder nach Fernseh-Figuren taufen. Der Lebensalltag der Eltern spiegelt sich im Namen ihrer Kinder wieder. Wenn sie vor der Geburt viele Stunden vor dem Fernseher verbringen, werden sie automatisch auf Filmstars zurückgreifen. Genauso, wie bürgerliche Familien gerne auf historische Dichter- oder Musikernamen zurückgreifen. Aber diese Motivationsforschung ist noch jung und wir können keine exakten Aussagen treffen. Aber viele Studien belegen umgekehrt, dass fernsehnahe Worte wie Kevin oder Jaqueline häufig negative Assoziationen wecken.

Wer seinem Kind also zu guten Noten verhelfen möchte, verzichtet besser auf Anleihen aus Hollywood?

Ja, unbedingt. Der Erfolg eines Stars ist so kurzfristige, das kann stark nach hinten los gehen. Es kann eine Fortsetzung des Films geben in der der Held plötzlich zum Bösewicht wird und damit auch den Namen abwertet. Oder der entsprechende Schauspieler landet im Gefängnis. Die Welt der Schauspieler ist zu wechselhaft für einen lebenslangen positiven Namen.

Wie bewerten Sie ausgefallene Namen? Immer wieder weisen Standesämter Namen wie „Pipilotta“ oder Pepsicola ab.

Das ist einfach der Wunsch nach Distinktion. Gerade Familien, die weit verbreitete Nachnamen wie Müller oder Schmidt tragen neigen dazu, einen ganz besonderen Vornamen zu suchen wie etwa Thassilo Müller. Sie glauben, Auffallen wäre in jedem Fall gut und erhoffen sich dadurch bessere Chancen für ihr Kind. In Wirklichkeit wird es sich ein Leben lang erklären, immer wieder seinen Namen buchstabieren und Witze ertragen müssen. Ein Name wie Pepsi Cola ist ein Fluch. Das ist nur ein Egotrip der Eltern.

Kann denn ein besonderer Name nicht tatsächlich von Vorteil sein?

Ja und Nein. Ein ungewöhnlicher Name kann tatsächlich das Interesse an einer Person steigern. Generell aber ist die Wirkung eines Namens von so vielen Faktoren abhängig, dass sie nicht für ein ganzes Leben abgeschätzt werden kann. In den 1970er Jahren waren italienische Namen wie Luca, Andrea oder Mario beliebt. Heute heißen die Kinder Louisa und Theobald, vor zehn Jahren wären sie dafür in der Schule belächelt worden. Noch dazu werden Namen sehr regional populär und auch unbeliebt – in einem katholischen Dorf in Bayern heißen die Menschen anders als in Berlin, im Norden anders als im Süden.

Was raten Sie Eltern, die heute ein Kind bekommen?

Forscher Peter Ernst: "Versuchen Sie nie, lustig zu sein"

Ich würde dazu raten, sehr sorgfältig zu überlegen, Ihr Kind muss ein Leben lang damit herum laufen. Sie sollten unbedingt vermeiden, witzig sein zu wollen. Entscheidend ist der Wohlklang. Es sollte nicht nur ein Vokal vorkommen wie bei Yoko Ono, und bei einsilbigem Nachnamen sollte der Vorname nicht zu lang sein, das wirkt unharmonisch. Am sichersten ist es, dem Kind mehrere Vornamen zu geben, dann kann es sich später einen aussuchen. Wenn ich Anna Maria Christina heiße kann ich selbst wählen, welcher zu mir und meinen Vorstellungen am besten passt. Nur beim amtlichen Unterschreiben muss ich alle angeben und das ist ja selten. Ein wohlklingender seltener Name ist immer sehr angenehm.

Aber was ist selten? Die meisten Eltern suchen nach einer Rarität und müssen dann im Kindergarten feststellen, dass plötzlich die halbe Klasse Theo heißt.

Ja, weil es fast unmöglich ist aus dem Trendbezug herauszutreten. Auch wir Forscher können keine Prophezeiungen machen, dazu ist eine Mode von viel zu vielen Dingen beeinflusst: Die Stimmung im Land, die Urlaubsvorlieben oder ein Ereignis können die Hitlisten sofort beeinflussen. Sollte Russland plötzlich eine sympathische demokratische Präsidentin namens Olga erhalten, hätten sie weltweit mehr Olgas. Ich warte nur darauf, dass wir bald viele kleine Lady Gagas in den Kindertagesstätten haben. Und genau diese direkte Verknüpfung mit einer bestimmten Person ist auch problematisch. Zu eindeutig zuzuordnende Namen wie Kevin sind schnell mit Vorurteilen belastet. Oder denken Sie an die vielen Adolfs nach dem zweiten Weltkrieg, die haben es ein Leben lang schwer.

Wie heißt denn Ihr eigenes Kind?

Mein Sohn heißt Albert. Das hat nicht mehr als zwei Silben und passt also zum einsilbigen Nachnamen Ernst. Uns gefiel der Klang und außerdem ist Albert ein Heiliger. Als zweiten Vornamen haben wir Eduard gewählt, nach einem sehr geliebten Onkel der Mutter.

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Gedenken an den 11. September

Christuskirchen Foto: Ayla Wessel/Kulturagentür

Nur einmal im Jahr läuten alle Glocken der Christuskirche in Bochum: Am 11. September – in Gedenken an die Toten des Terroranschlags von New York.

Die Christuskirche ist ein erstaunliches Gotteshaus. Sie wurde im 19. Jahrhundert gebaut. In einer Nebenraum findet man ein 1931 erstelltes Mosaik mit den Namen angeblicher Feindstaaten. Es sind ziemlich viele.

Im zweiten Weltkrieg wurde die Christuskirche zerstört und eigentlich wäre sie es nicht wert gewesen, wieder aufgebaut zu werden. Sie wurde es doch, als Torso und Mahnmal gegen  Krieg und Unterdrückung. Heute ist sie eine Kirche der Kulturen. Und hier wird Stellung bezogen: Den unlängst gegen Israel hetzenden Linkspartei-Abgeordneten wurde Hausverbot erteilt. Und wenn am 11. September die Glocken läuten, will die Kirche ein Zeichen setzen und den Opfern gedenken.

„Gibt es eine Kunst, die schöner ist?“ In der Reisetasche von Mohammed Atta fand sich eine Geistliche Anleitung, in der hieß es: „Du wirst bemerken, dass das Flug­zeug anhal ten und dann erneut flie gen wird. Dies ist die Stunde, in der du Gott tref fen wirst.“ Es wurde die Stunde, in der Menschen aus Dutzenden Nationen ermordet wur den, Christen, Juden und Muslime. Zwei Tage später trafen sich Christen, Juden und Muslime in der über vollen Christuskirche und bekannten: „Ein Gott, der Opfer verlangt, ist keiner.“

Ein Grund für das Erinnern ist die Tatsache, das einer der Terrorpiloten aus Bochum kam: Ziad Jarrah. In ihrer Pressemitteilung wendet sich die Christuskirche aber auch gegen Irans Regierungschef Mahmud Ahmadinedschad, der 2005 sagte: „Gibt es eine Kunst, die schöner ist, göttlicher und ewiger als die Kunst des Märtyrertums?“ und gegen den Komponisten Karlheinz Stockhausen, der den islamistischen Terroranschlag zur Kunst erhöhte und die brennenden Türme das größte Kunstwerk nannte, dass er je gesehen hatte. Ihm entgegnet die Christuskirche:

Eine Kunst, die Opfer verklärt, ist sowenig Kunst wie ein Gott, der Opfer verlangt, göttlich ist.

Einfach ein guter Satz.