LITERARY LIFESTYLE TERRORISM – die wattenscheider schule liest im FZW, dortmund. LAUSCHER-LOUNGE am mittwoch, 14.7., 20 uhr. dazwischen und anschließend musik von dj martini.
GWAR
GWAR, Mittwoch, 14. Juli, 20.30 Uhr, Zeche Carl, Essen
Der Ruhrpilot
NRW: Wird Kraft die Angela Merkel der SPD?…Bild
NRW II: Rüttgers räumt CDU-Vorsitz vorzeitig…Der Westen
NRW III: CDU will rot-grüne Vorschläge in NRW blockieren…Welt
NRW IV: Rot-Grün für Fortgeschrittene…Zeit
NRW V: Koalitionsvertrag besiegelt – Rüttgers tritt ab…Ruhr Nachrichten
NRW VI: Warum Hannelore Kraft nicht Heide Simonis ist…Pottblog
Essen: Interview zum Coworkinghaus…Pottblog
Essen II: Haus jüdischer Kultur…Der Westen
Bochum: Das Ehrenfeld wird zum Literatur3Eck…Ruhr Nachrichten
Esoterik: Politiker wollen keine Homöopathie auf Kassenkosten…FAZ
Terror: Deutsche Spenden an Hamas…taz
Kultur: Der Tod trägt Krawatte…Denkfabrikblog
Recht: Nutzungsausfall für beschlagnahmte Computer…Law Blog
Medien: Netzwerk Recherche 2010 – eine Nachlese…Florian Treiß bloggt
Pädagogik: Lärmempfindliche Lehrer ungeeignet!?…Zoom
Hilfe: Hilfe für Melody…Pottblog
Bahn feilt am Image
Die Bahn hat ein perfektes Timing beim Wettlauf um den Posten des bösen Buben. Wenn immer es eine Gelegenheit zur Demontage des eigenen Images gibt, die Truppe um Konzernchef Rüdiger Grube hebt die Hand. Heute tat sie dies in NRW.
Es ist wie beim Roulette, wo der Croupier beim Lauf der Kugel sagt, nichts geht mehr. Diese Erfahrung machten heute etliche Reisende zwischen Aachen, Bonn und Dortmund. Alleine in Düsseldorf warteten im Hauptbahnhof rund 3000 Reisende auf ihren Zug. Einige berichteten, dass sie schon seit 11.30 Uhr auf ihren Anschluss warteten. Doch bis 15.50 Uhr tut sich nichts. Zwar soll der Verkehr nun wieder anrollen, doch bis das Chaos behoben ist, wird es Stunden dauern.
Was war passiert? Die Bahn spricht von massiven Unwettern, die den Verkehr in NRW fast vollständig zum Erliegen gebracht haben. Blitze schlugen ein, Bäume versperren Gleise. Da kann die Bahn nun wirklich nichts für, Unwetter kommen halt jeden Sommer. Wie auch die Sonner und im Winter der Frost.
Was bei der Bahn aber mal wieder so richtig daneben ging, war die Kommunikation. Im Internet waren die Züge als verspätet oder sogar als pünktlich ausgewiesen. Viele Reisende, wie auch ich, dachten daher, dass der Verkehr zwar stottert, aber läuft. Erst am Bahnhof wurde klar, dass die Gleise für Stunden eine verkehrsberuhigte Zone sind. Nur der Form halber, füge ich mal hinzu, dass die Bahnmitarbeiter am Bahnhof frei von Wissen waren. Die konnten nur sagen, dass sie nicht wüssten, wann es weitergeht.
Ich will den Leuten am Gleis und am Informationsschalter keine Vorwürfe machen, die Kritik richtet sich an die Ebene darüber. Die muss die Informationen zusammentragen und die Mannschaft Vorort ins Bild setzen.
Aber dass dies nicht funktioniert, zeigte sich schon an den jüngsten Pannen bei der ICE-Flotte. Am Wochenende waren in drei Zügen die Klimaanlagen ausgefallen, mehrere Menschen mussten im Krankenhaus behandelt werden. Die Bahn versucht die Ausfälle als Einzelfälle abzutun. Aber das nun mal wirklich Unsinn. Als häufiger Bahnfahrer habe ich schon oft erlebt, dass die Klimaanlage ausfiel.
Kraft for Kanzlerin?
NRW erlebt den Wechsel. Nach nur fünf Jahren an der Macht muss die Regierung von Jürgen Rüttgers am Mittwoch einpacken. NRW wird wieder Rot-Grün. Was noch vor einem halben Jahr als undenkbar galt, tritt ein: Hannelore Kraft wird die erste Ministerpräsidentin in Nordrhein-Westfalen. Und viele Unken, Machomänner und Möchtegern-Genossenbosse müssen nun verstummen. Ich bin Wechselwählerin und sicherlich keine SPD-Hauspflanze. Aber würde ich die Partei beraten, sollte Kraft die Berliner SPD aufmischen.
Die SPD-Landeschefin hat Rüttgers im Stil einer strategischen Judoka auf die Matte geworfen. Er hatte sich verzockt und an seine Macht geklammert. Kraft ist eine Ausnahme im Männerwahlverein SPD, die sich immer noch an die durch diverse bierselige Kneipenabende hoch getrunkenen Genossen klammert. Kraft hatte keinen Bock auf die bündlerische Ochsentour und ist von jetzt auf gleich die vielleicht größte Hoffnungsträgerin der SPD. Wenn ihr rot-grünes Minderheitsexperiment funktioniert, wird Kraft auch in Berlin gebraucht. Vielleicht schon 2013 als erste Kanzlerkandidatin der deutschen SozialdemokratInnen. Schließlich ist hoffnungsfroher Nachwuchs bei den GenossInnen rar.
Es klingt undramatisch, aber Kraft ist tatsächlich durch die Dörfer getingelt und hat den bis dahin autokratisch regierten Genossen zugehört. Und wurde besser. Wirkte sie anfangs noch völlig übercoacht und hatte sich vor den Heckenschützen der eigenen Partei in den immer selben Sprech eingemauert, ist sie jetzt lockerer. Die Zeiten, als jeder Provinz-Bürgermeister sich als fähigeren Spitzenkandidaten einschätzte sind vorbei.
Schnell baute sie wieder gute Kontakte zu den Gewerkschaften auf, konzentrierte sich auf SPD-Kernforderungen (faire Arbeitsbedingungen, gebührenfreies Bildungssystem) und entkrampfte das jahrzehntelang verspannte und überhebliche SPD-Verhältnis zu den Grünen. Eine rot-rot-grüne Regierung hat sie zwar verhindert, ihre wenig großkotzige Art lässte es aber zu, dass die Linken sie nun trotzdem Ministerpräsidentin werden lassen. Nun muss sie beweisen, dass ihre Politik genaus ambitioniert sozial ist wie das Programm der Linken.
Was kann die Bundes-SPD nun von Kraft lernen?
1. Die große Koalition ist keine Alternative. Das hat Kraft durchdacht und selbst die anbiedernde CDU vor die Wand fahren lassen. Denn in einem Fünf-Parteien-System ist die CDU angesichts von drei Links- oder zumindest drei Mitte/Linksparteien strukturell fast immer die stärkste Partei. Als Juniorpartner aber bleibt die SPD blass und wird abgewählt.
2. Das Fünf-Parteien-System benötigt neue kreative Modelle, Politik zu machen. Wenn in NRW eine rot-grüne Minderheitsregierung versucht wird, ist das auch ein Test für den Bund. Zugleich justiert Kraft gemeinsam mit ihrer Vize-Ministerpräsidentin Sylvia Löhrmann von den Grünen auch das inner-rot-grüne Verhältnis neu. Voraussetzung dafür ist aber, dass Kraft ihre vollmundigen Wahlversprechen zügig umsetzt. Nie wieder darf die SPD nur im Wahlkampf die rote Fahne schwingen. Versprechungen wie ein gerechtes, menschenfreundliches und kostenloses Bildungssystem müssen verwirklichkt werden oder Kraft ist nicht besser als Egomanen wie ihr Vorgänger Wolfgang Clement.
3. Nie wieder darf sich die SPD als „neue Mitte“ (a la Bodo Hombach) für die Interessen der Kapitalbesitzer- und verwalter verdingen. Die Lehren aus dem Scheitern der Agenda 2010 und der industriefreundlichen alten NRW-SPD müssen unumkehrbar gezogen werden. Als linke Volkspartei muss die SPD in ihrem eigenen Interesse all jene für sich begeistern, die für gesellschaftlichen, sozialen und ökologischen Fortschritt sind.
Hannelore Kraft sagt, dass sie „Strukturen verändern“ will. Was für Bildung, Umwelt und Soziales gilt, muss auch für die SPD gelten. Parteichef Sigmar Gabriel mag ja ein immerzu sonnengebräunter guter Redner zu sein. Als Kanzlerkandidatin hätte Kraft in drei Jahren aber die besseren Chancen.
Gwar
Der Ruhrpilot
Ruhr2010: Grillverbot auf der A40…Pottblog
Ruhr2010 II: Herten bei der längsten Tafel der Welt…Hometown Glory
NRW: SPD und Grüne unterzeichnen Koalitionsvertrag…Ruhr Nachrichten
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John Cale hat kompositorisch und filmisch in seine Kindheit hineingehört
“When you’re growing up in a small town
You know you’ll grow down in a small town
There is only one good use for a small town
You hate it and you’ll know you have to leave”
…so die letzte Strophe aus Small Town, einem Song auf dem „Song for Drella“-Album, in dem John Cale sich nochmal mit seinem einstigen Weggefährten Lou Reed künstlerisch verbunden hatte. Und auch viele Stücke auf Cales Solo-Platten spielen an auf den einstigen drängenden Wunsch nach Flucht aus nicht eben freudvollen psychosozialen Lebensumständen. Warum der spätere Velvet-Underground-Gründer dem Ort seiner Kindheit entfliehen musste, legte er jetzt in der Kokerei Zollverein schonungslos offen. Sein Live-Projekt „Dunkle Tage“ zog circa 400 Menschen in erlebte, eng gemachte Verhältnisse hinein.
Die eingespielten Filmsequenzen verweigern sich jeder Erklärung, ebenso jeder konsumierbaren Darstellung von „Handlung“. Vor allem die ausgiebigen Kamerafahrten durch die gespenstische Leere eine verlassenen Hauses laden sich – ähnlich wie in David Lynchs Filmen – mit unterschwellig bedrohlicher Atmosphäre bis zum Siedepunkt auf. Karge Gebirgspanoramen atmen abgrundtiefe Tristesse – nicht nur wegen der in der Landschaft verstreuten Hausruinen, sondern mindestens ebenso viel durch die unterlegten psychotischen Synthesizer-Klangflächen. Von Cale und seiner Band live gespielt, steigert sich ein cineastisch-experimentell gehaltener Echtzeit-Soundtrack bis in erschlagende Wucht hinein. Und das, obwohl die Klangqualität der verteilten Funkkopfhörer das Live-Erlebnis fürs Publikum etwas relativiert – leider muss man sagen! Das Gefürchtete und Verdrängte aus Cales Kindertagen kommt dem Publikum in der abgedunkelten Halle dennoch bedrohlich nahe. Eine verfremdete Computerstimme näselt Protokolle aus einem kargen Überlebenskampf in menschlich ungesundem, bigotten und komplexbehafteten Klima. Und John Cale soll zusammen mit seiner Band auch in musikalischer Hinsicht den eigenen Wesenskern aufs intensivste entfalten: Inmitten der ganzen aufwühlenden Klangwelt stehen ganze zwei Songs – und was für welche! Nach einer traurigen Klavierballade, wie sie auf Cales „Paris 1919“- Album vorkommen könnte, schreit ein zweites – von schleppenden Computerbeats angetriebenes Stück- den nie gestillten Hunger der Seele hinaus. So zumindest lautet eine mehrfach wiederholte Textzeile. Vieles von Cales berühmt gewordener expressiver Abbildungskraft bündelt dieser Moment, rückt eben diesen Song in einer Skala der stärksten Cale-Stück an ganz hohe Position.
Auch visuell entblößt Cale sein Inneres aufs mutigste. Ganz nah zoomt die Kamera auf sein vor Anstrengung verzerrtes Gesicht. Es ist gezeichnet von physischer Strapaze – aber auch vom Getriebensein von der Last unbewältigter Vergangenheit, wie sie im Einzelwesen nicht selten so manche, dunkle Seite generiert. Eine Horrorsequenz mit Cale als Opfer in einer Ertränkungsszene zeugt von der Rückkehr der Kindheits-Alpträume ins erwachsene Jetzt – an Orten wie diesen.
Kunst-Installation? Performance? Kein Etikett will so recht passen. Am Ende wirkt es fast wie eine Erlösung, als John Cale mit seinen Mitmusikern aus den Studiokabinen hervorkommt, sich in lässiger Freundlichkeit für den reichlichen Applaus bedankt. Durchwachsen fallen die aufgeschnappten Bemerkungen beim Wiederhinausdrängeln aus der Kokerei-Halle aus, ganz unterschiedliche Erwartungshaltungen und Erfahrungshorizonte in Sachen experimenteller Kunstformen wiederspiegelnd.
Die hier gespielte Musik bleibt Unikum, sollte sie doch auf Cales Wunsch nur hier zu diesem Anlass und im Zusammenwirken mit der kolossalen Bilderwucht funktionieren. Aber das Anhören vorhandener Cale-Aufnahmen – vor allem den Mitschnitt seines legendären Essener Rockpalast-Konzertes aus dem Jahre 1984! – hat eine Tiefendimension dazu gewonnen.
Homöopathie: Sparen, wo es gut tut
Sparen im Gesundheitswesen ist eine heikle Sache. Wer will schon aus Kostengründen auf das lebensrettende Medikament oder die Linderung versprechende Operation verzichten? Bei der Homöopathie ist das anders: Auf Nichts kann man gut verzichten. Und es gibt noch mehr Unfug, den man sich sparen kann
Aber die SPD Forderung, das Homöopathie nicht mehr aus Krankenkassengeldern bezahlt werden, ist vernünftig. Homöopathie wirkt nicht – die Stoffe sind so stark verdünnt dass sie nicht mehr nachweisbar sind. Selbst Überdosierung ist egal.
Ohnehin ist es fraglich, ob man nicht vielen der Scharlatane die als Geistheiler unterwegs sind oder irgendwelche Wundersteine verkaufen, nicht das Handwerk legen sollte. Da wird mit dem Elend und der Angst von Menschen viel Geld verdient. Wie verantwortungslos viele sind, die sich in diesem Bereich tummeln, sieht man bei einem Besuch der Internetseite des Klassischen Homöopathenverbandes: Dort wird gegen eine Impfkampagne der Landesregierung Baden Würtembergs protestiert. Esoterik-Ideologie ohne jeden Skrupel.
Besonders ärgerlich ist es sicherlich, wenn wir alle für so einen Unfug aufkommen müssen. Dabei ist die Homöopathie nur ein Beispiel für Geldverschwendung. Auch Reiki-Seminare wurden schon von Krankenkassen bezahlt. Bei Reiki geht es um „Lebensenergie“, die Menschen positiv beeinflussen soll. Natürlich ist eine Wirkung von Reiki, wie im Esoterikbereich üblich, nicht wissenschaftlich belegt. Krankenkassen ersetzen auch teilweise die Behandlung von Heilpraktikern. In Österreich dürfen solche Leute ohne ein Medizinstudium nicht die Hand an Patienten legen. In Deutschland reicht, um Heilpraktiker zu werden, ein Hauptschulabschluss, ein polizeiliches Führungszeugnis und eine kleine Prüfung. Mit der Qualifikation eines Arztes ist das alles nicht zu vergleichen.
Der Maßstab für die Bezahlung einer Behandlungsmethode durch Krankenkassen sollte ein seriöser, wissenschaftlicher Nachweis über deren Wirksamkeit sein. Und statt dem Gerede von „Alternativer Medizin“ und „Heilern“ sollte man die Dinge beim Namen nennen: Wer Menschen mit wissenschaftlichen nicht nachgewiesenen Methoden behandelt ist ein Quacksalber und Scharlatan. Ein Dummkopf, wenn er selbst an diesen Unfug glaubt und ein gewissenloser Betrüger, wenn er um die Wirkungslosigkeit seines Handelns weiß, und nur auf das Geld seiner Patienten aus ist.
Pinksnotred
Pinksnotred, Montag, 12. Juli, 21.00 Uhr, Underground, Köln