Ein Hamas Helfer zu Gast bei Freunden – Norman Paech an der Uni Duisburg-Essen

Norman Paech und Lothar Zechlin Foto: Thomas Rodenbücher/Xtranews

Eigentlich sollte man meinen, dass es sich selbst in den schäbigsten Ecken der BRD rumgesprochen hat, dass es sich bei Prof. Dr. Norman Paech um einen schieren Ideologen, einen eingefleischten Israelhasser handelt, mitnichten jedoch um einen netten emeritierten Völkerrechtler, der sich allein der methodischen Suche nach neuen Erkenntnissen verschrieben hat.

Von unserem Gastautor Sebastian Mohr

Paech, selbsternannter Völkerrechtsexperte und bis 2009 außenpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion der Linkspartei und seit drei Wochen als authentische Stimme des Free- Gaza Movement in den deutschen Medien unterwegs, vergleicht schon seit Jahren das Vorgehen des israelischen Militärs mit Nazimethoden, empfiehlt die Hamas als Dialogpartner und stellt Israel als einen Fremdkörper im Nahen Osten dar. Juden in der Westbank sind für ihn keine Zivilisten und daher sei der bewaffnete Kampf gegen sie eine völkerrechtliche Notwehr. Auch gebe es keinen Antisemitismus im Nahen Osten und der Terror der Hamas und Hisbollah sei lediglich reaktive Gewalt gegen israelische Aggressoren. Seit seiner Ausflugsreise gen Gaza auf dem Flaggschiff der Gaza Flottille, weiß man nun auch, dass er keine Berührungsängste mit Islamisten und türkischen Faschisten hat, wenn zur Feindfahrt gegen Israel aufgerufen wird.

Trotz oder gerade wegen dieser Obsession erhielt Paech am gestrigen Abend eine weitere Möglichkeit seinen Sermon bezüglich der jüdischen Nation loszuwerden. Diesmal jedoch nicht in einer ranzigen Kabache eines x-beliebigen Ortsverbandes der Linken, sondern in einem eigens dafür hergerichteten Kolloquium, an der Universität Duisburg Essen. Eingeladen hatten ihn Prof. Dr. Zechlin, ehemaliger Rektor der Universität Duisburg Essen sowie langjähriger Freund des hauptberuflichen Israelkritikers, in Zusammenarbeit mit dem Institut für Entwicklung und Frieden (INEF) und dem Lehrstuhl Prof. Dr. Debiel.

Das Thema seines Gastvortrages lautete schlicht „Völkerrechtliche Fragen des Israel/Palästina Konfliktes“ und rief zwangsläufig jene Gestalten an den Duisburger Campus, die sich seit Jahren in unterschiedlicher Intensität, der Sonderbehandlung Israels verschrieben haben.
Unter den rund fünfzig Anwesenden machten Paechs linke Adepten eindeutig die Mehrheit aus. Namentlich handelte es sich dabei um Genossen der Roten Antifa, dem Initiativ e.V., der Roten Hilfe und der Jugendorganisation der MLKP.

Selbstredend waren auch der Vorsitzende der hiesigen Regionalgruppe der deutsch-palästinensischen Gesellschaft (DPG) und Angestellter des Duisburger Umweltamtes Dr. Ribhi Yousef anwesend, sowie Murat Yilmaztürk, Vorsitzender des vom Verfassungsschutz beobachteten Human Dignity and Right e.V.(HDR). Alles in einem, eine sachkundige Gemeinschaft von aufrichtigen Friedensfreunden.

Annähernd eine Stunde nahm Paech nun sein Auditorium an die Hand und begleitete es hinüber in das paechsche Paralleluniversum. So erfuhr man dort, dass Israels Bedrohung einzig und allein aus seinem Inneren herrühre, kein arabisches Volk es jemals bedroht habe und das schließlich jegliche Aggression im Nahen Osten – man ahnte es schon – von Israel ausgehe. Da überrascht es auch nicht, wenn er über ethnische Säuberungen fabuliert, die momentan in Israel durchgeführt werden. Befeuert durch zustimmendes Gemurmel und jauchzenden Wortfetzen, entblödete Paech sich ebenfalls nicht Katajun Amirpurs historisches Vermächtnis zu reanimieren, in dem er Ahmadinejads Vernichtungsdrohungen gegenüber Israel als einen schlichten Übersetzungsfehler darstellte. Ein Fehler, den Israel und die USA zu verantworten haben und – so raunt es in den paechschen Weiten – den nächsten Waffengang gegenüber dem Iran einleiten soll. Ergo war es ein Heimspiel für den verhinderten Märtyrer und Menschenfreund aus Hamburg und gleichzeitig langersehnter Balsam für ein linkes Konglomerat, was doch in letzter Zeit so sehr unter der Knute der zionistischen, respektive antideutschen Lobby zu leiden hatte. Eben eine Gesinnungstankstelle zum Nulltarif mit universitärem Kolorit.

Das diese Veranstaltung bereits im Vorfeld in den Gesellschaftswissenschaften der Universität Duisburg Essen auf Desinteresse oder gar Wohlwollen traf, sollte eigentlich nicht verwundern, reden wir hier doch über einen akademischen Betrieb, noch dazu in Duisburg, jene Stadt der Boykottwillige und Wohnungsstürmer , in der ebenfalls Massenveranstaltungen von Islamiste niemanden mehr aufzuschrecken vermögen. Lediglich einzelne Studierende waren es, die Paechs Auftreten an einer Universität für inakzeptabel hielten und es im Verbund mit der liberalen Hochschulgruppe vermochten, eine erste Veranstaltung zu unterbinden, so dass Paech und seine Fürsprecher mit einem Kolloquium, statt einer regulären Vorlesung vorlieb nehmen mussten.

Paechs unsägliche Aussagen, seine Delegitimierungsversuche und seine fortwährende Dämonisierung Israels sowie seine offene Zusammenarbeit mit Djihadisten und Faschisten vor Gaza, ließen im besagten Lehrbetrieb jedoch keinen Zweifel an seinen Eigenschaften als Nah-Ost und Völkerrechtsexperten aufkommen, noch regte sich dort Protest hinsichtlich seines Gastvortrages. Im Gegenteil, stellte sich ein Teil des Instituts unverblümt hinter das gestrige Kolloquium.

Diese Ignoranz im akademischen Überbau, spiegelte sich derweilen auch am Bodensatz des ansässigen akademischen Betriebs wieder, in der sogenannten Interessensvertretung der Studierenden im sozialwissenschaftlichen Milieu, dem Fachschaftsrat der Sozialwissenschaften, deren Mitglieder sich sonst im Kampf gegen Ungerechtigkeiten aller Art hervortun. Da wird gerne zum Boykott von Studiengebühren aufgerufen oder ganze Hörsäle tagelang besetzt, aber wenn es darum geht Kritik an einer Veranstaltung eines Hamas Freundes und Kriegstreibers zu äußern, verlässt man sich doch lieber auf die Fachkompetenz und Integrität des ehemaligen Rektors der Universität DUE, respektive Prof. Dr. Zechlins. Jenem, dem man noch vor gut fünf Jahren das Büro zertrümmern wollte, weil man nicht willens war, Studiengebühren zu zahlen.

Wie sich die Zeiten ändern können, oder doch eher nur das Sujet des Anstoßes? Sich gegen den Auftritt eines lupenreinen Antisemiten zu positionieren sollte ein Leichtes sein, doch nicht so in Duisburg. Hier gilt bis auf weiteres: Für das uneingeschränkte Recht auf Israel-Kritik und für die bedingungslose Redefreiheit von Hamas-Helfern und Antisemiten, im Stadtrat, in städtischen Einrichtungen und im universitären Betrieb sowieso.

Der Autor ist Mitglied im Bündnis gegen Antisemitismus Duisburg

War halt nur so ein Versuch….

Nach dem Rückzug von Jürgen Rüttgers (CDU) von der politischen Bühne wird es Zeit für eine historische Einordnung. Viel wollte der Arbeiterführer im Land zwischen Rhein und Ruhr erreichen und verändern. Auch der Chemiestandort NRW fand sein Augenmerk. Doch auch dieses Projekt seiner Industriepolitik ist nun gescheitert.

Jürgen Rüttgers (CDU) hat es geschafft. Er geht in die Geschichtsbücher ein. Wie so oft in der Politik erhalten die Spitzenakteure ihren Platz in der Geschichte, die einen mehr, die anderen weniger. Und manchmal sind es nur kleine Zufälle, die darüber entscheiden, ob einem früheren Staatsmann nur 2 Zeilen oder direkt mehrere Seiten in einem Historien-Wälzer reserviert werden. Helmut Kohl und Norbert Blüm sind so zwei Beispiele. Bis auf den Satz „Die Renten sind sicher“, ist nicht viel von dem früheren Fließband-Arbeiter und Littfaß-Säulen-Anstreicher der Christdemokraten übrig geblieben – und das, obwohl Blüm fast genauso lange in der Regierung saß wie Kohl. Ergo: Eigentlich die gleichen Leistungen, Entscheidungen und Machtkämpfe ausgefochten hatte. Nur mit einem Unterschied:

Blüm war nur Minister, Kohl Kanzler. Vermutlich wäre aber auch der Oggersheimer Ehrenbürger nur aus reiner quantitativer Betrachtung in die Geschichtsbücher eingegangen – hätte es da nicht so etwas wie eine Wiedervereinigung (oder sollte ich besser sagen: Widervereinigung?!) stattgefunden, die den qualitativ betrachteten Kanzler zum Einheitskanzler machte, obwohl inhaltlich wenig aus der Ära Kohl übrig geblieben ist. Selbst den Euro, den er gerne für sich reklamiert, war nicht seine Errungenschaften, sondern das Diktat Frankreichs für die Zustimmung zu Wiedervereinigung. Ohne die Deutsche Einheit wäre Kohl lediglich als der Kanzler in Erinnerung, der am längsten an der Macht war. Dass dies nicht unbedingt eine qualitative Bewertung sein muss, zeigt das Beispiel Angela Merkel.

Mir fallen keine fünf großen Reform-Vorhaben ein, die mit ihrem Namen verbunden sind?

Jürgen Rüttgers verhält es sich ähnlich. Wenn wir einmal Rückschau halten, dann können wir eines feststellen: Rüttgers ist einer der wenigen Ministerpräsidenten, die nur eine einzige Amtsperiode innehatten. Somit reiht er sich in die Liste von Fritz Steinhoff und Peer Steinbrück. Nur mit einem Unterschied: Steinbrück machte nach seiner Zeit als Ministerpräsident in NRW im Bundeskabinett noch als Super-Minister Karriere. Rüttgers ist den anderen Weg gegangen. Dass seine Regierungszeit abgelaufen ist, dass hat nicht nur die SPD und die FDP festgestellt. Es mehren sich auch die Stimmen in der CDU, die von einem Comeback von Rüttgers wenig begeistert sind. Kein Wunder. Denn die Zeit unter Rüttgers hat weder eine geistig moralische Wende in NRW erreicht, es ist auch kein einziges nennenswertes Vorhaben in Erinnerung, dass mit Rüttgers in Verbindung gebracht wird. Vielmehr hat er die CDU verändert, die unter Linssen und Worms zu einem schlafenden und zahmen Riesen geworden wurde. An Schlagkraft und an Personal ist die NRW-CDU so stark wie selten zuvor – auch wenn das Gros der klugen Köpfe inzwischen in Berlin ist und zur Truppe von Merkel zählt. Die Bundeskanzlerin hat geschickt durch ihre Personalpolitik NRW erobert – und Rüttgers musste zusehen, wie sein Einfluss auf Bundesebene immer geringer wurde.

Auch industriepolitisch bleibt von Rüttgers nichts übrig. Den Ausstieg aus dem Bergbau – eine Plan aus den Händen von Hubertus Schmoldt von der IGBCE, Werner Müller und einer Investmentbank. Die Rettung der WestLB – gescheitert, weil Rüttgers einem schnellen Verkauf, wie von Finanzminister Linssen und der FDP gefordert, blockierte – er weilte statt dessen für mehrere Wochen in Südfrankreich in seinem Ferienhaus, um Handwerker-Arbeiten abzuleisten. Der Verkauf von Benq – Rüttgers bejubelte zunächst Siemens für den Verkauf, doch als die neuen Eigentümer sich als Trickser entpuppten, versprach der Ministerpräsident den hilflosen Mitarbeiter zwar Beistand und Aktionismus. Geholfen hat es wenig:

Benq wurde abgewickelt. Nokia – Noch immer ist unklar, warum der Handy-Konzern das Weite suchte, statt gehalten zu werden – zumal das Land auch noch Steuergelder als Forschungssubventionen bereitstellte. Und dann natürlich Opel: Hier spielte sich Rüttgers als Retter der Arbeiter auf, ließ die Medien wissen, dass er nun GM drohe, wenn diese Opel und das Bochumer Werk in die Pleite gehen ließen – und suchte dann auch noch bei Investoren aus der Golfregion nach Rettern in der Not. Die fragten sich zwar, was dieser Ministerpräsident eigentlich wolle. Doch Geld für einen ausgesaugten Autohersteller zu geben, dass schaffte dann Rüttgers auch nicht. Am Schluss wurde es Still um Rüttgers und Opel. Kein Wunder. Denn die Symbol-Politik des Christdemokraten hatte schon längst ihr Soll erfüllt – nämlich Aktionismus zeigen und Wohlfühl-Faktoren ausbreiten. Dass dahinter nichts war außer heißer Luft, dass kam erst kurz vor der Landtagswahl raus, als die CDU inhaltlich die Hosen runter lassen musste und bis auf blankes Fleisch nichts zu sehen war, für das es sich lohnte, zu streiten. Die Wähler straften Rüttgers ab. Er wird als einer der erfolglosesten Ministerpräsidenten in die Geschichtsbücher eingehen.

Da passt es auch wunderbar, dass ein weiteres industriepolitisches Projekt just zu dem Zeitpunkt implodierte, als Rüttgers seinen Rückzug verkündete: die große Rettung des Chemiestandortes NRW. Traditionell gesehen ist die viertgrößte Branche der deutschen Wirtschaft an Rhein und Ruhr fest verankert. Neben Bayer, Degussa, Altana, Lanxess, Henkel und Cognis gibt es Hunderte von kleinen und mittelständischen Firmen, die mit chemischen Produkten ihr Geld und dass der Mitarbeiter verdienen. Rüttgers hatte auch hier Großes vor: „Ich will, dass der Chemiestandort in NRW erhalten bleibt. Es darf keine De-Industrialisierung geben“, sagte der Regierungschef 2007 in einem Zeitungsinterview und wandte sich daher auch gegen eine Zerschlagung der früheren Ruhrkohle und einen Verkauf der Chemietochter Degussa an den Leverkusener Konkurrenten Lanxess. Der hatte rund zehn Milliarden Euro geboten – doch Rüttgers, der IGBCE und RAG-Chef Werner Müller hatten daran kein Interesse. Rüttgers hatte sein Ziel, Werner Müller auf dem Chefposten der RAG-Stiftung zu verhindern, erreicht. Die Gewerkschaft und Müller selbst wollten lieber eigenständig bleiben – und das rächt sich nun.

Die Finanzkrise hat gezeigt, dass der Verkauf der Degussa an Lanxess der richtige Schritt gewesen wäre. Denn es ist inzwischen mehr als fraglich, ob die Zinsen die geplante Lücke zwischen Vermögen aus dem Verkauf von Evonik-Anteilen und den Folgekosten des Bergbaus schließen lassen. Wer nur ein wenig Ahnung von der Vermögensverwaltung hat, weiß, dass die notwendigen Prozent-Zahlen nicht mehr erreicht werden können. Es droht ein Milliarden-Loch, das letztlich eine Gruppe zahlen muss – der Steuerzahler.

Das ist nicht das einzige Problem: Auch der Chemiestandort selbst, hat am Mittwoch einen herben Rückschlag hinnehmen müssen. Für 3,1 Milliarden Euro übernimmt der weltgrößte Chemiekonzern BASF aus Ludwigshafen den Monheimer Konkurrenten Cognis. Bis November soll der Deal unter Dach und Fach sein.

Was dann mit der früheren Henkel-Tochter passiert, ist mehr als fraglich. Fest steht aber, dass der Retorten-Standort Monheim wohl aufgelöst wird. BASF wird Cognis schlucken. Damit wird der Standort Ludwigshafen gestärkt. NRW hingegen als der Chemiestandort weiter geschwächt, auch, weil es bei Bayer schon länger Überlegungen gibt, sich von der Kunststoff-Sparte zu trennen. Nach der Abspaltung von Lanxess wäre es die zweite große Trennung von einem Geschäftsbereich– und Käufer standen auch schon bereit: arabische Investoren. Die hatten prall gefüllte Geldbeutel schon dabei. Rüttgers hingegen hat man während dieser Gespräche nicht wahrgenommen. Dass es letztlich nicht zum Verkauf in den Nahen Osten kam, hatte weniger mit Rüttgers zu tun, als mit Indiskretionen der Araber.

Bayer brach die Verhandlungen ab.

Vom Tisch ist der Verkauf also immer noch nicht. Dass es einmal dazu kommen wird, dass Bayer die Kunststoff Sparte verkauft, gilt als sicher. Spätestens mit dem neuen Konzernchef zieht auch eine ganz neue Kultur bei Bayer ein. Zudem ist auch nicht sicher, was mit der Evonik passiert. Bisher kommt der Konzern, der aus der früheren Ruhrkohle AG hervorgegangen ist, weder operativ auf einen grünen Zweig, noch beim Thema Börsengang. Da der Stiftung aber immer weniger Zeit bleibt, um die notwendigen Zinsen für die Folgekosten zusammen zu kriegen, wird irgendwann der Zeitpunkt kommen, an dem die Stiftung lieber den Spatz in der Hand hält als die Taube auf dem Dach. Genug Investoren für den Konzern aus Essen wird es geben – nur die sitzen definitiv nicht in NRW, sondern außerhalb der Grenzen Europas.

Rüttgers Projekt, den Chemiestandort zu stärken, ist also auch gescheitert. War halt nur ein Versuch, könnte man meinen. Aber eigentlich waren die Jahre unter Rüttgers, so muss das Fazit ausfallen, verschwendete Jahre – und das nicht nur für den Chemiestandort, sondern für die gesamte Wirtschaft in NRW und damit für ganz Deutschland.

War halt nur so ein Versuch….

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TV ohne Fußball nach dem Tag der Entscheidung – der Tagestipp (XIV)

Liebe Fußballdesinteressierte, Sie haben es sicher schon gemerkt. Diese Woche schreibe ich die Tipps auf Vorrat, weil ich mal weg bin.

Ich weiss also jetzt gar nicht, wie es gestern ausgegangen ist. Also, falls unsere jetzt heimreisen müssen, garantiere ich für nichts. Dann wird das TV-Programm komplett geändert. ARD und ZDF werden die Heimreise live aus dem Flugzeug übertragen, inklusive der rituellen Steinigung von Teamchef Löw und Mannschaftskapitän Lahm am Frankfurter Flughafen. Matthias Sammer wird die ganze Macht übernehmen und DFB-Chef Zwanziger durch das Duo Franz Beckenbauer und Kai Diekmann ersetzt. Bundeskanzlerin Merkel wird zu einem Krisengespräch mit den beiden zusammentreffen und sich von ihnen die Erlaubnis zum Weiterregieren erbitten. Aber wahrscheinlicher ist doch, dass Gary Lineker Recht behält ….
Dann bleibt es bei den ausgedruckten TV-Programmen.
Ich hatte Ihnen ja schon letzte Woche den Comedy-Abend auf Eins Festival empfohlen. Eine andere Form von Eskapismus wäre heute Mit dem Zug von Berlin nach Peking (20.15 h, NDR) ist auf dem Sofa auf jeden Fall kürzer und bequemer und das TV-Team hatte eine schöne Reise. So haben alle was davon.
Kir Royal geht heute weiter (20.15 3sat), Good Will Hunting (20.15 h, Vox) ist eine akzeptable Alternative.
Mein spezieller Nachttipp ist eine typisch bekloppte Briten-Serie, von der Arte heute nacht vier Folgen am Stück wiederholt: Suburban Shootot (3 h) – die spinnen, die Briten, das wussten schon Asterix, Obelix und Idefix, aber die Briten sind ja nix, gegen ihre Weiber!

Der Ruhrpilot

Karstadt: Erbittertes Ringen um Mieten…Ruhr Nachrichten

Stil: Gelsenkirchener Geschmacksverirrung…FAZ

Bochum: Ehrenfeld ist das Top-Viertel im Ruhrgebiet…Pottblog

Bochum II: GEA-Spitze zieht nach Düsseldorf…Ruhr Nachrichten

Dortmund: Tod durch Pfefferspray…Der Westen

Duisburg: IHK läuft Sturm gegen Factory Outlet…Der Westen

Duisburg II: Paech-Vortrag an der Uni…Xtranews

Essen: Polit-Poker um Grundschulen…Der Westen

Präsi: Zwischen Wurst-Basar und Präsidialamt…Zeit

Präsi II: „Gauck soll keine Parteiprogramme zitieren“…Welt

Internet: Vorratsdatenspeicherung für Suchmaschinen?…Netzpolitik

Geburtstag: Erinnerung an Alan Turing…Kueperpunk

Amnesty: Video zur Todesstrafe…Denkfabrik

Medien: Verhandlungen mit WAZ-FotoPool geplatzt…Medienmoral

G20: Also sprach die Vuvuzela…Weissgarnix

Schule: „Machen statt messen ist das Gebot der Stunde“…Zoom

Knast: Ein Umfeld für ältere Gefangene…Law Blog

Staatsrechtler rügt Lammert-Wahlverein

Unschulds-Lammert und Bundespräsi

Elmar Goerden wurde unfreiwillig zum Wahlkämpfer der CDU. „Die Wählerinitiative von Norbert Lammert wurde mir in einem Brief ausdrücklich als überparteiliches Sprachrohr beschrieben“, so der Intendant des Bochumer Schauspielhauses. Er hätte niemals für eine CDU-Initiative geworben. „Das ist nicht meine Partei,“ so Goerden zur Frankfurter Rundschau. Der Theaterchef war einer von vielen Unterstützern der Initiative „Bochumer für Norbert Lammert“ im Bundestagswahlkampf 2009. Die angeblich unabhängige Initiative für den Bundestagspräsidenten wurde von der CDU finanziert und organisiert.

Unabhängig von Goerdens Einwänden hat Lammerts Parlaments-Vize Wolfgang Thierse die Initiaitive für spendenrechtlich unbedenklich erklärt: Der SPDler bescheinigt Lammerts Wählerinitiative, rechtmäßig zu sein. „Die finanzielle und logistische Unterstützung der Initiative ist als eine zulässige Wahlkampfausgabe der CDU zu verstehen“, so Wolfgang Thierse. Der Grad der Unabhängigkeit der Initiative sei aber nicht erheblich für die Prüfung gewesen.

Für den Düsseldorfer Parteienrechtler Martin Morlok ist aber auch diese Frage entscheidend. „Es ist rechtlich zweifelhaft, ob diese Initiative sich unabhängig nennen durfte“, so Morlok. Nach dem Parteiengesetz müssen Parteien im Wahlkampf unter ihrem eigenen Namen auftreten. „Es gibt ein Gebot der Wahrheit und Klarheit, das hier möglicherweise verletzt wurde.“ Wenn die CDU im Rechenschaftsbericht die Initiative als eigen anerkennt, hätte sie auch die Flagge der Partei hissen müssen. Morlok würde es begrüßen, wenn die Prüfung der Rechenschaftsberichte der Parteien künftig vom Bundesrechnungshof übernommen würde. „Das würde viel Vertrauen schaffen“, so der Rechtswissenschaftler. Die Mitglieder des Bundesrechnungshofes genössen richterliche Unabhängigkeit, während die Beamten des Bundestages versetzt oder angewiesen werden können.

Eine Forderung, die Lammert immer wieder selbst erhoben hat. „Im Unterschied zu manchen Kolleginnen und Kollegen vertrete ich seit Jahren die Auffassung, dass diese Aufgabe nicht vom Bundestagspräsidenten , sondern von einer unabhängigen Instanz jenseits von Parlament und Regierung wahrgenommen werden soll“, so Lammert zu den Ruhrbaronen. Das abgeschlossene Verfahren bezüglich der Wählerinitiative wolle er aber nicht kommentieren. Er hoffe aber, dass „auch in Zukunft Wählerinnen und Wähler sich zu einem besonderen Engagement für Kandidaten unabhängig von ihrer parteipolitischen Bindung finden.

Auch der Grüne Volker Beck fordert einen Systemwechsel. „Der Fall Lammert hat letztlich doch verdeutlicht, wie notwendig eine Reform des Parteiengesetzes ist“, sagt der parlamentarische Geschäftsführer der Grünen zur FR. Die Übertragung der Überprüfung auf Thierse habe in einem rechtlichen Graubereich statt gefunden, der dringend aufgehellt werden sollte. „Das Parteiengesetz hat für diesen Fall der Übertragung nicht vorgesorgt,“ so Beck. Lammert ist qua Amt der oberste Prüfer aller Parteienfinanzen und konnte sich nicht selbst überprüfen. Auch sein Vertreter Thierse allerdings gehört einer Partei an, die in den vergangenen Wahlkämpfen ebenfalls einige Wählerinitiativen organisiert hatte. Vergleiche zwischen ähnlichen Projekten seien aber „nicht Teil der Prüfung gewesen“ und können insofern nicht beantwortet werden, so Thierse. Wählerinitiativen sind immer wieder strittige Versuche von Parteien, ihren Wahlkampf mit angeblich parteiunabhängigen Personen zu schmücken. Auch für Lammert warben Personen, die in seiner Heimatstadt bekannt sind – Professoren, der Dirigent des Orchesters und eben Intendant Goerden. Sie alle wurden in einem Werbebrief aufgefordert, sich der Initiative anzuschließen. Verschickt und bezahlt wurde der Brief von der Bochumer CDU – die Partei selbst ist auf dem zweiseitigen Papier aber mit keinem Wort erwähnt. Die Initiative für den Christdemokraten Lammert wird ausdrücklich als „überparteiliches Sprachrohr“ beschrieben für einen Mann mit „fundiertem politischem Urteil“ der eines der höchsten Staatsämter „souverän und überzeugend führt.“

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Gaucks blasse Geschichtsbilder

Gestern hat der von SPD und Grünen als Bundespräsident nominierte Joachim Gauck eine Grundsatzrede gehalten. Gauck wollte eine Woche vor der Bundesversammlung sagen, was er für einer ist. Publikum und Presse zeigten sich begeistert von seinem Aufruf zu Freiheit, Bürgersinn und Verantwortung. Ich bin es weniger. Gaucks Rede klebt in der Wendezeit und vermeidet klare Aussagen zu Nazideutschland. Schade.

Gauck schickte vorweg, es gehe ihm nicht um Thesen, sondern um seine Erfahrungen. Aber er macht es sich ziemlich leicht, seine Rede beginnt im Ungewissen. Er sei 1940 geboren, deshalb kenne er nicht den „Glanz“ in den Augen der vom Führer „Verführten“, aber er kenne die Augen der Angst der Erwachsenen in den Bombennächten. Nach Kriegsende wisse er von abgeholten Männern zum Arbeitsdienst oder zur Erschießung, er erinnere sich an furchtsam verhüllte Frauen. Mit einem „Krieg, Diktatur und wieder Diktatur“ rast er durch die dunkelste Periode, um schnell in den 1950er Jahren anzukommen, bei seinem von den Kommunisten verschleppten Vater, den in Moskau erschossenen freiheitlichen Jugendlichen. Mir geht das ein bisschen zu schnell.

Ein künftiger Bundespräsident sollte mehr bieten, als die leidvollen Erfahrungen mit dem Kommunismus, sollte mehr ausführen zum Krieg, als dass er „verloren“ ging und „Deutschland einem schrecklichen Ende“ entgegen ging. Zum Beispiel: Wer Schuld trägt, dass es nicht nur Verführte, sondern viele Täter gab. Und Millionen Opfer. Dass nach dem Krieg auch Menschen abgeholt wurden, die Schuld hatten.

Doch Gauck schaut zu mit großen Kinderaugen. Lernt Schiller, die Freiheit schätzen, den Westen. Bis die Mauer kommt, später das Einnisten trotz aller Widersprüche, noch später erst vorsichtige Opposition, schließlich ein „Freiheitssturm“. Und das gefällt mir eigentlich gut, wie er vom langsam werdenden Widerstand bis zur Verblüffung über die eigene Stärke gegenüber den Unterdrückern spricht. Welche Kraft „Wir sind das Volk“ habe – auch wenn der Vergleich mit Barack Obamas Wahlkampfschlager „Yes, we can“ so manchen Bürgerrechtler zornig machen könnte.

Doch nun bleibt Gauck stehen, 1989, 1990. Für ihn gab es eine „Revolution“ in Deutschland und alles was der Prediger zu heute sagt, hat diesen Ausgangspunkt. Die Kritik an Kapitalismus und System sei auch deshalb nur eine Flucht vor den Problemen, vor allem von denen, die sich immer noch unwohl fühlten in Deutschland. Er kenne viele, die damals Angst davor hatten, verhaftet zu werden, und jetzt vor dem sozialen Abstieg. Ziemlich konstruiert, nach immerhin zwanzig Jahren. Was haben die Bekannten die ganze Zeit getan, außer Angst haben? Und: Was hat das eine mit dem anderen zu tun?

Des Rätsels Lösung, Gauck glaubt heute so stark an die Freiheit im Westen, an westliche Werte, das westliche Militärbündnis, dass er Andersdenkende, Experimentierfreudige, Unzufriedene, Systemkritiker als Angsthasen, als Fluchtinstinktive abwatscht. Ich wünsche mir allerdings einen Bundespräsident, der mehr Freiheit im Denken, im gesellschaftlichen Ausdenken zulassen kann.

Und noch ein entschiedenes Nein, Herr Gauck! Die Probleme des Kapitalismus – Finanz- und Weltwirtschaftskrisen, ergo globale Ausbeutung, Verelendung – mit Fouls im Fußball und Doping im Radsport zu vergleichen, die Sportarten würde man ja auch trotz ihrer Schattenseiten weiter betreiben, greift arg kurz. Gauck hat schön gesprochen, es ist ein Rhetor am Pult, ein gut aussehender zumal. Die einen mag das freuen, mir ist der Mann zu verstockt und so bin ich froh, in einer Woche nicht abstimmen zu dürfen.

Albert Speer und Partner: Offener Brief an www.ruhrbarone.de

Das Architekturbüro Albert Speer & Partner hat uns einen offenen Brief mit der Bitte um Veröffentlichung geschickt. Albert Speer & Partner reagiert damit auf unsere Berichterstattung über den Ruhrplan.

In den vergangenen Wochen wurde unsere Studie „Ruhrplan 21“ zum Gegenstand von Berichten in verschiedenen Medien. Offenbar nahm das Interesse an dieser Arbeit seinen Ausgang auf Ihrer Internetseite. Bedingt durch die uns gebotene, zurückhaltende Informationspolitik kam es dabei zu inhaltlichen Verzerrungen und Fehlinformationen. Journalistische Recherche und ein breites Interesse an jedweden Überlegungen zur räumlich-funktionalen Entwicklung des Ruhrgebiets sind legitim und verständlich. Im vorliegenden Fall fußen die Veröffentlichungen allerdings auf einem internen Arbeitspapier aus einer frühen Projektphase. Das nehmen wir zum Anlass, Unklarheiten und missverständliche Aspekte an gleicher Stelle zu korrigieren und, soweit es uns im Rahmen unseres Auftragsverhältnisses möglich ist, das Projekt zu beschreiben. Die AS&P – Albert Speer & Partner GmbH unterwirft sich dabei als Gutachter und Politikberater selbstverständlich und wie in jedem Projekt der Informationsstrategie ihres Auftraggebers. Vorwegschicken möchten wir, dass entgegen anderslautender Behauptungen, unsere Arbeit bisher rein durch die Privatwirtschaft getragen wurde und bei weitem nicht jene Summen beansprucht hat, die gelegentlich fälschlich in die Diskussion gebracht werden.

Die Studie mit dem zugegeben missverständlichen Arbeitstitel „Ruhrplan 21“ hatte weder die Aufgabe, noch erhebt sie selber den Anspruch, ein umfassendes Gutachten zur räumlich-funktionalen Entwicklung der Metropolregion oder gar ein „Masterplan“ zu sein. Sie macht vielmehr einen Vorschlag für die Projektstruktur für eines querschnittorientierten Planungsprozesses, der die relevanten Akteure einbindet und dessen Ergebnis im Erfolgsfalle der im Arbeitstitel benannte „Ruhrplan21“ sein soll.

Im Rahmen unserer Ausarbeitung und zur Vorstrukturierung des Arbeitsprogramms für den avisierten Planungsprozess haben wir natürlich die zentralen inhaltlichen Themen der Raumentwicklung grundsätzlich abgesteckt und ein breites Spektrum möglicher Strategien und Entwicklungen für die Metropolregion aufgezeigt. Um die Spannweite der denkbaren Entwicklungen zu verdeutlichen und damit die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit des Projektes zu unterstreichen, haben wir dabei auch ungewohnte und bislang wenig diskutierte Vorschläge thematisiert. Einige dieser Szenarien wurden durch journalistische Arbeit fragmentarisch der Öffentlichkeit zugänglich, führten in Folge bereits zu lebhaften Diskussionen und in Teilen zu deutlicher Kritik. Gleichzeitig, wenn oft auch hinter vorgehaltener Hand, wurde uns allerdings zu einzelnen Vorschlägen auch große Zustimmung signalisiert. Die starken und kontroversen Reaktionen bestärken uns nachdrücklich in unserer Einschätzung, dass es hier einen großen Diskussionsbedarf zur künftigen Entwicklung der Metropolregion gibt. Dabei sollten keine frühzeitigen Denkverbote ausgesprochen werden und alle, auch ungeliebte Aspekte müssen behandelt werden.
Wir weisen nachdrücklich darauf hin, dass wir in unserer Projektskizze nicht einer Teilung des Ruhrgebiets in förderungswürdige Gewinner- und zu vernachlässigende Verliererräume das Wort reden. Vielmehr sind wir der Überzeugung, dass die unterschiedlichen Chancen und Herausforderungen in den Teilräumen des Reviers vorurteilsfrei untersucht werden müssen, um zu maßgeschneiderten Werkzeugen für die zukünftige Entwicklung der Region zu kommen.

Im Ruhrgebiet hat sich in den letzten Jahrzehnten eine eindrucksvolle planerische Tradition der „Strukturentwicklung von unten“ mit einer Vielzahl von Initiativen, Programmen und Planungen herausgebildet. Wir sind überzeugt, dass ein übergeordnetes Instrument wie der von uns skizzierte „Ruhrplan 21“ als positive und zusammenführende Richtkraft für die bisweilen unübersichtliche Vielfalt der Bottom-Up-Planungskultur unverzichtbar sein wird.

Wir sind zuversichtlich, mit unserer vorbereitenden Studie zusätzliche Bewegung in die wichtige Diskussion um die Zukunft der Metropolregion Ruhr gebracht zu haben. Wir wünschen uns, dass die Initiatoren und Unterstützer der Studie sich von den Kontroversen nicht abhalten lassen, einen der Aufgabe angemessenen Planungsprozess zu organisieren, ihn mit den notwendigen Mitteln auszustatten und die Unterstützung der relevanten Akteure in der Region sowie des zuständigen Landesministeriums zu erreichen.

AS&P – Albert Speer & Partner GmbH

Juni 2010

Prof. Albert Speer Dr. Michael Denkel Dr. Robert Winterhager

Wir möchten darauf hinweisen, dass weder Albert Speer und Partner noch der Auftraggeber, die THS, zu Gesprächen über den Ruhrplan bereit waren.