Ich muss gestehen: Ich bin ein Freund des Südens von Kreta. Daher kann ich Matala als Vorposten des Massentourismus des Nordens nicht oft ertragen. Trotzdem besuche ich den Ort alle drei bis fünf Jahre. Dieses Jahr hat mich der Beitrag im Spiegel „Katerstimmung in Kreta“ aufgeschreckt und ich wollte mir vor Ort ein Bild machen.
Pauschalangebote findet man nur für Agia Galini, Matala und vereinzelt Plakias. Daher sind im touristisch eher individuell erschlossenen Süden primär Individualtouristen unterwegs. Im Frühsommer trifft man vor allem Alleinreisende, Familien mit kleinen Kindern und ältere Menschen, die durch die verkarsteten Landschaften wandern.
Es ist schon auffällig, dass in diesem Jahr weniger Menschen unterwegs sind. Anders formuliert; es sind die Stammgäste, die ihren Pensions- und Tavernen-Wirten die Stange halten.
Der Spiegelbeitrag, dessen Fakten korrekt recherchiert sind, erweckt aber ein wenig die Sichtweise Matala bzw. Südkreta wäre ein klassisches Urlaubsziel vergleichbar mit den Standards von Bettenburgen in der Türkei, Spanien, Tunesien und anderen Ländern. Der klassische Reisende nach Südkreta kommt jedoch genau nicht mit diesen Erwartungen.
Dabei habe ich gestern Matala so bevölkert wie nie zuvor gesehen. Am Strand klassisches Urlaubspublikum. Man hört mehr polnisch, russisch, französisch als deutsch. In den unzähligen Tavernen sitzen den ganzen Tag über immer ca. 5-8 Personen und auch die berühmenten Höhlen werden stetig besucht. Und damit der Tourist sich sicher zu Hause fühlten kann, kostet das Parken zwei Euro.
Trotzdem sind einige Preise in Kreta zu hoch. Und es gibt ein seltsames Ungleichgewicht bei den Preisen. Ein Packung Zigaretten einer Marke, die auch in Deutschland geraucht wird, kostet 2,70 EUR. Da ist noch satt Luft nach oben. Die Spritpreise haben extrem angezogen. So kostet der Liter Diesel 1,32 EUR und Benzin knapp 1,60 EUR. Entsprechend wird gequalmt bis zum geht nicht mehr und es ist weniger Verkehr auf den Strassen. Aber dies betrifft primär die Einheimischen. Dem Touristen dürfte es wenig ausmachen, für seine Kilometer, die er im Urlaub abreißt, ein paar Euro mehr zu zahlen.
Und doch sind die Folgen der Krise spürbar und sichtbar. Die Strassen sind leer, da den Kretern der Sprit zu teuer ist. In Pitsidia bei Matala sitzen abends um 19 Uhr noch keine Touristen in den Tavernen auf dem Dorfplatz. Im daneben gelegenenDorf Sivas ein anderes Bild. Viele Einheimische sitzen beim Meze vor den Tavernen. Die Tavernen unter dem riesigen Ficus sind gefüllt und auch Wirtin Sofia von der Taverna Sacturis sagt, sie könne in diesem Jahr bislang nicht klagen. Seit Ostern liefe das Geschäft. Vielleicht liegt es mit daran, dass ihrer Taverne mit dem wöchentlichen Livekonzert kretischer Musiker mehr Aufmerksamkeit in der Region um Matala zukommt.
Letztendlich darf man das Bild vor Ort in Kreta nicht in zu düsteren Farben malen. Eine differenzierte Sichtweise ist angebracht. Und allen in Deutschland sei gesagt: Griechenland und vor allem Kreta ist auch in diesem Jahr eine Reise wert.
Guter Bericht – die Welt ändert sich überall. Klar hat sich in Matala viel verändert, aber ich finde, es geht noch. Ich finde es toll, dass es keine riesigen Hotelanlagen gibt und die Leute immer noch nett und freundlich sind.
Naja, Matala war schon in den 1980er Jahren „verändert“ und genauso zu meiden wie Agia Galini. Plakias erlebte den großen Schub Anfang der 1990er Jahre. Ich wüsste nicht, warum ich da noch hinfahren sollte. Aber jede Genration erlebt ihr eigenes Kreta, und das ist auch gut so.