Ich möchte noch mal ein paar Worte zum Streit um Formalien sagen. Wegen Innovation City. Warum? Nun, weil sich die Oberbürgermeister von Essen, Bottrop und Bochum darüber ärgern, dass Gelsenkirchen und Herten sich eben nicht an die Formalien bei der Bewerbung um Innovation City gehalten haben.
Innovation City ist ein Großprojekt im Pott. Der Innovationskreis Ruhrgebiet, der Zusammenschluss der wichtigsten Unternehmen in der Region, will eine Stadt gezielt aufmöbeln, um zu zeigen, was möglich ist, wenn man wirklich will. Das Projekt kann über eine Milliarde Euro an Investitionen für eine Gemeinde mobilisieren. Und das Projekt hat auch eine Zukunftschance. Wenn Innovation City funzt, kann das Vorhaben zum Motor werden für eine neue Weltausstellung im Ruhrgebiet, die unter dem Thema Klimastadt diskutiert und vom Gelsenkirchender SPD-Oberbürgermeister und Chef der Ruhr-SPD, Frank Baranowski, vorangetrieben wird. Eine fette, lohnende Sache also diese Innovation City für jeden Bewerber, der mitmacht.
Aber zurück zu den Formalien. Hertens Bürgermeister Uli Protest sagt, es sei „Kinderkram“, wenn man sich nicht an die Spielregeln einer Bewerbung hält. Schließlich gehe es nicht um die Form, sondern um die Inhalte. Gelsenkirchen und Herten hatten fast doppelt so viele Seiten wie erlaubt abgegeben, als sie ihre Bewerbungsschrift für die Innovation City abgaben.
Aber genau die Formalien sind der springende Punkt. Wer sich nicht an die Formalien hält kann mehr Inhalte bringen als die anderen, die sich an die Spielregeln halten. Und genau deswegen ist die Nummer mit den zuviel abgegeben Seiten kein Kinderkram.
Bochum, Bottrop und Essen mussten Projekte streichen, weil ihre Bewerbung sonst zu dick geworden wäre. Sie mussten die Entwicklungspotentiale von ganzen Stadtteilen weglassen, weil sonst das vorgeschriebene Format gesprengt worden wäre. Sie mussten weniger zeigen als sie hatten, um die Spielregeln einzuhalten.
Herten und Gelsenkirchen haben drauf geschissen und haben alles gezeigt, haben mehr Viertel mit aufgenommen als sie eigentlich konnten, haben mehr Projekte gezeigt, als eigentlich rein gepasst hätten in die Bewerbung. Sie haben sich also nicht konzentriert und fokussiert, sondern haben sich ergossen über viel mehr Seiten als erlaubt.
Damit haben Herten und Gelsenkirchen ihre Mitwettbewerber gleich zweimal betrogen. Einmal haben sie die Spielregeln gebrochen, an die sich alle in einem faireQn Wettbewerb halten sollten. Und dann werfen sie den Leute, die auf den fairen Wettbewerb pochen auch noch vor, dass ihre Proteste „Kinderkram“ seien, weil es ja schließlich um Inhalte ginge und nicht um Formalien. Ihre Inhalte sind aber nur oppulenter, weil sie die Regeln gebrochen haben und mehr abliefern als erlaubt.
Anders ausgedrückt meint Paetzel wohl: Ihr seit doch nur doof, wenn ihr euch an die Regeln haltet und eure Inhalte beschränkt, weil das die Regeln so fordern.
Diese Arroganz muss Folgen haben.