»Jeder hat sein Bündel zu tragen« Dani Levy im Interview

Seit Donnerstag läuft im Kino Dani Levys neuer Film »Das Leben ist zu lang«. Das Staraufgebot liest sich wie das Who is Who des deutschen Kinos: Veronica Ferres, Udo Kier, Meret Becker, Heino Ferch, Elke Sommer, Gottfried John und Yvonne Catterfeld, um nur die Prominentesten zu nennen. Wenngleich Levy sich mit seiner Tragikomödie ganz und gar verhoben hat (meine Rezension des Films für die „Jüdische Allgemeine“ kann man hier nachlesen), ist ein Interview mit dem in Berlin lebenden Schweizer Regisseur immer wieder ein Highlight.

Herr Levy, warum ist das Leben, wie es in Ihrem neuen Film heißt zu lang?

Das Leben ist zu lang, weil man zu viel Zeit vergeudet und seine Möglichkeiten nicht nutzt. Man könnte jedoch auch sagen: Das Leben ist nicht zu lang, aber die Tage sind zu kurz. In beiden Fällen ist das Leben Tag für Tag komplex und anspruchsvoll.

So wie für Alfi Seliger, die Hauptfigur Ihres Films. Der ist ein Nebbich, wie er im Buche steht. Was reizt Sie an diesen sympathischen, aber ganz und gar lebensuntüchtigen Charakteren, wie sie in Ihren Werken immer wieder zu sehen sind?

Nun, die wirklich legendären und starken Komödienfiguren sind immer Verlierer. Wir identifizieren uns mit ihrem vergeblichen Tun, weil auch wir tagtäglich kämpfen müssen. Jeder hat sein eigenes Bündel zu tragen, jeder von uns hat das, was ich Verliererschatten nenne. Genau dieser Blick auf die Schattenseite interessiert mich, auf bestimmte Art und Weise tragen doch viele von uns einen Nebbich in sich.

Inwiefern steckt auch in Dani Levy ein Nebbich?

Es gibt in meinem Leben immer wieder Phasen existenzieller Verunsicherungen. Ich lebe in einem Spannungsverhältnis zwischen dem, was ich mir wünsche, und dem, was ich tatsächlich erreiche. Ich fühle mich gelegentlich ungemein bedeutungslos, manchmal habe ich das Gefühl, ich bin am falschen Ort zur falschen Zeit. Oder im falschen Film. Ich ziehe aber aus diesen Zweifeln und inneren Kämpfen mein künstlerisches oder kreatives Potenzial.

Ist diese Sicht auf das Leben nicht geradezu kennzeichnend für viele jüdische Künstler?

Es ist kein exklusiv jüdischer Blick, aber der jüdische Film oder die jüdische Literatur ist durchdrungen von der Verliererperspektive. Zudem haben Juden einen natürlichen Zweifel an der Realität. Wir misstrauen dem, was wir vorgegaukelt bekommen. Bin ich wirklich da, wo ich denke, dass ich bin, oder bin ich bloß eine kleine Ameise auf einem riesigen Blatt, über das hinaus noch eine ganz andere Realität existiert?

Die gleichen Fragen stellt sich auch Alfi, als er ahnt, dass er eine Figur in einem Film, also nicht mehr als die Marionette seines Regisseurs ist.

Alfi erkennt, dass sein Schicksal vorbestimmt ist und legt sich mit seinem Schöpfer an. Er nimmt sein Leben in die eigenen Hände. Ich befürchte, das ist das Einzige, was uns übrig bleibt, wenn es uns nicht gut geht. Die Vorstellung, dass wir unsere eigenen Fäden in der Hand haben, finde ich tröstend. Trotzdem glaube ich an eine höhere Ordnung. Wir wissen nicht alles. Mein Ziel war es, einen Film zu drehen, der das Publikum kitzelt und aus seiner passiven Konsumhaltung rausholt.

Film als Axt für das gefrorene Meer in uns?

Sehr poetisch. Schön, wenn Film etwas in uns auslöst.

Das Interview erschien zuerst in der Wochenzeitung „Jüdische Allgemeine

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Zwischenraum: Ateliergebäude in Bochum sucht Nutzer

Künstler im ganzen Ruhrgebiet suchen Ateliers. Wir haben da einen Tipp.

Helle große Räume, ein wilder Garten, der zu einem Skulpturenpark werden kann oder sich einfach nur sehr gut zum Wurst grillen und Bier trinken eignet und das alles am Rand der Bochumer Innenstadt. Was das Gebäude neben der Feuerwache an der Bessemerstaße einmal war, konnten wir auf die Schnelle nicht herausbekommen. Es sieht aus wie eine ehemalige Schule – war aber doch eher ein Verwaltungsgebäude. Im verwilderten Garten befindet sich ein Anbau.

Das Gebäude liegt nur einen Steinwurf vom Viktoriaquartier entfernt. Wenn in Bochum erst einmal das Konzerthaus gebaut wird, soll das Viktoriaquartier das swingende Herz Bochums werden. Es kann allerdings auch sein, dass sich der Bau des Konzerthauses verzögert und die Erde vorher von Ausserirdischen mit grünen  Tentakeln erobert wird. Was nicht schlecht sein muss. Das Bermudadreieck ist fußläufig zu erreichen. Die Jahrhunderthalle und der Westpark liegen gleich nebenan.

Da das nahegelegene Viktoriaquartier berüchtigt für seine Spaßbremsen ist, empfehlen sich leise Nutzungen: Ateliers, Büroräume, Galerien oder Funkstationen, um mit Ausserirdischen, die grüne Tentakel haben, Kontakt aufzunehmen.

Das Gebäude gehört der Stadt die nicht weiß, was sie damit machen soll. Und wenn Sie es wüsste, Jahrzehnte brauchen würde, ihre Pläne umzusetzen. Gute Voraussetzungen für eine Zwischen- oder Umnutzung. Ansprechpartner sind Bochums Kulturdezernent Michael Townsend und Stadtbaurat Ernst Kratzsch.

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Adolf Sauerland

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Loveparade: Xtranews geht Vergleich mit Duisburg ein

Einigung im Streit zwischen Duisburg und dem Blog Xtranews: Das Blog geht auf ein Vergleichsangebot der Stadt ein.

In der vergangenen Woche sorgte eine einstweilige Verfügung der Stadt Duisburg gegen das Blog Xtranews für Schlagzeilen: Die Stadt hatte versucht mit diversen Begründungen, unter anderem Urheberrecht, die Veröffentlichung von Anhängen zu einem Bericht der Anwaltskanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek zur Loveparade zu untersagen. Daraufhin hatten zahlreiche Blogs die Akten veröffentlicht.

Xtranews wird die personenbezogenen Daten in den Loveparade-Anhängen zum Heuking-Bericht der Stadt Duisburg löschen und die Stadt in der Folge die einstweilige Verfügung zurückziehen.

Stefan Meiners von Xtranews bestätigte den Ruhrbaronen die Einigung. Beide Seiten werden die Kosten ihrer Anwälte tragen. Die Gerichtskosten werden geteilt.

Nach Ansicht des für Xtranews presserechtlich verantwortlichen Redakteurs Thomas Rodenbücher habe die Stadt Duisburg durch ihr Vergleichsangebot zugestanden, daß  „deren Argumentation der angeblichen Urhherberrechtsverletzung auf sehr wackligen Füßen steht“.

Die Stadt Duisburg hat ihr Vergleichsangebot schon mit einer Presseerklärung kommuniziert. Darin läßt der Stadtdirektor Peter Greulich (Grüne) Einsichtsfähigkeit erkennen.

„Nie ist es uns darum gegangen, einen Blog mundtot zu machen“, sagte Greulich.

Update, 16.52 Uhr. Mittlerweile hat sich die Xtranews-Redaktion auch auf Ihrer eigenen Website geäußert.

Dort heißt es:

„Aus unserer Sicht ist es ein Unding: Während wir mit unseren Anwälten noch beraten, dass eine gemeinsame Erklärung die beste Art wäre, eine ggf. zu treffende Einigung zu verkünden, schießt die Stadt Duisburg medial aus allen Rohren und bringt sowohl auf ihrer Website, als auch über die Presseagenturen die Nachricht, man würde den Rechtsstreit beenden wollen. Es braucht nicht viel zu begreifen, dass das Unklug war.“

Und für den Düsseldorfer Rechtsanwalt Udo Vetter, den Rechtsvertreter von Xtranews, geht das „Angebot in die richtige Richtung“.

Von Stefan Laurin und Thomas Meiser

Pleitgen zum Sprachpanscher des Jahres gekürt

Fritz Pleitgen Foto: WDR

„Sprachpanscher 2010“ – diese  Auszeichnung erhielt Ruhr.2010-Chef Fritz Pleitgen heute vom Verein Deutsche Sprache (VDS) in Dortmund. Der Grund: Der öffentliche Auftritt der Kulturhauptstadt-Macher strotze vor Anglizismen, genauer gesagt „denglischen Imponiervokabeln“. Von unserem Gastautor Uwe Herzog.

Besonders stieß den Juroren der Begriff „Volunteers“ anstelle von „Praktikanten“ auf: „Hier hätte Pleitgen seine Autorität mehr in den Dienst der deutschen Sprache stellen können,“ so der VDS in einem Zeitungsbericht.

Nun, Fritz Pleitgen hätte seine „Autorität“ natürlich auch noch dazu nutzen können, sich um die Sicherheit seiner „Volunteers“ bei der Loveparade in Duisburg ein wenig Sorgen zu machen.

Laut einem internen Dokument der Lopavent (Vermerk: „Ausschließlich für den Dienstgebrauch“) waren die Volunteers nämlich damit beauftragt, in dem Gedränge – neben Kondomen und Tattoos – auch 50 000 Kärtchen zu verteilen, auf denen der Lageplan und die Zugangswege zu der Veranstaltung aufgezeichnet waren.

Pleitgen hätte sich ruhig mal eines dieser im Auftrag der Ruhr.2010 entworfenen Kärtchen zeigen lassen sollen – dann hätte er mühelos darauf den Tunnel erkannt, der später zur Todesfalle wurde. Und von dessen Existenz er zuvor absolut nichts gewusst haben will.

Aber vielleicht stand da ja gar nicht „Eingang“ und „Ausgang“ sondern „entrance“ und „exit“ oder beides … jedenfalls nicht „Tunnel“, nicht wahr, Herr Pleitgen?

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Zwischenraum: Speicher in Dortmund

Wohnen und arbeiten am Wasser erfreut sich ja großer Beliebtheit.  Wir stellen des halb in unserer kleinen Reihe zum Thema Zwischen- und Neunutzung eine Hafen-Immobilie vor.

Eine klassische Toplage ist die Dortmunder Nordstadt sicher nicht. Dabei ist der Altbaubestand des Quartiers hervorragend. Nirgendwo im Ruhrgebiet gibt es so viele gut erhaltene Gründerzeit- und Jugendstilhäuser. Und weil die Mieten niedrig sind wohnen hier traditionell viele Studenten. Und es gibt auch ein paar nette Kneipen: Die alte Hafenschänke Subrosa oder das Sissikingkong. Es muss also nicht immer Kreuzviertel sein.

Und Platz für Ideen gibt es auch noch. Zum Beispiel in den leerstehenden Speicherhäusern in der Lagerhausstraße am Hafen. Neben denen war eine Zeit lang das Solendo. Irgendwann soll da wieder eine Kneipe rein. Aber die schönen großen Speicherhäuser nebenan werden davon nicht betroffen sein. Ein paar tausend Quadratmeter Fläche wartete darauf, neu genutzt zu werden. Zum Teil erstrecken sich die Räume über ein ganze Etage. Mega-Lofts. Hier geht alles, was keinen Krach macht, denn die Nachbarn sind eher renitent: Galerien, Büros, Ateliers, Theater, Zwölfton- Blockflötenmusik. Man kann sich natürlich auch herrlich mit Paintball-Wummen durch die Etagen jagen.

Und wem gehört das alles? Der Stadt Dortmund. Und deren Kulturdezernent Jörg Stüdemann ist sicher dankbar für jeden Hinweis auf Gebäude, die sich zur Zwischen- oder Neunutzung eignen.

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GEMA kam mit einstweilige Verfügung gegen Youtube nicht durch

Die GEMA ist mit  ihren Antrag auf eine einstweilige Verfügung gegen Youtube vor Gereicht nicht durchgekommen. Der Grund: Das Landgericht-Hamburg hat entschieden, dass es keine Eilbedürftigkeit gibt.

In dem Streit zwischen der GEMA und Youtube geht es Vordergründig um 600 angeblich von Youtube illegal genutzte Stücke, von denen noch nicht alle gelöscht wurden. Im Kern geht es aber um die Macht der GEMA ihre Positionen durchzusetzen. Und die sind nicht mit den Interessen der meisten Musiker identisch: Das Ausschüttungsprinzip der GEMA ist umstritten. Kritiker bemängeln, die GEAM bevorzuge die wenigen  Vollmitglieder auf Kosten zahlreicher weiterer, der GEMA nur angeschlossenen Musiker.