Der Ruhrpilot

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Ruhr2010 IV: Duisburg rockt Stanfour…Xtranews

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NRW: Große Koalition oder Neuwahlen?…Welt

NRW II: Kraft droht mit Neuwahlen…Spiegel

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Karstadt: Berggruen: „Ich kann Karstadt retten“…Welt

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Internet: Draussen im Netz hängt ein Guru…Blogbar

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Recht: Gericht darf nicht videoüberwacht werden…Law Blog
Gericht darf nicht videoüberwacht werden

Schöne Schachtzeichen

Über dem ganzen Ruhrgebiet sind sie seit heute zu sehen. Zwar war nicht an allen Standorten viel los, an manchen war – entgegen den Ankündigungen auf der Seite schachtzeichen.de – nur der Ballon mit einem Aufpasser. Aber es ist rundum einfach schön anzuschauen. Hier ein Foto mit Blick auf die Schachtzeichen über der ehemaligen Zeche „Lothringen“ in Bochum-Gerthe.

Wo sind die fucking Schachtzeichen? Überall!

Heute sind sie aufgestiegen, dieSchachtzeichen der Kulturhauptstadt. Diese Symbole der untergegangenen Zechen, wie sie Fritz Pleitgen und Konsorten priesen.

Und sie haben Recht behalten: Im zentralen Ruhrgebiet und im Kreis Recklinghausen waren viele der gelben Ballons zu sehen. Es war ein schöner Anblick und er verzauberte die Menschen. Überall? Nein, nicht überall.

Wie immer in Bottrop wurde dabei auch geschummelt. Einer hing über dem noch aktiven Bergwerk Prosper und wurde von E.on zumindest unterstützt, wie mir heute zwei E.on Leute erzählt haben, die den Ballon hochgepustet haben. Aber egal, diese Helliumhüllen als Symbole des Strukturwandels, diese leichten Lüfte über dem Ruhrgebiet, sollten zeigen, was erreicht wurde, seit Montan und Erze nicht mehr so sexy sind. Nun, hier ist mein Panorama-Such-Foto der Schachtzeichen. Ehrlich gesagt, ich sehe nix. Ich habe über das gesamte Revier fotografiert. Von der Stelle aus kann man von Bottrop über Essen bis Herne, Gelsenkirchen und Gladbeck schauen. Mit ganz viel Übung sieht man zwei Schachtzeichen – so wie mit bloßem Auge. Um zu zeigen wo, habe ich sie extra in dem unteren zweiten Foto markiert.

Viel Spaß bei finden. Für ein großes Bild bitte auf das kleine klicken.

Irgendwie irre, wenn man sich denkt, dass dieser Luftballon-Scherz das größte Ding der Kulturhauptstadt ist. Aber irgendwie auch bezeichnend. Viel leichte Luft, viel Bohai, und wenig zu sehen. Zumindest in Bottrop.

Duisburg nach dem Karstadt-Coup

„Wir haben es gehofft, aber natürlich haben wir auch gebangt. Und es ist so passiert, und wir sind glücklich“, sagt Rita Rodenbücher, die Betriebsratsvorsitzende bei Karstadt in Duisburg, dem WDR. Eine Beitrag von unserem Gastautor Werner Jurga.

Sie wissen vermutlich schon, was passiert ist. Und wenn nicht, können Sie es sich denken. Der Rat der Stadt Duisburg hat gestern in einer kurzen, nicht öffentlichen Sitzung beschlossen, auf die Erhebung von Gewerbesteuern bei dem insolventen Warenhauskonzern zu verzichten.
Dass 98 % der Städte mit Karstadt-Häusern einen solchen Verzicht erklären, ist eine der Bedingungen dafür, dass der Insolvenzverwalter seinen Rettungsplan überhaupt in Kraft treten lässt. Sonst spielen nämlich die Gläubiger nicht mit. Einerseits.
Andererseits gehe den Städten durch diesen Verzicht kein einziger Cent verloren. Weil es ja nur um rein „virtuelles“ Geld gehe, weil Karstadt ja insolvent ist, und was man sich sonst so erzählt bzw. erzählen lassen muss.

Wir reden also über einen Verzicht, der im Grunde gar kein Verzicht ist, auf den die Gläubiger aber doch zwingend bestehen, weil sie nun einmal Prinzipienreiter sind. So kennt man sie doch, diese Hedgefonds, Private Equitity Fonds und wie sie sonst alle so heißen, an die der Super-Manager Middelhoff dereinst Karstadt verkloppt hatte.
Zugegeben, die ganze Sache ist auch für besagte Gläubiger in Sachen „creating value“ nicht ganz so toll gelaufen wie für Herrn Middelhoff selbst. Und dies führt dann dazu, dass selbst Sozialdemokraten ihren Respekt bekunden. Selbstverständlich nicht für Herrn Middelhoff, der sich – möglicherweise nicht immer ganz gesetzestreu -eine goldene Nase verdient hat, sondern Respekt für die Gläubiger.
Wenn die nämlich so richtig Verluste gemacht haben und versuchen zu retten, was zu retten ist, sind das nämlich – im sozialdemokratischer Terminologie – gar keine Heuschrecken mehr, sondern einfach nur Leute, vor denen man einfach Respekt haben muss.
Opfer bringen, tolle Sache – egal ob Investoren oder Arbeitnehmer. Und wenn Letztere dann auch noch bereit sind, demnächst noch mehr Opfer zu bringen, dann, ja dann …
… sind sie glücklich. Wie Frau Rodenbücher. Die einfach nur darauf hofft, dass irgendwie gerettet werden kann, was vielleicht noch irgendwie zu retten ist. Für die meisten Karstadt-Beschäftigten ist es die einzige Chance. Denn wenn die Stelle weg ist, ist sie weg.
Insofern sieht es für die Belegschaft schon etwas anders aus als für die Gläubiger. Sicher, die Motive zur Erlangung sozialdemokratischen Respekts ähneln sich. Auch hier gilt: wenn weg, dann weg. Das Geld, aber eben in den meisten Fällen nur ein Teil des Geldes. Irgendwie wird es schon weitergehen. Gehedget wird schließlich immer.
Trotzdem: wenn´ s ums Geld geht, hört die Freundschaft auf. Und der Insolvenzverwalter tut sowieso nur seine Pflicht. Und so hat er in freundlichen Worten über eine Anwaltskanzlei der Stadt Duisburg dargelegt, dass es absolut rechtswidrig ist, wenn eine Stadt nicht auf ihren Anspruch auf die Gewerbesteuer verzichten möchte. xtranews hatte aus einem der Redaktion vorliegenden Schreiben zitiert.
Der Insolvenzverwalter reagierte mit diesem Vorgehen auf eine Entscheidung des Rates der Stadt. Am Montag, den 10. Mai, hatte der Stadtrat einstimmig (!) einen Verzicht auf die Gewerbesteuer abgelehnt. Das heißt: nicht ganz einstimmig. Der Oberbürgermeister hatte sich als einziger dafür ausgesprochen.
Es kam zu wütenden Protesten der Karstadt-Belegschaft, die schon am 12. Mai ihrem Ärger vor dem Rathaus und vor dem SPD-Parteibüro Luft machte. Auch in der örtlichen wie überörtlichen Presse wurde ein enormer Druck aufgebaut, der glauben lassen wollte, das weitere Schicksal Karstadts hinge vom Abstimmungsverhalten im Duisburger Stadtrat ab.

Der Ältestenrat wurde einberufen, der eine weitere Sitzung des Stadtrates anberaumte, der gestern, am 21. Mai 2010, gerade einmal zwanzig Minuten dafür brauchte, seine Entscheidung vom 10. Mai zu revidieren. Und – irgendwie schön: abermals fiel der Beschluss einstimmig. Nur eben, dass gestern das exakte Gegenteil beschlossen wurde, nämlich der Steuererlass.
Dass die SPD sowohl in diesem Beitrag als auch bei den gewerkschaftlichen Protesten besonders erwähnt wird, ist folglich nicht ganz fair. Es mag zum einen dadurch erklärlich werden, dass sowohl das Karstadt-Personal als auch ich in besonderem Maße auf die SPD hoffen – wenn auch die Hoffnungen nicht immer deckungsgleich sind.
Es liegt aber auch daran, dass sich die sozialdemokratische Fraktion den 180o-Schwenk schwerer gemacht hatte als die anderen. Während die CDU recht früh ein Einlenken auf die Linie ihres Oberbürgermeisters signalisierte, schwiegen Linke und Grüne eisern. Dagegen posaunte die FDP – als wolle sie unbedingt ihrem Umfaller-Image besonders eindrucksvoll gerecht werden – öffentlich heraus, auf jeden Fall bei ihrer ablehnenden Haltung bleiben zu wollen.
Bei der SPD mag man den Prozess der demokratischen Willensbildung innerhalb der Fraktion kritisieren. Und dass sich die Sozialdemokraten in ihrer Außendarstellung mit Ruhm bekleckert hätten, lässt sich beim besten Willen nicht sagen. Doch dass es eine ernsthafte Abwägung zwischen den nachvollziehbaren prinzipiellen Bedenken gegen einen Steuererlass und den scheinbar verheerenden Folgen eines Duisburger Sonderwegs gegeben hat, steht außer Frage.

Die Duisburger Kommunalpolitik steht – unabhängig von vordergründig parteipolitischen Betrachtungen – in diesen Tagen und Wochen nicht gut da. Sie wirkt – sei es Karstadt, sei es das Duisburger Stadtfenster, sei es die Duisburger Freiheit – manchmal inkompetent, häufig ohnmächtig. Dabei geht es doch um etwas!
Jedes einzelne dieser drei Projekte ist bedeutend für die Innenstadtentwicklung. Doch die Sache ist ernster: laufen die Dinge auch weiterhin so bedenklich wie bislang, ruinierte dies nicht nur das Prestige des Oberbürgermeisters (was zu verschmerzen wäre), es nährte Zweifel an den demokratisch gewählten (Kommunal-) Politikern insgesamt.
Zugegeben: die Einflussmöglichkeiten auf die Entwicklungen in Sachen Karstadt sind relativ gering. Inzwischen ist ein neuer Bieter aufgetaucht. Offenkundig wird hier ein großes Rad gedreht, und eine einzelne Kommune kann da nur schwer hineingreifen. Manchmal reicht auch schon eine solche Einsicht, um sich nicht weit über die Region hinaus lächerlich zu machen.
Doch meistens kann man auch ein wenig mehr bewirken. Dann geht mehr; mehr als nur Kleinigkeiten. Was auch immer geändert werden muss, ich kann mir nicht helfen: ich werde den Eindruck nicht los, in vielen Fällen würde schlicht ein höheres maß an Professionalität ganz gut tun.

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Foto: Panorama vom Tippelsberg (Fotomontage), Bochum, Copyright: ujesko/Michael Moos

Mohnstrietzel und Mutantentaschen

Mitten in der Neustadt im Gelsenkirchener Süden liegt die Backstube von Ägidius Krause – hier wird seit über 100 Jahren nicht nur Brot gebacken. Berühmtheit über die Stadtgrenzen hinaus haben die Apfeltaschen des 66jährigen erlangt, die von den zufriedenen Kunden auch schon mal als „Mutantentaschen“ oder „Apfelkoffer“ bezeichnet werden. Die Teilchen sind nicht nur besonders groß, sondern sie schmecken auch besonders gut.

Wer das Ladenlokal an der Ecke Wiehagen/Mühlenbruchstraße betritt, fühlt sich in einen Tante-Emma-Laden der 50er Jahre zurückversetzt. Die Ladeneinrichtung entstammt nämlich dieser Zeit. An der Wand hängen die Meisterbriefe der Mitglieder des Familienbetriebs, der älteste stammt aus dem 19. Jahrhundert. Bereits am frühen Morgen ist hier schon viel los: Jugendliche einer nahegelegenen Ausbildungseinrichtung holen sich ihr Frühstück, ältere Stammkunden warten auf das frisch gebackene Brot, und Pendler kaufen Teilchen für die Pause, um im Büro mit den Riesen-Apfeltaschen für Aufsehen zu sorgen.

Das eigentliche Geheimnis findet sich allerdings in den hinteren Räumen des Hauses. Hier steht der Steinofen der Firma Mohr von 1938, der heute noch im Einsatz ist. „90 Brote werden hier in der Woche gemacht – vor ein paar Jahren waren es noch 270“, sagt der 66jährige. „Morgens beginnen wir mit 12 Sorten Hefegebäck, dann kommen Weizenmischbrot, Stuten, Schweineohren und am Ende das Feingebäck.“ Seit etwa 1 Uhr nachts steht Ägidius Krause in der Backstube, und erst gegen 9 Uhr morgens ist Feierabend. Nach einem kleinen Schläfchen geht die Arbeit am Nachmittag dann im Verkaufsraum weiter. Viele Jahre lang hat der Bäcker alleine gearbeitet, seit einiger Zeit hat er Mitarbeiter für die Backstube und den Verkauf.

Die Bäckerei Krause gibt es seit 1897 in der Neustadt, sie wurde damals vom Großvater des heutigen Inhabers gegründet. Ganz am Anfang stand hier noch ein sogenannter Königswinterofen, der direkt mit Kohle beheizt wurde. Inzwischen sorgt eine Öl-Anlage für die entsprechende Energie. „Ich kann nur hoffen, dass der Ofen noch eine Zeitlang durchhält und nichts kaputt geht“, wünscht sich Ägidius Krause. „Wahrscheinlich gibt es heute keine Ofenbauer mehr, die so etwas reparieren können.“

Eine lange Zukunft hat die Bäckerei in der Neustadt wohl nicht, denn die beiden Söhne haben kein Interesse daran, die Tradition fortzusetzen. „Ich habe dann mit meiner Frau beschlossen, weiterzumachen, bis wir aufhören und auf Modernisierungen zu verzichten“, erklärt Ägidius Krause. So hat sich der Charme des Ladenlokals bis heute erhalten – und die handgemachte Qualität hat sich herumgesprochen. Seine Kunden stammen nicht nur aus der Neustadt und nicht nur aus Gelsenkirchen. Und wenn am Ende des Tages etwas übrig bleibt, dann bekommt die Gelsenkirchener Tafel die Backwaren. In der Neuzeit ist die Bäckerei inzwischen dennoch angekommen: Auf der Internetseite der Gelsenkirchener Geschichten diskutieren die Forumsteilnehmer angeregt über die geschmacklichen Vorzüge von Mohnstrietzel und Streuselplätzchen mit Puddingfüllung.

Fotos von Andreas Weiss

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Kulturhauptstadt App

Fast fünf Monate nach dem Start der Kulturhauptstadt Ruhr2010 ist es soweit: Es gibt ein Ruhr2010 App.

Das App ist kostenlos und auf dem üblichen Weg via iTunes zu beziehen.

Nach dem Start findet man drei Bereiche: Zum Beispiel  eine Liste mit allen Städten des Ruhrgebiets. Klickt man sie an, bekommt man einen Überblick über die Veranstaltungen vor Ort.

Dann kann man noch nach Kategorien suchen: Was findet zum Thema Architektur statt oder welche Festival gibt es? Da stellt man das fest, das bei dem Festivals Bochum Total zum Beispiel Bochum Total fehlt. Ist ja egal, kommen ja sowieso  nur 800.000 Leute hin.

Schließlich werden auch noch Local Based Services geboten: Da sieht man, was alles so in der Nähe des eigene Standortes stattfindet. Schön: Über Karten wird einem der Weg zum Veranstaltungsort gewiesen.

Katastrophal wie immer bei  Ruhr2010: Es gibt keinen vernünftigen Kalender. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit und auch gar nicht so schwer:   Die Frage, was an einem bestimmten Tag passiert ist ja nicht allzu exotisch. Aber das werden sie jetzt auch nicht mehr lernen.

148.000.000.000

Der Bundestag wird heute  den deutschen Anteil am Euro-Rettungspaket diskutieren. Es geht laut ZDF-Morgenmagazin um bis  zu 148.000.000.000 Euro.

Das ist eine Menge Geld – mehr als man sich vorstellen kann. Ich habe mal nachgeschaut was man mit 148.000.000.000 Euro so alles machen kann:

– 7400 große Gymnasien oder Gesamtschulen bauen

– 94 Jahre lang die Fraunhofergesellschaft finanzieren

– 1,5 Jahre lang sämtliche Bildungsausgaben von Bund, Ländern und Gemeinden finanzieren

– 3148 Jugendkliniken bauen

– Fast zehn Jahre die Haushalte aller Städte und Gemeinden ausgleichen

– etwas weniger als zehn Prozent der Staatsschulden tilgen

– 64.347.826.089 Biere im Intershop trinken

148.000.000.000 Euro sind also wirklich viel Geld. Richtig viel Geld. Und wenn wir Pech haben werden wir in ein paar Jahren glücklich sein, wenn wir für  148.000.000.000 eine Packung Zigaretten bekommen. Denn wenn die Rettung des Euros scheitert, wenn nicht gespart wird, ist eine hohe Inflation nicht unwahrscheinlich. Und aus der könnte eine Hyperinflation werden.