Es tut sich was in Bochum – Lesung junger Autoren im FKT

Am Freitag, dem 2. Juli 2010 wird um 21 Uhr das erste Treffen des neugegründeten Literaturkreises Bochum stattfinden. Die Veranstaltung soll jungen Autoren/innen die Möglichkeit bieten, sich und ihre Texte in einer Gruppe vorzustellen.

Jedem Autor/in stehen dabei 15 Minuten Lesezeit zur Verfügung. Die Texte (Lyrik oder Prosa) können entweder durch den Autor selbst oder, auf Wunsch, auch durch einen anwesenden Schauspieler vorgetragen werden. Nach der Lesung wird der Text durch die Anwesenden rezensiert.

Wer teilnehmen und also einen Text vortragen (lassen) möchte oder ausschließlich die Texte der anderen Autoren kritisieren will, ist herzlich eingeladen. Das Treffen findet in der dritten Etage des FKT (Freies Kunst Territorium) in der Diekampstrasse 44 in Bochum statt.

Update: Linkspartei-Abgeordneter Dehm zur Gauck-Wahl: „Wahl zwischen Hitler und Stalin“

Diether Dehm Bundestagsabgeordneter der Linkspartei äußerte sich gestern im Fernsehen zur Alternative Gauck – Wulff.

Zur Frage,  ob  die Linkspartei auch Gauck wählen könnte, äußerte sich gestern Diether Dehm im Fernsehen. Er fragte den Reporter: „Was würden Sie denn machen, sie hätten die Wahl zwischen Stalin und Hitler? “

Man kann sie beide ablehnen. Aus guten und aus weniger guten Gründen. Aber die Wahl zwischen Gauck und Wulff mit der Wahl zwischen Hitler und Stalin zu vergleichen ist.. ja, was ist es? Dehm ist übrigens ein alter, überführter Stasi-Spitzel, kommt aus dem Westen und war früher in der SPD.

Mittlerweile hat sich Dehm entschuldigt und erklärt, er sei missverstanden worden. Blöd für Dehm, dass an dem Video wenig misszuverstehen ist.

Summer in RuhrCity – LA lässt Grüßen

Die Luft ist heiß und der Himmel fast wolkenlos. Zeit sich einen offenen Zweisitzer zu leihen und einfach los zu düsen. Zuerst ein Stückchen raus ins Münsterland, über Recklinghausen Richtung Halterner See. Am besten über Landstraßen. Richtigen Landmief schnuppern. Dann einmal um den See spazieren und per Autobahn zurück. Am besten erst gegen Abend, weil dann die Ruhrhighways durchgehende Fahrt erlauben.

Es gibt Leute, die behaupten, das Ruhrgebiet hätte keine Skyline. Stimmt nicht. Der erste Himmelsstürmer auf meiner Liste ist eines der vielen Kohlekraftwerke dieser Region. Die Steag Dreckschleuder sehe ich schon in der Höhe von Marl Sinsen. Ein gigantisches Bauwerk, das es auch in der vertikalen Dimension mit jedem New Yorker Wolkenkratzer aufnehmen kann.

Als Energieverschwender ist es übrigens genauso überragend. Neben einer gewaltigen Menge Kohlendioxyd gibt das Monster auch über 30% der gewonnenen Power wieder direkt und ungenutzt in die Luft ab. Aber in Abendsonne ist das das Ding schon aus der Ferne von beeindruckender Prägnanz. Erst recht, wenn sich die verlorene Energie in Form übergroßer weißer Wolkenberge aus den 5 gewaltigen Kühltürmen vor dem dunkelblauen Himmel auftürmt, die den alles überragenden Schornstein wie kleine Schwestern umkränzen

Am Herner Autobahnkreuz, am Fuße dieses verschwenderischen Kraftprotzes, geht es den Emscherschnellweg Richtung Duisburg. Ab jetzt weiß ich nicht mehr wo welche Stadt gerade anfängt oder aufhört und es interessiert mich auch nicht die Bohne. Rechts und links ist nur noch ein undefinierbares Meer von Häusern,so sehr durchdrungen von Wald- und Buschfetzen, dass beides zusammen zu einem undurchdinglich erscheinenden Stadtdschungel im unmittelbaren Sinn wird. Dazwischen, wie spitze überdimensioniert Felsenklippen, weitere Schornsteine und Türme der immer noch alles andere überragenden Industrie. Aufgereiht, wie an einer Perlenschnur, noch mehr gewaltige Kraftwerke, die mit ihren roten Flugzeugwarnblinkern wie überdimensionierte Leuchttürme aussehen.

Wenn dazwischen in den Himmel gerichteten Laserkanonen aufblitzen, weiß ich, dass ich auf die Clubszene von Oberhausen zusteuere. Ab da ist der nächste prägnante Ruhrwolkenkratzer nicht mehr weit. Gegen diesen kreisrund-schlichten, innen komplett ausgehöhlten und mittlerweile eines der spannendsten Museen Europas beherbergenden Stahlkolosses vom Typ Gasometer hat selbst das direkt daneben gesetzte weithin neonbeleuchtete Supershoppingmal CentrO ästhetisch keine ernst zu nehmende Chance.

Ich verlasse den 6Spurtrail um mein Cabriolet vor dieser XXL-Blechdose zu parken und mich per Aufzug auf ihr Dach heben zu lassen. Der Blick von dort oben ist atemberaubend. Das eben noch unentwirrbar erscheinende Konglomerat der Industrielandschaft beginnt sich von dort oben mit einem Schlag zu strukturieren. Der riesige und insgesamt recht flache Stadtbrei bekommt auf einmal Kontur.

Der Fernsehturm von Dortmund, gut 40km entfernt ist bei diesem klarem Wetter gut zu sehen. Genauso der Maritim-Hotelklotz in Gelsenkirchen, das Hochhausensemble von Essen-Mitte und der Klöcknerkomplex am Duisburger Hauptbahnhof. Selbst Bochum ist vermittels der schlanken und hochgewachsenen ehemaligen Kruppzentrale und seinem Landgericht zu verorten. Der Rhein gibt, vermittels der qualmenden Hochöfen des Thyssenstahlwerks in Bruchhausen, Rauchzeichen. Er selbst fließt allerdings so ruhig dahinter, als würde ihn das alles gar nichts angehen.

Das milliardenteure Klein-Amerika zu meinen Füßen wirkt von oben wie aus der Spielzeugkiste. Auch der dazugehörige in postmodern-dekonstruktivistischer Manier gestalte Bus- und Straßenbahnhalt aus überdimensionierten Mikadostäben. Beim Warten hat man dort zwar ein beeindruckend kompliziertes Dach über dem Kopf, das einen aber schon bei leichterem Wind plus Regen nicht trocken hält. Bei besonders starken Wolkengüssen kommt das Wasser in Sturzbachdimension auf die Wartenden nieder und muss nachher von speziellen Reinigungskräften vom dadurch gefährlich glatt gewordenen marmornen Bahnsteigboden abgewischt werden.

Wieder runter vom Gasometer und hinein in meine flache Openairsemmel. Meine nächste Autobahnabfahrt führt direkt in den Duisburger Innenhafen. Es lag immer schon ein bisschen Seeluft über dieser beeindruckenden Waterfront. Nachdem Miles-And-More-Star-Architekt Norman Foster dort sein kreatives Unwesen getrieben hat ist sie leider verschwunden bzw. einem beeindruckend aalglatten Ambiente mit aalglattem Wasser und aalglatten Anwohnern gewichen. Die Uferpromenade, die ihren Namen wirklich verdient, ist dagegen eine echte Bereicherung. Nicht so mondän wie die neue Rheinpromenade in Düsseldorf, dafür aber ehrlicher und vor allem ruhiger. (Noch)Kein Schaulaufen des Sehen – und Gesehenwerdens, keine aufgedrehten Altstadttouristen, keine Abzockerpreise. Ruhrgebiet und Ruhrgebietsgeschichte ist immer noch spürbar, mit einer kleinen Prise Weltoffenheit, die jeden größeren Hafen am Rhein auszeichnet.

Danach geht es per Highway quer durch Duisburg, über Mühlheim Richtung Essener Innenstadt zu einem kleinen Abendtrunk. Ich muss hier immer wieder aufpassen, denn das Netzt der Autobahnen und vierspurigen Stadtschnellstraßen ist hier trotz riesiger Beschilderung so unübersichtlich, dass ich nachts aus Versehen schon mal fast in Holland gelandet bin. Ich will stattdessen in eine spezielle Bar. Bis dahin, für gut eine weitere halbe Stunde, wieder dieses grün gesprenkelte nie endende Häusermeer.

Jetzt ein mal mehr oder weniger funkelnder Lichterteppich, der zum Ziel hin immer dichter gewebt scheint. Bei der Einfahrt nach Essen gesellt sich die Straßenbahn – wie eine stille Erinnerung an mein ökologisches Gewissen – neben mir als fünfte Spur in die Mitte der Schnellstraße. An ihren Stationen in mitten der vorbei brausenden Autos ein paar verlorenen Menschen, die – wie sonst auch ich – auf dieses umweltfreundliche Schienenfahrzeug nicht nur tagsüber angewiesen sind. In der Rushhour dürfte der Vergiftungsgrad ihrer Lungen dem eines Kettenrauchers mit Hang für filterlose Zigaretten entsprechen, vom unerträglichen Lärm ganz zu schweigen.

Ab Abfahrt Essen Mitte ist dieser Spuk zu Ende. Von da aus sind es noch höchsten 2 Minuten bis zu meinem eigentlichen Ziel. Die Bar stammt aus den fünfziger Jahren und wurde von den neuen Inhabern original restauriert, mit richtigen Cocktailsesseln und über 300 verschiedenen Longdrinks. Drum herum tote Hose, denn Essens City ist nach Geschäftsschluss fast gänzlich von Menschen befreit. An der Cocktailtheke jedoch, an der ich nun verweile, ist Leben: Jazzmusik, gedämpftes Licht, meistens Paare an den kleine Tischen mit Blick durch wandgroße Glasflächen auf den fast leeren Limbecker Platz.

Nur einige schwarze Dealer aus dem nahe gelegen Drogenumschlagsquartier hinter dem Hauptbahnhof streiten sich draußen, nicht weit von uns, mit einander. Bis ein jüngerer deutscher Kunde kommt, um genauso schnell wieder zu verschwinden. Weder mich noch die anderen Gäste interessiert das sonderlich, sind wir doch in jeder Weise in einer anderen Welt. Nicht nur räumlich.

Nach dem Aperitif namens „Ars Vivendi“ meinem Lieblingscocktail, ist es Zeit für ein kleines aber feines Abendmahl. Wenn ich mir schon einen offenen Sportwagen gönne, dann muss auch das Drumherum stimmen, und da gibt es für mich im Ruhrgebiet nur wenige Orte. Nicht das es mittlerweile nicht reichlich und flächendeckend Toprestaurants gibt. Aber es gibt nach meiner Kenntnis nur eins, dass sich – obwohl man es wohl unter Gourmets nicht bei 5 Sterne handeln würde – in ein Ambiente gewagt hat, in dem es sich auch architektonisch konsequent der industriellen Baugeschichte dieses speziellen Stadtlandschaft stellt: Das Kasino der Zeche Zollverein.

Essens Stadtväter und ihre Tief- und Straßenbauer haben dafür gesorgt, dass ich von meiner Cocktailbar durch den herunter gekommenen Essener Norden wieder mindestens vierspurig weiter cruisen kann, um dann nach nicht mal einer Viertelstunde vor dem UNESCO-Weltkulturerbe zu parken. Drumherum wieder mal tote Hose, hier aber mit Currywurst und Kebab, was übrigens vom Leser nicht als kulinarische Diffamierung eben dieser auch von mir geliebten Schnellgerichte aufgefasst werden sollte.

Zur Abwechslung zwischendurch puffartig beleuchtete Wohnungsfenster und kleinere Ansammlungen der Dosenbierfraktion. Sie kann mit der neuen Zeche Zollverein genauso wenig anfangen wie die meisten anderen Leute in dieser Gegend. Auch nichts mit dem Restaurant, das ich jetzt betreten werde. Schon allein wegen der Preise, die auch mich ansonsten vom regelmäßigen Besuch solcher Orte fernhalten. Aber im Moment ist mir das sturzegal.

Es ist die ehemalige Turbinenhalle der besagten Zeche Zollverein. Auch sie ist – zwar von ihrem Maschinenpark befreit – fast pur belassen. Das Umbaukonzept: Hartes Material und weiches Licht. Hier überwiegend Kerzenlicht, das das warme und zugleich elegante geschnittene Holz der Inneneinrichtung betont, ohne die gnadenlose Mächtigkeit der sie umgebenden Beton- und Stahlkonstruktion zu beschönigen

Hier findet man auch die wenigen echten Yuppies, die das Ruhrgebiet beherbergt. Darunter in der Regel ein paar Kulturschaffende mit eingebautem Pensionsanspruch oder die mit größerem privatwirtschaftlichem Erfolg in der entsprechenden Branche mit ihren ebenso schwarz, aber meistens etwas billiger gekleideten Adlaten. Mein offener Flitzer ist deswegen auch nicht der einzige auf dem dazugehörigen Parkplatz. Er dürfte jedoch der einzige geliehene sein.

Was mir und meinem Fahrzeug natürlich absolut gleichgültig ist, ermöglicht es und beiden doch nach dem Nachtmahl in nicht einmal einer weiteren halben Stunde in eine Tangokaschemme nach Dortmund zu düsen. Die nächste Autobahnauffahrt ist wieder nur 5 Fahrminuten entfernt und eröffnet ab da um diese Zeit fast durchgehend und unter systematischer Missachtung der Verkehrsschilder die nach oben offenen Geschwindigkeitsskala . Der Motor brüllt und der Wind wirbelt mir die Haare um den Kopf. Die Musik aus dem Autoradio ist trotz höchster Laustärke nicht mehr zu hören.Wunderbar.

Das Häusermeer ist jetzt weder grün gesprenkelt noch bunt beleuchtet sondern tief schwarz. Eine nur noch unklar vorbei huschende Kulisse eines Roadmovies aus Abfahrten, Kreuzungen, weithin leuchtenden Tankstellen und Drive-in-Mac-Donalds. Einzig und allein die Kraftwerksschlote ragen weithin und ungerührt rot blinkend daraus hervor.

Das Checolala, heute heißt es TNT, kenne ich noch als Szenekneipe aus den Siebzigern. Es hat sich rein äußerlich auch nicht groß verändert. Drum herum supertote Hose, d.h. nicht mal Currywurst und Kebab. Drinnen jedoch sammeln sich Beinarbeiter der ganz besonderen Art aus dem ganzen Ruhrgebiet. Denn der Tango Argentino ist seit 2 Jahrzehnten auch in der Ruhr-Diaspora angekommen und blüht dort aus der Natur der Sache heraus vor allem nachts.Nicht nur in Dortmund.Hier jedoch in der Mitte von Nirgendwo, gegenüber einer vierspurigen Doppelstock-Bahntrasse, im Erdgeschoß eines heruntergekommen Eckhauses aus der Gründerzeit, nahe einem verlassenen Industriegebiet ist er – was seine sozialräumliche Tradition betrifft – ideal aufgehoben.

Die Möblierung des TNT, eine Mischung aus Gelsenkirchener Barock, Kroatischem Kaffehaus und Ruhrpunk ist in seiner kruden Mischung einzigartig. Die Tanzfläche, von ein paar Billigkerzen und einem abgehalfterten roten Strahler beleuchtet, der sich in einer dieser unsäglichen Glitzerkugel aus den 50ger Jahren bricht, hat die ideale Größe für einen Tangosalon, wobei Salon hier, in neudeutsch, nicht für die Location sondern für den Event steht. Alles zusammen ein geradezu idealer Gegenpart zum Kasino Zollverein und mir eigentlich lieber als dieser Yuppieschuppen.

Trotzdem würde ich auf beide nicht verzichten mögen. Dafür tue ich es jedoch gerne am nächsten Tag auf mein hoch motorisierten Freiluftschlitten. Dann sind nämlich dieselben Straßen auf denen man in solchen Nächten wunderbar herumgondeln kann wieder proppevoll und unausstehlich. Von meinem sich wieder meldenden Ökogewissen ganz zu schweigen.

Größte deutsche Banane vor dem Aussterben?

Hamborn liegt im Duisburger Norden und dort gibt es, direkt an der A 42, in Sichtweite der IKEA, einen hundertjährigen Botanischen Garten mit einem Tropenhaus. Von unserem Gastautoren Helmut Junge

Das Tropenhaus selbst ist nur etwa 40 Jahre alt, und ist wegen der Finanzkrise der Stadt Duisburg, und den, laut Umweltdezernenten Peter Greulich, viel zu hohen Renovierungs- beziehungsweise Unterhaltskosten stark Schließungsgefährdet. Zwar gibt es einen Ratsbeschluss vom März dieses Jahres, der dieses Tropenhaus als erhaltenswert betrachtet, aber die Stadt Duisburg kann längst nicht mehr souverän über ihren Haushalt entscheiden und am 7. Juli gibt es ein Gespräch mit dem Regierungspräsidenten, wobei dieser noch einmal mit darüber entscheidet, was die Stadt Duisburg mit ihrem Geld tun darf, und was sie nicht damit tun darf.
Kürzlich hat der Umweltdezernent Dr. Peter Greulich in einem Interview mit der WAZ die Heiz-und Personalkosten als unverhältnismäßig hoch, gegenüber dem Nutzen für die Bürger bezeichnet. Er hätte in der Vergangenheit die Örtlichkeit häufiger besichtigt, aber niemals einen Besucher angetroffen. Angesichts der geringen Resonanz müsste ernsthaft über den Erhalt des Tropenhauses nachgedacht werden, zumal das Dach, wie er sagte „abgängig“ sei. Die WAZ Duisburg-Nord schrieb vor ein paar Tagen einen Artikel darüber, der allerdings nur im kleinen Lokalteil DU-Nord zu lesen war!

Nun ist es in der Tat so, dass dieser botanischen Garten kaum über die Grenzen Hamborn hinaus bekannt ist! Aber daß das Tropenhaus gar nicht frequentiert wird, das stimmt nach meinem eigenen Beobachtungen nicht, denn in den 20 Minuten, in denen ich heute meine Fotos geschossen habe, waren außer mir noch vier Besucher gleichzeitig dort. Aufs ganze Jahr hochgerechnet würde das bedeuten, dass etwa jeder Hamborner Bürger einmal im Jahr das Tropenhaus besichtigt.

Ich halte das für eine akzeptable Resonanz, denke aber, da ist tatsächlich noch einiges an Werbung zu leisten. Dazu kommt noch, daß sich die Bevölkerungszusammensetzung in den letzten Jahrzehnten durch den Zuzug von Menschen aus dem mediterranen Ländern stark verändert hat.
Bei diesen Neubürgern ist nach meiner Beobachtung noch nicht so viel Symphatie für eine Dschungelatmosphäre gewachsen.
Diese Bevölkerungsgruppen wären aber sicher interessiert an Pflanzen, die aus ihrer Heimat stammen. Da wäre eine Sonderausstellung mediteraner Pflanzen sicher keine schlechte Werbeidee.

Nebenbei bin überzeugt davon, dass dieses Tropenhaus eine Attraktion auch für die Bewohner der Nachbarstädte werden könnte. Aber nicht mal im nur wenige Kilometer entfernten Oberhausen weiß jemand, daß dort einige echt attraktive Raritäten zu besichtigen sind.

Da ist also insgesamt, tatsächlich noch einiges an Werbung zu leisten.
Was gibt es denn da zu sehen?
Dort stehen die größten Bananenpflanzen Deutschlands, und die größte deutsche Banane trägt zur Zeit Früchte!
Dort steht ein 8 Meter hoher Ficus, und unzählige mittelgroße und kleinere Pflanzen erzeugen den Eindruck, dass sich der Besucher in einem fantastischen Tropenwald befindet.
Das Haus verfügt über riesige Sortenvielfalt von Fuchsien, vielleicht die größte im großen Umkreis. Die Vegetation im Inneren des Tropenhauses ist also bemerkenswert, und läßt sich, falls das Tropenhaus abgerissen würde, nicht mehr wiederherstellen.
Wie stehen die politischen Parteien in Duisburg dazu?
SPD und CDU haben jeweils bereits mit interessierten Bürgern Ortsbesichtigungen durchgeführt. Auf telefonische Nachfrage hat mir für die Duisburger Grünen deren Fraktionsgeschäftsführer Ralf Krumpholz gesagt, dass seine Fraktion im März für den Erhalt des Tropenhauses gestimmt hätte, und diese Beschlußlage noch gilt.
Die Position der Duisburger Linkspartei zu erfragen war etwas schwieriger, weil deren Geschäftsstelle erst nicht besetzt war und ich dann über die Telefonnummer der Ortsgruppe Hamborn deren Fraktionsvorsitzenden Hermann Dierkes persönlich am Apparat hatte. Der war grad nicht in Sachen Weltpolitik unterwegs, und erklärte mir, daß die Linkspartei das Konzept der Stadtverwaltung zur Stilllegung des Tropenhauses abgelehnt hat, und sich auch in Zukunft für den Erhalt dieses Tropenhaus einsetzen will. Der Regierungspräsident könnte seiner Meinung nach aber im Juli den gesamten Haushaltsentwurf der Stadt Duisburg noch kippen.

Ausblick: Das Tropenhaus ist technisch intakt, und könnte nach Ausbessern von ein paar Dachscheiben noch 20 Jahre ohne größere Kosten eine überregionale Bedeutung bekommen, wenn etwas Phantasie in zusätzliche Events gesteckt würde. Sonderausstellungen z.B. zur mediterranen Pflanzenwelt, oder attraktive Einzelpflanzen einfügen.
Also Werbung machen. Dann kann man vielleicht sogar Eintrittskarten verkaufen, denn bisher ist der Besuch kostenlos.

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Der Ruhrpilot

Wahl: Wulff siegt – Schwarz-Gelb verliert…Stern

Wahl II: Koalition redet sich die Wulff-Wahl schön…Spiegel

Wahl III: Lammert scherzt sich durch den Wahlkrimi…Welt

Wahl IV: Versteinerte Gesichter, gefallene Masken…FAZ

Wahl V: Die Linkspartei hat versagt…Querblog

Wahl VI: Nicht gesprungen…Zeitrafferin

Wahl VII: Die CDU entgleitet Merkel…Sprengsatz

Wahl VIII: Die hessische Landesvertretung wusste es als erste…Frontmotor

NRW: Forderung nach Doppelspitze in der CDU…Welt

Ruhrgebiet: 750 Jahre Knappschaft…Pottblog

Dortmund: Stadt sucht neuen Betreiber fürs FZW…Der Westen

Dortmund II: Envio freut sich über „reine Bleche“…Ruhr Nachrichten

Dortmund III: Probleme am U-Turm mit der Videoinstallation…Der Westen

Duisburg: Hoffnungsbaum in Hochfeld…Xtranews

Bochum: Zur Fortsetzung des Tortenprozesses…Bo Alternativ

Gelsenkirchen: Kray or die…Gelsenkirchen Blog

Gelsenkirchen II: Architektur für jüdisches Leben in Gelsenkirchen…Hometown Glory

Medien: Bürgerreporter bei der WAZ-Gruppe: Chance für braune Schreiber?…Zoom

Pop: Wer zum Teufel ist Rolf Zuckowski?…Denkfabrik

Bundestagspräsi Lammert schlägt Twitter

Bundespräsi Lammert zeigt Twitter die Grenze

Es war eine der unter-anderem-spannenden Fragen dieser Bundespräsidenten-Wahl, ob der Chef der Wahlversammlung, Norbert Lammert, Bundestagspräsident aus Bochum, es schafft, Twitter zu bändigen. Dass eben nicht vorab die Zahlen der Wahl raussickern, wer Sieger wird und wer verlieren.

Nun: Er hat es geschafft. Kurz vor der Verkündung der Ergebnisse im ersten Wahlgang kursierten diese Zahlen durch Twitter:

Aus gut informierten Kreisen: 529 Gauck, 595 Wulff, 118 Jochimsen, 2 Rennicke

Am Ende des ersten Wahlganes verkündete Lammert diese Zahlen:

1242 abgegebene Stimmen, davon zwei ungültige, 13 Enthaltungen,

499 für Gauck,

126 für Jochimsen und

600 für Wulff.

Damit ist klar, Lammert hat die Twitter-Lecks gestopft. Aus dem Auszählerzimmerchen tropft nix raus.

Ach und noch was ist nach dem Ergebnis klar: Wenn die Linken clever wären, könnten sie Merkel heftigst beschädigen. Wulff hat 44 Stimmen aus der Union nicht bekommen. Wenn Gauck im nächsten Wahlgang siegen würde und das könnte er, wären Merkel und Westwelle richtig in Stress.

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Jabulanis Super Slomo. Technik verändert die WM

Achtelfinale vorbei, die ersten fußballfreien Tage seit Wochen, Zeit für ein paar Sätze WM-Zwischenfazit.

+++  Ich mag ja das Wort „Weltregie“, auch wenn damit nicht die „Ermächtigung“ (Gauck) der UN gemeint ist. Nein, die Weltregie sorgt in diesen Wochen dafür, dass es letztlich egal ist, wo ich die Spiele der Fußball-WM sehe, die Bilder sind überall die gleichen. Es gibt keine zusätzlichen nationalen Kamerateams mehr, nur noch das Weltbild der Weltregie. Wie es nicht anders sein kann, steht die Weltregie natürlich unter der Aufsicht des Weltverbandes FIFA, der dafür sorgt, dass seine FIFA-Werbebanden besonders gut zur Geltung kommen und die Fans dahinter etwas weniger.

+++  Weltbild und Weltregie und FIFA sind es auch, die für den Einsatz der abgefahrensten Zeitlupe aller Zeiten verantwortlich sind, die dafür sorgt, dass jede Szene dieser WM, so was von nachbetrachtet werden kann, dass sich sogar schon Spieler um Schiedsrichter versammelt haben, weil sie auf der Videowand im Stadion gesehen haben, dass das Gegentor kein Tor war, sondern abseits. Die Spielszenen fast ins gespenstisch verzögernde Zeitlupe hat dabei durchaus ihre reizvolle Seiten. Wenn man etwa die ungeheure Biegsamkeit der Finger Manuel Neuers oder die Flexibilität der Gesichtszüge des Spaniers Iker Casillas beim Ausschnauben so genau beobachten darf wie früher nur die Tropfen der Kaffeewerbung.

+++  Weniger reizvoll sind die Slomos natürlich für Schiedsrichter. Meine These: Ohne die neue Zeitlupe hätten wir weniger Fehlentscheidungen gesehen, weil wir sie gar nicht bemerkt hätten – anders gesagt: Uns und den Referees wäre einiges erspart geblieben. Was erneut die Frage aufwirft, ob der technologische Fortschritt wirklich ein Zugewinn ist oder eher ein Nullsummenspiel?

+++  Das zweite, rundum ähnlich fortschrittliche Gadget der Spiele ist natürlich der Jabulani, der WM-Spielball, der übersetzt „Feiern“ heißt, von Adidas ausgetüftelt wurde und selbst Adidas-freundliche Ex-Fußballer wie Mehmet Scholl die Stirn runzeln lässt. Das neue Spielgerät, das in der kommenden Bundesligaspielzeit dann unter dem Namen „Torfabrik“ in jedem Bundesligaspiel zum Einsatz kommen wird, schreibt Flugbahnen wie ein Werbegeschenk von der Sparkasse, führt aber nicht zu mehr Toren oder einer „Ermächtigung“ (Gauck) der Schützen, sondern zu dem ziemlichen Gegenteil: Es gibt wohl kaum einen Weitschussexperten oder Torwart, der sich bei dieser Weltmeisterschaft nicht schon mindestens einmal so gründlich blamiert hat, dass er, „wenn es auf dem Platz ein Loch gegeben hätte, dort für immer eingezogen wäre“, wie es Javier Mascherano aus Argentinien schon mal gesagt hat.

+++  Adidas hat – auch dank Jubulani! – das Viertelfinale mit vier Mannschaften übrigens klar für sich entscheiden können. Puma und Nike sind jeweils nur zweimal dabei. Dafür hatte Nike den eindrucksvollsten Werbespot zur WM vorgelegt. Doch mit den Hauptfiguren Drogba, Ronaldo, Ronaldinho, Rooney, Cannavaro wurde nur die alte Nutella- -Lehre bestätigt, wonach Spieler, die in Werbespots auftreteten, in einem anstehenden Turnier ähnlich erfolgreich abschneiden, wie vorab gehandelte KandidatInnen auf das Amt des Bundespräsidenten.

+++  Übrigens: Sollte das deutsche Team tatsächlich Weltmeister werden, steht die nächste Legende aus Herzogenaurach schon geschrieben. 1954 wars bekanntlich der neue Schraubstollenschuh, der den deutschen Spielern die nötige Trittsicherheit im Sieg im Berner Wankdorfstadion gab. In Südafrika wird dann der beknackte Gummiball als Titelbringer gefeiert werden. Wie eng sich Adidas, DFB und Fernsehen sind, konnten wir ja bereits bei den Liveschaltungen zu Michael Ballack und der „Adidas-Familie“ rund um das Achtelfinale gegen England erleben.

Wir sollten nicht auf Gauck setzen, sondern auf uns

Joachim Gauck Foto: Matthias HiekelEigentlich ist die Wahl des Bundespräsidenten nicht mehr als ein Machtzeichen. Egal ob Regierung oder Opposition: Wer seinen Kandidaten durchbringt macht seinen Führungsanspruch deutlich.

Mit uns, den Bürgern, hat das nicht viel zu tun. Und im Normalfall ist es auch ziemlich egal, wer Bundespräsident ist. Zum Beispiel die Reden: Ich habe erst eine erlebt, die wirklich historisch war. Richard von Weizsäcker hielt sie 1985. Alle anderen sind verpufft. Ich bin zufrieden wenn der Bundespräsident nicht allzu peinlich ist.

Trotzdem würde auch mir wünschen, dass Joachim Gauck gewählt wird. Nicht weil ich glaube, Christian Wulff würde den Job schlecht machen. Das würde er sicher nicht. Sondern weil ich mit der Politik unzufrieden bin. Nicht nur mit der Regierung, sondern damit, wie es in der Politik generell läuft. Meine Wertschätzung der Politiker hat einen Tiefpunkt erreicht. Mein Zutrauen in ihre Fähigkeiten auch. Aber würde sich das durch die Wahl Gaucks ändern? Nein. Unsinn. Mit der Wahl Gaucks sind Hoffnungen verbunden, die er, im unwahrscheinlichen Fall seiner Wahl, nicht erfüllen könnte.

Wenn viele  jetzt Gauck fordern, fordern sie eigentlich eine andere Politik. Und die möchte ich eigentlich immer seltener nur Politikern überlassen. Ich möchte mitbestimmen. Nicht nur bei Wahlen, sondern auch bei Volksabstimmungen. Im Bund, im Land und in meiner  Stadt. Gaucks Charme ist der Charme eines Bürgerrechtlers, der Charme eines Menschen, der gegen eine Diktatur aufbegehrte. Er forderte seine Rechte ein in einer Zeit, in der das gefährlich war. Wir sollten mehr  Rechte einfordern. Und wir leben in einem Land, in dem das einfach und risikolos ist. Was Gauck in einer Diktatur konnte, sollten wir doch in einer Demokratie  auch hinbekommen.