Der Ruhrpilot

NRW: NRW-CDU in Finanzaffäre verwickelt…Spiegel

Medien: Recklinghäuser Zeitung demnächst mit Mantel der Ruhr Nachrichten…Pottblog

Dortmund: Hoher Beamter auf Nazi-Demonstration..Ruhr Nachrichten

NRW II: Schmieden SPD-Rechte eine Intrige gegen Hannelore Kraft?…Der Westen

NRW III: Migranten und Muslime treten mit Protestpartei an…Welt

NRW IV: Die Wählermacht der Zuwanderer…RP Online

Kultur: Kulturvolksfest am 1. Mai…Hometown Glory

Kultur II: Der Kontinent Kleist – die Ruhrfestspiele 2010…Goethe Institut

Ruhr2010: Kulturhauptstadt hat schon 2,5 Millionen Besucher…RP Online

Essen: Online-Umfrage…Kurzgeschichten

Recklinghausen: Bürgermeister begrüßt Vorstoß für zweite Bauausstellung…Der Westen

Software: Will Steve Jobs Theora angreifen?…Netzpolitik

Debatte: Elite aus Einheit?…Gelsenkirchen Blog

Griechenland: „So is the euro itself in danger? In a word, yes.“…Weissgarnix

PR: Autonome Smartfahrer…Exportabel

Umland: “Ruhrtaltrasse – NEIN” ist der mitgliederstärkste Verein in Wennemen…Zoom

Umland II: Richter und Staatsanwälte als Demonstranten in Düsseldorf…Law Blog

Neue Schlappe für Eons Mega-Kraftwerk

Die Bezirksregierung Münster stoppt weitere Bauarbeiten am Dattelner Kohlekraftwerk: Die Teilabschnitte 4 und 5 dürfen nicht weiter gebaut werden

Das Riesenprojekt des Düsseldorfer Energiekonzerns Eon wurde schon am 16. März vom Bundesverwaltungsgericht gebremst. Die Leipziger Richter sahen den Bebauungsplan Nr. 105 der Stadt Datteln für das Kraftwerksgelände als rechtsungültig.

Daraufhin beantragte E.ON bei der Bezirksregierung Münster, Teile der Arbeiten am 4. und 5. Abschnitt, also zum Beispiel Gleise und Brandschutzbauten, weiterführen zu können. Die Münsteraner Bezirksregierung hat dieses Vorhaben an diesem Freitag abgelehnt „Ohne einen rechtsgültigen Bebauungsplan sind auch die Teilgenehmigungen derzeit rechtswidrig“, so Sprecherin Sigrun Rittrich.

Nun wartet der Konzern und das CDU-Wirtschaftsministerium auf einen neuen Plan des Dattelner Rates. Beide wurde im September 2009 von dem spektakulären Urteil des Münsteraner Oberverwaltungsgerichts kalt erwischt: Die Richter erklärten den Bebauungsplan der Stadt Datteln für den mit 1055 Megawatt größten europäischen Monoblock- Meiler für nichtig. Seitdem stehen die Bauarbeiten an den kilometerweit sichtbaren Türmen teilweise still.

Und das, obwohl Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU) die Gesetze ihren Wünschen anpasst: Die Düsseldorfer Regierung hat das Landesentwicklungsprogramm Ende 2009 geändert, um das umstrittene Kohlekraftwerk doch noch ans Netz gehen zu lassen. Bislang legte das Programm klimapolitische Ziele wie die Förderung von erneuerbaren Energien fest. Diese Ziele wurden nun nachträglich ersatzlos gestrichen werden, weil sie den Dattelner Milliardenbau im September juristisch zu Fall gebracht haben. Das Münsteraner Verfassungsgericht urteilte damals, das Wirtschaftsministerium habe einen Regionalplan genehmigt, der nicht den eigenen Vorgaben des Landesentwicklungsprogramm entspreche.

Nun muss Eon erst einmal still halten. Die juristische Fehde um die größte Klimafeinde der Kohlelobby im Lande wird noch Jahre andauern. Vielleicht aber wird das Kraftwerk die nächste Landesregierung auch nicht überstehen: Die Grünen haben angekündigt, den Bau zu Fall zu bringen sollten sie mitregieren.

Oberhausener Kurzfilmtage 2010, Teil 1: Atmosphärisches

Zwei Berichte auch in diesem Jahr wieder von den Internationalen Kurzfilmtagen. Es ist Freitag, kurz nach Mittag, und natürlich ist schon viel passiert. Viel passiert? Man ist in der Alten Mitte von Oberhausen. Es ist der 30. April: Frühlingsfest in der Fußgängerzone, lange Schlangen beim HartzIV-Zahltag an den Geldautomaten, ein Tag vor dem 1. Mai und der erste volle Tag des Festivals.

Auf der Hinfahrt von Rüttenscheid mit Zwischenhalt in Altenessen sitzt der Laptop-Journalist in einem recht schicken, neuen Regionalexpress und sieht viele sogenannte einkommensschwache Menschen, die vor allem eines ausdrücken: Nostalgia for a non-existent future, „Ruhrgebiets typische Melancholie“, wie es gestern noch der belgische Konzeptkünstler Kris Verdonck bei der Präsentation von „Theater der Welt“ im Essener Grillo sagte. Ausgestiegen am Hauptbahnhof fällt auf, dass in dieser Region so viele Bahnhöfe neu gebaut worden sind, dass man sich fragt, ob die so jetzt für die Ewigkeit halten müssen, weil ja zukünftig kein Geld mehr da sein wird. Über den Friedensplatz mit den (noch) verwaisten Bierständen auf die Elsässer Straße, an der nicht zuletzt die Lichtburg (Foto: Jens Kobler) liegt. Das Festivalbüro und auch das Gesprächsforum/Pressecenter befinden sich nahezu direkt gegenüber, was einfach der Tatsache geschuldet ist, dass hier immer mehr Ladenlokale leer stehen. Teile der Alten Mitte sollen demnächst zu Kreativquartieren umdeklariert werden – das erinnert an den nördlichen Teil der Essener Fußgängerzone, nur geht es hier um den ehemaligen Nukleus einer ganzen Stadt. Hier bröckelt es nicht nur an der Rändern.

Festivalleiter Lars Henrik Gass sagt in dem morgen hier vollständig verfügbaren Interview denn auch, dass das Festival in diesem Jahr mehr denn je auch auf seine unmittelbare Nachbarschaft zugeht. Bei allem Interesse an Avantgarde und der Tradition des berühmten Oberhausener Manifestes vergessen die Macher eben nicht, wo sie sind (Still aus „Wellenreiter“ von Markus Mischkowski und Kai-Maria Steinkühler). Das an sich ist begrüßenswert, aber auf der folgenden Pressekonferenz des RuhrForum Filmbildung wird es jenseits von einzelnen Programmpunkten des Festivals erst recht deutlich, dass auch auf breiter Basis den Verhältnissen aktiv begegnet wird: Fünf Filmfestivals aus dem Ruhrgebiet gehen in Kooperation mit Ruhr2010 und der Ruhr Universität Bochum auf Lehrer, Pädagogen und Kinder zu, um Medienerziehung und -kompetenz aktiv zu fördern. Mehr hier. Kann die Mehrheit der Bedürftigen das einsehen, dass dies ein Beitrag zu ihrer Emanzipation aus prekären Verhältnissen sein kann? Lars Henrik Gass betont wie jeder engagierte Kulturarbeiter zurecht, dass er eigentlich (!) nicht der Meinung ist, dass Kultur das leisten muss, was die Politik verpasst. Die Politik, die Kirchen, die Verbände und Vereine, oft aber sicher auch die oft lieber nach „oben“ orientierte Kulturwirtschaft, möchte man hinzufügen. Umso schöner: Die vielen aus der Lichtburg strömenden Kinder am Morgen, als der Autor dieser Zeilen noch nicht an Fotos dachte, leider. Da war das RuhrForum Filmbildung bereits in vollem Effekt erlebbar.

Nun, es ist Freitag. Die große Dosis Glamour gibt es immer zur Eröffnung, zur Preisverleihung am Ende und am traditionell starken Samstag des Festivals. Generell macht es hier auch durchaus den Eindruck, dass Kurzfilmtage und Nachbarschaft mehr als nur koexistieren. Beim Griechen gibt es Ouzo und Nachtisch umsonst zum guten Essen, das Transatlantik wirkt ein wenig überdimensioniert, aber das freut die poussierenden Pärchen im hinteren Teil des Restaurants sogar eher. Und dass die Besucher des Festivals hier durchaus auch arbeiten und nicht nur in Kunst verloren durch die Straßen flanieren, auch das macht anscheinend einen guten Eindruck auf die Anwohner und Angestellten in Oberhausen-City. Dass aber Kurzfilmtage, Druckluft und Altenberg hier einmal nebst natürlich Ebertbad und Theater solch einen Stellenwert für Selbstwertgefühl und kulturelle und persönliche Bildung haben würden: das war vor Jahren keinesfalls abzusehen. Um es etwas zu poetisch zu schreiben: Diese kleinen Leuchtürme strahlen hell, blenden kaum und erleuchten nachhaltig.

56. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen noch bis Dienstag im und rund um den Lichtburg Filmpalast.

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Ich mag Apple einfach nicht mehr so…

1991 habe ich meinen ersten Mac gekauft. Heute habe ich ein iPhone, , einen iPod, einen iMac und ein altes iBook. Eigentlich steht der Kauf eines MacBooks an – aber ich stelle fest: Ich mag Apple einfach nicht mehr so….

Vieles an Apple habe ich immer geliebt: Die Qualität des Betriebssystem, das Design der Rechner, die gute Verarbeitung (Außer beim Powerbook 5300), der hohe Wiederverkaufswert und, natürlich, das Lebensgefühl.

Aber die Zeit, in der ich mich auf neue Apple-Rechner freute, ist vorbei. Ich erwische mich dabei, mir Windows 7 Rechner anzuschauen und wenn Freunde begeistert von Ubuntu erzählen, lache ich sie nicht mehr aus, sondern höre aufmerksam zu.

Immer häufiger, wenn ich Äußerungen von Steve Jobs höre, denke ich mir, wie groß wohl der Aufschrei wäre, wenn Bill Gates sie gemacht hätte oder Balmer sie heute tun würde. Microsoft tritt offen gegen Adobe an? Microsoft zensiert Inhalte wie Apple das mit einfachen Bikini-Fotos gemacht hat? Micosoft will die gesamte Kontrolle über alles was auf  bestimmen Produkten des Unternehmen läuft, wie Apple das mit seine Apps auf dem iPad und dem iPhone macht? Den Aufschrei kann ich mir kaum ausmalen.

Früher war ich mir sicher: Wenn Apple statt Microsoft Marktführer geworden wäre, die Computerwelt wäre eine Bessere geworden: Ästhetischer, humaner, cooler. Heute bin ich mir sicher, dass wir alle Glück hatten, dass Apple in den 80er Jahren die Markfüherschaft verpasst hat. Das Beinahe-Monopol von Microsoft war und ist problematisch. Ein Beinahe-Monopol von Apple wäre die Hölle gewesen. Wir sehen das im arroganten Umgang mit Adobe und im Umgang mit den App-Anbietern. Wir sehen es an der Idee hinter dem iPad, einem reinen Abspielgerät, dass dem Nutzer kaum die Möglichkeit gibt, kreativ mit dem iPad umzugehen. Vom Think Different früherer Jahre, von dem Computer für alle, die ein wenig anders sind, ist nicht viel übrig geblieben.

Nein, ich mag Apple einfach nicht mehr so…

ZDF: Keine Mehrheit für Schwarz-Grün – Linke drin – Piraten bei 3 Prozent

Die Forschungsgruppe Wahlen hat eine neue Umfrage veröffentlicht: Danach gibt es nur eine Mehrheit für eine große Koalition oder rot-rot-grüne.

Das sind die Ergebnisse der Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen (ZDF) vom heutigen Tag: CDU: 35,0 Prozent, SPD: 33,5 Prozent, Grüne: 11,0 Prozent, FDP: 8,5 Prozent, Linkspartei: 6 Prozent. Damit gibt es für keine Zweikonstellation außer der großen Koalition eine Mehrheit. Eine kleine Sensation ist das Ergebnis für die Piraten: Sie liegen bei drei Prozent.

RWI-Chef Schmidt: „Das Ruhrgebiet ist kein Zentrum der Kreativwirtschaft!“

Welche Rolle wird in Zukunft die Kreativwirtschaft im Ruhrgebiet spielen? Im Gegensatz zu Ruhr2010-Direktor Dieter Gorny, ist sich der Präsident des RWI-Essen, Christoph M. Schmidt sicher, dass es keine sehr große sein wird.

Kreativwirtschaft ist im Moment das neue Zauberwort wenn es um die künftige wirtschaftliche Entwicklung des Ruhrgebiets geht.

Christoph M. Schmidt: Kreativität hat uns den Wohlstand gebracht, wie er in den vergangenen 200 Jahren entstanden ist, und ohne Kreativität würde es uns in Zukunft schlechter gehen. Wir brauchen den Ideenreichtum der Ingenieure, die Geschäftsideen von Unternehmern oder den Willen von Wissenschaftlern, in immer neue Bereiche vorzudringen, immer weiter zu forschen und neues zu entdecken oder zu entwickeln. Eine Wirtschaft ohne Kreativität ist überhaupt nicht vorstellbar. Was die Kreativwirtschaft als Sektor betrifft, als den Bereich der Wirtschaft, in dem Designer, Werber oder Musiker tätig sind, glaube ich nicht, dass er für das Ruhrgebiet in Zukunft eine dominante Rolle spielen wird. Sicher, auch im Ruhrgebiet gibt es erfolgreiche Unternehmen aus dieser Branche, aber wir sind kein Zentrum der Kreativwirtschaft. Das Ruhrgebiet ist toll, aber es ist Provinz. Ich bin sicher, dass sich die Kreativwirtschaft zukünftig noch stärker in Berlin konzentrieren wird. Vielleicht wird das in Deutschland nicht so extrem wie in Großbritannien oder Frankreich der Fall sein, wo London und Paris alles dominieren, aber Berlin wird an Bedeutung gewinnen. Für das Ruhrgebiet sehe ich auf diesem Feld keine allzu großen Wachstumschancen.

Wenn das so ist, warum wird die Kreativwirtschaft so stark propagiert?

Das hängt natürlich mit der Kulturhauptstadt zusammen, die für das Ruhrgebiet eine große Chance ist und vielen zeigen wird, wie wir uns in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt haben. Ein Thema wie Kreativwirtschaft passt da gut rein. Es hat mehr mit Werbung und Vermarktung zu tun als mit der Realwirtschaft.

Aber sind nicht Städte mit einem hohen Anteil an Kreativwirtschaft für Unternehmen aus anderen Branchen attraktiv?

Das sagt ja Richard Florida, aber ich habe da meine Zweifel. Starke Standorte mit einer großen Wertschöpfung sind attraktiv für die Kreativwirtschaft. Da sitzen ihre Kunden.

Aber ist es nicht für ein Unternehmen wichtig, an einem kulturell spannenden Standort zu sein, um beispielsweise junge Ingenieure anzulocken? Die wollen doch auch mal in eine Kneipe oder einen Club.

Im Zweifel werden sich die meisten für eine spannende Arbeit und gute Bezahlung entscheiden und nicht danach schauen, wie die Kneipenlandschaft vor Ort ist. Im Übrigen: Wenn genug junge Ingenieure in einer Stadt sind, werden die Kneipen und Clubs für diese Klientel entstehen. Da kann man auf den Markt vertrauen. Floridas drei „T“, Technologie, Talent und Toleranz, finden sich an allen starken Standorten. Sie sind die Folge, nicht die Grundlage des wirtschaftlichen Aufstiegs einer Stadt oder Region. Wenn es an einem Standort eine große Universität mit vielen Studenten und Professoren gibt und sich um die Universität herum innovative Unternehmen angesiedelt haben, dann verändert das die Stadt. Es macht sie zu einem aufregenderen und toleranteren Ort, weil an Universitäten und in High-Tech Unternehmen viele Menschen arbeiten, die diese Werte in sich tragen. Verstehen sie mich nicht falsch: Toleranz ist für mich ein sehr hoher Wert. Man sollte immer und überall gegen Diskriminierung aufstehen. Aber tolerante Orte sind oft wirtschaftlich starke Orte mit einem hohen Anteil gut qualifizierter Menschen.

Floridas Thesen treffen also wissenschaftlich gesehen nicht zu?

Doch, das tun sie zu einem großen Teil. Aber die besten seiner Thesen stammen aus dem 19. Jahrhundert. Dass es innovative Milieus gibt, wissen wir schon lange. Und sie waren immer an wirtschaftlich starken und im Wissenschaftsbereich gut aufgestellten Standorten zu finden. Bei allen Problemen: Das Ruhrgebiet ist doch längst ein solcher Standort geworden. Wir haben hervorragende Universitäten – die Ruhr-Universität wäre fast Elitehochschule geworden -, und wir haben auch gute, innovative Unternehmen. Ich sehe nicht, dass wir einen Nachholbedarf im Bereich Kreativwirtschaft haben. Es gibt ein ganz anderes Feld, um das wir uns intensiv kümmern müssen.

Und das wäre?

Bildung. Wir haben im Ruhrgebiet einen viel zu hohen Anteil an Menschen, die schlecht qualifiziert sind, und Schüler, die keine Chance haben, eine Ausbildung zu bewältigen. Die bildungsfernen Schichten müssen in unseren Fokus rücken. Ich gehe gerne in klassische Konzerte, aber bevor wir noch ein Konzerthaus bauen, müssen wir diese Probleme lösen. Das wird viel Geld kosten, aber die Städte könnten auch auf Unternehmen zugehen und im Rahmen von Public-Private-Partnership-Projekten versuchen, die Situation zu verbessern. Die könnten beispielsweise ehemalige oder noch aktive Mitarbeiter in Bildungseinrichtungen schicken. Das können Manager sein, Ingenieure oder auch Handwerksmeister. Wir brauchen neben viel Geld auch viel Phantasie und Engagement, um die Bildungsmisere zu bekämpfen. Den großen Nachholbedarf in Sachen Bildung halte ich auch für einen durchaus bedeutenden Standortnachteil. Wir müssen das ändern …

Und die Kreativwirtschaft vergessen wir…

Kreativität nicht, aber auf die Kreativwirtschaft sollten wir im Ruhrgebiet nicht unsere Hoffnungen setzen. Es gibt immer Wellen, in denen eine bestimmte Branche auf einmal sehr stark wahrgenommen wird. Das ist wie in der Mode. Im Moment ist das die Kreativwirtschaft, aber seit der Vorstellung des Jahreswirtschaftsberichts der Landesregierung gibt es schon einen Nachfolger: Die Überlebenswirtschaft, also Abfall, Energie und Wasserversorgung ist jetzt die große neue Zukunftsbranche. Immerhin ist das Ruhrgebiet in diesem Bereich wirklich gut aufgestellt, auch wenn die Bedeutung der jetzt Überlebenswirtschaft genannten Branche wirklich nichts Neues ist.

Das Interview erschien auch im Transfer-Magazin

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Der Ruhrpilot

NRW: Grüne kuscheln mit Rüttgers…taz

NRW II: So dreht sich der Wind beim “Wir in NRW”-Blog (oder auch nicht…)…Pottblog

NRW III: Intrige der SPD-Rechten gegen die NRW-Spitzenkandidatin Hannelore Kraft…Nachdenkseiten

NRW IV: In NRW scheint jedes Bündnis denkbar …Welt

NRW V: Rot-Grün beliebteste Regierungskoalition mit 12 %-Punkten vor Schwarz-Gelb…Pottblog

NRW VI: Die rote Kraft…Der Westen

Bochum: Die Goldkante ist wieder da – im Ehrenfeld…Ruhr Nachrichten

Dortmund: Polizei trennt Demos von Rechts und Links…Der Westen

Duisburg: Griechischer Kulturvereins-Chef wirft Medien Arroganz vor…Der Westen

Rundfunk: Erkleckliche Zusatzeinkommen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk über Tochter-Firmen…Carta

Ruhr2010: Bei der Ruhrtriennale steht der Islam im Mittelpunkt…RP Online

Kultur: Picassos Guernica in 3D…Trueten

Krise: Der Grieche in uns…Sprengsatz

Urheberrechts-Abmahnungen: Zypries empfiehlt Papierkorb…Netzpolitik

Kreativquartiere: Bewerben, nicht bewegen…

Das Ruhrgebiet setzt bei seiner wirtschaftlichen Erneuerung auf die Entwicklung von Kreativquartieren und das in großer Zahl: Mehr als zwanzig von ihnen bewerben die Städte mittlerweile, acht sind offizieller Teil des Programms der Kulturhauptstadt. Volker Eichener, Rektor der EBZ Business School und einer der führenden Immobilienexperten des Ruhrgebiets, hat an diesem Konzept so seine Zweifel. Er sieht die größten Chancen eher in den sozial benachteiligten Stadtteilen.

„Vieles, was im Ruhrgebiet gemacht wird, hat mit mangeldem Selbstbewusstsein zu tun. Ruhrtriennale, Konzerthäuser oder auch das Kulturhauptstadtprogramm: All das soll zeigen, dass es hier genau so ist wie in Hannover oder Stuttgart.“ Für Prof. Dr. Volker Eichener, dem Rektor der EBZ Business School aus Bochum, sollten solche Städte für das Ruhrgebiet nicht der Maßstab sein: „Die haben gut eine halbe Million Einwohner, wir haben fünf Millionen. Wir müssen unseren eigenen Weg finden und dürfen nicht deutlich kleinere Städte kopieren.“

Man müsse das Ruhrgebiet als eine Stadt sehen: „Die Stadtgrenzen sind künstlich und unwichtig: Die Menschen ignorieren sie bei der Suche nach Jobs, bei der Suche nach Wohnungen und auch wenn sie abends rausgehen. Nur der Nahverkehr im Ruhrgebiet ist ein großes Hindernis. Er einer Region wie dem Ruhrgebiet einfach nur unwürdig.“

Und auch die Kreativquartiere, die im Augenblick anscheinend im Ruhrgebiet im Dutzend billiger zu haben sind, hält er nicht für ausreichend: „Rüttenscheid hat Potential, das Kreuzviertel in Dortmund auch. Beim Bochumer Bermudadreieck wird es schon schwieriger.“ Gute Kreativquartiere hätten ein spannendes gastronomisches Angebot, preiswerte und hochwertige Wohnungen in allen Größen, dazu Menschen mit den unterschiedlichsten Jobs und ein spannendes Kulturangebot – gerne in kleinen Clubs oder dunklen Kellern. „Versuchen sie mal in Bochum eine Vier-Zimmer-Wohnung in vernünftiger Ausstattung in der Innenstadt zu bekommen. Das ist fast unmöglich. In Rüttenscheid oder im Kreuzviertel sieht das schon anders aus. Da stimmt das Immobilienangebot.“

Und die anderen Kreativviertel? „Die Städte wollen nichts bewegen, sie wollen Werbung für sich selbst machen. Was das bringt? Nicht viel.“

Nur als eine Stadt betrachtet, macht das Ruhregebiet Sinn. Jede einzelne Stadt würde schon bundesweit nicht wahrgenommen – aber für eine Region der Größe des Ruhrgebiets sei es auch hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen Zukunft wichtig, dass sie international wahrgenommen wird.

„Wir stehen in einem internationalen Wettbewerb um intelligente, gut ausgebildete Menschen und müssen uns fragen: Was erwarten die von einer Stadt?“

Eichener führt den Blog-Beitrag einer New Yorkerin an, in dem sie erklärt, was sie an ihrer Stadt fasziniert. Ganz viele unterschiedliche Dinge könne man in New York tun: Spazierengehen, Sport treiben, Sport anschauen. Ausstellungen und Vernissagen besuchen, essen gehen, Clubs besuchen. Immer gibt es viel zu entdecken. „Die Frau erklärte in dem Beitrag, dass sie New York liebt wegen der intellektuell stimulierenden Menschen. Sie liebt New York weil es spannend ist“, sagt Eichener. Und ohne das Ruhrgebiet mit New York vergleichen zu wollen, erklärt er, was das größte noch nicht gehobene Kapital des Ruhrgebiets ist: Seine Heterogenität.

„Heterogenität schafft Spannungen und Konflikte. Das gehörte schon immer zur Stadt dazu und mach ihre Stärke aus und seit jeher zum Zentrum aller Entwicklungen gemacht. „Eichener bringt es auf eine Formel: „Kreativität kommt von Spannung und Spannung kommt von Heterogenität. Das Ruhrgebiet muss die Vorteile seiner Heterogenität erkennen, um ein Standort zu werden, der junge qualifizierte Menschen anzieht und der seine eigenen Jugendlichen qualifizieren muss. Nur dann kommen die innovativen Unternehmen. Ich will, dass wir dahin kommen, dass ein Absolvent aus München, der einen Job im Revier bekommt, seine Freundin anruft und sagt: „Ich habe das große Los gezogen. Ich kann ins Ruhrgebiet ziehen.“

Es sind dickere Bretter, die gebohrt werden müssen, um das Ruhrgebiet attraktiv zu machen, und sie sollen an Stellen gebohrt werden, die die meisten Planer am liebsten vergessen würden. Aber es sind die Orte, die das Ruhrgebiet einzigartig machen und die keine Kopie alter Residenzstädte mittlerer Größe sind. Eichener will, dass sich Planer und Politik in Zukunft mehr um die Viertel kümmern, die heute noch als Problemstadtteile gelten. Die Dortmunder Nordstadt, Duisburg-Marxloh oder Essen-Stoppenberg. „Diese Viertel haben die größten Potentiale. Das Ruhrgebiet muss erkennen, wie wichtig die Migranten für seine künftige Entwicklung sind.“ Migranten seien wagemutige Unternehmer, sie seien jünger als der Durchschnitt der deutschen Bevölkerung. „Das Stichwort heißt Empowerment. Im Augenblick schauen alle auf die Probleme der Migranten. Wir müssen aber auf ihre Potentiale schauen und ihnen helfen, sie zu entwickeln.“ Das hieße, im Kulturbereich auf türkische HipHopper und Comedians zuzugehen, Standorte wie Zollverein für die umliegenden Stadtteile zu öffnen: „Wir brauchen auf Zollverein einen Handwerkerhof, in dem Handwerksmeister jungen Türken helfen, kleine Unternehmen zu gründen. Da muss eine Schule hin. Eine Stadtteilbücherei und um Zollverein müssen spannende Lokale entstehen.“ Nach Eicheners Vision sollen dort türkische Gastronomen dabei unterstützt werden, sich weiter zu entwickeln und Gäste unter den Zollverein-Besuchern gewinnen.

„Diese Viertel müssen wir entwickeln, denn in ihnen entscheidet sich die Zukunft des Ruhrgebiets.“

Dieser Artikel erschien auch im Transfer-Magazin