Ödland, Freitag, 23. Juli, 20.00 Uhr, Café Steinbruch, Duisburg
Der Ruhrpilot
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NRW II: „Es mußte halt in 140 Zeichen passen“…Mediaclinique
VRR: Bahn fürchtet um lukrativen Regionalverkehr…FTD
Ruhr2010: Wird aus dem Still-Leben Picknick an der Emscher…Pottblog
Ruhrgebiet: Schnellerer Kohle-Ausstieg gefährdet 20.000 Jobs…Welt
Bochum: Fiege Kino Open Air…Pottblog
Essen: Anziehungskraft für Kreative…Der Westen
Essen II: Unprojekte-Festival rund um den Kopstadtplatz…Der Westen
Umland: Initiative zur Aufnahme eines Kontingents iranischer Flüchtlinge…Zoom
„Zollverein soll nicht profanisiert werden“
Journalisten, die Zollverein fotografieren möchten, brauchen eine Fotogenehmigung. Und wer Werbebilder machen will, hat es ganz schwer.
Das Weltkulturerbe Zollverein kam dem Steuerzahler bislang teuer zu stehen: Über 160 Millionen Euro wurden in den Pütt und die alte Kokerei gesteckt. Heute sind Zollverein und der Oktopus Paul die meistfotografierten Motiv des Ruhrgebiets. Der Doppelbock mit den vier Förderrädern wurde zum Symbol des Reviers. Kaum ein Bericht im Kulturhauptstadtjahr ohne den Zechenturm.
Nun gibt es Ärger um die Bergwerks-Bilder. Der Deutsche Journalistenverband wirft der Stiftung Zollverein vor, Fotografen abgemahnt zu haben:
Der Deutsche Journalisten‑Verband hat als nicht hinnehmbar kritisiert, dass die Stiftung Zollverein Fotografen abmahnt, die Bilder der Zeche Zollverein auf ihren Internetseiten veröffentlichen. Den Hinweis auf eine angebliche Kostenpflichtigkeit einer Veröffentlichung von Bildern der Zeche, einem der bedeutendsten Industriedenkmäler der Welt, hält der DJV für geradezu grotesk. Es sei paradox, dass man einerseits das Bild einer weltoffenen europäischen Kulturhauptstadt-Region abgeben wolle, andererseits die Panoramafreiheit missachte.
Gegen die Vorwürfe wehrt sich Zollverein-Sprecher Rolf Kuhlmann: „Wir haben bislang niemanden abgemahnt“ sagt er auf Anfrage der Ruhrbarone. Überprüfen lies sich das nicht mehr. Beim DJV war vorhin niemand mehr zu erreichen. Privatfotos, sagt Kuhlmann, seien kein Problem, aktuelle Berichterstattung auch nicht. Ansonsten gilt: „Wer ausserhalb der aktuellen Berichterstattung fotografiert, braucht eine Genehmigung.“ Und die kann dauern. Zollverein empfiehlt eine Bearbeitungszeit von fünf Tagen einzukalkulieren. Das künftig Verstösse gegen die Hausordnung geahndet werden, wollte Kuhlmann nicht ausschließen.
Die Fotogenehmigung erhält man allerdings nicht, wenn man die zentrale Sichtachse für Werbeaufnahmen nutzen will. Was eigentlich eine gute Einnahmequelle für die teure Kulturzeche sein könnte, lehnt Kuhlmann ab: „Zollverein soll nicht profanisiert werden. Das sind wir den Bürgern schuldig, die den Erhalt Zollvereins mit vielen Millionen finanziert haben.“
Werbeaufnahmen können allerdings auch Fotos sein, mit denen Fotografen für sich werben – zum Beispiel mit schönen Zollverein-Bildern. Die sind genehmigungspflichtig und können Geld kosten – wenn sie denn erlaubt werden.
Die Betreiber der Website Comcologne können die Position von Zollverein nicht nachvollziehen:
Wenn Journalisten etwa das Weltkulturerbe Kölner Dom fotografieren und mit den Fotos dann ihre Arbeit „bewerben“, wäre das immer auch Werbung für Köln und die Kirche. Die sollte man auch auf Zollverein im Dorf lassen.
Die Restriktionen gelten allerdings nur für Fotos, die auf dem Zollverein-Gelände gemacht werden. Ausserhalb gilt die Panoramafreiheit. Die Stiftung-Zollverein erweist dem Ruhrgebiet mit ihrer Haltung einen Bärendienst. Jedes Foto macht den Pütt bekannter, ist kostenlose PR.
Ein wenig erinnert mich Kuhlmanns Haltung an seine Zeit als Chef von Radio-Emscher-Lippe. Damals war er stolz darauf, dass der Gelsenkirchener Lokalsender kein Schalke-Sender war. Leider war er auch so erfolglos, dass seine Aussenstudios in Bottrop und Gladbeck geschlossen werden mussten.
Kunst in Essen
Die Besetzung und gleichzeitige kulturelle Nutzung des Essener DGB-Hauses an der Schützenbahn ist gescheitert. Verwunderlich ist dieser verzweifelte Versuch, Raum für junge Kunst zu schaffen, nicht. In Essen mangelt es an Möglichkeiten und die Stadt schaut im Kulturhauptstadtjahr zu. Von unserem Gastautor Marc Limbach
Sucht man auf den städtischen Internetseiten im Bereich Kultur nach Hinweisen für Förderungsmöglichkeiten oder Ausstellungsmöglichkeiten, trifft man nach langem Suchen auf eine einzige Datei, die auflistet, was es in Sachen Bildender Kunst gibt. Von der reinen Quantität könnte der junge Künstler erfreut sein. Spätestens nach dem glücklosen Klinken-Putzen dürfte er ernüchtert sein. Solche kreativen, urbanen Nutzungsmodelle im Kollektiv, wie sie die „Freiräumer2010“ umsetzen wollten, scheinen nicht in das Strickmuster zu passen.
Wer Künstler in Essen ist, hat meist ein Atelier in einer der Randlagen. Oder er ist in einer Atelier-Gemeinschaft, das macht die Miete erschwinglicher. In den wenigen, städtischen Ateliers ist kein Platz mehr – vorausgesetzt sie existieren in Zukunft überhaupt noch, da Gutachter einige in einem umstrittenen Bericht auf die Abschussliste gesetzt haben. Fazit: Wer in kleinen Dimensionen arbeitet und sich die Miete leisten kann, sollte fündig werden. Ein Punkt, der die jungen Künstler wohl vor Schwierigkeiten stellt, da ein Verkaufsdruck wohl kaum zu vermeiden ist. Außer man ist Hobby-Künstler, Lehrer oder Hausfrau mit solventem Ehemann.
Schwieriger sieht es beim Thema Ausstellung oder Galerie aus. Die bereits bestehende freie Szene mit entsprechenden Räumlichkeiten zeichnet sich eher durch personelle Konstanz, was die lokalen Teilnehmer ihrer Ausstellungen betrifft, als durch Neuerungen aus. Wer nicht mit qualitativen, will sagen verkaufsträchtigen Arbeiten bei Essener Galeristen vorstellig wird und als Arbeitsort Essen angibt, dürfte gegen Windmühlen ankämpfen. Im Programm der Galerien, wie es der aktuelle Gallery-Guide zeigt, sind wenige Beispiele mit Lokalkolorit zu entdecken. Für junge Künstler könnte diese Broschüre eine Argumentationshilfe darstellen, wenn sie hören sollten, es sei kein Geld zur Unterstützung dar. Zur Hälfte hat das Kulturbüro den oben genannten Guide für die Galeristen mitfinanziert. Die Kritik aus den Reihen freier, städtischer Kulturträger, die sich über ihre Nichterwähnung bzw. -berücksichtigung mokierten, verhallte ungehört.
Ein weiteres Beispiel ist das Forum Kunst und Architektur am Kopstadtplatz, das die Vereine „Ruhrländischer Künstlerbund“, „Werkkreis bildender Künstler“, „Bund Deutscher Architekten“ und „Kunstverein Ruhr“ bespielen. Die beiden Erstgenannten sind Künstlervereine. Sie rühmen sich mit der Wahrung von Folkwang‘schen Traditionen. Ihre Attraktivität für junge Künstler ist durch die altbackenen Strukturen und ihre wenig nachvollziehbare Qualitätsdoktrin eher zu verneinen. Kehrseite der Medaille: Wer bei ihnen Mitglied ist, kann sich präsentieren. Sei es bei Vereinsausstellungen im Forum, städtischen Künstleraustauschprogrammen oder ähnlichen Projekten. Freie Künstler gucken in dem Fall in die Röhre. Eine Beteiligung erhält man hier nicht nur über Qualität, sondern über die Vereinszugehörigkeit. Ausschreibungen sucht man vergeblich. Ein repräsentatives Abbild städtischen Kunsttreibens sieht anders aus.
Kommen wir zurück zu „Freiraum2010“. Für ihre Aktion haben sie sich ein vortreffliches Viertel ausgewählt. Die nördliche Innenstadt, die bedingt durch die Pläne des Investors Wolff vor Aufbruchsstimmung geradezu überläuft, leidet an vielen Leerständen. Das DGB-Haus an der Schützenbahn ist darunter eine große Örtlichkeit unter vielen. Auch die Stadt hat in der Nähe eine leere Immobilie, das ehemalige Gesundheitsamt. Weitere, schon länger leer stehende Gebäude ließen sich problemlos im Stadtgebiet finden. Diese „Filetstückchen“ hat die städtische Immobilienverwaltung GVE bis dato nicht an den Mann bekommen. Vielleicht sollten die „jungen Wilden“ einmal den Essener Kulturdezernenten Andreas Bomheuer behelligen. Oder sie warten bis August. Dann soll im Rahmen der „Unprojekte 2010“ die nördliche Innenstadt belebt werden. Temporäre Bespielung einiger, leerer Ladenlokale steht dabei auch auf dem Programm und die Vermieter haben dem sogar zugestimmt. Die Federführung dafür hat übrigens die Kreisgruppe Essen des Bundes Deutscher Architekten inne.
Ruhrgebiet: Mittelmaß als Religion
Viele Menschen im Ruhrgebiet haben eine Menge Ideen. Und viel Mut. Sie sollten gehen. Das Ruhrgebiet kann mit ihnen nichts anfangen. Sie stören hier einfach nur.
Man kann im Ruhrgebiet hervorragend leben. Wenn man nicht allzu viele Ambitionen hat, zum Beispiel. Oder im öffentlichen Dienst beschäftig ist. Ja, hier ist es grüner als viele denken. Die Mieten sind günstig. Man findet auch in den Innenstädten einen Parkplatz. Es gibt Theater. Die Karten sind nicht teuer. Der Pferdefreund weiß die Reitwege im Ennepe-Ruhr Kreis zu schätzen. Auch ein Kleingarten ist zu haben. Das Reihenhaus in einer mittleren Lage gibt es für knapp 200.000 Euro. Die Kriminalitätsrate liegt auf dem Niveau süddeutscher Kleinstädte. Und der Himmel ist blau.
Ja, man kann hier gut leben. Man muss sich nur an ein paar Dinge gewöhnen. Daran, dass viele wegziehen zum Beispiel. Nach Köln, Hamburg oder München. Es geht hier nicht um einzelne Berufsgruppen, es geht um Menschen, die etwas machen wollen. Es wird ihnen hier nicht verboten. Aber sie werden nicht geschätzt.
Ich war in den letzten Tagen ein paar Mal in dem besetzten Haus in Essen. Gute Leute. Künstler. Nett. Intelligent. Viele Ideen. Im Umgang miteinander waren sie freundlich, rücksichtsvoll. Es waren genau die Leute, von denen es im Ruhrgebiet viel zu wenige gibt. Der DGB hat ihnen mit der Räumung gedroht. Eigentlich ein Skandal. Das Haus steht seit Jahren leer und wird noch Jahre leer stehen. Es ist nicht zu vermarkten. Von der Stadt hat sich keiner für die Besetzer interessiert. Ruhr2010? Nichts. Egal. Von denen erwarte ich es auch nicht anders.
Die Stadt Essen will mit den Künstlern nach einem neuen Raum suchen. Wird sie nicht. Städte im Ruhrgebiet interessieren sich nur für Fördergelder. Gibt es dafür nicht. Das Thema ist der Stadt Essen egal. Die Künstler stören. Wie gut, dass sie kaum einer beachtet hat. Sie werden gehen. Nach Köln, Düsseldorf, Hamburg oder Berlin. Das sollten sie auch tun. Sie haben viel zu viele Ideen. Solche Leute braucht man im Ruhrgebiet nicht.
Und so Leute gibt es in vielen anderen Städten im Revier auch. Es sind oft die Klügeren. Die Unbequemen. Sie sind in keiner Parteijugend und nur selten gewerkschaftlich organisiert. Warum auch? So etwas haben die meisten von ihnen auch nicht nötig. Immer, wenn ich welche von diesen Leuten treffe, werde ich etwas wehmütig. Ich möchte mich von ihnen verabschieden, ihnen alles Gute wünschen obwohl ich sie meistens nicht kenne. Das ging mir in der Goldkante so. Oder auf den sehr feinen Veranstaltungen der Kritischen Kulturhauptstadt, die ich anfangs unterschätzt habe. Ich will mich verabschieden, weil ich weiß, die meisten von ihnen werden gehen. Weil es hier keine Perspektive für sie gibt, später auch keine Jobs und vor allem keine Wertschätzung. Die Mittelmäßigkeit ist die Religion des Ruhrgebiets. Wer sich dem Mittelmaß nicht unterordnen will, sollte gehen. Wie Christian, Arnold, Atta, Sebastian, Tina, Mark, Nicole, Andreas, Frank, Astrid, Martin, Felix, Konrad, Sabine, Christoph, Franz, Philipp…
The Cheeks
The Cheeks, Donnerstag, 22. Juli, 19.00 Uhr, Subrosa, Dortmund
Der Ruhrpilot
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Ruhr2010: Autobahn Closed for Festival…New York Times
Ruhr2010 II: Interview mit Frl. Nina…Rosette
Bochum: Freie Bühne bleibt voll auf Kurs…Ruhr Nachrichten
Bochum II: Erste Fankonferenz von “Wir sind VfL”…Pottblog
Dortmund: Beschwerden gegen Straßenmusiker….Ruhr Nachrichten
Debatte: Gentrifizierung – oder: Profit ohne Leistung…Frontmotor
Umland: Union sieht Gefahr für die Regionale 2013…CO
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Kommt das Zechen-Aus früher als gedacht schon 2014?
Eine Bombe ist explodiert im Ruhrgebiet – und keiner hat mitgekriegt, wie der Sprengsatz angeflogen kam. Boooom. Die EU-Kommission hat beschlossen, die Steinkohlesubventionen zu verbieten. Nicht wettbewerbsfähige Zechen sollen demnach spätestens am 1. Oktober 2014 dicht machen. Hier der Link: klack
Damit ist der Sockelbergbau passe. Endgültig. Für alle Zeiten. SPD-Ministerpräsidentin Kraft hat dazu nichts gesagt. Nicht im Vorfeld, nichts bis jetzt. Auf der Seite der Landesregierung wird immer noch die neue Regierung gefeiert. Ist Kraft überhaupt informiert? Oder tappert sie dumpf durch die Gegend? Wir werden es sehen. Im Wahlkampf hat sie den Sockelbergbau jedenfalls propagiert. Mal sehen, was sie jetzt macht.
Wie dem auch sei. Die EU sagt:
Dem Kommissionsvorschlag für eine Ratsverordnung zufolge dürften die betroffenen Mitgliedstaaten Bergwerken nur dann Betriebsbeihilfen gewähren, wenn ein endgültiger Stilllegungsplan vorliegt, dessen Durchführung streng überwacht würde. Die Betriebsbeihilfen müssten eindeutig degressiv angelegt sein und in jedem 15 Monats-Zeitraum um mindestens 33 % sinken. Ist das verlustträchtige Bergwerk am 1. Oktober 2014 nicht stillgelegt, müsste der Empfänger die Beihilfen zurückzahlen. Voraussetzung für eine Stilllegungsbeihilfe wäre grundsätzlich, dass der Mitgliedstaat einen Katalog von Maßnahmen (z. B. im Bereich der Energieeffizienz, der erneuerbaren Energien oder der Kohlenstoffabscheidung und -speicherung) vorlegt, die geeignet sind, die negativen ökologischen Folgen der staatlichen Kohleförderung abzufedern.
Die Bundesregierung muss dem Plan nun noch zustimmen. Aber mir fehlt der Glaube, dass sich FDP-Wirtschaftsminister Rainer Brüderle gegen die EU-Vorschläge wehrt. Und ich glaube auch nicht, dass Angela Merkel (CDU) wegen der Steinkohlesubventionen die Koalition platzen lässt.
Das bedeutet in der Konsequenz, der Ausstiegskompromiss aus der Steinkohle wäre Geschichte, nach dem erst 2018 mit dem Kohlekratzen Schluss sein soll.
Damit zeigt sich einmal mehr, wie sicher die Grünen die Zeichen der Zeit erkannt haben. Sie haben sich realistisch für den Kohleausstieg eingesetzt. Und dann auch noch Ihr Versprechen gehalten.
Künstlerhaus: Besetzer räumen bis 18.00 Uhr – Ruhr2010 und DGB verpassen Chance
Am frühen Nachmittag beschlossen die Besetzer des DGB-Hauses an der Schützenbahn in Essen, das Haus zu räumen.
Dem Beschluss des Besetzerplenums ging eine lange Diskussion voraus. Auch die Möglichkeit, dass Haus weiter besetzt zu halten und es auf eine Konfrontation mit der DGB eigenen Vermögens- und Beteiligungsgesellschaftgesellschaft ankommen zu lassen, wurde beraten. Schon vorher hatten die Künstler einen großen Teil der Bilder aus den Ausstellungsräumen entfernt. Die Sorge war groß, dass diese bei einer Räumung beschädigt werden könnten.
Ab heute Abend hat der Deutsche Gewerkschaftsbund also wieder ein leerstehendes Haus mehr. In einer Lage, die kaum vermarktbar ist und mit einer Bausubstanz, die renovierungsbedürftig ist. Dann haben die Immobilienexperten der DGB-Tochter wieder Gelegenheit zu zeigen, was sie können. Die Vergangenheit hat bewiesen, dass ihre Fähigkeiten überschaubar sind.
Peinlich war die Nummer aber auch für Gorny und Co.
Engagement für junge Kreative? Null. Die Kulturhauptstadtmacher haben ein weiteres Mal gezeigt, dass sie an der Kulturszene im Ruhrgebiet nicht das geringste Interesse haben.
Ist das eine Überraschung?
Nö.
Da war nichts, da ist nichts und da wird auch nichts mehr kommen.
In jeder anderen Stadt hätten Kulturhauptstadtmacher die Chance ergriffen, die sich ihnen durch die Besetzung bot: In den Dialog mit jungen Künstlern zu treten. Ihnen bei der Lösung ihrer Probleme zu helfen. Dem DGB klar zu machen, welche Möglichkeiten die Besetzung bot: Die Wiederbelebung eines heruntergekommenen Quartiers durch junge Künstler. Aber allein das zu verstehen ist eine intellektuelle Leistung, zu der die Kulturhauptstadtmacher Scheytt und Pleitgen anscheinend nicht in der Lage sind.
Gorny indes hat das sicher verstanden. Aber es ist ihm egal.
Basis will Boss bestimmen
Die CDU-Basis in Nordrhein-Westfalen will ihren Chef selbst wählen: Zahlreiche Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete fordern in einer Mitteilung eine Mitgliederbefragung über den neuen Landesvorsitzenden. „Mit einer breit angelegten Diskussion über unsere Zukunft könnten wir die notwendige Aufbruchstimmung erzeugen“, sagt Patrick Sensburg, Bundestagsabgeordneter aus dem Hochsauerlandkreis. Jedes Mitglied müsse sein Votum für die neue Spitze der CDU NRW abgeben.
Bislang konnten die Mitglieder im bevölkerungsreichsten Bundesland nicht über ihre Spitze mitbestimmen. Doch nach der für viele überraschend hohen Wahlniederlage der CDU wollen sie nun mitsprechen. ZU Wochenbeginn hatte schon die CDU-Mittelstandsvereinigung eine Befragung gefordert. Darüber entscheiden wollte der Landesvorstand auf seiner Sitzung am späten Dienstagabend.
Klar ist aber, dass die Spitzenmänner der CDU gerade ihre Lebensläufe schreiben: Bis Ende August läuft die Bewerbungfrist für den Landesvorsitz.Weil der Wahlverlierer und bisherige Landeschef Jürgen Rüttgers sich im Herbst zurückzieht, soll sein Nachfolger voraussichtlich am 2. Oktober gewählt werden, so eine Sprecherin.
Während die Bundes-CDU reihenweise ihre Spitzenmänner verliert, wollen in Nordrhein-Westfalen gleich drei Männer um den Vorsitz konkurrieren. „Sie suchen gerade alle ihre Truppen zusammen“, heißt es aus der Landesspitze. Bundesumweltminister Norbert Röttgen, NRW-CDU-Generalsekretär Andreas Krautscheid und Ex-Integrationsminister Armin Laschet gelten als Anwärter für die Nachfolge von Ex-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers.
Denn auch nach dem Machtverlust ist Nordrhein-Westfalen attraktiv für die christdemokratischen Alphamänner der Republik. Die Lebensdauer der neuen rot-grünen Minderheitsregierung ist noch nicht ausgemacht und Neuwahlen theoretisch möglich. Dann würde der Landesvorsitzende möglicherweise auch Spitzenkandidat. Und angesichts der geschwächten Berliner CDU-Riege wird diese Person sicherlich auch die Zukunft der Bundes-CDU mitbestimmen.
Der neue NRW-Fraktionschef Karl-Josef Laumann will es nicht werden. Der Bauerssohn und Gewerkschafter kämpft dafür, die verschiedenen Strömungen in der CDU wieder zusammen führen. In einem Interview mit der Frankfurter Rundschau sagte er kürzlich offenherzig, er, Laumann spräche eher die Handwerker und ländlichen Typen an. Sein unterlegener Parteifreund Armin Laschet hingegen sei für die Intellektuellen interessanter.
Welche Strömung, die modernere oder aber die ländlich-konservativere, letztendlich die Oberhand behält ist längst nicht ausgemacht. Schon bei der Kampfkandidatur zwischen Laumann und Laschet hatten beide fast gleich viele Stimmen. Dieses bislang ungewöhnliche wettbewerbsstarke Procedere für den Fraktionssitz war bislang in der CDU ungewöhnlich. Allerdings musste sich auch Rüttgers 1999 erst gegen Christa Thoben und Helmut Linssen durchsetzen die beide später Minister in seinem Kabinett wurde.
Auf acht Regionalkonferenzen sollen sich die möglichen Kandidaten vorstellen und Bewerbungsreden halten. Sie alle stehen letztendlich für eine modernere, großstädtische CDU. Der 49-jährige Laschet gilt den Grünen zugewandt und hat erstmalig als CDUler offensiv Deutschland als Einwanderungsland bezeichnet. Der Berliner Import Norbert Röttgen könnte als Berlin-Import vielleicht den Unparteiischen spielen, nach dem sich ein von der überraschend hohen Wahlniederlage geschockter Landesverband sehnt. Und Krautscheid ist in der CDU gut vernetzt, allerdings in der Bevölkerung weitgehend unbekannt. Zwischen diesen ähnlichen Typen könnte die Abstimmung sehr knapp ausfallen. Wenn nicht noch jemand aus der zweiten Reihe überraschend seine Kandidatur erklärt. Vielleicht auch eine Frau. Denn eine weibliche Kandidatin wurde bislang nicht erwähnt.