Am Donnerstag startet der zweite Kinofilm über vier junge Frauen in den Häuserschluchten und Herztiefen von New York. Wieder geht es um Kleidung, die kein Sterblicher mit den gezeigten Jobs bezahlen kann. Doch das wird den Ansturm an den Kassen von kreischenden deutschen Frauen nicht verhindern. Ein Insiderbericht – aus der Männerperspektive!
Ich glaube, ich werde Journalist. Eigentlich wollte ich mich ja diesem Rummel um den zweiten Kinofilm von „Sex and the City“ entziehen. Mir haben schon die Filmchen in meinem Telefunken-TV-Gerät gereicht, die ich mir fast wöchentlich mit einer eigentlich erwachsenen Frau anschauen musste, weil an diesen Tagen, an dem die TV-Serie lief, meine bessere Hälfte immer den Fernbedienungs-Joker zog. Doch ehrlich gesagt, kann man sich diesem Wahn doch gar nicht entziehen. Erst am Wochenende griff ein TV-Sender in die Klamottenkiste und lieferte den ersten Kino-Film als so genanntes „warming up“. Überall sieht man Plakate, im Fitness-Studio, zu dem man sich ja nicht ohne Grund hinschleift, grinsen einem die 50-Kilogramm-Girls von jeder Frauenzeitung in verschiedener Größe an. Und wenn man sich mal gemütlich in der Regionalbahn nach Bochum entspannen will, morgens etwa so kurz vor 9 Uhr, dann hört man ein wildes Gequietsche von Girlies, die die Altersgrenze von 30 schon deutlich überschritten haben, von der Hinterbank und stören bei der Lektüre so wichtiger Texte wie „Sorgen über Spanien und Korea lasten auf Börsen“. Es gibt, so mag es erscheinen, keinen SATC-freien Raum! Und dabei ist das doch alles großer Lug und Trug.
Fakt 1: Geld fällt vom Himmel
Ich muss für mein Geld, das mir monatlich mehr oder minder häufig überwiesen wird, kräftig anpacken. Das geht schon Jahre so – und sicherlich habe ich oft auch das Gefühl des Neides, wenn ich an einem Cafe, etwa in Essen oder Düsseldorf, vorbei gehe, und dort die zahlreichen Studenten oder jungen Mütter sehe, die werktags besseres zu tun haben als ich. Ich gebe offen zu, das ist weder politisch korrekt noch geht es konform mit meiner katholischen Erziehung der Nächstenliebe. Doch wenn ich eine besser Art und Weise hätte, Geld zu verdienen, würde ich es machen. Bei SATC geht es – offenbar. Man muss nur eine lächerliche Kolumne in einer nichtssagenden Postille schreiben und kriegt dafür einen Haufen von Geld. Anders ist es doch kaum zu erklären, warum sich die Hauptdarsteller, die sich literarisch gesehen nicht wirklich von einem Durs Grünbein-Lyrik-Versuch unterscheidet, Schuhe leisten kann, die so viel kosten wie mein letzter Ski-Urlaub. „Manolo Blahnik“, heißen die und gelten als hip. Wobei ich mir gar nicht vorstellen könnte, wie meine 60 Kilo-Freundin darauf laufen sollte – bei den Absätzen und den Riemchen.
Fakt 2: Zahnstocher-Irrglaube
Das reicht aber offenbar nicht. Die Hauptdarsteller verdient mit ihrer komischen Kolumne auch so viel Geld, dass sie sich nicht nur ständig komische Schuhe leisten kann. Sie geht auch ständig mit ihren komischen Freundinnen in ein Cafe – zum Kaffeetrinken. Und wenn sie sich nicht zum Kaffeetrinken trifft, dann geht sie Mittagessen. Schon allein das ist ein Irrsinn. Denn entweder ist die Hauptdarstellerin Dauerbesucherin der Toiletten, wo sie das teure Essen wieder sausen lässt, oder sie muss volle Teller wieder zurück gehen lassen. Anders ist es doch gar nicht zu erklären, wie eine Frau zu einem solchen Hungerhaken wird, der weder schön noch gesund ist. Hand aufs Herz: Habt Ihr Euch, bitte, diese Zahnstocher angesehen, die eigentlich Beine heißen. Ich habe in ganz New York überwiegend normale Frauen gesehen, mit normalen Figuren und tollen Kurven. Zugegeben: In einer Ausstellung im MoMo rannte einmal ein solcher Zahnstocher an mir vorbei – aber wer will schon einen solchen Zahnstocher im Haus haben. Zahnstocher sind doch in der Regel so frustriert, weil sie nicht essen dürfen, so dass das Zusammenleben eine Qual ist. Und dann wundern sich diese Zahnstocher ständig, warum es kein Mann mit ihnen aushält. Ich kann dazu nur sagen: Mehr essen! Dann klappt’s auch mit den Männern!
Fakt 3: Männer sind die besseren Frauen
SATC wurde von einem Mann erfunden und geschrieben. Da sagt bitte noch eine Frau, ein Mann kann sich nicht in die Gefühlwelt der holden Weiblichkeit einfühlen. Ihr seit ertappt!
Fakt 4: Mr. Big wartet nicht
Und dann ist da noch die Sache mit Mr. Big – und wir sind nun bei Fakt 3 angekommen. Laut Erzählungen von SATC-Insiderinnen, soll sich am Schluss der umfangreichen TV-Staffel die Hauptdarstellerin dann doch an Mr. Big wenden und ihm ihre Liebe offenbaren. Das ist romantisch. Kommt sicherlich direkt hinter Hermann Hesses „Narziß und Goldmund“. Doch welcher Mann wartet denn, bitteschön, auf einen solchen Hollywood-reifen Abschluss. Mal ehrlich, Männer, wir haben doch besseres zu tun, als uns, wenn wir es denn mal tun, so emotional an der Nase herumführen lassen, wie das diese Frau bei SATC mit ihrem Mr. Big macht, der übrigens auch so viel Geld hat wie Kohle in der Kokerei Prosper liegt. Bis sich die Prinzessin auf der Erbse aus ihrer emotionale Inbalance dazu besinnt, wer der richtige Mr. Big ist, sind wir doch längst über die Berge und fühlen uns in dem bestätigt, was wir Mr. Right doch schon immer gesagt haben, auch wenn sie es mal wieder nicht hören wollte: Wir sind die besten!