MSV-Präsident Walter Hellmich wird auf der Jahreshauptversammlung Fragen zu seinen Finanzen und denen des MSV beantworten müssen. Wir haben drüber berichtet. Klick und Klack.
Von David Schraven und Stefan Laurin
Damit aber nicht genug. Wir haben mittlerweile neues herausgefunden. Da ist zum Beispiel das Lizenzverfahren des DFB, das seit einiger Zeit läuft und in dessen Verlauf der Club unangenehme Fragen beantworten muss zu seinen Finanzen. Kann er die kommende Saison überhaupt wirtschaftlich überleben? Oder klappt das nur, wenn die tief verschuldete Kommune Duisburg weiter Millionen und Millionen in die Kicker pumpt und dafür Kindergärten und Schulen verkommen lässt.
Das mag polemisch klingen, aber es trifft den Kern. Am Ende der Kette steht nämlich nur die Stadt hinter dem Club. Hellmich selbst zieht auch mal gerne Geld aus dem Verein.
Nehmen wir ein Beispiel: Die Firma des Sohnes von Walter Hellmich macht das Marketing für den Fußballverein. Dafür bekommt sie Prozente auf die Einnahmen. Erstaunlich, dass diese trotz mittelmäßiger Erfolg der Kicker nach oben weisen. In der aktuell verfügbaren Bilanz lag der Gewinn des Sohnes bei 1,1 Mio. Euro. Das meiste Geld stammte aus den Aktivitäten für die Kicker, denn ansonsten hat die Marketing-Firma nicht besonders viele Kunden. Hellmichs Sohn wollte uns gegenüber nicht sagen, wie viel Geld er mit dem MSV macht. Das ganze ist auch nur deshalb interessant, weil Hellmichs Spross in den Jahren zuvor kaum über die 500.000 Euro Hürde kam. Der MSV hat ihn vermögender gemacht.
Soweit das. Man kann dem Hellmich Sohn natürlich auch zu gute halten, dass er Sponsoren rangebracht hat und dafür belohnt werden muss. Andererseits kommen von den Geldgebern eben einige aus Duisburger Kommunalbetrieben. Und die hätte wohl auch jeder andere geholt.
Bleibt die Frage, wie der Filius von Hellmich Senior überhaupt den Marketing-Vertrag bekam. Nun: Die Story erzählt ein Ex-Aufsichtsrat der damals Verantwortung trug so: Im Jahr 2002 habe der Sohn sich mit einer so genannten Einstandsfee in Höhe von rund 1,4 Mio. Euro den Marketing-Vertrag beim MSV gesichert. Gut: Eine Einstandsfee nennt man das Antrittsgeld, das jemand dafür zahlt, dass er einen Vertrag unterschreiben darf. Bei einem Fußballclub ist das weder unnormal, noch ungewöhnlich.
Ungewöhnlich war damals etwas anderes, wie sich der Ex-Aufsichtsrat erinnert. So habe Walter Hellmich damit gedroht, das Geld aus der Einstandsfee zurückzuhalten, bis klar ist, dass er in die Spitze des Vereines marschieren darf. Der Aufsichtsrat meint sich zu erinnern, dass Helmmich sinngemäß gesagt habe, verklagt mich doch, wenn ihr das Geld haben wollt. Erst nachdem ihm der Job in der Vereinsspitze zugesichert worden war, habe er seinem Filius signalisiert, die Kohle auszuschütten.
Soweit die Fama. Wir haben uns die Fakten angesehen. Der Vertrag mit Junior wurde abgeschlossen, bevor Senior in die Vereinsspitze aufrückte.
Aber es gibt diese informelle Ebene. Und die habe Vater Hellmich bespielt, sagt der damalige Aufsichtsratmann, der zudem an den Gesprächen beteiligt war.
Wir haben bei Herrn Hellmich nachgehört. Er sagt:
„Der Marketingvertrag besteht seit Anfang 2002, also weit vor meiner Amtsübernahme. Die Zahlungen der Einstandsfee erfolgten zeitnah. Die Amtsübernahme als Vorstandsvorsitzender erfolgte im Juli 2002. Es gibt nicht die geringsten Verbindungen zwischen Amtsübernahme und Marketingvertrag.“
Das ist so nicht ganz richtig: Seit dem 3. Juli 2002 ist Hellmich Vorstandsvorsitzender des MSV Duisburg. Der Vertrag mit der Firma seines Sohnes ist seit dem 1. Juli 2002 gültig und wurde 2008 vorzeitig verlängert. Eine Ausschreibung der Vertragsverlängerung gab es nicht.
Auch für Walter Hellmich selbst hat sich das Engagement beim MSV gelohnt. Damals, als Hellmich an der Spitze des Clubs anfing.
Und zwar hatte der Senior den Auftrag zum Stadionsneubau gewonnen – wenige Monate bevor der Junior mit Ankündigung der Einstandsfee den Marketingvertrag abholte. Gut. Senior Hellmich war auch damals der günstigste Anbieter und damit sicher zu recht Gewinner des Wettbewerbes.
Doch nachher, als Hellmich im Amt war und den Club führte und das Stadion baute, da wurde die Anlage immer teurer. So teuer, dass die Kommunalen Unternehmen ordentlich Schotter in Millionenhöhe nachschießen mussten, damit das Ding fertig werden konnte. Hellmich hat sich also sozusagen als Vereinskönig selber Aufträge zugeschanzt. Interessant, oder?
Hellmich sagt dazu auf Anfrage:
„Durch Erweiterung des Business-Centers, zusätzlicher Fan-Shop, erweiterte Räumlichkeiten Geschäftsstelle, Inventar u.a. ist es zu Mehrkosten gekommen. Aus diesem Grunde wurden Darlehen auch von kommunalen Gesellschaften aufgenommen, die natürlich verzinst und regelmäßig getilgt werden.“
Tja, dieses Geld dürfte dann größtenteils der MSV erwirtschaften müssen, damit die Miesen abgestottert werden können. Tattas, die dem Club beim Sichern des Erfolgs fehlen.
Wie dem auch sei, heute ist Mitgliederversammlung beim MSV. Es gibt einige Leute, die Hellmich stürzen wollen. Vielleicht haben Sie Erfolg.
Hellmich selbst pokert wohl auf einen ehrenvollen Rückzug mit möglichst langer Karrenzzeit.
In der Zwischenzeit schaut schon mal die Kreditgebende HSH-Bank in die Bücher des Vereines, um zu sehen, ob überhaupt nach der Kredit für das Stadion zurückgezahlt werden kann. Hellmich findet das normal, schließlich müsse sich die Bank in ständig absichern, dass alles OK läuft.
Und am Ende haftet sowieso das Land für alles. Denn das Land hat die Bürgschaft für das MSV-Stadion-Darlehen übernommen.
Toll.