Reaktionen auf Spiegel und Werbeblocker: Hybris und Unverständnis

Kaum hatte Frank Patalong auf Spiegel.de darauf hingewiesen, dass Werbeblocker das Geschäftsmodell von kostenlosen Onlinemagazinen gefährden, wurde er mit Hohn und Spott überzogen. Manche verstiegen sich sogar zu Drohungen gegen SPON.

Menschen machen Medien nicht, weil sie sonst nichts mit ihrer Zeit anzufangen wissen. Zumindest keine, die es in Qualität und dem Umfang von Spiegel-Online, FAZ.de oder Zeit.de aufnehmen können.

Guter Journalismus kostet Geld – und je besseren Journalismus man will, um so teurer wird es. Gute Autoren verlangen ein ordentliches Gehalt, Recherchen können sehr aufwendig sein und auch Fotografen wollen Geld für ihre Arbeit sehen. Frank Patalong wies im seinem Artikel auf die banale Tatsache hin, dass es zwei Mögklichkeiten gibt, dieses Geld zu verdienen: Payd Content oder Werbung.

Das Geschäftsmodell fast aller Online-Medien beruht auf Werbung und diese Einnahmen sind umso höher, je mehr Leute diese Werbung sehen. Klar dass da Werbeblocker stören. Und auch klar, dass der Spiegel auf dieses Problem hinweist und eigentlich nichts anderes macht, als an die Solidarität seiner Leser zu appellieren.

Ich fand den Artikel nicht besonders aufregend und es gut, wie ehrlich der Spiegel mit seinen Problemen umging. Umso mehr hat mich die Reaktion überrascht: Für Wirres war es „Qualitätsheulsusenismus“ und Jan Schejbal forderte. Werbung dürfe nicht mehr nervig sein und wenn Spiegel Besucher mit Werbeblockern ausschließen würde, würde man Wege finden diese Sperren zu umgehen und SPON zur Not nicht mehr verlinken.

Spätestens da wurde es lächerlich: Seit langem geht die Zahl der Verlinkungen unter Blogs zurück, die meisten werden seltener gelesen als noch vor wenigen Jahren. Würde SPON nicht mehr von von Blogs verlinkt, man würde es in Hamburg kaum wahrnehmen. Die meisten die ich kenne, haben Spiegel-Online als Startseite in ihrem Browser und besuchen die Seite mehrmals am Tag direkt. Links spielen dabei keine große Rolle – SPON zu drohen ist Hybris und ein wenig lächerlich.

Sicher, Schejbal hat recht, wenn er sich über zu viel nervige Werbung beschwert. Ich selbst habe keinen Werbeklocker aktiviert, aber einen PopUp-Blocker. Und richtig ist auch, dass verschiedenen Werbeformen stören und wohl auch unter werblichen Gesichtspunkten kaum etwas bringen, weil sie die Leser gegen sich aufbringt. Darüber muss man reden, aber ohne jede Häme.

Aber eine unauffällige, dezente Werbung zu fordern ist Unfug: Werbung muss auffallen. Dezent und Werbung – das passt nicht zusammen. Natürlich muss niemand bei irgendwem aus Solidarität irgendeine Werbung anstarren oder anklicken, die ihn nicht interessiert. Aber es muss jedem klar sein, dass wenn Online-Medien nicht über Werbung zu finanzieren werden können,  es zwei Alternativen gibt: Abschalten, oder zumindest massiv reduzieren oder Payd Content. Darüber kann man sich dann auch aufregen, aber professionelle Angebote wird es nur geben, wenn sie bezahlt werden kann.

Für Jens Schejbal war die beste Werbung die Google-Text Anzeige. An der verdienen die Betreiber von Internetseiten nur kaum etwas – dafür aber Google. Richtiges Geld gibt es für hingegen für Banner die direkt vermarktet werden. Wollen wir gratis Medien wie SPON, Zeit.de, Welt.de oder FAZ.de, müssen die Verlage eine Chance haben, online Geld zu verdienen. Tun sie es nicht, werden sie ihr Angebot runterfahren. Dann gibt es deutlich weniger gute Geschichten online – so einfach ist das. Was dann bleibt sind zum Beispiel parteinahe Medien, die in die Bresche springen. Aber ich lese lieber einen Artikel über  die Kundus-Affäre auf Spiegel-Online als im Vorwärts oder im Bayernkurier.

Der Ruhrpilot

Dortmund: Neue Belastungen für die Bürger…Der Westen

Rechte: Rechte Demo und Widerstand – der Zeitplan für Gelsenkirchen…Der Westen

Rechte II: Pro-NRW die Show stehlen…Bo Alternativ

Rechte III: Mach meinen Kumpel nicht an: Freitag und Samstag gegen Pro-NRW…Hometown Glory

Ruhrgebiet: Große-Brockhoff für Ruhrbezirk…Ruhr Stadt

E-Mail-Affäre: In eigener Sache…Wir in NRW

E-Mail-Affäre II: Gegenangriff auf „roten Kampfblog“…Kölner Stadtanzeiger

E-Mail-Affäre III: Gelsenwasser wehrt sich…Der Westen

Duisburg: Identität, christliche Seefahrt und zentrale Aufgaben…xtranews

Preis I: Grimme-Preisverleihung in Marl…Ruhr Nachrichten

Preis II: Silberner Lead-Award für Netzpolitik…Meedia

Digital: Im Angesicht der Piraten…Stern

Digital II: F!XMBR ab 18 Jahren…F!XMBR

Digital III: Geheimdokument zu Sperrplänen der EU auf Deutsch…Netzpolitik

Ruhr2010: Die Bechers – Ikonen des Industriezeitalters…Kölner Stadtanzeiger

Ruhr2010 II: 1. Biennale für Internationale Lichtkunst Ruhr 2010…Art In

Sozialticket: Start 2011…Ruhr Nachrichten

NRW-CDU: Sponsoring verstößt nicht gegen das Parteigesetz…Zeit

Umland: Grube will weg vom Techno-Image…Zoom

Ferrostaal im Korruptions-Sumpf

Gestern haben Polizei und Staatsanwaltschaft in Essen die Zentrale des Anlagenbauers Ferrostaal durchsucht. Der Verdacht: die frühere MAN-Tochter soll Bestechungsgelder verteilt haben, um Aufträgen zu generieren. Konkret soll Ferrostaal beim Bau von Kraftwerken und der Lieferung von U-Booten vor allem Regierungen unter anderem in Südeuropa und Asien geschmiert haben. Warum mich das nicht wundert?

Weil wir bei den Ruhrbaronen am 1. Februar eine Geschichte über Ferrostaal gebracht haben unter dem Titel: „Besticht die Deutsche Wirtschaft im Ausland?“.

Darin haben wir ein Zitat des Ferrostaat-Chefs Matthias Mitscherlich aus einem Interview mit dem Handelsblatt analysiert. In den Gespräch hatte der Top-Manager zwischen den Zeilen gestanden, dass sein Konzern schmiert. Zur Erinnerung hier nochmal das Zitat von damals:

(es müsse jemand bezahlt werden, d. A.) der die richtigen Leute kennt. Der einem zum Beispiel sagt, mit wem man reden muss, um ein Projekt nach vorne zu bringen. Hier steht einer Leistung eine echte Gegenleistung gegenüber, deshalb sollte man solche Dinge nicht in die gleiche Ecke wie Korruption rücken.”

Für mich hört sich das an wie ein Beratervertrag mit der Tochter des Präsidenten. Man wird sehen, wie die Ermittler den Fall bewerten. Ich denke mal nicht so, wie es sich Mitscherlich wünscht.

Werbung

Bottrop in der New York Times

Wenn Fremde an meine Heimatstadt Bottrop denken, denken sie nur an doofe Dinge, Klischees und blöde Witze. Selbst mit der Stanze, „Och, watt is dat grün hier“, muss man in Bottrop häufiger klar kommen, als anderswo. Aber was soll es. Nun hat es Bottrop als erste Stadt aus dem Revier im Kulturhauptstadtjahr bis in die New York Times geschafft. Wegen der Kulturhauptstadt? Nein, natürlich nicht. Sondern wegen des Kinderschänders im katholischen Priestergewand, der seit ein paar Tagen den Papst in Erklärungsnot bringt. Denn Benedikt XVI hatte in seiner Zeit als Münchener Bischof einen geweihten Kinderschänder versetzt, der seine kriminelle Karriere in Bottrop begann, ohne ihn der Justiz zu überantworten.

Zitat aus der NYT vom 24. März 2010:

Church authorities have also been alerted to two previously unknown potential victims in the northern town of Bottrop. “We have two tip-offs that are so conclusive that we must proceed under the assumption that these incidents took place,” said Ulrich Lota, spokesman for the diocese in Essen, where Father Hullermann was ordained, confirming that in both cases the victims were boys.

Father Hullermann was abruptly transferred from Bottrop to Essen in 1977, but, according to Mr. Lota, there are no references in his file to abuse from that time.

Two years later, three sets of parents told the priest in charge of Father Hullermann’s new church that he had abused their children, prompting his transfer to Munich for therapy, where he was returned to parish duties.

After just over two years in Munich he was transferred once again, this time to the nearby town of Grafing. There, he abused several boys, leading to his conviction in 1986, which resulted in a suspended sentence of five years’ probation and a fine.

He then spent one year working in a nursing home before he was sent to a parish in Garching.

Scheisse wa? Alles schöne Geld für die PR in Amerika umsonst verbrannt. Dort ist Bottrop jetzt als Kinderschändertown bekannt.

Dazu passend eine Story, die mir ein Kumpel erzählt hat. Dessen Opa hatte mitbekommen, wie ein Priester seiner Tochter zu nahe kam. Er hat ihr wohl an den Po gepackt. Der Opa nahm sich ein Kantholz, setzte sich an die Straße und wartete auf den Priester. Als der auf dem Rad vorbeifuhr, hat der Opa den Priester mit dem Kantholz verdroschen. Und gesagt, dass der seine Fottfinger von den Mädchen weglassen soll. Wenn er noch einmal was hört, wird es richtig weh tun.

Der Priester hat sich dann versetzen lassen. Ob die beiden Fälle zusammengehören, kann ich nicht sagen.

Protestwochenende gegen Rechts: Was, wann, wo…

Die Rechten an der Ruhr wollen es wissen: NPD und Pro NRW werden ab Morgen getrennt in mehreren Städten demonstrieren. Pro NRW zudem in Gelsenkirchen einen Parteitag abhalten.

Und überall wo sich NPD und Pro NRW am Wochenende zeigen, wird es Gegendemonstrationen geben. Sei es bei den „Mahnwachen“ von Pro NRW, der NPD Demo am Samstag in Duisburg, dem Pro NRW Parteitag in Gelsenkirchen oder in Duisburg-Marxloh, wo die Rechten am Sonntag demonstrieren wollen. An vielen Standorten sollen Blockaden die Veranstaltungen von NPD und Pro NRW stören. Hier ein Überblick, über die Termine der kommenden Tage, der uns von den Leuten von „Rechtes Märchenland zerschlagen“ aus Duisburg zur Verfügung gestellt wurde.

Freitag, 26. März

Oberhausen
Kundgebung von pro NRW | 10 Uhr vor DITIB Camii, Weißensteinstraße

Herten
Kundgebung von pro NRW | 10 Uhr Paschenbergstraße (10 Uhr Solidartätsaktion vor der blauen Moschee)

Mülheim
Kundgebung von pro NRW. Infos
12 Uhr – Sandstraße (Anlaufstelle 10 Uhr AZ Mülheim)

Bochum
Kundgebung von pro NRW Infos

Gelsenkirchen
pro NRW Kundgebung + Gegenaktivitäten
Treffpunkt: 10:30h – Moschee Horster Str. 156 Infos

Essen
Kundgebung von pro NRW | Infos
14 Uhr vor der Türkischen Moschee in Essen-Katernberg

Samstag, 27. März

Duisburg
Was: NPD-Kundgebung
Wo: Hauptbahnhof Duisburg, Vorplatz
Wann: NPD trifft sich um 11h, losgehen soll es um 12h

Gelsenkirchen
pro NRW Parteitag
27. März ab 7.3o Uhr – Schloß Horst Infos

Sonntag, 28. März

Duisburg
pro NRW Demo in Duisburg-Marxloh. Angemeldet von 11h bis 19h. Route: Warbruckstraße – Ecke Kreyenpothstraße bis Warbruckstraße – Ecke Feldstr.

NPD Demo in Duisburg-Marxloh. Beginn: 11h. Route: Aldenraderstraße – Ecke Friedrich-Ebertstraße —> Aldenrader str. —> Prinz-Eugenstraße bis entweder Prinz-Eugenstraße – Ecke Zechenstraße oder Ecke Warbruckstraße. Vorabtreffpunkt 10-10:30h. Ort noch nicht bekannt.

Panzertaktik trotz EU-Waffenembargo. Welche Rolle hatte Steinmeier?

Um den unsinnigen Afghanistankrieg zu führen, biedert sich die Bundesregierung jahrelang dem usbekischen Despoten Islam Karimow an. Im usbekischen Termes liegt die Unterstützungsbasis der Bundeswehr für den Einsatz. Deutschland riskierte dabei sogar den Bruch von EU Verordnungen.

Es steht fest, dass usbekische Soldaten auch im Zeitraum zwischen November 2005 und November 2009 während des EU Waffenembargos in Deutschland Panzertaktiken lernten. In diesem Zeitraum war Frank-Walter Steinmeier (SPD) Außenminister in Deutschland.

Der Grund für die EU Strafmassnahmen war das Massaker von Andischan.
Ohne Vorwarnung schossen die Sicherheitskräfte von gepanzerten Fahrzeugen auf flüchtende Männer, Frauen und Kinder. Es ist der 13. Mai 2005 als in Andischan usbekische Uniformierte die Menschenmenge attackieren. Das Ganze geschah von Panzerwagen aus. Nach Aussagen von Berichten von Menschenrechtsorganisationen sollen bei dabei über 500 Menschen getötet worden sein. Die usbekischen Machthaber setzten Schützenpanzer sowjetischer Bauart zur „internen Repression“ ein.

Als Folge des Massakers in Andischan verhängte die EU 2005 ein Embargo gegen Usbekistan. Die Bundeswehr setzte dennoch die Militärische Ausbildungshilfe (MAH) für usbekische Soldaten fort und schulte Mitglieder der usbekischen Streitkräfte. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums bestätigt auf Anfrage: „Im angefragten Zeitraum wurden 35 Angehörige der usbekischen Streitkräfte in den militärischen Organisationsbereichen der Bundeswehr ausgebildet.“

Bei der MAH mit Usbekistan, die seit 1994 durchgeführt wird, steht allerdings nicht nur die „innere Führung von Soldaten in einer demokratischen Gesellschaft“ auf dem Stundenplan. Die Soldaten aus Usbekistan übten bei der MAH trotz des EU Embargos in Deutschland auch den taktischen Einsatz von Panzern auch mit dem Schützenpanzer Marder.

„Das ist ein klarer Bruch des EU Embargos“, sagt Winfried Nachtwei. Er saß für die Grünen von 1994 bis 2009 im Bundestag und war bis 2009 deren Obmann im Verteidigungsausschuss. Katja Keul, Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen im Bundestag und Mitglied im Verteidigungsausschuss betont: „Die Aussetzung der MAH wäre eine deutliche und zwingende Botschaft an das usbekische Regime gewesen.“

Die amerikanische Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch fordert eine Untersuchung. Die Chefin des Referats für Europa und Zentralasien von HRW Holly Cartner in New York reagiert scharf.

“We knew that Germany had acted contrary to the spirit of the sanctions rights from the beginning (giving Almatov a visa, for example), but the training of Uzbek soldiers in weaponry that could be used for internal repression appears to be a direct violation of the EU’s arms embargo. The EU and the German government should conduct an investigation to determine whether Germany did, in fact, violate the embargo and whether other members states of the EU were aware of any violation at the time. Human Rights Watch also calls on both the German and the European Parliament to deal with these serious allegations and ensure that any inquiries are transparent and credible.”

Das Verteidigungsministerium sieht in der MAH mit Usbekistan vor allem Demokratiehilfe: „Die MAH unterstützt die Entwicklung demokratisch orientierter Streitkräfte in Staaten und Regionen, deren Stabilität im deutschen Interesse liegt“, erklärt der Sprecher des Ministeriums, „sie dient zudem der Festigung vertrauensvoller Beziehungen zu Kooperationspartnern.“

Usbekistan ist aber keine Demokratie und dessen Präsident befehligte sogar zur Machtsicherung 2005 ein Massaker.

Bereits am 23 Mai 2005 verurteilte der Rat der Europäischen Union die in „Andischan erfolgte und Berichten zufolge übermäßige, unverhältnismäßige und unterschiedslose Gewaltanwendung durch usbekische Sicherheitskräfte aus Schärfste.“ Als Reaktion auf die Bluttat verhängte der Rat im Herbst 2005 Sanktionen gegen das zentralasiatische Land. Das darin beinhaltete Waffenembargo lief am 13. November 2009 aus. Embargos müssen aktiv verlängert werden, die nötige Einstimmigkeit dazu war nicht gegeben.

Die „restriktive Maßnahmen gegen Usbekistan“ in der Verordnung 1859/2005 sind eindeutig. Es wurde „ein Ausfuhrverbot für Ausrüstung, die zur internen Repression verwendet werden könnte, und ein Verbot der Bereitstellung technischer Hilfe“ verfügt.

Die EU-Verordnung definiert, was unter technischer Hilfe, die Usbekistan nicht bereit gestellt werden darf, zu verstehen ist. Sie „kann in Form von Anleitung, Beratung, Ausbildung , …erfolgen“. Weiter: „es ist untersagt, technische Hilfe im Zusammenhang mit militärischen Aktivitäten … zu gewähren“.

Deutschland scherte sich darum nicht. Ein Sprecher des Verteidigungsministerium beschreibt die Ausbildung der Usbeken in Deutschland während des Embargos: „Im Bereich des Heeres besuchten 14 usbekische Offiziere im Wesentlichen mehrwöchige Lehrgänge, die auf eine Verwendung als Verbandsführer der Panzergrenadier- und Jägertruppe (Bataillonskommandeur) und Einheitsführer der Panzergrenadier-, Jäger-, Fernmelde- und Pioniertruppe (Kompaniechef) vorbereiten.“ Die Ausbildung der usbekischen Offiziere umfasste neben Schulungen zur „Innere Führung“ auch „die Taktik im Einsatz verbundener Kräfte“. Das ist Militärsprech für Manöver.

Den usbekischen Soldaten sei bei Manövern gezeigt worden, wie Panzerzüge im Feld entsprechend der gestellten Aufgabe auszurichten seien, so ein Sprecher des Heeres. „Insbesonders auf den unteren Führungsebenen schließt das die Übung mit dem Hauptwaffensystem einer Truppengattung (z.B. den Schützenpanzer Marder bei den Panzergrenadieren) ein“, beschreibt das Verteidigungsministerium die „Ausbildungsinhalte der Offiziersausbildung“.

Nochmal der Artikel 3 der EU Verordnung:

„Es ist untersagt technische Hilfe im Zusammenhang mit militärischen Aktivitätenund mit der Bereitstellung, Herstellung, Wartung und Verwendung von Rüstungsgütern und damit verbundenem Material aller Art, einschließlich Waffen und Munition, Militärfahrzeugen und -ausrüstung, paramilitärischer Ausrüstung und entsprechender Ersatzteile, unmittelbar oder mittelbar für natürliche oder juristische Personen, Organisationen oder Einrichtungen in Usbekistan oder zur Verwendung in Usbekistan zu gewähren;“

Die Frage, ob Deutschland mit der MAH für Usbekistan gegen das Waffenembargo verstoßen hätte, konnte der Sprecher des Verteidigungsministerium bisher nicht beantworten.

Auch die Anfrage an die EU, ob nicht ein deutscher Bruch des Embargos vorläge, bleibt bisher unbeantwortet.

Die Bundesregierung beantwortete aber im Juni 2006 die Anfrage der Linke, ob „die Bundesregierung seit dem 14. Dezember 2005 technische und/ oder finanzielle Unterstützung für die militärischen Aktivitäten Usbekistans geleistet hätte“ mit „nein“.

Hat die Bundesregierung im Sommer 2006 die Unwahrheit gesagt? Oder zählt die Bundesregierung die MAH mit Usbekistan nicht zu der „technischen Unterstützung“?

Der Sprecher des Verteidigungsministerium kann sich nicht erinnern, dass die MAH während des Embargos auch nur zeitweise ausgesetzt wurde. Eine genaue Prüfung der Anfrage steht aber noch aus.

Die MAH fällt in den „Zuständigkeitsbereich des BmvgS“, sagt der Sprecher des Verteidigungsministeriums, aber die Schwerpunktsetzung werde mit dem Auswärtigen Amt abgestimmt. Diese Abstimmung bestätigt auch das Auswärtige Amt.

Von 2005 bis 2009 war Frank-Walter Steinmeier (SPD) in der großen Koalition Außenminister.

Der Sozialdemokrat sammelte früh Erfahrung mit dem Unterlaufen der EU Sanktionen gegen Usbekistan. Wenige Tage nach der Verhängungen der EU Sanktionen, durfte trotz EU-Einreiseverbot der usbekische Innenminister Sokir Almatow im November 2005 aus „humanitären Gründen“ nach Deutschland reisen und sich in einer Privatklinik in Hannover behandeln lassen.

Almatow gilt als Hauptverantwortlicher für das Massaker von Andischan. Der Leiter und Direktor der Privatklinik in Hannover Madjiid Samii ist ein alter Bekannter des damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder und Steinmeier diente da noch als Kanzleramtsminister.

Die Frage, wieso Deutschland den Verstoß gegen die EU Verordnung zugelassen habe, lässt Steinmeier bisher unbeantwortet.

Der Autor hat zu diesem Thema am Donnerstag, den 25 März 2010, in der Taz veröffentlicht.

Werbung

Der Ruhrpilot

NRW: Rüttgers setzt Regierung unter Druck…Focus

NRW II: Rüttgers erteilt Schwarz-Grün in NRW klare Absage…Welt

NRW III: SPD will Wahlfreiheit zwischen Turbo- und Normal-Abi…Der Westen

NRW IV: Rüttgers spielt den Obama…Spiegel

NRW V: NRW-Wahlkämpfer patzen im Internet…Spiegel

NRW VI: Rot-Rot-Grüner Vorreiter Duisburg?…Post von Horn

NRW VII: „Gelsen-Gate“ im NRW-Wahlkampf?…RP Online

Bochum: Stadt muss 5,1 Millionen Fördergelder zurückzahlen…Ruhr Nachrichten

Antisemitismus: Duisburgs Polizei weist Vorwurf zurück…RP Online

Dierkes: Links, Rechts, Duisburg, WTF?…Unkreativ

Dierkes: Linksaprtei Pankow setzt Antisemiten ab…Junge Welt

Dortmund: Stadtwerke haben Interesse am Duisburger Hafen…Der Westen

Zensur: EU-Ministerrat spielt Zensursula und fordert Stopp-Schilder im Internet…Netzpolitik

Die Bandbreite: Wojna bringt Ihnen Ihr Herz näher…xtranews

Landtagswahl: Fortschritte für das Ruhrgebiet nur mit SPD und Grünen

Als FDP und CDU vor fünf Jahren in NRW an die Regierung kamen, stand auch das Ruhrgebiet ganz oben auf der Agenda: Aus fünf Regierungsbezirken und zwei Landschaftsverbänden sollten drei Regionalbezirke und Ruhrgebiet nicht mehr von aussen regiert werden. Heute ist in den Programmen von Union und FDP nichts mehr von dem damaligen Reformeifer zu spüren. Nur noch SPD und Grüne  wollen die Strukturen im Ruhrgebiet verändern.

2005 konnte der damalige Verkehrsninister und heute CDU-Ruhr-Chef Oliver Wittke vor Kraft und Optimismus kaum laufen: „Wir werden noch in dieser Legislaturperiode die fünf Regierungsbezirke und die beiden Landschaftsverbände zu drei Regionalbezirken zusammenschließen – einen für Westfalen, einen für das Rheinland und einen für das Ruhrgebiet. Im letzteren wird auch der Regionalverband Ruhr aufgehen.“ Heute klingt das alles ganz anders:. Fragt man Wittke danach, wann denn der Ruhrbezirk kommt, verweist er darauf, dass der Regionalverband Ruhr unter Schwarz-Gelb seine Planungskompetenz zurück bekommen hat und nun erst einmal zeigen müsse, dass er damit umgehen kann.

Auch im Landesprogramm der CDU wird nicht mehr über moderne Strukturen für das Land und das Ruhrgebiet gesprochen: Die Luft soll sauberer, die Kinder schlauer und die Arbeitsplätze mehr werden. Ausser Worthülsen nicht konkretes mehr zur Zukunft des Reviers.

Beim kleinen Koalitionspartner FDP sieht es noch düsterer aus. Die Liberalen sprechen sich für eine verstärkte Zusammenarbeit der Städte und Kreise im Ruhrgebiet aus, betonen dabei allerdings die Freiwilligkeit. Der RVR verkommt bei ihnen zu einem Moderator.

Für die Linkspartei sind sowieso alle staatlichen Strukturen sakrosant. Stellenabbau darf es ja schon aus ideologischen Gründen nicht geben. Für sie bedeutet Ruhrgebietspolitik vor allem mehr Förderprogramme und der mittelfristige Erhalt des Bergbaus.

Nur SPD und Grüne versprechen in ihren Programmen, die Strukturen des Ruhrgebiets zu verändern. Auch bei ihnen spielt ein Ruhrbezirk keine Rolle mehr. Wie in allen Parteien hat sich in dieser Frage auch bei ihnen die westfälische Gummistiefel-Fraktion durchgesetzt.  Aber immerhin: Beide wollen sich für mehr direkte Demokratie im Ruhrgebiet einsetzen, die Grünen haben sogar die Direktwahl des Ruhrparlaments in ihrem Programm. Und die SPD will das RVR-Gesetz in enger Kooperation mit allen Parteien weiterentwickeln. Immerhin, besser als gar nichts.

Die Zeiten in denen die CDU der Motor der Ruhrgebietspolitik war sind vorbei. Fortschritte für das Ruhrgebiet  wird es nur mit SPD und Grünen geben. Eine Aussage, die man vor kurzem noch für unmöglich gehalten hätte.