Priester und Kinder

Bild: VatikanDie Mißbrauchsfälle am Canisius Kolleg in Berlin zeigen, dass man Priester von Kindern fern halten sollte. Die Gründe liegen auch im Zölibat.

Wer Spaß hat sich ein Kreuz umzuhängen und ein schwarzes Kleid zu tragen kann das ja gerne tun, aber anscheinend ist es keine gute Idee, Männer, die ihre Sexualität nicht ausleben dürfen, in die Nähe von Kindern zu lassen. Die Fälle am Canisius-Kolleg sind ja leider nicht einzigartig. Sind es Ausnahmen? Klar, wahrscheinlich sind es Ausnahmen. Aber es ist schon auffällig, dass viele Missbrauchsverbrechen im Umfeld katholischer Einrichtungen passieren.

Sie sind der Preis, den die katholische Kirche anscheinend für das Zölibat und ihre verlogene Sexualmoral bereit, ist Kinder zahlen zu lassen. Klar dass auch in diesem Fall gegen die  Täter, obwohl es Hinweise gab, nicht ermittelt wurde. Das nennt der hiesige Jesuiten-Chef Stefan Dartmann dann nicht genau hingeschaut und nicht angemessen reagiert.

Es ist schon verlogen, wenn die katholische Kirche bei jeder Gelegenheit gegen die mittlerweile recht lockere Sexualmoral wettert, aber nicht erkennen will, dass die Opfer ihrer Sexualmoral meistens Kinder sind: Entweder als Missbrauchsopfer oder als uneheliche Kinder von Priestern, die ohne Familie aufwachsen.

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Groundhog

Marmota monax, Bild WikipediaMir reicht’s, ich will nicht mehr, ich will, wenn schon nicht den Klima- (das wäre unkorrekt), den sofortigen Wetterwandel. Erst Schnee, dann Eis, Schneematsch, und schließlich irgendeine undefinierbare vereiste Pampe. Alles was ich bei diesem Wetter machen kann ist durch die Gegend schliddern, mich hin und wieder gepflegt auf die Fresse legen (Lederschuhe mit Ledersohlen) oder mit Zwiebeln (altes Hausmittel) die Streusalzränder von meinen Schuhen entfernen (s.o.). Alles Gründe für mich, um heute mit großer Spannung einen Blick nach Amerika zu werfen.

Genauer gesagt, geht dieser Blick in die Vereinigten Staaten, noch genauer, nach Punxsutawney, Pennsylvania. Zu dieser Jahreszeit, um 7.26 Uhr Ortszeit, geht in diesem Örtchen die Sonne auf und gegen 7.30 Uhr verlässt Phil für gewöhnlich seine Wohnung, meistens jedenfalls. Vielleicht ist er ein wenig schüchtern oder einfach davon genervt, daß seit Stunden zig Leute vor seiner Hütte frierend und nüchtern herumlungern und auf ihn warten, keine Ahnung, dann lässt er sich vielleicht ein wenig mehr Zeit, ist dann aber auch schon beinahe egal, schließlich muß er keinen Bus erwischen…

Dank Zeitverschiebung findet dieses also bequem Ereignis so gegen 13.30 mitteleuropäischer Eiszeit statt. Meine mobilephoneweatherapp (nicht ganz so smart, ist nur S60 3rd edition und hat von daher keine direkte Anbindung an IHN himself) sagt mir für diesen Zeitpunkt einen bewölken Himmel für das Kaff voraus. Ich bin also guter Hoffnung, daß Phil seinen Schatten nicht sehen wird und wir demnächst einen tollen Frühling bekommen.

Für diejenigen die zu faul sind, um den links zu folgen (soll ja vorkommen), hier noch ein paar Zusatzinformationen. Die Wahrscheinlichkeit, daß Phil die richtige Prognose liefert, liegt, den Daten von US Wettererxperten zufolge (aber die sind ja auch nicht immer zuverlässig), bei 59 Prozent, in den letzten 20 Jahren, damit schlägt er deutlich den Hahn auf dem Misthaufen.

Und jetzt mit Bewegungssimulation…


rodenbuecherEs geht mal wieder um die Rettung der Welt – ach was, wahrscheinlich wird die ganze Milchstraße sauer, wenn nicht schnell gehandelt wird. Und deswegen wurde ein Verein gegründet. Er nennt sich „Die solidarische Moderne.“

An Bord: Die bekannten Retter der Welt, ohne die wir wahrscheinlich schon seit Jahrzehnten nicht mehr leben würden: Elmar Altvater, Franz Alt, Andrea Ypsilanti – dazu ambitionierte Hinterbänkler wie der Dortmunder SPD-Abgeordnete Marco Bülow, der natürlich ganz unrebellisch für die Netzsperren stimmte, oder aufstrebende Linkspartei-Talente wie Katja Kipping und noch ein paar andere. Die haben einen Gründungsaufruf für eine  Solidarische Moderne geschrieben. Der Tenor: Es ist grauenhaft, alles. Und es wird immer schlimmer:

Die Probleme unserer Welt sind offenkundig: von den ökologischen und wirtschaftlichen Grenzen des bisherigen ressourcenvernichtenden Wachstums bis zum gravierenden Gefälle zwischen individueller Reichtumsanhäufung und um sich greifender Armut, von der alltäglichen Missachtung der Menschenrechte bis zu vielen neuartigen Konflikten und Friedensgefährdungen. “

Aber wie gut, dass es noch gute Menschen gibt, die sich um einen neuen Politikansatz sorgen und ein Crossoverinstitut gegründet habeneben die solidarische Moderne:

Die Zeit ist reif für neue Ideen. Das Institut Solidarische Moderne sucht nach ihnen: offen für Neues, vernetzt im Denken, kollektiv im Handeln. Fragend schreiten wir voran – und wir werden Antworten finden, die eine andere Republik, eine andere Gesellschaft, eine andere Welt möglich machen, hier und jetzt, vor unseren Augen, gemeinsam. Dabei wollen wir nicht unter uns bleiben. Wer die Solidarische Moderne mitgestalten will, ist herzlich willkommen!“

Klar, dieses Retro-Zeug hört nie auf.  Junge Menschen tragen wieder Schlaghosen und Plateausohlen. Komische Adidas-Trainingsanzüge aus den 70ern. Ich sehe auch immer häufiger Schnurrbärte. Und Koteletten. Aber jetzt auch noch die Politik der 70er nachzuspielen, sich in Betroffenheitsrethorik zu suhlen und einen ganzen Aufruf aus zusammengstoppelten Artikeln aus Schülerzeitungen aus den 70ern abzuschreiben ist,  schon ziemlich heftig. Über 23.000 Zeichen (inklusive der vielen Leerzeichen) – das ist eine ganze Menge für einen Text ohne eine neue Idee, ohne ein Zeichen der Hoffnung in einer Welt zu sehen, die sich in den vergangenen 30 Jahren einegtlich in eine gute Richtung entwickelt hat: Wir sind freier als damals, haben mehr Chancen, können unsere Leben wie noch nie selbst bestimmen.

Aber das zählt ja alles nicht, weil es nicht passt, wenn es wie immer um die Rettung von uns allen geht. Und der Milchstraße. Ich will aber gar nicht gerettet werden: Nicht von Elmar Altvater, nicht von Franz Alt und schon gar nicht von Marco Bülow und Katja Kippling.

Klar, eigentlich geht es nur darum eine Stimmung in der Bevölkerung hinzubekommen, die rot-rot-grüne Bündnisse ermöglicht. Dazu braucht es einen Überbau, möglichst eine Bewegung. Warum? Geht es nicht ohne Bewegungssimulation? Können die nicht ganz einfach sagen: „Wir wollen miteinander regieren, weil wir glauben, wir können es besser als CDU und FDP.“

Dann stimmen wir alle ab und schauen uns um 18.00 Uhr an, was rausgekommen ist. Immer wenn mir jemand sagt, dass das Ende nahe ist und er weiß wie man es verhindern kann, werde ich mißtrauisch. Wenn das Ende der Welt kommt braucht man ein Handtuch, eine Packung Erdnüsse und eine Flasche Bier. Jeder weiß das. Nur Elmar Altvater nicht.

Und am Sonntag wird Willi Nowack abgesägt

Es gibt Termine, da geht man gerne hin. Am kommenden Sonntag ist so einer. Da trifft sich die SPD in Altenessen zu ihrer vorgezogenen Jahreshauptversammlung. Ein Tagesordnungspunkt: Die Abwahl von Willi Nowack aus seinem Amt als Ortsvereinschef. Gottseidank, hört man es unter Essener Genossen stöhnen. Mit der Abwahl Nowacks kann endlich eines der unrühmlichsten Kapitel in der Geschichte der Ruhr-Sozialdemokratie beerdigt werden.

Nowack hat eine bewegte Laufbahn hingelegt. Er war mal der herrschende SPD-Fraktionschef von Essen, er war Landtagsabgeordneter und Multiaufsichtsrat. Hier habe ich die Story des Mannes in epischer Breite erzählt. Klick. Im Kern wird er in Erinnerung bleiben als der Genosse, der zur Machtsicherung mal 120 Polen in die SPD eintreten lies. Als der Mann, der eine möglicherweise illegale Parteispende in die eigene Tasche gesteckt hat und unter anderem deswegen vorbestraft ist. Ein Kümmerer, der immer zuerst an sich selbst dachte und erst lange danach, an die anderen, die er zum eigenen Machterhalt innerhalb und außerhalb der Partei mit Posten und Moneten versorgen musste. Heute ist Nowack vorbestraft und Pleite. Seine Karriere ist zu Ende.

Selbst so Leute wie Karlheinz Endruschat, den Nowack einst zum eigene Machterhalt von den Grünen in die SPD lockte, haben sich abgewandt. Selbst Nowacks Vater, ein Urgestein der Altenessener SPD, will offenbar nicht mehr, dass sein Sohn den einst bedeutenden Ortsverein weiter in die Krise reitet. Bei einer Kampfabstimmung vor wenigen Wochen enthielt er sich, als es darum ging, seinen Sohn im Amt zu halten.

Denn es sieht schlecht aus in Altenessen. Unter dem Ortsvereins-Chef Nowack ist der einst mächtigste Stadtteilverband innerhalb der SPD in eine Paria-Situation gerutscht. Politisch tot, isoliert und abgeschnitten, dümpelt er vor sich hin. Keine Aktivitäten, die nach außen wirken. Geheime Vorstandssitzungen, ohne Beteiligung der Mitglieder.

Warum diese Kneipenrunden intern gehalten werden, erschließt sich auf den ersten Blick. Mir liegen Berichte aus den Vorstandssitzungen des Ortsvereins vor, in denen ein Vorstandsmitglied mit dem Hund von Nowack vor die Tür geschickt wird – zum Gassi gehen, während Nowack weiter über die Welt schwadroniert. Ein gescheiterter Sonnenkönig hält da mit seinem Leibeigenen Hof – wir reden nicht von einem Treffen echter Genossen. Ich kenne den Namen des Gassi-Gehers. Aber ich finde die Nummer so traurig, dass ich dem Mann die Peinlichkeit an der Leine ersparen will. Seinen aufrechten Gang muss dieser Genosse erst lernen.

Noch wehrt sich Nowack und kämpft um seine Restmacht. Er bezweifelt, dass der Termin für die Jahreshauptversammlung am 7. Februar legal zu Stande gekommen ist. Nowack will den Termin verschieben in den April, kurz vor die Wahlen, damit er noch mal mit Drohungen und Peitschenknall sein Amt verteidigen kann, wie seine Widersacher glauben. Nowack selbst streitet das ab. In diversen Schreiben behauptet er, der Termin im Februar sei nicht korrekt zustande gekommen, weil dieser bei einer Mitgliederversammlung im November auf Basis eines Initiativantrags beschlossen wurde. Mitglieder rund um die Jusos hatten eine frühere Jahreshauptversammlung mit Vorstandswahlen gefordert, um Nowack abzulösen, und damit eine deutliche Mehrheit gefunden. Was für eine kleinliche Beckmesserei, gegen diesen Beschluss vorzugehen, was für ein beschränktes Kleben am Amt. Herr Nowack, Ihre Zeit ist zu Ende. Das sollten Sie verstehen.

Nowack hat mittlerweile sein Amt für die angebliche Jahreshauptversammlung im April zur Verfügung gestellt. Öffentlich über eine Pressemitteilung. Allerdings liest sich diese Erklärung so, als wolle er sich eine Tür offen lassen, nach dem Muster: Ich stelle zwar mein Amt zur Verfügung, aber wenn man mich bittet, dann bleibe ich.

Gleichzeitig versucht Nowack Zweitracht in der SPD zu sähen. Er instrumentalisiert seine letzten Getreuen, um Druck aufzubauen. Eine Mitgliederversammlung dürfe nicht auf Basis eines Initiativantrags eine Jahreshauptversammlung verlegen. Das behaupten seine Getreuen mit Nowack in einem Brief an die Mitglieder in Altenessen. In dem Schreiben wird die Jahreshauptversammlung bestritten. Sie finde nicht im Februar statt, sondern erst im April, heißt es dort. Sollte die Partei trotzdem auf dem Februar-Termin bestehen, droht Nowack mit innerparteilichem Zank. Er braucht die Zeit bis zum April, um sich selbst wieder eine Mehrheit zu sichern. Auf der Homepage seines Ortsvereins wird die Jahreshauptversammlung am Sonntag verschwiegen. Es ist lediglich die Rede von einer „Veranstaltung“ des Ortsvereines.

Wenn wundert es da, dass der Ortsverein Altenessen unter Nowack von einst rund 1000 Mitglieder auf knapp 300 zusammengeschrumpft ist. Wer mit dem Willen der Mitglieder umgeht, wie ein Diktator, der steht am Ende alleine da.

Nowacks Gegner kennen die Finten und Spielereien des vorbestraften Politikers und Pleitiers. Deswegen wollen sie sich nicht auf seine Taktik einlassen. Sie sagen, jetzt ist die Zeit zum Sturz da. Sie haben die Mehrheit.

Der Unterbezirk hat das Votum der Mitgliederversammlung und damit den Termin der Jahreshauptversammlung am kommenden Sonntag bestätigt. Am 7. Februar wird Nowack in die Wüste geschickt. Mit knapp 60 Jahren wird damit die politische Karriere von Willi Nowack unrühmlich zu Ende gehen, in dem Ortsverein, den sein Vater mit aufgebaut hat. Nowack hat alles – auch sein Erbe – verspielt.

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Besticht die Deutsche Wirtschaft im Ausland?


Deutsche Unternehmen machen im Ausland Geschäfte. Gute Geschäfte. Auch in korrupten Diktaturen wie Turkmenistan oder Usbekistan. Die Frage ist, ob die deutschen Firmen dort auch Leute bestechen, um an Aufträge zu kommen? Das Handelsblatt hat Matthias Mitscherlich interviewt, den Chef des Anlagenbauers Ferrostaal. Der Top-Manager gibt zu, dass früher jede Menge bestochen wurde, als die Korruption im Ausland noch nicht strafbar, und das Schmiergeld im Inland von der Steuer absetzbar war. Seither habe sich aber die Rechtslage geändert, deswegen werde auch nicht mehr korrumpiert. Stattdessen würde jemand bezahlt,

„der die richtigen Leute kennt. Der einem zum Beispiel sagt, mit wem man reden muss, um ein Projekt nach vorne zu bringen. Hier steht einer Leistung eine echte Gegenleistung gegenüber, deshalb sollte man solche Dinge nicht in die gleiche Ecke wie Korruption rücken.“

Für mich hört sich das an wie ein Beratervertrag mit der Tochter des Präsidenten. Und ob das so OK ist, naja. Das liest sich, als würde der Ferrostaal-Chef Korruption kleinreden.

Hier der zitierte Originalauszug aus dem Handesblatt-Interview. Selten hat ein Manager so offen über Auslandskorruption gesprochen.

HB: Usbekistan gilt als ein Markt, auf dem ohne Schmiergeld nichts geht. Wie gehen Sie mit dem Thema um?

Mitscherlich: Wir schmieren aus Prinzip nicht. Schauen Sie auf das Projekt in Usbekistan. Wir sind der Investor, da brauchen wir noch nicht einmal Lobbyisten einzuschalten. Wir können uns voll und ganz auf den Bau der Anlage konzentrieren.

HB: Ihre Compliance-Abteilung können Sie also dichtmachen?

Mitscherlich: Nein, wir bauen diese weiter aus. Aber wie gesagt: Wenn man selber die Projekte entwickelt und unser Eigentümer sich beteiligt, dann gibt es keine Ausschreibungen. Das Thema Schmiergeld stellt sich gar nicht erst.

HB: Ein Blick in die Geschichte von Ferrostaal zeigt aber schon, dass Schmiergelder sehr wohl ein Thema waren.

Mitscherlich: Das war früher, als in den 90er-Jahren auch die Gesetzgebung noch eine andere war und solche Gelder sogar von der Steuer abzugsfähig waren. Die Lage hat sich heute grundlegend geändert. Waren wir früher vor allem für Regierungen aktiv, sind es heute in erster Linie Privatfirmen, die die Aufträge vergeben.

HB: Glauben Sie, dass Deutschland es mit seiner Gründlichkeit bei der Umsetzung von Compliance übertreibt?

Mitscherlich: Es ist richtig, dass man keine Leute schmiert. Man muss aber Verständnis dafür haben, dass man in vielen Ländern jemanden braucht, der einen leitet. Der die richtigen Leute kennt. Der einem zum Beispiel sagt, mit wem man reden muss, um ein Projekt nach vorne zu bringen. Hier steht einer Leistung eine echte Gegenleistung gegenüber, deshalb sollte man solche Dinge nicht in die gleiche Ecke wie Korruption rücken. Das ist nicht förderlich. Die Konkurrenz aus anderen Ländern hat da weniger Probleme.