Polizei zieht Marxloh dicht – Video: NPD-Nazis in Duisburg

ProNRW-Chef Markus Beisicht ramentert im Gelsenkircher Schloß Horst. Bild Görges

Am Sonntag, am zweiten Tag der Anti-Nazi-Festspiele in der Ruhrstadt steht Duisburg-Marxloh im Focus. Hier wollen NPD und ProNRW einen Marsch mit dem Ziel der größten Moschee Deutschlands starten. Der DGB und drei Bündnisse, die auf friedliche Blockaden setzen, sind dagegen. Hier ein Lageplan: Demorouten, Polizeiquelle (PDF). Bereits Samstags standen wenige Rechte vielen Gegendemonstranten gegenüber. Unter den Gegendemonstranten in der Demonstration des Deutschen Gewerkschaftsbundes am Sonntag: SPD-Chef Sigmar Gabriel.

8.00 -10.00 Uhr: Essen – Duisburg Hbf – Oberhausen-Holten – Duisburg Marxloh
Bereits in der U-Bahn eine kleine Reisegruppe auf dem Weg zum Marxloher Bündnis. Dann Duisburg Hauptbahnhof: Nur knapp 20 Polizisten. Schließt man sich einer recht großen Truppe mit bunten Haaren und Fanhnen an, gelangt man via S-Bahn nach Oberhausen-Holten. In Sterkrade steigt ein Herr mit Lonsdale-Jacke zu und staunt nicht schlecht. Die Truppe begibt sich zu Fuß zum Treffpunkt 4 in Marxloh. Vor der Moschee trifft um 10.30 Uhr Sigmar Gabriel ein, das Frühlingsfest wird vorbereitet, etwa 300 solidarische Gegendemonstrant/innen sind schon anwesend, man grüßt Kolleg/innen, vor vielen Häusern hängen Plakate des Marxloher Bündnisses und Transparente antirassistischen Inhalts. Hier wird eindrucksvoll Koexistenz und Nachbarschaft demonstriert.

09.08 Uhr. Duisburg. Moschee Warbruckstraße. Keine besonderen Vorkommnisse meldet Prospero. TV-Medien und Hauptstadtpresse versammelten sich.

Sonntag,  07.55 Uhr. Um Duisburg-Nord. Die Autobahnabfahrt Duisburg-Fahrn ist polizeilich gesperrt. Hinseitig des Duisburger Nordens stehen auch die Brücken der Autobahn A 59 unter polizeilicher Bewachung. Spezialeinsatz-Einheiten werden in Duisburg-Marxloh zusammengezogen. An der Ausfahrt-Duisburg Fahrn steht ein Tarnfahrzeug der Polizei, das Videaufnahmen fertigt. Es wäre ein dreiachziger LKW mit Hänger. Der Focus der Kamera wäre auf die rückwärtigen Nummernschilder der ausfahrenden Autofahrer gerichtet, der Kamerafocus sei quasi genau auf die Merkez-Moschee auf der Marxloher Warbruckstraße gerichtet. An der Merkezmoschee sind starke Polizeikräfte zusammengezogen, darunter auch Wasserwerfer. Berichten Augenzeugen.

Die Fotos des gestrigen Tages

Wir haben eine Seite mit den Fotos des Tages zusammengestellt (Alle Fotos Görges) Klack.

23.40 Uhr. Duisburg. Von uns ein erstes Video der NPD-Demo auf dem Duisburger Bahnhofsvorplatz. Von heute mittag. Video von Prospero Spließ.

20.20 Uhr. Gelsenkirchen. Schloß Horst. Fazit ProNRW-Parteitag in Gelsenkirchen.

Pro NRW hatte zu dem Parteitag groß aufgefahren: Den lispelnden Parteivorsitzen Markus Beisicht, den Dauerstudenten und Gelsenkirchener Ratsherren Kevin Gareth Hauer und jede Menge Freunde von rechtsradikalen Parteien aus ganz Europa.

Markus Beisicht will mit ihnen zusammen eine Volksabstimmung für ein Minarettverbot starten, in den Landtag einziehen und später einmal die Rechte in Deutschland neu organisieren. Gespräche dazu, versicherte er, würden bereits stattfinden. Bezahlt wird das alles von dem Schweden Heribert Brinkmann. Ob all das jemanden gelingt, der vor allem jammern kann, wird man sehen. Denn Beisicht fühlt sich verfolgt: Die Kirchen sind gegen ihn, alle Parteien, die Medien, Gewerkschaften, Links- und Rechtsextremisten, Migrantenorganisationen und natürlich der Verfassungsschutz. Alle böse außer Beisicht.

Der sieht sich als Demokraten, betont in jedem Satz seine Treue zur Verfassung und hat auch nichts gegen ehemalige NPD-Mitglieder bei Pro NRW, wenn sie sich denn zum Grundgesetz bekennen. Beisicht bietet Ex- oder auch nicht Ex-Nazis, was ihnen Gruppen wie die NPD in NRW nicht bieten können: Mandate, ein wenig Staatsknete ohne allzu viel Arbeit, ein Pöstchen. Dafür müssen sie in billigen Anzügen rumlaufen und Krawatten tragen. Eine rechtspopulistische Partei als wirtschaftliches Auffangbecken für gescheiterte Rechtsradikale.  Das ist der eigentliche Kern von Pro NRW. Berichtet Laurin.

18.30 Uhr, Duisburg. Dellplatz. Kulturzentrum Hundertmeister. 150 ausgewählte Gäste begrüßte SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles im Kulturzentrum Hundertmeister in Duisburg: „Ihr habt ganz Duisburg mobilisiert, damit der rechte Mob und die Nazis hier keinen Grund kriegen. Deswegen lasst uns morgen mit Siegmar Gabriel an der Demo des DGB teilnehmen.“

Unter den Teilnehmern des Empfanges der sozialdemokratischen Antifaschisten: Der Duisburger Alt-Oberbürgermeister Josef Krings, der DGB-Vorsitzende Reiner Bischoff, die Bundestagsabgeordnete Bärbel Baas,  die Duisburger Landtagsabgeordeten Sören Link, Gisela Walsken und Ralf Jäger (zudem Duisburgs SPD-Chef). Berichtet Meiser.

17.00 Uhr. Duisburg-Innenstadt. Lagebild. Nach Abschluß des Demonstrationsgeschehens zieht die Polizei telefonisch eine vorläufige Zwischenbilanz, die im Laufe des frühen Abends in einer Pressemitteilung präzisiert werden soll. Und zwar um 19.22 Uhr, hier ist die PM.

Demzufolge wurden insgesamt acht Personen aus Kreisen der Antifa-Demonstranten arretiert. Zusätzlich zu den drei in Gewahrssam genommenen, bei deren Widerstandshandlungen Pfefferspray eingesetzt worden wäre, wurden also weitere fünf Erwachsene festgenommen.

Bei diesem Geschehen im zentral gelegenen Kantpark wären wohl Widerstandshandlungen bzw Gefangenenbefreiung einschlägig. Während des Zugriffes wurden zwei Personen verletzt, die jetzt im Krankenhaus behandelt würden.

Das Duisburg-stellt-sich-quer-Bündnis hat zu den Vorgängen diese Pressemitteilung herausgegeben. Summary Meiser.

15.59 Uhr. Duisburg-Marxloh, Rolfstraße. Folkloristisches Antifa-Demogeschehen in Marxloh am ersten Tag der zweitägigen Duisburger Anti-Nazi-Festspiele, berichtet Stefan. Um die 500 Teilnehmer, friedliche Athmosphäre. Kinder laufen umher, die Sonne scheint. Berichtet Laurin.

15.00 Uhr. Gelsenkirchen, Schloß Horst. Im großen Saal versammelten sich rund 300 Parteigänger der rechtspopulistischen Vereinigung ProNRW zu ihrem Parteitag. Darunter mehrere Dutzend ausländische Gäste von Organisationen wie Vlaams Belang und FPÖ. Schwer lispelnd sah der Vorsitzende Markus Beisicht seine politische Organisation in der Rolle des Opfers:

Eine Kampagne der Kirchen, der etablierten Parteien und des Verfassungsschutzes würde seine Bewegung schmähen. Gleichwohl bleibe deren erstes Ziel der Einzug in den nordrhein-westfälischen Landtag.

Doch das sei nur der erste Schritt: „Wenn wir dann unsere Hausaufgaben in NRW erledigt haben“, so Beisicht, „werden wir die Rechte in Deutschland neu ordnen.“ Auch würde dann „ein europaweites Bürgerbegehen gegen Minarette“ initiiert werden.

Die Proteste gegen den Parteitag vor dem Schloß Horst sind zur Stunde im Abflauen begriffen. Berichtet Laurin.

Kundgebung beendet: Neonazis vor dem Duisburger Hauptbahnhof
Kundgebung beendet: Neonazis vor dem Duisburger Hauptbahnhof. Bild Rodenbücher

14.15 Uhr. Duisburg, Tonhallenstraße. Unbestätigte Meldung vom Twitter des Duisburg-stellt-sich-quer-Bündnis: Einkesselung von Antifas, eine Frau wäre bewußtlos.

13.55 Uhr. Duisburg Hauptbahnhof, Lagebild. Friedlicher Ausklang der Antifa-Demonstration im Sonnenschein. Song des Tages war eine Humpaaversion von Bella Ciao.

Für das Netzwerk gegen Rechts erinnerte der Duisburger Rechtsanwalt Jürgen Aust als Redner an die nazistische Kontinuität des Staates Bundesrepublik Deutschland. Amtsträger wie Globke und Filbinger seien Beispiele dafür. Es ginge die Staatsideologie „buchstäblich über Leichen“, bedenke man die von Rechtsradikalen bislang zu Tode gebrachten Opfer rassistischer Gewalt, deren Zahl mittlerweile ins Dreistellige reiche. Beobachtet von Meiser.

Laut Polizeiangaben nahmen an der Antifa-Kundgebung am Busbahnhof des Duisburger Hauptbahnhofes 600 Menschen teil. Zuvor kam es zu drei Ingewahrsamnahmen. Diese Personen hätten „Polizeibeamte angegriffen“ und seien „gegen Absperrungen vorgegangen“. Nach Auskunft des Ermittlungsausschusses der Antifas handelt es sich dabei um einen Erwachsenen und zwei Jugendliche.

Gallenkamp-/Ecke Mercatorstraße. Duisburgs Polizeipräsident Rolf Cebin macht sich ein Bild von der Antifa-Demo
Gallenkamp-/Ecke Mercatorstraße. Duisburgs Polizeipräsident Rolf Cebin macht sich ein Bild von der Antifa-Demo. Bild Meiser

Rund 70 Neonazis versammelten sich nach Polizeiangaben auf dem Bahnhofsvorplatz, deren Kundgebung ist bis 15 Uhr angemeldet.

12.30 Uhr. Gelsenkirchen, Schloss Horst. Kurz vor Beginn des Pro NRW-Parteitages haben sich 400 Gegendemonstranten um das massiv gesicherte Schloss Horst versammelt. Die Polizei ist mit Reiterstaffeln unterwegs und hält einzelne Demonstranten davon ab, zum Kundgebungsort der Rechten zu gelangen. Bericht Laurin. Es habe eine Sitzblockade von ca 40 Menschen gegeben. Diese sei friedlich beendet worden – nach der zweiten Aufforderung der Polizei. Berichteten Laurin Augenzeugen.

11.00 Uhr. Busbahnhof Duisburg. Eine Anti-NPD Kundgebung mit rund 30o Teilnehmern hat begonnen. Nazis wollen ab 12.00 Uhr vor dem Hauptbahnhof eine Kundgebung abhalten und sind im Moment dabei, sich zu sammeln. Die Polizei hat beide Gruppen voneinander getrennt. Die Nazis sind allerdings in Sicht- und Hörweite. Berichten Augenzeugen.

09.50 Uhr. Duisburg, Hauptbahnhof. Hauptbahnhof und umliegendes Gelände sind von starken Polizeikräften gesichert, Aus- und Zugänge des Hauptbahnhofes werden kontrolliert. Reisende und etwaige Demonstrationsteilnehmer beider Seiten werden von der Polizei befragt und getrennt. Berichten Spließ und Rodenbücher.

09.00 Uhr. Duisburg, Lagebild: Keine besondereren Vorkommnisse bislang nach Polizeiangaben. Am Busbahnhof des Hauptbahnhofes treffen sich die Antifaschisten. Sie demonstrieren gegen eine Kundgebung der NPD in Sicht- und Hörweite auf dem Bahnhofsvorplatz, diese ist von 11 bis 15 Uhr genehmigt.

In Duisburg fährt die Polizei den größten und personalintensivsten Einsatz aller Zeiten in der Stadt, rund 30 Hundertschaften werden am Wochenende im Dienst sein. Einsatzleiter ist der umstrittene Kuno Simon. Der Polizeidirektor verantwortete vor rund einem Jahr die Entscheidung, die zum sogenannten Duisburger Flaggenstreit führte.

Rund ein Dutzend Demos sind an diesem Wochenende in Duisburg angemeldet, erwartet werden rund achttausend Teilnehmer. Ab morgen, Sonntag, geht es den Gegendemonstranten darum, sowohl einen Marsch der NPD als auch der rechtspopulistischen Vereinigung ProNRW auf die im immigationsgeprägten Stadtteil Marxloh im Duisburger Norden gelegene Merkez-Moschee zu verhindern. Mit friedlichen Mitteln, wie allseitig betont wird.

Drei Bündnisse und der Deutsche Gewerkschaftsbund rufen zu den Gegendemos auf:

Das emanzipatorische Märchenland-Bündnis. Das von der Linkspartei majorisierte Duisburg-stellt-sich-Quer-Bündnis, das auch islamistische Organisationen umfasst. Und das aus lokalen Initatiativen bestehende Marxloher Bündnis. Der lokale DGB-Vorsitzende Rainer Bischoff ist sich ziemlich sicher, daß  „der DGB die zählenmässig stärkste Gruppe der Gegendemonstranten umfassen wird.“ Summary Meiser.

——–

Vom Duisburger Weblog Xtranews sind vor Ort: Werner Jurga, Stefan Meiners, Thomas Rodenbücher, Christian Spließ. Von den Ruhrbaronen sind vor Ort: Jens Kobler, Stefan Laurin, Frederik Görges und Thomas Meiser (Desk).

Der Ruhrpilot

Rechte: Pro NRW hat es nicht so mit deutschen Tugenden…Pottblog

Rechte II: „In Gelsenkirchen ist kein Platz für braune Hohlköpfe“…Der Westen

Rechte III: In Katernberg gab’s zur Begrüßung ein dreifaches „Haut ab!“…Der Westen

Rechte IV: Partei „Pro NRW“ marschiert gegen Zentralmoschee…Welt

Rechte V: Gabriel und die Feinde der Moscheen…Frankfurter Rundschau

NRW: Jürgen Trittin bezweifelt Regierungsfähigkeit der Linken…Hamburger Abendblatt

NRW II: Gabriel schließt Rot-Rot-Grün in NRW aus…Welt

NRW III: Grüne machen den Schwarzen Avancen…Focus

Loveparade: Hängepartie noch nicht beendet…Der Westen

Ruhr2010: Ruhr awakening: it’s all in the mine…The National

Grimme: Inas Preis und Willis Performance…Stern

Kinderarbeit: Wo unser Computermüll landet…F!XMBR

Steuerkreativität: Kommunen sind an Gesetzesvorlagen gebunden…Ruhr Nachrichten

Kachelmann – Opfer oder Täter?

Seit Tagen schaukelt die Story von Jörg Kachelmann, dem Vergewaltiger, durch die Gazetten. Wer ist schuld, wer hat Recht. Ich kann da eigentlich nichts zu sagen. Ich hab keine Ahnung, wie alle anderen auch. Ich wollte zu diesem Thema auch nichts sagen. Aber jetzt habe ich den dritten Tag in Folge Schlagzeilen zu Wetterfrosch Kachelmann gelesen. Die einen betreiben Distanz-Psychologie, die anderen schütteln die Angehörigen.

Mir geht bei der Nummer eine Sache durch den Kopf. Eine persönliche. Und zwar hatte ein guter Kumpel von mir vor ein paar Jahren eine ziemlich durchgeknallte Freundin.

Zunächst machte die Dame einen völlig normalen Eindruck. Sie war nett, belesen und dazu noch hübsch. Nur wurde im Laufe der Zeit ein Wahn sichtbar, der erst Monate nach Ende der Beziehung in seiner ganzen Konsequenz zu begreifen war. Diese Frau hatte sich komplette Beziehungen ausgedacht. Und andere Beziehungen verleugnet. Sie hat es gebracht, ihren Bekannten jahrelang eine Liebschaft mit einem im Ruhrpott bekannten Theaterregisseur vorzugauckeln. Ohne dass der Mann die Frau überhaupt näher kannte. Da war alles gespielt. Selbst die späten nächtlichen Treffen. Der Regisseur wurde später sogar von Leuten beschimpft, die ihn nicht kannten, weil er mit der Frau so schlecht umgegangen sei. Dabei fand das alles nur im Kopf der Frau statt. Unglaublich.

Diese Frau hat später auch meinen Kumpel verarscht. Zwar war sie noch mit ihm zusammen, hatte aber auch gleichzeitig eine Liebschaft mit einem anderen Kerl. Sie führte beide Beziehungen gleichzeitig, ohne dass die beiden Jungs was voneinander wussten. Die Dame spielte beiden monatelang vor, sie seien die einzigen in ihrem Herzen. Erst als mein Kumpel bei ihr einzog und der andere Vogel das auch wollte, flog die Nummer auf.

Jetzt wieder zu Kachelmann. Es könnte ja sein, dass der Wetterfrosch auch an so eine geraten ist. Seine Mitarbeiter wussten offenbar nichts von der Frau. Gut, müssen sie ja auch nicht. Kann ja auch sein, dass Kachelmann tatsächlich mit ihr zusammen war, eine Zeit oder auch länger. Offenbar haben Leute in Schwetzingen die beiden ja auch regelmäßig gesehen. Wie Nachbarn sagen, wie Restaurantbetreiber sagen.

Aber gab es eine Vergewaltigung? Huhhh…. Ich wäre da sehr vorsichtig.

Derzeit kümmern sich staatliche Ermittler um den Verdacht. Und nur die können das am Ende mit der besten Wahrscheinlichkeit sagen. Die Ermittler haben Erfahrung und zudem alle Informationen und das richtige Instrumentarium, der Wahrheit nahe zu kommen.

Alle anderen sollten sich mit Vermutungen und Vorverurteilungen zurückhalten. In alle Richtungen.

Genauso wenig muss nämlich auch die betroffene Frau und vielleicht auch Geliebte von Kachelmann so eine Verrückte wie die Dame meines Kumpels sein. Sie kann auch einfach ein Opfer sein, dass unter dem Wetterfrosch gelitten hat, der nicht öffentlich zu ihr stehen wollte und der sie am Ende vergewaltigt hat. Das kann sein. Ich hab keine Ahnung.

Wir alle wissen weder das eine noch das andere. Zum Glück gehen die meisten Medien auch sehr vorsichtig mit einer Vorverurteilung um. Fast alle setzen Fragezeichen in ihre Berichterstattung.

Wir können nur den beauftragten Staatsanwälten und Polizisten vertrauen. That’s it.

Das Bild zeigt Kachelmann im jahr 2008. René Mettke hat es gemacht und über wikimedia verbreitet. Das Bild steht unter GNU Free Documentation License für Creative Commons:

Werbung


Update: Pro NRW: Erbärmlich im Regen

Pünktlich wie  die alkoholkranken Hilfsarbeiter: Mit einstündiger Verspätung begann in Bochum die „Mahnwache“ von Pro NRW in der Nähe einer Moschee im Stadtteil Ehrenfeld.

Knapp 20 der Rechten hatten sich im Regen versammelt und eine „Mahnwache“ für die Opfer des Islams abzuhalten. Gut 300 Gegendemonstranten bekamen das kleine Grüppchen in dem abgeriegelten Quartier nahe des S-Bahnhofs Ehrenfeld nicht zu sehen. An der Demonstration die verschiedensten Kirchengemeinden, Parteien, Antifa-Gruppen und Gewerkschaften teil.

Gegen 14.00 Uhr kam es zu einem Zwischenfall, von dem es  verschiedene Berichte gibt: Nach Angaben der Polizei gab es Rangeleien mit  mehreren Demonstranten:

Lediglich eine kleine Gruppe, die der linken Szene zugehörig ist, störte den Frieden. Zunächst nahmen diese Versammlungsteilnehmer eine Sitzblockade auf der Hattinger Straße vor. Bei Ankunft der rechtsgerichteten Teilnehmer versuchten sie schlagartig die Polizeiabsperrung zu durchbrechen, was ihnen jedoch nicht gelang.“

Die Demonstranten beschreiben die Situation gänzlich anders:

Bei den Protesten gegen die Mahnwache von Pro NRW gegen die in der nahegelegene Moschee in Bochum-Ehrenfeld kam es zu äußerst brutalen und rücksichtslosen Übergriffen seitens der Polizei gegen Protestierende. Kurz nachdem bekannt wurde, dass Pro NRW in Gelsenkirchen sich auf den Weg nach Bochum machte, entschlossen sich etwa 50 Menschen (darunter mehrere Minderjährige) aus Protest die Zufahrt zur Grottenstraße im Sitzen zu blockieren. Umgehend gingen die Polizeibeamten dazu über, die Zufahrt zur Straße wieder „freizumachen“. Die Konsequenz: mehrere BlockiererInnen wurden auf das Brutalste zusammengeschlagen! Manche von ihnen wurden wiederholt von Schlagstöcken auf den Kopf getroffen. Mindestens eine Person erlitt hierdurch schwere Kopfverletzungen. Etwa 10 Menschen wurden festgenommen. Ein Journalist, der die Situation per Fotoapparat dokumentieren wollte, wurde ebenfalls bedroht, festgenommen zu werden.“

Auch in den anderen Städten des Reviers, wo Pro NRW heute auftrat, stand ein kleines Häuflein Rechter zahlreichen Demonstranten aus den verschiedensten Parteien, von Gewerkschaften und Kirchen gegenüber. Das große Pro NRW Wochenende hat für die Rechtspopulisten erbärmlich begonnen.

Die Museumshauptstadt

Seit heute hat Xanten schon wieder ein Museum: den Nibelungen(h)ort. Mit dem frischen Römermuseum im Archäologischen Park und dem im Mai öffnenden  Stiftsmuseum feiert die kleine Stadt drei Museumsgründungen in zwei Jahren. Vor einem Jahr habe ich ein langes Stück zum Museumswunder am linken Niederrhein gechrieben: Die Schatzheber. Wie die Xantener ihre Geschichte ausbeuten.
Bürgermeisterphantasien

„Wir sind vom Kuhkaff zur kulturellen Metropole des Niederrheins geworden“. Es braucht schon die Phantasie eines Bürgermeisters, um Xanten als Kulturmetropole zu sehen. Doch das Städtchen am nördlichen Niederrhein schafft Dinge, von denen viele Großstädte nur träumen. In etwas mehr als zwei Jahren werden drei neue Museen eröffnet. Jahr für Jahr strömen mehr als eine Million Menschen in die Kommune. Die 23.000 Einwohner von Xanten sind überdurchschnittlich jung und ihre Zahl steigt stetig, statt zu fallen. Es gibt eine neue Umgehungsstraße, eine neue Jugendherberge, einen neuen Caravanpark. An den Sommerwochenenden sind die Zufahrtsstraßen weiträumig zugeparkt. Xanten boomt. Und der Bürgermeister plant.

Auf Wachstumskurs

Christian Strunk entrollt einen Stadtplan und drückt den Papierbogen mit langen Armen auf den Besprechungstisch im Xantener Rathaus. Leuchtstiftlinien, farbige Kreise ziehen sich über Straßen, Uferpunkte, Flurmarken. Die Stadt soll weiter wachsen. Am Ufer des Rheins, ein paar Kilometer von der Stadt entfernt, soll ein Wasserterminal entstehen. Ein Anleger für Yachten und kleine Kreuzfahrtschiffe. Wenn die Baugenehmigung vorliegt, kommt an die ehemaligen Kiesgrube, die in Xanten wenig unbescheiden „Südsee“ heißt, ein Kongresshotel. Im Spätsommer wurden dort noch Skulpturen aus Sand gezeigt, beim Publikum fiel die Schau durch. Doch Pannen sind die Ausnahme in der Dreimuseenstadt.

Wettrennen mit einem Pferd

Xanten ist erfolgreich. Mit Christian Strunk steht seit zehn Jahren ein Volljurist an der Spitze der Stadt. Und ein Vollverkäufer. Strunk ist jemand, der gut und gerne lächelt, und der mit sanfter Stimme seine Stadt fast zu streicheln scheint: „Da ist jetzt richtig Dynamik drin“, schwärmt der CDU-Politiker. Strunk weiß, worauf es ankommt – ob beim Pressegespräch oder beim Fernsehauftritt. Es geht um Werbung, günstige Werbung. Deshalb nimmt sich der Familienvater sogar Zeit für den Journalisten, obwohl er schon auf dem Weg in den Mallorca-Urlaub ist. Deshalb läuft in Xanten der Extremsportler Joey Kelly mit einem Pferd um die Wette, zur besten Sendezeit auf RTL. Deshalb fand das allererste Open-Air von „Wetten, dass“ in Xanten statt. Deshalb hat sich die Stadt gleich drei Stadtlabels gegeben: Xanten ist Römerstadt, Domstadt, Siegfriedstadt. „Wir brauchen solche Sachen“, sagt Strunk. Sie hätten kein Geld dafür, teure Werbung zu schalten.

Die Säulen der Schlafstadt

Strunk macht viel Lärm für seine Gemeinde, die eigentlich eine Schlafstadt ist. Auch das weiß der Bürgermeister: „Unsere Bürger nehmen weite Strecken auf sich, die arbeiten in Düsseldorf, die pendeln ins Ruhrgebiet.“ In Xanten gibt es traditionell wenige Jobs, kaum Industrie und Gewerbe. Und deshalb setzt man hier auf weiche Standortfaktoren. Auf Bildung, Natur, auf Erholungswerte, auf Landschaft, Geschichte und Kultur. Die Menschen sollen nicht abwandern, sie sollen bleiben – und kommen: „Geschichte und Kultur sind die beiden Säulen auf denen das wirtschaftliche Geflecht liegt“, sagt Strunk leicht gedrechselt. Und setzt pathetisch hinzu: „Jeder Xantener hat wohl etwas Stolz im Herzen, in dieser Umgebung zu leben“.

Nicht schön, eher praktisch

Stolz und Elan, Geschichte und Kultur zahlen sich aus. Xanten ist Besucherkrösus am Niederrhein. Dabei ist die kleine Stadt gar nicht richtig schön. Eher übersichtlich, praktisch, geordnet, sauber. Der Krieg hat nur wenig übrig gelassen von der mittelalterlichen Bausubstanz. Als die Alliierten Frankreich, Belgien und die Niederlande befreit hatten, versuchte Hitlers Wehrmacht die Rheinbrücken zu halten. Durch den nördlichen Niederrhein verlief die Front. Am Kriegsende war Xanten zerbombt und zerschossen.

Behutsam aufbauen

Ralf Trost blättert durch seine Promotion. Der Historiker hat über Xanten während NS-Zeit und Weltkrieg geschrieben, er zeigt auf eine Abbildung. Ein Luftbild des gotischen St-Viktor-Doms im Sommer 1945. Aus der Ruinenstadt ragt nur noch ein Torso aus Brandmauern und verkohlten Dachbalken. „Das Gebäude wäre fast abgerissen worden“, sagt Trost in seinem Büro unter dem Giebel des Rathauses. 85 Prozent der Kommune seien zerstört gewesen, doch dann habe man Dom und Stadt „sehr behutsam wiederaufgebaut – vielleicht ist es jetzt sogar schöner als vorher.“ Tatsächlich wurden Baulücken harmonisch geschlossen, es gibt einen weitläufigen Marktplatz im Zentrum, enge, gewundene Gassen und einige Stadttore.

RÖMERSTADT

Die Fundgrube

Der Wiederaufbau ist auch am Nordrand der Stadt zum Erfolgsrezept geworden. Der Archäologische Park Xanten (APX) ist eines der populärsten Freilichtmuseen Deutschlands und seit mehr als 30 Jahren die Hauptattraktion der Region. Hinter trutzigen Mauern mit  römischen Wachtürmen wird ein besonderes Bodendenkmal gepflegt, geschützt und rekonstruiert: Die Colonia Ulpia Traiana. Vor zwei Jahrtausenden erstreckte sich hier auf 73 Hektar eine römische Großstadt. Der Park ist ein Besuchermagnet und eine Fundgrube für Altertumsforscher.

Parkleiter mit Plan

Auch Parkleiter Martin Müller arbeitet gerne mit Plänen. Im Flur des Verwaltungsgebäudes hängen meterlange Karten an der Wand. Es geht wiederum um Projekte, Ideen, um Zukunft. Die Fläche des APX soll verdoppelt werden. Er wird dann 150 Fußballfeldern entsprechen und das gesamte ehemalige Stadtgebiet der alten Colonia umfassen. Eine Bundesstraße wurde extra dafür verlegt. Der öffentliche Träger des Projekts, der Landschaftsverband Rheinland, will in den kommenden Jahren noch einmal 60 Millionen Euro investieren. Dabei wurde mit dem Römermuseum gerade erst eine herausragende Attraktion eröffnet.

Erstes Museum am Platze

„Archäologie hat eine große Lobby“, sagt Müller fröhlich. Und ein großes Publikum. Bürgermeister Strunk feiert das Römermuseum schon als „eines der besten Museen Deutschlands.“ Auf jeden Fall ist es mit mehr als 700.000 Besuchern im vergangenen Jahr eines der erfolgreichsten – und schönsten. Die Kölner Architekten Dörte Gatermann und Elmar Schossig haben einen Wunderkörper aufs platte Land gesetzt. Fremd und unwirklich erhebt sich das schimmernde Gebäude aus den feuchten grünen Wiesen. 24 Meter hoch ragt silbriges, zart bedrucktes Glas, spiegelt Licht und Himmel des Niederrheins. Abgeschlossen wird die fast unangemessene Konstruktion von karminrot leuchtenden Ziegeldächern. Die ausladenden Maße und klassischen Formen des Gebäudes waren den Architekten vorgegeben. Vorbild war eine römische Basilika, die hier vor zwei Jahrtausenden stand. Das ungläubige, fast germanische Staunen der Besucher ist beabsichtigt.

Auf dem Museumspfad

Müller ist ganz verliebt in das neue Museum, der provinzialrömische Archäologe schwärmt von der gelungenen „Kubatur“ der Basilika. In die Halle, groß wie ein Flugzeughangar, wurde dann so etwas wie ein Museumspfad gehängt, der durch die römische Geschichte des Niederrheins führt. Man steigt langsam hinauf über eingravierte Tacitus-Zeilen, passiert Zeitschleusen, Geruchsstationen, Statuen, Säulen, einen römischen Frachtkahn, Rüstungen, Waffen und ist immer ganz nah am Leben der ehemaligen Bewohner dieser römisch-germanischen Grenzstadt. Den Soldaten, Beamten, Handwerkern, Frauen, Kindern, Sklaven und ihren Fundsachen.

Traumjob gefunden

Erst auf Umwegen ist Martin Müller Parkdirektor geworden. Der gebürtige Niedersachse war vorher Museumsleiter und Kulturdezernent in Gera. Jetzt habe er seinen „Traumjob“ gefunden, verrät der entspannte Mittvierziger – eine Mischung aus Museumsleitung, Verwaltungsamt und seinem eigentlichen Beruf, der archäologischen Forschung: „Ich denke gerade darüber nach“, sagt Müller und zeigt auf ein Planquadrat im Flur, „ob auf dem Gelände dieser Dienststelle ein Pflanzenstadion oder doch eher ein Nymphäum, eine Zierbrunnenanlage, stand.“

Wandel durch Handel

Die Blütezeit begann 98 nach Christi. Der römische Kaiser Traian erhob einige Grenzorte des Imperiums zu Städten. Auch der Legionssitz samt kleiner Zivilsiedlung beim heutigen Xanten wurde zur „Colonia“ geadelt. Dem Kaiser ging es um Kulturimport, um Wandel durch Handel. Römische Zivilisation und intakte Wirtschaftsbeziehungen sollten die Grenzen sicherer machen. Die Ableger Roms sollten einschüchtern und faszinieren. „Hier am flachen Niederrhein wirkt ja alles doppelt so groß“, lacht Müller: Für die Germanen in ihren niedrigen Lehmbehausungen sei die antike Großstadt mit Stadtmauer, Kuppelbauten und Wasserleitungen gewiss ein „Kulturschock“ gewesen.

Trabantenstadt

Am Niederrhein fiel Klein-Rom besonders üppig aus. In Müllers Büro liegt ein Paperback. Wie im Asterix-Comic zeigt der Umschlag die Colonia als antike Idylle. Der Zeichner hat den Zwischenstand der Forschung hübsch zu Papier gebracht. Auf dem Rheinarm segeln Boote, im Süden der Stadt lockt das Amphitheater. Das Raster der belebtebn Straßen und Wohnblöcke ist zu erkennen. Es gibt großzügige Paläste, Tempel, Kapitol und Forum. Die besondere Pracht der Colonia erklärt sich Müller mit klassischem Standortwettbewerb: „Auch die römischen Städte konkurrierten miteinander“. Und Xanten, sprich: die Colonia Ulpia Traiana, wollte als Musterstadt zum wirtschaftlich-militärischen Drehkreuz zwischen Britannien, Gallien und den germanischen Provinzen aufsteigen. Ehrgeiziges Stadtmarketing hat am Niederrhein eine lange Tradition.

Doppelt verschwunden

Im vierten Jahrhundert nach Christi erlischt das römische Leben am alten Rheinarm. In den Wirren der Völkerwanderung wurde die Colonia überrannt. Komplett dem Erdboden gleichgemacht wurde die Römerstadt dann im Hochmittelalter. Die Kirche trug die Ruinen aus Trachyt und Tuffstein ab. Die antike Bausubstanz findet sich im Dom und in Kirchen und Bauwerken in der ganzen Region. Nur im Erdreich unter Feldern und Wiesen schlummerten die Überreste der Ulpia Traiana.

Gerangel im Park

„Es war ein zähes Ringen, bis das Bodendenkmal überhaupt geschützt wurde“, erläutert Müller. Ende der 1960er Jahre hätten sich Stadt, Archäologen und das Landesbauministerium um den vergessenen Ort gestritten – die Kommune wollte lieber ein Gewerbegebiet entwickeln. Doch die Denkmalschützer konnten sich durchsetzen. Eine Stahlbetonfabrik wurde zurückgebaut und 1977 der Archäologische Park eröffnet.

Römisches Disneyland

Von Beginn an wurde ein „merkwürdiger Schlingerkurs“ (DIE ZEIT) zwischen ernsthafter Archäologie und dem Treiben eines Freilichtmuseums eingeschlagen. Die Archäologen haben nicht nur gegraben und geforscht. Mit Fachwissen rekonstruierten sie die Säulen des römischen Hafentempels, das Amphitheater, ein Gasthaus oder die Stadtmauer. „Am Anfang wurde das kritisiert als römisches Disneyland“, sagt Müller. Heute sei die Kritik verstummt, der Park gelte museologisch als Vorreiter: „Wenn ich den Besuchern das Verstehen leicht mache, dann habe ich mein Ziel erreicht“, lautet so etwas wie Müllers Credo.

Mentale Römer

Nächste Großbaustelle im Park wird die Ummauerung des erweiterten Geländes und der Neubau eines Verwaltungsgebäudes samt Entdeckerforum. Auch das soll leicht daher kommen. Und mit 60 Millionen Euro sind genug Entwicklungsmittel vorhanden. Weshalb die Bodendenkmalpflege im Rheinland eine so starke Lobby habe? Rom habe sich auf die rheinische Mentalität ausgewirkt, glaubt der Norddeutsche Müller: „Die Menschen begreifen die Römerzeit als ihr kulturelles Erbe“. Für sprödere Nichtrheinländer ist der Archäologische Park einfach ein gutes öffentliches Investment.

Gutes Investment

Laut einem Gutachten des Landes-bauministeriums aus dem Jahre 2001 habe sich jeder in den Park gesteckte Betrag sechsfach gerechnet, jeder dritte Arbeitsplatz in Xanten hänge mittelbar am Park. Zum Profit-Center taugt das Erfolgsprojekt aber nicht, dass muss auch der Chef zugeben: „Archäologie funktioniert nicht kostendeckend“. Der wissenschaftliche Apparat sei zu aufwändig. Aber immerhin, die Betriebskosten, sagt Müller und grinst, „die können wir decken“.

DOMSTADT

Staffellauf der Museen

Wer so erfolgreich ist, kann auch gönnen: „Hier geben wir den Staffelstab an die beiden anderen Museen weiter“, sagt Martin Müller. Das Finale des Römermuseums endet mit Szenen aus Fritz Langs Nibelungen-Film und einem Blick auf die Türme des Doms. Objekte zeigen, wie die römische Zivilisation verschwand. Etwa ein lateinischer Grabstein für einen gewissen Batimodus. Jahrzehnte später wurde er mit gleicher Inschrift einfach wiederverwendet – für eine fränkische Frau.

Am Anfang war Friedhof

Auch Xantens nachrömische Geschichte beginnt auf dem römischen Friedhof im Süden der alten Colonia. Die Gebeine des römischen Legionärs Viktor sollen hier liegen, nachdem ihn Kameraden wegen seines christlichen Glaubens erschlagen haben. „Jedenfalls wurde seit dem frühen Mittelalter ein Grab besonders verehrt“, erzählt Archivarin Elisabeth Maas – erst mit einem Bethaus, dann einer Kapelle, schließlich mit dem gotischen Dom. Und aus diesem Ort „Ad sanctos“, bei den Heiligen, entwickelte sich das spätere Xanten. Nicht nur phonetisch.

Stadt der Heiligen

Das Christentum ist Xantens Keimzelle. Noch heute bildet der Dombezirk den eigentlichen Stadtkern. Eng umschließt ein Ring von geistlichen Herrenhäusern, die so genannte Immunität, den Dom. Früher war es die Stadt der Heiligen, das Quartier von Klerus und Stiftsherren. Noch immer geht es hier stiller und besinnlicher zu. Und die Häuser tragen Anschriften, die aus der Zeit zu fallen scheinen. So sitzt das neue Stiftsmuseum ab Mitte Mai 2010 in der „Immunität, Kapitel 21“.

Understatement am Bau

Die traditionsreiche Adresse täuscht in der Wiederaufbaustadt. Museum, Archiv, Bibliothek und dazu die Xantener Dombauhütte beziehen einen Neubau. Doch anders als das auf die grüne Wiese katapultierte Römermuseum will das Stiftsmuseum bloß nicht auffallen. Die Fassade wird mit dem auch im Dom verbauten  Tuffstein verschalt. „Ein Tribut an unsere römischen Wurzeln“, sagt die Archivarin Maas. Auch das Innere ist beherrscht vom Understatement, einer kühlen Ästhetik aus Granitböden, dunklen Türen und eleganten Beschlägen.


Wollen nicht stören

Elisabeth Maas, die Stifts-Archivarin und Archivleiter Udo Grote servieren Wasser aus einer Karaffe. Sie haben sich an die schlichte Eleganz ihres Arbeitsplatzes gewöhnt. „Wir haben bewusst eine mutige Architektur gewählt“, sagt Grote, im Hauptamt Diözesankonservator des Bistum Münster. In den Ausstellungsräumen sollen „die Objekte zum Strahlen gebracht werden“ – nicht die Architektur oder Museumstechnik. Und oberstes Ziel war es, so der Konservator, „die bewahrte Baustruktur des Stiftes nicht stören“.

50.000 Besucher jährlich

Die Erwartungen an das Stiftsmuseum sind allerdings nicht so zurückhaltend. Im Lesesaal überschlagen Grote und Maas die Zahl der Dombesucher. Eine halbe Million Menschen würden den Viktor-Dom pro Jahr besichtigen: „Wenn nur jeder zehnte ins Stiftsmuseum kommt, wären wir zufrieden“. Ihre Ausstellung soll sich über zehn Räume erstrecken und von der Römerzeit bis zur Säkularisation reichen, als das Stift 1802 unter Napoleon endgültig aufgelöst wurde. Dass die Xantener Glaubensgemeinschaft zuvor über Jahrhunderte eine der bedeutendsten und reichsten entlang des Rheins war, werden edelste Schreine, Monstranzen, Altarkreuze, Gewänder oder kostbare Handschriften belegen.


Erkaufte Auszeiten

„Wir haben Reliquien, die zu den besten Europas gehören“, sagt Grote stolz. Um dann – ganz Diözesanangestellter – den Zeigefinger zu heben: Dem Stift, die das Mittelalter so prägende Glaubensbruderschaft von geistlichen Herren, sei es bei Edelsteinschreinen nicht um „Prunk und Protz“ gegangen. Nein, gedient hätten sie allein dem „Reichtum Gottes, dem Kult“. Freilich gab es auch weniger sakrale Anlässe für die Vermehrung der Schatztümer. Wer eine Auszeit vom strengen Stiftsleben nehmen wollte, konnte das. Er musste der Gemeinschaft allerdings kostspielige Spenden machen.


Acht Jahre Baustelle

Heute werden in der Immunität profane Fragen erörtert wie Jazzkonzerte im Museumshof oder die technische Ausstattung des Veranstaltungssaals. Wie bei jedem Neubau geht nichts ohne Handwerkergespräche. Doch sie haben jahrelange Übung. Das Projekt zieht sich seit einem Jahrzehnt hin, seit 2001 wird gebaut: „So ist das, wenn die Mittel sukzessive fließen“, erklärt Grote. Und so gesehen, ist es ein Zufall, dass das Stiftsmuseum erst als letztes Haus nach Römermuseum und Nibelungen(h)ort seiner Eröffnung entgegen geht.

SIEGFRIEDSTADT


Nibelungen-Prints

„Zunächst war ich auch kritisch“. Der Xantener Historiker Ralph Trost ist nicht nur Experte für die Stadtgeschichte in der NS-Zeit. Der 43-jährige ist auch designierter Leiter des so genannten Nibelungen(h)ortes – dem immerhin dritten neuen Museum der Stadt. Im Sommer 2009 sollte es eigentlich eröffnet werden, es wurde der März 2010. Unterm Rathausdach im Projektbüro pappen Pläne an der Flipchart. An schrägen Wänden hängen kolorierte Prints aus Fritz Langs Nibelungen-Verfilmung.


Museum ohne Belege

Trost hat in Xanten einen Schau-Ort geschaffen für das Nibelungenlied. Dabei spielt die Niederrheinstadt nur eine winzige Nebenrolle in der hochmittelalterlichen Dichtung. Siegfried – der Blondrecke, Drachentöter, Kriemhildgatte und Brunhildenbezwinger – soll aus Xanten stammen. Und mehr ist kaum zu sagen. Nicht nur dem Wirtschaftshistoriker Trost fehlen zu Siegfried die historischen Belege. Wie daraus ein Museum machen? Nach einem Experten-Hearing in der Stadt änderte sich seine Meinung – um 180 Grad: „Man kann den Mythos und den Missbrauch darstellen, der mit der Figur stattgefunden hat“, meint der Ausstellungsmacher. Die Nibelungensage habe für den heimischen Kulturraum eine ungeheure Bedeutung. Man dürfe sie sich „nicht von Hitler wegnehmen lassen.“ Gerade in Xanten nicht.


Braune Boomtown

Die Nationalsozialisten erklärten die erzkatholische Stadt zur „Geburtsstätte Siegfrieds mit tausendjähriger Geschichte“. Braune Reisegruppen besuchten die Stadt, die Nazis siedelten eine Bauernschule und den Reichsarbeitsdienst an. Selbst die Altertumsforschung boomte. Den Überresten der Ulpia Traiana wurde „unter der germanischen Problemstellung“ nachgegraben, wie es hieß. Firmen wie das RWE und Industrielle spendeten für die Suche nach „Siegfrieds Edelsitz“. Archäologen beteiligten sich an dem Spiel, obwohl sie es besser wussten: Gegenüber der Presse sprachen sie von einem „nordischen Pompeji“. Aber tatsächlich legten sie das Amphitheater der römischen Colonia frei. Zeugnisse einer germanisch-fränkischen Hochkultur blieben Fehlanzeige, Mythos


Blut und Treue

Mit „kritischen Augen“ entwirft Trost seine Ausstellung. Die Instrumentalisierung der Nibelungensage ist ein wichtiges Thema. Etwa Hermann Görings Rede vor der Reichsluftwaffe 1943, der den eingeschlossenen Soldaten von Stalingrad zubrüllte, wie die Nibelungen ihr eigenes Blut zu trinken und weiter zu kämpfen. Oder „die unsägliche Parole der Dolchstoßlegende“, der Kampfbegriff der „Nibelungentreue“ – die Sage ist tief in die rechte Propagandawelt eingegangen.

Nibelungen-Pop

Schauplatz der Ausstellung sind zwei Stadttürme und ein mittelalterlicher Wehrgang. „Weil wir nichts haben, können wir alles zeigen“ – die Nöte des Museumsdirektors macht Trost zur Tugend. Die Popkultur ist Ausgangspunkt des Hauses. Kaum ein Fantasyabenteuer, das nicht auf Motive des Nibelungenliedes zurück greift. Ob Harry Potter, Herr der Ringe oder Krieg der Sterne – überall Drachen, Ringe und Verräter vom Schlage eines Hagen von Tronjes. „Darth Vader, das ist doch ganz klar die Hagen-Figur“, glaubt Trost. Aber sonst hält sich der gebürtige Xantener streng an die Fakten.

Das Nichts zeigen

Und die bleiben ziemlich niederschmetternd für Siegfried aus Xanten. Finden sich für die Brunhildes, Kriemhilds oder Etzels aus dem Nibelungenlied wenigstens vage historische Vorbilder, ist der Drachenbesieger nichts als eine Geschichte. Und genau das will das neue Museum zeigen: „Wir können zeigen, warum er nicht hier ist“, sagt Trost später beim Gang vom Rathaus zum Mittelturm. Was sein Dienstherr wohl davon hält?


Regierender Sagenfan

Emsigster Antreiber des Nibelungenmuseums ist der Bürgermeister. Christian Strunk hätte statt Jura selbst gerne Geschichte studiert. Jetzt kann er seiner Leidenschaft wenigstens als Museumsgründer nachgehen: „Ich bin verrückt nach Sagen“, bekennt der dunkelblonde 42-jährige. Und anders als sein wissenschaftlicher Angestellter liest Strunk gerne im Kaffeesatz. „Historisch ist es doch ziemlich klar“, meint Xantens Erster Bürger, dass die Siegfriedfigur mit dem Märtyrer Viktor zusammenhänge – der gleiche Name nur auf Latein, der gleiche Ort. Rund um die Nibelungensage ist kein Mangel an steilen Thesen.


Das rechnende Museum

Ralph Trost vom Nibelungen(h)ort hält wenig von solchen Theorien. Aber die Auswirkungen der Mythen nimmt er gerne mit. Von Mitarbeitern der Xantener Touristeninformation hat er erfahren, dass sich jede dritte Anfrage auf Siegfried beziehe. Und darauf baut der Familienvater seine berufliche Zukunft: „Wir wollen eine spannende und edukative Ausstellung aufbauen, die sich selbst tragen soll“. Zwar habe das Haus die Unterstützung des Rathauses. Die Empfangshalle dürfen sie sich – strategisch günstig – mit der Touristeninformation teilen. „Doch mein Gehalt wird nur bis 2010 von der Stadt gezahlt“. Danach muss Trosts (H)Ort auf eigenen Füßen stehen


Ort mit Hintersinn

Hat er nicht Angst vor den beiden anderen neuen Häusern? Nein, nein, ruft Trost, „das ist einmalig, eine Riesenkiste!“ Er freue sich auf die Konkurrenz. Und auf ein Kombiticket, mit dem Besucher Stiftsmuseum, Nibelungen(h)ort und den Dauerbrenner Römerpark besuchen können. Es gehe darum, dass Ausflügler endlich mal eine Übernachtung dranhängen, um alles zu sehen: „Wir wollen die Verweildauer erhöhen“, sagt Trost. Was nicht mehr nach Museumsdirektor klingt, sondern nach Tourismusfachmann. Gerade kommt er von einem Seminar, das sich mit Museums-Shops befasste. „Wenn der Shop läuft, ist das die halbe Miete“, weiß Trost – und ist jetzt ganz in seinem Element. Das Haus würde bewusst nicht Museum heißen, sondern (H)Ort – ein Wortspiel um den legendären Hort, das Rheingold der Nibelungen. Denn man solle das Haus nicht missverstehen. Es gehe nicht um Enthusiasmus für die germanische Mythologie: „Was wir hier machen, ist Stadtmarketing“.


Stadtentwicklung durch Geschichte

Zum Abschied gibt Stadtvermarkter Trost noch einmal den Lokalhistoriker. Schon in den siebziger Jahren hätten die Verantwortlichen eine richtungweisende Entscheidung getroffen: „Seither wuchern wir hier mit Kultur, Landschaft und Erholung. Und wir nutzen unsere Geschichte, um eine Zukunft zu haben!“ Mit den Schätzen der Vergangenheit haben sie in Xanten viel Erfahrung. Als Fischer vor 151 Jahren die Statue eines nackten Knaben aus dem Rhein zogen, wussten sie auch, was zu tun ist: Sie wuschen ihn, banden ein Tuch um seine Hüfte, stellten ihn in eine Fischerhütte – und nahmen zehn Pfennig Eintritt. Wer unters Tuch schauen wollte, zahlte das doppelte

Reaktionen auf Spiegel und Werbeblocker: Hybris und Unverständnis

Kaum hatte Frank Patalong auf Spiegel.de darauf hingewiesen, dass Werbeblocker das Geschäftsmodell von kostenlosen Onlinemagazinen gefährden, wurde er mit Hohn und Spott überzogen. Manche verstiegen sich sogar zu Drohungen gegen SPON.

Menschen machen Medien nicht, weil sie sonst nichts mit ihrer Zeit anzufangen wissen. Zumindest keine, die es in Qualität und dem Umfang von Spiegel-Online, FAZ.de oder Zeit.de aufnehmen können.

Guter Journalismus kostet Geld – und je besseren Journalismus man will, um so teurer wird es. Gute Autoren verlangen ein ordentliches Gehalt, Recherchen können sehr aufwendig sein und auch Fotografen wollen Geld für ihre Arbeit sehen. Frank Patalong wies im seinem Artikel auf die banale Tatsache hin, dass es zwei Mögklichkeiten gibt, dieses Geld zu verdienen: Payd Content oder Werbung.

Das Geschäftsmodell fast aller Online-Medien beruht auf Werbung und diese Einnahmen sind umso höher, je mehr Leute diese Werbung sehen. Klar dass da Werbeblocker stören. Und auch klar, dass der Spiegel auf dieses Problem hinweist und eigentlich nichts anderes macht, als an die Solidarität seiner Leser zu appellieren.

Ich fand den Artikel nicht besonders aufregend und es gut, wie ehrlich der Spiegel mit seinen Problemen umging. Umso mehr hat mich die Reaktion überrascht: Für Wirres war es „Qualitätsheulsusenismus“ und Jan Schejbal forderte. Werbung dürfe nicht mehr nervig sein und wenn Spiegel Besucher mit Werbeblockern ausschließen würde, würde man Wege finden diese Sperren zu umgehen und SPON zur Not nicht mehr verlinken.

Spätestens da wurde es lächerlich: Seit langem geht die Zahl der Verlinkungen unter Blogs zurück, die meisten werden seltener gelesen als noch vor wenigen Jahren. Würde SPON nicht mehr von von Blogs verlinkt, man würde es in Hamburg kaum wahrnehmen. Die meisten die ich kenne, haben Spiegel-Online als Startseite in ihrem Browser und besuchen die Seite mehrmals am Tag direkt. Links spielen dabei keine große Rolle – SPON zu drohen ist Hybris und ein wenig lächerlich.

Sicher, Schejbal hat recht, wenn er sich über zu viel nervige Werbung beschwert. Ich selbst habe keinen Werbeklocker aktiviert, aber einen PopUp-Blocker. Und richtig ist auch, dass verschiedenen Werbeformen stören und wohl auch unter werblichen Gesichtspunkten kaum etwas bringen, weil sie die Leser gegen sich aufbringt. Darüber muss man reden, aber ohne jede Häme.

Aber eine unauffällige, dezente Werbung zu fordern ist Unfug: Werbung muss auffallen. Dezent und Werbung – das passt nicht zusammen. Natürlich muss niemand bei irgendwem aus Solidarität irgendeine Werbung anstarren oder anklicken, die ihn nicht interessiert. Aber es muss jedem klar sein, dass wenn Online-Medien nicht über Werbung zu finanzieren werden können,  es zwei Alternativen gibt: Abschalten, oder zumindest massiv reduzieren oder Payd Content. Darüber kann man sich dann auch aufregen, aber professionelle Angebote wird es nur geben, wenn sie bezahlt werden kann.

Für Jens Schejbal war die beste Werbung die Google-Text Anzeige. An der verdienen die Betreiber von Internetseiten nur kaum etwas – dafür aber Google. Richtiges Geld gibt es für hingegen für Banner die direkt vermarktet werden. Wollen wir gratis Medien wie SPON, Zeit.de, Welt.de oder FAZ.de, müssen die Verlage eine Chance haben, online Geld zu verdienen. Tun sie es nicht, werden sie ihr Angebot runterfahren. Dann gibt es deutlich weniger gute Geschichten online – so einfach ist das. Was dann bleibt sind zum Beispiel parteinahe Medien, die in die Bresche springen. Aber ich lese lieber einen Artikel über  die Kundus-Affäre auf Spiegel-Online als im Vorwärts oder im Bayernkurier.

Werbung


Der Ruhrpilot

Dortmund: Neue Belastungen für die Bürger…Der Westen

Rechte: Rechte Demo und Widerstand – der Zeitplan für Gelsenkirchen…Der Westen

Rechte II: Pro-NRW die Show stehlen…Bo Alternativ

Rechte III: Mach meinen Kumpel nicht an: Freitag und Samstag gegen Pro-NRW…Hometown Glory

Ruhrgebiet: Große-Brockhoff für Ruhrbezirk…Ruhr Stadt

E-Mail-Affäre: In eigener Sache…Wir in NRW

E-Mail-Affäre II: Gegenangriff auf „roten Kampfblog“…Kölner Stadtanzeiger

E-Mail-Affäre III: Gelsenwasser wehrt sich…Der Westen

Duisburg: Identität, christliche Seefahrt und zentrale Aufgaben…xtranews

Preis I: Grimme-Preisverleihung in Marl…Ruhr Nachrichten

Preis II: Silberner Lead-Award für Netzpolitik…Meedia

Digital: Im Angesicht der Piraten…Stern

Digital II: F!XMBR ab 18 Jahren…F!XMBR

Digital III: Geheimdokument zu Sperrplänen der EU auf Deutsch…Netzpolitik

Ruhr2010: Die Bechers – Ikonen des Industriezeitalters…Kölner Stadtanzeiger

Ruhr2010 II: 1. Biennale für Internationale Lichtkunst Ruhr 2010…Art In

Sozialticket: Start 2011…Ruhr Nachrichten

NRW-CDU: Sponsoring verstößt nicht gegen das Parteigesetz…Zeit

Umland: Grube will weg vom Techno-Image…Zoom

Ferrostaal im Korruptions-Sumpf

Gestern haben Polizei und Staatsanwaltschaft in Essen die Zentrale des Anlagenbauers Ferrostaal durchsucht. Der Verdacht: die frühere MAN-Tochter soll Bestechungsgelder verteilt haben, um Aufträgen zu generieren. Konkret soll Ferrostaal beim Bau von Kraftwerken und der Lieferung von U-Booten vor allem Regierungen unter anderem in Südeuropa und Asien geschmiert haben. Warum mich das nicht wundert?

Weil wir bei den Ruhrbaronen am 1. Februar eine Geschichte über Ferrostaal gebracht haben unter dem Titel: „Besticht die Deutsche Wirtschaft im Ausland?“.

Darin haben wir ein Zitat des Ferrostaat-Chefs Matthias Mitscherlich aus einem Interview mit dem Handelsblatt analysiert. In den Gespräch hatte der Top-Manager zwischen den Zeilen gestanden, dass sein Konzern schmiert. Zur Erinnerung hier nochmal das Zitat von damals:

(es müsse jemand bezahlt werden, d. A.) der die richtigen Leute kennt. Der einem zum Beispiel sagt, mit wem man reden muss, um ein Projekt nach vorne zu bringen. Hier steht einer Leistung eine echte Gegenleistung gegenüber, deshalb sollte man solche Dinge nicht in die gleiche Ecke wie Korruption rücken.”

Für mich hört sich das an wie ein Beratervertrag mit der Tochter des Präsidenten. Man wird sehen, wie die Ermittler den Fall bewerten. Ich denke mal nicht so, wie es sich Mitscherlich wünscht.