Ruhrbarone gehen Offline

Wir schalten nicht unseren Blog ab, nein, aber wir machen jetzt eine Offline-Variante unserer Seite. Sprich, wir geben ein Print-Ding raus.

In dem Ruhrbarone-Offline-Ding wollen wir die Geschichten schreiben, die uns bewegen, die uns interessieren, die uns faszinieren. Vom Innenleben der Linken Partei in NRW, bis zu den Pakistanischen Terrorbanden aus dem Sauerland mit Wurzeln in Duisburg.

Dabei beschränken wir uns nicht auf das Ruhrgebiet. Wir schauen über den Tellerrand. Wir ziehen einen Freiheits-Vergleich zwischen Blogs in Deutschland und Europas letzter Hardcore-Diktatur in Weißrussland. Wir blicken auf den Weltfinanzplatz nach Dubai. Was geht da unten ab?

Wir wollen auch Hintergründiges bieten, wie die Story über die Toten von Hagen, die im Polizeigewahrsam verreckten, und über die Schalke Finanzen.

Wir wollen harten Stoff liefern, beispielsweise eine Analyse über die Kreativquartiere, die im Pott wenig mehr sind als Public Relations. Über die Möglichkeiten einer Schwarz-Grünen Landesregierung. Oder über die Zukunft der Energiewirtschaft.

Das alles wollen wir.

Wir finanzieren das Heft selber. Wir glauben daran, dass es nicht nur Online eine Zukunft für Medien gibt, im Gegenteil, wir glauben, dass es für gute gedruckte Geschichten immer einen Platz in Deutschland gibt. Und diesen Platz wollen wir bieten.

Mal im ernst, ein 40.000 Zeichen-Brett über ein sozialistisches Jugendcamp kommt samt cooler Fotos doch im Print besser als auf dem Bildschirm, oder?

Das Heft wird teuer. Wir können leider nicht mit einer nennenswerten Auflage rechnen, die niedrige Preise rechtfertigen würde, aber wir müssen trotzdem den Druck finanzieren. Der Leser muss also mehr als üblich zahlen. Dafür bekommt er aber auch mehr. Unser Ruhrbarone-Print-Ding wird so fett wie ein Buch.

Wir geben erstmal ein Print-Ding raus und schauen, wie das läuft. Wenn wir unsere Kosten eingespielt haben, wollen wir das nächste Print-Ding machen. Die Nummer 1 ist also ein Test.

Wir brauchen Leser für das Print-Ding. Wir sagen bescheid, wann es erscheint – wir rechnen mit einem Termin Mitte oder Ende Februar. Dann wäre es toll, wenn möglichst viele Menschen das Stück kaufen. Wir informieren rechtzeitig über das Fortschreiten des Projekes.

Aber wir brauchen auch Anzeigen für das Print-Ding und die Seite hier.

Wenn jemand bei den Ruhrbaronen werben will, gerne.

Bitte nur kurz eine Email schicken an: uli.radespiel (at) ruhrbarone.de

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Phantasialand für Bildungsbürger

Das gestrige Titel. Thesen, Temperamente Special zur Ruhr2010 –kurze Portraits zugewanderter Künstler wie Steven Sloane, kritische Kommentare, etwas Ironie vom Moor – all das kam viel näher an das Ruhrgebiet heran als die peinliche Lanz-Posse ZDF und die VIP-Show am Samstag.

Schön schon am Anfang Reinhards Mohrs ironischer Kommentare zur Industriekultur : „Ich bin gespannt, ob das Parkhaus auch mal zur Kultur wird.“ Sein Tipp im Kulturhauptstadtjahr: Katalog ignorieren und sich treiben lassen – es bleibt einem auch beim Aufbau der Programmbücher kaum etwas anderes übrig.
Peter Lohmeyers lieferte einen Grund für die Verteilung des Programms auf das ganze Revier, der treffend: So reich, alles an einem Ort zu machen, sei das Ruhrgebiet nicht. Man hätte, um ein gutes Programm zu bekommen, das ganze Revier nehmen müssen. Das stimmt natürlich – keine Ruhrgebietsstadt ist für sich alleine sonderlich interessant.

Ging es ohne Klischees? Ne, natürlich nicht und wir wissen, dass viele der Klischees auch einen wahren Kern haben – wer von uns hatte keinen Opa auf der Zeche? Hat nicht auf Halden gespielt oder erinnert sich nicht an den Dreck, von dem es früher noch viel mehr gab als heute?
Bezeichnend und auch von ttt nicht thematisiert: Ob Lohmeyer, Herbert Grönemeyer oder Dietmar Bär: Keiner der vorgestellten Protagonisten lebt hier mehr. Das hat doch gute Gründe, über die würde ich gerne mal etwas wissen und vielleicht was man dafür tun kann, damit so Leute hier bleiben. Warum hauen hier fast alle ab und kommen so wenige, denn wenn auch viele kämen wäre es ein Austausch und klasse und keine Aderlass und schlecht.

Gut war, dass auch nicht so getan wurde, als ob hier alles prima wäre: Arbeitslosigkeit, auch die Trostlosigkeit, das wurde alles angesprochen.  Schön: Der Besuch bei Lukas Niermann, einem  Künstler, der im Wohnungsprojekt zwei bis drei  Straßen, von Jochen Gerz wohnt. Niermann erklärt, er werde die verändern die hier wohnen und Moor grinst breit und sagt, wohl wissend was auf Niermann zukommt, dass er auch glaube dass die Menschen der Straße ihn verändern werden.
Sicher: Die Superlativen (Höchste Museumsdichte), das neue Musem Folkwang, Mäzen Berthold Beitz das darf alles nicht fehlen und fehlt natürlich auch nicht. Hart der Kommentar von Beitz: Das Museum Folkwang sei in der Kulturhauptstadt aber kein Projekt der Kulturhauptstadt: „Soviel Geld haben die gar nicht.“
Auch ein Auszug aus dem Imagefilm der Ruhr2010 wird gezeigt, das dort gezeigte bunte, kreative Ruhrgebiet und aus dem Off kommt der passende Kommentar: „Der Film zeigt eine Art Phantasialand für Bildungsbürger.“

Ruhrpilot

Das Navigationssystem für das Ruhrgebiet

Ruhr2010: Willkommen im Ghetto…Hometown Glory

Ruhr2010 II: European focal point parallels Pittsburgh…Pittsburghlive

Ruhr2010 III: Kulturtfest auf Zollverein…Muschelschubserin

Ruhr2010 IV: Grönemeyer auf Platz 1…Pottblog

Sparen: Städte müssem Standards senken..Der Westen

Dortmund: Diskussion um Forsa-Umfrage…Der Westen

Radio: WDR2, Ich…Coffee and TV

NRW: Jahr der Entscheidung…Kölner Stadtanzeiger

Krimi: Ruhrgebiet ohne Tatort…Tagesspiegel

Ruhr2010 V: ByteFM ein Jahr auf Sendung…Hamburger Abendblatt

Hagen: Mehr Zusammenarbeit mit dem Ruhrgebiet…Der Westen

Grüne: 30er Geburtstag…Stern

Zauber über Zollverein

Wir waren gestern bei der Eröffnung der Kulturhauptstadt auf Zollverein. Und wir hatten ein Paar aus Köln dabei. Eine Bericht über Rheinländer, Fischer und Neutöner. Ganz viele Fotos und zwei Videos gibt es hier…Klack

14.50 Uhr Wir haben uns entschlossen das Auto stehen zu lassen – Sommerreifen. Fred und ich treffen uns am Bochumer Hauptbahnhof. Die vorhergesagte Schneekatastrophe führt zu ersten Versorgungsengpässen: Bei Tacos & More gibt es kein Fleisch mehr. Ich weiche zu McDonalds aus. Der Big-Rösti war grauenvoll, aber wann werde ich wieder etwas Warmes zu essen bekommen? Der Katastrophenschutz hat immerhin zur Vorratshaltung aufgerufen.

15.00 Uhr Treffe Fred in der Bahnhofshalle. Gleich soll der Zug fahren. Wenn Daisy uns keinen Strich durch die Rechnung macht.

15.08 Uhr Die Bahn nach Gelsenkirchen kommt. Jetzt weiß ich auch wie Schneekatastrophen aussehen: Es fällt etwas Schnee vom Himmel. Wir schätzen unsere Überlebenschancen mittlerweile etwas optimistischer ein.

15.40 Uhr Auch Gelsenkirchen steht noch und sieht schneebedeckt sogar ganz gut aus. Wir nehmen die Straßenbahn Richtung Essen. Bei Schneekatastrophen scheint sogar der Nahverkehr zu funktionieren.

16.10 Uhr Wir sind auf Zollverein angekommen. Voll ist es noch nicht und auf Videoleinwänden sieht man Musicalausschnitte. Später erfahre ich, dass das die Eröffnungsveranstaltung war. Nichts verpasst.

16.30 Uhr Wir sind im Pressezentrum. Vorher noch eine lauwarme Wurst am Stand von Schweine-Heiner gegessen. Christoph Schurian sitzt an seinem Mac und simuliert hektische Betriebsamkeit. Macht er gut. Eine erste kleine Meldung für die Ruhrbarone entsteht.  

16.40 Uhr  Es hat aufgehört zu schneien. Mit der anbrechenden Dunkelheit legt sich ein Zauber über das weitläufige Zollverein Gelände. Die Gebäude sind illuminiert. Klanginstallationen. Wir gehen zu Pact-Zollverein. Dort steht ein Schachtzeichen-Ballon. Wenn er auch später von innen beleuchtet sein wird, wird man zumindest einige von ihnen von einer Halde aus als Schachtzeichen erkennen können. Sehr schön ist das Ballon-Labyrinth. Später wird es überfüllt sein, jetzt geht es noch.

17.00 Uhr Wir treffen auf Sebastian und seine Freundin Sylvia. Sie sind aus Köln zur Eröffnung der Kulturhauptstadt gekommen. Zum ersten Mal stellt sich uns die Frage: Was wollen wir uns hier überthaupt anschauen?

17.30 Uhr Der Veranstaltungsplan ist kryptisch. Ein abgeschlossenes Semiotikstudium wäre jetzt hilfreich. Um Kurz nach 18.00 Uhr läuft in Halle 2 „Sieben Blicke auf das Ruhrgebiet.“ Gemacht wurden die Filme von Studenten der Kölner Kunsthochschule für Medien. Klar, dass wollen die Kölner sehen.

18.00 Uhr Halle 2 ist dicht. Die Veranstaltung ist voll. Wir gehen ins Casino einen Kaffee trinken – es funktioniert: Wir bekommen sofort einen Tisch, obwohl es langsam voll wird auf Zollverein und suchen uns die nächste Veranstaltung aus: Performances in Halle 5. Dort haben auch unsere Freunde vom 2010lab ihren Stand. Also hin.

18.20 Uhr Wir kommen sofort in der Halle. Sylvia: „Oh, ByteFM hat einen Stand. Ich wusste gar nicht dass. die aus dem Ruhrgebiet sind.“ Wir erklären ihr das ByteFM nur für ein Jahr ein Studio in Bochum hat und leider die Campus-Radios des Ruhrgebiets wohl nicht genutzt wurden, um einen Sender aufzubauen. Sylvia wundert sich: „Ich dachte die Kulturhauptstadt sollte dafür sorgen zu zeigen was das Ruhrgebiet alles kann. Mich hat schon gewundert, dass das Design von KNSK kommt.“ Naja, erkläre ich leicht beschämt der Kölnerin, die Agentur Oktober aus Bochum hätte immerhin einen Pitch gewonnen, sei aber als zu klein für den Auftrag befunden worden. Die Ruhr2010 GmbH ist wohl mit sich, aber nicht der Szene im Ruhrgebiet zufrieden. Kopfschütteln bei Sylvia.

In der Halle zwei Rapper. Sebastian sagt, dass er jetzt wieder dieses Gefühl im Bauch hat, das vom Fremdschämen kommt. In einer Ecke gibt es einen Malstand. Auch junge Menschen  mit hippen Wollmützen und kleinen Bärtchen sitzen an den Zeichentischen. Sebastian und ich stimmen darin überein, dass die Teilnahme an der Zeichenaktion der wohl beste Weg, ist eine angehende Grundschullehrerin anzugraben.

18.40 Uhr  Fred und ich schwärmen Sebastian und Syliva von dem Ballon-Labyrinth vor. Da wollen sie nun hin. Wir gehen. Sylivia hat Hunger. Pommes. Die gibt es am Nordsee-Stand. „Hat auch nichts mit dem Ruhrgebiet zu tun“, mosert Sylvia. Wir widersprechen: Bergmann, Stahlarbeiter und Fischer seien früher die klassischen Berufe im Ruhrgebiet gewesen. Sebastian erklärt seiner Freundin, dass die Frauen aus dem Ruhrgebiet einstmals die Krabben unter Tage gepult hätten. Sylvia wirkt nicht überzeugt.

18.50 Uhr Fred  verabschiedet sich und geht auf einen Geburtstag. Wir drei erst in Labyrinth, das wirklich wunderschön ist und dann auf einen Vortrag zum Thema Off-Off Kultur. Beispiel: HipHop. Wir sehen eine Video der Ruhrpott-Battle und lernen, dass das Internet ohne HipHop nicht denkbar wäre und HipHop nicht ohne das Internet. Klar, die Jungs von Run-D.M.C. waren schon in den frühen 80ern bekannte Systemadministratoren und bei den WWW-Entwicklern im CERN redeten sich sowieso alle nur mit „Yo“ und „Brother“ an. Unvergessen ihr Leibniz-Gemeinschafts-Rap: „Wir sind vom CERN und bei Leibniz sind nur Luschen / Wenn wir forschen müsst ihr kuschen!“

20.00 Uhr Wir haben uns aufgewärmt. Auf der Hauptbühne läuft seit Stunden so etwas wie die Lokalzeit nur ohne Kochen mit Luger. Sebastian will zum Feuerpfad und der beste Teil des Tages beginnt. Wir stapfen durch den Schnee vorbei an Stationen mit Schauspielern. Kleine Gruppen von Menschen stehen um sie herum und es herrscht eine absolut schöne Atmosphäre. Habe ich das Wort  „Zauberhaft“ schon benutzt? Egal. Das trifft es. Wir gehen weiter zur Kokerei. Dort bekommen wir an der Eisbahn die Uraufführung des Stücks „Klangstraße“ von Wolfgang Hufschmidt mit und sind begeistert. Neutöne sind nicht meine Sache, aber hier passt alles: Die Musik, das Ambiente. Hunderte stehen herum und hören sich eine Musik an, die die meisten zu Hause nicht hören würden. Auf dem Rückweg kommen wir an zwei Feuer-Performances vorbei. Das passt hier hin. Die Stimmung ist auch hier gut und locker. Die Künstler reden mit dem Publikum. Als ein Schlagzeuger aufhört auf brennende Fässer zu hauen und erklärt er könne nicht mehr, weil es so anstrengend sei, ruft einer aus dem Publikum: „Du hass aber nix inne Arme.“ Alle lachen miteinander. Ruhrgebiet as its best.

21.30 Uhr Jetzt ist es doch etwas kühl geworden. Wir waren lange draußen und wollen jetzt nach Hause. Wir treffen Stefan von Hirnrinde, plaudern ein wenig über unser gemeinsames Projekt  Zwanzig10 und dann sind wir weg. Auf der Rückfahrt klappt alle: Busse fahren alle paar Minuten und kostenlos zum Hauptbahnhof. Es war ein schöner Tag. Vor allem abseits des Hauptveranstaltungsortes gab es viel zu entdecken. Auf der Hauptbühne war das Programm arm – das hätte man besser machen können. Ärgerlich auch, dass viele Hallen für VIP-Veranstaltungen gesperrt waren. Aber Zollverein in der Dunkelheit, illuminiert und die vielen kleinen Kunstaktionen – das hatte was. 

Weiter zur Fotostrecke…Klack

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Nächtliche Klang-Impressionen auf Zollverein bei der Eröffnung von Ruhr.2010

Klangfarbe Ruhr.2010 Auf der gestrigen Eröffnung der Kulturhauptstadt Ruhr.2010 habe ich fernab des großen Rummels eine wundervolle Klanginstallation entdeckt.

Da ich des nächtens unterwegs war und keine weiteren Infos habe, vermute ich mal, dass es sich um die in diesem Beitrag erwähnte Aufführung "Klangfarbe" handelte.

Wie ich fand, waren die Klänge sehr passend in das schneebedeckte Ambiente des Niemandslands zwischen der Zeche Zollverein und der Kokerei eingepasst.
Musikalisch erinnerte sie mich ein wenig an die rhythmischen Geräuschcollagen von SPK.
Einen Klangausschnitt findet ihr auf folgender Seite bei posterous.

Fotos vom Zauber auf Zollverein

 

Gestern keine Zeit gehabt? Heute auch nicht? Pech gehabt. Mit Freds Fotos könnt Ihr Euch zumindest eine Vorstellung von dem machen, was gestern auf Zollverein so passierte…

 

 

Ruhr2010: Das hieß Schnee bis zum abwinken. Und mittlerweile ist der im Ruhrgebiet sogar weiß…

Das kulinarische Angebot war natürlich über jede Kritik erhaben.

Was auf der Hauptbühne passierte war nicht wirklich spannend…

…und rauszukriegen wo wann was passierte fiel vielen schwer.

Zum Glück gab es genug zu trinken!

Richtig schön wurde es mit Anbruch der Dunkelheit

Es lag ein Zauber über Zollverein.

Die Schachtzeichen leuchteten…

…und das Ballon-Labyrinth begeisterte viele Besucher.

 

In Halle 5 war etwas dass sich kreatives Kraftwerk nannte…

…und hier konnte auch gezeichnet werden.

HipHop wurde wissenschaftlich analysiert.

 

Das Ballon-Labyrinth

Die Feuertrommler