Muss die Marke Opel sterben?

Keiner hat ihn gefragt, aber in einem von der Pressetelle der Uni Hohenheim herausgegebenen Interview plädiert der Marketing-Professor Markus Voet für ein Ende der Marke Opel. Und seine Argumente klingen noch nicht einmal schlecht.

GM will in Europa von den Staaten Kreditbürgschaften in Höhe von 2,7 Milliarden Euro – 1,5 Milliarden sollen aus Deutschland kommen. Im Gegenzug will GM bei Opel in Europa  8300 Stellen streiche. 3.900 davon in Deutschland, 1799 davon in Bochum. Das klingt nicht gerade nach einem guten Handel, vor allem wenn man sich klar macht, dass Opel und GM keine Opfer der Wirtschaftskrise sind, sondern seit Jahrzehnten von einer Katastrophe  in die nächste stolpern.

Das GM 80 Prozent seiner Modelle in den kommenden Jahren erneuern will und in den Bau von Elektroautos investieren möchte, reicht  Prof. Dr. Markus Voet von der Uni Hohenheim nicht als Zukunftsperspektive. In einer als Interview gestalteten Pressemitteilung der ältesten Hochschule Stuttgarts, die laut Wikipedia sogar über einen eigenen Friedhof verfügt,   fordert Voet die Marke Opel in den kommenden Jahren durch eine neue, moderne Marke zu ersetzen. Der Grund: Opel sei keine starke Marke mehr, das Image in den Möhren, Opel-Käufer müssten sich im Bekanntenkreis rechtfertigen und er kenne niemanden der davon träumt, Opel zu fahren.

Was die Marke betrifft kann ich Voet verstehen – Opel hat alles andere als einen guten Ruf. Aber das Wagnis öffentliches Geld – und sein es in Form von Bürgschaften für ein Pleite-Unternehmen wie GM – zur Verfügung zu stelen, ist mir zu hoch. Neumarkenlaunch hin oder her. Das Problem von Opel ist im Kern: Sie haben keine originellen Autos. Alles was Opel baut bauen anderen – entweder besser oder preiswerte. Wir haben auf dem Weltweiten Automarkt Überkapazitäten. Was bei Opel an Jobs, wahrscheinlich nur für eine kurze Zeit, gerettet wird, wird gleichzeitig in gesunden Unternehmen vernichtet. Und malganz  davon ab: Geld für Arbeitsplatzvernichtung zu fordern ist schon dreist.

3 FÜR 7 – Diesmal: Ausstellungen und Museen

damenwahl_vanessajackSkandal: Diesmal keine Skandale bei „3 FÜR 7“! Stattdessen ganz hochanständige Tipps, sogar ohne Zeitdruck á la „Da müssen Sie aber unbedingt am Mittwoch um 8 vor der Tür stehen!“. Und ohnehin ist es Museen ja meist eh inne: Das Unaufgeregte, zumindest großteils Kontemplative. Die Einordnung, das Mitdenken, das Abgleichen des Gesehenen mit eigenen Erfahrungen und Ideen macht den Gewinn aus, nicht oder weniger das „Berieseln lassen“. Obwohl: Da gibt es schon einiges, mit dem die Besucher sich zuerst einmal verwandt machen müssen, bei: „Damenwahl!“, „Das Große Spiel“, „Europäische Jugendkunstausstellung“.

Im Rahmen von „Gute Aussichten – Junge Deutsche Fotografie“ innerhalb der letzten Jahre prämierte Bilderkünstlerinnen (Foto: Vanessa Jack) präsentieren neueste Arbeiten im Künstlerhaus Dortmund. (Eine launige Bemerkung des Autors dieser Zeilen bei der LDK der Grünen am letzten Samstag war: „Wenn die Leichtathletikverbände schon Schwierigkeiten mit dem klaren Einordnen nach Mann und Frau haben, wie würden das eigentlich die Grünen regeln mit der Quotierung, wenn sie mehr Transgenders in ihrem Verein hätten?“ Jedenfalls ist ein wenig Frauenkarrierebeförderung im Kunstbereich trotz Eva Herman immer noch ein gängig Ding – das Künstlerhaus ist befristet zum Künstlerinnenhaus geworden, ganz ohne komische Tests.)

Ganz andere Politik im Ruhrmuseum: Die erste Sonderausstellung beschäftigt sich mit Imperialismus und Kolonialisierung, wie das von Europa vor allem im Orient von 1840 bis 1940 gemacht wurde. (Das müsste Peter Scholl-Latour doch auch interessieren, der ja in seinem aktuellsten Buch die Erfahrungen jener Zeit mit heutiger „Zivilisations“-, „Demokratisierungs“-, „Stabilisierungs“politik vergleicht. Das war ein großes Rauschen damals im Blätterwald, als Morrissey sang: „Shelve your western plans – because life is hard enough when you belong here“. Mittlerweile macht PS-L ein ganzes Buch darüber, würde das jedeR Dritte mindestens unterschreiben, und Kolonialismus wird museal. Nun, auch, nicht nur.)

Ein kleines Manko (außer des großspurigen Titels) ist an dem im Grunde löblichen Projekt Europäische Jugendkunstausstellung zu finden: Da hat jemand das Ganze nur mäßig öffentlich gemacht. Dies wird hier nun für alle anderen Medien mit nachgeholt und auch auf das Abschlusskonzert verwiesen. (Bitte einfach den Links folgen für weiter gehende Informationen.)

„Damenwahl!“ noch bis zum 21. Februar.
„Das Große Spiel“ vom 12. Februar bis 13. Juni.
„Europäische Jugendkunstausstellung“ noch bis zum 14. Februar.

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Dortmund: CDU-Fraktionschef Hengstenberg tritt zurück….Der Westen

Der Westen: Die Rückkehr der WAZ…Pottblog

Internet: Bundesregierung will Zensursula-Gesetz – aber es nicht anwenden?…Netzpolitik

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NRW II: van Dinther ändert Homepage…Welt

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Willi ist Weg. Banales Ende eines SPD-Dutzendsassa aus Essen

Am Ende ging es ganz schnell. Willi war weg. Willi Nowack, 60 Jahre aus Essen-Altenessen, wurde mit 81 gegen drei Stimmen bei zwei Enthaltungen abgewählt. Er ist nicht mehr Chef des früher größten SPD-Ortsvereins im westlichen Ruhrgebiet. Der ehemalige Landtagsabgeordnete, der vorbestrafte Pleitier, der Mann, der einst Essen beherrschte, ist am Ende, gescheitert und raus.

Zuvor hatte Willi Nowack noch ein letztes Mal versucht, Zwietracht und Verwirrung zu stiften. Er behauptete um 11:00 Uhr im AWO-Heim an der Schonnebeckstraße die Jahreshauptversammlung der SPD-Altenessen sei widerrechtlich einberufen worden. Er behauptete, 40 Mitglieder wären nicht gekommen, weil er in den vergangenen Tagen die Jahreshauptversammlung aus fadenscheinigen Gründen abgesagt hatte. Er rief in den Saal hier geschehe Unrecht und daran werde er sich nicht beteiligen. Er rief seine Anhänger auf, mit ihm den Saal zu verlassen. Dann ging Willi Nowack. Ein Dutzend Männer und Frauen folgten ihm.

Fast hundert Leute blieben sitzen. Keine Schreierei, keine Schlägerei. Nichts. Das Ende war banal. Willi ging mit seinem Häuflein. Und der Rest war Formsache. Keine 90 Minuten später war Theo Jansen neuer SPD-Chef in Altenessen.

Draußen drohte Willi Nowack der SPD noch mit Rechtsstreit, mit Prozessen, mit Ärger und Querulanz. Willi pöbelte, kindisch, klein. Willi sagte, er stehe für die Einheit des Ortsvereins und konnte nicht begreifen, dass er der einzige ist, der spaltet. Ein Mann, der selbst im Scheitern nicht die Größe findet, die er im Erfolg gerne gehabt hätte.

Hans-Wilhelm Zwiehoff, Kassierer des Ortsvereins und früher Willis Hand in Altenessen, sprach vielen aus dem Herzen, als er ohne Widerworte sagte:

Der wird nie gehen, wenn ihm nicht irgendeiner den Holzpflock in das politische Herz steckt. Er soll den Ortsverein Altenessen endlich aus seinen Klauen geben.

Willi Nowack hat eine kriminelle Karriere hingelegt. Er hat die Partei beherrscht mit dubiosen Methoden. Vielen ist immer noch in Erinnerung, wie er mit über 100 gedungenen Polen den Ortsverein Essen-Dellwig überrannte.

Das ist alles vorbei. Willi ist weg.

Auf die Frage, warum Willi Nowack sich so lange in Altenessen an der Spitze halten konnte, sagte Karlheinz Endruschat: „Wir könnten uns jetzt alle selber geißeln, aber das sollten wir nicht tun.“

Hans-Wilhelm Zwiehoff sagte, ihm sei erst die Niedertracht Nowacks aufgegangen, als ihm seine Tochter fragte, was das eigentlich solle, diese Nibelungentreue zu Nowack.

Wie dem auch sei, nun wird die SPD in Altenessen neu aufgestellt. Und vor allem auf die Jusos wird dabei viel Arbeit zukommen. Haben sie doch den Sturz Nowacks maßgeblich unterstützt. Man darf gespannt sein, was sich hier neu entwickelt.

Integrationswahl: „Fünf Prozent Wahlbeteiligung wären ein Erfolg.“

Heute wird in Dortmund der neue Ausländerbeirat gewählt, der künftig Integrationsrat heißen wird. Höchste Zeit also für einen Selbstversuch: Wie ich zum ersten Mal in meinem Leben an einer Wahl teilnahm!

Ich bin Staatsbürger eines Niemandslandes und habe noch nie an allgemeinen politischen Wahlen teilgenommen. Ich habe einen kanadischen Pass, weil ich irgendwann mal in Kanada geboren wurde, aber meine deutschen Eltern sind leider wieder nach Deutschland zurück gewandert, als ich acht Monate alt war. Da galt meine Stimme noch nicht. Der kanadische Pass (einen zusätzlichen deutschen Ausweis habe ich nicht) hat mich vor Musterung und Bundeswehr bewahrt und mir die Aura eines geheimnisvollen Weltbürgers gegeben; mehr verbindet mich nicht mit Kanada. Ich habe das Land zum ersten Mal besucht, als ich schon 43 war. Nett da. Aber nicht meine Heimat. Meine Heimat ist das Ruhrgebiet.

Beteiligt habe ich mich bisher weder an Wahlen in Kanada (ist Pierre Trudeau eigentlich noch Premier?) noch an deutschen Bundestags-, Landtags- oder Kommunalwahlen. Heute jedoch war ich zum ersten Mal aufgefordert, aktiv ins Geschehen einzugreifen! Ich war gefordert, man wollte meine Stimme! Und auch, wenn ich auf den imaginären abgetragenen Wahlsonntagsanzug mit dem leicht speckigen, zu oft gebügelten Kragen verzichtete, der zu solchen Gelegenheiten voller Stolz und Würde aus dem Schrank geholt wird, und auf den nass gekämmten Seitenscheitel ebenfalls, so wollte ich mich doch angemessen auf diesen wichtigen Termin vorbereiten.

Kurze Google-Orgie, dann Ratlosigkeit. Das Netz hält allerhand nützliche Informationen für mich bereit; ich lerne, dass der Integrationsrat erstmals gewählt wird, den bisherigen Ausländerbeirat ablöst und mit mehr Kompetenzen ausgestattet sein soll. Alle Fragen der Kommunalpolitik sollen auch Angelegenheit des Integrationsrates sein. Das ist ja löblich. Aber wen soll ich wählen? Nach einiger Suche finde ich den Stimmzettel, darauf 13 Namen. Kenne ich alle nicht. Aber vor einigen Wochen gab es in den Ruhr Nachrichten mal ein Foto mit einigen Kandidaten, von denen mir besonders ein Rastamann gut gefallen hat. Steht er auf der Liste? Ja, wahrscheinlich, aber wer von denen könnte es sein?

Die „Allgemeine Liste der türkischen Verbände“ steht auf Listenplatz 1 und weist drei Namen auf. Hinter Sönmez, Gülec und Karaca-Tekdemir steht immer „deutsch“ als Staatsangehörigkeit. Aber wofür stehen diese Leute? Was will mir die „Internationale SPD-Liste“ unter Nummer 2 sagen? Ist Dmitrij Reusenmann ein Spätaussiedler aus der Ukraine, für wen wirft er seine Netze aus? Hm, er ist Beisitzer und Internetbeauftragter der CDU Ortsunion Dortmund-Hörde, aber das steht nirgends. Kann ich ihm trauen? Ist Kokou Apenouvon der Rastamann meines Vertrauens? Nö, er stammt aus Togo und hat das Buch „Am Zuckerspeicher“ über seine Jahre als Asylbewerber geschrieben. Wer die „Interkulturelle Liste“ ist und wofür sie steht, was sich hinter „VMDO“ verbirgt oder was die „Linke gegen Ausgrenzung und Faschismus“ will außer gegen Ausgrenzung und Faschismus zu sein, erschließt sich mir nicht. Großes Interesse weckt hingegen auf Listenplatz 12 eine Verena Freifrau von der Heyden-Rynsch. Ich weiß, dass eine Straße in Dorstfeld so heißt und entnehme Google, dass die Freifrau offenbar ein Übersetzungsbüro in der Gutenbergstraße unterhält, aber noch besser gefällt mir der Name ihrer Partei: „Verena löst Eure Probleme“. Das isses! Ich wähl die VLEP! Oder nö, lieber doch nicht, ich hab ja keine Probleme. Jedenfalls keine, bei denen mir Verena helfen könnte.

Und mein Rasta? Dem Namen nach kann das nur Sebastiao Manuel Sala sein. Das klingt doch gut, das hat Stil und Melodie. Außerdem erinnert mich sein Vorname an den großartigen Fotografen sozialer Missstände Sebastiao Salgado. Den wähl ich! Mal schauen, was Google über ihn weiß: Aha, der Mann aus Angola gehört dem letztes Jahr gegründeten Basisverband der Rastafari (BVR) an und hat zum 100-jährigen Geburtstag des BVB ein interkulturelles Fußballturnier im Dortmunder Hoeschpark veranstaltet. Cool, ein echter Reggaemann. Wenn der wüsste, dass ich noch neulich, beim Neujahrsempfang des Marketing Clubs Dortmund, artig mit Ihrer Kaiserlichen Hoheit Prinz Asfa-Wossen Asserate, einem Großneffen des äthiopischen Kaisers und schwarzen Messias Haile Selassi, parliert und den eingeprägten Lion of Juda auf seiner Visitenkarte bewundert habe. Also klare Sache: der Angola-Sepp ist mein Mann.

Mein Wahllokal ist die Petri-Grundschule auf der Beurhausstraße. Drei Wahlhelfer langweilen sich. Es ist kurz nach der Sendung mit der Maus, als ich meiner Staatsbürgerpflicht nachkomme. Ob die Wahlhelfer ein paar Tipps für mich haben? Wo kann man denn mal was über die Kandidaten erfahren, ohne das halbe Netz durchpflügen zu müssen? Öh, gute Frage, wissen wir auch nicht. Und wenn wir’s wüssten, dürften wir’s Ihnen nicht sagen. Wofür die Kandidaten programmatisch stehen, wer hinter ihnen steht, wofür sie kämpfen, ist alles ein großes Geheimnis. Nicht aber die Wahlbeteiligung: Ich bin der 21. Wähler seit Öffnung der Wahllokale um 8 Uhr morgens, doch allein in meinem Wahlbezirk sind über 3.000 Wähler aufgerufen. Fünf Prozent Wahlbeteiligung wären schon ein Erfolg, sagen die Wahlhelfer. Na prima. Dann weiß ich ja, welche Relevanz es hat, wenn demnächst ausländerrelevante Fragen im Rat erörtert werden. Hauptsache, es läuft dann guter Dub im Plenarsaal!