Recklinghausen gegen Nazis

Morgen wollen Neonazis in Recklinghausen demonstrieren. Mit unterschiedlichsten Protesten stellen sich die Bürger sich gegen das immer größer werdende Nazi-Problem im nördlichen Ruhrgebiet.

Die Proteste beginnen heute mit einer Vorabdemo der Offenen Antifa Recklinghausen. Um 18.00 Uhr startet die Demo am Hauptbahnhof Recklinghausens. Nach der Demo geht es im AKZ noch ein Programm. Aktuelle Informationen gibt auf der Mobilisierungsseite undvia Twitter.

Für den morgigen Samstag ruft dann der Koordinierungskreis für Toleranz und Zivilcourage, ein seit 2000 bestehender Zusammenschluss von Parteien, KIrchen, Gewerkschaften und Verbänden zu einer Mahnwache auf. Die findet zwischen 11.00 und 13.00 Uhr am Lohtor statt.

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Unterwegs in der Hoffnungsstraße, Essen

Das Elend in Essen fängt in einer Sackgasse an. Direkt neben der Innenstadt. Ein kleiner Wendehammer, darin Parkplätze für ein halbes duzend Autos, einer für Behinderte. Mehr nicht. Die Straße heißt Hoffungsstraße. Hier in der Gegend liegt die Arbeitslosenquote bei rund 50 Prozent. Von 1300 Leuten, die hier leben, haben 305 einen Job. 303 sind arbeitslos gemeldet. Der Rest fällt durch das Raster, irgendwie. Es ist kalt an diesem Tag. Die Temperatur liegt knapp über Null Grad. Der Wind kommt aus Osten. Der Deutsche Wetterdienst hat eine Sturmwarnung herausgegeben.

Vor einem grauen Bau aus den Sechziger Jahren, stehen drei Jugendliche. Einer von ihnen, er heißt Pascal, springt hoch. Er boxt seine Arme in den Himmel. Ein Sprung, als wäre er einer dieser Tänzer auf MTV. Pascal fällt auf den Boden. Seine Freunde lachen. Sonst sieht keiner zu.

Pascal hat einen Hauptschulabschluss, sagt er. Eine Lehre hat er abgebrochen. Jetzt wohnt er im Heim des Christlichen Vereines Junger Menschen (CVJM). Hier soll er zur Ruhe kommen und einen Weg in die Gesellschaft finden, sagen seine Betreuer.

Natürlich sucht er eine Wohnung, sagt Pascal, dann kann er eine neue Lehre anfangen. Und später Arbeit finden. Richtige Arbeit, nicht so was wie „Arbeit statt Sozialhilfe“. Vielleicht eine Familie, ja das wäre schön, er selbst kommt ja aus dem Heim.

Das ist die Zukunft von Pascal, so wie er die sich erträumt. Ein 18 Jähriger Junge mit weichen Gesichtszügen und einer viel zu weiten Hose auf den schmalen Hüften.

Jetzt muss Pascal allerdings erst mal den Tisch decken in der Kantine des CVJM. Teller, Tassen, Messer ordentlich auf die Plastiktischdecken der alten Holztische. Es sieht aus wie in einer Jugendherberge. Auf den Fensterbänken diese Pflanzen, die keine Arbeit machen, Stechpalme und Ficus.

Pascal muss den Tisch decken, weil er mit ein paar Kumpels kleine rote Keramikkügelchen vor das Fenster der Anmeldung im ersten Stock geschmissen hat. Die Jungs saßen im Treppenhaus. Hinter ihnen in einem Topf die Kügelchen. Pascal und seine Kumpels haben mit den Keramiktränen gespielt. Irgendwann ist die erste gegen die Scheibe geflogen. Tock. Die zweite. Tock. Immer mehr, bis die Kügelchen verstreut lagen, wie nach einem roten Hagelschauer. „Wenn man Langeweile hat, kommt man auf dumme Gedanken“, sagt Pascal.

40 Männer unter 27 können im CVJM-Haus schlafen. Für die Älteren stehen 30 Betten bereit. Das Heim ist fast immer ausgebucht.

Viel Geld fließt im Ruhrgebiet in den Strukturwandel. Eine Zeche wird zu einem vorzeigbaren Weltkulturerbe umgebaut. Ein internationales Theaterfestival wird finanziert. Und eine Kulturhauptstadt. Ein wenig Geld floss auch in eine Studie über die Bildungssituation der Jugendlichen im Ruhrgebiet. In dem Papier kommen Professoren zu dem Schluss, dass vor allem Jugendliche aus sozial schwachen Milieus unter einer minderwertigen Bildung leiden. Es gibt viele Schulabbrecher. Sie haben kaum Chancen auf eine Ausbildung. Aus Kostengründen wurden Programm eingefroren, die sich speziell auf diese Jugendliche konzentriert, um ihnen zu einer Ausbildung zu verhelfen. Geld wurde gestrichen. „Und was passiert mit den Jugendlichen?“ Vor ein paar Jahren antwortete der damalige Chef der da noch bestehenden Projekt Ruhr GmbH, Hanns Ludwig Brauser, auf die Frage so: „Das ist eine verlorene Generation.“ Mit den Mittel, die noch übrig seien, müsse man nun dafür sorgen, dass nicht noch die nächste Generation verloren ginge. Er sprach von Frühförderung und Sprachtraining. Von Familienhilfe und dem intelligenten Umgang mit den Sozialtöpfen. „Es ist nicht mehr viel Geld da“, sagte Brauser. Seine Firma war für die Verteilung der EU-Strukturmittel bis 2006 verantwortlich. Danach wurde das Landeseigene Unternehmen aufgelöst.

Hinter dem CVJM-Wohnheim führt die Hoffungsstraße über einen sachten Anstieg hinauf zu einem Kreisverkehr. Am Rand ein alter, verwüsteter, jüdischer Friedhof, an den nur noch ein einzelner Stein erinnert. Ein Mann steht auf der Straße. Er hat eine graue Lederjacke an und ein blasses Wintergesicht. Der Mann geht gut dreißig Schritte die Straße hoch und dreht dann wieder um. Schließlich bleibt er stehen. Er stellt sich als Manfred vor. „Ich bin seit sieben Monaten arbeitslos“, sagt er. Zuerst sei es schwer gewesen. Darüber zu reden. Keine Arbeit. Manfred ist Sechsundvierzig. Gelernter Elektriker. „Ich weiß nicht, was ich tun soll. Es ist so, als sei ich über, wie nicht abgeholt. Warum gibt es mich? Was mache ich? Wie kaufe ich eine Playstation?“ Für den Jungen, er ist jetzt vierzehn. Die Gedanken kreisen im Kopf. Immer wieder. Sie treiben Manfred auf die Straße. Lassen ihn ziellos umherstreifen und zu Boden starren. Manfred hat Angst. „Meine Zukunft? Ich will wieder einen Job, irgendwas. Ich habe noch fünf Monate, dann krieg ich wohl das Arbeitslosengeld Zwei. Das ist doch Sozialhilfe, oder?“ Mit der Frau kann er reden. Manchmal. Ob sie ihn versteht? Er weiß es nicht. Manfred sagt, er komme sich vor wie in einem Tunnel. Ohne Licht. Und es werde immer dunkler.

Die Hoffungsstraße macht eine kleine Biegung. Dahinter erhebt sich ein vierstöckiges Ziegelsteingebäude aus einem kleinen Parkplatz. Das Haus ist frisch renoviert. Im ersten Stock gibt es ein kleines Cafe. Parterre eine Notschlafstelle mit zwölf Betten. Im Hof, hinter einem Stacheldrahtzaun, liegt der Druckraum der „Suchthilfe Direkt“. Junkies können sich hier ohne Angst vor der Polizei ihren Schuß setzen. Andreas hat seine Jacke ausgezogen und über einen Stuhl gehängt. Der Raum ist gekachelt wie ein Bahnhofklo. Helles Neonlicht. An den Wänden durchgehende Blechspiegel. In der Ecke ein Kotzbecken. Es riecht nach Schweiß. Das Spritzbesteck steht vor den Junkies in weißen Plastikbechern. Darin eine braune Papierserviette, ein halber Zigarettenfilter, ein steril verpackter Alkoholtupfer, eine Kanüle, eine Einwegspritze, ein Metalllöffel und ein wenig Ascorbinsäure. Alles was ein Drücker braucht.

Andreas klopft auf seinen Arm. Dann setzt er die Spritze an. Aus dem Radio plätschert WDR Zwei.

Wenn Andreas wenige Minuten nach dem Schuss spricht, fangen seine Gedanken klar an. Dann sinkt sein Kopf auf die Brust, seine Pupillen verschwinden unter den Lidern, nur noch weiße Augäpfel sind zu sehen.

Gegenüber des Druckraums reißt ein Bagger eine alte Werkstatt ein. Rote Ziegelsteine bersten, rieseln auf die Hoffungsstraße, ausgerissene Stahlträger stechen in die Luft.

Andreas wünscht sich für die Zukunft eine Wohnung. Damit er nicht mehr auf der Straße schlafen muss, so wie gestern. Dann kriegt er auch eine Arbeit, ist er sich sicher. „Ich mag schwere körperliche Arbeit“. Seit 18 Jahren hängt Andreas an der Spritze. Er ist jetzt 33. In dem Alter planen andere ihre Zukunft, gründen Familien und sorgen für die Rente. Andreas hört zu. Dabei faltet er ein Papierpäckchen, um zu zeigen, wie man Heroin handelt. Er vermittelt jetzt den Stoff, sagt er. Dabei fällt auch was für ihn ab. Aufhören? Noch nicht. Eine Freundin? Hat er gehabt. Damals. „Aber ehrlich, mit den Frauen hier ist doch nichts anzufangen. Die gehen doch fast alle auf den Strich.“ Andreas schüttelt den Kopf. „Eine Wohnung, das wär’s, dann hab ich’s geschafft.“

Nach offiziellen Schätzungen gibt es 3500 Drogensüchtige in Essen. Und einen Druckraum.

Einen Steinwurf hinter der Drogenhilfe geht es rechts zur „Wärmestube“. Hier gibt es Kaffe und Suppe. Montags bis Donnerstags von 8.15 Uhr bis 16 Uhr. Freitags bis 15 Uhr. Wohnungslose dürfen hier sitzen. Sie können auch eine Adresse bekommen. Damit sie Post kriegen und Sozialhilfe. 293 Euro im Monat. 500 Menschen sind hier zur Zeit gemeldet. Rund 20 Prozent davon sind Frauen.

Die Stube ist mit hellen Tischen eingerichtet. Überall stehen Aschenbecher. Ein Mann löst ein Kreuzworträtsel. Ein anderer steht an der Essensausgabe und kauft sich einen Becher Eistee für 10 Cent. Es riecht nach Erbsen. In den Nebenzimmern sitzen Sozialarbeiter. Die Türen stehen offen. Wer will, kann um Hilfe bitten.

Metin Yildirim hatte mal eine Kneipe in Essen. Jetzt nicht mehr. „Meine Zukunft? Ich weiß nicht, wo die ist.“ Yildirim hat einen graudurchwachsenen Rauschebart. Lachende Augen und gelbe Finger, vom rauchen. Er hat an die Propheten geglaubt. „Aber die Erde hat kein Interesse mehr an den Propheten.“ Jetzt sitzt Metin Yildirim eigentlich immer in der Wärmestube. Morgens wenn sie aufmacht, ist er da. Bis sie zumacht. Dann steht er auf und geht langsam die Hoffungstrasse hinunter. An der Straßenecke biegt er ein in die Lichtstraße. Dort im ersten Haus auf der linken Seite, da kann er schlafen. Die Zimmer in der Übernachtungsstelle sind frisch renoviert. In jedem Raum stehen vier Betten. Die Wände sind sauber, der Boden gewischt. Jeder bekommt einen abschließbaren Schrank, für sich allein. Der Holzkasten ist einen Schritt breit und drei Schritt hoch. „Meine Zukunft ist morgen wieder aufstehen“, sagt Metin Yildirim.

Manche bleiben liegen.

Foto. Andre Zelck

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Es ist Krieg, Herr Freiherr von und zu Guttenberg

Der Generalinspekteur der Bundeswehr Wolfgang Schneiderhan nimmt die Uniformsmütze. Informationen über zivile Opfer bei dem durch einen deutschen Oberst veranlassten Luftangriff auf zwei von den Taliban gekaperten Tanklastern in Afghanistan wurden zurückgehalten. Der damalige Verteidigungsminister Josef Jung(CDU) ist nicht mehr im Amt, die Karriere Schneiderhans ist zu Ende und auch ein Staatsminister musste gehen.

Der neue Minister Karl-Theodor zu Guttenberg(CDU) zeigt sich derweil als neuer starke Mann im Bendlerblock. Mit Anzug, Krawatte und gegelten Haaren reiste er ins Kriegsgebiet, nannte die Lage am Hindukusch immerhin "kriegsähnlich" und bedauerte die zivilen Opfer des von den Deutschen am 4. September erbetenen und von der US Air Force ausgeführten Bombenangriffs auf zwei im Flussbett steckende Tanklaster.

Guttenberg beantwortet leider nicht die wichtigste Frage. Warum ist die Bundeswehr nicht selbst mit einer Einheit aus dem Lager am Flughafen in Kundus ausgerückt und hat die als Bedrohung empfundenen Tanklaster zurückgeholt? Die Tanklaster waren zwar von den Taliban gekapert, aber sie steckten unweit des Lagers der Bundeswehr in einem Flussbett fest.

Warum hat der deutsche Oberst sich für einen Luftangriff entschieden, wo doch vielleicht ein mobiles Einsatzkommando ausgereicht hätte? Auch wenn Guttenberg den Kampf in Afghanistan als „kriegsähnlich“ ansieht, kann das ja wohl kaum heißen, dass man zivile Opfer in Kauf nehmen dürfe, um die Sicherheit der eigenen Soldaten zu garantieren.

Ich habe dem Verteidigungsminister folgende Fragen gestellt:

Welche unmittelbare Gefahr ging von den zwei Tanklastern für die Bundeswehr in Afghanistan aus, die in der Nacht zum 4 September 2009 von den Taliban gekapert wurden, die aber doch in einem Flussbett feststecken?

Rechtfertigte diese Gefahr einen Luftangriff, selbst wenn dabei zivile Opfer nicht ausgeschlossen werden konnten?

Warum wurde zur Ausschaltung der im Flussbett festsitzenden Tanklaster keine Einsatzgruppe der Bundeswehr beauftragt, um diese im Flussbett steckenden Tanklaster unschädlich zu machen?

Wiegt bei der Einsatzplanung der Bundeswehr in Afghanistan der Schutzgedanken gegenüber den eigenen Soldaten höher als der Schutzgedanken gegenüber der Zivilbevölkerung in Afghanistan?

Die Antworten werde ich hier veröffentlichen.

Kulturhauptstadt 2010: zwanzig10.de

Blogs aus dem Ruhrgebiet schließen sich zusammen, um die Berichterstattung über die Kulturhauptstadt zu verbessern. Denn wir kennen das: Projektabsagen, ein noch immer rätselhaftes Programm und Finanzschwierigkeiten – aber auch große Erwartungen begleiten die Kulturhauptstadt im Ruhrgebiet. Schon jetzt gehört Ruhr-Zwanzig10 zu den wichtigsten Kulturthemen Deutschlands. Was man auch auf vielen Blogs ablesen kann.

Wir wollen nun, dass es für die Leser einfacher wird, hier den Überblick zu behalten. Unter zwanzig10.de schaffen wir deshalb einen Flecken im Netz, auf dem sich jeder orientieren kann, was an Berichten und Filmen, an Diskussionen und Topics gerade heiß läuft. Wo ist ein spannender Gig, was geht derzeit total daneben, wie war die Aufführung und wozu das Ganze überhaupt?

Gleichzeitig wollen wir aber den Blogs die Möglichkeit geben, über die Seite zwanzig10.de ihre Beiträge rund um Kultur und Hauptstadt bekannt zu machen.

Die Seite zwanzig10.de wird demnächst freigeschaltet. 

Die Idee sieht dabei so aus: Alle beteiligten Blogs können auf zwanzig10.de automatisch einen Verweis veröffentlichen, der auf Kulturhauptstadt-relevante Beiträge in ihren eigenen Blogs verlinkt. Dabei ist zwanzig10.de nur ein Wegweiser, auf dem nicht die kompletten Beiträge veröffentlicht werden. Die Seite ist eine Art kultureller Ruhrpilot. Die ganzen Beiträge finden sich auf den einzelnen Blogs – genau wie die entsprechenden Diskussionen in den Kommentaren dort laufen sollen. Damit die Seite zwanzig10.de bekannt wird, sollten die beteiligten Blogs allerdings mit einem Banner auf zwanzig10.de verweisen.

Bei den Texten wünschen wir uns eine möglichst große Vielfalt: Das kann der kurze Veranstaltungshinweis sein, die ausführliche Konzertkritik oder auch ein Essay über Sinn und Zweck der Kulturhaupstadt. Und wenn es einmal drei Texte zum selben Thema gibt,  dann können die Leser halt unter einem größeren Angebot auswählen, was sie lesen wollen.

Wir würden uns freuen, wenn möglichst viele Blogs mitmachen würden. Auch gerne von außerhalb des Ruhrgebiets. Eine Reihe von Blogs haben wir bereits angesprochen und sie wollen dabei sein – wir freuen uns natürlich über weitere. Bis die Seite zwanzig10.de online ist, meldet Euch einfach bei mitmachen (at) zwanzig10.de. Dann können wir die Details klären.

Hinter der Seite zwanzig10.de stehen nur wir. Von uns verdient damit keiner Geld. Deswegen werden wir auch niemanden bezahlen, der sich beteiligt. Wenn wir Google-Werbung oder so etwas schalten sollten, werden damit die ohnehin niedrigen Unterhaltskosten bezahlt. Sollte am Ende Geld übrigbleiben, finanzieren wir damit eine Bloggerparty in Essen.

Stefan Laurin für die Ruhrbarone, Stefan Evertz für hirnrinde.de, Jens Matheuszik für das Pottblog,

Bis jetzt machen mit: Dennis Zitzewitz vom Gelsenkirchen Blog, Malte Trösken von Hometown-Glory, Christian Spließ (Prospero) von Nur mein Standpunkt, Lukas Heinser von Coffee And TV

Foto: Flickr.com / Photofreaks aus dem Aalto Theater Essen

P.S. Wir finden, es heißt: zwanzig10 und nicht zweitausendzehn. 🙂

Ruhrpilot

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Opel: So wil  GM sanieren…Zeit

Fußball: Wettskandal-Metropole Herten…Stern

Unis: TU-Besetzung geht weiter…Ruhr Nachrichten

Unis II: Studenten enntäuscht von Pinwart…Der Westen

Unis III: Studenten-Zorn in Duisburg…RP Online

Ruhr2010: Kunst statt Kohle…Deutschlandfunk

Ruhr2010 II: Zittern um Kulturfinanzierung…Der Westen

Kultur: West-Ost Theaterfestival…Bo Alternativ

Kinderarmut: Wenn Geld nicht mehr weiterhilft…Deutschlandradio

Kultur II: Tina Teubner…Hometown Glory

Dortmund: Stüdemann Stern steigt…Der Westen

Spielhallen: Zocken für die Wissenschaft…Der Westen

SPD: Das Projekt 18…FXMBR

SPD II: Alles oder nichts…Sprengsatz

Duisburg: Das Minarett, das alle freut…Basler Zeitung

VideoCamp: Noch Plätze frei…Pottblog

Nazis: Hochburg Ruhrgebiet…BNR

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Ein paar Gedanken über Lokaljournalismus

Die Leser flüchten, die Anzeigenumsätze brechen ein, und es gibt kein tragfähiges Geschäftsmodell der Verlage im Internet. Eine Konsequenz ist das Sterben der Lokalteile. Es hat gerade erst begonnen.

Rathaus in Recklinghausen

Lokaljournalismus ist ein mühsames Geschäft – jeder, der einmal in einer Rats- oder Ausschussitzung war, kann das bestätigen. Wer schon glaubt Bundestagsdebatten seien langweilig und die Redner ohne Esprit, sollte sich einmal dieses zweifelhafte Vergnügen gönnen. Wenn es mies läuft, fangen die Ratsmitglieder schon an, sich bei der Genehmigung der Tagesordnung zu beharken. Wenn es gut läuft, arbeiteten sie sich durch eine lange Liste von Anträgen und Vorlagen durch. Nur selten wird dann kontrovers diskutiert, und das meist auf rethorisch niedrigem Niveau. Konfliktgründe sind meist kleinere Unstimmigkeiten, die vor allem in Wahlkampfzeiten künstlich zu Konflikten aufgeladen werden. Im Normalfall herrscht Einigkeit: Nahezu 90 Prozent der Vorlagen, die von der Verwaltung erstellt werden, gehen einstimmig durch. Die Zustimmung des Rates oder des betreffenden Aussschusses – beispielsweiese bei der Genehmigung von Garagen – ist eigentlich eine Formsache.

Solche Sitzungen dauern lange. In Städten wie Marl, die einen Rat hat, in dem sich die Fraktionen regelmäßig aus nichtigen Anlässen an die Kehle gehen, kann dies länger als vier oder fünf Stunden dauern.

Ohne dafür bezahlt zu werden würde ich nie eine solche Sitzung besuchen, und ich kenne auch niemanden, der das tun würde. Die Einzigen, die das machen, sind Lokaljournalisten. Es ist ihr Job. Klar, zu der Ratssitzung, auf der die einschneidenden Sparmaßnahmen beschlossen werden,  Koalitionskrisen offensichtlich und Dezernenten gestürzt werden, würde ich gehen – und wahrscheinlich auch andere Blogger. In die langweilige Standardsitzung nie.

Nur: in der muss man über Jahre gewesen sein, um zu verstehen, was in einem Rat passiert, um die Konfliktlinien zu erkennen und die handelnden Personen einzuschätzen. Sterben die Lokalteile, findet sich für sie kein Geschäftsmodell, das es erlaubt, Journalisten in diese Sitzungen zu schicken wird es mit der Transparenz in der Lokalpolitik zu Ende gehen.

Das heißt nicht, dass wir als Leser nicht mehr erfahren werden, was in den Sitzungen passiert. Immer mehr Politiker fangen an zu bloggen – sie nutzen Blogs als PR Medium, versuchen, eine, wenn auch meist, kleine Community, aufzubauen. In den seltensten Fällen diskutieren sie quer zu ihrer Parteilinie – und wenn, dann zumeist um sich selbst zu profilieren. Sie machen – und das ist natürlich legitim, PR in eigener Sache. Mal mehr, mal weniger geschickt. Auch Interessensgruppen werden künftig verstärkt über Rats- und Ausschussitzungen berichten – natürlich nur das, was ihnen nutzt. Egal wie sehr manch einer mit der Qualität seiner Lokalzeitung hadert – das, was die Zukunft bringen könnte, wird um einiges schlechter sein.

There ist no free Lunch – es gibt nichts umsonst. Diese amerikanische Redensart hat viel Wahres: Der Journalist, der in den Ausschüssen auf der Pressebank sitzt, macht es, um seine Miete zahlen zu können. Oftmals mies gelaunt, was man ihm nicht verübeln kann. Die bloggenden Politiker oder Bürgerinitiativen machen es auch nicht umsonst: Sie wollen ihre Positionen durchsetzen oder ihren Bekanntheitsgrad erhöhen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich im Regelfall den Geschichten des mürrischen Lokaljournalisten mehr Glauben schenke.

Wenn wir auch künftig die Politik auf der lokalen Ebene kontrollieren wollen müssen wir ein Modell finden, dies zu finanzieren. Das traditionelle Modell der Lokalzeitung taugt dafür immer weniger. Das liegt nicht nur am Internet: Es liegt auch  an einer zum Teil starken Vernachlässigung der Lokalteile durch die Verleger, an einer geringeren Bindung der Bürger an ihrer Stadt und dem damit einhergehenden Desinteresse an Lokalpolitik und es liegt an  Veränderungen in der Struktur des Einzelhandels, dem Aufkommen der Ketten und dem Aussterben der inhabergeführten Unternehmen, den einstigen Garanten für Anzeigenumsätze in den Städten. Wir müssen über die Zukunft lokaler Medien diskutieren – sie sind in wesentlich größerer Gefahr als die bundesweit agierenden. Und ich möchte sie nicht missen.