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Foto: Mathias Schumacher, Matschbild.de

Uni: Audimax der Ruhr-Uni besetzt…Ruhr Nachrichten

Uni II: RUB-Besetzer mit bester Laune…Bo Alternativ

Kultur: Beginnt in Wuppertal das große Theatersterben?…Welt

Dortmund: Ermittlungen gegen Ex-BvB-Präsident Niebaum…Ruhr Nachrichten

Opel: Keine Standortgarantie…Der Westen

Opel II: Elendes Gefeilsche…Zeit

Medien: Die neue WAZ-Qualität…Pottblog

Medien II: So geht Evakuierung…Ostroplog

Proetktionismus: Deutschland zündelt…Verlorene Generation

Kultur II: Schlingensief kommt mit gemischten Gefühlen nach Bochum…Ruhr Nachrichten

Kultur III: Weiter Theater um Kulturdezernentenwahl in Essen…Der Westen

Kunst: Monika Debus…Hometown Glory

Migration: Junge Türken konservativer als ihre Eltern…Welt

Meinung: Die Berliner Diskussion…Zoom

 

 

RUB-Studenten beschließen Resolution für bessere Bildung!

3000 Studenten der Ruhr Uni haben sich heute im Audimax der Hochschule getroffen und eine Resolution für bessere Bildung verabschiedet. Der Saal wurde gleich mibesetzt wurde auf Twitter gemeldet.

Foto: Mathias Schumacher, Matschbild.de

Hier die Pressemitteilung des AStAs der Ruhr Uni:

"Die Studierenden der Ruhr-Universität Bochum haben bei der Vollversammlung im Audimax eine Resolution für bessere Bildung beschlossen. Mehr als 3.000 anwesende Studentinnen und Studenten beteiligten sich an der Diskussion und stimmten fast einstimmig für die vorher ausgearbeiteten Forderungen, die während der Vollversammlung noch um einige Punkte ergänzt wurden. Diese richten sich sowohl an die Ruhr-Universität, als auch an die PolitikerInnen in Land und Bund.

Zahlreiche Studierende wollen außerdem weiter das Audimax besetzen, um dem Protest Nachdruck zu verleihen. "Wir müssen hartnäckig bleiben und können uns nicht auf unseren Forderungen ausruhen", meint eine Protestlerin. Offiziell stellt die Uni-Verwaltung den Studierenden das Audimax bis Freitag 18 Uhr zur Verfügung. Doch ob die Studierenden danach tatsächlich wie gefordert den Saal verlassen, der auch für Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen genutzt wird, ist ungewiss. Zudem haben sich einige Studierende zu einer Spontandemo auf der Universitätsstraße zusammengefunden.

Um voraussichtlich 12 Uhr findet morgen zunächst eine Podiumsdiskussion mit Kai Gehring (MdB, Die Grünen), Sevim Dagdelen (MdB, Die Linke) und Prof. Dr. Uta Wilkens (Prorektorin für Lehre an der Ruhr-Uni) statt."

 

Neue Farbe ins TV

Heute Mittag auf dem Dortmunder Friedensplatz: ein angekündigter Farb-Flashmob zieht mehr Pressefotografen an als harmlose Rentner zu erschrecken.

Aliens vor dem Dortmunder Rathaus? So mancher Passant mag die Gruppe von etwa 40 in weiße Maler-Overalls gekleidete junge Leute für Marsianer gehalten haben; mit allen Wassern gewaschene Veteranen der Kommunalpolitik vermuteten wahrscheinlich eher eine neue politische Splittergruppe namens „Die Weißen“. Um Punkt 13 Uhr rief eine Megaphonstimme Parolen wie „Fragezeichen!“, worauf sich die Overallisten zu choreographisch gewagten Formationen und Zeichen ordneten. Vom Weltraum aus betrachtet, wird das sicher ähnlich rätselhaft wie Kornkreise gewirkt haben. Auf ein weiteres Megaphon-Kommando begannen die Teletubbie-ähnlichen Gestalten, sich gegenseitig mit Farbschleim zu bewerfen, sagen wir mal Lebensmittelfarbe mit Aspik-Anteil, schön bunt und glitschig. Neugierige Passanten mutmaßten gar fachmännisch „Lack!“, aber eine schnelle Spektralanalyse durch Perik O’Loso ergab nichts dergleichen. Wohl aber durfte die erwartete Stimme aus dem paralysierten Publikum nicht fehlen (röchelnde Oppastimme): „Und wer macht dat jetzt wieder sauber?!“ 

Und wer steckt dahinter? Studenten natürlich! Entweder sie streiken oder sie machen Unsinn, nicht wahr? Bei unserem lustigen Trüppchen handelte es sich Studenten der TU Dortmund, die an einem Pilotprojekt „Ausbildungs- und Erprobungsfernsehen in NRW“ arbeiten, kurz „Lern-TV“. Das Ganze wird von Sportstudio-Moderator Michael Steinbrecher geleitet, der natürlich mehr kann als nur das samstägliche Torwandschießen anzusagen; der Mann ist schließlich Professor. Sinn der Aktion „Noch mehr Farbe ins TV“ war trotz aller lustigen Sauerei, ganz profan Werbung für den Lernsender zu machen und zu einem Namenswettbewerb aufzurufen: „TV-Lernsender.NRW“ klingt ja wirklich öde, das ist doch kein Name für ne Katze! 

Hm, schade, kein getanztes Ritual also, um die absurden politischen Farbspiele im Dortmunder Rathaus zu kommentieren, und eigentlich auch kein richtiger Flashmob, denn artig waren ja zuvor Einladungen und Infos an die hiesigen Redaktionen gegangen. Für richtig Randale hätte die gleiche Nummer bei laufendem Marktbetrieb gesorgt (ich hätte da den Lebendviehstand mit einbezogen und die süüüßen Häschen mit Rot übergossen), oder warum nicht mal mit 40 Leuten und beutelweise Farbe die Herrschaften auf der Südtribüne zum launigen Körpermalen nach Hermann Nitsch einladen? Nun ja: beim nächsten Mal vielleicht. Nett war’s trotzdem, aber halt n bissken harmlos.

Weltuntergang: Morgen, 9.30 Uhr MEZ

Ich wollte mich dann mal verabschieden. Morgen um 9.30 Uhr startet das Cern seinen großen Teilchenbeschleuniger – beim letzten Mal ging das ja daneben – und dann wird bald ein schwarzes Loch die Erde verschlingen. Schade, dass ich in den vergangenen Monaten vergessen habe, große Kredite aufzunehmen und etwas auf die Ernährung zu achten. Unfug: Eine Schnaps-Diät hätte es auch getan. Also, war nett mit Ihnen, aber alles geht einmal zu Ende. Wenigstens wird es wohl kurz und schmerzlos anstatt langsam und qualvoll. Und das ist ja auch mal was…

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Der Preis des Wurschtelnwollens der SPD

Die SPD ist dabei, die Erfolge der Kommunalwahl zu verspielen. Der Grund liegt in ihrer intellektuellen Beschränktheit.

Das Ruhrgebiet ist wieder rot – das war die einhellige Meinung aller Kommentatoren nach der Kommunalwahl im August. Und es war ja auch was dran: Selbst schwache SPD-Kandidaten vom Format des berühmten roten Besenstiels, der im Revier gewählt wird, solange er in der SPD ist, konnten die Rat- und Kreishäuser im Ruhrgebiet erobern. Und auch wenn die SPD in fast allen Städten Stimmen verloren hatte, reichte es doch, um Schwarz-Grün beispielsweise in Essen oder Duisburg zu beenden. In Bochum und Dortmund verteidigte man souverän die Koalitionsmehrheit von Grünen und SPD.

Das ist jetzt fast drei Monate her, und schaut man jetzt auf die politische Landschaft des Ruhrgebiets, so hat die SPD nahezu alles, was sie im August gewonnen hat, wieder verspielt.
In Dortmund hielt die Begeisterung über den gemeinsamen Sieg keine 24 Stunden an: Als Langemeyer urplötzlich den Haushaltsnotstand verkündete, der vor der Wahl noch vehement abgestritten worden war, kamen auch die Grünen nicht umhin, die Umstände der Wahl des SPD Kandidaten Ullrich Sierau als Wahlbetrug zu bezeichnen. Die Stimmung zwischen den Koalitionären war danach nicht mehr die beste, und die Koalitionsverhandlungen schleppten sich dahin – bis SPD Fraktionschef Prüsse glaubte, er käme auch gut ohne die Grünen zurecht und die Dortmunder Sozialdemokraten in einer Pressemitteilung gar von Rot pur träumten – was bei einem Wahlergebnis von noch nicht einmal 38 Prozent von einem erheblichen Realitätsverlust zeugt. Für die SPD waren „fundamentalistische Kräfte“ bei den Grünen Schuld am Krach zischen SPD und Grünen. Nun reden die mit der CDU.

Rot-Grün kam auch in Essen nicht zustande: SPD und Grüne konnten sich nicht auf eine gemeinsame Zusammenarbeit einigen. Nun wählen Grüne, CDU, FDP und einige Kleine gemeinsam  Andreas Bomheue,  gegen den Willen der roten Wahlsieger zum neuen Kulturdezernenten. Bomheue ist im zur Zeit Kulturdezernent in Hattingen  und hat einst das soziokulturelle Zentrum Zeche Carl mit aufgebaut. Für die SPD ganz klar ein Verrat. Die Zustimmung der kleinen Parteien zum neuen Kulturdezernenten seien mit einer Änderung der Fraktionsfinanzierung gekauft worden. Dabei beruht die nach wie vor auf alten Ratsbeschlüssen, die nur der neuen Sitzverteilung im Rat angepasst wurde. Mehrdad Mostofizadeh, Fraktionssprecher der Grünen: „Wir rechnen nach dem alten Modell, sparen 70.000 Euro ein, weil wir die Ausgaben gedeckelt haben, aber es ist nun einmal zu berücksichtigen, dass es eine Fraktion mehr gibt.“

In Duisburg kam Rot-Rot-Grün nicht zustande – die Grünen vertrauten weder der SPD noch den Linken in Duisburg, die vor allem mit den antisemitischen Ausfällen ihres Fraktionsvorsitzenden bundesweit für Aufmerksamkeit sorgten.

Das Gejammer der SPD von Wahlbetrug, Vertrauensbruch und Fundamentalismus zeigt, dass die SPD Probleme mit einem neuen grünen Selbstbewusstsein hat, das sich dadurch speist, dass die Grünen auch im Ruhrgebiet zunehmend als moderne Großstadtpartei wahrgenommen werden. Ein Bild, das die zumeist provinziell agierende SPD, die vor allem in den Vororten verwurzelt ist und kaum eine Antwort darauf findet, wie sich die schrumpfenden Städte im Ruhrgebiet in den nächsten Jahrzehnten entwickeln könnte. Schon solche Fragen sind den meisten Sozialdemokraten fremd.
Die SPD im Ruhrgebiet sieht intellektuell alt aus – mit Ausnahmen des Gelsenkirchener Oberbürgermeisters Frank Baranowski und dem – allerdings angeschlagenen – Dortmunder OB Ullrich Sierau. Das ist für die Sozialdemokraten im Ruhrgebiet keine neue Situation. Ihre Wähler wollten ohnehin lieber solide Handwerker als Visionäre. Und die SPD vor allem viele Posten und Pöstchen für die eigenen Genossen. Aber seitdem der Aufstieg der Linkspartei die SPD Stimmen kostet, wird die Lage langsam ernst.

In vielen Städten der Republik begegnen sich Grüne und SPD heute schon auf Augenhöhe. Und auch wenn ein solcher Zustand im Ruhrgebiet noch weit entfernt ist, hat sich das Bild der Grünen von sich selbst gewandelt. Sie sehen sich nicht als kleiner Partner, sondern als Ideengeber. Und sie wollen in der Regel gestalten – die SPD in den meisten Fällen am liebsten weiterwurschteln. Muss man den Haushalt konsolidieren, greifen die Genossen, wie in Bochum, gerne zum Rasenmäher anstatt mit einer aktiven Einsparpolitik Akzente zu setzen. Jedem wohl und keinem weh ist meist das Motto sozialdemokratischer Politik und allzu oft glauben die Genossen noch, es sei ihre Stadt, die sie da regieren würden. Das Bewusstsein, durch den Wähler Macht auf Zeit erhalten zu haben, ist ebenso wenig ausgeprägt wie das Wissen um den Willen der Wähler, der für seine Stimme Politik erwartet und nicht nur reines Handwerkertum.
Mit ihrer Mischung aus Arroganz und intellektueller Beschränktheit ist die SPD dabei, die Gestaltungskraft in den Räten des Reviers zu verspielen – und die Grünen auf Landesebene in die Nähe der Union zu treiben.

Uhlenberg-Untersuchungsausschuss: Spuren einer Intrige

NRW-Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU und auf dem Foto links) ist der Verantwortliche im Umweltministerium.

Nach Monaten habe ich nun alles zusammen, um belegen zu können, wie das Korruptionsverfahren gegen den ehemaligen Abteilungsleiter im Umweltministerium Harald Friedrich begann. Am Anfang entspannen sich drei Fäden. Sie wurden zu einem Strick verwoben. Harald Friedrich musste wochenlang in Haft. Eine Firma wurde in die Pleite getrieben, Unschuldige verloren ihren Arbeitsplatz, über ein dutzend Personen wurden verfolgt, tausende Telefonate und Emails abgehört.

Wenden wir unseren Blick aber nun an den Beginn des Verfahrens, um zu klären, wer verantwortlich ist. Wenden wir unseren Blick in das Jahr 2006.

Faden 1:

Der erste Pfad ist kurz. Er führt in die Staatsanwaltschaft Düsseldorf. Am 12. Juli 2006 faxte irgendwer aus dem Büro der dpa in Düsseldorf zwischen 10:47 und 15:48 drei Zeitungsberichte in die Staatsanwaltschaft. Einen Artikel des Kölner Stadtanzeigers vom 23. Juni 2006, einen Bericht der Welt am Sonntag vom 25. Juni 2006 und einen Artikel der Bild-Zeitung vom 12. Juli 2006. Alle Berichte hatten einen ähnlichen Tenor. Es ging um die Suspendierung von Abteilungsleiter Friedrich, es ging um mögliche Korruptionsvorwürfe aus dem Umweltministerium.

Am 13. Juli notierte Staatsanwalt Kumpa zu den Artikeln, bislang lägen aufgrund der Berichte keine ausreichenden Belege vor, die den Anfangsverdacht auf eine Straftat begründeten. „Es soll daher abgewartet werden, ob nach Prüfung des Sachverhaltes eine Strafanzeige vom Ministerium erstattet wird.“ Weiter ordnete Kumpa an, den Vorgang in die Registratur einzutragen. Die Sachen kamen also in die Akte: „50 AR 6/06“ Das Zeichen AR heißt dabei, dass es sich um eine Vorakte handelt, noch nicht um ein echtes Ermittlungsverfahren. Damit war dieser Faden gelegt.

Faden 2:

Auch das Korruptionsdezernat des LKA war auf die Presseberichte aufmerksam geworden. In der Woche zwischen dem 26. und 30 Juni 2006 nahm deswegen der Leiter des Grundsatzreferates im Dezernates M.* Kontakt mit der Stabsstelle für Korruptionsbekämpfung im Umweltministerium auf. Dort teilte man ihm mit, dass auch dort der Vorgang aufgefallen sei, man aber keine weiteren Erkenntnisse habe. M. lies den Vorgang ruhen.

Nachdem auch die Bild am 12. Juli berichtet hatte, rief der LKA-Beamte M. am gleichen Tag erneut in der Stabsstelle für Korruptionsbekämpfung im Umweltministerium an. Dort teilte man ihm mit, dass es eine Kommission im Haus gebe, die sich mit dem Fall beschäftige. Die Stabsstelle für Korruptionsbekämpfung sei nicht damit befasst. Das LKA möchte sich doch an den Leiter der Zentralabteilung im Ministerium, Herrn Henrich wenden.

Der zuständige Leiter der Abteilung 1 im LKA, Norbert Wagner, wurde über das Vorgehen unterrichtet.

Daraufhin nahm Wagner den Kontakt wieder mit dem Umweltministerium auf – er verabredete mit dem Juristen Günther für den darauf folgenden Tag ein Gespräch im Ministerium.

Das Treffen fand am 13. Juli 2006 statt. Anwesend waren auf Seiten des LKA der Leiter des Grundsatzreferates im Korruptions-Dezernates M. und der Leiter der Abteilung 1, Wagner. Auf Seiten des Ministeriums nahmen die Juristen Jörg-Michael Günther und Lucie Meyer-Mönnich teil.

Günther berichtete laut Zeugenaussagen detailliert über die zusammengetragenen Gerüchte aus dem Ministerium sowie über die Verdächtigungen durch die Belastungszeugin Dorothea Delpino. Dazu brachte Günther die angeblich fehlerhaften Vergaben vor und sprach über einen Laptop , den Friedrich als Gegenleistung für eine Auftragsvergabe erhalten haben soll.

Die Schilderung eines korruptiven Sachverhaltes vor Ermittlungsbeamten ist eine Anzeige. Wie so ziemlich jeder Jurist weiß. Günther bestreitet das, er sagte vor dem Untersuchungsausschuss, er habe keine Korruptionsanzeige gestellt. Er hat also mit seiner Schilderung eine Art Nicht-Gestellte-Korruptions-Anzeige gestellt.

Wie auch immer Jurastudenten in Grundsatzseminaren kommender Jahre die Spitzfindigkeiten des ministralen Juristen auslegen werden. Auf jeden Fall fertigte ein LKA-Beamter am nächsten Tag aufgrund der Günther-Angaben eine Korruptions-Anzeige. Die Staatsanwaltschaft Wuppertal wurde als Schwerpunktstaatsanwaltschaft über den Vorgang informiert. Durch Vermittlung der Generalstaatsanwaltschaft wurde dem LKA zudem schnell bekannt, dass bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf ein Vorgang zur gleichen Sache geführt wird.

Die ersten beiden Fäden hatten sich damit verwoben. Die Ermittlungen auf Seiten der Strafbehörden begannen.

Faden: 3

Es bleibt der Pfad aus dem Umweltministerium. Und der führt tiefer zurück. Seit spätestens Ende Mai 2006 war der Entschluss in der Hausspitze gereift, den Abteilungsleiter zu entfernen. Als Rammbock im eigenen Haus wurde der Leiter der Diziplinarreferats Günther beauftragt und mit allen nötigen Vollmachten ausgestattet, Friedrich zu verfolgen. Günther trug das Material zusammen. Dabei holte er sich Unterstützung zweier weitere Juristen im Hause. Einmal schrieb Günther in einem Vermerk „Recht ist Kampf“.

Als Günther meinte, er habe genug zusammen, um Friedrich kündigen zu können, informierte er  Umweltstaatssekretär Alexander Schink. Am 16. Juni 2006 wurde Harald Friedrich gefeuert. Die Suspendierung bekam dieser vom Pförtner in die Hand gedrückt. Am 18. Juni unterrichtete Schink in einem persönlichen Vermerk Minister Eckhard Uhlenberg. Eine Sprachregelung wurde festgelegt. Demnach soll die Kündigung nicht aktiv kommuniziert werden. Nur wenn es Nachfragen der Presse gibt, sollen ab dem 21. Juni 2006 die Dienstvergehen von Friedrich, auf Grund derer er gefeuert wurde, „näher konkretisiert“ werden. Man wollte also warten, bis sich die Story über den ersten gefeuerten grünen Abteilungsleiter in der schwarz-gelben Regierung Jürgen Rüttgers auf welchem Weg auch immer in der Düsseldorfer Landespressekonferenz verbreiten hatte und irgendwer im Ministerium anrief.

Und Journalisten riefen im Ministerium an. Die Sprachregelung wurde exekutiert. Die Artikel im Kölner Stadtanzeiger, in der Welt am Sonntag und in der Bild erschienen. Darauf kam es, wie erzählt, zum Termin mit den LKA-Beamten im Ministerium, wo Günther seine spitzfindige Nicht-Gestellte-Korruptions-Anzeige stellte.

Danach befeuerte der Ministeriumsmann die Ermittlungen, wo er konnte. Überreichte Unterlagen, schickte Vermerke und reichte Gerüchte durch. So schmierte er eifrig schon am 14. Juli 2006 den Ex-Abteilungsleiter Friedrich wegen angeblicher Reisekostenschummeleien an. Natürlich wie immer vorsichtig in seinem Eifer. Günther sagte: es gebe „Indizien für versuchte Falschabrechnung von Reisekosten.“ Er übersandte dem LKA auch die Aussage von Delpino wegen des angeblichen Geheimnisverrates. Weil Friedrich die Fragen für ihr Einstellungsgespräch ausgeplaudert haben soll – was dieser bestreitet.

Wie aggresiv und wage die Beschuldigungen vorgetragen wurden, soll folgender Auszug einer Aussage der  Belastungszeugin Delpino verdeutlichen:

Frage LKA: Können Sie sich vorstellen, dass Herr Dr. FRIEDRICH für die Vergabe von Projekten Leistungen von den Ingenieurbüros, bzw. von den Universitäten eingefordert hatte.

Antwort Delpino: Nun, ich kann mir heute sicherlich einiges vorstellen. Herr FRIEDRICH lebte die Philosophie „keine Leistung ohne Gegenleistung". Eiwas Konkretes weiß ich hier nicht; ich weiß nur, dass er sich Ende 2005 ein neues Auto gekauft hatte. Darüber wunderte ich mich, zumal er häufig kein Geld hatte.

Die Fäden hatten sich in einem Strick zusammengewoben. Das LKA war auf die Spur gesetzt. Der Rest ist Geschichte…….

Im Uhlenberg-Untersuchungsausschuss des Landtages brüten heute die Abgeordneten über zehntausende Seiten Akten.

Hier kann der Interessierte Büger die zitierten Dokumente zum Verfahrensanfang herunterladen. Klick

* Ich hatte zunächst geschrieben, dass M. Leiter des Korruptions-Dezernates war. Das ist falsch. Er war und ist Leiter des Referates für Grundsatzfragen im Korruptions-Dezernat. Sorry für den Fehler.

Ich habe schon öfter über den Skandal berichtet. Hier gibt es mehr zum Thema:

Uhlenberg-Untersuchungsausschuss: Justiziar verwickelt sich in Widersprüche

Anfrage-Email wird im Uhlenberg-Untersuchungausschuss verteilt

LKA-Vermerk aus dem Uhlenberg-Ausschuss: “Hat Frau Delpino die Ermittlungen geführt?”

Uhlenberg-Skandal wird richtig übel

Dubiose Belastungszeugin präsentiert dubiose Belege

Der Untersuchungsausschuss “Uhlenberg” hat viel zu tun

Die Akte F – wie das NRW-Umweltministerium einen Ex-Mitarbeiter verfolgt

Berichte aus dem Sumpf, in dem Uhlenberg und das LKA sitzen

Abhörskandal im PFT-Fall

Mega-Lauschangriff in NRW

Der Fall F. – Ministerium erhält Einblick in Ermittlungsakte

Offene Akten für die Belastungszeugin

Verfahren Harald F – Pleite für die Staatsanwatschaft dräut

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Unis: Pinkwart lässt Master und Bachelor prüfen…Der Westen

Unis II: Streit um Kinderkessel in Essen…Der Westen

Unis III: Der Missbrauchte Protest…Stern

Unis IV: Bafög-Erhöhung kommt später…n-tv

Unis V: Bochumer Besetzer legen Forderungskatalog vor…Bo Alternativ

Unis VI: Studenten verlangen Taten statt Worte…taz

Unis VII: Studenten bleiben in der Ruhr Uni…Ruhr Nachrichten

Ruhrgebiet: Schwule, Kreative und Migranten gesucht…Der Westen

Opel: Mit dem Klingelbeutel durch Europa…FAZ

Opel II: Länder betteln Bund an….Verlorene Generation

Dortmund: Ein Türchen bliebt offen für Rot-Grün…Der Westen

Essen: Streit um neuen Kulturdezernenten…Der Westen

Ruhrgebiet II: Jamaika unter Halden…Bild

Recklinghausen: Stadt sauer auf Bezirksregierung…Recklinghäuser Zeitung

Sitzungen: Der härteste Lebertest…Sprengsatz

Blogs: Indiskretion Ehrensache neu…Pottblog

Gesundheit: Der Virenkiller…Kochplattenteller

Onlinbe: Verwirrung um Leistungsschutz…Netzpolitik

Medien: Die Absahner…Zoom

Video: Jules Verne poetisch…Kueperpunk

Theater: Die Wuppertalfahrt…FAZ

Musik: Vevo startet durch…2.0

 

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Rettet den Blätterwald (7) – Heute: Playboy

In dieser losen Artikelreihe geht es um die reale Vergänglichkeit von Printpublikationen, so letztens um Galore. Diesmal steht ein Titel zum Verkauf und erlangt daher die zweifelhafte Ehre, an dieser Stelle auf seine Sinnhaftigkeit hin untersucht zu werden. Ein Titel, den der Autor dieser Zeilen bislang eh nur zweimal gekauft hatte, zur Deko für seinen Spind bei der Bundeswehr. "Alles was Männern Spaß macht" – auf gehts.

Frauenbilder, Männerbilder. Das "Fest der Liebe" also, als große Sexparty natürlich. Ein "Playmate-Adventskalender" als Beilage, recht derb anmutende Skisport-Bunnies auf dem Cover, denn es geht ja auch um "Die schönsten Skilehrerinnen des Winters". "Die 50 besten Männeruhren" als Special, "Die Wahrheit über die Piraten von Somalia" als Reportage. Ansonsten viel Weiß, na klar. Und Skier als Ohrenersatz. Schnell weg vom Cover und rein in’s Heft.

BMW schaltet doppelseitig, mit dem Spruch "Freude hat ihre eigenen Regeln: Keine Regeln." Überschrift des Editorials: "Die Welt wird weiblicher!". Eigenwerbung für ein Parfüm unter dem Titel "Nie wieder Game Over". Unter dem Editorial die "Playboy-Mitarbeiter des Monats". Die Lesenden ahnen, es geht hier schwer um eine besondere Art von Leistungsprinzip.

Das Inhaltsverzeichnis, und Agassi wirbt für Uhren. "The Return Of Men" bewirbt ein Eau de Toilette. Leserbriefe (zumeist über Models der letzten Ausgaben) und Werbung für Rum. Werbung für einen Fernseher und immer wieder Parfüm und Uhren. Eigenwerbung für die HP des Blattes. Insgesamt wirkt alles recht widerlich, aber wenigstens ökonomisch professionell. Wenn bei diesem Blatt aber die Oberfläche (viel wertige Werbung, Einbindung vieler attraktiver Menschen und Namen) nicht stimmen würde, dann klappte ja auch das ganze Blatt nicht. Macht will ja schon ausgestrahlt sein. Mal schauen wie das inhaltlich transportiert wird.

Hm. Eine Rubrik namens "Radar" will Trends für den Monat anpreisen, so eine österreichische Rocksängerin, Kraftfahrzeuge, Messer, "Tatort"-DVDs (!) und natürlich Uhren, Uhren, Uhren. Hat der Playboy-Leser ständig (Zeit-)Druck, oder was? "24"-DVDs auf einer ganzen Seite, jetzt wird’s aber etwas sehr billig redaktionell. Zitat: "Das ist die eigentliche Moral von "24": Jack Bauer ist also Mahner und Mutmacher zugleich." Like Bruce Willis never happened. Egal. Immer noch "Radar": Von der Redaktion vorgeblich ungeliebte Weihnachtssongs als Anti-Top10-Liste, Fotografen, Autos, Hunziker und warum Helmut Berger nicht mit Grace Kelly tanzte. Schlechtes Kokain machte ihn sich in die Hosen machen. Es geht weiter mit einer Designer-Geschichte und einer Kolumne über gutes Riechen (daneben Alpecin-Werbung, super!). Wer das so liest erinnert sich gerade an typische Barbie-&-Ken-Klischees, da…

… schlägt ein nacktes Hinterteil zu. Wir sind nämlich bei den angekündigten Skilehrerinnen. "Blanke Haut vor Wintergebirge" ist wohl die Grundidee der Fotostrecke. Kategorisiert sind die Damen nach Name, Alter, Stadt und Land; das Ganze gibt es selbstverständlich auch als Wandkalender zu bestellen. Fast putzig: Zur Erleichterung des "Kennenlernens" bzw. Schwärmens gibt es quasi im Nachklapp zur Fotostrecke noch kleine Steckbriefe, die dann noch zusätzlich das genaue Geburtsdatum, das Skigebiet, die Körpergröße und ein paar Zusatzinformationen preisgeben. Dann wirbt Nivea, dann die Deutsche Post, dann kommt eine "David gegen Goliath"-Geschichte reinsten Wassers: Die Reportage über die vollechten Männer, die die Piraten von Somalia sind. Was die Skilehrerinnen wohl zu denen… Schnell weiterblättern.

Roland Emmerich! Ja, Mensch! Endlich etwas Spiritualität, haha. "Ich habe keine Angst, alles zu verlieren" wurde für die Überschrift gepickt. Uh yeah, denn Freude kennt ja keine Regeln, Roland. Whisky, Parfüm, und natürlich Technik, Technik immer schön rechts platziert. Die nächste Story bietet eine Skateboard-Ikone als Identifikationsfigur, dann kommt die Story zur edel platzierten BMW-Anzeige und auch ansonsten einfach die Rubrik "Motor". Fast vergessen: Der PKW als ganz wichtiges Utensil. Welch nimmermüder Klassiker, anscheinend jeden Monat neu. Und dann natürlich iPhone-Alternativen im Test, so als modernistischer Technik-Fetisch, und als es gerade ganz schön technikversessen wird, da…

… zeigt sich eine junge Dame romantischst auf eine Art im Ambiente eines österreichischen Schlosses. Das geht ein paar Seiten lang so, dann kommen Witze und "Playmate-News". Ein Playmate von 1976 zieht sich noch einmal kurz für 2009 aus, dann kommt eine Geschichte über einen Violinisten – war der nicht letztens auch bei "Wetten Dass,…"? Gutes Management, haha. Mercedes und Opel schalten auch wie verrückt, dann geht es um "Stil", modisch bedeutet das diesmal "Doppelreiher" und in Überschriften mit Befehlssätzen als Handlungsmaximen für den Herrn ausgedrückt bedeutet das anscheinend "Seien Sie selbstbewusst!", "Verbergen Sie nichts!", "Werden Sie nicht zu breit!", "Geben Sie sich leger!", "Bewahren Sie Haltung!" und "Haben Sie keine Hemmungen!". (Bitte nicht zu viel darüber nachdenken, es widerspricht sich hier einiges!) Darunter dann noch, wie ein Doppelreiher nicht zu tragen ist. Ganz köstlich.

Es folgt eine Geschichte über halbwegs erfolgreiche Jungunternehmer, ein Leitfaden wie sich Männer in einer Parfümerie orientieren können und noch ein bisschen mehr Informationen zwischen "leichte Unterhaltung" und Produktwerbung. All das ist immer noch die Rubrik "Stil". Die Lesenden fühlen sich gerade schon halbwegs in Ludenhausen angekommen, da kommt auch noch das exorbitante "Uhren-Special" inklusive Besinnungsartikeln von Menschen wie Max Herre und Götz Otto, die erklären warum genau sie genau diese Uhr… Noch gefühlte 20 Seiten Uhren, dann Schnaps. Das ist dann aber schon die Rubrik "Lebensart" – im Gegensatz zu "Stil", aha. Es folgen einige nur wenig kaschierte Geschenktipps für Früheinkäufer, dann…

… erklärt ein Evolutionstheoretiker, warum der Mensch ein "Sex-Streber" ist, im Gegensatz zu anderen Lebewesen, die Sex für Energieverschwendung halten. Wie schön für den Playboy, dass die Herangehensweise an den Geschlechtsverkehr den Menschen zum Menschen macht, und nicht zum Beispiel das Hinterfragen-Können dubioser Thesen. Männliche Menschen bleiben nach dem Kinderzeugen bei ihrer Frau? Stimmt, Cem Özdemir zum Beispiel, naja, zumindest für sechs Wochen. Und weil Mann und Frau den Termin des Eisprunges nicht bemerken, müssen sie auch beisammen bleiben, um Fortpflanzung hinzubekommen? Das Buch des Spezial-Wissenschaftlers heißt tatsächlich "Warum macht Sex Spaß" – "Joy of Sex" hatte mensch ja schon, puh!

Es folgt ein "Flirt-Helfer", der paradoxerweise erklärt, wie mann ausgerechnet den Barkeeper zu seinem Verbündeten machen kann. Dem Autor dieser Zeilen hier fällt gerade auf, wie gut das Blatt das Ende der Tabak- und vor allem Whisky-Schaltungen alter Zeitrechnung überstanden hat. Endlich mal was zum Thema "Alkohol und Frauen" aber auch, endlich! Aber nicht vergessen: "Werden Sie nicht zu breit!".

Die Rubrik heißt ja auch "Lust" und bekommt allen möglichen Trash da reingepackt, bis der "Berater" einschreitet und Fragen be-entwertet. Schönste Frage: "Auf was für Typen stehen Frauen eigentlich?" Antwort (in Auszügen): "Sie sind zu perfekt. Das macht Frauen schnell misstrauisch. Sie fangen dann an herumzuanalysieren. (…) Machen Sie doch einmal das Experiment: Macho statt Gentleman." Genau, Frauen wollen sich überlegen fühlen, deshalb muss der Mann ein Schwein sein, oder Pirat vielleicht…

Dann noch eine Softpornostrecke, diesmal in Schwarzweiß und mit Fotoapparatfirma-Productplacement, etwas Kultur inklusive eines Interviews mit Leon de Winter ("Es sagt uns die DNA, wie wir uns zu verhalten haben, und zwar seit Zehntausenden von Jahren: Ab 13 möchten wir töten und vergewaltigen und Krieg führen, das ist, was wir in unserm tiefsten Innern wollen." – "Unsere Schulen sind nicht geeignet für Männer. Die können keine Kriege mehr führen(…), die Schulen sind perfekt geeignet für Mädchen, die sich benehmen." – "Israelische Raketen gegen arabische Schwänze: Darum geht’s."), Nick Cave’s Buch über einen Sexomanen ("Eine düstere Moritat"), Kiss ("haben alles richtig gemacht") und in der Schmuddelecke unter "Wiedergehört": "Bleach" von Nirvana ("Rotzigkeit", "verzweifelter Gesang"). Jetzt reicht’s aber so sachte! Okay, noch Woody Allen, Computerspieltipps, und ein "Schlusswort" über das Ende einer Beziehung ("Mich träfe überhaupt keine Schuld, sagten alle. Ich sei verführt worden. Ich hätte gar nicht gewusst, worauf ich mich einlasse. Ich war Deutschland, sie war Hitler. An unserer Theke ist eine Stimmung wie Ende Mai ’45. Alle sind schon immer dagegen gewesen, jetzt wo Adolf weg ist bzw. Ramona. (…) Und dann schreibt Ramona eine SMS. (…) Ich bin gerührt. Vielleicht auch nur besoffen. So eine SMS hat Hitler nicht geschickt, aber Vergleiche hinken immer. Ich guck demnächst die ganzen Dokus, in denen die Leute erzählen, wie die DDR nach dem Dritten Reich möglich war. Irgendwas muss ich meinen Jungs sagen, wenn Ramona wieder bei mir einzieht.") Keine Ahnung, welche Art neueR Partner/in dem Playboy zu wünschen ist.

Update: Grüne und SPD empört über Essener Kinderkessel

Der Innenpolitischen Sprecher der SPD-Fraktion im NRW-Landtag, Karsten Rudolph, verlangt von NRW-Innenminister Ingo Wolf (FDP)parlamentarische Aufklärung über das Vorgehen der Polizei gegen eine Studentendemo in Essen. Und auch bei den Grünen in Berlin ist man empört.

Wie die Ruhrbarone berichtet hatten, wurden hier über 150 Studenten und 35 Kinder einkesselt und festgenommen. Allein die Kinder wurden frühzeitig aus dem Kessel entlassen, nachdem ihre Personalien festgestellt worden waren. Die Demo war friedlich. Nach Berichten von Augenzeugin ging von den Protesten gegen Studiengebühren und verschulte Unis keine Gewalt aus.

SPD-Innenpolitiker Rudolph sagte: „Es scheint, als würde gegen die Studenten offensiv vorgegangen, während es bei der Bekämpfung der organisierten Kriminalität an Initiative mangelt.“ Ein Kessel wie in Essen sei allenfalls gerechtfertigt, wenn „massive Ordnungswidrigkeiten“ festgestellt worden seien. „Man kann niemanden einkesseln, weil er bei rot über die Ampel geht.“ Das Vorgehen der Polizei erscheine hier „unverhältnismäßig“. Weiter sagte Rudoplh, man könne der Polizei sicher keine Vorwürfe machen. „Das Problem sind die Vorgaben der Landesregierung und des liberalen Innenministers Ingo Wolf.“

Rudolph sagte, er werde den Kesseleinsatz im Innenausschuss des Landtages zum Thema machen. Wolf müsse über das Vorgehen der Polizei Auskunft geben.

 

Auch der Essener Grüne-Bundestagsabgeordnete Kai Gehring, in der Fraktion für Wissenschaftspolitik zuständig, findet die Stigmatisierung der Schüler und Studenten durch den Polizeieinsatz fragwürdig: "Die Streikenden pauschal als „linke Krawallos“ zu schikanieren und zu kriminalisieren ist definitiv der falsche Weg. Zwar war ich selbst nicht Augenzeuge der Essener Demo, habe aber in der Vergangenheit immer wieder feststellen müssen, dass die Verhältnismäßigkeit bei einer Einkesselung von Jugendlichen durch Polizeibeamte oft nicht gegeben ist." Klar ist für ihn allerdings auch: "Es gilt, sich an Regeln zu halten."

Gehring begrüßt gegenüber den Ruhrbaronen den Protest der Schüler und Studenten: "Die Schüler und Studierenden haben meine volle Unterstützung, wenn sie gegen die soziale Spaltung im Bildungssystem und gegen miserable Studienbedingungen protestieren. Wenn die Bildungsrepublik nicht zum Trauerspiel verkommen soll, dann müssen jetzt kluge Sofortmaßnahmen für bessere Studienbedingungen her. Bund, Länder und Hochschulen müssen einen "Pakt für Studierende" verabreden, der Studienplätze aufbaut, Bologna korrigiert, Studiengebühren überwindet und die Studienfinanzierung stärkt." Er findet es gut, dass Jugendliche politisch aktiv werden und sich für ihre Belange einsetzen und ihren Protest in die Öffentlichkeit tragen: "Dies ist ihr ureigenes Recht und zeigt zugleich: Jugendliche sind eben nicht unwillig, sich zu engagieren!"