Tamtaratatam um angeblichen Wahlbetrug in Dortmund

In diese Sache gibt es zwei Sichtweisen: die einen sagen, es geht in Dortmund um Wahlbetrug, die anderen meinen, es geht um pampige Loser. Wie auch immer. Fakt ist folgendes: Die Wahlen sind gelaufen und direkt danach verkündet Dortmunds Noch-OB Gerhard Langemeyer (SPD), dass die Stadt Dortmund ein Finanzloch von 100 Mio Euro zu beklagen habe und dass deswegen eine Haushaltssperre ausgesprochen werden müsse. Ich übersetzt das mal in Normal: die Gemeinde hängt einen Tag nach Wahl wegen der gescheiterten Haushaltspolitik der vergangenen Jahre unter rot-grün am Fliegenfänger. Basta mit Spaß.

Foto:Impression aus der Dortmunder Nordstadt via Flickr.com

Zunächst zu den Verlierern. Die meinen nämlich, es wäre doch spannend gewesen, diesen Fakt VOR den Wahlen erfahren zu haben. Dann hätten sich die Wähler vielleicht anders entschieden. O-Ton CDU-Generalsekretär in NRW Hendrik Wüst:

Was die SPD in Dortmund gemacht hat, ist ein beispielloser Betrug und ein in seiner ganzen Dimension heute noch gar nicht absehbarer Skandal. Einen Tag nach der Wahl (!) räumt Noch-OB Langemeyer ein Loch von bis zu 100 Millionen Euro ein und verkündet eine Haushaltssperre. Vor der Wahl hatte die SPD noch alles abgestritten und entsprechende Vermutungen der CDU strikt zurückgewiesen.

Es fällt damit ein großer Schatten auf das Wahl-Ergebnis in der "Herzkammer" der Sozialdemokratie, wo die SPD am Sonntag schon nur 37,8 Prozent erreichte. Frau Kraft wird das Lachen über das Dortmunder Ergebnis jetzt sehr schnell im Halse stecken bleiben. Es scheint vielmehr so, dass der SPD im Ruhrgebiet jedes Wahlkampfmittel recht war – nach dem Motto "Tarnen, Tricksen, Täuschen". Die SPD hat die Menschen sowohl über ihre rot-roten Ziele getäuscht als auch ihre Misswirtschaft verschleiert. Die SPD kann offensichtlich selbst in ihrer Herzkammer nur noch mit Betrug den Oberbürgermeister-Posten verteidigen.

Nun gut. Den Vorwurf will die SPD jetzt nicht auf sich sitzen lassen und läßt Fraktionschef Ernst Prüsse sagen:

Wir haben vor der Wahl keinerlei Aussagen zu einer möglichen Haushaltssperre nach der Wahl getroffen. Wer das Gegenteil behauptet, lügt. Sie werden an keiner Stelle eine Aussage zu einer Haushaltssperre finden. Die SPD hat nichts versprochen, was sie nicht halten kann.“

Im übrigen meint Prüsse, sei die urplötzlich und unmittelbar nach der Wahl die  "weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise" über Dortmund hereingebrochen.

Dortmund stellt keine Ausnahme dar. Eine Haushaltssperre zum jetzigen Zeitpunkt ist deshalb eine angemessene Reaktion auf die sich verschärfende Finanzkrise. So macht es jeder verantwortliche Kämmerer auf allen politischen Ebenen. Das Vorgehen von Frau Uthemann ist auch deshalb berechtigt, weil schon jetzt absehbar ist, dass die städtischen Finanzen im nächsten Jahr durch die CDU/FDP-Landesregierung gefährdet werden. Sie will den Kommunen in Nordrhein-Westfalen 2010 rund 250 Millionen Euro vorenthalten und hat um diesen Betrag die Zuweisungen des Landes im Gemeindefinanzierungsgesetz gesenkt. Die CDU will mit ihrem Betrugsvorwurf von ihrer gemeindefeindlichen Finanzpolitik ablenken.

Ich finde das so …..uhhhhh……

Möge sich der geneigte Leser eine Meinung bilden, diese aufschreiben und aufessen. Wählen kann er ja nicht mehr.

Über das Schicksal der Piraten entscheiden die Grünen – es sieht gut aus; für die Piraten

Es war eine Freude vor einigen Wochen die gesammelten Ratlosigkeiten von Bodo Hombach zu lesen. Was ist nur aus ihm geworden? In den 80ern organisierte er SPD-Wahlkämpfe, die zu absoluten Mehrheiten in ganz NRW führten, allerdings auch Krater in der Parteikasse hinterliessen, die entschieden länger fortgewirkt haben, nämlich bis heute, als die Wahlergebnisse, über die hier ja schon berichtet wurde. Heute führt er die Geschäfte in einem anderen Tanker, dem WAZ-Konzern. Ob er dort auch schon Krater in der Kasse geschaffen hat, weiss ich nicht. Aber offensichtlich ist er viel ratloser, als in seiner besten Zeit als SPD-Geschäftsführer.

„Die große Internet-Debatte muss kommen!“ – Haben wir gelacht. Hallo Bodo, wie lange hast Du denn gepennt? Es gibt sie schon seit Jahren. Wer hat Dich denn narkotisiert, dass Du nichts davon gemerkt hast?“

Piraten haben sich schon formiert. Nichts dagegen. (Bodo, kannst Du auch ganze Sätze?) Da hat man wenigstens engagierte Gesprächspartner. Die Handelsflotte will sich auch aufstellen.“ Die Handelsflotte, das ist wohl Bodo.

„Nach welchen Regeln wird im Internet gespielt? Wie kommen diese zustande, wie werden sie abgesichert und durchgesetzt?“ Die Antwort ist: nach den gleichen Regeln, wie sonst auch. Ist es Bodo vielleicht etwas zu schnell gegangen? Hat man es versäumt, ihn nach seinen persönlichen Vorstellungen zu fragen? Hat „das Internet“ ihn, den ehemaligen Kanzleramtschef, zu wenig konsultiert? Das ist natürlich irgendwie unverzeihlich von „dem Internet“? Sollte es nicht dafür bestraft werden? Nein, so streng meint Bodo das gar nicht. Moderner als Zensursula ist er schon. „Es darf nicht zu einer Frontstellung neue gegen alte Medien kommen.“ (Satzbau ist ein schwieriges Handwerk und Redakteursausbildung ist teuer.)

Dann lobt Bodo den Spiegel (ohne Anführungsstriche) und einen gewissen Dr. Döpfner, „das waren Treffer – mitten ins Schwarze“. Was der Spiegel gemeint hat, vermag Bodo nicht zu beschreiben, nur dass er aufgeschrieben habe „was wirklich ist.“ Was mag es wohl sein? Dr. Döpfner wolle sich nicht damit abfinden, „dass Printmedien dauerhaft Online-Journalismus subventionieren.“ Wer subventioniert eigentlich uns Ruhrbarone? Bezahlt Bodo uns, und keiner hat mir was gesagt?

Dann schreibt Bodo von Neidern, Nörglern, Skeptikern, Besserwissern, Schlauen und Experten, also alles Leute, die er nicht leiden kann, deren Äußerungen ihm beweisen: „die Zeit ist reif.“ Boah, gut, dass uns dass endlich mal einer mitteilt.

„Dabei geht es nicht um Kommerzialisierung der neuen Frei- und Freiheitsräume, die das Internet bietet.“ Ooch, nicht? Bodo, jetzt enttäuscht Du aber Deinen Arbeitgeber. Das meinst Du doch nicht wirklich, oder? Du hast doch längst gemerkt, welche Goldadern sich in der Computerspielebranche verbergen und auf Eurer Homepage eine eigene Rubrik dazu eingepflegt. Du beobachtest doch längst mit Argusaugen, was in das hochsubventionierte Dormunder „U“ einziehen und sich dort möglicherweise entwickeln wird und hast mit Deinem CDU-Kumpel Jürgen (Rüttgers) längst ein Ãœbereinkommen gefunden, dass das ein zentrales Element der steuerlich unterfütterten NRW-Standortpolitik sein muss, dem Dein Haus nicht nur publizistischen sondern auch betriebswirtschaftlichen Segen erteilen wird. Denn kein lukrativer Vertriebsweg soll entstehen, ohne dass der WAZ-Konzern daran mitverdient. Völlig freiheitlich natürlich.

„Die Kostenlos-Gewohnheiten gelten als unwandelbar“ beschreibst Du, aber dabei darf es natürlich nicht bleiben. Darum soll der Verlegerverband ins Feld ziehen, um für „Qualitätssicherung“ zu sorgen. Das ist lustig, Qualitätssicherung fordert ausgerechnet ein WAZ-Geschäftsführer 😉 Das ist endlich mal was Neues! „Ohne unabhängigen, glaubwürdigen, investigativen Journalismus, der enthüllen kann, und was Mächtige nicht enthüllt sehen wollen, kann unsere Demokratie nicht funktionieren.“ (Originalsatzbau Hombach). Tja, es wäre ja schön, wenn die WAZ-Blätter mal dazu beitragen würden, aber das ist sicher zuviel verlangt. Hilfe kann von woanders kommen: „Das wird man auch mit den Piraten besprechen können.“

Das ist wohl der Rest von Hombachs früherer schneller Auffassungsgabe: die Piraten sind, wahrscheinlich, kein vorübergehendes Phänomen. Bei der Bundestagswahl haben sie gute Chancen, die Schwelle zur Erstattung der Wahlkampfausgaben zu überspringe(0,8 %).

Sie finden ihren überwiegenden Anhang bei den Jungens, nur wenigen Mädels, unter 40, 30, noch mehr unter 25 und im noch nicht wahlberechtigten Alter. Warum? Weil die es leid sind, von inkompetenten Leuten erzogen zu werden. Politiker, Lehrer, Eltern, alle von nix ’ne Ahnung, aber einem ständig Vorschriften machen wollen. Insbesondere was die Funktionsweise und Nutzanwendung des Internet betrifft, haben sich die Machtverhältnisse zwischen den Generationen umgekehrt: die Jungen müssen die Alten ausbilden. Nur wenige Alte sehen der Realität ins Auge, und sind bereit von den Jungen zu lernen. Die meisten lassen sich verunsichern und versuchen, zunehmend verzweifelt, die Kontrolle zurück zu gewinnen. So viel ist sicher: das wird vergeblich sein, schützt aber nicht vor unter Umständen verheerenden Auswirkungen solcher untauglichen Kontrollversuche.

Das Zensursula-Gesetz ist nur ein Symptom dieser Entwicklung, allerdings kommt hier noch eine verschlimmernde Komponente hinzu. Frau von der Leyen hat nicht „von nix ’ne Ahnung“, sondern betreibt eine Verhohnepipelung mit Kalkül. Sie weiss, dass sie für ihre Nischenpartei CDU nur eine hinreichend unwissende Zahl von ängstvoller Klientel an die Wahlurne treiben muss – demografisch und wahlstrategisch sind die unwissend-furchtsamen Alten viele, die cleveren Jungen dagegen wenige. Wenn sie nur, mithilfe von BILD, ARD und ZDF genug Angst mobilisiert, schafft die CDU locker ihre 30 bis 35%. Wenn es ausserdem gelingt, den ahnungslosen und garantiert über 50-jährigen Chefstrategen bei den Oppositionsparteien genug Angst vor solchen erfolgreichen Angstkampagnen zu machen, dann hat man die von jeder Möglichkeit der Gegenmobilisierung, der Nachwuchsrekrutierung und -entwicklung abgeschnitten und den Keil mitten in sie hineingetrieben – siehe die – berechtigte!  – Arbeitseinstellung des SPD-„Onlinebeirates“ oder das seltsame Abstimmungsverhalten einiger Grüner MdBs zum Zensursulagesetz. Dieses Kalkül sieht man der von der Leyen an der Nasenspitze an, und das ist ein Supermobilisierungsfaktor für die Piraten – so widerlich kann Politik sein, „Ihr werdet Euch noch wünschen, wir wären politikverdrossen“.

Die Piraten werden noch viele Geburtswehen der Parteiwerdung durchmachen. Auf etliche wurde hier schon hingewiesen. Derzeit wird über sie geredet, wie über die Grünen Ende der 70er / Anfang der 80er Jahre, eine Verbindung von Faszination für das Neue  und Verständnislosigkeit für so manche unerfahrene Dummheit. Die Grünen haben dieses Stahlbad überlebt. Es könnte sein, dass das den Piraten auch gelingt. Die Nahrung dafür werden die Grünen liefern.

Als die SPD 1982 von der FDP aus der Regierung gestürzt wurde, übernahm sie relativ zügig die programmatischen Vorstellungen der damaligen Anti-AKW- und Friedensbewegung. Geholfen hat es ihr nichts, sie wurde kleiner, weil sie nicht mehr glubwürdig war und nährte so die Grünen. Heute enthält das Wahlprogramm der Grünen alle wesentlichen inhaltlichen Vorstellungen der Piraten. Das Problem, das die Piraten nährt, ist: viele Grüne Mitglieder, und zwar ziemlich proportional zu ihrem Lebensalter, wissen das gar nicht. Und viele ihrer Parlamentsmitglieder, das allerdings ist kein sehr neues Phänomen, wollen es nicht wissen.

Jedes Parlamentsmitglied ist – aus guten Gründen – verfassungsrechtlich nur seinem Gewissen verantwortlich und nicht einem Parteiprogramm. Nach den Bundestwagswahlen, egal wie sie ausgehen, wird mindestens ein Dutzend, eher mehr, Grüner Bundestagsabgeordneter feststellen, dass die Ideen des Grünen Wahlprogramms gegen Zensur und für Bürgerrechte im Internet mit ihrem Gewissen in gewissen Teilen nicht vereinbar sind. Das wird die Nahrung für die Piraten sein. Wenn es so kommt, es muss nicht so sein, aber vieles spricht derzeit dafür, dann sind sie 2013 im Bundestag.

Will Jako auf Baade zugehen? Firma könnte sich Bloggerdruck beugen

Der Sportartikelhersteller Jako und seine Anwältin Iris Sanguinette von der Kanzlei Horn & Kollegen versuchen den Blogger Trainer Baade fertig zu machen.

Der hatte im Frühjahr einen längst offline gestellten Text über das neue Jako Logo veröffentlicht, eine Abmahnung kassiert und eine Unterlassungserklärung unterschrieben. Soweit so schlecht. Den Artikel kenne ich nicht, aber damit müsste die Geschichte, auch wenn Trainer Baade Unfug geschrieben haben sollte, auch mal erledigt sein. Ganze 400 Leute haben den Text auf seinem Blog gelesen.  Sie ist aber nicht erledigt – mittlerweile wollen Jako und  Sanguinette 5100 Euronen von Trainer Baade. Eine ganze Menge Geld für einen Blogger. Die ganze unglaubliche Geschichte kann man bei Allesaussersport nachlesen.

Trainer Baade soll angeblich durch Schmähkritik über das neue Logo der Marke geschadet haben – nun gut, ich kannte bislang Jako dem Namen nach nicht, das Logo erinnert mich an einer der vielen längst untergegangenen Ostblock-Fluggesellschaften und und dass sie Ausrüster von Dynamo Dresden sind interessiert mich auch nicht. Das die Eintracht mit  Trikots mit diesem Logo auflief, war für mich  immer ein Zeichen der  wirtschaftlichen Schwäche  der Frankfurter – zu erfolglos für Nike, Adidas und Puma. Aber die Sache mit Trainer Baade, die interessiert mich.

Andrea Hay von der Jako-Pressestelle räumt im Gespräch mit den Ruhrbaronen ein, dass sie den Imageschaden den Jako durch die laufende Berichterstattung erlitten habe, nicht abschätzen könne und will auf Trainer Baade zugehen um mit einer gemeinsamen Erklärung die "Sache richtig zu stellen." Für sie ist das alles ein Mißverständis. Für Trainer Baade allerdings einen finanzielle Belastung. Näher auf den Fall eingehen wollte Hay aber am Telefon nicht. Man wolle andere Wege der Kommunikation suchen. Ein solcher Weg wäre eine Erklärung, aus der hervorgeht, dass man sich eine andere Anwaltskanzlei nimmt und Baade in Ruhe lässt.

Kommen sie oder kommen sie nicht?

Nazis haben für den kommenden Samstag zu einer Demonstration in Dortmund aufgerufen. Die wurde von der Polizei verboten. Aber auch in der Bevölkerung wächst der Widerstand.

Abbildung: S5 Demoaufruf

Militante Neonazis – in Dortmund sind sie längst mehr als eine Randerscheinung. Das wurde nicht nur am 1. Mai deutlich, als Nazis eine Demonstration des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) angriffen. Immer wieder gab es in den vergangenen Jahren Demonstrationen und Übergriffe. Die Dortmunder Polizei hat lange Zeit eher hilflos agiert. Demonstrationsverbote lehnte sie mit dem Hinweis auf die angebliche Nichtdurchsetzbarkeit ab und auch von Seiten der Stadt war man eher bemüht die Probleme mit rechtsextremen Gewalttätern herunter zu spielen.

 Das hat sich nach den Angriffen auf die DGB-Demonstration geändert. Vertreter aller Fraktionen (außer der rechtsextremen DVU) forderten im Rat ein künftig resoluteres Einschreiten gegen Nazis. Die Polizei reagierte und verbot eine von den Nazis für den 5. September angemeldete ,,Nationale Anti-Kriegs-Demonstration". Das Verbot hatte in erster Instanz vor dem Verwaltungsgericht Gelsenkirchen bestand. ,,Wir hoffen", so Peter M. vom S5-Bündnis gegen den nationalen Antikriegstag, ,,dass das Verbot auch vom Oberverwaltungsgericht und dem Bundesverfassungsgericht bestand haben wird. Unabhängig von dieser juristischen Auseinandersetzung, halten wir aber das eigenständige Agieren von Antifaschisten für die wichtigste Methode Nazis entgegenzutreten. Dieses Engagement gegen Nazis darf und wird auch nicht am 5.9 enden." Mit einer höchstrichterlichen Entscheidung rechnet M. bis Freitagnachmittag.
 
Das pluralistische, linke S5-Bündnis, das vor allem von alternativen, libertären sowie antifaschistischen Gruppen getragen wird, ruft für den Samstag zu einer Kundgebung mit anschließender Demonstration in der Dortmunder Innenstadt auf – der Ort steht noch nicht fest und wird spätestens Freitag bekannt gegeben. Klar ist aber schon: Auf der Kundgebung wird die Band Deichkind, die zuletzt auf dem Dortmunder Juicy Beats auftrat, spielen.

Aus dem Umfeld der Linkspartei wird es eine weitere Demonstration unter dem Motto "Dortmund stellt sich quer"geben, die am 5.9. um 10.00 Uhr am Dortmunder Hauptbahnhof startet.

Und auch Bob Geldorf wird kommen. Allerdings nicht am Samstagvormittag, sondern am Abend. Dann veranstaltet die Stadt ab 18.00 Uhr ein Friedensfest auf dem Friedensplatz in der Dortmunder Innenstadt.

Doch das sind nicht alle Aktivitäten gegen die für den Samstag geplante Nazi-Demo: ,,Wir vom S5 Bündnis beginnen unsere Aktivitäten am Freitag. Ab dann wird das Antifa-Radio rund um die Uhr senden und das Convergence Center als zentrale Anlaufstelle Fragen beantworten und Schlafplätze vermitteln können. Auch eine Volxküche wird es geben." Die ist natürlich vegan – aber allen Demonstranten mit Hunger sei gesagt, dass Dortmund über ein vorzügliche Auswahl an günstigen Restaurants und Imbissbuden verfügt, so dass es immer genug günstige Alternativen gibt.

M. ist sich nicht sicher was am Samstag in Dortmund passiert: ,,Es kann sein dass die Nazis in kleinen Gruppen in die Stadt einsickern, es kann sein, dass die Demo noch erlaubt wird und es kann sein, dass sie auf einen anderen Ort ausweichen." Aber bei einer Sache ist er sich sehr sicher: ,,Wir werden da sein."

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3 FÜR 7 – Tipps für Drinnen, aber nicht Zuhause

Oh, Antitainment war schon. Nun, zum Glück gibt es ja noch anderes, auf das hier mal hingewiesen werden kann. Ist ja auch immer so eine Sache: Einerseits wird immer erzählt, in Blogs könne ja jedeR schreiben was er will, andererseits will man vielleicht gar nicht schreiben was man will. Und wenn man etwas gut findet, dann will man vielleicht nicht, dass das auch Leute gut finden, die man nicht so gut findet. Und wenn dann auch noch der Laden eh schon eher ein kleiner ist,… Ne? Wobei der Schreiber dieser Zeilen natürlich alle seine LeserInnen total gut findet. Deshalb empfiehlt er diesmal auch wieder ganz sichere Sachen, wo alle beifällig nicken und sagen: "Oh ja, das sind ja wirklich Veranstaltungen, von denen wir zumindest wissen sollten." Und dann guckt der Schreiber bescheiden gen Boden und fragt: "Ja? Wirklich? Gitarrenfestival Ruhr? Helge Schneider? Theaterfest Oberhausen?"

Saisoneröffnung in Oberhausen! Am Theater! Einem vielgerühmten und von vielen größeren Städten umworbenen! Das wird wohl daran liegen, dass in Oberhausen noch richtig ein Ensemble spielt, das Flair stimmt, das Bühnengefühl da ist, und so weiter. Und das fällt natürlich nicht vom Himmel, das schaffen nur Herz und Hand. Genug gejubelt? Phh. Hm. Nö. Fakten mal eben? Fest und erste Premiere am Samstag, Preisverleihung des Theaterpreises am Sonntag. Jubel und ab.

Das Gitarrenfestival Ruhr hat eine wirklich erstaunlich designte Homepage. Und die Austragungsorte der Konzerte sind angenehm unüblich (zum Teil). Das Ganze trägt durchaus eine Handschrift – was an den künstlerischen Leitern Hanz und Linck liegen könnte – aber wirkt so ein wenig im PR-Tiefschlaf befindlich. Dafür können die Künstler, die Leiter und die Orte natürlich nur bedingt etwas, also sei dies Festival hier mal schön unterstützt. Okay, doch ein Namedrop für Ralph Towner noch, okay.

Na, und jetzt wird es aber schwierig: Helge Schneider. Freilichtbühne Wattenscheid. Erster Gedanke des Schreibers war: "So, Leute. Jetzt haltet mal Eure blöde Häme im Zaum und fahrt mal schön da hin und kommt zurück und freut euch über und mit Wattenscheid." Okay? Danke! ("Ganz schön rumgeduzt aber diesmal, Herr Schreiber!" – "Ja, man merkt dass die Sozis wieder dran sind, ne?")

Das Theaterfest beginnt um 15 Uhr, die Preisverleihung ist um 19.45 Uhr.
Das Gitarrenfestival geht von Samstag bis Ende Oktober.
Die Tore gen Helge öffnen sich am Sonntag um 18 Uhr.

Ruhrpilot

Das Navigationssystem für das Ruhrgebiet

Jamaica: Grüne graute es – Union denkt drüber nach…Welt

Bewegung: Vorsicht Opposition…Zeit

Bundestagswahl: Umfrage 2009…Keine Expermente

NRW: Andersgläubige müssen draussen bleiben…Spiegel

Arcandor: Das Ende von Karstadt-Quelle…FAZ

Kommunalwahl: "Schwarz-Grün gescheitert…Der Westen

NRW: Für Machtwechsel braucht die SPD die Linke…Der Westen

Essen: SPD knüpft zarte Bande zu den Grünen…Der Westen

Piraten: Stadträte in Aachen und Münster geentert…Piraten

Gelsenkirchen: Der infinite Regress der CDU…Gelsenkirchen Blog

Gelsenkirchen II: Kein zurück zu 1999…Der Westen

Bochum: Der Niedergang der SPD…Bo Alternativ

Bochum II: Wahlkmapf-Vergloch Bochum-Linz…Dirk Schmidt

RVR: Das neue Ruhrparlament…Dirk Schmidt

Dortmund: Vorzeitiger Eigentümerwechsel bei Phoenix…Ruhr Nachrichten

NPD: Steuergeld für Neonazis…taz

NPD II: Fast nur noch eine Ost-Partei…Tagesspiegel

Jack is back

Was will man als armer Bauer also tun, wenn man vom Niveau sogar noch eine Etage unter demjenigen Freiherren angesiedelt ist, der hier über Fußball phantasiert? Fernsehen, toll, was soll man da schreiben? Fernsehen macht schließlich doof. Und dann auch noch in 24 Stunden? Moment, 24 Stunden? Genau: 24! Jack is back! Von unserem Gastautor Michael Kolb

Kiefer Sutherland als Jack Bauer Foto: Fox

Morgen beginnt im amerikanischen Fernsehen die „fall season“. Das Leben der couch-potatoe bekommt wieder Sinn und Struktur, endlich muß man nicht mehr raus an die Sonne, sondern kann sich wieder vor dem Fernseher lümmeln. Dem Helden, der im Frühjahr noch an der Klippe hing, wird die helfende Hand gereicht und  neue Helden treten auf den Plan (und man palavert gespannt darüber, ob sie sich über den Winter werden retten können).
Auch in Deutschland beginnt morgen der meteorologische Herbst und stilsicher begeht das Fernsehen dieses Ereignis mit der 7. Staffel „24“.

Streng genommen müsste diese Staffel eigentlich „26“ heißen oder zumindest „24+2“, wird der aktuellen Staffel mit „24-Redemption“ (Erlösung) ein prequel vorangestellt, in dem erzählt wird, warum Jack diesmal die Welt retten muss und auch vor wem… jedenfalls mehr oder weniger.

In den Staaten wurde Redemption als „teaser“ lange vor dem Start der eigentlichen Staffel gesendet, auch um den Fans die Wartezeit bis zur neuen Staffel zu verkürzen (war ja dank Autorenstreik auch eh lang genug), eine Geste, die in Deutschland sicherlich auch gut angekommen wäre, aber ich will nicht moppern, im Gegenteil! Endlich ist Jack im Fernsehen für Erwachsene angekommen, jedenfalls was den Sender angeht. Kabel1 übernimmt die Serie von RTL2, endlich also die Chance für den Zuschauer, die Serie ohne allzu großen Hirnschaden durch Klingelton-Werbung, Mopped fahrende Frösche oder Programmhinweise auf „Big Brother“ anschauen zu können… hoffentlich!

Ich verrate sicherlich kein Geheimnis wenn ich sage, daß es natürlich auch in dieser Staffel nix mit „Erlösung“ ist, ansonsten rufe ich an dieser Stelle mal vorsichtshalber „Tiefensteuer-Alarm“. In der aktuellen Staffel hat Amerika seine Angela Merkel und mit ihr einen first gentlemen, den man selbst unserer Kanzlerin nicht wünscht. Wir werden unter anderem Zeuge der größten Wiederauferstehung seit Bobby Ewings einjähriger Duschorgie (und das im wasserarmen Texas) oder schauen Jacks Schwester im Geiste beim Verhör von Informanten oder der Umgehung von FBI-Protokollen zu. Wie gewohnt werden ständig die Seiten gewechselt, aus naiv und gut wird böse und richtig fies… oder naiv und doof, alte Charaktere haben ihr cameo oder verabschieden sich endgültig, alles so  spannend und „schlüssig“ wie gehabt.

Ungewohnt ist vielleicht der Erzählstrang, in dem die amerikanische Legislative versucht zu hinterfragen und zu ahnden, wenn man wie Jack andauernd die Regeln bricht… Das endet zwar nicht mit einer Verurteilung, trotzdem sollten sich Schauspieler, die bei der Agency unter Vertrag stehen, nicht allzu sicher sein, ob ihre Auftritte auf Gitmos Bühnen gänzlich ohne Folgen bleiben werden…
Gewohnt wiederum ist, daß „aktuelle Ereignisse“ oder Strömungen, übertragen, ihren Niederschlag im Drehbuch finden. Die USA müssen lernen, daß sie angreifbar und verletzlich sind. Nicht jeder ist eben erfreut darüber, wenn Army oder Navy wie Clint Eastwood in die Stadt reiten und den Helfer oder Rächer spielen, auch wenn der Grund ausnahmsweise wirklich mal ein humanitärer ist. Erschreckender für Amerika ist, wie zur Halbzeit fast jeder Staffel „24“, daß der „wahre Feind“ sich nicht in irgendwelchen Wüsten oder Bergen versteckt, um seine Angriffe zu planen, sondern in den geschmackvoll getäfelten Büros von Washington.

Für alle die nun nicht abgeschreckt, angewidert oder schlicht und ergreifend gelangweilt sind nun also der Hinweis, morgen um 20.15 den Fernseher einzuschalten und den Start der neuen Staffel „24“ anzuschauen oder, besser noch, den Videorekorder für die nächsten zwölf Wochen zu programmieren und „24“ am Stück zu genießen, wenn es „richtig“ Herbst ist…

Zweimal Rüttgers – eine Rolle

NRW-Ministerpräsidenten-Kandidat Jürgen Rüttgers, CDU, am 7. September 1999

Der Weg in die Staatskanzlei führt über die Rathäuser“

NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers, CDU, am 30. August 2009

Zunächst einmal ist jeder Fall anders, wenn Sie sich das anschauen. Kommunalwahlen sind Kommunalwahlen, die haben in der Regel örtliche Gründe. Deshalb habe ich ja auch vor der Wahl gesagt und sage es auch jetzt, obwohl das Ergebnis gut ist: Es ist keine Testwahl“

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NRW 9.5

Das waren mehr als Posen – gestern Abend bei der SPD-Landespartei. Hinter Glücksdaumen blitzte Generalsekretär Michael Groscheks satt befreites Lachen auf. Bei Spitzenkandidatin Hannelore Kraft konnte man eine Spontanheilung bewundern. Auch wenn Fußballvergleiche nerven, die Mülheimerin jubelte wie Klose, wenn der nach eintausendzweihundertvier Minuten Ladehemmung wieder mal ein Tor geschossen hat.

montage: ruhrbarone

Es gab tatsächlich ein paar passable Ergebnisse in den Großstädten. Und der SPD-Sieg bei den OB-Wahlen in Bielefeld ließ Hannelore Kraft für einen Augenblick alle Verkniffenheit, Münteferinghaftigkeit, Dauerdoppeldeckung aufgeben. Kein Wunder. Die SPD wird im Land nun etwas in Angriff nehmen, was außerhalb aller Reichweite erschien: den Wiedereinzug in die Landesregierung am 9.5.2010.

Die Rechnung ist einfach: Die NRW-SPD hat sich gestern – zwar auf niedrigstem Niveau, aber immerhin – kommunal konsolidiert nach einem Jahrzehnt im Sturzflug. Denken wir die gestrigen Wahlergebnisse ein paar Wochen weiter, werden die nordrhein-westfälischen Sozialdemokraten Ende September zwar nicht das Schrödersche Bundestagswahlergebnis 2005 einholen, es aber auch nicht stark unterbieten. Und das hat Auswirkungen in Berlin: Sackt die SPD im Westen nicht ab, kann es keine Bundeswunschkoalitionen geben. Die Kanzlerinnen-Union – nicht die SPD – wird geschwächt aus den Wahlen kommen. Merkel hat wiederum ihr Wahlziel verpasst, sie wird regieren können, aber in einer Minderheitsregierung, einer Zweiten Großen Koalition oder einer abenteuerlichen Dreiparteienkonstellation gegen Starkwindopposition.

Jeder dieser Konstellationen ist freilich äußerst schwach und eine Enttäuschung für die Wählerschaft. Jede fällt der Bundeskanzlerin vor die Füße. Vermutlich schon nach rund zweihundert Amtstagen – im Mai 2010 in Nordrhein-Westfalen. Ziemlich wahrscheinlich gibts eine Test- bzw. Denkzettelwahl und große Chance für die NRW-SPD. Samt Hannelore Kraft. Denn wer so feiert, erwartet alles, aber keine Personaldiskussion.

Wow, Revier ist wieder rot.

Was ein Wahlergebnis. Das NRW-weite Ergebnis habe ich erwartet. Hohe Verluste bei CDU, geringe bei der SPD. Und dann Gewinne bei Grünen und FDP. Nur habe ich geglaubt, dass die Linke noch stärker wächst. Aber ich habe nicht mit den starken Ergebnissen der SPD im Ruhrgebiet gerechnet. Wow, was ein Sieg. Nur ganz leichte Verluste oder Siege in den Räten und fast alle Spitzenjobs. Kompliment dem Sieger. Nun wird die SPD aus dem Revier DIE Rolle in der NRW-SPD spielen müssen. Vielleicht wird es einen neuen Vormann geben.

grafik: ruhrbarone

Das Ergebnis der SPD in Essen finde ich richtig erfreulich. Nach zehn Jahren wieder oben. Schön. Zum Glück hat die SPD keine absolute Mehrheit, das wäre schon doof gewesen. Aber die Leute haben wohl gemerkt, dass die Reiniger-Hülsmann CDU zu wenig für die Stadt getan hat. Bischen viel Kultur, würde ich sagen.

Mich haben total die starken Ergebnisse der SPD-OB-Frauen in Mülheim und Bochum überrascht. Ich hätte nie gedacht, dass die Damen Mühlenfeld und Scholz so souverän das Rennen machen. Ich habe an ein knappes Rennen geglaubt. In Bochum ahnte ich noch etwas von besonderen "Bochumer Verhältnisse", aber zumindest in Mülheim glaubte ich an ein Foto-Finish. Boah, hab ich wenig Ahnung von den Städten gehabt. Mein Kompliment an die Oberbürgermeisterinnen.

Ergebnisse wie in Bottrop oder Oberhausen waren dagegen absehbar. Da ist die SPD stark wie immer. Da können die anderen nichts holen. Allenfalls in Details gibt es Bemerkungen. So haben die Solzialdemokraten in Oberhausen die größten Verluste in einer Reviergroßstadt hinnehmen müssen und die absolute Mehrheit verloren. OK, aber sie haben immer noch 44 Prozent und stellen den Oberbürgermeister.  Also: alles halb so wild.

Bin gespannt, welches Signal die SPD in NRW jetzt aus dem Reviersieg für sich zieht. Weil übers Land sieht das Ergebnis nicht gut aus. Keine Strahlkraft würde ich sagen. Wird nun der Sieger aus dem Pott, Frank Baranowski aus Gelsenkirchen, eine führende Rolle im Land übernehmen? Könnte ich mir gut vorstellen.

Nachtrag:

Grade hab ich mitgekriegt, wie Baranowski in den Düsseldorfer Landtag hineintelefonierte und gegenüber Journalisten dementierte, dass er als Kraft-Ersatz zur Verfügung steht.  Es heißt, er wolle die ganze Amtszeit durchhalten als Gelsenkirchener OB.