Die "Süddeutsche" von heute (nicht online verfügbar) bestätigt weitgehend Gerüchte über die Finanzlage des FC Schalke 04, über die schon die Financial Times Deutschland (FTD) berichtet hatte und fügt noch einige Details hinzu.
Am 29.September sollen sich bei S04-Aufsichtsratschef und Großschlachter Tönnies der Londoner Heuschreckeninvestor Schechter, der damalige S04-Anwalt Päffgen, S04-Geschäftsführer Peters, Tönnies und dessen Schwager im gefliesten Konferenzsaal der Firma Tönnies, "bewirtet von polnischen Köchinnen", so die SZ, getroffen haben. Bei diesem Treffen sei man sich nicht einig geworden, Rechtsanwalt Päffgen verlor sein S04-Mandat und einen Tag später erschien die Story in der FTD.
Die SZ berichtet, Tönnies habe vor S04-affinen Landtagsabgeordneten die Schulden mit "136 bis 140 Mio." angegeben. Dem stünde aber ein Vereinsvermögen von 400 Mio. gegenüber. Der Gesamtumsatz habe 2008 139 Mio. ausgemacht, und werde in diesem Jahr wegen fehlender Europacupeinnahmen auf 108 bis 112 Mio. sinken. Die berühmten vier "Sicherheitskonten", die nicht gefüllt seien, gebe es nach SZ-Recherchen tatsächlich. Aus dem Ein- und Auszahlungsverlauf eines dieser Konten vermuten die SZ-Autoren Leyendecker und Nitschmann, dass es Tönnies selbst sein könnte, der es gefüllt habe, damit unruhige Gläubiger bedient werden. Das klingt alles nicht gut.
Doch nun der Trost für die gebeutelten S04-Fans. Auch über die Häuser, die diese Nachrichten verbreiten, gibt es jede Menge Gerüchte. Über die seit Jahren chronisch defizitäre Financial Times Deutschland, die über den Verlag Gruner&Jahr zum weitverzweigten Gütersloher (!) Bertelsmann-Konzern gehört, der letzte Woche ebenfalls rote Zahlen melden musste und der mit mehreren Milliarden verschuldet ist, weil die Besitzerfamilie Mohn den Minderheitsaktionär Albert Frere rausgekauft hat, – wo waren wir? – ach ja, über die FTD gibt es schon seit Jahren Schliessungsgerüchte. Ich muss allerdings gestehen, dass ich ihre Art Wirtschaftsjournalismus durchaus informativ und gelungen finde (aber ich bin ja auch kein S04-Fan).
Und die SZ, die heute so gemein gegen S04 war, die hat Dienstag ihre ganz eigene Krisensitzung. Das berichtet die Medienjournalistin Ulrike Simon, die gewöhnlich gut recherchiert, heute in diversen Blättern des Verlagshauses Neven DuMont, u.a. hier. Die SZ schreibe erstmals in ihrer Geschichte auch rote Zahlen, die Anzeigen- seien hinter die Vertriebserlöse zurückgefallen, der Verlagsneubau in München verursache eine hohe Mietbelastung und der Mehrheitseigner Südwestdeutsche Medienholding (SWMH) habe sich für den Erwerb ebendieser Mehrheitsanteile ebenfalls hoch verschuldet. In 2008 hätten bereits 70 Mitarbeiter aus Redaktion und Verlag das Haus über ein lukratives Abfindungsangebot verlassen. Am Dienstag will nun der Herausgeberrat beraten, wie es weitergehen soll. U.a. ist bisher noch nicht bekannt, wer den 2010 ausscheidenden SZ-Chefredakteur Hans-Werner Kilz beerben soll.
Aufmerksamen SZ-Lesern ist nicht entgangen, dass eine Menge erstklassiger Leute schon weg sind. Einer der besten Fußball-Journalisten, Christoph Biermann, in Herne aufgewachsen, ist zu Spiegel-online gegangen. Juan Moreno, ein genialer Kolumnist, moderiert jetzt im WDR-Funkhaus-Europa (103,3 Mhz), Marcus Jauer schreibt jetzt für die FAZ. Wenn die SZ-Eigentümer die Schraube so weiter drehen, steigt die SZ schneller in die 2. Liga ab als S04.