Web-Phenomäne: Domo-Kun, Herr Dankeschön

Wir hatten Tamagotchi, kleine eletronische Tierchen, die man hegen und pflegen und, wenn’s denn sein mußte, auf elektronischen Friedhöfen begraben konnte. Die Frage, was das alles soll, war ja auch damals schon nicht gestattet. Deshalb weiter im Text.

Im aktuellen "be street magazine" aus Frankreich bin ich zwischen all den Interviews und Portraits von Künstlern und Illustratoren auf eine Doppelseite mit Domo-Kun-Foto-Illustrationen gestoßen. 90% aller japanischen Schüler kennen Domo-Kun. Wie und warum er entstanden ist, kann ich auch nach mehrmaligem Nachlesen der Historie einfach nicht nachvollziehen. Ist auch egal. Viel Wesentlicher war, dass nachdem es die Animations-Serie im japanischen Sender NKH gab, das folgende Bild im Web kursierte und sich wie ein Lauffeuer verbreitete:

Ein neuer Mythos war geboren. Das braune Pendant zum gelben Sponge-Bob war losgelassen auf die Massen. Inzwischen ist der Hype weltumspannend. Es gibt 18 kurze Spots im japanischen Fernsehen, die der reine Kult sind. Wer von uns, der auf der Suche nach Sinn im Leben ist, der wissen will, wo wir herkommen und wo wir hingehen, mag da nicht verzweifeln?

 

Angela Merkel als Piratin?

Beim Schlendern durch Recklinghausens Innenstadt bin ich gedanklich über ein Überbleibsel des Wahlkampfes gestolpert. Ich habe über das Plakat nachgedacht. Sollte der dortige Slogan "Wir haben die Kraft" die Verkürzung von "Wir haben die Hannelore Kraft (am Wickel)" heißen? Aber dann habe ich mir das Bild angesehen: Nachdem die NRW-CDU sich imagemäßig sozialer als die SPD gebärdet und grüner als die Grünen, schuckt sie da bald auch die Piraten-Partei? Ist das so gemeint?

Ruhrpilot

 

Das Navigationssystem für das Ruhrgebiet

Politk: Neue Chance für Steinbrück?…Sprengsatz

Sarrazin: Grenze der Meinungsfreiheit…Welt

Merkel: Vorfreude auf Koalitionsverhandlungen…Der Morgen

BDI: Lockerrungen im Kündigungschutz unwichtig…Der Westen

SPD: Ämterpiraterie…Stern

SPD II: Wowereit gegen Rot-Rot-Tabu…FAZ

Ruhrgebiet: Standortvorteil Baukultur…Welt

Koalitionsverhandlungen: Kraftakt für Bildung…Spiegel

Gelsenkirchen: Eine Stadtbereisung…Gelsenkirchen Blog

Roma: Keine Abschiebung…Zoom

Bundestagswahl: Wer wählte FDP?…FAZ

Ruhrpilot

Das Navigationssystem für das Ruhrgebiet

2010: Loveparade in Duisburg findet statt…Der Westen

2010 II: Kein zweites Bochums…Der Westen

Mülheim: Judenhetze mit Pappnase…Spiegel

Dortmund: Personalrat gegen Spavorschläge…Ruhr Nachrichten

Westerwelle: Queer as Deutschland…Gelsenkirchen Blog

Koalitionsverhandlungen: Stachel Rüttgers…Welt

Bürgertum: Marxens Gespenstergeschichten…Weissgarnix

Schwarz-Gelb: Akzeptanz steigt…FAZ

SPD: Wo bleibt die Wut?…Zeit

SPD II: Diskussion über Linkspartei…Welt

2010: Still-Leben Anmeldung…Hometown Glory

Muschelschubserin: Und sie ist weg…Muschelschubserin

Werbung


Unsere kleine Farm

 

Vor ein paar Tagen wurde hier jemand angepfiffen, weil er Muslimen zum Ende des Ramadan ein paar Glückwünsche ausgesprochen hat. Da frage ich mich doch glatt was passiert, wenn man auch noch behauptet, Muslime könnten auch noch lustig sein oder sich etwas lustiges ausdenken. Können sie, wie Little mosque on the prairie beweist.

 

Bild: cast little mosque on the prairie, cbc.ca

Kanadier sind manchmal die besseren Amerikaner, was diese auch schon selbst erkannt haben. Zwar lassen die Ammis im Abendprogramm keinen doofen Witz über Kanada aus, die Rolle des besten und amerikanischsten aller Amerikaner haben sich aber dann doch mit Kiefer Sutherland besetzt. An Serien wie "24" wird leider aber auch deutlich, daß Muslime im amerikanischen Fernsehen zur Zeit lediglich für die Rolle des sinistren Verschwörers taugen, selbst dann, wenn sie mal auf der "richtigen" Seite stehen. Dann dürfen sie immerhin den undercover-agent geben, der "Sleepercells" unterwandert und auf diese Art zur Rettung der freien Welt beitragen.

Die kanadische Autorin Zarqa Nawaz, selber Muslima, hat sich hingegen einen alternativen plot ausgedacht. In Anlehnung an den Namensvetter "Little house on the prairie" lässt sie ihre kleinen Geschichten irgendwo in die Knüste des nordamerikanischen Kontinents spielen. Im Gegensatz zu Walnut Grove ist "Mercy" allerdings fiktional. Wer oder was in Mercy Gnade findet, das ergibt sich im Laufe der Serie, für diejenigen die keine bekommen, nun, für die ist es vielleicht eine kleine Anspielung an "Ein Fremder ohne Namen", auch wenn das nun wirklich sehr weit hergeholt ist.

Weit hergeholt sind die Inhalte der Serie allerdings nicht. Sitcom-typisch werden bekannte Klischees verbraten, alles noch nicht einmal sonderlich tiefsinnig, leichte Kost. Spaß macht jedoch der beinahe ständige clash of cultures. Was passiert zum Beispiel, wenn die Gemeinde keine Lust mehr hat, in irgendeinem Keller zu beten und endlich eine "richtige Mosche" haben will, als einzig verfügbarer Ort hierfür lediglich der Gemeindesaal der örtlichen anglikanischen Kirche zur Verfügung steht? Zum Glück handelt es sich beim Dorfpfarrer um einen Pragmatiker, der nach dem Satz handelt, Gott habe zwar gesagt, es solle Licht werden, aber er müsse die Stromrechnung immer noch selber bezahlen und er könne Untermieter gebrauchen. Gibt man der Sache ein wenig Zeit, dann machen einige Charaktäre richtig Spaß.

Warum es "Unsere kleine Moschee" nicht nach Deutschland geschafft hat? Keine Ahnung. Immerhin ist der grundsätzliche plot seit "Türkisch für Anfänger" auch hier recht erfolgreich gewesen, die langsamen Schweizer haben sogar schon eine synchronisierte Fassung gesendet und in taz und Welt fanden sich positive Artikel. Aber zum Glück gibt es Little mosque on the prairie auf youtube und der langweilige Nachmittag bei Regen ist gerettet…

Der Lüpertz-Koloss oder Bedienung im Nordsternpark

Die Veranstaltungen der Ruhr2010 sollen groß sein. So groß, dass sogar der Direktor der Wohnungsfirma THS mit Sitz in der ehemaligen Gelsenkirchener Zeche Nordstern, Karl-Heinz Petzinka, mittun will. Der Mann ist nebenher künstlerischer Direktor der Ruhr2010. Und er hat eine Idee: Er will oben in der Nähe seiner Firmenzentrale auf den Zechenturm von Nordstern einen gläsernen Aufbau pappen. Darauf soll dann eine Figur vom Bildhauer Markus Lüpertz gepfählt werden. Als Signal 100 Meter hoch, als Tor zur Emscherinsel, dem zentralen Kunstort der Kulturhauptstadt. Und bezahlen sollen wir Steuerzahler das – zumindest das meiste davon.

Foto: Ruhr2010

Schöne Worte. Die Baukosten liegen bei 13,6 Millionen Euro. Als Projekt der Kulturhauptstadt wird der Nordsternturm von Bund und Land mit 7 Millionen gefördert. Die THS beteiligt sich mit 3 Mio am Bau. Die – Ironie an – reiche Stadt Gelsenkirchen – Ironie aus – gibt 700.000 Euro. Ein paar Etagen des Prestige-Leuchtturms von THS-Kulturhauptstadt-Direktor Petzinka sollen auch „privatwirtschaftlich“ genutzt werden, nämlich unter anderem von der THS. Ansonsten wahrscheinlich genauso privat, wie der Designbau in Essen Zollverein.

Seit langem gibt es Kritik an dem Vorhaben. Schon im vergangenen Frühjahr hatten die Direktoren von 18 Kunstmuseen im Ruhrgebiet einen gemeinsamen Brandbrief an die Ruhr 2010-GmbH geschrieben, als von den veranschlagten neun Millionen Euro für Gemeinschaftsprojekte im Kulturhauptstadtjahr gerade mal knapp 300.000 Euro zugesagt wurden. Diesen Museumsleuten muss es wie ein Hohn vorkommen, dass wieder Gigantonomie gefördert wird, diese Leuchttürme, die wie Denkmäler der untergegangenen Wolfgang Clement Zeit erstrahlen.

Aber egal, wird halt weiter Geld verballert. Ich möchte mal auf folgendes Hinweisen: Petzinka wurde erst im vergangenen Jahr von Lüpertz als Professor an die Düsseldorfer Kunstakademie geholt, als der dort noch Rektor war. Und da bedienen sich wohl die Herren Künstler gegenseitig aus den Töpfen der Ruhr2010-Firma. So könnte man es zumindest böswillig auslegen.

Was sagt denn die PR-Abteilung dazu? Fritz Pleitgen, Vorsitzender der Geschäftsführung der RUHR2010, freut sich,

wie gelungen das Nordsternturm-Projekt gleich mehrere Programmstränge im Kulturhauptstadtjahr verbindet und so dem Anspruch an Nachhaltigkeit in besonderem Maße gerecht wird.

Und weiter heißt es, Lüpertz sei ein Künstler, der wie kaum ein anderer die Ikonografie eines kraftvollen Aufbruchs beherrsche. Die Monumentalplastik zeige die Kräfte, die an dem Förderturm gezogen hätten und denen standgehalten wurde – ein Sinnbild für die ganze Region.

Toll. Mir kommt das auch vor wie ein Sinnbild für die ganze Region.

In dem Prestige-Geleucht wird das "Nordstern VideoKunstZentrum" eingebaut. Obwohl es ein paar Kilometer weiter in Marl im „Skulpturenmuseum Glaskasten“ ein Zentrum für Videokunst gibt.

Nix gegen Lüpertz und Petzinka übrigens – ihre Sachen finde ich wirklich gut. Aber warum muss das so laufen? Und warum wird das Kulturgeld ausgerechnet so Kirchturmmäßig ausgegeben? Ich verstehe ja auch, dass die beiden stolz sind. Aber mir bleibt ein schaaler Geschmack im Mund. Förderkohle wird hier wie immer im Pott abgezwàckt für Prestigeideen von dem nur wenige etwas haben. Die Museen für Alle bekommen Krumen. Klar kann man das nicht vergleichen, weil das Geld aus verschiedenen Töpfen kommt. Aber ich finde man sollte das vergleichen.

Danke an Louis

Ruhrpilot

Das Navigationssystem für das Ruhrgebiet

Opel: Betriebsrat befürchtet Insolvenz…Ruhr Nachrichten

Ruhr2010: Unna will kein Kreativquartier…Der Westen

Geld: LWL braucht Geld von den Städten…Ruhr Nachrichten

SPD: Sozi-Zensursula macht Karriere…FIXMBR

Twitter: Wir waren Müntefering…Netzpolitik

Dortmund: Flughafen-Chef ist optimistisch…Ruhr Nachrichten

Bundestagswahl: Rote Karte für Rot-Rot-Grün…Sprengsatz

Essen: Rathaus-Mitarbeiter beklagen Verschwendung an der Spitze…Der Westen

Duisburg: Steuerzahler-Bund will städtische Gesellschaften prüfen…Der Westen

Geschichte: Ruhrgebiets-Lesebuch…Ruhr Nachrichten

Bundestag: Lammert wieder Präsident…Westfälische Nachrichten

 

Werbung


Presseschau Migration/Integration im Sept. 09

Foto: Beate Moser

Das Ruhrgebiet ist die größte Einwanderungsregion Europas. Da kann es nichts schaden manchmal über den Tellerrand zu schauen, wie es in der Einwanderungs-, Integrations- und Flüchtlingspolitik zugeht. An dieser Stelle erscheint ca. einmal im Monat eine Presseschau zu diesem Thema. Sie erhebt keinen Anspruch auf enzyklopädische Vollständigkeit, sie enthält Texte, die aus meiner Sicht für – die oftmals kontroverse – Debatte in diesem Themenbereich von Interesse sind. Die Aufnahme von Texten bedeutet keine Identifikation mit ihren inhaltlichen Aussagen. Auf den Link klicken führt zum Text.

Rumänien: 12-Stunden-Schicht für weniger als 300 Euro im Monat – eine Reportage für Arbeiterführer Rüttgers (Berl. Zt.)

Saudi-Arabien, das Königreich des Jugendfrusts und Heimat der meisten 9/11-Terroristen (Berl. Zt.)

Ekkehard Sieker berichtet über merkwürdige "Fährtenleser des Terrors", die erfolgreichen Eingang in hiesige Medien finden (hintergrund.de)

Mustermigranten verlassen Deutschland (Sp-on)

Wie sich die Türkei im großen Spiel um die Energiereserven positioniert: Die neue Mitte (Zeit)

Ein anrührender Briefaustausch zwischen Sechstklässlern aus Kreuzberg und Anatolien (Tagesspiegel)

Türkei: die Aziz-Nesin-Stiftung ist durch die jüngsten Überschwemmungskatastrophen bedroht (taz)

USA: das Big Money hinter Obama (Junge Welt)

Der Kampf um eine US-Krankenversicherung zeigt, dass die postrassistische Gesellschaft eine Illusion ist, meint Eva C. Schweitzer (Berl. Zt.)

Instrumentalisierung von Obama-Kopisten in Russland (Tagesspiegel)

London: Monica Ali ("Brick Lane") hat ihr neues Buch fertig (Tagesspiegel)

Italien: Anzeichen für Berlusconis Ende? (Jungle World)

Iran: Charlotte Wiedemann berichtet kontinuierlich über die iranische Opposition (Zeit)

Iran: Interview mit Nobelpreisträgerin Ebadi (taz)

Ägyptens Squash-Weltmeisterinnen sind auch Balance-Künstlerinnen (taz)

Tel Aviv: Am Strand treffen sich Heilige, Homos, Hedonisten (Berl. Zt.)

Elfenbeinküste: europäischer Giftmüll bringt ivorische Menschen um (FAZ)

Gabun: Nach dem Tod Omar Bongos sichern sich Frankreichs Freunde weiterhin die Macht (Jungle World)

Marokko: ein Frauenhaus hilft ledigen Müttern (Berl. Zt.)

Rassismus im Inland: wie Nadja Benaissa versucht wieder auf die Beine zu kommen (Berl. Zt.)

Rassismus im Inland: Analyse des Wahlerfolges von "Pro Köln" (Jungle World)

Der Essener Lokalteil der WAZ berichtet über multikulturelle Massenschlägereien im Amateufußball (derwesten.de), zum gleichen Thema auch ein Bericht im Rhein-Ruhr-Teil (derwesten.de); derwesten.de sah sich bei diesen Themen genötigt, die Kommentarfunktion abzuschalten

Interview mit dem Kurator der Ausstellung "Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg" (Telepolis), und welches Problem die Berliner Werkstatt der Kulturen damit hatte (Jungle World)

Ein Buch über Europa vor dem 1. Weltkrieg und heute: "Die Zukunft für uns ist nur noch Bedrohung" (Telepolis)

 

Financial Times bezeichnet S04 als „fast pleite“

Die "Financial Times Deutschland" beschreibt seit gestern abend 23:16 h ihre Sicht der "drohenden Zahlungsunfähigkeit" des größten Arbeitgebers auf dem Gebiet der Stadt Gelsenkirchen, des FC Schalke 04. Kern des Problems sei Schalkes Großgläubiger Stephen Schechter, der seinerzeit den Bau des Gebäudes "former known as Arena Auf Schalke" vorfinanziert, und dem S04 bereits seine Zuschauereinnahmen verpfändet habe.

Nach Informationen der FTD fordere Schechter nun die Entlassung von S04-Geschäftsführer Peters. Der habe ihm vor kurzem gebeichtet, "dass drei der vier Sicherheitskonten, über die zahlreiche Kredite des klammen Klubs bedient werden, ‚kein Guthaben aufweisen‘." Diese Konten sollen normalerweise jeweils mit 8 Mio. Euro gedeckt sein, als Sicherheit für die vielen S04-Gläubiger. Doch nur das, das für Schechter gedacht sei, ist nach Recherchen der FTD noch gefüllt.

Es wird also immer enger für S04. Ausgerechnet hier in Gelsenkirchen, der Stadt des deutschen Fußballmeisters von 1958, fuhr die untergegangene SPD am Sonntag noch ihr bundesweit bestes Wahlkreisergebnis ein. Das letzte gallische Dorf. Doch wer ist Asterix? Und wo ist der Zaubertrank?

Update: Der Verein erklärte zur FTD-Story: "Die in einem Artikel der FTD thematisierten Sicherheitskonten der Schechter-Anleihe sind vertragsgemäß gefüllt. Alle bislang fälligen Raten der Anleihe sind vom FC Schalke 04 pünktlich bedient worden."