Sieg für Blogger. Abmahnanwalt erlebt Desaster in Sachen Wagenknecht

sahra-wagenknecht_pressefoto1Der Abmahnanwalt der Fotografin Helga Paris hat bei seinem Vorgehen gegen Blogs wegen der Verwendung eines alten Pressebildes von Sarah Wagenknecht (Die Linke) ein Desaster erlebt. Das Amtsgericht Charlottenburg in Berlin lehnte einen Eilantrag gegen den Blogger Thomas Rodenbücher, xtranews.de ab, diesen zur Unterzeichnung einer Unterlassungserklärung – und damit zur Zahlung der Abmahnkosten –  zu verpflichten. Rodenbücher bleibt damit vorerst straffrei. Der Abmahner kann nun überlegen, ob er in die Hauptsache geht. Bei der erlittenen Klatsche ist aber nicht davon auszugehen.

Andere betroffene Blogger dürfen dank dieser Entscheidung aufatmen, wenn sie ebenfalls von dem Abmahnanwalt Ronald Schmidt aus der Kanzlei Haupt aus Berlin in Sachen Sarah angegriffen wurden. Es dürfte diesem nun extrem schwer fallen, Blogs an die Wäsche zu gehen.

Der Blogger Rodenbücher hatte eines der meist verbreiteten Bilder von Wagenknecht benutzt, um damit einen Beitrag über die Politikerin zu illustrieren. Das Bild stand wahrscheinlich jahrelang frei und kostenlos zum Download auf der Seite der Linken bereit. Dort war es in verschiedenen Varianten als Pressefoto ausgewiesen. Fast jeder Deutsche kennt es.

Abmahnanwalt Schmidt hatte argumentiert, dass die Fotografin Paris das Bild vor elf Jahren nur für die Verwendung in einem Wahlkampf freigegeben hätte. Sarah Wagenknecht habe das Bild also nicht im Internet verbreiten dürfen. Es sei also widerrechtlich in Blogs verbreitet worden. Und aus diesem Grund hätten sich die Blogger einer Urheberrechtsverletzung schuldig gemacht. Weitere Hintergründe siehe hier: klack

Der Blogger Rodenbücher sah diese Argumentation, wie die Ruhrbarone, nicht ein und weigerte sich eine kostenpflichtige Abmahnung zu unterschreiben. Seiner Ansicht nach, verbarg sich hinter dem ganzen Prozeßgehansel das Geschäftsmodell eines Abmahnanwaltes.

Das Gericht urteilte nun:

Da die Fotografin Paris und ihr Abmahnanwalt Kenntnis davon hatten, dass Sarah Wagenknecht das Foto zum download bereitgestellt hatte, und dies nicht unterbanden, mussten die Blogger davon ausgehen, dass die Fotos zum Abdruck freigegeben waren.

Zudem habe die Fotografin elf Jahre dabei zugesehen, wie das Foto zu einem der meist verbreiteten Fotos von Sarah Wagenknecht im Internet geworden ist – ohne etwas zu unternehmen.

Aus diesem Grund hätten:

„sich Dritte darauf verlassen können, dass es sich hierbei um ein Foto handelt, mit dessen öffentlicher Zugänglichmachung die Antragstellerin als Berechtigte einverstanden ist.

Alle Blogger, die in der Vergangenheit das Sarah-Wagenknecht-Foto von Paris benutzt haben, können aufatmen. Der Beschluss ist eindeutig. Hier gibt es ihn zu download, falls der Abmahner auch zu Euch kommt und ihr Argumente braucht: klack

Aber Achtung: Wer das Foto jetzt noch weiter ohne Einwilligung von Paris benutzt, kann trotzdem abgemahnt werden. Denn nun könnte ein Gericht sagen, seit dem Rechtsstreit ist bekannt, dass dieses Foto unter Urheberrecht steht und nicht frei ist.

Unser Tipp also: Jetzt löschen, keine Angst haben. Lassen wir das Sarah-Pic und damit Helga Paris samt ihrem Abmahnanwalt aus dem Netz verschwinden. Auf Wiedersehen.

P.S. Mich freut, dass vom Gericht die Argumente so gewogen wurden, wie wir es für richtig befanden, und nicht so, wie es sich Rechtsanwalt Markus Kompa ausgeknobelt hat. Gott sei Dank hat der uns nicht vertreten. Leider ist bei ihm die Kommentarfunktion ausgeschaltet, sonst hätte ich bei ihm Stellung bezogen, aber das ging ja leider nicht. 😉

Moderne Dubologen

Dub Musiker sind schon eine seltsame Spezies. Entweder sitzen sie ganz in der Tradition ihres Vorvaters, dem seligen King Tubby, wie Osbourne Ruddock sich selbst nannte, im stillen Kämmerlein und frickeln virtuos als Klangmanipulatoren mit der Software am Mischpult. Andere wiederum bedienen sich fortwährend der Musikgeschichte der letzten 30 Jahre und basteln aus bekannten Chartsstürmern und Fetenhits neue Dubversionen.

Zu den Fricklern gehört Umberto Echo. Er arbeitet vom München aus und verdubbt auf seinem jüngsten Werk internationale Top Acts. Aus Jamaika bspw. Damian Marley und Buju Banton. Aus Deutschland Seed und den unvermeindlichen Gentleman. Und auch bei den anderen Interpreten bewegt er sich immer im Kontext des Reggaes: Sei es vom Roots bis hin zum Dancehall. Aber verschafft euch selber einen Eindruck und hört ins Video hinein. Ein schönes Wortspiel…

Dub Spencer & Trance Hill machen es dagegen anders. Sie bedienen sich nicht mehr wie einige Musikergeneration vor ihnen ausschließlich der Reggaegeschichte, sondern wagen den großen Wurf in Richtung Rock- und Popgeschichte.
Eine Elegie der Songs ihrer längst vergangenen Adoleszenz. Dies hört sich dabei keineswegs so traurig an wie es sich liest.
Enter Sandman von Metallica behält seine leicht bedrohliche Stimmung löst jedoch fast vollständig in Echos, Delay und Overdubs auf. Gerade gehört auf dem Album „Riding Strange Horse“s von den beiden schweizerischen Dubologen Dub Spencer & Trance Hill.

Deren drittes Album zeigt sich in der Songauswahl der Disziplinen und Stile der verdubbten Originale gar nicht einschränkend:
Mama von Genesis, London Calling von The Clash, Smoke On The Water von Deep Purple, When I Fall In Love von Ken Boothe und 25 Years von The Catch, werden teilweise komplett verfremdet. Identität verleiht den einzelnen Songs der Rest einer ursprünglichen Rhythmuslinie und der Gesang für den ein Teil der Originalsänger verpflichten werden konnten.

Das ist ein weiterer Punkt bei den modernen Dubologen, dass sie es sind, die meistens schon der Vergessenheit anheim gefallenen Musiker zusammen mit den Songs, die sie bereits unsterblich gemacht haben wieder ins akustische Rampenlicht stellen.

Also wer kann denn noch allen Ernstes was mit Namen wie John Savannah oder Robin Scott anfangen? Die Auflösung: ersterer sang bei CC Catch und letzterer war die Stimme und Kopf von M mit PopMuzik. Als Gastvokalisten haben sie auf Riding Strange Horses den Sangespart der fulminanten Dub-Tracks ihrer Originale von Dub Spencer & Trance Hill neu eingesungen.

Info:

  • Umberto Echo – Dub The World (CDEB074) (ab Ende Februar 2010 im Handel)
  • Dub Spencer & Trance Hill – Riding Strange Horses (CDEB071) (ab Mitte Januar 2010 im Handel)

Labelwebsite: Echobeach

Tourdaten Dub Spencer & Trance Hill:
Jan 22 Neuchatel (CH), Barking
Jan 23 Bremgarten (CH), KUZEB
Feb 06 Zürich (CH), El Lokal
Mar 05 Olbernhau (D), JUZ
Mar 06 Miltenberg (D), Big Mama
Mar 07 Tübingen (D), Epplehaus
Mar 10 Köln (D), Underground
Mar 11 Hamburg (D), Knust
Mar 12 Lübeck (D), Treibsand
Mar 13 Jena (D), Kassablanca
Mar 14 Berlin (D), Maria am Ostbahnhof
Mar 18 München (D), Orangehouse (Feierwerk)
Mar 19 Augsburg (D), Mahagoni
Mar 20 Marburg (D), KFZ

Ruhrpilot

U-Turm in Dortmund
U-Turm in Dortmund

Das Navigationssystem für das Ruhrgebiet.

Ruhr2010: Ärger um U-Turm…Der Westen

BVB: Wirsing plant Fußball-Komödie…Ruhr Nachrichten

Schalke: Spielen mit Dachschaden…Welt

Dortmund: Gift-Skandal in Kleingärten…Der Westen

Ruhr2010 II: Besucherzentrum-Duisburg eröffnet im Februar…Der Westen

Ruhr2010 III: Zahlende Gäste dringend gesucht…Der Westen

Duisburg: Bestes Konzertprogramm…xtranews

Pop…ist tot…taz

RRX: Der Rhein-Ruhr Express soll kommen…Kölner Stadtanzeiger

WAZ & RN: Zeitungsboten verlieren ihre Jobs…WDR

RRX II: Abgehängt…Kölner Stadtanzeiger

Duisburg: GEBAG plant Abrisse…Der Westen

Internet: Wikileaks Spendenaufruf…Schrozberg

Kai Fobbe: Epidemisch auftretende Befindlichkeiten…Hometown Glory

Ruhr2010 IV: Gelsenkirchener Programmheft…Gelsenkirchen Blog

Navis: Markt differenziert sich…Frontmotor

EN: „Sozialticket passt nicht in die Zeit…Der Westen

Ruhr2010 V: Move Your Feet, Kulturhauptstadt!…Kochplattenteller

Islam: Das lange Leben der Mohammed-Karikaturen…NZZ

Köln. Rot-Grün steht wackelig…Münstersche Zeitung

Karriere: Emmet Brown und das Arbeitsamt…Kontextschmiede

Google: …über alles?…Spreeblick

Buch: Postdemokratie…Zoom

Buch II: Lieber Finder des Exemplar von „Der Pott“…Prospero

Wirtschaft: Ende des Freihandels?…Weissgarnix



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Als die Grünen noch wild waren…


Ja, heute sind die Grünen eine langweilige, etablierte Partei. Aber vor 30 Jahren – da waren das wilde Kerle und wilde Weiber. Rebellen. Zerfressen vom Zorn gegen sich selbst und das System. Und das hat man ihren Wahlwerbespots von damals auch angesehen.

Goldkante: Bis bald!

Goldkante
Am 29. Januar schließt die Goldkante in Bochum. Doch die Macher der Bar sind schon auf der Suche nach einem neuen Standort.
Am 29. Januar ist Schluss. Dann geht an der Herner Straße 13 in Bochum eine kleine Ära zu Ende: Die Goldkante (Und auch ihr Vorläufer London, Tokyo, Paris, aus dessen Publikum sich die Mitglieder des Vereins rekrutieren, der die Goldkante trägt) war ein Freiraum und ein Experimentierfeld: Hier wurden Theaterformate wie 99cent Theater entwickelt, legten ambitionierte DJs auf und spielten Bands aus aller welt vor einem meist kleinem, aber umso interessierten und begeisterten Publikum. Auch Diskussionsveranstaltungen, wie zuletzt um die Perspektiven der Kulturhauptstadt, fanden hier statt.
„Unser Miervertrag lief aus und uns wurde es auch zu eng“, sagt Tobias Pfaff, der mit vier anderen Zusammen den Vorstand der Goldkante-Trägervereins H13 bildet. „Die letzte Veranstaltung in der Goldkante wird am 22. Januar das Konzert von Knarf Rellöm sein. Am 29. ist der letzte Öffnungstag, aber dann werden hier kaum noch Möbel drinstehen.“
Das Aus an der Herner Straße wird aber nicht endgültig sein. H13 ist auf der Suche nach neuen Räumen: „Die sollen im Bereich der Innenstadt liegen, aber nicht im Bermudadreick und es wäre gut, wenn alles ein wenig größer wäre.“ Um ein Lokal im Viertel vor Ehrenfeld bemüht man sich aktuell, aber noch ist nichts entschieden. „Es gibt so viele Leerstände in Bochum, dass wir sicher sind, wir finden was.“ Pfaff hofft auf die Eröffnung der neuen Goldkante im Frühling. „Dann geht es wieder los.“

Ruhrbarone auf dctp

dctp
Im Rahmen der Reihe Meinungsmacher wurden von dctp von Philip Banse eine Reihe Blogger interviewt.

Für die Ruhrbarone habe ich das interview gemacht. Ein paar Mal hab ich mich verhaspelt: Wenn ich in Gelsenkirchen wohnen würde, würde ich natürlich Geld für die Artikel von Lars-Oliver Christoph zahlen… Das Interview findet Ihr hier…Klack

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Ruhrpilot

Das Navigationssystem für das Ruhrgebiet.
Dortmund: Wann muss Sierau sein Büro räumen?…Der Westen
Ruhr2010: Linie 107 fährt durh das Revier…RP Online
Debatte: Islamkritik ist nicht gleich Judenhass…Welt
Ruhr2010 II: Kreativquartier Lohberg eröffnet…Der Westen
Öffentlicher Dienst: „5% ist viel zu hoch“…Der Westen
Bochum: Sparen wider Willen…Ruhr Nachrichten
Armin Rhode: „Ich füge mir Stammesnarben zu!“…Tagesspiegel
Linkspartei: NRW gegen Bartsch…RP Online
Ruhr2010 III: So berichitet die Welt über das Ruhrgebiet…Bild

3 FÜR 7 – Konzerte und so

Maybe we have been promised jetpacks, too
Maybe we have been promised jetpacks, too

Guten Morgen, guten Tag! Meine Güte, dieses Internet hat doch immer was Neues zu bieten! Kaum hat mensch sich den Schlaf aus den Augen gewischt: Tataa und tusch! Neues Layout, neues Redaktionssystem. Dabei dachte der Autor dieser Zeilen doch, nach all dem 3012-Hype oder was das war in den letzten Tagen mit einem ganz platten Special wieder auf „normal“ machen zu können. Naja, sei’s drum. Die Themen: Archive, We Were Promised Jetpacks, Helge Schneider.

Ganz oben rechts auf der Seite von Archive sind die „Hörbeispiele“. Die Situation beim Schreiben hier gerade erinnert mich an den Artikel von Kollege Diederichsen in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (die ich kaufen musste, weil es in der tollen Stadt Essen mittlerweile nicht mal mehr den sonntäglichen Tagesspiegel gibt – wofür mensch vorher sogar zum Hauptbahnhof fahren musste. Für Tipps wäre ich dankbar. Umziehen? Vielleicht). Jedenfalls bemängelt Diederichsen ja, die Kunstkritik, wie er sie mag, sei bei den an der Form von Webforen orientierten Albenkritiken (mehrerer Autoren) in der aktuellen Spex nicht mehr denkbar. Nun, ich find beide Argumentationen doof, will aber nicht wieder was aus meiner Reihe „Printmagazine, die wir nicht mehr brauchen“ darüber schreiben. Also kurz mal eben: Was soll groß „von oben“ über Musik geschrieben werden, egal ob von einem oder mehreren? Interviews und Reportagen sind ja okay, der Rest ist meist eh nur Verkaufsargumentskram für akademisch versierte Zwangshipster. Also: Bitte einfach den Links folgen und selbst ein Bild machen. (Ich sag auch nicht, ob ich die vorgestellten Künstler gut finde.)

We Were Promised Jetpacks sind auch in der Gegend. Und natürlich sind Bands auch immer Gründe sich zu treffen, „Uh, wir haben Gemeinsamkeiten!“ festzustellen, aber vor allem natürlich auch dazu gut, total persönliche Distinktionsgewinne zu verbuchen, sich selbst zu sagen, wie besonders, einmalig, geschmackssicher und/oder locker, treu, klug, sexy, einsam, gesellig, etc. mensch ist. Was sollen Schreiberlinge das also auch noch argumentativ unterfüttern, außer um den Absatz der Tonträger und Eintrittskarten zu verstärken? Vor allem, wenn sie nichts oder nur Gästeliste von den Agenturen, Hallen, Vertrieben, etc. bekommen? Vielleicht weil sie einfach total scharf darauf sind, anderen ihre Meinung zu unterbreiten? Können die sich nicht mal ne Meinung über politische Themen bilden oder sich sonstwie nützlich machen, anstatt immer wieder diese Berufsjugendlichennummer durchzuziehen? Hm, vielleicht besser nicht.

Für die Tour von Helge Schneider gibt es partiell noch Restkarten. Verstehen den jetzt eigentlich die Leute schlechter, weil er weniger in den Feuilletons ist? Oder haben sie das eh nie oder was? Ach, vielleicht gibt es da immer recht ähnliche Prozentsätze, egal was welche Poptheorie-Koryphäe oder -Lusche darüber schreibt. – Wow, so sähe doch mal Poptheorie aus dem Ruhrgebiet aus, oder? Total unkommerziell, klar an den Akteuren orientiert, akademisch unverbrämt und immer locker aus der Hüfte geschossern. Haha. (Hm, meint der Autor das jetzt ernst? Die spinnen doch, die Ruhries. Hm, hm, stimmt schon, was braucht man denn all dieses Geschreibe? Man kann doch hingehen oder selbst hören. Die Journalisten sollen einfach für mich aus all dem Infowahnsinn filtern, was mich interessiert. Höhö, sollen die mal twittern und so wie die Doofen, ich geh mal mit dem Hund raus.)

Archive am Samstag in der Zeche Bochum.
We Were Promised Jetpacks am Montag im FZW.
Helge Schneider dann und wann hier und da.