Die Bundesliga wie sie sein sollte – Teil II
Fußballkenner Peter Podewitz Foto: Podewitz.com
Eigentlich schade, daß die Bayern ihren doch recht gelungenen Saisonstart am vorletzten Wochenende durch einen unnötigen Sieg eintrüben mussten. Sei’s drum. Als glühender Pessimist betrachte ich ohnehin folgendes als bereits geschehen: der Stamm der Vangaalen brandschatzt sich an die Tabellenspitze, während Bremen arbeitsscheu in der Tabellenmitte rumlungert und der liebe VFL Bochum seinen Stammplatz in der Abstiegszone mit Zähnen und Klauen verteidigt. Na, dann doch lieber so:
Die wichtigste Nachricht des 5. Spieltages kam am späten Sonntagabend: Ulli Hoeneß hat das Bewußtsein wiedererlangt. Ein Sprecher des Franz-Josef-Seehofer-Klinikums in München bezeichnete den Zustand des Bayern-Managers als bedenklich, aber stabil. Allerdings habe man Hoeneß , der beim 4:0-Treffer der Dortmunder Borussia einen Zusammenbruch erlitten hatte, noch nicht über den 7:0-Endstand informiert.
Nach der desolaten Vorstellung der Münchener Elf gerät Trainer Van Gaal zunehmend unter Druck. Angeblich sei bereits Peter Neururer als Nachfolger im Gespräch, der vereinsintern wegen seiner Erfahrung im Abstiegskampf als Ideallösung angesehen werde.
Ein Nachspiel wird auch die unschöne Partie Wolfsburg gegen Leverkusen haben: die übertrieben rüden Fouls, die zu insgesamt 7 Platzverweisen und sechs Elfmetern führten, waren zum Teil dermaßen brutal, dass eine Zusammenfassung der torlosen Begegnung in der ARD-Sportschau aus Jugendschutzgründen nicht gezeigt werden konnte.
Arge Probleme hatte auch die Eintracht aus Frankfurt beim heiß umkämpften 1:1 gegen den SC Freiburg. Das teilweise recht verkrampfte Spiel der Frankfurter hat seine Ursache sicherlich in der Weigerung der Mannschaft, in Trikots des Sportartikel-Herstellers JAKO aufzulaufen, weshalb die Spieler sich ihre Spielernummern kurz vor Anpfiff auf den nackten Rücken tätowieren ließen.
Guten Fußball gab es dagegen bei der TSG Hoffenheim, auch wenn die edlen neuen Hoffenheimer Trikots aus handgeklöppelten Libellenwimpern den Spielern nicht das Selbstvertrauen verleihen konnten, das 0:5-Debakel gegen die Gäste aus Bochum zu verhindern.
Ebenfalls deutlich überlegen zeigte sich der FSV Mainz 05 beim 2:0-Erfolg gegen die Berliner Hertha. Nach der Begegnung zog die Berliner Club-Führung die Konsequenzen aus der derzeitigen Situation und unterstellte den gesamten Verein Felix Magath zur kommissarischen Leitung als Protektorat des FC Schalke.
Vielleicht etwas voreilig, denn Schalke kam seinerseits nicht über ein 2:2 gegen den FC Köln hinaus. Bei den Kölnern wirkte sich die überraschende Verpflichtung von Birgit Prinz positiv aus: das neue Sturm-Duo Birgit-Prinz-Poldi leitete beide Treffer der Kölner ein.
Im zweiten Sonntagsspiel sorgte Werder-Coach Thomas Schaaf zunächst mit seiner Entscheidung, gegen Hannover 96 auf einen Torhüter ganz zu verzichten, für Irritationen. Aber spätestens nach dem 3:0 in der 7. Spielminute konnten die Fans unbesorgt dem 8:0-Endstand entgegenfeiern.
Die Partie Stuttgart gegen HSV wurde überschattet von den Vorwürfen VFB-Torwart Jens Lehmann habe die Verletzung des designierten DFB-National-Torhüters Robert Enke in Auftrag gegeben. Tatsächlich fanden Fahnder in Lehmanns linkem Stutzen eine weitere „Todesliste“: „R. Adler: Kniescheibe zertrümmern, M. Neuer: Finger brechen, T.Wiese: Schnurrbart ins Gesicht malen und von den Freunden im Kindergarten zugrunde hänseln lassen.“ Geradezu absurd, daß die Hamburger den 90 Minuten lang mit Interview-Anfragen beschäftigten und obendrein in Handschellen spielenden Stuttgarter Keeper nicht einmal ernsthaft prüften. Hinzu kam Pech, als der einzige echte Torschuß von einem Mikrophon-Galgen zur Ecke geklärt wurde.
Unklar ist weiterhin, ob das 3:3 der Begegnung zwischen dem 1.FC Nürnberg und Borussia Mönchengladbach gewertet wird. Die Spieler beider Mannschaft hatten vor Anpfiff bekundet „keine Lust“ zu haben und das Ergebnis kurzerhand ausgewürfelt, wobei Minthal kurz vor Ende der Partie mit einem Sechser-Pasch der Ausgleich gelang.
Abschließend erreicht uns die Nachricht, dass der FC Bayern München für diese Saison keine weiteren Spieler-Käufe plant. Das Geld werde für die Anschaffung einer Herz-Lungen-Maschine benötigt, hieß es. Gute Besserung.