Jochen Distelmeyer spielt neue Konzerte ohne Herrn Blumfeld

Letztlich kam in einer geselligen Runde die Frage auf, was wohl der Jochen Distelmeyer, ehemals Sänger der formidablen Kombo Blumfeld, aktuell macht. Seit der Abschiedstournee und Auflösung der Band sind mittlerweile gut zwei Jahre ins Land gegangen. Und jetzt is er wieder da und hat sogar am 16.7. im Grend in Essen den zweiten Auftritt seiner Soloaktivitäten zum besten gegeben. Richtig: zum BESTEN, denn entgegen so mancher Meinung in der Twittersphäre war es richtig gut. 

Blumfeld begründeten in den 90ern die "Hamburger Schule". Die ersten drei bis vier Alben waren Blaupause für Generationen von deutschsprachigen Bands. Bei den letzten Platten deutete sich unter den Fans die Aufsplittung der Meinungen an: Polarisiert in "wat´n Scheiß" und "supergeil". Das neue Album in neuer Bandbesetzung – also nicht das gefürchtete Ich-alleine-mit-meiner-Gitarre Soloprojekt – ist aufgenommen. Heavy heißt´s und erscheint 25.09.2009. Einen in seiner Studiversone eher langweiligen Song kann man auf Jochen Distelmeyers Seite schon jetzt im Stream anhören live dagegen wesentlich grooviger gespielt.

Diestelmeyer rockt das Grend mit seiner neuen 5köpfigen Band. Heiß war es in der Halle und eng auf der Bühne. Den Drummer habe ich erst beim letzten Song vor der Zugabe den Drummer entdeckt. Dachte schon der käme nur von Band. Und dass ein Keyborder mit am Start ist, habe ich dann bei der Bandvorstellung mitbekommen.
Böse Zungen behaupten Distelmeyer sei nun in der deutschen Musikszene zum Mark E Smith mutiert. Nein, nicht ob seiner genuschelten Zwischenansagen, sondern aufgrund des zunehmenden Verschleiß von Musikern. Dem Sound hat die aktuelle Besestzung keineswegs geschadet. Es wird kräftig gerockt. Ob es bei der sg. Abschiedstournee von Blumfled auch so war, kann ich nicht sagen. Den Abschied nahm ich nicht ernst und wollte ihn erst beim Comeback weider sehen. Hat sich gelohnt. Denn die "Schlagerelemente" sind wieder in den Hintergrund getreteten. Ein bisschen Singer-Song-Writer-Attitude steht ihm aber gut zu Gesicht.
Das Publikum liebt ihn wie eh und je. Mit gut 120 Besuchern ausverkauften Grend kein Wunder. Und der von Distelmeyer inszenierte Canon bei "Quo Vadis" – die Männer singen im Chor "Quo Vadis" und die Damen "Stets dem Leben zu, zwischen ich und du" war schon ziemlich abgefahren.

Aus aktuellem Anlaß hier noch der Link zu unserer Verlosungsaktion vom 21. bis 24. September 2009
 

Weitere Termine:

17.07.2009 Würzburg, Cafe Cairo
18.07.2009 Gräfenhainichen, Melt! Festival
30.08.2009 Hamburg-Kampnagel, Internationales Sommerfestival
05.11.2009 Dortmund, Freizeitzentrum West
06.11.2009 Bielefeld, Kamp
07.11.2009 Mülheim an der Ruhr, Ringlokschuppen
09.11.2009 Köln, Gloria-Theater
11.11.2009 Erlangen, E-Werk
14.11.2009 Stuttgart, Universum
15.11.2009 München, Ampere-Muffatwerk
02.12.2009 Osnabrück, Lagerhalle

Der Anti-Atom-Agent

In den 70er und 80er Jahren wurde die Auseinandersetzung um die Atomenergie wesentlich härter geführt als heute. Die Anti-Atom-Bewegung hatte in dem Konflikt Helfer aus den Reihen der Atomindustrie. Sie verrieten Betriebsgeheimnisse, um den Bau von Atomkraftwerken zu verhindern. Einer von ihnen ist nun gestorben. Eine Erinnerung.

AKW Zwentendorf Foto: Werner Hölzl Lizenz: CC

Klaus P. war ein unauffälliger Zeitgenosse, manchmal etwas mürrisch, aber in der kleinen Siedlung in einem Vorort von Nürnberg fiel der pensionierte Maschinenbauingenieur nicht sonderlich auf. Gut, dass er den Garten seines Reihenhauses nutzte, um eigenes Gemüse zu ziehen war etwas außergewöhnlich, aber dafür waren seine Gartenbautipps in der Nachbarschaft beliebt. Still war es in den vergangenen Jahren in dem schlichten 70er Jahre Haus geworden: Die beiden Töchter waren ausgezogen, seine Frau schon lange zu einem anderen Mann gezogen.

Was wohl kein Nachbar wusste: P., der vor zwei Wochen bei einem Autounfall starb, gehörte zu den zentralen Figuren der Auseinandersetzung zwischen der Anti-Atom-Bewegung auf der einen und der Atomindustrie und dem Staat auf der anderen Seite.

Nach seinem Studium an der RWTH Aachen verbrachte P. sein gesamtes Berufsleben bei der Kraftwerk Union (KWU) – damals noch ein Joint Venture von Siemens und AEG. Das Unternehmen baute anfangs vom US-Technologiekonzern Westinghouse lizensierte Reaktoren und erschloss ab Mitte der 70er Jahre mit eigenen Entwicklungen den nach der ersten Ölkrise weltweit boomenden Reaktormarkt. Ob Deutschland, Argentinien oder der Iran: Die KWU spielte in der ersten Liga der Reaktorbauer. Ein Milliardengeschäft: Atomkraft galt als sicher und sauber, als Energieträger, der unabhängig macht von den zu dieser Zeit unsicheren Ölexporten aus dem Nahen Osten.

P. hatte einen guten Job, das Gehalt stimmte, die Arbeit war anspruchsvoll: P. war an der Entwicklung von Sicherheitssystemen beteiligt und nahm Risikobewertungen für bestehende und geplante Reaktoren vor. Sein persönliches Fazit: Atomkraftwerke sind ebenso hochkomplexe wie hochriskante Maschinen, deren Sicherheit nicht gewährleistet werden kann. Man kann sie sicherer machen, aber sie werden nie sicher sein. Eine Hochrisikotechnologie, die nicht weiter verfolgt werden darf. Aus diesen Erkenntnissen zog P. die Konsequenzen: Ab Mitte der 70er Jahre nahm er Kontakt zur Anti-Atom-Bewegung auf, lieferte technische Einschätzungen und beriet Atomkraftgegner bei den damals zahlreichen Prozessen gegen den Bau neuer AKWs. Einer, der sich damals immer wieder mit P. traf und ganze Wochenenden in dem Reihenhaus in Franken verbrachte war Michael Sailer. Sailer, damals Ingenieurstudent in Darmstadt, war früh Mitarbeiter des Öko-Institutes und ist heute Mitglied der Reaktorsicherheitskommission, deren Vorsitzender er auch zeitweise war. Er erinnert sich gut an P.: „P. versorgte uns mit Informationen, die dafür sorgten, dass wir vor Gericht auf Augenhöhe mit den Experten der Industrie streiten konnten. Wir verwickelten sie in Fachdiskussionen und auch wenn keines der Atomkraftwerke auf dem Gerichtsweg verhindert wurde, wurden doch zum Teil auch wegen Informationen von P. die Sicherheitsauflagen erhöht.“ P. sei, sagt Sailer, nicht der einzige aus den Reihen der Industrie gewesen: „Wir hatten damals mehrere solche Kontakte, aber P. war einer der wichtigsten.“

Die von ihm gelieferten Informationen hätten mit dafür gesorgt, die Bürger Österreichs davon zu überzeugen, dass Atomkraftwerke in ihrem Land nicht gebaut werden sollten. In einer Volksabstimmung am 5. November 1978 sorgten sie dafür, dass das AKW Zwentendorf nicht ans Netz ging, und in Österreich kein neuer Milliardenmarkt für die KWU entstand. Sailer: „Bei Zwentendorf waren Ps Informationen sehr wichtig für die Informationskampagne über die Schwächen des Reaktors.“

P. und die anderen Unterstützer der Anti-AKW-Bewegung standen unter einem erheblichen Druck. Der Kampf um Atom wurde mit harten Bandagen geführt. Klaus Traube, damals wie P. ein KWU-Mitarbeiter, sorgte in jener Zeit für Schlagzeilen, weil er vom Verfassungsschutz bespitzelt worden war. Auch P. lebte immer in der Sorge, erwischt zu werden. Die Konsequenzen waren ihm klar: Er hätte nicht nur seinen Job und die Betriebsrente verloren, sondern wäre in der gesamten deutschen Industrie zum Paria geworden. Dazu drohten ihm möglicherweise Schadensersatzforderungen durch die KWU in Millionenhöhe. P. entschied sich für das Risiko, blieb seinen Überzeugungen treu und zahlte den Preis dafür: Über viele Jahre hinweg lebte er in der Angst, erwischt zu werden und die Existenz seiner Familie zu gefährden. Enge Freundschaften im Kollegenkreis waren tabu, und auch sonst brauchte P. lange, bis er Vertrauen fasste. Aus dem charmanten, witzigen jungen Mann wurde im Laufe der Jahre ein zunehmend misstrauischer und eigenbrötlerischer Mensch, der sich schnell mit den wenigen Freunden, die er fand, wieder zerstritt. Seine Ehe scheiterte, der Kontakt zu den Töchtern blieb bis zum Ende eher oberflächlich. Noch heute nach seinem Tod muss er anonym bleiben, damit seinen Angehörigen nicht juristisch verfolgt werden.

Michael Sailer: „Auch heute noch helfen Menschen wie P. Bürgerinitiativen wenn es um die  Auseinandersetzung mit Großanlagen geht, aber ihre Zahl ist geringer geworden. Heute stehen die technischen Informationen auch direkter zur Verfügung und sind öffentlicher zugänglich.
Fachleute mit atomkritischer Sicht diskutieren heute fachlich auf Augenhöhe mit der Befürworterseite und werden dort ernst genommen werden. Dass es dazu gekommen ist, haben wir auch P. zu verdanken.“

P. wurde am Dienstag beigesetzt.

Ruhrpilot

Das Navigationssystem für das Ruhrgebiet

Arcandor: Insolvenzverwalter wirft hin…Spiegel

NRW: Union will Bleiberecht für 12.000 Flüchtlinge…Der Westen

DNS-Sperren: Nominum macht es möglich…Netzpolitik

Video: Der Film zum Überwachungsstaat…Kueperpunk

 

Linkspartei: Dierkes will bewaffneten Kampf…Jurga

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Festival: Literatur bei Juicy Beats…Ruhr Nachrichten

Schweinegrippe: Land bereitet Massenimpfung vor…Der Westen

Zocker: Ärger in der Spielbank…Ruhr Nachrichten

Vodafone: Die Woche danach…2.0

Glosse: Ich könnte das nicht…Zoom

Rezession: Krugman-Chart…Weissgarnix

Ruhr2010: Bezirksregierungen stoppen Kulturhauptstadt-Projekte…Halterner Zeitung

 

Piraten wollen Thiesen rauswerfen

Der Protest gegen Bodo Thiesen innerhalb und ausserhalb der Piratenpartei zeigt Wirkung: Der Bundesvorstand will Thiesen rauswerfen.

Das melden die Nordpiraten unger Verweis auf eine Twitter-Meldung des ehemaligen Piraten-Vorsitzenden Dirk Hilbrecht: "Wie soeben bekannt wurde, wird der Bundesvorstand der Piratenpartei ein Parteiausschlussverfahren gegen Bodo Thiesen einleiten. Wie bereits an dieser Stelle berichtet, war Bodo Thiesen in der Vergangenheit durch umstrittene Äußerungen zum 2. Weltkrieg und zum Holocaust aufgefallen. Details zum Verfahren werden natürlich an dieser Stelle nachgereicht, sobald diese bekannt sind."

Die Piraten positionieren sich damit zwar spät, aber eindeutig gegen Thiesen und seine kruden Thesen zu Themen wie Holocaust oder Pädokriminellen. Es scheint ein Lernprozess in Gang gekommen zu sein und  hoffentlich ist er nicht nur des Drucks von Aussen geschuldet, sondern auch der Erkenntnis, dass man mit rein legalistischen Positionen (Solange er nicht verurteilt ist, kann er seine Meinung sagen) in der politischen Auseinandersetzung nicht weit kommt. Klar ist, dass der Rauswurf Thiesens, so er denn vollzogen wird, eine weitere Belastung für die Piratenpartei darstellen wird. Aber diese Belastung könnte auch eine gute Gelegenheit sein die ärgsten Spinner loszuwerden, die sich immer, wenn eine Partei sich neu bildet oder erste Erfolge hat, dabei sind.  Das alles kann erst der Anfang sein: Wollen die Piraten ernst genommen werden müssen sie sich nicht nur von Gestalten wie Thiesen trennen, sondernauch progammatisch breiter aufstellen als bisher. Wir werden sehen ob die gemeinsame Basis in der Partei dafür ausreicht.

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Seid verschlungen – Mi-lli-on-en…

Bochum kämpft mit allen Mitteln für die Sanierung des Landeshaushaltes. Nun will die Stadt sogar 35 Millionen Euro an Fördermitteln an das Land zurück zahlen.

Weil die Stadt Bochum Nachweise für den Erhalt von Fördermitteln vor Ablauf der Aufbewahrungsfrist vernichtet hat, wird sie wohl 35 Millionen Euro an das Land NRW zurückzahlen müssen. Für Bochum, auch als das Davos des Ruhrgebiets bekannt, kein Problem: Die wohlhabende Stadt wird das Geld wie üblich wohl aus der Portokasse überweisen und somit dem Land helfen, seinen maroden Haushalt zu sanieren. Hier findet Ihr einen Auszug aus dem Bericht des Landesrechnungshofes.    

Das besondere an der Geschichte ist die Art und Weise mit der Bochum sich verhoben hat. Dokumente wurden vernichtet. Dazu wurden Millionensummen in nicht zuwendungsfähige Projekte gestopft. Mieten wurde einfach so eingesackt, ohne sie anzugeben. Die Vorgänge sind unglaublich, man gewinnt den Eindruck, da stinkt etwas richtig mies. Die Behördenchefin, Bochums Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz (SPD), steckt jedenfalls nach der Cross-Border-Pleite, die sie selbst verantwortet hat, im nächsten Großskandal.

Wer auf das Bild klickt, erhält den Auszug aus dem Bericht des Landesrechungshofes als pdf zum Skandal.

Dierkes hetzt wieder gegen Israel

Der ehemalige OB-Kandidat der Linkspartei in Duisburg hat sich des wichtigsten Themas für unwichtige Lokalpolitiker angenommen: Den Nahostkonflikt.

Foto: Linkspartei Duisburg

Sein Aufruf zum Israelboykott  beendete seine aussichtslose Kandidatur zum Duisburger Oberbürgermeister, aber Herrmann Dierkes wäre nicht Herrmann Dierkes, wenn er die nun gewonnene Zeit nicht effektiv zu nutzen wüßte. In der K-Sekten-Zeitung Sozialistische Zeitung schwingt der einstige Anhänger Leo Trotzkis nun die Feder. Das Thema: Das Positionspapier der Linkspartei zum Nahostkonflikt. Dierkes findet es zu lasch. Aussagen wie „Wir sehen uns in einer Doppelverantwortung und sind mit den Menschen in Israel und Palästina solidarisch. Eine einseitige Parteinahme in diesem Konflikt wird nicht zu seiner Lösung beitragen" hält Dierkes nicht nur für falsch, sondern für gefährlich: "Ohne Zweifel gibt es eine besondere Verantwortung für die LINKE und die deutsche Linke im allgemeinen angesichts der Naziverbrechen an den europäischen Juden. Aber diese Verantwortung kann sich — was Israel betrifft — nur auf eine großzügige Wiedergutmachung für die Überlebenden, auf systematische Erinnerungsarbeit, konsequente Strafverfolgung der Mörder, Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus, auf kulturellen, wissenschaftlichen Austausch und sinnvolle Wirtschaftsbeziehungen erstrecken.  Dagegen muss jeder Versuch, den Holocaust zu instrumentalisieren, um Völkerrecht und Menschenrechte zu missachten, den Expansionskurs der bisherigen israelischen Regierungen zu dulden oder zu unterstützen und Kritiker mundtot zu machen, auf die klare Ablehnung der Linken stoßen. Das folgt nicht nur aus wesentlichen programmatischen Grundlagen linker Politik allgemein (Menschenrechte, Selbstbestimmungsrecht der Völker usw.).  Jeder Opportunismus gegenüber massivem Unrecht und seine offene oder faktische Unterstützung wäre auch eine Missachtung der Lehren aus der Shoah und eine Verhöhnung ihrer Opfer." Sich bei der einseitigen Positionierung gegen Israel auf die von den Nazis getöteten Juden zu berufen ist schon eine ganz besondere Dreistigkeit, aber das verschwurbelte Gehirn theoriegestälter Eispickel bekommt so etwas natürlich hin.

Auch dass die Linkspartei für eine  Zweistaatenlösung plädiert, stört Herrmann, den Duisburger: "Etliche palästinensische und israelische Analytiker gehen davon aus, dass die Zweistaatenlösung praktisch kaum mehr realisierbar ist, weil sie mit umfassenden Umsiedlungen (allein im Westjordanland haben sich 350000 israelische Siedler niedergelassen) verbunden wäre, was bürgerkriegsähnliche Verhältnisse herauf beschwören würde. Sie argumentieren weiter, dass heute eher schon eine Einstaatensituation herrsche, und zwar auf der Grundlage von faktischer und juristischer Apartheid zwischen Israelis und Palästinensern. Aufgrund dessen müsste die Forderung nach einem gemeinsamen, laizistischen Staat erhoben werden, der allen in Israel und Palästina Lebenden verfassungsmäßige Garantien gibt." Auf absehbare Zeit würde die Einstaatenlösung nichts anderes bedeuten als den endgültigen Untergang Israels und die Vertreibung und Vernichtung der dort lebenden Juden, denn der laizistische Staat, in dem alle gemeinsam friedlich leben ist noch nicht einmal am fernsten Horizont zu erkennen. Aber was gehen den Globalstrategen Dierkes schon ein paar Millionen Juden an?

Dierkes erkennt immerhin an, dass nicht nur Israel sondern auch die Hamas sich nicht an die Regeln im Kriegsfall hält. In Israel wird so etwas gerade offen diskutiert, im Gaza-Streifen ist so eine Kritik an den eigenen Leuten selbst  heimlich kaum möglich. Dierkes plädiert indes nicht für einen Friedensprozess und für Gespräche miteinander, sondern will, dass seine Partei sich offen für die Hamas und den bewaffneten Kampf ausspricht, was als Rentner in Duisburg ja auch keine allzu gefährliche Sache ist, für die dort lebenden Menschen allerdings eine Katastrophe bedeutet: "Das Völkerrecht erkennt indessen das Recht des bewaffneten Widerstands für Völker an, die unter Besatzung stehen, wenn er sich gegen eine völkerrechtswidrige Besetzungspraxis richtet. Der Widerstand gegen die Besatzer hat sich dann allerdings auch an die Regeln des Völkerrechts zu halten. Gregor Gysi selbst hat noch Mitte 2008 in einem Interview über die Kurdenfrage die Ansicht vertreten: „Wer es in einer Demokratie nicht schafft, Mehrheiten zu organisieren, hat kein Recht zum gewaltsamen Widerstand. Wer aber diktatorisch unterdrückt wird, hat notfalls das Recht, sich auch bewaffnet zu wehren." Es bleibt zu hoffen, dass sich in der LINKEN in der anstehenden Programmdiskussion Mehrheiten für konsequent linke Positionen entwickeln. Auch in der Nahostfrage."  
Ganz in der Tradition der Sektierer der 70er Jahre geht  Dierkes auch weiterhin mit Menschenleben sehr großzügig um. Je weiter weg sie sind, um so schneller dürfen sie für revolutionäre Strategien geopfert werden. Ein wenig erinnert  mich Dierkes an die geifernden Nazi-Rentner meiner Kindheit, die nach zwei Bieren anfingen, Weltpolitik zu betreiben und ab dem dritten Bier für den Einsatz von Panzern und Atombomben gegen den "Iwan"  plädierten, immer in der Hoffnung, der nächste Krieg werde vielleicht New York und Moskau dem Erdboden gleichmachen, aber nicht die Sparkassen-Filiale in Gladbeck Butendorf,  von deren Konten man ja die monatlichen Renten abhob.

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Duisburger Linkspartei setzt Blogger unter Druck

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Dierkes wirft hin

Duisburger Linke für Israel Boykott

 

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Kraft gegen CDU: Unentschieden in Runde 1

Foto: Hannelore Kraft

Auf hoher See und vor Gericht ist man in Gottes Hand. Das sagt ein Sprichwort. Gerade ist das erste Eilverfahren gegen die CDU im Streit um die Verwicklung der Zenit GmbH und der SPD-Spitzenkandidatin für die kommenden Landtagswahlen, Hannelore Kraft, in einen Förderskandal im Jahr 2007 vor dem Kölner Landgericht zu Ende gegangen. Es gab ein Urteil. Das Ergebnis würde ich als Unentschieden bezeichnen. Jeder wird versuchen seine Vorteile draus zu ziehen. Wie dem auch sei, politisch und publizitisch hat Kraft schon vorher verloren. Hier die Resultate aus dem aktuellen Verfahren:

Die CDU darf weiter sagen: „Kraftilantis Lebenslauf-Lüge“ – mit Bezug auf das Streichen der Zenit GmbH aus dem Online-Lebenslauf von Hannelore Kraft. Dieser Streitpunkt wurde nicht ausgeurteilt, da Krafts Rechtsanwalt den Punkt kurz vor der Urteilsfindung zurückgezogen hat.

Die CDU darf aber laut Urteil nicht mehr den Eindruck erwecken, Hannelore Kraft habe während ihrer Tätigkeit für die Zenit GmbH eine Rolle in einem Förderskandal gespielt.

Gut. Aber ging es darum? Und was bedeutet das? Da sind wir bei der Sache mit dem Gericht und der Hand Gottes.

Die CDU hatte unter der Überschrift „Kraftilants Lebenslauf-Lüge“ gefragt, ob Hannelore Kraft die Zenit GmbH aus ihrem Lebenslauf gestrichen hat, weil die Zenit GmbH in einem Förderskandal verwickelt war und dabei die Rolle von Frau Kraft hinterfragt wurde. Dabei bezog sich die CDU auf die Berichterstattung bei den Ruhrbaronen.

Der Rechtsanwalt von Kraft hat daraus eine Eindruckserweckung gemacht. Und zwar hat er gesagt, es könne der Eindruck entstehen, Kraft sei in ihrer Zenit-Zeit in einen Förderskandal verstrickt gewesen. Aber das wurde nie gesagt. Es wurde gesagt, dass die Rolle von Kraft im Förderskandal um den Zukunftswettbewerb Ruhrgebiet hinterfragt wurde.

Egal. Krafts Rechtsanwalt sagt, der erweckte Eindruck dürfe so nicht stehen bleiben. Und das Gericht hat ihm in diesem Punkt Recht gegeben.

Dabei sollte man wissen, dass die Nummer mit der Eindrucksberichterstattung ein ziemlich übles Ding in der modernen Presserechtssprechung ist. Damit kann sich ein Rechtsanwalt irgendwas ausdenken und das untersagen lassen, um so eine Berichterstattung zu verhindern. Aber egal. Das müssen wir hinnehmen.

Dafür hat das Gericht die Aussage mit der Lebenslauf-Lüge durchgehen lassen. Das sei im Wahlkampf zu ertragen, sagte das Gericht und Krafts Rechtsanwalt nahm den Antrag wie gesagt kurz vor dem Urteil zurück.

Was bedeutet das für die Berichterstattung in den Ruhrbaronen? Ich weiß es nicht. Mal sehen.

Zunächst finde ich nach wie vor meine Aussagen richtig, dass Kraft eine Rolle in dem Förderskandal um den Zukunftswettbewerb Ruhrgebiet gespielt hat. Sie war als Wissenschaftsministerin für die Abwicklung des Wettbewerbs politisch mitverantwortlich und hat wie dargelegt sogar in ihrer Zeit als Landtagsabgeordnete noch für die Zenit GmbH im Zusammenhang mit dem Zukunftswettbewerb gearbeitet. Zudem wurde, wie ich geschrieben habe, in dem Skandal, der 2007 aufbrach, die Rolle von Kraft hinterfragt.

Hier bestreitet Kraft, dass es überhaupt einen Förderskandal gab, in dem die Zenit GmbH verwickelt war. Ihre Rolle habe also gar nicht in dem Skandal kritisch hinterfragt werden können.

Um zu überprüfen, was Kraft behauptet, muss zunächst geklärt werden, was ein Skandal überhaupt ist? In Wikipedia steht, ein Skandal ist, „ein aufsehenerregendes Ärgernis und die damit zusammenhängenden Ereignisse oder Verhaltensweisen.“

Das ist hier gegeben, finde ich. Der Landesrechnungshof hat den Zukunftswettbewerb kritisiert. Darüber haben Medien berichtet. Und die Zenit GmbH war in den Skandal verwickelt. Denn sie hat als Projektbüro den Zukunftwettbewerb koordiniert. Natürlich gab es keine strafrechtlichen Konsequenzen aus dem Skandal, auch wenn hier 102 Mio Euro in einem Wettbewerb verteilt wurden, den man kaum als Wettbewerb bezeichnen kann, da es keine vergleichbaren Kriterien zwischen den Wettbewerbern gab, wie der Landesrechnungshof kritisierte.

Aber ich meine, das ist auch nicht nötig. Es muss keine kriminelle Handlungen gegeben haben, damit aus einer Kritik des Landesrechnungshofes ein Skandal wird.

Mich erinnert die Argumentation stark an rückwirkende Geschichtsschreibung. Der Skandal aus dem Frühjahr 2007 soll rückwirkend zu einem Nichtskandal gemacht werden.

Wie gesagt, ich sehe den Skandal und ich sehe, dass Kraft in dem Skandal eine Rolle gespielt hat. Politisch sowieso als Wissenschaftsministerin, weil sie hier für die Durchführung des Zukunftswettbewerbes mitverantwortlich war. Und auch direkt, weil sie in ihrer Zeit als Landtagsabgeordnete für den Zukunftswettbewerb – wenn auch nur sieben Stunden – gearbeitet hat, um Förderanträge auf ihren „betriebswirtschaftlichen Sinn“ zu prüfen, wie Kraft bestätigt.

Was sagt Kraft weiter zu dem Ganzen? Sie hat sich vor dem Gericht eingelassen. So sagt sie, sie habe in ihrer Zeit als Landtagsabgeordnete den „Draht“ zur Zenit GmbH aufrechterhalten und auch weiter für die Zenit GmbH gearbeitet, bis sie Ministerin wurde, da sich „berufliche Optionen“ aufrechtzuhalten. Das ist verständlich und auch in Ordnung.

Warum kürzt sie dann die Zeit bei der Zenit GmbH nachträglich aus ihrem Lebenslauf? Kraft sagt, ihr habe mal einer gesagt, man schreibe nicht die Firma in den Lebenslauf. Deswegen habe sie diese Passage in dem Lebenslauf weggelassen mit dem sie Wahlkampf machen will – auch wenn sie zwölf Jahre bei Zenit gearbeitet habe. Zudem wollte sie den Lebenslauf kürzer machen, damit er leichter zu erfassen sei. Die Praktika als Studentin habe sie in dem Lebenslauf belassen, um ihre „Auslandskompetenz“ zu zeigen.

Gut. Kann man glauben, kann man auch nicht glauben.

Der Streit wird jedenfalls weitergehen. Die CDU will in Berufung gegen das Urteil gehen. Der Rechtsanwalt der CDU, Stephan Holthoff-Pförtner, sagte mir: „Das Urteil bietet für beide Seite Steine statt Brot. Wir werden in die Berufung gehen, für den Teil, den wir jetzt nicht gewonnen haben“

Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

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