Zorn der Thyssen-Arbeiter

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Mit dem freundlichen Miteinander bei ThyssenKrupp ist es vorbei. Am kommenden Montag wollen mehrere Tausend Mitarbeiter in Duisburg gegen den Konzernumbau protestieren. Ihr Zorn richtet sich gegen Vorstandschef Ekkehard Schulz, der nicht aufhören will, von betriebsbedingten Kündigungen zu reden.

Am vergangenen Freitag nahm Schulz wieder diese brutalste Form des Stellenabbaus wieder in den Mund. Er könne betriebsbedingte Kündigungen nicht ausschließen, sagte er Journalisten. Die Betriebsräte fühlten sich hintergangenen. Erst wenige Stunden zuvor hatte Schulz mit ihnen vereinbart, auf diese verzichten zu wollen. Dies war die Grundlage für ihre Zustimmung zu der Konzernverschlankung von fünf auf zwei Sparten.

Die Quittung folgt heute: Die Arbeitnehmer im Aufsichtsrat von ThyssenKrupp Steel stimmten gegen die Berufung des neuen Spartenvorstands Edwin Eichler, der die Nachfolge von Karl-Ulrich Köhler einnehmen wird. Auch in den Aufsichtsräten anderer Konzernschwestern wollen die Arbeitnehmer gegen die Pläne der Konzernführung votieren.

Um ihren Mißmut öffentlich zu untermauern, will die IG Metall für kommenden Montag zur Großdemo nach Duisburg einladen. Zum letzten Protest im Februar kamen rund 5000 Thyssen-Stahlarbeiter.

Klickraten, Paid Content und eine neue Reise-Community

Blicke ins Netz

AdTech veröffentlich seine aktuelle Studie über das Klickverhalten auf Werbebanner. Nicht wirklich überraschend, dass Videowerbung am besten funktioniert. Die Klickrate beträgt hier 2,6%. Was der Wert bedeutet, kann man ermessen, wenn man sich die durchschnittliche Klickrate vor Augen führt: Sie beträgt hierzuland nur 0,19%. Eine ach so beliebte Werbeform wie das häufig verwendete Medium Rectangle, auch Content Ad genannt, das sich auf vielen Seiten mitten im Inhalt des sichtbaren Bereichs befindet, liegt immerhin mit 0,24% noch über dem Schnitt. Mehr Details beim Klck

Ernüchterung zu Bezahltinhalten auf Webseiten. Aus Amerika kommt nun via Sueddeutsche die Einsicht über den Teich, dass im Kontext "Piad Content" ausschließlich Finanzberatung und Porno funktioniert. So sieht es Arianna Huffington, Chefin der "Huffington Post", der einflußreichsten Internet-Only-Tageszeitung aus den USA.

Eine neue Seite – derzeit noch im Beta – baut ein Netzwerk für Travellar auf. Vielleicht die passende Plattform für die Reiseplanung. Zum Verfolgen der Entwicklung der Twitter-Feed der Entwickler.

Antragsseite für Abwrackprämie abge..schmiert

 

Hach ja. Die Datenautobahn. Weiß ehrlich gar nicht genau, ob es noch Autos aus dieser Zeit gibt, mit denen die "Umweltprämie" ergattert werden kann. Jedenfalls dürfen mittlerweile Anträge zu dieser Prämie nur noch online gestellt werden.

Jedenfalls hier, wenn sie Glück haben und die Schülerlotsen des Internet den Weg zum Abwrackantrag wieder frei gemacht haben. Momentan läuft das nämlich gar nicht. Laut irgendwelcher IT– und Forenexperten erzeugt die Website, unter der das Formular läuft auch noch den meisten Traffic, der zum Absturz der Seite führt, selbst. Hoffen wir mal, dass die Experten die Autoindustrie größtenteils offline retten. Schönen Montag!

Kurz vor 2012

Der Regisseur Marcus Overbeck feierte im März mit „2012“ in der Essener Lichtburg Kinopremiere. Ein Film über Überwachung und Selbstfindung, gedreht vor allem im Ruhrgebiet. Wenig später folgendes Gespräch (in Auszügen) über die Welt in der wir leben und die Realitäten des Filmgeschäftes.

Ruhrbarone ?: „2012“ hat für einen Kurzfilm eine sehr beachtliche Kinopremiere in einer fast ausverkauften Lichtburg gesehen. Unter welchen Umständen entstand der Film?

Marcus Overbeck !: Ich habe fünf Jahre an der Kunsthochschule für Medien in Köln studiert, und „2012“ ist meine Abschlussarbeit im Bereich Film/Fernsehen. Im Grunde kam ich damals eher von Fotografien, Medienkunst und der Musikproduktion her, habe mich aber dann in die Film-Richtung orientiert, weil dort viel Handwerkliches zu lernen ist und es einem die Möglichkeit bietet, gute Geschichten zu erzählen. Für Film habe ich mich natürlich schon vorher interessiert. Das Drehbuch zu „2012“ habe ich zusammen mir meinem Co Autor Johannes Lierfeld geschrieben, welcher u.a. an der IFS in Köln studiert hat. Das Schreiben zu zweit hat uns die Möglichkeit gegeben uns gegenseitig die Bälle zuzuspielen um so effektiv in kurzer Zeit meine Vision von „2012“  als Script umzusetzten. Von meinen inhaltlichen und auch visuellen Ansprüchen an Filme her ist das gerade im Bereich Science Fiction schwierig auch ein Ergebnis zu schaffen, das den gewohnten Standards nicht allzu sehr hinterher hinkt. Das war die Herausforderung, mit möglichst kleinen Mitteln eine eigenständige Welt zu erschaffen.

?: Was bedeutet das genau für das Budget und die Größe des Filmteams?

!: Zunächst einmal haben alle ohne Gage gearbeitet und mussten während der gesamten Produktionsphase sehr flexibel sein. Da ist man dann auch nicht nur Regisseur, sondern hat ganz verschiedene Kappen auf und ist irgendwie auch Produzent, Buchhalter, Autor und Post-Produzent. Letzteres auch deshalb, weil ich ja ein eigenes Ton- und Postpro-Studio habe, in dem auch der Hauptschnitt entstanden ist. Aber dennoch bestand das Team letztlich aus mehr als 30 Personen. Der Hauptsponsor des Films wiederum kommt origineller Weise aus dem Finanzsektor; ich hatte da einmal einen Nebenjob als Sales Agent. Sachspenden wie von Ruhrgas, bei denen wir einfach drei Tage drehen durften, sind aber auch sehr wichtig gewesen. In dieser Beziehung ist das Ruhrgebiet einfach noch nicht so verbrannte Erde wie in den typischen Filmstädten wie Köln oder Berlin.

?: An welchen Lokalitäten wurde dann letztlich gedreht? Der Film lebt ja auch von den Gegensätzen aus futuristischer und Arbeitersiedlungs-Architektur.

!: Zum einen an der Kokerei Zollverein, zum anderen auf Kohlehalden wie Rungenberg in Gelsenkirchen und Schurenbach. Die Szenen mit der Großmutter des Protagonisten, die ja sozusagen aus einer anderen Zeit kommt, entstanden in Katernberg. Für mich war von vornherein klar, dass der Film hauptsächlich in Essen gedreht wird, weil ich da groß geworden bin. Beim Schreiben sind dann direkt Bilder im Kopf, wo man das umsetzen könnte. Diese verfallenden Industriedenkmäler haben ja auch eine eigene Geschichte, die man dann gut in einen anderen Zusammenhang bringen kann. Mit dem Jahr 2012 ist ja auch klar angesagt, dass da auch noch eine andere Zeit gegenwärtig ist, alles auch nicht völlig weit in der Zukunft spielt.

?: Truffaut hat ja auch so gearbeitet bei Fahrenheit 451…

(Lachen auf beiden Seiten)

!: Das lassen wir mal so stehen.

?: Inwiefern lässt man sich denn von klassischen Science Fiction Plots beeinflussen? Es fällt ja auf, dass bei „2012“ eben nicht zwingend ein totalitäres System dargestellt wird, sondern dass es mehr um die persönliche Geschichte des Hauptcharakters geht.

!: Ich interessiere mich schon für Themen wie inszenierte Wirklichkeit, Kognition, Konstruktivismus. Fakt ist nun einmal, dass wir in einer Informationsgesellschaft leben und damit in einer Welt, über die wir vor allem über und durch Medien erfahren haben. So bastelt sich jeder Mensch aus Versatzstücken seine eigene Realität zusammen. Umgesetzt in die Story bedeutet das dann schon, dass es zwar Protagonisten und Antagonisten geben muss, aber nicht zwingend, dass es ein Verschwörungstheorie-Film werden muss. Es gibt also den Bösewicht und ein Opfer, das zum Helden wird, aber eben keine Geheimgesellschaft oder so etwas. Und es gibt auch etwas Besonderes an dem Hauptcharakter, aber was ihm zum Großteil passiert, das passiert in dieser Welt vielen und alltäglich. Der Gegenpart wiederum, Doktor Braun, geht jeden Tag nach Hause und denkt, er hat etwas Gutes für die Menschheit getan. Und so funktioniert auch die Firma AETAS, für die er arbeitet.

?: Jetzt kann man vielleicht erwähnen, dass es schon auch um Funkchips (sog. RFID Implantate) und die Manipulation von Erinnerungen geht.

!: Es ging aber auch darum, gewisse Tatsachen nur ein wenig weiter in die Zukunft zu spinnen. Bei der Recherche zu dem Film habe ich mich viel mit den Sicherheitsmaßnahmen nach dem 11. September und der Frage wem sie am meisten nutzen beschäftigt. Es war danach halt leichter, biometrische Chips und ähnliches global durchzusetzen. In Deutschland gibt es übrigens schon Nachtclubs, in denen mit einem implantierten Chip bezahlt werden kann. Da scannt dann der Wirt den Oberarm ab, und das finden manche total cool. Jemand anderes hat sich einen Chip einbauen lassen, damit er mit seinen Konrad Electronics seinen getunten Polo öffnen kann, ohne den Autoschlüssel aus der Tasche holen zu müssen. Und wenn er seine Hand auf den Computer legt oder zur Haustür kommt, dann geht auch alles direkt an und auf. Das sind jetzt nur praktische Anwendungen, aber so etwas gibt es. Und deshalb liegt es mir auch nicht nahe, da jetzt „den Staat“ als Übeltäter darzustellen, sondern es geht darum, dass es in der Natur jedes Menschen liegt Technik eben auch immer zu missbrauchen.

?: Es gibt da ja auch immer zwei Seiten. Diejenigen, die sich Erleichterungen erhoffen und diejenigen, die das auf einer anderen Ebene ausnutzen. Der Protagonist zieht daraus ja im Film gewisse Konsequenzen. Wie kann man das jetzt erzählen ohne zuviel zu verraten?

!: Zum einen: Ich wollte kein klassisches Happy End im Sinne dessen, dass zum Schluss irgendeine Wahrheit ans Licht kommt oder so etwas. Die universelle Antwort gibt es halt nicht, und das müssen auch die Zuschauer letztlich mit sich selbst ausmachen. Dazu muss man aber erst einmal den Schritt über eine gewisse Grenze tun, um alles aus einer anderen Perspektive sehen zu können. Und deshalb ist das Ende auch offen, und man darf dann eben genau nicht mit einer abgeschlossenen Geschichte im Kopf nach Hause gehen. Mich hat aber auch die psychologische Seite der Hauptfigur interessiert: Was geht in einem Kopf vor, der vollkommen in einem System gefangen ist, der nie über den Tellerrand schaut? Aber dann trifft er halt eine Entscheidung und kann nicht mehr zurück. Die Gefahr ist halt eher psychologischer Art heutzutage, es geht um das Umgehen mit Informationen und Ängsten. Und zusätzlich suchen die Menschen über die Medienkanäle immer mehr nach Anerkennung, und auch das ist dann ausnutzbar. Das sind Tendenzen, die man mit den Überwachungsmöglichkeiten zusammen denken sollte.

?: Der Film ist in naher Zukunft leider nur auf Festivals zu sehen. Was passiert mit einem solchen Film, der vielleicht nie in die üblichen Kinos kommen wird?

!: Im Moment geht der Film pro Monat in Richtung von 8 bis 15 Filmfestivals, M.I.T. in Massachusetts, Spanien, Cannes, Taipeh… Den Vertrieb und Verleih mache ich selbst über meine Firma Filmefahrer Pictures. Nach seiner Reise durch die Welt wird der Film jedoch in jedem Falle auf DVD erhältlich sein.

?: Vielen Dank für das ausführliche Gespräch!

– Fotos vom Set: Anna Hepp. Oben v.l.n.r.: Godehard Giese als Gabriel, Marcus Overbeck, Dieter Moor als Dr. Braun. –

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Muss der Staat alles machen im Nahverkehr?

Der VRR macht viel. So viel, dass man sich manchmal fragen muss, ob das alles überhaupt nötig ist. Gerade in den vergangenen Wochen war viel die Rede vom Geld. Von Milliarden für die Wirtschaft. Doch im Kleinen ist zu sehen, dass staatliche Zuwendungen auch schädlich sein können. In dieser Geschichte geht es um die bescheidene Summe von insgesamt rund 800.000 Euro, eine kleine Bonner Firma und den Verkehrsverbund Rhein Ruhr.

Doch der Reihe nach: Seit Beginn des Jahres unterhält der Verkehrsverbund eine Internetseite. Diese heißt Mitpendler.de. Die Idee der Seite: Berufpendler sollen sich via Netz verabreden, um ihre Strecken gemeinsam zu fahren, Geld zu sparen und die Umwelt zu schonen. Zudem wird der Bus- und Bahnfahrplan in das Angebot integriert. Bezahlt wird der Service von über 30 Städten und Kreisen in NRW, die vier Euro je 1000 Einwohner aufbringen. Insgesamt kostet das Vorhaben den Steuerzahler damit 130.000 Euro. Das Verkehrsministerium hat zudem 51.000 Euro springen lassen. Soweit so gut, möchte man meinen. Doch es gibt eine Vorgeschichte.

Denn Mitpendler.de basiert auf einer Idee der Bonner Firma EuropeAlive. Diese hat vor zehn Jahren angefangen, Internetseiten zu schalten, über die sich Autofahrer Mitreisende suchen können. Zusammen mit dem Kreis Kleve hat EuropeAlive diese Idee später unter dem Namen Pendlernetz.de passgenau auf Landkreise und Kleinstädte in NRW zugeschnitten. Das Land NRW förderte das Projekt mit 600.000 Euro. Werbeflyer wurden gedruckt und Links von den kommunalen Seiten gesetzt. Das Projekt wurde ein Erfolg. Irgendwann im Jahr 2007 jedoch zerlegten sich die Kommunen mit dem privaten Anbieter. Mir liegen Briefe vor, aus denen erkennbar wird, wie der der Verkehrsverbund Rhein Ruhr gleichzeitig EuropeAlive aus dem Projekt drängt. Der VRR präsentierte sich als der bessere Dienstleister. Er versprach den Städten und Kreisen, einen billigeren und besseren Dienst unter dem Namen Pendlernetz.de anzubieten. Mit anderen Worten: Der VRR wollte der privaten Firma den eingeführten Namen Pendlernetz.de abnehmen und unter diesem Titel ein neues Angebot präsentieren. Die Städte gingen nahezu geschlossen auf das Werben des VRR ein. Nachgebesserte Angebote der privaten Firma EuropeAlive werden abgelehnt. Nur den Namen konnte der VRR nicht sichern. Er zahlte deswegen 20.000 Euro für den neuen Namen „Mitpendler.de“

Auf den zweiten Blick wirft das Geschäft Fragen nach dem Sinn auf. Der VRR verwaltet als öffentliche Einrichtung das Geld der Steuerzahler. Warum muss er einen Dienst anbieten, den zuvor eine Private Firma angeboten hat? Hans-Eckhard Niermann von EuropeAlive sagt: „Der wirtschaftliche, vielleicht existenzielle Schaden für uns wurde billigend in Kauf genommen.“

Niermann sieht keine Chance, einen privaten Pendlerdienst im Netz neben dem Angebot des VRR allein auf Basis von Werbeeinnahmen zu etablieren. „Die Existenzbedrohung liegt vor allem darin, dass der VRR einen ausschließlich staatlichen Dienst anbietet. Welcher Unternehmer startet eine private Buslinie, wenn er weiß, dass auf derselben Strecke ein städtischer Wagen unterwegs ist.“

Mit anderen Worten: Mit Steuergeld wird dafür gesorgt, dass es nie einen privaten Ersatz für das Steuerfinanzierte Angebot geben wird. Die Bürger müssen also immer weiter bezahlen. Der staatliche Eingriff rechtfertigt damit den staatlichen Eingriff selbst, wenn es heißt, das Angebot des Mitpendler-Netz solle erhalten bleiben. Und dies ginge nur mit öffentlichen Mitteln.

Der VRR ist sich keiner Schuld bewusst. Zunächst hätten Kosten gesenkt werden können. Und weiter: „Neben unserer primären Aufgabe im ÖPNV halten wir es als Verkehrsverbund im größten Ballungsraum Europas für notwendig, verkehrsträgerübergreifende Maßnahmen im Sinne einer funktionierenden Gesamtmobilität zu unterstützen.“

Dabei stützt sich der VRR vor allem auf das Angebot, die Pendlerangebote direkt mit den Busfahrplänen zu vernetzen. Dies könnten private ja nicht tun.

Na klar können die das nicht, denn die Fahrpläne, die die Allgemeinheit bezahlt und aufgestellt hat, wird den privaten Anbietern nicht zur Verfügung gestellt, sondern vom VRR als Eigentum betrachtet, dass nicht so einfach herausgegeben werden soll. Damit werde der kostenlose Zugang der Bürger auf die Daten gesichert, heißt es.

Doch wer sagt eigentlich, dass die Nutzer auf anderen Internetseiten Geld für die Nutzung der Fahrpläne bezahlen müssten? Auch wenn diese Seiten von privaten Anbietern betrieben werden. Auch diese Angebote können kostenlos für die Nutzer sein.

Das ist in meinen Augen die Alternative: Der VRR stellt jedem, der will, die Fahrplandaten zur Verfügung. Dafür gibt er die Seite Mitpendler.de auf – ohne einen Ersatz zu schaffen. Dann könnten private Anbieter eine Mitpendler-Alternative entwickeln – mit den Daten des VRR. Die Öffentlichkeit müsste nichts bezahlen, Pendler könnten trotzdem den Dienst nutzen, und es würden private Arbeitsplätze geschaffen.

Ist das so doof?

 

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Jugend Kultur Zentren 2010 – Teil 5 (1)

Aaron Stratmann gehört keiner Hausbesetzergeneration mehr an, arbeitet nicht für die Kommune und hat auch keinen festen Job in einem Kulturzentrum. Wohl aber ist er an einer Reihe wie der Beatplantation beteiligt, war zu Beginn des AZ Mülheim und des Storp 9 dabei und ist auch im Mode-, Theater- und Kunstbereich tätig. Thema also kein festes Haus, wie in dieser Reihe bisher dargestellt, sondern diesmal ein junger Freiberufler, dessen Projekte temporär, mobil und flexibel angelegt sind. Ein Gespräch über den Ist-Zustand im Kulturabteil des Ruhrgebiets und eine Generation, die eben nicht an Schreibtischen klebt.

Ruhrbarone ?: Zur Vorstellung: Du bist ja in vielerlei Bereichen und an verschiedensten Orten tätig. Du und Deine Mitstreiter haben kein festes Haus für eure Veranstaltungen, es gibt nicht das eine Logo, nicht zwingend einen Verein und auch keine direkten Subventionen, kein Jugendamt als Aufpasser, keine übergeordneten Institutionen. Gib doch bitte einen Überblick über Deine Arbeit.

Aaron Stratmann !: Fast richtig. Ich habe ja mein Atelier in Werden, in dem ich male und kreiere und wir haben mittlerweile unseren eigenen Kunst und Kultur Verein. Grundsätzlich besteht die Arbeit, die ich im Kulturbereich mache, aus Tätigkeiten, die ich vorher immer neben Dingen wie meiner Damenschneider-Ausbildung und Co. betrieben habe. Auslöser war vor langer Zeit für einige Freundinnen und Freunde von mir, dass uns das Angebot in den etablierten Veranstaltungsorten nicht gefiel. Wir wollten unsere Sachen großflächiger und nicht nur an einem Ort durchführen. Im Vergleich zu Berlin, Hamburg oder auch Barcelona war uns das hier zu wenig, und das war der Anfang der Beatplantation (Foto) vor sechseinhalb Jahren, zunächst im AZ Mülheim. Und das war direkt eher als Festival angelegt, mit Szene spezifischer Musik und Subkultur auf verschiedenen Floors, ohne aber einfach wie eine Großraumdiskothek einfach nur die Leute zu bespielen, sondern auch mit Installationen, Projektionen, Live-Programm und Ausstellungen. Da ich verschiedene Ausstellungen auch organisiere und kuratiere, z.B. im Rahmen von Be Rock, Beyond Streetart oder Ruhrpuls (ehemals Music & Arts), ergeben sich da natürlich einige Synergien. Gerade im Bereich der Umgestaltung von Räumen gehen wir weit über eine einfache Dekoration hinaus. Und es entstehen Reihen wie „Nicken im Sitzen“, eine Lesung wo Räppen ihre Texte vorlesen.

?: Eine einzige feste Räumlichkeit für all diese Tätigkeiten käme nicht in Frage, so eine Arbeitsweise wie in Autonomen und Soziokulturellen Zentren?

!: Ich habe zwar das AZ Mülheim damals mitbesetzt, aber eigentlich hoffe ich immer noch, dass irgendeine Stadt unser Potential erkennt und uns fördert. Aber: Die Leute sind gemütlicher, die Zeiten  schnelllebiger geworden und man geht mal hierhin und mal dorthin. Und so arbeiten wir dann auch, an verschiedenen Orten, aber mit einer klaren Ausrichtung. Wir wollen durchaus die breite Masse ansprechen, es ist ja eh alles ein großes Crossover; deshalb geht es mehr um Kombination und Ergänzungen und nicht darum, das Rad neu zu erfinden. Wichtig ist dabei, trotzdem auch Szene speziell zu bleiben und nicht den großen Ausverkauf mit zu unterstützen.
Und ein inhaltlicher Gedanke dazu: Wenn ich als Veganer das den Leuten predigen würde, dann brächte das nichts. Es geht mehr darum, bestimmte Lebensweisen auf angenehme Weise vorzuführen, die Leute ein klein wenig zu steuern, aber ihnen die Entscheidung zu überlassen. Früher waren alle anti-Anti, wir sind pro-Pro, d.h. wir machen dasselbe, aber über den positiven Weg. Wir machen also schon politische Veranstaltungen, zumindest sehe ich das so.
Nach dem AZ haben wir uns jedenfalls mit der Beatplantation ins Druckluft begeben und parallel haben wir auch den Verein gegründet, um die ganze Kulturarbeit mal einem Kopf zu zuordnen. Wir haben uns auch mit dem Port e.V. ein Haus besorgt, in Essen und mit Hilfe der Allbau. Doch schon während des Umbaus wurde klar, dass man dort einige Dinge nicht hinbekommen würde, weil es dann doch keine Schallisolierung gab, zum Beispiel. Es ist schon problematisch, Lesungen dort durchzuführen die länger gehen als 22 Uhr. Jetzt hat man sich wieder anderen Räumen zugeneigt  und macht ab und an im Storp Aktionen, aber Storp 9 ist doch großteils dem Jugendamt überlassen. Das ist nämlich der Vorteil an AZs, da macht man alles selber. Die Leute von außerhalb verstehen ja meist gar nicht was man macht oder machen will.
Und Ende 2008 hat man sich dann noch einmal um ein anderes Gebäude in der Essener City bemüht, ganz ohne öffentliche Hand quasi, aber das hat sich dann auch bald erledigt gehabt. Da lag es dann mal an ungeklärten Besitzverhältnissen. Wir hatten ähnliches ein Jahr vorher auch schon versucht. Da hatten aber wieder die Vermieter Angst vor einem Verein. Wobei so ein festes Haus dann eh nur eine Art Stützpunkt sein könnte, von dem aus man dann weiterhin verschiedene Projekte an verschiedenen Orten durchführen würde. Es tut auch gut, immer mal woanders hin zu gehen, um immer wieder neue Impulse abzuholen, auszuprobieren und die Spannung drin zu behalten. Angebote im Rahmen einer Veranstaltung von der Tischtennisplatte über die Ausstellung bis hin zum Theaterstück kann man auch sehr gut ohne einen festen Austragungsort verwirklichen.

Teil 2 des Interviews hier.

AGR – der Ofen brennt

Gestern hat die Abfallgesellschaft Ruhr (AGR) den Müllofen RZR II offiziell in Betrieb genommen. Und damit alles auf rot gesetzt. Denn wenn der Ofen mies läuft, droht die AGR zusammenzubrechen. So steht es in den Geschäftsberichten des Unternehmens.

Die Angst vor dem Ende ist sicher da: Die Müllpreise verfallen. Momentan liegen sie bei rund 70 Euro. Für das RZR II sind Preise von satt über 100 Euro kalkuliert, damit das Ding kostendeckend läuft. Ein ursprünglich geplanter Anliefer hat bereits Pleite gemacht und für einen Ausfall von 60.000 Jahrestonnen gesorgt. Einen Teil der Verluste hat die AGR nur eingefangen, da Müll, der bis dahin in den ersten Müllofen der AGR, das RZR I, gefahren wurde, ins RZR II umgeleitet wurde.

Wie eng es bei der AGR derzeit ist, kann man dem angekündigten Stellenabbau sehen. 50 Arbeitsplätze müssen weg. Die AGR gehört zu 100 Prozent dem Regionalverband Ruhr.

Nicht alles ist mies, sagt der Chef der AGR Dietrich Freudenberger mit Blick auf die neuen Geschäftszahlen seines Unternehmens für das vergangene Jahr. Zwar sei der Umsatz gesunken, von 98,6 Mio auf 92,6 Mio. Euro, doch habe wieder ein Gewinn knapp über 7,5 Mio. Euro machen können. Damit habe die Gesellschaft die Überschuldung der Vorjahre überwunden und nun wieder ein Eigenkapital in Höhe von rund 4,0 Mio. Euro.

Diese Zahlen hören sich gut an, bedeuten aber wenig, da sie nichts über die Lage im AGR-Konzern aussagen. Und nur dort ist es spannend. Denn dort sieht man wie eng die Hose schon sitzt, wenn wie angekündigt die Entsorgungsmengen von 4 Mio auf 1 Mio Tonnen gefallen sind. Im Konzern müssen die gesammelten Tochterunternehmen mit abgerechnet werden und es ist geübte Praxis in der AGR, das entscheidende Beträge zwischen den Töchten und der Mutter-GmbH hin und hergeschoben werden. Oder das Töchter in der Klemme stecken. Erst bei einem Ausgleich dieser Beträge in einer Konzernrechnung kann man sehen, wie die Lage wirklich ist. Im vergangenen Jahr lag die bilanzielle Überschuldung im AGR-Konzern bei 67 Mio Euro.

Die AGR weiß das sicher, genauso wie der Chef des Regionalverbandes Heinz-Dieter Klink. Trotzdem versuchen alle Verantwortlichen den öffentlichen Blick rein auf den Abschluss der Kern-GmbH zu lenken.