Sollen wir die Atheisten-Buskampagne ins Ruhrgebiet holen?

In vielen Städten der Welt haben Atheisten Werbekampagnen gestartet. Warum nicht auch im Ruhrgebiet?

Die britische Aheist Bus Campaign von Ariane Sherine (hier mit dem Religionskritiker Richard Dawkins) ist das direkte Vorbild der Kampagne. Foto: Buskampagne

in vielen Städten der Welt haben, zum Teil als Reaktion auf die Kampagnen fundamentalistischer Gruppe, Atheisten antiklerikale Werbekampagnen gestartet. In Deutschland sammelt die Buskampagne Geld dafür,  Busse mit dem Slogan: "„Es gibt (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) keinen Gott. …"zu bekleben. In Berlin und Köln wollen die Nahverkehrsunternehmen die Werbung nicht annehmen.

Ich habe vorhin der Buskampagne eine Mail geschrieben und nachgefragt, ob es auch möglich wäre, die Kampagne im Ruhrgebiet laufen zu lassen und was man  tun kann, um sie zu unterstützen. Es wäre doch schön, wenn das Ruhrgebiet sich an dieser weltweiten Aktion und der Diskussion  darüber  beteiligen würde – und die Nahverkehrsunternehmen sind so klamm, dass sie das Geld kaum ablehnen könnten. 

„Ich würde mein Kind nie an einer Waldorfschule anmelden.?

Heidrun G. war ein Jahr lang Lehrerin an einer Waldorfschule im Ruhrgebiet. Heute unterrichtet sie an einer staatliche Schule und  blickt kritisch auf ihre Zeit als Waldorfschullehrerin zurück.

Es war die Größe, die G. an ihrer Waldorfschule als erstes auffiel: Die Größe der Klassen. „Ich hatte Klassen mit fast 40 Kindern, da ist ein vernünftiger Unterricht kaum möglich. Man kann in so einer großen Gruppe nicht auf die Probleme einzelner Kinder eingehen.“ Vor allem im Sprachunterricht sei die Klassengröße ein Problem. Internationale Studien, erklärt mir G., hätten erwiesen, dass 22 Kinder pro Gruppe die absolute Obergrenze seien.

Solche Studien allerdings hätten ihre Waldorfkollegen kaum wahrgenommen: „Die Waldorfpädagogik legt keinen wert darauf, an den wissenschaftlichen Diskursen der Pädagogik teilzunehmen. Man hat ja Steiners Lehre.“  Waldorfschulen, das würden viele Eltern unterschätzen, seien vor allem die Schulen der antroprosophischen Bewegung. Klar wurde das G. auf einer Fortbildungsveranstaltung. Das Thema: Der Umgang mit schwierigen Schülern. „Der Dozent hat uns eine einzige Methode des Umgangs beigebracht. Wir sollten nach Feierabend auf der Couch intensiv an den Schüler denken und so eine Beziehung von Seele zu Seele aufbauen. Das würde helfen.“

Viele Eltern würden die Bedeutung den Charakter als Bewegungsschule unterschätzen: „Die Waldorfschule hat den Ruf alternativ zu sein, im Prinzip ist sie aber eine Schulform mit einem sehr festgelegten Menschenbild und einer absolut überholten Methodik: In über 90 Prozent  der Zeit fand bei uns an der schule klassischer Frontalunterricht statt.“ Die Schüler würden angehalten viel zu reproduzieren,

Das Image der Schulen und die Wirklichkeit würden nur selten übereinstimmen. Die Waldorfschulen seien aus Prinzip intransparent: „Es gibt keinen verbindlichen, dafür angeblich einen geheimen Lehrplan, über den immer mal wieder geredet wurde, aber den ich nie gesehen habe. Ein Problem sind aber auch die sehr großen Freiheiten jedes Lehrers, seinen Unterricht nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten. Niemand und muss sich von seinen Kollegen in seine Arbeit reinreden lassen. Haben die Kinder einen guten Lehrer, haben sie Glück, haben sie einen schlechten Lehrer, Pech. Eine inhaltliche Kontrolle  habe ich nicht erlebt.“
G. hat viel Unfug gehört: In den unteren Klassen haben die Kinder Epochenunterricht über Zwerge und Gnome gehabt. Atlantis und Sagen waren Stoff im Fach Geschichte. „Sagen gehören in den Deutsch-, aber nicht in den Geschichtsunterricht“, weiß G., die studierte Historikerin ist.

Aber wie sollen das die Lehrer beurteilen? G. bestätigt einen Bericht des ZDF-Magazins Frontal aus der vergangenen Woche, in der die  Qualifikation von Waldorflehrern bezweifelt wurde: „Bis in die achte Klasse hinein unterrichtete der Klassenlehrer bei uns alle Fächer – niemand kann so etwas qualifiziert leisten. Vor allem Waldorflehrer nicht, von denen viele keine wissenschaftliche Ausbildung haben. Wer seinen Namen tanzen kann muss nicht zwingend Ahnung von Mathematik haben.“

G. fand nicht alles schlecht an der Waldorfschule. Gut, dass bislang zum Teil der Hauptschulabschluss zum Teil erst nach 12 Schuljahren erreicht wurde, fand sie befremdlich. „Aber den Kindern tut es gut, mehr Zeit zum Lernen zu haben. Leider sind viele Kinder an der Waldorfschule unterfordert. Die Zeit wird nicht gut genutzt. Ich habe Kinder erlebt, die nach acht Jahren Fremdsprachenunterricht kaum Russisch oder Englisch sprachen.“
Gut sei die Waldorfschule hingegen wenn es um die Entwicklung der Kreativität gehe. „Es wird viel gemalt, getanzt und geschauspielert an den Waldorfschulen.“ Zwar hätten die Schüler nur wenig Mitspracherechte, wenn es um die Inhalte geht, aber diesen Teil des Angebots der Waldorfschulen fand G. gut.

Aber, erklärt mir G., ob die Qualität in diesem Bereich an jeder Waldorfschule gut sei, könne sie nicht beurteilen: „Jede Waldorfschule ist anders. Eltern wissen nie worauf sie sich einlassen und der Weg zurück auf eine konventionelle Schule ist schwierig. Das liegt an dem niedrigeren Niveau der Waldorfschulen und daran, dass die Waldorflehrer den Kindern Angst vor den normalen Schulen machen.“ Ein Kind das von der Waldorfschule auf ein Gymnasium wechseln will müsse damit rechnen, ein bis zwei Jahre zurückgestuft zu werden. Nach einem Jahr an einer Waldorfschule ist für G. klar: „Ich würde nie mein Kind an einer Waldorfschule anmelden.“

Flaute auf hoher See – Finanzkrise trifft Windfarmen im Meer

Foto: Flickr.com / phault

In der vergangenen Woche habe ich über die Offshore-Windparks recherchiert. Das sind diese Riesenwindstromfabriken auf offenem Meer. Sie sollen in der Nordsee wachsen und in der Ostsee. Milliardenprojekte. Hochglanztauglich. Sie sind der Schaum auf jeder Präsentation zur Zukunft der deutschen Energieversorgung. Nur: bis heute kann niemand mit einem Schiff zu einem deutschen Windpark auf hoher See reisen. Es geht immer noch nur mit einem Mausklick vom Schreibtisch aus. Denn die Offshore-Projekte sind alle virtuell. Immer noch. Trotz aller Ankündigungen von Unternehmen und Bundesregierung wurde noch keine Stromfarm im tiefen Wasser errichtet.

Zum Beispiel der Windpark Borkum Riffgrund West. Ursprünglich wollte hier die Firma Energiekontor außerhalb der 12-Seemeilen-Zone 458 Windpropeller in die Nordsee stellen. Baubeginn sollte im Jahr 2004 sein. Hunderte Anleger zeichneten Anteilsscheine an dem Projekt. Doch bis jetzt wurde nur Papier bedruckt. Kein Mast gestellt. Cerstin Kratzsch von Energiekontor sagt: „Entscheidend für die Realisierung ist die Projektfinanzierung. Wir verhandeln derzeit mit Banken. Das ist während der aktuellen Finanzkrise allerdings schwierig.“

Die Pläne der Bundesregierung zum Ausbau von Windparks auf hoher See geraten unter Zeitdruck. Eigentlich sollten im vergangenen Jahr bereits 1500 Megawatt (MW) vor den deutschen Küsten stehen. Bis zum Jahr 2020 gar über 10.000 MW Leistung. Das entspricht der Kraft von zehn Kernkraftwerken. Doch von den Planspielen ist man weit entfernt. Bislang lag es vor allem an technischen Problemen und Schwierigkeiten bei der Netzanbindung.

Und nun kommt auch noch die Wirtschaftkrise dazu. Die Finanzierung der kostenintensiven Projekte in Nord- und Ostsee steht auf der Kippe. Besonders mittelständische Projektentwickler seien betroffen, heißt es bei Banken. Ohne Unterstützung des Staates können offensichtlich nur noch große Versorger die so genannten Offshore-Parks realisieren. Torsten Hinsche ist Leiter des Kompetenzzentrums Erneuerbare Energien der Commerzbank. Er sagt: „Gerade die sehr großen Projekte der Mittelständler haben das Problem, dass sie derzeit schwierig zu finanzieren sind.“

Selbst der Bau des Pilotprojekt „Alpha Ventus“ 40 Kilometer östlich von Borkum musste verschoben werden. Auch hier steht noch kein Windspargel. Der Baugrund 40 Kilometer östlich von Borkum ist schwieriger zu beherrschen als gedacht. Gleichzeitig verteuern sich die Projektkosten. Als im vergangenen Sommer die ersten sechs Rotoren installiert werden sollten, musste ein eigens angeheuertes Montageschiff quer über den Atlantik reisen, um anschließend wieder unverrichteter Dinge im Herbst in den Golf von Mexiko abzudampfen. Nun soll der Park in diesem Sommer fertig gestellt werden, heißt es bei den beteiligten Partnern E.on, Vattenfall und EWE. "Bis Spätherbst werden wir das schaffen", sagte ein Sprecher.

Die Weltwirtschaftkrise verschärft die ohnehin komplizierte Finanzierung für unerprobte Windparks in der stürmischen Hochsee. Banker und Unternehmen sagten mir übereinstimmend, die Ansprüche an die Eigenkapitalbasis für Offshore-Projekte seien in den vergangenen Wochen drastisch gestiegen. Reichte früher ein Eigenanteil von 15 Prozent aus, um einen Fremdfinanzierung zu bekommen, verlangen Banken heute, dass ein Kreditnehmer bis zu 30 Prozent der Kosten für die Hochsee-Spargel alleine trägt.

Besonders mittelständischen Unternehmen macht das zu schaffen. Willi Balz von der Projektgesellschaft Wetfeet Offshore berichtet, dass er für seinen Windpark Global Tech vor Cuxhaven insgesamt 1,3 Mrd Euro beschaffen muss. Der Eigenanteil liegt heute nach dem Einstieg der Stadtwerke München, der HSE Darmstadt sowie privaten Investoren bei rund 200 Mio Euro. „Wir brauchen aber mindestens 300 Mio, damit wir eine Finanzierung bekommen“, sagt Balz. Doch selbst wenn das Geld beisammen ist, sind noch nicht alle Probleme gelöst. „Heute ist es schwierig, eine Bank zu finden, die als Konsortialführer auftritt.“ Stattdessen müsse er mit jeder Bank einzelne Verträge aushandeln. Auch die Kreditsummen je Bank würden geringer, sagt Balz. „Keine Bank schultert mehr 300 Mio alleine. Stattdessen machen die Banken Verträge um die 50 Mio Euro.“

Von einem weiteren Problem berichtet Torsten Hinsche von der Commerzbank: „Langfristige Kredite sind nicht leicht zu erhalten und erhöhte Risiken teurer geworden.“ Gleichzeitig müssten bei Offshore-Finanzierungen die Risiken klar aufgezeigt werden. Hier würden die Banken besonders auf Versicherungen drängen, die alle Unwägbarkeiten absichern würden. „Gerade auf hoher See kann es zu wochenlangen Ausfällen der Anlagen kommen.“ Doch hier liegt das Problem: Erst wenn die Versicherer genau wissen, wie die Risiken definiert werden, sind sie bereit diese zu übernehmen. Ohne Versicherungen aber gibt es keine Finanzierungen.

Es entsteht eine Lücke, in die die großen Energieversorger bereitwillig vorstoßen. E.on, Vattenfall und EnBW wollen Projekte in der Nordsee realisieren. Der Finanzchef der RWE Innogy Hans Bünting sagt, gerade kleinere Projektierer hätten oft nicht die Möglichkeiten, die Schwierigkeiten zu meistern. „Viele werden ihre Projekte abgeben müssen, weil sie nicht die Finanzkraft haben, die Windparks zu realisieren. Hier haben die großen Versorger und starke Stadtwerkeverbünde eindeutig Vorteile.“ Den Worten lässt RWE Innogy Taten folgen. Der Konzern sicherte sich genauso wie die Konzerne E.on und Vattenfall auf Jahre hinaus die Produktion eines Windturbinenproduzenten. Dies verknappt die Kapazitäten der Propeller und macht sie teurer. Wieder steigen die Kosten für die Mittelständischen Projektierer. RWE Innogy Finanzchef Bünting bietet den in Schwierigkeit geratenden Unternehmen einen Ausweg an. „Wir stehen bereit, die angefangenen Vorhaben mit den Projektentwicklern gemeinsam umzusetzen.“

Windparkprojektierer berichten bereits, die großen Konzerne würden offen Lobbyarbeit in der Bundesregierung betreiben, um die Mittelständler aus den Projekten zu drängen. „Im Umweltministerium sagen Vertreter der Konzerne, die Offshore-Entwicklung könnten nur die großen Versorger bewältigen.“, sagte einer, der an den Gesprächen teilnimmt. „Das stimmt nicht. Das Know How liegt bei uns.“

Einen Grund für das aggressive Vorgehen der Energieriesen sehen die Mittelständler in den Versäumnissen der Großen aus der Vergangenheit. Weil in den Chefetagen der Konzerne lange Widerstand gegen die „Phantastereien“ herrschte, haben sich die Versorger zu spät um die Entwicklungen auf hoher See gekümmert. Heute besitzen E.on, RWE und Co kaum Anteile an den bereits genehmigten 20 Windparks mit 1497 Propellern.

Doch nicht nur in den Finanzierungen liegen Probleme der Offshore-Industrie. Auch technische Fragen ist noch nicht gelöst: Zum Bau der Windparks werden neue Spezialschiffe benötigt, die schnell über 100 Mio Euro kosten können. Dazu sind auf hoher See die Zeitfenster sehr knapp, in denen die Parks errichtet werden können. An Land kann an rund 300 Tagen im Jahr gearbeitet werden, auf dem Meer oft nur in weniger mehr als der Hälfte der Zeit. Commerzbank-Financier Hinsche sagt, unter anderem aus diesem Grund sei es schwierig, genaue Terminpläne zu entwerfen. „Diese aber sind wichtig, wenn es darum geht, die Projektabläufe zu koordinieren.“ Beispielsweise könne es von der Bestellung eines Seekabels bis zur Lieferung zwei Jahre dauern.

Das bedeutet: Nur wenn in diesem Krisensommer die Finanzierungen fixiert werden, kann der Bau der Anlagen im Jahr 2011 begonnen werden. Da die Vorlaufzeiten der Projekte sehr lang sind und die Kapazitäten für den Bau der Anlagen sehr begrenzt, müssen spätestens dann die ersten Anlagen in Betrieb gehen, damit die Ziele der Bundesregierung noch erreicht werden können. Ansonsten droht die Initiative im Nordseeschlick stecken zu bleiben.

Das ist nciht das einzige Problem. Derzeit sind die Windanlagen auf dem Festland billiger und sicherer zu bauen. Es gibt keine unkalkulierbare Risiken, dafür sichere Renditen. Die Folge: finanzkräftige Investoren setzen eher auf die traditionellen Windspargel.

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) hat das Problem erkannt. Er fordert eine Art Rettungsschirm für die Offshore-Industrie. "Ein Einbruch beim Ausbau der erneuerbaren Energien muss verhindert werden", sagte der SPD-Politiker. Zunächst wurde im Konjunkturpaket II eine verbesserte Förderung der Hochsee-Projekte beschlossen. Seit wenigen Tagen kann die Kreditanstalt für Wideraufbau (KfW) die Banken von bis zu 50 Prozent der Darlehenshaftung freistellen. Das schont das Eigenkapital der Geldhäuser und ermöglicht großzügigere Kredite. Gleichzeitig wird über Bürgschaften nachgedacht, die den Offshore-Projektierern gewährt werden soll. Dies würde vor allem die Eigenkapitalbasis der Mittelständischen Unternehmen stärken und den Zugang zu Finanzierungen erleichtern.

Commerzbanker Hinsche ist zuversichtlich: „Derzeit verzögert sich die Umsetzung der Off-Shore-Projekte. Ich halte diese Entwicklung aber auch für gesund.“ Der Zeitdruck dürfe nicht zu Leichtsinn verführen. „Eine sorgfältige Abwägung muss sein, um der Industrie die Chance zu geben, für die Projekte reif zu werden. Erst wenn alle Fragen geklärt sind, kann es richtig losgehen.“

Auch bei Energiekontor gibt man sich zuversichtlich, das Projekt Borkum Riffgrund West mit sechs Jahren Verspätung realisieren zu können. „Wenn wir im Laufe des Jahres die Finanzierung bekommen, können wir schon 2010 mit dem Bau beginnen“, sagt Cerstin Kratzsch.

Köln-Unglück: Keiner ists gewesen

Die Süddeutsche Zeitung berichtet heute ausführlich auf einer ganzen Seite über Vorwarnungen, die es bereits im Vorjahr zum Kölner U-Bahnbau, der Anfang dieses Monats den Einsturz des Kölner Stadtarchivs mit zwei Todesopfern nach sich zog, gegeben hat.

Am 30. September habe das Aachener Hochschulinstitut für "Geotechnik im Bauwesen" eine 84-seitige Studie vorgelegt, die vor einem "hydraulischen Grundbruch" gewarnt habe. Die NRW-Ingenieurkammer Bau wird dahingehend zitiert, dass die Ausschreibung der U-Bahn-Bauarbeiten nach dem "Geiz ist geil"-Prinzip ausschliesslich über das Kriterium niedrigster Preis erfolgt sei.

Hinterher ist man natürlich immer schlauer. Es bleibt die Frage, warum solche wichtigen Warnungen nicht vor dem Unglück öffentlich wurden. Hier fällt auf, dass sich dafür niemand verantwortlich fühlt. Die Baufirmen schweigen, alles andere kann für sie sehr teuer werden. Die Kölner Verkehrsbetriebe wollen es nicht gewesen sein und schieben es auf die Baufirmen. Die Stadt Köln nicht, sie schiebt es auf ihre Verkehrsbetriebe. OB Schramma (CDU) auch nicht, der hat ein Alibi, war in Österreich. Der kommunalaufsichtführende Regierungspräsident (heute Lindlar-CDU, davor Roters-SPD und jetzt rotgrüner OB-Kandidat) schiebt alles auf die Stadt. Der Stadtrat fand sich in seiner letzten Sitzung in Trauer vereint, aber war zu politischen Konsequenzen – verständlicherweise? – nicht in der Lage. Bund und Land, die U-Bahnbau üblicherweise zu 90% finanzieren, haben selbstverständlich überhaupt gar nichts mit all dem zu tun. Was geht sie Köln an? Mit ein paar Ressentiments zu Klüngel und Karneval hat man sich da schnell rausgeredet.

Genau dieses Szenario einer anscheinend unauffindbaren Verantwortung ist es, das die Menschen in Köln in einen stimmlosen Wahnsinn treibt. Es braut sich ein Volkszorn zusammen, der kein Ventil und keine politische Artikulation hat. Das kann bei der Kommunalwahl, wann immer sie stattfinden wird (aktueller Stand: 30.8.), zu einem unausrechenbaren Unwetter führen. Die Angst davor ist es, die das Handeln der Kölner Akteure dominiert.

 

Werbung

Ruhrpilot

Das Navigationssystem für das Ruhrgebiet

WAZ: Immer wieder Dienstags…Meedia

Ruhr2010: Ein Fall für die Logopolizei…Pottblog

Opel: Guttenbergs Freundschaftsreise…Zeit

Richter: "Dann kann Bochum dichtmachen"…Stern

Geld: Streit im Kreis Recklinghausen…Der Westen

Konjunkturpaket: Dortmunds Pläne…Ruhr Nachrichten

Freizeit: In den Kneipen darf weiter geraucht werden…Ruhr Nachrichten

Neuer Job fürs Groschek-Double

Harter Schlag fürs ZDF, guter Zug von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD). Martin Schmuck, der langjährige ZDF-Landesstudioleiter in Düsseldorf wird Sprecher des Bundes-Finanzministeriums: klick. Ich fand Schmuck immer super. Der sieht aus wie NRW-SPD-Sekretär Michael Groschek, also wie ein Kernsozi. Und kommt deshalb ungeprüft in jede Parteiversammlung. Echt.

Foto: Pressetreff.ZDF.de

Jahrelang schien Schmuck einfach mitzulaufen in der Entourage von MP Wolfgang Clement oder MP Steinbrück. Und wer so dicht an Clement und Steinbrück dran ist, bei dem bleibt auch die ein oder andere vollfette Exklusivgeschichte hängen. Zuletzt zwei Volltreffer: Die überraschende Entscheidung der Landesschiedskommission in der Causa Clement und – natürlich – die Kameras zu Köln, vorm Hause Zumwinkel; ging es da nicht um eine Finanzsache? Tsts. Eigentlich wollte Schmuck jetzt in Ruhestand gehen. Um seine Nachfolge in der Landeshauptstadt gibt es den üblichen ZDF-Streit. MP Rüttgers würde gern einen CDU-nahen Mann installiert sehen. Mehr hier: klack

Seine Durchlaucht, der Opel-Zerschlager?

Habe gerade einen harten, klaren, guten Text von Joachim Lottmann zu Guttenbergs US-Mission gelesen. In der taz. Dass Gutti alles hat, nur kein Interesse an einer Rettung von Opel. klick

Lottmann schreibt in der tageszeitung eine Kolumne mit dem müden Namen Marx 2.0. Das heutige Stück ist aber klasse. Manchmal muss eben ein Schriftsteller kommen, um die Dinge auf den Punkt zu bringen. Gerade passend (klack) verlautete es dazu aus Washington: Der Herr Minister leide brutal am Jet Lag, Erschöpfung mache sich breit. Ist die Luft schon aus dem Rettungstrip, bevor der Edelmann wieder im Flieger sitzt? Das Trauerspiel um den Autobauer ohne Deutschland-Lobby geht weiter.

Foto: BMWI

3 FÜR 7 – Konzert-Special

Irgendwann hat es sich in jedwedem Musikdiskurs herausgebildet, dass die Künstler Legendenstatus erhalten die als Archetypen fungieren – in Bezug auf Pionierarbeit, geschicktes Übertragen von Prinzipien auf andere Ebenen oder auch einfach Originalität und/oder das was wir Genie nennen. In dieser Woche drei Konzerte von Bands und Künstlern, die sich durchaus haben beeinflussen lassen von Legenden, die daraus aber ihre eigenen Schlüsse für ihre Zeit und sich selbst gezogen haben: GTUK, Jonathan Richman, Wire.

GTUK (abgebildet) wird zugeschrieben, dass im Grunde weiter geführt wird was DHR und die Atari Teenage Riot Posse begründet haben, eher an Pop als an Kunst orientierten DIY-Hardcore in elektronisch vielleicht. Die Weiterentwicklung mag hier dann womöglich sein, dass es auch weniger martialisch, mit billigerem Equipment und für eine (zwangsweise) nerdigere und irgendwie queerere bis emo-haftere Generation gehen muss. Und das natürlich gerne in Kellerclubs wie dem EMO und da auch mit Abstract Artimus, Robotron und Miss Fortune.

Jonathan Richman hingegen hat aus der Begegnung mit Velvet Underground eigene Schlüsse für seine Kunst gezogen und ist im Grunde immer sonniger geworden, ohne Tiefe, Seele und Humor vermissen zu lassen. Er macht ab und an eine Platte auf Spanisch, tritt gerne solo oder zu zweit in kleinen Venues auf und spielt durchaus Publikums orientiert. Zum Beispiel im Grend.

Wire
fanden die Sex Pistols wahrscheinlich vom Ansatz her ganz richtig, aber eindimensional, zu leicht von Idioten vereinnahmbar und musikalisch altbacken. Das haben sie dann in vielen Projekten über die letzten 30 Jahre, aber erst recht mit ihrer Reunion vor einigen Jahren immer wieder vorgeführt, ohne das wiederum zur Philosophie zu machen. Dementsprechend haben sie sich denn auch in das Blue Shell buchen lassen, nachdem Colin Newmans andere Band, Githead, es da wohl ganz okay gefunden hatte. Ist natürlich ausverkauft, sorry. Aber der Autor geht mal hin.

Im Überblick:
GTUK & Co. am Mittwoch, den 18. März, bei Einlass ab 19.30 Uhr im Essener EMO.
Jonathan Richman am Sonntag, den 22. März bei Einlass ab 20 Uhr im Essener Grend.

Werbung

Das ist Fair-Play-Fussball

Es war einmal in Holland. Ein Kicker von Ajax Amsterdam liegt verletzt auf dem Boden. Ein gegnerischer Spieler pölt den Ball ins Aus. Nach dem Wiederanpfiff will ein anderer Ajax-Mann den Ball zurückgeben. Er trifft so ungeschickt, dass er ein Supertor reinhämmert. Alle sauer. Der Schiri gibt das Tor. Gleich danach stehen die Spieler von Ajax regungslos auf dem Platz, damit der Gegner den Ausgleich macht. Schön und fast noch schiefgegangen. Dank an Wolle 🙂

AGR baut Stellen ab. Entsorgung bricht zusammen

Vor ein paar Tagen habe ich darüber berichtet, dass die Abfallentsorgungsgesellschaft Ruhr (AGR) Stellen abbauen will. Ich hatte die AGR damals auch um eine Stellungnahme gebeten, warum 50 Arbeitsplätze verschwinden sollen. Die Geschichte ist interessant, denn die Müllfirma ist eine 100prozentige Tochter des Regionalverbandes Ruhr. Und es ist schon selten, wenn eine kommunale Firma Leute freisetzt. Morgen früh ist in Herten Süd eine Betriebsversammlung auf der die schlechten Nachrichten bekannt gegeben werden sollen.

Nun, die AGR hat mir keine Antwort gegeben. Weder wollte die Firma bestätigen, dass Stellen abgebaut werden, noch wollte Firmensprecher Heinz Struszczynski sagen, was die Ursachen für den Stellenabbau sind. Mir erschien das ganze Ding seltsam. Denn es hieß immer, in diesen Tagen sollte die Müllverbrennungsanlage RZR II in Betrieb gehen. Und in den Bilanzen der AGR steht zudem geschrieben, dass nur bei einem erfolgreichen Betrieb des RZR II die Zukunft der AGR und damit die Nachsorge der größten Deponien im Ruhrgebiet gesichert ist.

Kurz: der Stellenabbau erscheint mir wie ein böses Omen.

Ich habe deswegen vor dem Verwaltungsgericht Gelsenkirchen von AGR die Antworten auf meine Anfrage erstritten. Heute morgen teilten mir die Anwälte der AGR auf meine Klage hin folgendes mit:

Der Stellenabbau sei eine Folge der einbrechenden Müllmengen, die von der AGR-Gruppe behandelt werden. Statt 4 Mio Tonnen Müll pro Jahr werden nur noch 1 Mio Tonnen behandelt. Das bedeutet: Die wichtigste Umsatzquelle der AGR ist um 75 Prozent eingebrochen. Damit gibt die AGR zu, dass sich die Lage in der Firmengruppe bedrohlicher zugespitzt hat, als bisher angenommen wurde. Es fehlt an frischem Geld.

Und das in einem Jahr, in dem die Papierpreise verfallen und die AGR kaum noch Erträge aus der Vermarktung von Sekundärrohstoffen erzielen kann. Selbst die Entsorgungspreise in den Müllverbrennungsanlagen verfallen. Sie liegen im Moment zwischen 70 und 80 Euro je Tonne. Damit das RZR II wirtschaftlich arbeiten kann, müssten Preise von weit über 100 Euro erzielt werden, wie aus AGR-internen Unterlagen hervorgeht.

Darüberhinaus sagten die Anwälte der AGR, der Stellenabbau der Firma sei auch darauf zurückzuführen, dass die Gesellschaft verschlankt und die Organisation gestrafft wurde. Zudem müssten Abläufe optimiert werden. Naja.

Mir erscheint der Zeitpunkt des angekündigten Stellenabbaus verdächtig. In diesen Tagen müsste die AGR ihre Bilanz für 2008 aufstellen. Ich vermute auf Basis der alten AGR-Bilanzen, dass die Firma derzeit einen Überschuldungsstatus erstellen muss. Und um eine positive Fortführungsprognose bis zum Ende des März zu bekommen, wird der Stellenabbau unvermeidlich sein. Ohne positive Fortführungsprognose müsste die AGR insolvenz anmelden.

Wenn das so ist, wird der Herbst für die AGR zur Zeit der Wahrheit. Dann dürfte das freie Geld in der Firma nahezu aufgebraucht sein. Wenn bis dahin das RZR II keine Millionen einspielt, wird der Regionalverband einspringen und Millionen zahlen müssen. Da er das nicht kann, dürften die Städte im Revier zur Kasse gebeten werden.

Wenn ich Hellseher wäre, würde ich sagen, die AGR-Geschäftsführung wird in diesem Fall die Weltwirtschaftskrise für die dramatische Lage als Ausrede gebrauchen und nicht die eigenen Fehlentscheidungen der vergangenen Jahre. Vielleicht wissen das noch einige. Selbst vor der Brochier-Pleite wurde bei der AGR Geld verschwendet. Da war zum Beispiel die Zeit, als der AGR-Geschäftsführer zwei Dienstwagen hatte. Einen mit Fahrer für Werktags und einen ohne Fahrer fürs Wochenende.

Vor wenigen Tagen hatte mir AGR-Sprecher Struszczynski in einer Email geschrieben, er wolle nicht auf meine Fragen antworten, weil ich seine Angaben in den Ruhrbaronen veröffentliche.

Nun, in diesem Punkt gebe ich dem AGR-Sprecher recht. Ich werde meine Informationen auch über die Ruhrbarone verbreiten.

Denn wir Ruhrbarone wollen unter anderem die Öffentlichkeit über Themen des Ruhrgebietes informieren.