
Foto: Hannelore Kraft
Das Verfahren vor dem Kölner Landgericht um die Lebenslauf-Klage von Hannelore Kraft, SPD-Spitzenkandidatin für den kommenden Landtagswahlkampf in NRW, gegen die CDU hat noch nicht begonnen, da steht ihre publizistische Niederlage schon fest.
Es geht nicht nur darum, dass Hannelore Kraft sich mit ihrer Klagefreude auf einem Nebenkriegsschauplatz verzettelt, der ihr nur Hohn und Spott einbringt. Nein, sie gibt auch dem Verdacht neue Nahrung, sie habe den Hinweis auf die Zenit GmbH aus ihrem Lebenslauf gestrichen, weil diese Firma in einen der NRW-Förderskandale aus dem Jahr 2007 verwickelt war. (Wir berichteten: klick)
Zur Erinnerung: der Landesrechnungshof kritisierte damals, der so genannte Zukunftswettbewerb Ruhrgebiet, den die Zenit GmbH an entscheidender Stelle betreute, sei kaum als Wettbewerb zu bezeichnen, da nachvollziehbare Auswahlkriterien fehlten. Über 100 Mio Euro wurden damals verteilt. Wie sich herausstellte allzu frei.
Aus Unterlagen, die mir vorliegen, geht nun hervor, dass Hannelore Kraft noch im Juli und im September des Jahres 2000 für die Zenit GmbH tätig geworden ist. Und zwar hat sie sich in mindestens sieben Stunden nachweislich um den Zukunftswettbewerb Ruhrgebiet gekümmert. Und lies sich dafür von der Zenit GmbH bezahlen. Das geht aus einer Zusammenfassung von Stundenzetteln hervor, die Hannelore Kraft beim Landgericht Köln eingereicht hat. Hier ist das Dokument: klack
Damit nicht genug: Hannelore Kraft hat dies auch in einer eidesstattlichen Versicherung angegeben. Hier nachzulesen: klick
Das besondere dabei: Seit 2. Juni 2000 war Hannelore Kraft laut eigenem Lebenslauf Abgeordnete des nordrhein-westfälischen Landtages. Was hat sie in den sieben Stunden für den Zukunftswettbewerb Ruhrgebiet und die Zenit GmbH getan? Sie wird keine Briefe zugeklebt haben. Sie selbst gibt an, Projektskizzen aus betriebswirtschaftlicher Sicht bearbeitet zu haben.
Ich sage noch mal im Klartext: Hannelore Kraft hat sich nachweislich als Abgeordnete des Landtages NRW bei der Umsetzung des Zukunftswettbewerbs Ruhrgebiet von der Zenit GmbH bezahlen lassen.
Klar. Es geht nur um sieben Stunden. Aber was kann man alles in sieben Stunden als Politiker machen? Ne ganze Menge, wenn man mich fragt. Projektskizzen bearbeiten? Welche und warum?
Interessant ist noch, dass Hannelore Kraft im November 2002 Wissenschaftsministerin von NRW wurde und damit politische Mitverantwortung für den Wettbewerb trug, den sie selbst als Landtagsabgeordnete gegen Geld mitbearbeitet hat.
Für mich ist damit nachgewiesen, dass Hannelore Kraft im Zukunftswettbewerb Ruhrgebiet nicht nur eine politische Verantwortung trug, sondern auch direkt mit in den Wettbewerb verwickelt war, den später der Landesrechnungshof kritisierte.
Hier der Link zum Download der entsprechenden Passagen aus dem vertraulichen Landesrechnungshofberichtes: klack
Damit aber nicht genug. Auf dem Stundenzettel taucht eine weiter Arbeitsposition auf. Sie heißt: "Zenit.Zukunft". Hier hat Kraft acht Stunden eingetragen.
Geht es hier auch um den Zukunftswettbewerb Ruhrgebiet? Ist das ein Arbeitstitel für den Zukunftswettbewerb?
Dann hat Kraft noch 112 Stunden für „TSP Veranstaltungen PM“ eingetragen. Was ist das, was verbirgt sich dahinter? Hat sie diese Stunden auch in ihrer Zeit als Landtagsabgeordnete für die Zenit GmbH abgerackert?
Ich frage mich: Wieviel Geld hat Hannelore Kraft in Ihrer Zeit als Landtagsabgeordnete von der Zenit GmbH bekommen?
Ich stelle diese Fragen an die Zenit GmbH und an Hannelore Krafts Pressestelle. Mal sehen was als Antwort kommt. Ich werde diese dann gegebenenfalls hier veröffentlichen.
Obwohl, ich erwarte nicht viel.
Am 2. Juli hatte ich der Zenit GmbH schon folgende Fragen zum Zukunftswettbewerb Ruhrgebiet gestellt:
Wer saß zwischen 2000 und 2006 im Arbeitskreis des Zukunftswettbewerbs Ruhrgebiet?
Welche Projekte wurden vom Arbeitskreis zur Förderung vorgeschlagen?
Welche dieser vorgeschlagenen Projekte erhielten danach eine Förderung?
Wer hatte auf der Seiten der Zenit GmbH diese Projekte zuvor bewertet?
Bis heute habe ich auf die Fragen keine ausreichenden Antworten bekommen. Der Geschäftsführer gab nur ausweichende Auskünfte. Er sagte, dass im Arbeitskreis Vertreter von Behörden und der Zenit saßen. Gut, dass wissen wir. Wer genau da saß, teilte er nicht mit. Genauso wenig gab er die Personen an, die die Förderprojekte bewertet hatten.
Nicht einmal über die vorgeschlagenen und geförderten Projekte gab der Zenit-Geschäftsführer Auskunft. Er sagte, er müsse sich erst die Genehmigung der zuständigen Ministerien einholen, ob er diese Auskunft geben könne. Bis jetzt hab ich nichts mehr dazu gehört.
Halten die Ministerien hier etwas unter Verschluss? Das kann ich mir kaum vorstellen.
Mal sehen, wie sich der Fall entwickelt.
Kommen wir zurück zum Gerichtsverfahren. Natürlich kann es sein, dass Hannelore Kraft dort heute einen Teilsieg erringt. Das ist bei Gericht nie ausgeschlossen. Ich werde darüber berichten.
Wie dem auch sei. Dem Kern der Geschichte, ob Hannelore Kraft den Hinweis auf die Zenit GmbH aus dem Lebenslauf auf Ihrer Homepage gelöscht hat, weil da zuwenig Platz im Internet war und irgendwie die Hobbies noch mit rein mussten, oder ob der Hinweis getilgt wurde, weil die Zenit GmbH in einen Förderskandal verwickelt war und die Rolle von Hannelore Kraft dabei hinterfragt wurde, sind wir auch so ein Stück näher gekommen.
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