Ruhrgebiet Aktuell am Donnerstag

Nachrichten aus dem Ruhrgebiet und mehr…

Treffen: BarCamp und VideoCamp...Pottblog

Nazis: Rechtsextreme in Gelsenkirchen…Hometown Glory

Kino:
Aus für das älteste Multiplex im Revier…Gelsenkirchen Blog

Posten: Green Deal in Bochum…Der Westen

Reis: Platte meines Lebens…Zeit

Industrie: Evonik hat interesse an Saudi Arabien…Reuters

Integration: Zwie Türkinnen im Streitgespräch…Der Westen

Diebstahl: Polizei ermittelt im "Cyberspace"…Ruhr Nachrichten

Proletariat: Arbeiterführer Rüttgers…Kölnische Rundschau

RWE: Interview mit Ente Lippens…WDR

Und sonst:

Siege: Jens Weinreich macht DFB fertig…Jens Weinreich

Terror: Eine Bushliste des Folterhorrors…Propublica

Der Schuss in Knie – Gazprom und der Gasstopp

Grafik: Robert Amsterdam / Pancho

Manchmal frage ich mich ob die Russen überhaupt ahnen, wie sehr sie sich mit dem Gasstreit mit der Ukraine ins Knie geschossen haben. Das Land gilt heute als unzuverlässig, als Diktatur und gieriger Gasbüttel. Mein Gott.

Vergangene Woche war ich bei E.on Ruhrgas. Dort sagten die Chefs, dass sie überlegen würden, Gazprom zu verklagen, um die Zahlungsausfälle ersetzt zu bekommen. Außerdem würden sie in Zukunft eher auf Flüssiggasimporte setzen, als auf Pipelinengas aus dem Osten. Und überhaupt, es sei schon klar, dass das Image der Russen als verlässlicher Partner gelitten habe.

Hallo? E.on Ruhrgas war bis vor wenigen Woche der beste Partner der Russen in Westeuropa. Jetzt die Abkehr.

Vielleicht hat das auch damit zu tun, dass E.on Ruhrgas das Gas aus dem sibirischen Feld direkt am Bohrloch an Gazprom verkaufen muss. Ein eigenes grenzüberschreitendes Geschäft? Njet!

Dabei hatte E.on Ruhrgas monatelang um die Beteiligung gerungen und schließlich sogar seinen Anteil an Gazprom selber teilweise aufgegeben, nur um das Feld in Sibirien zu ergattern.

Ohne den Gasstreit wäre E.on Ruhrgas sicher immer noch auf Seiten der Russen.

Aber so richtig sichtbar wurde der offene Bruch zu Russland erst in Ungarn.

Ich war Anfang der Woche in Budapest. Im Parlament. Ein Saal aus Gold und Stuck und Kandelaber. Satte Holzbänke, grüne Filztische, Filzteppich und Säbeltragende Paradesoldaten vor der verbogenen Stephanskrone.

Hier saßen die Delegationen aus rund einem duzend Staaten. Drängten sich auf den Bänken, drängte sich in den Fluren. Sprachen verschiedenen Sprachen und hatten von den USA, Aserbajdschan, Ungarn über Österreich bis Ägypten doch nur ein Ziel: Einen Weg für das Gas an Russland vorbei aus Asien zu schaffen. Und mittendrin die EU.

Diese Konferenz war das direkte Ergebnis russischer Gaspolitik in der Ukraine.

Niemand will frieren, weil die beiden großen Brudervölker der Slawen sich wieder mitten im Winter zanken. Das sagten hier alle.

In Budapest – in dieser spannenden und wunderschönen Stadt aus Jugendstilhäusern, Vergangenheit und Zukunft wurde der Bau der Gaspipeline Nabucco von Zentralasien nach Europa besprochen. Eine Energieleitung, die helfen soll, die Abhängigkeit von Russland zu mildern, ohne die Partnerschaft zu beenden.

Wegen der Gaskrise soll der Bau der Leitung beschleunigt werden – das ist der feste Wille der Europäischen Union, das sagte der Vorsitzende des Europäischen Rates, Tschechiens Ministerpräsident Mirek Topolanek. Sowohl die Finanzierung als auch die Planungen müssten so schnell wie möglich abgeschlossen werden. Und dabei bezog sich der Erste Vertreter Europas konkret auf die gerade überstandene Gaskrise. Topolanek sagte: „Die Krise kann jederzeit wieder ausbrechen und beim nächsten Mall kann es schlimmer werden.“

Seiner Ansicht nach kann die Pipeline Nabucco Entlastung schaffen. Sie würde Europa unabhängig von Russland Zugang zu Gaslagern am Kaspischen Meer verschaffe.

Die Baukosten der 3300 Kilometer langen Leitung werden auf 7,9 Mrd Euro geschätzt. An dem Projekt sind Unternehmen aus sechs Ländern beteiligt. Auf deutscher Seite ist der Energiekonzern RWE engagiert.

"Die Gaskrise hat die strategische Bedeutung dieses Projektes für Europa deutlich gemacht“, sagte Topolanek weiter. „Die Freiheit der Union ist eine Illusion, wenn es nicht gelingt, die Energieunabhängigkeit zu bewahren.“

Der EU-Ratsvorsitzende griff Russland nicht direkt an. Er sagte aber, Gazprom gefährde die „Freiheit des Marktes“, wenn der Konzern die Zugänge zu Gaslagerstätten blockiere.

Unterstützung bekam der EU-Ratschef von EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso. „Die Gaskrise hat unsere Verletzlichkeit gezeigt.“ Deshalb müsse Europa jede erreichbare Quelle aufschließen. Er hoffe, dass schon 2015 über Nabucco Gas nach Europa fließen werde, sagte Barroso.

Die Finanzierung des Projektes scheint weitgehend gesichert. So versprach der Präsident der Europäischen Investitionsbank, Philippe Maystadt, öffentlich bis zu 25 Prozent der Investitionskosten zu übernehmen. Weiter sei es möglich, Garantien für Kredite auszustellen, wenn Investoren dies wünschten. Selbst eine Vorfinanzierung der Projektkosten aus europäischen Fördertöpfen in Höhe von 200 bis 300 Mio Euro scheint möglich.

Auch die Zulieferungen zur Nabucco-Pipeline scheinen zunächst gesichert. So versprach Aserbaidschans Präsident Ilham Alijew, die anfänglich benötigte Menge Gas alleine bereitzustellen. Im Gegenzug erwartet Alijew eine politische Annäherung an die EU. „Wir wollen eine Partnerschaft auf allen Ebenen“, sagte Alijew. Zu Sowjetzeiten sei sein Land nur als Rohstofflager ausgebeutet worden.

Alijew bekommt bei seiner Orientierung nach Westen Rückendeckung von den USA. Ein Stellvertreter von US-Aussenministerin Hillary Clinton sagte: "Wir unterstützen das Projekt auf allen Ebenen." Es sei notwendig, die Energieversorgung der freien Staaten und der Verbündeten der USA zu sichern. Dann fühlten sich auch die USA sicherer, selbst wenn sie niemals einen Kubikmeter Gas aus der Pipeline beziehen würden.

Die Betreiber des Projektes suchen neben der Vereinbarung mit Aserbaidschan mittelfristig Lieferbeziehungen mit dem Irak, Kasachstan und Turkmenistan, um die Vollkapazitäten der Nabucco in Höhe von 31 Mrd Kubikmeter jährlich zu erreichen.

Selbst an Gasabkommen mit dem Iran wird schon gedacht.

Es fehlt nur noch ein Transitabkommen mit der Türkei. Bislang wollten die Türken 15 Prozent der Nabucco-Kapazitäten selber nutzen. Nach intensiven Verhandlungen in Brüssel zeigte sich die Türkei jetzt allerdings bereit, auf diese Forderung zugunsten eines Kompromisses zu verzichten. Das Land sei auch in der Lage, einen Teil der Bezüge über eigene Leitungen abzuwickeln, hieß es. Auch der Export über diese Leitungen sei möglich, etwa wenn es darum gehe den Bau der Nabucco-Linie zu beschleunigen.

Bis zum 7. Mai sollen nun die betroffenen Staaten die erforderlichen Genehmigungen für das Nabucco-Projekt erteilen. Der Bau könnte dann noch in diesem Jahr beginnen. Der für das Projekt verantwortliche RWE-Manager, Stefan Judisch, sagte: „Wir haben keinen Zweifel daran, dass Nabucco kommen wird.“

Die Nabucco-Pipeline ist sicher das spannendste Energieprojekt Europas derzeit. Und es war toll an der Konferenz in Budapest dabei zu sein und mitzuerleben, wie sich Europa in einem Projekt einigt.

Und es war klar zu sehen, dass sich Gazprom und Russland ins Abseits manövriert haben. Da helfen keine Werbemillionen für Schalke.

Ich hoffe nur, wir kriegen die Russen irgendwann wieder raus aus dieser Ecke, in die sie sich selbst gestellt haben.

Genauso hoffe ich, Russland wird eines Tages wieder frei.

NRW-CDU plant den Online-Wahlkampf – bald CDU-NRW-Internet-TV?

Die nordrhein-westfälische CDU sammelt auf ihrer Homepage für die kommenden Wahlkämpfe Email-Adressen. Das gehört wohl zu einer neuen Strategie, die die Parteien sich von Obamas erfolgreichem und Schäfer-Gümbels aussichtslosem Wahlkampf abgeguckt haben. Auch die anderen Parteien haben sich, wie es hier zu lesen ist, so ihre Gedanken gemacht.

Durchaus vorbildlich, wie die CDU das Werben um Adressen mit einer sofort lesbaren Datenschutzerklärung verknüpft. Interessant wird es, wenn wir schauen, was die Partei demächst im Netz so vorhaben könnte. Das kann man beispielsweise mit diesem Tool tun. Demnach soll es von der NRW-CDU demnächst vielleicht Fernsehen im Internet geben. Leider findet sich ebenso unter der auf dem gleichen CDU-Server gehosteten wir-in-nrw.com Seite noch nichts. Schade.

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Keine Entwarnung bei der WAZ

Heute fand auf Zollverein eine Betriebsversammlung der WAZ statt. Für die Mitarbeiter gab es keine guten Nachrichten.

Noch vor ein paar Wochen waren die Betriebräte der WAZ-Mediengruppe optimistisch, dass der Personalabbau auch ohne betriebsbedingte Kündigungen über die Bühne gehen könnte. davon, so Medienmoral-NRW, war heute keine Rede mehr: "Auch in der heutigen Betriebsversammlung von WAZ und NRZ in Essen sind betriebsbedingte Kündigungen ausdrücklich nicht ausgeschlossen worden. Im Mittelpunkt stand der Sozialplan zur Erörterung, der allerdings Kündigungen vermeiden helfen soll."
Neben eine Abfindungsregelung soll Altersteilzeit für die Jahrgänge 1947 bis 1951, die auf die Jahrgänge  1952 und 1953 ausgeweitet werden kann, helfen, Kündigungen zu vermeiden. Nicht klar erklärt wurde hingegen die künftige Arbeit in den Redaktionen – für viele wohl ein Kriterium bei der Frage, ob sie bleiben oder gehen. Deshalb soll es schon bald eine weiter Betriebsversammlung geben, an der auch die  Chefredaktion teilnehmen soll, die heute nicht anwesend war.

AGR – mal was neues

Anfang der Woche verbreitete die AGR eine gute Nachricht. Das Cross-Border-Geschäft für die Müllverbrennungsanlage mit den Amerikanern sei gelöst. Gut. Daran recherchiere ich noch, sobald ich Antworten auf meine Fragen habe, werde ich drüber schreiben. Vorher ist nicht einzuschätzen, wie das Geschäft tatsächlich war.

Kurz zur Erinnerung: Die AGR (Abfallentsorgungsgesellschaft Ruhr) gehört dem Regionalverband Ruhr (RVR). Sie ist eigentlich für die Entsorgung im Pott mitverantwortlich und soll die wichtigsten Deponien betreuen.

Aber zurück zum Thema: Hier gibt es zwei Neuigkeiten.

Erstens: Die AGR-Tochter DAR steckt in der Klemme. Wie beschrieben, versinkt das Unternehmen in Papierdreck. Jetzt habe ich den möglichen Grund dafür erfahren: Die Papierfabrik FS-Karton Neuss hat der DAR den Vertrag für die Stadt Essen gekündigt. Der Hintergrund ist der Zusammenbruch des weltweiten Papiermarktes. Die Preise sind von über hundert Euro auf teilweise Null Euro gefallen. Dieses Minusgeschäft wollte sich die Fabrik nicht wie einen Mühlstein um den Hals hängen. Das Ergebnis der Vertragskündigung: Die FS-Karton nimmt der AGR-Tochter rund 30.000 Tonnen Papier nicht mehr ab. Laut Vertrag muss die AGR allerdings den Essener Entsorgungsbetrieben EBE rund 110 Euro je Tonne zahlen. Macht einen Verlust von irgendwas um drei Mio Euro im Jahr für die AGR/DAR aus, wenn sie ncht irgendwo enie Kompensation her bekommt. Wie zu hören ist, haben sich AGR/DAR und EBE nun wechselseitig verklagt.

Auf eine Anfrage von mir, wie die Sache einzuschätzen ist, hat die AGR-Pressestelle leider nicht reagiert. Sollte sie dies tun, gerne. Dann stelle ich deren Stellungnahme hier rein.

Zweitens: Am 31. Dezember scheidet der derzeitige AGR-Chef Dietrich Freudenberger aus dem Amt. Daher wird nun ein nachfolger gesucht, wie der RVR bestätigt. Weiter teilt der RVR mit, dass die Gremien der AGR (also die Leute um AGR-Aufsichtsratschef und RVR-Boss Heinz-Dieter Klink (SPD)) kein Verfahren zur Suche eines neuen AGR-GFs in die Wege geleitet hätten. Wie ich nun aus kreisen der SPD gehört habe, ist der der ehemalige Chef der NRW-Staatskanzlei unter Wolfgang Clement, Wolfram Kuschke (SPD) unter den Genossen als Freudenberger-Ersatz im Gespräch. Der jetzige Landtagsabgeordnete war in loser Reihenfolge: Regierungspräsident in Arnsberg, NRW-Minister für Bundes-, Europaangelegenheiten und Medien, Bevollmächtigter des Landes beim Bund und Pädagogischer Mitarbeiter an der Heimvolkshochschule Haus Neuland in Bielefeld. Auf Nachfrage sagte Kuschke, er interessiere sich nicht für den Job. Auch sei er selbst noch nicht gefragt worden. Kann also sein, dass die Nummer nur ein Gerücht aus der Nachfolgesucheküche war. Mal gespannt, wer als nächstes aus dem hut gezaubert wird.

Ruhrgebiet Aktuell am Donnerstag

Nachrichten aus dem Ruhrgebiet und mehr…

WAZ: Post von dpa…Medienmoral NRW

Kommunalwahl: Steht der Termin?…Der Westen

Pleite: Hertie zockt um Miethöhe…Spiegel

Zocken:
Neue Spielepodcast…Patje

Hertie: Marl ist geschockt…Marl Blog

Live: Captain Twang & his Rhythm Cat…unruhr

BVB: Fan sürzte zu Tode…Ruhr Nachrichten

Kultur:
Studenten machen Kurzfilme…Ruhr Nachrichten

Uni WH: Alumni sind optimistisch…Der Westen

MSV:
Neururer auf Punktejagt…RP Online

 

Update: Der Aalhäcksler oder – Viel Spaß mit Greenpeace

Montage: Weserkraftwerk in Betrieb. Links die Turbinen

Ich habe vergangene Woche über das Weserkraftwerk im Staat Bremen berichtet und darüber, dass die Anlage Kritik von Fischforschern heraufbeschwört. Im Kern ging es darum, dass die Kritiker glauben, die Anlage werde die Wanderungen der vom Aussterben bedrohten Aale beeinträchtigen, die durch eine EU-Richtlinie geschützt sind. Dabei kam auch Kritik an Greenpeace auf, da Planer der Greenpeace-Energy-Tochter Planet Energy maßgeblich an dem Projekt beteiligt sind. Es hieß, Greenpeace kümmere sich um Wale, aber nicht um Aale.

Soweit die Vorgeschichte. ich habe die Geschichte in der Welt und auch hier im Blog veröffentlicht.

Danach bekam ich jede Menge Gegenwind. Mir wurde vorgeworfen, ich hätte Fakten falsch dargelegt. Auch hier im Blog. Dazu haben mich auch mehrfach Greenpeace-Sprecher angerufen und zwischen den Blumen bedroht. Ich habe die Greenpeace-Leute gebeten, mir zu sagen, welche Fakten falsch sind, damit ich das schnell ändern kann. Denn ich habe kein Interesse daran, hier im Blog eine falsche Berichterstattung stehen zu lassen. Ich weiß, man kann Fehler machen – man muss nur bereit sein, sie zu korrigieren.

Hier im Blog kann ich das schnell und unkompliziert tun. Bei der Welt ist das anders, da dort die Prozesse länger sind und die Verwantwortlichkeiten anders aussehen. Wie dem auch sei. Bevor überhaupt die Möglichkeit bestand, mit der Welt zu reden, hat Greenpeace einen Rechtsstreit dort vom Zaun gebrochen. Darüber wird an anderer Stelle zu reden und entscheiden sein. Denn ein Rechtsstreit ist wie ein Rechtsstreit zu führen.

Hier geht es allerdings um meinen Beitrag im Blog hier:

Auf meine Bitte, mir mitzuteilen, was daran falsch sein soll, hat mir ein Greenpeace-Sprecher eine Email geschickt, in der er folgende angeblich falsche Fakten auflistet. So soll ich geschrieben haben: 

In Bremen entsteht das größte Wasserkraftwerk der Republik, mitentwickelt von der Öko-Organisation.

Diese Behauptung ist unwahr. Richtig ist hingegen: Es entsteht nicht das größte Kraftwerk der Republik.

Nur, das hatte ich in meinem Blogbeitrag überhaupt nicht geschrieben. Ich hatte geschrieben, das Weserkraftwerk ist das größte Kraftwerk im Land Bremen.

Dann der zweite Fehler nach Meinung von Greenpeace:

An der Entwicklung war nicht die Öko-Organisation, sondern allein der unabhängige Ökostromanbieter Greenpeace-Energy e.G. mittelbar beteiligt.

Diese Argumentation finde ich ziemlich unredlich. Es scheint, als wolle sich Greenpeace hinter Greenpeace Energy verstecken, so als sei das eine völlig fremde Firma.

Deshalb kläre ich hier kurz die Verflechtungen zwischen Greenpeace und dem "unabhängigem" Ökostromanbieter Greenpeace-Energy auf.

Greenpeace Energy eG wurde auf Initiative des Greenpeace e.V. ins Leben gerufen. In einer Selbstdarstellung zur Gründung heißt es: Kein Energieanbieter könne die Greenpeace-Qualitätskriterien hinsichtlich „Versorgung, Transparenz und Neubau von Anlagen komplett realisieren. Es reift der Entschluss, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und ein eigenes Unternehmen zu gründen, das den hohen Anspruch an eine zukunftsfähige Energieversorgung erfüllt.“

Sowohl der Verein als auch die Genossenschaft verwenden ein und dieselbe Marke. Rechtlich sind sie von einander getrennt. Aber man kann kaum sagen, dass Greenpeace Energy unabhängig von Greenpeace ist. Der Versorger wird nämlich ideologisch und geschäftlich von der Umweltschutzorganisation dominiert. Die Namens- und Logoverwendung durch die e.G. ist vertraglich vereinbart und soll aufzeigen, dass Greenpeace Energy die vom Greenpeace e.V. aufgestellten Qualitätskriterien für „sauberen Strom“ erfüllt. Die entsprechende Verpflichtung zum Abschluss eines Lizenzvertrages mit dem Greenpeace e.V. ist bereits in der Satzung der Genossenschaft unter Paragraph 2 „Zweck und Gegenstand“ der e.G. Absatz 4 definiert. Demnach darf sich die Firma nicht unabhängig von Greenpeace entwickeln, sondern ist den Zielen von Greenpeace verpflichtet.

Als Gründungsmitglied hält der Greenpeace e.V. heute einen symbolischen Anteil von 55 Euro an der Genossenschaft.

Auch personell sind Greenpeace und Greenpeace Energy eng miteinander verflochten.

Operativer Vorstand der Greenpeace Energy ist Robert Werner (*1967). Noch vor dem Studium der Geografie (Dipl.) und Betriebswirtschaftslehre an der Universität Mannheim arbeitete Robert Werner von 1990-1991 als Juniorcampaigner im Energiebereich von Greenpeace e.V. zum Thema Atomkraft. Im Jahr 2000 übernahm Robert Werner bei Greenpeace e.V. als Referent für Ökosteuer und Energiepolitik Aufgaben an den Hauptstadtstandorten Bonn und Berlin. Seit Juli 2001 ist er Vorstandsmitglied bei Greenpeace Energy eG und führt das operative Geschäft. Im Jahr 2002 trat er auch als Mitgeschäftsführer der Leitung von Planet energy GmbH bei und wurde im Jahr 2005 Mitglied der Geschäftsführung der Weserkraftwerk Bremen GmbH.

Der Aufsichtsrat der Greenpeace Energy besteht aus fünf Personen. Die Vorsitzende des Aufsichtsrates ist Brigitte Behrens, zugleich Geschäftführerin von Greenpeace e.V. Ihr Stellvertreter ist Volker Gaßner, zugleich leitet er in Personalunion den Bereich Presse, PR und NewMedia bei Greenpeace.

ich führ die Greenpeace-Argumentation mal fort. Was sollen Konzerne wie E.on oder RWE dazu sagen, wenn Greenpeace dort Müll vor die Tür kippt? Sollen die sagen, wir haben gar kein Kraftwerk? Das gehört einer Kraftwerkstochter von uns? Der Gundremmignen GmbH und CoKG? Das soll einer glauben?

Ich betrachte Greenpeace, Greenpeace Energy und Planet Energy hier schon als Einheit von Mutter, Tochter und Enkel. Und nur so kann das der Leser verstehen. Zumal ich im folgenden Text auch genau aufgeschlüsselt, dass sich die Greenpeace-Energy-Tochter Planet Energy um die Planungen für das Kraftwerk gekümmert hat.

Den nächsten Fehler stellt Greenpeace so dar. Demnach hätte ich im Blog geschrieben:

Hier errichten Planer von Greenpeace zusammen mit dem Stadt-Staat Bremen und mit Partnern aus der Öko-Branche das größte Wasserkraftwerk im Land?

Diese Behauptung ist unwahr. Richtig ist hingegen: Planer von Greenpeace sind ebenso wenig wie der Stadt-Staat Bremen an der Errichtung des Wasserkraftwerks beteiligt.

Die Nummer mit den Planern hatte wir schon. Ansonsten hatte ich im Blog geschrieben:

Hier errichten Planer von Greenpeace unter dem Schutz des Staates Bremen gemeinsam mit Partnern aus der Ökobranche und den kommunalen Stadtwerken das größte Wasserkraftwerk im Land.

Der Schutz des Stadt-Staates ist durch die massive politische Unterstützung gegeben.

Schließlich sagt Greenpeace:

In dem Artikel wird weiter behauptet:

Für das Wasserkraftwerk wurde ein neues Wehr quer durch den Fluss gelegt, damit die Turbinen laufen können. Dadurch wird der Zugang zum Meer versperrt. Kein Fisch kommt vorbei.

Auch diese Behauptung ist unwahr. Richtig ist hingegen: Für die geplante Wasserkraftanlage wurde kein neues Wehr quer durch den Fluss gelegt, sondern lediglich ein bereits seit 1906 vorhandenes Wehr genutzt. Der Zugang zum Meer wird nicht versperrt. Fische kommen an dem zukünftigen Kraftwerk und am Wehr vorbei.

Die Aussage von Greenpeace ist nachweislich falsch. Das Anfang des 20. Jahrhunderts gebaute Wehr gibt es nicht mehr. Es wurde vor Jahren abgerissen. Das Weserkraftwerk soll an dem 1993 eröffneten neuen Wehr 200 Meter den Fluss runter gebaut werden.

Allerdings habe ich mich hier tatsächlich mißverständlich ausgedrückt, wie ich bereits in den Kommentaren zum ersten Artikel bestätigt hatte. Ich meinte mit neuen Wehr das neue Wehr von 1993, das das alte Wehr von vor 100 Jahren ersetzt hatte. Am 93-er Wehr sollte damals schon ein Kraftwerk gebaut werden. Dies wird erst jetzt mit der Greenpeace-Energy-Anlage realisiert.

Der Zugang zum Meer wird versperrt, wenn die Stauklappen geschlossen sind, um die Turbinen des Kraftwerkes zu fluten.

Zudem finde ich blöd, dass Greenpeace in seiner Fehlerzusammenfassung das Zitat aus dem Zusammenhang reisst: Denn in dem folgenden Absatz habe ich die Position von Greenpeace zur Sache beschrieben:

 

Die Planer der Greenpeace-Firma Planet Energy haben das Problem erkannt. Gemeinsam mit der Firma Tandem wollen sie ein neues Schutzsystem im Weserkraftwerk installieren. Fische, die vom Meer in den Fluss aufsteigen, sollen über eine so genannte Fischtreppe das Wehr passieren. Arten, die in die See abwandern, sollen über moderne Rechen, Röhren und Abflussrinnen einen Weg an den Turbinen im Kraftwerk vorbei finden. Ein Sprecher von Planet Energy sagt: „Ich glaube, dass dieses Kraftwerk einen beispielhaften Fischschutz für ganz Europa hat.“

Erst danach habe ich die Kritik der Fischforscherin Dr. Adam an dem Projekt ausgeführt.

 

Zum Kern der Geschichte hat Greenpeace keinen Fehler ausgeführt, nur die oben angeführten Kleinigkeiten zu Randaspekten. Besonders ärgerlich finde ich das Versteckspiel, da dies von der Kritik ablenkt.

Ich habe Greenpeace die angeblichen Fehler zurückgeschickt und geschrieben, dass ich die angesprochenen Sachen nicht im Blog geschrieben habe oder keine Faktenfehler erkennen kann. Wenn sie echte Fehler benennen würden, wäre ich bereit diese zu korrigieren.

Als Antwort kam die telefonische Aufforderung, einen Link auf die Greenpeace-Seite zu setzen, mit der Darstellung von Greenpeace oder aber die Stellungnahme von Greenpeace zu meinem Welt-Artikel in einen Kommentar zu setzen.

Ok, das mache ich gerne. Denn ich finde es schade, dass Greenpeace bei so wenig Kritik von Fischforschern barscher mit Vernebeln und Ausweisen reagiert, als manch einer der angeblich bösen Konzerne.

Vielleicht liegt das nervöse Handeln an dem finanziellen Eigeninteresse der Organisation. So will Greenpeace Energy rund 50 Prozent an dem Weserkraftwerk als Bürgeranteile verkaufen. Da kommt die Aal-Kritik vielleicht nicht gut.

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Jugend Kultur Zentren 2010 – Teil 2: Das KKC in Essen

Was und warum machen eigentlich all die Kulturzentren im Ruhrgebiet? Im ersten Teil antwortete darauf Rüdiger Jordan vom Dortmunder FZW. Sozusagen wegen vieler Anfragen erfolgt im zweiten Teil ein Kurzbericht über das KKC, einst neben Frankfurt und Berlin wohl das aktivste Studierenden eigene Veranstaltungscafé.
Was ist es heute?

Viele Erinnerungen schon beim Weg vom Campus die Treppe hinunter und das Gefühl, dass früher eine Art "schmuddelig aber unser" die Einstellung meiner AStA-Generation zu diesem Beton-Vorhof ausgemacht hatte. Dementsprechend auch die verwitterten Plakate an den Fenstern der Studierendenvertretung; später werde ich feststellen dass dort im Schnitt zweimal vier Stunden Anwesenheit pro ReferentIn und Woche auf den Türschildern stehen. Vor 15 Jahren – und vor dem Crash in Essen und den Studiengebühren und Bachelors – waren das noch mehr als Vollzeitjobs. Aber es war auch ständig Krieg zwischen rechts und links und links und links, 2009 wirkt alles recht gelassen, selbst beim Betreten des KKC. Es erstaunen aber sofort wieder die prächtige Theke und die wohl designten Wände.

Es ist Milchkaffeezeit, und alles scheint dezent "Pause" zu flüstern. Nach einiger Recherche stellt sich heraus, dass ein Angestellter quasi für das Tagesgeschäft und die Gastronomie zuständig ist. Dieser ist dem Finanzreferenten des AStA unterstellt, und das Kulturreferat macht im KKC manchmal Veranstaltungen. Oder Fachschaften ihre Parties. "Im Grunde aber funktioniert das KKC hauptsächlich als studentische Caféteria", erklärt Kulturreferentin Tinka Stinnen. "Der große Raum ist eh schon in Raucher- und Nichtraucherbereich unterteilt, und daher machen wir unsere Kulturveranstaltungen auch gerne woanders. Zum Beispiel ist die Atmosphäre für Filme im Hörsaalzentrum einfach viel Kino artiger. Und Lesungen machen wir sogar eher in den AStA-Räumlichkeiten."

Da gibt der Autor zu, dass er da schon ein wenig geschluckt hat und sich gefragt, warum 2009 genau das Gegenteil des 30-Tage-Kulturprogramm-Prinzips von Mitte der Neunziger passiert. Keine AStA-Partyreihe zur Finanzierung von Konzerten und Theater mehr. Wenig auswärtige Künstler. Trennwand, Theke, P.A. und Lichtanlage werden eigentlich gar nicht genutzt. Muss man ja auch nicht immer. Und gut ausschauen tut es ja noch aufgrund der Mühen der Vorgängergenerationen. Cool. Warum nicht? Schließlich gibt es mit dem jährlichen Campusfest und der gelegentlichen EinsLive-Party ja auch ab und zu mal Pop für die Massen.

Also endlich exemplarisch zu dem was passiert gegen Ende des Semesters:
In der Reihe "quergelesen" heißt es am Donnerstag (29.01.) im AStA "Die Rache der Eva H." mit den passenden Werken der Frauen Roche, Herman und Nick und folgendem Text auf dem Flyer: "Für alle die sich emanzipieren von festgelegten Geschlechterrollen und die Thesen von Eva Herman einfach nur lächerlich finden. Dazu einen schönen prickelnden Sekt. Nicht nur trockener, da bei den Beschreibungen einer Tochter der Emanzipation einem oft die Spucke wegbleibt. Dazu die Frage: Ist die Freiheit so ein Buch wie Charlotte Roche zu schreiben eine Folge der Emanzipation?"
Und im Bereich Theater ist nicht nur der Theaterausgehclub zu nennen, eine Kooperation mit dem Theater Oberhausen, das Theaterbesuche zu 4 Euro ermöglicht. Sondern auch dass der für den 6. Februar geplante Theaterabend der studentischen Gruppe wohl verschoben wird, um das neue Stück statt des alten aufzuführen. Und am Freitag (30.1.) ist Comedynight ab 20 Uhr, und zwar mit Ilhan Atasoy (Foto – bekannt von u.a. Nightwash und dem Quatsch Comedy Club) und der Newcomergruppe Avocadomousse mit dem Programm "Yes – we can!".

Kulturetat und KKC haben also nicht mehr viel miteinander gemein, und das Zentrum dient tatsächlich vor allem als Caféteria und finanziert sich gemütlich über die Gastronomie des Tagesgeschäftes plus einiger Vermietungen. Kurz schießt mir durch den Kopf, dass die Studierendenvertretung sich von ihrem selbst geschaffenen Monster re-emanzipiert hat. Ganz selbstverständlich folgt diese Studierendengeneration also eigentlich einem von mir lange geforderten Prinzip für die vielen Hallen des Ruhrgebietes. Nämlich dass man nicht zwanghaft immer alles bespielen soll. Oder auch: Alles kann, nichts muss. Beruhigend. Vielleicht sogar beispielhaft.