Sonntag, 3. Mai, 20.00 Uhr, Live Music Hall, Köln
Café Sachs: Neustart mit Niwo
Nach mehrmonatiger Pause hat das Sachs, die angebliche Mutter aller Szenecafés, am Donnerstag wieder seine Pforten geöffnet. Es gibt bestimmt Menschen, die sich darüber freuen.
Ausriss Sach-Homepage
Es war schon ein wenig traurig, den Niedergang des Sachs in den letzten Jahren zu beobachten – auch wenn die Tränen bei mir, der das ganze in gewohnter Lässigkeit aus dem benachbarten Intershop beobachtete, nicht ganz so dick flossen. Immerhin: Das Sachs war in Bochum eine Institution, ich war gerne ab und an mal tagsüber drin, mied es am Abend und fand es schade, wie der Laden seinem Ende entgegenlitt.
Doch nach Problemen, neue Pächter zu finden, fanden sich dann doch noch drei junge, hoffnungsvolle Gastronomen, die das Lokal an der Viktoristrasse übernehmen wollten, und am Donnerstagabend konnte man das Ergebnis ihrer Mühen bewundern. Kennt ihr die Verzehrbereiche der aufgehübschten Backstuben in Rüttenscheid? Dort hatte man sich, was das Konzept der Inneneinrichtung angeht, wohl inspirieren lassen. Eine Brötchentheke konnte ich allerdings nicht ausmachen.
Aber es war voll am Donnerstag – das konnte man vom Stromkasten vor dem Intershop gut beobachten, war aber auch keine besondere Leistung, denn am Donnerstag war in Bochum alles heillos überfüllt. Nicht hinein kamen jedoch zum Teil langjährige Stammgäste des alten Sachs, die aus Neugier und alter Verbundenheit einen Blick in das neue Sachs werfen wollten. Sie scheiterten schon an den schwerst wichtigen Türstehern. Ein etwas genauerer Blick durch die Fenster gab vielen von ihnen jedoch Trost: Herner-Paris-Hilton-Verschnitte sollen das Lokal in großer Zahl bevölkert haben. Schön, dass sich die neuen Inhaber den verspotteten Minderheiten unserer Gesellschaft öffnen und das Konzept des eher snobistischen Szenelokals gegen eines der Offenheit gegenüber jenen, die einen tiefergelegten Dreier noch zu schätzen wissen, großzügig austauschen.
Vom Verfall eines Solarriesen
Foto: Flickr.com / conergyus
Diese Geschichte handelt von einem ehemaligen Vorzeigeunternehmen der Solarbranche. Es geht um den einst größten Konzern für erneuerbare Energien in Europa. Conergy. Doch das ist vorbei. Die Aktien des Unternehmens sind verfallen zu einem Penystock, dessen Kurs von Spekulanten getrieben flattert wie ein Lämmerschwanz. Zehn Jahre nach der Gründung stehen die Aktionäre der TecDax-Firma vor einem Scherbenhaufen. Trotz Finanzspritzen in dreistelliger Millionenhöhe, Entlassungen und einer Schrumpfkur ist Conergy nicht saniert. Noch immer drücken satte Verluste die Stimmung und die Umsätze schwinden. Und die Aussichten sind trüb, Besserung ist nicht in Sicht. Der Vorstandschef des Konzerns, Dieter Ammer, sagte vor wenigen Tagen: „Wir haben unsere Ziele nicht erreicht.“
Damit nicht genug: Die Krise auf dem Solarmarkt verschärft die Lage. Nach einem Umsatzeinbruch von 70 Prozent im Auftaktquartal hat Ammer keine Hoffnung mehr auf schnelle Erholung. Es werde ein „außerordentlich schwieriges Jahr“, sagte der Manager. Der Solarmarkt in Spanien trug einst mit 16 Prozent zum Konzernumsatz bei. Heute sind dort kaum noch Verkäufe zu beobachten. Erst 2010 sei wieder mit Wachstum zu rechnen, sagt Ammer.
Dabei hatten die Conergy-Aktionäre großes Vertrauen in Ammer gesteckt, als er im Herbst 2007 den Vorstandssessel übernahm. Der Konzern stand damals kurz vor der Pleite. Die Banken hätten jederzeit einen 600 Mio Euro Kreditrahmen kündigen können und damit Conergy ruiniert. Altvorstand Hans-Martin Rüter hatte sein Unternehmen mit hastigen Zukäufen und einer riskanten Finanzierungsstrategie überfordert. Nur das Eingreifen Ammers rettete den Laden.
Der Volkswirt brachte frisches Kapital. Zunächst überredete er seine Bekannten, den Metall-Unternehmer Otto Happel und die Hexal-Gründer Andreas und Thomas Strüngmann, mit Millionenbeträgen bei Conergy einzusteigen. Er versprach Ihnen Hoffnung in einem Zukunftskonzern. Dann trotze Ammer der Commerz- und der Dresdnerbank einen Überbrückungskredit in Höhe von 240 Mio Euro ab. Damit nicht genug. Er konnte später sogar die Commerzbank überreden, während einer schleppenden Kapitalerhöhung rund 170 Mio Euro in den maroden Konzern zu pumpen. Heute hält die Bank 37 Prozent an Conergy.
Das Wort Ammers zog, weil die Investoren ihm vertrauten. Als Visionär hatte er die Nordzucker AG aus einem Kleinbetrieb von Bauern entwickelt. Er war Chef der Brauerei Beck und leitete den Tchibo-Konzern. Ammer ist dabei eine imposante Erscheinung mit blauen Augen und einer lebendigen Sprache, die Zuhörer fesseln kann. „Wenn sich Ammer nicht persönlich engagiert hätte, wäre Conergy Pleite“, sagt ein Vertrauter des Unternehmens.
Ammer beließ es nicht bei schönen Worten. Fast die Hälfte der 2500-Mitarbeiter starken Belegschaft schmiss er raus, entledigte sich riskanter Nebengeschäfte und fokussierte das Unternehmen auf das Kernbusiness. Dem Verkauf von Solaranlagen. Ammer versprach innerhalb von einem Jahr die Wende zum Guten schaffen. Ende 2008 sollten wieder Gewinne gemacht werden.
Daraus wurde nichts. Im Katastrophenjahr 2007 lag der Verlust bei rund 250 Mio Euro. Nach einem Jahr unter Ammer lag der Verlust bei 307 Mio Euro – obwohl der Umsatz auf rund 1 Mrd. Euro wuchs. Ammer sagte, zwar seien die Ziele nicht erreicht worden, „aber wir haben deutlich aufgeräumt.“ Seit dem Börsengang im Jahr 2005 hat Conergy weit über eine halbe Mrd. Euro verbrannt.
Und es ist unsicher, ob der Konzern das kommende Jahr noch erlebt. Zwar beteuert Conergy-Finanzchef Jörg Spiekerkötter, der Konzern verfüge noch über 30 Mio Euro Cash, allerdings gibt er zu, dass die Barmittel allein aus den Krediten der Banken stammen. Alle wesentlichen Vermögenswerte sind verpfändet, beliehen oder übereignet. Spiekerkötter selbst ließ sich vertraglich einen Sonderbonus in Höhe von 500.000 Euro garantieren, „soweit sich die Liquiditätslage der Gesellschaft mittelfristig entspannt.“ Sprich, wenn er es schafft, die Pleite zu verhindern.
Ammer kann seine Strategie aus der Krise heute in wenigen Worten erklären. Er will an die Kunden ran, aus der Produktion raus. Im Solarhandel werde in Zukunft das Geld verdient. Und Conergy sei immer noch eine gute Marke.
Die Signale dafür, das dieser Weg der richtige ist, sehen allerdings schlecht aus. Zunächst ist da ein Familienzwist. Conergy-Gründer ist Hans-Martin Rüter. Er hat die die Firma aufgebaut und seinen Onkel zweiten Grades, Dieter Ammer, in den Aufsichtsrat geholt. Gemeinsam verabredeten die beiden Vertrauten die wichtigsten Verträge mit Lieferanten. Rüter wurde "Entrepreneur des Jahres 2007".
Dann kam die Krise. Rüter wurde abgesetzt, Onkel Ammer wechselte vom Aufsichtsrat in den Vorstand. Eigentlich hätte es so bleiben können, wenn nicht die Zahlen bei Conergy so schlecht gewesen wären. Der neue Aufsichtsrat beschloss Rüter und seine ehemaligen Vorstandskollegen auf Schadensersatz zu verklagen. Das sieht aus, wie ein Kampf Onkel gegen Neffen. Ammer will davon nichts wissen. Er sagt, dies sei ein „normaler Vorgang“. Sein Verhältnis zum Familienmitglied sei gut. Ein Vertrauter von Rüter sagt, es handele sich bei dem Angriff lediglich um ein Ablenkungsmanöver, um von den echten Problemen abzulenken.
Tatsächlich gibt es für Ammer Gründe Sand auszustreuen. Denn sein wichtigstes Sanierungsvorhaben droht zu scheitern. Um Conergy flott zu kriegen, muss Ammer die Solarfabrik in Frankfurt an der Oder verkaufen. Die ersten Gespräche mit einem koreanischen Investor scheiterten in letzter Minute. Seither wurden alle Leiharbeiter rausgeschmissen und die Fabrik produziert bei unter 50 Prozent Auslastung Verluste. Besserung ist nicht zu erwarten, der gesamte Solarmarkt bricht ein, die Preise verfallen und Absätze stagnieren. Um die Fabrik doch noch loszuschlagen, muss Ammer ein zweites Problem loswerden.
Er muss den Liefervertrag mit dem wichtigsten Lieferanten MEMC beenden. Einst hatte Ammer den Vertrag gemeinsam mit seinem Neffen Rüter abgestimmt. Ursprünglich sollte MEMC bis 2018 Rohstoffe im Wert von sieben bis acht Mrd. Dollar für die Conergy-Fabrik in Frankfurt liefern. Ammer konnte das Volumen des Vertrages im vergangenen Jahr auf vier Mrd. Dollar reduzieren. Aber nun weigert sich MEMC noch weiter runterzugehen. Selbst wenn dabei Conergy drauf geht.
Ammer hat nun gegen den Vertrag, den er selbst unterschrieben hat, Klage in New York wegen Wettbewerbswidriger Inhalte eingelegt. Es ist unsicher, ob er damit durchkommt. Er selbst will nichts zu der Klage sagen.
Doch es sind nicht nur die großen Probleme, die ständig Nerven kosten. Selbst die kleinen Schwierigkeiten konnten noch nicht aus dem Weg geräumt werden. Conergy gleicht damit einer ausgetrockneten, kokelnden Wiese. Hat man eine Flamme gelöscht, lodern zwei neue auf. Und immer droht das ganze Heu auf einmal abzufackeln.
Hier fordert ein Kunde Rückzahlungen und Schadensersatz in Höhe von rund 9 Mio Euro für schadhafte Solarmodule. Dort haben Banken einen Kreditrahmen in Höhe von 450 Mio Euro, den sie nahezu beliebig fällig stellen können. Selbst das Verhältnis zu Conergy-Investor Otto Happel scheint nicht mehr ungetrübt. Zumindest hat der Milliardär aus der Schweiz immer noch nicht seine Aktienoptionen gezogen. Warum auch? Schon jetzt hat Happel nahezu 50 Mio Euro in der Solarfirma verloren. Der Kurs von Conergy sackte in der Amtzeit von Ammer von knapp über 9 Euro je Papier auf unter einen Euro.
Ruhrpilot
Das Navigationssystem für das Ruhrgebiet
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„Rechte Demonstrationen künftig anders bewerten“
Künftig sollen Demonstrationen von Rechtsextremisten in Dortmund nicht mehr so schnell genehmigt werden. Opfer der Übergriffe auf die DGB-Demo sollen sich bei der Polizei melden.
Hans Schulze Foto: Polizei Dortmund
Der Sprecher der Polizei Dortmund, Manfred Radeck, hat gesagt, dass die Polizei Dortmund künftig Genehmigungen von rechten Demonstrationen kritischer als bislang prüfen werden. Hans Schulz, Dortmunds Polizeipräsident, war in der Vergangenheit immer wieder für seine liberale Genehmigungspolitik rechten Gruppen gegenüber kritisiert worde. Auf einer Pressekonfenerenz heute Abend hat Schulz angesichts der Ausschreitungen von Nazis gegenüber einer DGB-Kundgebung angekündigt, die Genehmigung von rechte Kundgebungen neu zu bewerten. Das soll auch für eine von Rechtsextremen für den 6. September geplante Demonstration in Dortmund gelten.
Radeck ist sich sicher, dass die Geschehnisse des heutigen Tages – neben Dortmund gab es auch in anderen Städten Angriffe von Rechtsradikalen auf – Auswirkungen auf die Genehmigungspraxis der Gerichte haben werden: "Bislang hat der Bundesgerichtshof ausgesprochene Demonstrationsverbote häufig mit dem Hinweis aufgehoben, dass es auf den Demonstrationen nur selten Gewalttaten von den Rechtsextremen gab. Dieses Argument gilt seit heute nicht mehr."
Die Polizei hat 280 Rechtsextremisten vorläufig festgenommen – 20 von ihnen waren noch Jugendliche und wurden den Eltern übergeben. Noch immer befinden sich zahlteiche der Festgenommenen im Gewahrsam der Polizei. Auf sie wartet mindestens eine Anklage wegen Landfriedensbruch. Es könnten aber auch noch weitere Anklagpunkte dazukommen: "Wir suchen Zeugen der Vorfälle und vor allem Menschen, die von den Rechtsextremen angegriffen und verletzt wurden. Alleine von unseren Beamten wurden fünf verletzt. Betroffene sollen sich bei der Polizei Dortmund melden. Wir brauchen die Informationen der Opfer um auch wegen Körperveletzung und andere Delikte effektiv ermitteln zu können.
„Die Sicherheitsbehörden haben versagt!“
Foto: Frederik Görges
Rechtsradikale Banden haben die Worte von den sozialen Unruhen wohl ernst genomen. Jedenfalls stürmte ein Trupp von über 200 Nazis heute den Maiumzug der Gewerkschaften in Dortmund.
Es ging heute morgen gegen 9:00 Uhr los, sagte die Polizei den Ruhrbaronen. Gut 40 Neonazis hätten sich in der Dortmunder Innenstadt versammelt. Innerhalb von nur einer Stunde wuchs die Gruppe nach Informationen der Polizei auf 300 Personen an. Die Nazis sagten der Polizei, sie wollten vom Hauptbahnhof aus zu einer Demo nach Siegen fahren. Es gab keine große Bewachung. Das war naiv: Im Internet hatten Nazigruppen zu „kreativen Aktionen“ und dem Besuch „anderer Demos“ aufgerufen, nachdem ein geplanter Aufmarsch von Autonomen Nationalen in Hannover verboten worden war.
Und so kam es, dass die Nazis nicht nach Siegen fuhren, sondernvom Bahnhof weg stürmten und marodierend in die Dortmunder Innenstadt zogen. Die Polizei Dortmund rief Polizeikräfte aus anderen Ruhrgebietsstädten zu Hilfe – unter anderem waren Beamte aus Recklinghausen und Bochum vor Ort – aber die kamen zu spät, um den Angriff verhindern zu können. Ab 11 Uhr griffen die Nazis dann an.
Norbert W. vom Dortmunder Bündnis gegen Rechts erlebte den Nazisturm aus der Nähe: „Man hat sie vorher schon gehört. Sie kamen aus der U-Bahn-Haltestelle Stadtgarten, sammelten sich in der Nähe der DGB-Demonstration und griffen dann an.“ W. hörte auch Explosionen wie von Knallkörpern oder Schreckschusspistolen. „Dann ging alles sehr schnell. Die Polizei konnte sie nicht aufhalten und sie prügelten auf die Menschen ein.“
Vermummte Schläger warfen Knallkörper und Steine auf Passanten. Der Maizug der Gewerkschaften wurde angegriffen. Es kam zu Schlägereien. Die Nazis haben mit Lehmklumpen geworfen in denen Glassplitter steckten. SPD-Unterbezirkschef Franz-Josef Drabig hat einen verletzten Kurden eigenhändig versorgt. Es gab weitere Verletzte. Die Dortmunder Polizei bestätigte, dass mehrere Beamte verletzt sind und es erhebliche Sachschäden an Polizeifahrzeugen gab. Das es auf Seiten der Deomonstranten Verletzte gab wusste Polizeisprecher Peter Schulz Stunden noch immer nicht.
Zu den Teilnehmern der DGB-Kundgebung gehörte auch der SPD-Oberbürgermeisterkandidat und Dortmunder Stadtdirektor Ulrich Sierau. Er sagte den Ruhrbaronen. „So etwas hat es in der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte noch nie gegeben. Wir werden das nicht auf sich beruhen lassen. Wir werden mit der Polizei Gegenmaßnahmen einleiten.“ Augenzeugen berichten, dass SS Siggi unter den Angreifern war. SS Siggi war Chef der Nazi-Borussenfront.
Zunächst wurden 150 Personen auf dem Brüderweg festgesetzt, sagte die Polizei. Die Leute wurden eingekesselt. Eine weitere Gruppe von 40 Nazis wurde auf dem Westenhellweg gestellt. Die Nazis sitzen auf dem Boden herum oder stehen. Sie feixen über ihren gelungenen Coup. Nach und nach werden sie unter dem Vorwurf des Landfriedensbruch abgeführt, erkennungsdienstlich behandelt und danach festgenommen. Über der Stadt kreist ein Hubschrauber. Die Innenstadt ist abgeriegelt.
Bericht zur Lage
Der Dortmunder SPD-Chef Franz-Josef Drabig besuchte die DGB-Kundgebung gemeinsam mit seiner Familie und war Zeuge der Naziattacke. Drabig: „Ich war entsetzt, mit welcher Brutalität die Rechtsradikalen zugeschlagen haben. Den wenigen Polizeibeamten vor Ort kann man keinen Vorwurf machen. Sie wurden von dem Angriff überrascht. Ich frage mich allerdings, wie unter den Augen von Polizei und Verfassungsschutz eine solche Zusammenrottung von Nazis unbemerkt bleiben konnte. Da haben die Sicherheitsbehörden versagt.“ Er habe sich schützend vor seinen siebenjährigen Sohn stellen müssen. Angesprochen auf die Aussage des Polizeipressesprechers Peter Schulz gegenüber den Ruhrbaronen, die heutige Attacke sei nichts anderes gewesen als die Ausschreitungen durch Autonome vor zwei Jahren in Dortmund, sagte Drabig: „Eine solche Bemerkung ist für mich absolut nicht nachvollziehbar. Der Angriff von mehr als 200 Nazis auf einer DGB-Demo zeigt die große Gefahr, die von den Rechtsradikalen heute ausgeht. Das heutige Ereignis wird Konsequenzen haben.“
Dietmar Krempa, Mitglied der Vertrauensleute-Leitung der Stadtverwaltung Bochum, war auch dabei, als die Nazis die Demonstration stürmten. Er fordert politische Konsequenzen: „Es kann nicht sein, dass in Dortmund weiterhin Nazi-Demos genehmigt werden. Damit muß jetzt Schluß sein.“ Die Gesellschaft müsse den Rechten entschieden entgegentreten: „Wir brauchen ein Verbot von Naziorganisationen inklusiver der NPD. Ich weiß, dass wird alleine nicht helfen, aber was wir tun können, muß getan werden.“ Krempa war wie viele andere nach dem Geschehnissen in der Dortumder Innenstadt auf dem 1. Mai Fest des DGB im Westfalenpark. Er findet es gut, dass die Veranstaltung nicht abgesagt wurde: „Wir haben gute Gründe, Flagge zu zeigen.“
Martin Tönnes, Ratsherr der Grünen fordert ein Umdenken des Dortmunder Polizeipräsidenten, sieht aber auch die demokratischen Parteien in der Pflichr: Martin Tönnes: „Der gezielte Gewaltakt der Nazis und die Brutalität gegen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der 1.Mai-Kundgebung in Dortmund muss alle Demokraten und das gesamte Ruhrgebiet betroffen machen. Der Auftritt der Rechten in Dortmund erreicht damit eine neue Dimension. Mit dem heutigen Tag sind alle demokratischen Parteien aufgefordert, geschlossen und ohne Wenn und Aber den braunen Mob politisch zu bekämpfen. Wer hierbei jetzt noch politische Ausflüchte sucht oder die Hände in den Schoß legt, schafft den zukünftigen Raum für weitere Angriffe der Rechten in dieser Stadt. Aus diesem Grund muss auch der Polizeipräsident in Dortmund endlich den Ernst der Lage begreifen.“
Die Stadt hat eine lange Tradition rechtsradikaler Schlägertrupps. Früher gab es zum Beispiel die Borussenfront unter SS Siggi. Die WR hat mal einen Hintergrund zum Thema gemacht. Den gibt es hier: klack
Erst vor Kurzem hat die Westfälische Rundschau bekannt gemacht, dass die Nazis Todeslisten kursieren lassen, auf denen sie zukünftige Opfer aus Holzwickede eingetragen haben. Holzwickede liegt in der Nähe von Dortmund.
Schneider bestätigt als RWE-Aufsichtsratschef
Foto: Bayer
Am Schluss gab es keine Überraschung mehr. Manfred Schneider, seit Dezember 1992 einfaches Mitglied im Aufsichtsrat des RWE, ist ohne Probleme zum neuen Aufsichtsratschef gewählt worden. Das haben die anderen Aufsichtsräte so in einer außerordentlichen Sitzung beschlossen. Schneider löst damit Thomas Fischer ab, der den Aufsichtsrat seit dem 8. Dezember 2004 geleitet hatte. Ex-West-LB Chef Fischer hatte sein Amt aus persönlichen Gründen zum 30. April 2009 niedergelegt. Die Amtsperiode des Aufsichtsrates endet im April 2011.
Der neue Aufsichtsrats-Chef Fischer wurde am 21. Dezember 1938 in Bremerhaven geboren. Er studierte Betriebswirtschaft an den Universitäten Freiburg, Hamburg und Köln. Nach dem Examen als Diplom-Kaufmann wurde er Assistent am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre der Technischen Hochschule Aachen und promovierte während dieser Zeit.
Seine berufliche Karriere absolvierte Schneider bei der Bayer AG. 1966 trat er in das Unternehmen ein. Zum 1. Januar 1987 wurde Dr. Schneider in den Vorstand berufen, fünf Jahre später zum Vorstandsvorsitzenden ernannt. Nach der operativen Zeit wechselte er in den Aufsichtsrat der Bayer AG, der ihn nach der Hauptversammlung 2002 zum Vorsitzenden wählte.
Schneider gehört außerdem dem Aufsichtsrat der Linde AG in München an. Auch hier ist er Aufsichtsratschef. Weiter ist er Aufsichtsrat der Daimler AG, und der TUI AG. Von Oktober 1999 bis 2001 war er Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI).
1. Mai Songcontest
Draußen ist das Wetter so schön, dass sowiso keiner am Rechner sitzt. Sei’s drum, hier eine Rate-Top-Ten als Soundtrack zum Tag der Arbeit:
Auf Platz zehn: Soundtrack für heute abend in Berlin, soviele Bullen waren da. Auflösung nach dem klick
Auf Platz neun: Nehmt die Dinger vom Dachboden, wir wollten doch die Weltrepublik. Auflösung nach dem klick
Auf Platz acht: Außer dem Papst hat nur einer Recht. Auflösung nach dem klick
Auf Platz sieben: Wer schläft jetzt noch. Auflösung nach dem klick
Auf Platz sechs: Jetzt ist auch noch die Rose futsch. Auflösung nach dem klick
Auf Platz fünf: Selbst in den Schluchten ist was los. Auflösung nach dem klick
Auf Platz vier: hatten wir schon. Auflösung nach dem klick
Auf Platz drei: Schnurbärte aus dem NDR. Auflösung nach dem klick
Auf Platz zwei: Vorwärts immer, rückwärts nimmer – im Blümchenrock. Auflösung nach dem klick
Auf Platz eins: Aufgewacht. Auflösung nach dem klick
Tatsache: RWE bloggt seit Monaten – erst jetzt bemerkt
Ich habs erst jetzt bemerkt – andere waren sicher schneller. Seit Anfang Februar bloggt RWE. Oder besser gesagt, die Stelle für gesellschaftliche Verantwortung im Konzern (Corporate Responsibility) betreibt einen Blog, in dem Mitarbeiter über ihr soziales Engagement berichten können. Das Ding ist professionell aufgemacht, durchgestylt und vielleicht deswegen streckenweise öde.
Grundsätzlich ist die Idee ja gut. Mitarbeiter können sich mit Projekten bewerben oder Externe Ideen vorschlagen. Diese werden dann gefördert – wenn das Projekt taugt. Mal mit Geld, mal mit Zeit oder Aufmerksamkeit. Gefördert werden Vereine, Initiativen und soziale Dinge. Damit die Menschen auch von den guten Taten erfahren, werden die Projekte dann im RWE-Blog vorgestellt.
So fand der Artenschutztag Eingang in den Blog. Oder ein Sportprojekt an der Astrid-Lindgren-Schule in Essen. Oder eine Tour zu Libellenlarven in Mülheim.
Der ganze Blog strahlt vor guten Menschen. Das ist nett, damit ungefährlich und deswegen nicht spannend – finde zumindest ich. Mir gefällt es besser, wenn man diskutieren muss, wenn man sich reiben kann und wenn es knistert.
Ok, vielleicht ist das unfair jetzt. Denn zunächst einmal hat der RWE-Blog ja nur die Aufgabe PR-Arbeit zu machen. Deswegen kann man nicht mit Maßstäben kommen wie Spannung. Aber mich würden schon die Zugriffszahlen am Tag interessieren. Wieviele Leute lesen das?
An den Kommentaren kann man das nicht erkennen. Auf dem RWE-Blog gibt es wenige bis keine Kommentare.
Ich fänd es ja spannend, wenn sich RWE in einem Blog der Diskussion um seine Projekte stellen würde. Zum Beispiel über die Themen Atomstrom, Braunkohleabbau, Einstieg in Holland, Kohlekraftwerke, Klimaschutz, etc…
Das würde so richtig knistern. Natürlich müsste man mit einer guten, transparenten und kompetenten Moderation dafür sorgen, dass der Blog nicht zu einer Klowand verkommt. Alles was unfair diskutiert, fliegt raus. Alles was beschimpft, fliegt raus. Wenn man einen unparteilichen Moderator oder noch besser ein Moderatorenteam findet, könnte so ein Blog-Projekt vorbildlich für ein Firmenblog werden.
Das was jetzt da ist, ist schön, aber wie gesagt, streckenweise öde.
Zum 1. Mai