Von der Schwierigkeit Polit-PR im Internet…

… günstig und wahrheitsgemäß und authentisch zu verbreiten, haben wir ja hier schon einmal, zweimal, dreimal, viermal berichtet. Nun hat der neue Oppositionsführer im hessischen Landtag, Thorsten Schäfer-Gümbel (TSG) sich ein Glaubwürdigkeitsproblem eingefangen. Wie Tilla Pe hier berichtet, ließ sich mal eben schnell feststellen, dass TSG nicht immer gleich TSG ist.

Und diesmal ist es nicht die Titanic-Redaktion die für TSG twittert, sondern es soll diese auf Polit-PR spezialisierte Agentur sein, die sich zumindest für diesen einen Beitrag verantwortlich zeichnet. Und deren Geschäftsfeld es erstaunlicherweise ist, sich mit neuen Medien und dem Wahlkampf darin auszukennen. Netzpolitik.org hat sich auch schon mit dem Fall beschäftigt und merkt dabei noch an, wie problematisch es sei, dass die Suchfunktion twitters bereits gelöschte Nachrichten noch anzeigt. Besonders problematisch jetzt für TSG und seine Agentur.

EDIT: Und wohl auch problematisch für die Glaubwürdigkeit der SPD. Hier urteilt der Landesvorsitzende der SPD Schleswig-Holstein, Ralf Stegner, über TSGs PR-Problem doch ziemlich bitter.

EDIT2: Ich wurde von einem Kommunikationsberater im weiter unten geposteten Kommentar darauf aufmerksam gemacht, doch bitte die Reaktion eines Beteiligten zu erwähnen. Dort soll erklärt werden, wie es denn zu der "Verwechslung" kam. Ich poste hier mal den Link direkt zum Diskussionsbeitrag, da der Kollege das da unten nicht gemacht hat. Somit kann man jetzt auch sehen, worauf sich Ralf Stegner mit seinem Twit bezog.

Warum es jetzt aber so dringend war, einen der neueren TSG-Follower zum Essen einzuladen, sodass das alles nicht von TSG selbst, sondern direkt vor dem Abflug eines seiner Kommunikationsberater von eben demselben erledigt werden musste, sodass dieser Fauxpas passiert ist, dazu würde ich die Erklärungsversuche dann doch gerne in unseren Kommentaren lesen…

 

Anmerkung: Bitte hier nicht mehr zu den oben verlinkten Grünen-Blog-Artikeln kommentieren/spammen/schimpfen. Der Autor dieses Textes hat dazu eine ganz entspannte Meinung…

Eine neue Welt

Vor 15 Jahren war ich das erste Mal online. Es war alles ein wenig anders als heute…

Modems. Foto: lus

Im Winter 93/94 stand ich vor einer großen Investition: Ich wollte ein Modem kaufen. Die hießen damals Fax-Modems, aber faxen zu machen interessierte mich nicht. Das war nicht ganz einfach: Bis auf wenige, sehr teure Geräte, die man bei der Post kaufen musste, waren alle anderen Modems illegal. Ich kaufte meines, mit 1200 Baud, ein Mittelklassemodell, per Versand – legal durfte ich es nur im Ausland betreiben.

Mein Ziel waren die Mailboxen, das Newsnet. Ich hatte darüber in ein paar Büchern gelesen und einmal bei einem Freund – stolzer Besitzer eines Akustikkopplers – einen eher enttäuschenden Blick in die neue digitale Welt geworfen. In irgendeinem dieser Bücher las ich das Wort „Internet“. Genauer erklärt wurde es nicht, und so hatte ich keine Idee, um was es sich bei diesem Interdings handelte. Und dann kam der Tag, an dem an der Uni ein Seminar ausfiel und ich niemanden in der Cafeteria traf, den ich kannte. Also machte ich mich auf zum Hochschulrechenzentrum der Uni Essen – vielleicht konnten die mir ja erklären, was dieses Interdings eigentlich ist.
Eine freundliche junge Dame ließ mich ein. Ich fragte sie, ob mir jemand erklären könne, was es mit diesem Internet auf sich hätte. Sie konterte mit Gegenfragen: Matrikelnummer, Fachbereich, warum ich das überhaupt wissen will, und als ich alle Fragen beantwortet hatte, gab sie mir einen Zettel mit ein paar Zahlen und einem Passwort: „Das ist ihr Internetzugang, und ein Zimmer weiter erklärt ihnen ein Kollege, um was es überhaupt geht.“
Super – ich war drin. Nur wo ich drin war, wusste ich nicht.

Das sollte sich bald ändern. Ein Mitarbeiter des Hochschulrechenzentrums nahm sich meiner an. Er sollte es bald bereuen, denn meine Neugier ging einher mit einem tiefen, technischen Unverständnis. Mit wurde das damals brandneue World Wide Web gezeigt und erklärt, dass es alles verändern würde. Bald würde es, so war sich mein Mentor sicher, kaum noch Geschäftsflüge geben, denn über das WWW könnten endlich auch günstig Videokonferenzen realisiert werden. Musik, Filme – alles könnte man sich bald online anschauen – nur noch nicht heute – die Bandbreiten, damals galt ISDN als schnell, würden noch nicht ausreichen.

Doch das WWW war damals noch den Dozenten vorbehalten (die daran wenig Interesse hatten: Ich gehörte zu den ersten 200 Internetusern der Uni Essen) – ich bekam einen Zugang zu den Diensten Mail, News und Gopher. Dafür musste ich auf meinen LC II ein Terminalprogramm installieren, das aus dem kleinen, bunten Mac eine schnöde Eingabestation eines IBM Großrechners der mittleren Generation machte – über einen solchen ging ich via Modem online. Es war eine Zeitreise in die Computersteinzeit: Gegen das obskure IBM-Betriebssystem war DOS intuitiv zu bedienen.

Allein sich ins das Internet einzuwählen, war kompliziert. Die meisten an der Uni-Essen gingen damals über das hochschulinterne Netz online und wählten sich nicht von zu Hause aus. Ich verbrachte Stunden damit, zu verstehen wie es geht, und eine Menge Leute haben dabei geholfen. Für alle war es absolutes Neuland. Dann, es war ein Dienstag, klappte es schließlich. Die Einwahlprozedur funktionierte ohne einen Tippfehler (dann musste man wieder von vorne beginnen), ich gelang auf die Gopher-Suchmaschine Veronika und von da aus auf den Server von The WELL, damals wohl mit Abstand die wichtigste Community im Internet. Und das war wirklich überwältigend. Ich saß in einer Zechenwohnung in Gladbeck-Butendorf an einem Computer und hatte direkten Zugriff auf den Computer, auf dem die Texte von Howard Rheingold und vieler anderer Ureinwohner des digitalen Kontinents lagen. Ab diesem Augenblick erschienen mir Computer ohne Internetzugang wie Autos ohne Motoren.

Und nun, genau das war das Gefühl, hatte ich auch diesen Kontinent betreten. Es änderte alles, obwohl die Benutzung sperrig und langsam war und Gopher  an  eine altmodische DOS-Oberfläche ernnerte.
Das wichtigste Thema im Internet war damals das Internet selbst – ein wenig erinnert mich die heutige „Blogosphäre“ mit ihrer ausgeprägten Selbstreferentialität an diese Zeit. Da war etwas – relativ – Neues und nun diskutierte man ausgiebig darüber, was man denn damit anfangen sollte. Durfte es kommerziell werden? Sollte der Staat sich raushalten? Viele – auch ich – waren dafür, und lange hing die Unabhängigkeitserklärung von Perry Barlow neben meinem Schreibtisch: Regierungen der industriellen Welt, Ihr müden Giganten aus Fleisch und Stahl, ich komme aus dem Cyberspace, der neuen Heimat des Geistes. Im Namen der Zukunft bitte ich Euch, Vertreter einer vergangenen Zeit: Laßt uns in Ruhe! Ihr seid bei uns nicht willkommen. Wo wir uns versammeln, besitzt Ihr keine Macht mehr.
Es war eine ungemein spannende Zeit, und sie spaltete meinen Bekanntenkreis: Wir, die online waren, diskutierten fieberhaft über all die neuen Möglichkeiten, die sich nun bieten würden, Und jene, die offline waren, hielten uns für durchgeknallte Irre.
Das Internet würde eine  Möglichkeit zur demokratisierung der Gesellschaft bieten, Wissen allen zugänglich machen und Menschen über weiter Entfernungen zusammen rücken lassen. Die Welt, sie würde zu einem globalen Dorf werden. Wir wissen heute dass sich nicht all diese Träuem erfüllt haben, aber doch verdammt viele. Und irgendwie wurde einem auch sehr schnell klar, dass die Zeitung so wie man sie bis dahin  kannte sich ändern musste. Ich erinnere mich noch an ein Gespräch mit einer WAZ-Redakteurin der ich erklärte, dass sich die WAZ morgen abbestellen würde, wenn ich  zielgerichtet nur die Informationen bekommen könnte, die ich benötige – und dafür auch Geld zahlen würde. Die WAZ habe ich längst abbestellt – das mit dem Zahlen hat sich irgendwie nicht ergeben. 🙂 

In meinen Hausarbeiten benutzte ich von da an Internetseiten als Quellen und musste mich mit meinen Dozenten über die Regeln des Zitierens einigen. Mir standen auf einen Schlag Informationen zur Verfügung, an die keiner rankam, der sich nur auf die Bibliothek verlies. Irgendwann im Sommer 1994 kam zum Internet noch ein Compuserve-Zugang. Damals zwar kein billiger Spaß, aber über Compuserve konnte ich auf Zeitschriftendatenbanken wie Magazin Database Plus zugreifen und erlebte die ersten Schritte des Spiegels im Online-Bereich. Später kam dann noch ein Webzugang über Compuserve dazu bis schließlich 1995 mit Netsurf ein günstiges Angebot für den Webzugang kam: Für 29,90 DM konnte man ins Internet. Nur die Telefongebühren kamen noch dazu – bei mir lagen die schnell bei 300 – 400 Mark im Monat. Also fing ich an, Zeitschriften Artikel über das Internet anzubieten, um die Kosten dieses teuren Hobby wieder rein zu bekommen. Marabo griff zu, ich wurde Redakteur und hatte so ganz nebenbei einen Beruf gefunden.

Ruhrgebiet Aktuell am Mittwoch

Nachrichten aus dem Ruhrgebiet und mehr.

Hertie: Kaufhäuser schließen auch im Revier…FAZ

Auszeichnung: Goldener Schlagstock für Schalke...Der Westen

Obama: Das Präsi-Schnitzel…Buer en blog

Verwertung: Auf ein VG Wort…Pottblog

Ausstellung: HAP Grieshaber…Hometown Glory

Ruhr2010: Haniel wird Hauptsponsor…RP Online

Nazis: Pantförder fordert NPD-Verbot…RZ

Sparkommissar: Bajohr wirft fin…Der Westen

D für dauert länger

Ruhr3D will das ganze Ruhrgebiet online 3D darstellen. Bis man was sehen kann, wird noch einige Zeit vergehen.

Vor fast einem Jahr hat sich Thomas Meiser hier mit einem Projekt beschäftigt, dass zu schön war, als dass es ohne Probleme hätte gelingen können: Ruhr3.de.
Das gesamte Ruhrgebiet 3D, über zwei Millionen Gebäude, alles online – mit Schnittstelle zu Google. Super.  Eine schöne Idee. Um  so trister  Meisers Fazit: "Man kriegt nix zu sehen."
Und daran hat sich bis heute auch nix geändert. Noch immer sind die Daten nicht öffentlich zugänglich, was nach Auskunft von Dr. Wolfgang Beckröge, Leiter des Referates Regionalinformation beim RVR, zwei Gründe hat:  Es gibt noch gar nicht so viel zu sehen  und schon für das, was da ist,  reicht die technische Bandbreite kaum aus. "Wir wollen ja keine grauen Kästen veröffentlichen, sondern die 3D-Modelle der Häuser mit sehr genauen Texturen." Und diese Präzision koste nach wie vor extrem viel Bandbreite. Man kennt das von Google. Dazu kommt: Während Städte wie Dortmund, Gelsenkirchen, Bochum und Essen mit der 3D-Modellierung ihrer Städte recht weit sind, tun sich finanziell klamme Städte  wie Oberhausen schwer, die notwendigen Mittel für das Projekt bereit zu stellen. Und sie wollen ihhre Daten auch nicht ohne weiteres Google zur Verfügung stellen – wissen aber gleichzeitig dass nur die Anbindung an Google eine große Verbreitung garantiert.  Aber die Zeit läuft: Zur Kulturhauptstadt im kommenden Jahr sollen zumindest die touristisch relevanten Quartiere wie Zollverein, Nordstern oder auch das CentrO online zu bewandern sein.

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Grimme-Online-Award startet

Am 1. Februar startet der Grimme-Online-Award.

Der Grimme-Online-Award hat einen ganz großen Vorteil: Im Gegensatz zum Grimme-Preis, bei dem TV-Sendungen prämiert werden, können die Preisträger  sogar die Party genießen, denn die Preisverleihung findet NICHT in Marl statt, sondern in Köln. 
Ansonsten gilt: Man kann sich ab dem 1. Februar bewerben oder jemanden finden, der einen für den Preis vorschlägt. Preise gibt es für Internetprojekte in den Kategorien  Information,  Bildung, Unterhaltung und Spezial. Dazu kommt ein Publikumspreis. Zu den früheren Preisträgern gehörten Ehrensenf, Spreeblick und Stefan Niggemeier. Fast zur Tradition gehört es auch, dass der Preisträger vorher schon online bekannt ist oder irgendwas mit der Jury schief läuft.  Wer sich ein Bild von der Preisverleihung machen will: Im vergangenen Jahr hat Lukas von Coffee & TV einen kleinen Film über die Preisverlehung veröffentlicht. 

 

3 FÜR 7 – Ausgehtipps, immer noch wöchentlich

"Live" ist das große Ding, heißt es. Warum auch nicht. Nur ist "live" halt auch oft einfach "von der Kanzel predigen", und dem gegenüber lassen sich manche Filme, Bilder oder Installationen doch wesentlich anmutiger an. Vor allem wenn es quasi um großes Kino geht: Filme, Jim Rakete, Sonic Youth.

Bereits seit dem 18. Januar hängen in der Ludwiggalerie des Schlosses Oberhausen unter dem Titel "1/8 sec. – Vertraute Fremde" Fotografien von Jim Rakete. Das Schloss in der Nachbarschaft von Autobahnkreuz, Konsumhausen Mitte und McD, genau. Also erstmal irgendwie eine stimmige Veranstaltung: großen Pop gegen großes Übel setzen. Gezeigt werden nicht nur die erwartbaren Schwarzweiß-Portraits von (ihm) bekannten Prominenten, sondern auch eine Studioinstallation und ein recht frischer Film über den Schröder-Freund und Digital-Feind. Wir Besucher können also gleichzeitig über Promis quatschen, Filze checken und Raketes Aesthetik hinterfragen. Und mal wieder den Weg nach Oberhausen finden.

Ebenfalls in dieser Stadt, aber auch in fast jeder anderen des Ruhrgebietes finden ab dem 29. Januar die SchulKinoWochen NRW statt. Dies erlaubt an dieser Stelle nicht nur den Hinweis auf den neuen Blog vom Kollegen Krogull, sondern gibt dem Autoren dieser Zeilen ebenso die Gelegenheit mal seiner Auffassung zur Erziehung zu Medienkompetenz Ausdruck zu geben. Denn ist aus jedem Stück Popkultur irgendein Sinn herauslesbar? Ja. Sollte mensch sich deshalb pausenlos damit abgeben? Nein. Soweit dazu. Auch hier übrigens Semi-Prominente aus dem Kino- und TV-Wesen und sogar Informationen über mögliche Karrieren in diesem Bereich der Unterhaltungsindustrie. Aber natürlich gibt es auch "Die Welle" etc. mit didaktisch wertvollem Material dazu für das Lehrpersonal. Auch dies sicherlich eine spannende Veranstaltung.

Na, und dann halt noch Sonic Youth ziemlich präsent in Düsseldorf. Das (bereits ausverkaufte) Konzert erst im April, aber die Ausstellungseröffnung in der Kunsthalle schon diesen Freitag um 19 Uhr. Mehr als viele andere hat diese Band (inklusive der Solo- und Seitenprojekte, Labels und sonstiger Aktivitäten) so einem gewissen Bild von "ordentlichen New Yorkern" entsprochen. Überall Querverweise auf die Menschen hinter der Promi-Fassade, Manson hier, Karen Carpenter da, Monroe natürlich, Queer Culture, Hardcore usw. Manchmal hat man den Eindruck man darf in NYC nicht aus dem Haus gehen ohne von SY auf Songintegrations-Kompatibilität abgecheckt zu werden. Und so auch direkt zum ersten Major-Album zu jedem Song ein Video, bei jedem Cover das Exponieren eines Künstlers oder einer Künstlerin, ständiges Dokumentieren von Kollaborationen. Fast als wenn Punk zurück in ProgRock überführt worden wäre, inklusive Verweigerungshaltung beibehalten irgendwie, natürlich. Kurz: Ein respektables Lebenswerk für eine Gitarren orientierte Band der letzten 30 Jahre, die gleichzeitig auch immer eine kleine soziale Bewegung war. Oder ein Teil davon? Es ist egal, aber…

Im Überblick:
Jim Raketes Fotografien noch bis zum 10. Mai täglich außer Montags von 11 bis 18 Uhr im Schloss Oberhausen.
SchulKinoWochen NRW vom 29. Januar bis 18. Februar in diversen Kinos diverser Städte in NRW.
"Sonic Youth etc.: Sensational Fix" bis zum 10. Mai in der Kunsthalle Düsseldorf.

RWI-Chef steigt auf

Einen herzlichen Glückwunsch senden die Ruhrbarone an den Präsidenten des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI), Christoph Schmidt, 46. Wie das „Handelsblatt“ meldet, wird er neues Mitglied des Sachverständigenrates des Bundes – dem sogenannten Rat der Wirtschaftsweisen. Er folgt auf den amtierenden Vorsitzenden Bert Rürup, der Ende Februar aus dem Rat ausscheidet.

Einen ersten Job hat Schmidt im neuen Amt zu bewältigen. Er muss mit seinen vier Ratskollegen den neuen Vorsitzenden der Weisen wählen. Favorit für den Job ist Wolfgang Wiegard. Rürup hatte den Vorsitz von März 2005 an.

Ruhrgebiet Aktuell am Dienstag

Nachrichten aus dem Ruhrgebiet und mehr…

Explosionen: Dambusters in den Top-Ten…Denofgeek

Ermittlung: Politiker Lustreisen in Essen…Der Westen

Ruhig: Zumwinkel zum Urteil…FAZ

Der Westen: Blogger sollen DPA-Spuren löschen…Blogbar

IVW: Der Westen und RP-Online…Pottblog

Integration: Die meisten woll…RP-Online

Vision: Internet 1969…Backslash

Belohnung: Geld für pünktlichen Schulbesuch…RN

Pleitewelle: Arztpraxen vor dem Aus…Der Westen

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Frank-Walter Obama?

 

Der SPD Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier macht den Obama. Und Steinmeier tut etwas dafür. Er will, dass Deutschland Häftlinge aus dem Lager in Guantanamo in Deutschland aufnimmt. Wie mag wohl auf Murat Kurnaz, der jahrelang in Guantanamo leiden musste, Steinmeiers neu entdeckte Menschlichkeit wirken? Nun gut, jeder kann sich ändern, auch der SPD Kanzlerkandidat, nur hat er das auch?

 

Foto: Armin Kübelbeck

Barack Obama hat angekündigt, Guantanamo zu schließen, und die zuvor von Bush sanktionierten Folterpraktiken zu verbieten. Als Begründung diente Obama der einfache und doch so richtige Satz:"Wir foltern nicht."

Gilt dieser Satz auch für Steinmeier und die SPD? Zweifel sind angebracht. Viele Sozialdemokraten empörten sich gerne über Bushs Folterpraxis, aber ignorieren Steinmeiers enge Beziehungen mit Unrechtsregimen.

Im September 2008 reisten drei BKA Beamter nach Usbekistan, um in einem usbekischen Folterknast einen Verdächtigen zu verhören .  Nach diesem Artikel arbeiten deutsche Beamte mit usbekischen Folterknechten zusammen und nutzen deren Folterergebnisse zu Fahndungszwecken in Deutschland. Wie passt dazu Obamas Satz, „wir foltern nicht“? Im Oktober 2008 besuchte sogar der usbekische Folterminister Rustam Inojatow Deutschland. Kurz zuvor waren Dank des deutschen Außenministers Steinmeiers die EU Einreiseverbote gegen usbekische Regierungsbeamten aufgehoben wurden, die auch dem usbekischen Stasiminister eine Deutschlandreise verwehrt hätten. Die EU Straffmaßnahmen gegen Usbekistan wurden im Oktober 2005 verhängt als Reaktion auf das Massaker von Andischan. Der usbekische Präsident Islam Karimow hatte am 13 Mai 2005 von Panzerwagen aus einen Volksaufstand niederschießen lassen.

Trotz des Massakers und schlimmer Menschenrechtsverletzungen macht Steinmeier mit Hilfe der  EU-Zentralasienstrategie Karimow und seine MachtkamarilIa zu einem Partner Deutschlands und der EU. Die deutsche Bundeswehr nutzt unverändert in Usbekistan einen Luftwaffenstützpunkt für den Afghanistaneinsatz. Die deutsch usbekische Annährung bringt allerdings keine Änderungen des Regimes in Zentralasien. Der von Steinmeier immer wieder hochgehaltene Menschenrechtsdialog mit dem usbekischen Despoten erreichte das Gegenteil: Steinmeiers Menschenrechtsdialog änderte nicht die usbekische Unterdrückung, sondern führte dazu, dass deutsche Beamte mit usbekischen Folterknechten kooperieren.

Ich habe der SPD und ihrem Kanzlerkandidaten am Montag, den 26. Januar 2009 über ihren Webseite  folgende Fragen zukommen lassen:

Wie bewertet der SPD Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier die Einschätzung der UN, dass Folter in Usbekistan "systematisch" angewandt wird?

Stimmt es, dass der SPD Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier die Aussage von Barack Obama einen Tag nach der Inauguration „wir foltern nicht“ für politisch richtig hält?

Wird SPD Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier zukünftig verhindern, dass deutsche Beamte in Folterstaaten wie Usbekistan Vernehmungen durchführen?

Ist es ein Erfolg der von Steinmeier geförderten Zentralasienstrategie, dass der usbekische Minister für Staatssicherheit Rustam Inoyatow Deutschland besuchen  und deutsche BKA Beamte in usbekischen Gefängnissen Verdächtige vernehmen konnten?

Ist es ein Erfolg des mit Usbekistan in der EU- Zentralasienstrategie gemeinsam vereinbarten Kampf gegen Drogenhandel, dass die usbekische Polizei dem Journalisten Salidschon Abdurachmanow erst Drogen unterschiebt und ihn dann usbekische Gerichte zu 10 Jahren Haft verurteilenwww.reporter-ohne-grenzen.de/index.php?

 

 

Her mit den Erneuerbaren

Wieder einmal gibt es Streit um die hohen Stromkosten in Deutschland. Dieses Mal geht der Aluminiumhersteller Norsk Hydro auf die Barrikaden. Gibt es keinen Discount beim Stromeinkauf, dann könnte noch im Februar die Hütte in Neuss dicht gemacht werden.

Die Hersteller stecken mit dem Einbruch der Alu-Preise an der Börse in der Klemme, viele schreiben rote Zahlen. So auch die Hydro-Hütte in Neuss, immerhin die größte ihrer Art in Deutschland. Grundproblem sind nicht die Aluminiumpreise an der Börse, sondern die Strompreise in Deutschland. Für die Herstellung des Metalls werden Unmengen davon gebraucht. Die Hütte in Neuss verbraucht so viel wie die Stadt Düsseldorf.

Die letzten Neubauten haben daher in Brasilien oder dem Nahen Osten stattgefunden. Da ist billiger Strom verfügbar, gewonnen aus Wasserkraft oder Gas. Die deutschen Hersteller können da bei den Kosten nicht mithalten. Dass zeigt sich in dieser Krise und an der drohenden Schließung des Neusser Werks. Hydro steht aber nicht alleine da. Auch andere Hütten verbrauchen viel Strom, um Kupfer, Stahl oder andere Metalle zu produzieren.

Sollen wir nun diese Industrien ziehen lassen? Ich finde nicht, denn schau ich mir die Umweltstandards in China an – dem weltweit größten Alu-Produzenten -, dann wird mir Angst und Bange. In vielen Fabriken werden Abgase ungefiltert abgelassen.

Was also tun? RWE & Co billige Verträge aufzwingen; in der freien Marktwirtschaft nicht machbar. Außerdem würde das nur eine Teilentlastung bringen.

Nötig ist eine langfristige Lösung. Und da denke ich an die Erneuerbaren Energien. Im Moment sind die zwar noch teuer, aber die Preise fallen. Und sie werden weiter massiv fallen. Schon bald ist Strom aus Windkraft billiger als aus Kohle. Die Solarindustrie wird noch einige Jahres länger brauchen. Aber sie wird es in drei bis fünf Jahren schaffen, mit den konventionellen Brennstoffen gleichzuziehen.

Wenn wir die Erneuerbaren weiter pushen, dann können wir stromintensive Industrien in Deutschland und Europa halten. Die jetzige Krise ist der richtige Moment für ein Umsteuern. Gesellschaft und Wirtschaft sind offen für neue Ansätze. Ganz nebenbei schafft sich Deutschland mit der Wind- und Solarbranche einen neuen Exportmotor.