Ackermann: „Es geht um das Überleben des Finanzsystems“

Hier das Katastrophenprotokoll. Aufs Bild klicken, dann geht die PDF auf.

Ende September vergangenen Jahres stand das Bankensystem kurz vor dem Kollaps. Wie kurz, zeigt ein Protokoll von Treffen am letzten Septemberwochenende, an dem die Hypo-Real-Estate vor dem Zusammenbruch gerettet wurde.

Ende September vergangenen Jahres traf ich einen Bankenchef zum Interview. Ich erwartete jemanden der voller Düsterniss in die Zukunft blickt und traf auf einen gutgelaunten Gesprächspartner voller Optimismus und Zuversicht. 

Das die Aktienmärkte damals zusammenbrachen, dass alle von einer kommenden Wirtschaftskrise sprachen ließ ihn relativ kalt, denn wenige Tage zuvor war er am Rande an den Gesprächen zur Rettung der Hypo-Real-Estate beteiligt: "Wir haben an diesem Wochenende den Tod gesehen und sind haarscharf  der Katastrophe entkommen. Das Finanzsystem stand kurz vor der Kernschmelze und am Ende ging es um Minuten."

Bis zum Start der Börse in Tokio um 1 Uhr unserer Zeit am Montag, den 29. September, mussten sich die Bundesregierung, die Bankenaufsicht und die Banken auf eine Rettung der Hypo-Real-Estate verstänigen. Wäre das nicht geschehen, wären (nicht nur) die deutschen Banken innerhalb weniger Stunden zusammengebrochen. "Wenn es in der Nacht nicht zu einer Einigung gekommen, würden sie heute lange Schlangen vor den Banken sehen mit Menschen, die verzweifelt versuchen, ihr Geld zu bekommen." Die Wirtschaft, so erklärte er mir, wäre innerhalb kürzester Zeit komplett kollabiert – Zustände wie während der Großem Depression wären nicht zu vermeiden gewesen.

Ich hörte wie Deutsche Bank-Chef Ackermann bis zur letzten Sekunden gezockt hat, wie sich Hypo-Real-Estate-Chef Funke als Komplettversager erwies und die Bundesregierung so halbwegs die Nerven behielt:  "Ich war erstaunt darüber, das Ackermann seine Linie durchzog ohne auch nur eine Sekunde lang die gesellschaftlichen Folgen seines  Handelns zu bedenken." Wenn Ihr auf das Bild klickt, bekommt ihr das Protokoll der Verhandlungen zu lesen, deren Ergebnis mit dazu führte, dass wir heute eine schwere Wirtschaftskrise haben, aber keine große Depression.

Krümmel ? oder die Niederlage der Atom-Lobbyisten

Atomkraftwerk Krümmel. Foto: Vattenfall

Der Zwischenfall im Atomkraftwerk Krümmel markiert vor allem zwei Dinge: Das politisches Geschick von Umweltminister Sigmar Gabriel und die Niederlage der Atomlobby.

Es ist schon spannend zu beobachten. Seit gut zwei Jahren, vielleicht schon seit drei, versuchen die Lobbyisten rund um die Kernkraftunternehmen RWE, Vattenfall, E.on und EnBW die Stimmung in der Bevölkerung zu Gunsten der Atommeiler zu drehen. Ihr Argument: Man braucht die CO2-freie Kernenergie, um den Klimaschutz zu schaffen. Es gab Werbekampagnen und Anzeigen in Zeitungen, alles, was das Werber-Herz begehrt.

Das Argument ist auch nicht schlecht. Es wird wiederholt. Fast jeden Tag. Vor gut zwei Jahren fand das Argument breiten Eingang in den politischen Raum in Berlin. Es gelang den Lobyisten mit diesem Argument die Stimmung Schritt für Schritt Richtung Atom zu drehen. Natürlich ist ein Neubau immer noch nicht durchsetzbar, aber die Laufzeitverlängerung wurde immer sexier. Um das Klima zu retten. Und so. Natürlich kann man mit einem abgeschriebenem AKW auch prächtig Geld verdienen – aber das nur am Rande.

Die CDU hat das angenommen. Sie will die Laufzeiten verlängern. Die SPD ist dagegen. Die kleinen Parteien sind hier jetzt mal nicht so wichtig.

Es ist also eine politische Position an der sich die Großen profilieren können. Merkel tat das. Immer offensiver. Sie nutzte das Argument vom Klimaschutz via Kernkraft. Und ich muss sagen, sie kann es ernst meinen, so wie viele in der Branche das Argument ernst nehmen. Es liegt ja auch auf der Hand – und kann viele Menschen überzeugen. Ein starkes Argument.

Dann brennt Krümmel das erste mal. Die Lobbyisten stellen die Arbeit ein. Gabriel ergreift die Chance:

Sein Argument: Kernkraft ist sicher – nur manchmal brennt’s.

Auch dieses Wort ist stark. Es lässt sich beweisen. Irgendwas ist immer los in den AKWs.

Nach einer Karrenzphase von gut einem Jahr, fingen die Lobbyisten im aufwallenden Bundestagswahlkampf wieder an, ihr Argument zu spielen. Die alten Anzeigen wurden eingemottet, dafür gab es neue Motive. Es wurde gesprochen – auf allen Ebenen. Vom Bundestag bis in die Kommunen. Die Leute sollten überzeugt werden – AKWs sind sicher und sie schützen das Klima. Wieder begann sich die Stimmung zu drehen.

Doch die Lobbyisten unterschätzten das politische Geschick von Gabriel.

Denn auch sein Wort ist richtig. Irgendwas ist immer los in den Kernkraftwerken. Er konnte sich zurücklehnen. Beinahe wöchentlich kommen die Meldungen über Zwischenfälle rein. Meist kleines Zeug. Belanglos. Aber irgendwann, das wusste Gabriel, kommt was Größeres. Dann kann er zuschlagen, Wahlkämpfen, Stärke zeigen, Meinung machen. Das ist die entscheidende Kunst der Politik – die richtige Stunde zu finden.

Es kann sein, dass Gabriel jetzt die richtige Stunde gefunden hat, so kurz vor den Wahlen. Als Krümmel wieder runtergefahren wird. Jetzt macht er mit aller Macht einen Skandal. Er hat damit Erfolg.

Die meisten Pro-Atom-Kampagnen sind aus dem Netz verschwunden, die Anti-Bewegung dominiert. Das Argument der Lobbyisten will niemand hören, solange die Kernkraft Probleme macht.

Dabei hat sich eigentlich technisch gesehen nichts Wichtiges ereignet. Krümmel stand nicht vor dem GAU. Weder jetzt noch früher. Die Trafos waren betroffen, die Sicherheitssysteme haben funktioniert. Alles wurde abgeschaltet. Technik versagt. Das ist normal. Die 100-Prozentige Sicherheit kann es nicht geben.

Der Vorfall wurde nur benutzt, um das Argument von Gabriel in einem Kampf um die öffentliche Meinung zu platzieren – gegen die Macht und den Einfluss der Lobbyisten.

Diese Positionen stehen sich gegenüber:

Will man eine Technik, die das Klima schützen kann?

Will man eine Technik, die nur einmal in 500 Jahren in die Luft fliegen muss, um das Land zu verseuchen?

Mit jeder Schlagzeile aus Krümmel wird klar. Die Atomlobby hat es nicht geschafft, die Abwägung über diese Fragen in der Bevölkerung pro Kernkraft zu kippen. Gabriel hat sein Sicherheitsargument besser platziert. Kompliment.

Ruhrpilot

Das Navigationssystem für das Ruhrgebiet

Wahlkampf: Münte und das Web 2.0…Prospero

Dortmund: Nazis wollen gegen Demoverbot klagen…Ruhr Nachrichten

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Gazprom und die WestLB

Foto: WestLB

Ich berichte hier von einem Splitter aus einem großen Konflikt. Mir ist der Splitter aufgefallen, als ich über den Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine recherchiert habe. Erstaunlicherweise spielt dabei die WestLB dabei eine Rolle. Wieso, nun, dass weiß ich eigentlich auch nicht. Aber ich schreib mal auf, was ich weiß.

Zunächst konnte gestern eine akute Eskalation des Konfliktes zwischen der Ukraine und Russland in letzter Minute verhindert werden. Nach Angaben von Gazprom und dem ukrainischen Konzern Naftogas wurden die offenen Rechungen in Höhe von rund 200 Mio Euro in der Nacht auf Dienstag von der Ukraine bezahlt. Im Gegenzug verzichtet Gazprom auf einen zunächst angedrohten Lieferstopp, wie ein Sprecher des Staatskonzerns bestätigte. Von einer Lösung des Konflikts könne aber keine Rede sein. Noch sei offen, ob die von einem Staatsbankrott bedrohte Ukraine auch die nächste Rechnung Anfang August zahlen kann.

Zudem sind bislang alle Bemühungen der Europäischen Union gescheitert, den Konflikt zwischen der Ukraine und Russland dauerhaft beizulegen. Erst in der vergangenen Woche hatte die EU-Kommission alle Mitgliedstaaten aus Sorge vor Lieferproblemen aufgerufen, „die Gasspeicher aus allen zur Verfügung stehenden Quellen zu füllen“. Die EU deckt rund ein Viertel ihres Gasbedarfs aus Russland, in Deutschland liegt der Anteil sogar bei gut einem Drittel.

Die EU hatte zudem klar gemacht, dass sie der Ukraine keinen Kredit zur Verfügung stellen werde, um die offenen Gasrechnungen zu bezahlen. Stattdessen forderte die Kommission die Ukraine auf, ihren Gassektor zu reformieren. Aus Kreisen großer westlicher Importeure heißt es, man arbeite an einer Lösung für die Ukraine. Dazu soll ein Konsortium aufgestellt werden, in dem russische und ukrainische Konzerne gemeinsam mit westeuropäischen Versorgern mehr Transparenz für die Transportleistungen herstellen. Erst danach könne man über finanzielle Hilfe sprechen. Gazprom selbst rief den Westen auf, sich aktiv an einer Lösung der Probleme zu beteiligen, um eine Wiederholung der Gaskrise aus dem Januar zu verhindern. Damals waren die Lieferungen durch die Ukraine mehrere Wochen unterbrochen.

Dieser Konflikt geht also weiter.

Was aber hat die WestLB mit der Geschichte zu tun?

Nun: Bis zuletzt war offen, ob die Ukraine ihre Rechnungen überhaupt bezahlen kann. Der Vizechef von Naftogaz, Igor Didenko, machte unter anderem die WestLB für die Probleme seines Konzerns verantwortlich. So habe etwa die Bank die Auszahlung eines Guthabens in Höhe von rund 60 Mio US-Dollar behindert. Ein Naftogas-Sprecher sagte weiter, sein Konzern habe zwei Wochen auf die Auszahlung des Geldes warten müssen.

Der Vorgang ist ungewöhnlich. Bislang kann sich Naftogas nur mit Stützungskrediten ukrainischer Staatsbanken vor einer Pleite schützen. Das Unternehmen ist fast Pleite. Im Juni mussten sogar Reserven der Nationalbank angeknabbert werden, um die fällige Gazprom-Rechnung zu begleichen. Mehreren Gasexperten erschien es rätselhaft, woher auf einmal die Naftogaz-Millionen bei der WestLB stammen sollen. Michael Gonchar, früher Vizepräsident der zu Naftogaz gehörenden Gastransitgesellschaft Ukrtransnaft, vermutet, dass die Summe aus Gewinnen eigener Gasverkäufe der Ukraine in den Westen bis 2006 stammt.

Aus Brüssel hieß es zu den Dollar-Millionen bei der WestLB, das Guthaben sei von Naftogas bereits vor längerer Zeit an Gazprom verpfändet worden. Die Russen hätten erst in letzter Minute das Konto wieder freigegeben, damit die Ukraine ihre offenen Rechnungen bezahlen kann. Das Geld sei im Verlauf des Montag an Naftogas überwiesen worden. Die Bank habe keine rechtliche Möglichkeiten gehabt, das Guthaben früher auszuzahlen.

Sieht dieser Informationssplitter nicht seltsam aus? Was zur Hölle geht da ab?

Ruhr2010: Gursky und Becher kommen

Mit Hilla Becher und Andreas Gursky werden sich zwei der wichtigsten Fotografen der Gegenwart an dem Projekt Ruhrblicke beteiligen. Finanziert wird das Ganze von der Sparkassen-Finanzgruppe.

Foto: Raimond Spekking/Wikipedia , Lizenz: CC

Wie das Kulturhauptstadtbüro berichtet, wird das Projekt Ruhrblicke von der Sparkassen Finanzgruppe  finanziert, die nun der fünfte Hauptsponsor der Kulturhaupstadt Ruhr 2010 wird.  "Ruhrblicke" wird eine Ausstellung mit den Werken von Hilla Becher, Laurenz Berges, Joachim Brohm, Hans-Peter Feldmann, Andreas Gursky, Jitka Hanzlová, Candida Höfer, Matthias Koch, Elisabeth Neudörfl, Jörg Sasse und Thomas Struth. Für die Ausstellung  sollen auch neue Werke entstehen. "Die Fotografen", schreibt  das Ruhr2010-Büro in einer  Meldung, "stellen dabei ihre subjektive Sicht auf das Ruhrgebiet im Wandel mit den Mitteln künstlerischer Dokumentarfotografie dar". 

Der in Leipzig geborene und mit seinen Eltern aus der DDR geflohene Andreas Gursky gehört zu den wichtigsten Fotografen der Gegenwart und studierte von 1978 bsi 1981 Fotografie an der Uni Essen. Auch Hilla Becher ist mit dem Ruhrgebiet eng verbunden. Gemeinsam mit ihrem 2007 verstorbenen Mann Bernd legte sie mit ihren Fotografien von Industrieanlagen  eine wichtige Grundlage für einen neuen Blick auf die Industriearchitektur.

Gut dass die Sparkassen noch die finanzielle Kraft haben, solche Projekte zu unterstützen und nicht all ihre Mittel zur Sanierung der maroden Landesbanken aufbringen müssen. Gehört doch sicher die Finanzierung der Kultur zu einen der Aufgaben der öffentlichen Geldinstitute.

Kritisch ist allenfalls zu sehen, dass die Sparkassen kein Sponsor im herkömmlichen Sinne sind – also private, gewerbliche Unternehmen, die aus freien Willen, die Kulturhauptstadt bezahlen. Stattdessen muss erneut der Steuerzahler über öffentliche Institute das Renomierprojekt mittragen. Aber wie gesagt, das gehört auch zu den Aufgaben der Sparkassen. Von daher ist die Kritik klein.

Termin Ruhrblicke: 24. April bis 24. Oktober 2010, im SANAA-Kubus, auf der Zeche Zollverein in Essen, Gelsenkirchener Str. 209

Sierau: „Keine Zusammenarbeit mit der Linkspartei!“

Für Herbert Wehner war Dortmund einst die Herzkammer der deutschen Sozialdemokratie. Ein Testfall für rot-rote Zusammenarbeit im Westen soll die  größte Stadt des Ruhrgebiets allerdings nicht werden.

Die diversen Umfragen, die in Dortmund kursieren, haben dreierlei gemeinsam: OB Kandidat Ullrich Sierau liegt, wenn auch zum Teil nur knapp,  vorne, die SPD bleibt stärkste Partei und für die Linken sieht es nicht gut aus.

Auch eine Machtperspektive, ein Ziel der Linke zumindest für die kommunale Ebene im Westen, will Sierau der des öfteren ihren Namen wechselnden Partei nicht zugestehen: "Mit den Linken wird es in Dortmund nach der Kommunalwahl keine Zusammenarbeit gegen," sagt Sierau im Gespräch mit den Ruhrbaronen. Erklärtes Ziel der SPD sei eine Fortführung der Zusammenarbeit mit den Grünen. Sollte es dafür keine Mehrheit im Rat geben, müsse die SPD auch mit den anderen Parteien im Rat reden. "Wir stehen vor schwierigen Herausforderungen und brauchen in Dortmund eine Zusammenarbeit von Parteien, die sich ihrer Verantwortung bewußt sind." Die Linkspartei, sagt Sierau,  mache jeden Tag ein neues Versprechen, von dem klar sei, dass es nicht zu halten sein wird. "Das ist keine Basis für eine Zusammenarbeit. Die Linkspartei in Dortmund kann ich poilitisch nicht ernst nehmen."   

3 FÜR 7 – Schlager und Behaglichkeit

"JedeR hat so seinen Schuss" ist so eine Art aktuelle Variante von "JedeM/R das Seine/Ihre". Was gestern Ironie, Zynismus oder gar aktive Boshaftigkeit war, das schmückt heutzutage die Küchen und Schlafzimmer (von) der westlichen Welt (aus). Nun gut, nicht überall. Und manches tut ja auch nicht weh – es sei denn, man merkt noch etwas und/oder geht tatsächlich hin. Die Kombination CoolTour/Gelsenkirchen/Schloss macht z.B. einen herrlichen Mutantenstadl in dieser Woche. Essen setzt mehr auf so etwas wie "Joy Division Oven Gloves" im ehemaligen Knappengrab. Und Essen schickt auch noch Freunde passabler bis guter deutschsprachiger Texte zu Gitarrenrock in eine dieser Jugendfrüherziehungsgroßraumdiskos. Letzteres ist natürlich voll okay, harhar. Die Woche an der Ruhr:

"Neue Deutsche Welle" war ja tatsächlich das Synonym dafür, wie die Deutschen immer gern im Grunde gute und richtige Ansätze aus Großbritannien in ihre spät-post-faschistische Suppe reinrühren. Kokserparanoia hier, "freie Fahrt für freie Bürger" da. Genau, Extrabreit und Markus sind u.a. dabei. Aber auch Peter Hubert von UKW und der andere Hubert – und selbst Gary Numan hatte ja nur bei den frühen Human League und bei Bowie geklaut, wenn überhaupt selbst. Also ganz großes Katastrophentouristenkino im Schloss Berge. Soll niemand sagen, man hätte nicht gewarnt – hätte der Autor gewusst, dass ihm in der Bahn letztens 500 Boxfreunde zusteigen, wäre er z.B. ja auch nie (mit der Bahn) zur FZW-Rohbauparty gefahren. Soweit dazu.

"A design for life" macht immer gerne eine ganze Armee von Folkwangs Gnaden, es geht bei "Sichtwerk" um Industrie- und Kommunikationsdesign sowie Fotografie. Das sind Trendberufe? Ja! Und voll Pop! Denn umso rebellischer der Gestus der Studierenden, umso mehr ahnen sie, unter welchen Umständen und für welche Art Leute sie später welche hm dann doch eher unkreativen Aufträge ergattern müssen – oder man geht direkt zur Großindustrie und macht schlechte Werbung für Windkraftwerke oder so, natürlich. Ist ja alles gut für den Standort. Nun, Exponate zwischen "Empfehlungsschreiben" und "irgendwie Kunst" natürlich am von allen geschätzten, fluffig dahinvegetierenden Designstandort Zollverein.

Und dann Element Of Crime (Foto: Promo). Nicht der gute Film von Lars von Trier – aus dem natürlich auch dieses und jenes gezogen werden kann – sondern die gute Band. Plus Tomte, Kilians, Muff Potter, Gysbyrt zy Knyphysyn und Why?. Das ist im Rahmen der Tour des Labels Grand Hotel van Cleef und der Headliner ist natürlich Verstärkung – nach den Ansagen vor einiger Zeit wie es dem Label geht wünscht man dann doch eine erfolgreiche Tour, selbst für den Aufenthalt im Delta Musik Park. Leicht harmloser, "ehrlicher" Deutschrock ist ja nicht das Schlimmste, was man hierzulande so machen kann, nicht wahr?

Im Überblick:
"Sommerfest Schloss Berge" (seit mehr als 50 Jahren schon! oh, fix nachrechnen) vom 10. bis 12. Juli.
"Sichtwerk" ebenso.
Beim "Fest van Cleef" am Sonntag, 12. Juli, sind die Türen bereits ab 13 Uhr geöffnet.

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Ist dieser Mann als Pirat haltbar?

Am 23. Februar 2003 schrieb ein Mann unter dem Namen Bodo Thiesen um 3:46 folgendes Posting in eine Newsgroup.

Es hören manche Leute nicht gern. Aber Hitler wollte keinen Krieg. Zumindest nicht mit dem Westen. (Ich glaube aber, generell nicht.)

Aufgrund inhaltlich ähnlicher, dokumentierter Äußerungen des Funktionärs der Piratenpartei mit Namen Bodo Thiesen vermute ich, es handelt sich um die selbe Person.

Im gleichen Pfad der Diskussion schrieb jemand unter dem Namen Bodo Thiesen:

Hitler hat Polen angegriffen. Aber erst nach einer Kriegserklärung seitens der Polen gegen Deutschland.

Weiter heißt es:

Oh, jetzt wurde also die Sowjetunion inzwischen auch überfallen. Seit wann eigentlich das? Das muß doch noch ziemlich neu sein.

Die Äußerungen sind lange her. Gibt es vom Funktionär der Piratenpartei Bodo Thiesen heute eine klare, unmißverständliche Distanzierung zu diesen Äußerungen?

Hier findet man die angesprochenen Beiträge aus dem Jahr 2003: klick (dann weiter auf die Beiträge von Bodo Thiesen klicken.)

Das Profil von Bodo Thiesen (oder Leuten, die unter diesem Namen auftreten) kann man unter folgendem Link ansehen: klack

Mittlerweile distanziert sich die Piratenpartei von ihrem Funktionär Thiesen. Ich denke, das ist überfällig. Wenn auch die Distanzierung schwach ausfällt. Aus dem Funktionär wird ein "einfaches Mitglied", nunja, aber immerhin ein Anfang:

Wir erklären hiermit in Übereinstimmung mit der Satzung der Piratenpartei Deutschland, dass wir faschistische Bestrebungen jeder Art entschieden ablehnen.

Weiterhin erklären wir, dass wir den Holocaust als historische Tatsache ansehen und deren Relativierung oder Verharmlosung nicht dulden werden.

Wir haben keinen Zweifel daran, dass im Zuge dieses historisch einzigartigen Verbrechens des nationalsozialistischen Deutschlands circa 6 Millionen Menschen umgebracht worden sind, die meisten von ihnen Juden.

Wir haben demütigen Respekt und tiefes Mitgefühl für die Opfer dieses Verbrechens und ihre Angehörigen.

Wir werden auch in Zukunft keine Zweifel daran aufkommen lassen, dass dies eine gemeinsame Position der PIRATEN ist."

Sollte sich Bodo Thiesen nicht innerhalb von 24 Stunden von seinen Äußerungen distanzieren, will der Vorstand "entsprechenden Maßnahmen" ergreifen. Ich bin gespannt.

Danke an Elmar

Ein Hoch auf DPA, die wissen alles!

Der Tusch des Tages geht heute mal an die DPA, denn: die wissen alles. Und zwar vor allen anderen. Heute um 9.12 Uhr flatterte eine Agenturmeldung in die angeschlossenen Redaktionen. Nicht wirklich interessant, aber es ist schließlich Sommerpause im Fußball. "Ergebnisse und Tabelle des Concacaf-Gold Cup" in den USA. Gruppe A aus Columbus, Kanada und El Salvador trennen sich 0:0, Jamaika und Costa Rica trennen sich 1:1, zur Pause führte Jamaika. Doch seit kurz nach zehn gibt es auch eine Eilmeldung auf DPA …

Foto: Ruhrbarone beim Abnehmen des "Tusch des Tages"  (flickr.com)

Gold Cup, Ergebnisse EIL, steht dort. Und es folgt eine dürre Erklärung an die Redaktionen, die Ergebnismeldung von 9:12 Uhr nicht zu verwenden, die Spiele fänden nämlich erst in der "Nacht zum Mittwoch" statt. Mistbau, aber was für einer! Sei es drum: Ich vertraue weiter der guten alten DPA. Habe auf die beiden Unentschieden beim Buchmacher gesetzt und halte Euch auf dem laufenden, wer wirklich Recht hatte – die Meldung von 9:12 oder die von 10:07. Könnt mir (und DPA) mal kräftig die Daumen drücken!

PS: Wetten kann süchtig machen, fangen Sie gar nicht erst damit an!