Foto: Ruhr 2010 / Reinicke/StandOut.de
Finanziellen Probleme bedrohen eines der zentralen Projekte der Kulturhauptstadt 2010 im Ruhrgebiet. Wie ich erfahren habe, will die RAG Stiftung bislang nicht in die Cofinanzierung der so genannten „Zweiten Stadt“ eintreten. Eigentlich sollte unter diese Titel am Standort Zollverein Essen ein Besucherbergwerk eröffnet werden. Andere Geldgeber für das Millionenschwere Projekt seien noch nicht gefunden, hieß es. Ein Sprecher der Kulturhauptstadt bestätigte: „Das Projekt ist noch nicht sicher. Die Gespräche laufen.“ Ein Sprecher der RAG-Stiftung sagte. "Das Projekt wird noch geprüft." Vor einer endgültigen Entscheidung müsste die Finanzierung des Projektes und die Sicherheit der eventuellen Besucher sichergestellt werden.
Eigentlich sollte mit der „Zweite Stadt“ das Wachstum des Bergbaus unter dem Ruhrgebiet sichtbar gemacht werden. Hier wurden während der Glanzzeiten der Zechen die Strecken und Streben parallel zu den Siedlungen über Tage vorangetrieben. In der Präsentation der Kulturhauptstadt war die Rede davon, diese Stadt in 1000 Meter Tiefe erfahrbar zu machen. Touristen aus aller Welt sollten in Originaltiefe Ausstellungen und Spaziergänge durch das „weit verzweigte und geheimnisvolle Wegenetz dieser Unterwelt“ genießen, wie es in einer Präsentation heißt. Der Einstieg sollte auf Schacht XII des Weltkulturerbe Zollverein liegen.
Doch wie aus der RAG-Stiftung zu hören war, will der Chef der Stiftung, Wilhelm Bonse-Geuking, jetzt noch kein kein Geld bereitstellen, um das Projekt zu bezahlen. Dies habe er den Geschäftsführern der Kulturhauptstadt, Fritz Pleitgen und Oliver Scheytt, persönlich gesagt. Zunächst diene das Kapital der Stiftung ausschließlich der Bewältigung der Ewigkeitskosten. Für kulturelle Ausgabe gebe es nur eine sehr enges Budget. Zudem sei nicht geklärt, wie teuer das Besucherbergwerk werde. Gerade die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen seien noch unbekannt, wenn über 1000 Leute am Tag in der Tiefe geführt würden.
Bei ihrer Einschätzung stützt sich die RAG Stiftung auf Planungen zum Besucherbergwerk in der Gelsenkirchener Zeche Hugo. Dort versuchte im Jahr 2000 die RAG-Montan-Gesellschaft Investoren für ein ähnliches Projekt zu finden. Auch damals ließen die immensen Sicherheitskosten das Projekt scheitern, aus einem unterirdischen Arbeitsplatz ein Ausflugsziel zu machen.
Ein Sprecher der Kulturhauptstadt sagte nun, tatsächlich gebe es gerade in Fragen der Sicherheit und der Logistik noch viele offene Punkte, wie die Menschen gefahrlos unter Tage gebracht werden sollen. „Das ist sehr teuer.“ Allerdings seien sich alle Beteiligten einig, dass es sich bei der „Zweiten Stadt“ um ein sehr spannendes Projekt handele. „Wir arbeiten daran, dass es was wird.“ Weiter sagte der Sprecher, bereits in wenigen Wochen müsse eine Entscheidung fallen, damit die Eröffnung des Bergwerkes zum Jahr der Kulturhauptstadt noch realisiert werden kann.