Ruhrgebiet Aktuell am Dienstag

Nachrichten aus dem Ruhrgebiet und mehr…

Foto: Sarah Wagenknecht

Linke: Boom im Ruhrgebiet mit Sarah Wagenknecht?…Aachener Nachrichten 

Duisburg: Angst vor dem Mob…Der Westen

Literatur: Lesung in Second Life…Kueperpunk

SPD: Es rettet Euch kein höheres Wesen…und auch kein Internet…Zoom

Stimmung: SPD-Dortmund geht fröhlich in den Wahlkampf…Der Westen

Anti-Israel-Demo:
Kritik an WAZ in Gelsenkirchen…Gelsenkirchen Blog

Evolution: Kreationisten-Aufklärung fällt aus…Bo-Alternativ

Pop: Der panoramatische Blick…Popruhr

Kunst: Lovis Corinth Ausstellung…Hometown Glory

Uni Witten-Herdecke: Stühlerücken an der Spitze…Ruhr Nachrichten

3 für 7 – 3 Kulturtipps für die nächsten 7 Tage

Zunächst noch einmal der Hinweis auf die exzellente Pink Slip Party der Ruhrbarone im Bochumer Mandragora für die schreibende und abbildende Zunft plus Bekannte. Und ansonsten fehlt dem Autor dieser Zeilen gerade ein wenig die Chuzpe, hier angesichts drängenderer Themen irgendwelche Witzchen zu reißen. Also hier nur der Hinweis, dass manche Veranstaltungen doch einen recht spezifisch amerikanischen und europäischen Charakter haben, aber sicher daher allein nicht zwingend wichtig und richtig für den Gang der Welt sein müssen: Diesmal geht es um Situationisten, Gefühlskälte und Techno.

"Unwille" heißt eine Ausstellung im Dortmunder Künstlerhaus, die angefangen von der kämpferischen Forderung "Ne travaillez jamais" ("Arbeite nie!") über private Verweigerungshaltungen bis hin zu Ermahnungen zum einfachen gelegentlichen Innehalten viele sogenannte "Zivilisationskrankheiten" auf unterschiedliche Art und Weise darstellt und thematisiert. Ob Andre Greif und Matthias Hennig eben jenen Slogan aufgreifen (Foto von den Künstlern), ob Eiko Grimberg von der Frau erzählt, die beschloss nie wieder aus dem Bett aufzustehen, oder ob Diana Artus Fotos um den Spruch "We have no patience for utopian thought" gruppiert, all diese und die anderen Installationen und Dokumentationen verweisen, nach einem Konzept von Francis Hunger, auf verschiedenste eher unübliche Reaktionen auf alltägliche Strukturen und Machtverhältnisse.

"Liebe und Geld" heißt es hingegen im Bochumer Schauspielhaus, und das Stück beginnt mit zwei Büromenschen aus dem Kommunikationsgewerbe, die sich nur über E-Mails näher kommen, bis die jeweiligen Vergangenheiten und aktuellen Zwänge den Zusammenstoß mit der Realität erzwingen. Aber damit beginnt erst alles… Regisseur Sebastian Hirn inszeniert nach einer Vorlage von Dennis Kelly. Man schaue nicht nur nach Kapitalismuskritik, dann könnte das beste verpasst werden an diesem Stück.

"United Respect" ist so nah dran an aktuellen Themen hier wie Toleranz zwischen Kulturen und der Loveparade, dass es so schon fast weh tut. Es geht nämlich um eine AG, die tatsächlich mit Technobeats das Verständnis zwischen Kulturen, Geschlechtern und Individuen fördern möchte. (Für Techno-Fans: Wenigstens ist Felix da Housecat dabei, aber auch Lexy & K-Paul und van Helden z.B.). Nunja, jedenfalls war dieses Wochenend-Ausfüll-Programm zunächst für die Gelsenkirchener Arena angekündigt, rutscht nun aber doch irgendwie in die Halle 3 der Messe Essen. Aber da haben sich ja auch holländische Gabber-Parties sehr lange sehr wohl gefühlt.

Im Überblick:
"Unwille" nur noch bis zum 18. Januar donnerstags bis sonntags von 16 bis 19 Uhr im Künstlerhaus Dortmund.
"Liebe und Geld" hat am 16. Januar um 19.30 Uhr Premiere in den Bochumer Kammerspielen. Weitere Termine: 18. & 24. Januar, sowie 11. & 21. Februar.
"United Respect" am 17. Januar ab 19 Uhr in der Messe Essen.

30 Mio Euro für Internetfirmen, Grafiker und Designer oder Theatermacher

Die Landesregierung NRW will die Kreativwirtschaft im Land über ihre Förderbank mit 30 Mio Euro unterstützen. Von dem Geld sollen Internetbuden, Grafikhütten und Theaterfuzzies profitieren. Sowie etablierten oder neue Printverlage. Ausgeschüttet werden soll das Geld im Wahljahr von der NRW.Bank. Die Mittel sollen als Darlehen an die Firmen gehen und das Eigenkapital stärken.

Geld her – der Ruf der Kreativen Klasse wurde erhört. Foto: Flickr/karamellsauce

Als Grund für den Förderfonds nannte die Bank die ständig steigende Bedeutung der Kreativwirtschaft für das Land. Hier sei noch eine Menge Luft für Wachstum, hieß es. Das belege auch eine neue Studie, die von der NRW.BANK in Auftrag gegeben wurde. Als wichtigstes Hemmnis auf dem Weg zur Mehrbeschäftigung machte die Bank die latente Eigenkapitalschwäche der "kreativen Unternehmen" aus. Hier setzt der Fonds an.

Ruhrparlament einig: Mehr Kohle!

Die Städte im Ruhrgebiet sind pleite. Heute hat sich das Ruhrparlament an ihre Seite gestellt.

Haus des Ruhrgebiets. Foto: RVR

Bei zwei Enthaltungen von den Vertretern der Linken (Danke Claudia für die Frage) verfasste es eine Resolution
in der  "die Überlebens- und Handlungsfähigkeit der Kommunen in der Metropole Ruhr" gefordert wird. In neun Punkten wird für die Kommunen der Metropole Ruhr unter anderem von Bund und Land gefordert:

– Hilfen, um Altschulden abbauen zu können

– eine den Aufgaben angemessene Finanzausstattung

– die strikte Einhaltung des Konnexitätsprinzips (derjenige, der eine Leistung per Gesetz bestimmt, soll sie auch bezahlen, etwa wenn es um Kinderbetreuungsplätze geht)

– eine Reform der Kommunalaufsicht.

– der Solidaritätsbeitrag soll nicht mehr nach Himmelsrichtung verteilt werden

– und schließlich soll eine Strukturförderung eingerichtet werden, die den tatsächlichen Anforderungen der Region und Kommunen entspricht.

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„Vergast die Juden“

Ausser Schneebällen nichts gewesen – so die Erklärung der Gelsenkirchener Polizei zur Ant-Israel-Demo am Samstag. Augenzeugen berichten indes von  antijüdischen Parolen und Polizisten, die davon nichts mitbekommen wollten.

Ausschnitt: YouTube

Der Heinrich-König-Platz in der Gelsenkirchener Innenstadt ist so etwas wie die gute Stube der Stadt: Im Sommer sitzen die Menschen um ihn herum in  Cafés, der DGB hält dort regelmäßig seine 1. Mai Kundgebung ab und gerne nutzen auch die örtlichen Punker die Treppen der am Platz gelegenen evangelischen Kirche als Treffpunkt. Großstadtidylle pur.
Nicht so am Samstag als gut 500 Menschen gegen den israelischen Militäreinsatz in Gaza demonstrierten. Gut 50 von ihnen  hatten sich auf den Treppen der Kirche versammelt und riefen vor und während der Kundgebung antijüdische Parolen. Bert B* war am Samstag in der Innenstadt Gelsenkirchens und wurde Zeuge des unwürdigen Spektakels: "Sie riefen immer wieder Parolen wie "Vergast die Juden", "Ermordet die Juden" und "Steckt die Juden in die Gaskammer". Ich war erschrocken dass die Kirche so etwas auf ihrem Gelände duldet. Das hat doch mit Meinungsfreiheit nichts mehr zu tun. Man darf doch nicht die Ermordung anderer Menschen fordern." Die Polizei rief B. nicht – denn die war ja schon vor Ort – zog es aber vor nicht  einzugreifen: "Die Polizei stand direkt daneben und muss  alles mitbekommen haben. Gehandelt hat  sie aber nicht." Die Aufforderung zum Genozid an den Juden war der Polizei später noch nicht einmal eine Erwähnung wert. In der Pressemitteilung zur Demo heißt es lapidar, die Demonstration sei friedlich verlaufen. Nur ein paar Schneebälle seien auf die Polizei geworfen worden: "Dabei rutschte ein Jugendlicher auf dem glatten Untergrund aus und zog sich eine Kopfplatzwunde zu. Ein Rettungswagen brachte ihn zur ambulanten Behandlung in ein Krankenhaus."
Auch die Ordner, die Demonstration war von deiner "Parteilosen Wählergruppe Gelsenkirchen (PWG)" angemeldet worden, hätten die  Hetzparolen gehört ohne einzugreifen, so B.. Wie gut das keine Israelfahne die zünftige Proteststimmung störte.  

Mehr zum Thema:

Demonstranten forden Judenvergasung – Duisburg: Polizei entfernt israelische Fahne

Hauptsache Ruhe

 

 *Name geändert
Dank an Dennis vom Gelsenclan

Hauptsache Ruhe

Deeskalation über alles: In Duisburg mag sich aus Reihen der Politik niemand über das Verhalten der Polizei am Samstag aufregen. Die hatte eine Wohnung an der Demostrecke aufgebrochen um eine israelische Fahne aus einem Fenster zu entfernen, weil sie die Teilnehmen einer antiisraelischen Demonstration störte. Nur die jüdische Gemeinde der Stadt sieht die Sache anders.

Ausschnitt: YouTube

Zwei Tage nach der antiisraelischen Demonstration der radikalislamischen Organisation Milli Görrüs in Duisburg ist wieder Ruhe  eingekehrt. Dass die Polizei nach eigenen Angaben eine Wohnung aufbrach, um unter dem Jubel der Demonstranten  eine israelische Fahnen aus Fenstern zu entfernen,  weil  die Demonstranten das Haus beworfen hatte und antijüdische Parolen skandierten, scheint kaum jemanden  aufzuregen. Wie die Demonstanten reagierten, kann man hier sehen.

 

 

(Wir haben bereits am Samstag ausführlich über den Skandal berichtet: klack)

Der Geschäftsführer  des SPD-Unterbezirks  Jörg Lorenz, war zwar erst über die Maßnahme erschrocken, sieht sie aber polizeitaktisch gerechtfertig: "Ich  bin für mich zum Ergebnis gekommen, das wenn es dem Zweck gedient hat, eine Eskalation zu verhindern,  es eine erfolgreiche Aktion war." Reiner Neumann aus dem Parteivorstand der Grünen möchte nach einigem Stottern am Telefon die Situation überhaupt nicht bewerten und Thomas Wolter, Geschäftsführer der FDP-Ratsgruppe, ist auch der Meinung, dass die Maßnahme der Polizei richtig weil deeskalierend war.

Allein Michael Rubinstein, Geschäftführer des jüdischen Gemeinde in Duisburg sieht die Angelegenheit etwas anders: "Die Polizei kann zwar argumentieren, dass es aus Sicherheitsgründen nötig war, die israelische Fahne abzunehmen, aber ob es eine politische kluge Entscheidung  war, ist etwas ganz  anderes. Bevor sie diese  Fahne entfernt hätte, hätte  die Polizei versuchen müssen   diejenigen stoppen, die  das Haus an dem die Fahne hing beworfen haben." Mittlerweile hat sich auch der Zehtralrat der Juden zu den Vorfällen in Duisburg geäussert. „Offensichtlich steht das Recht auf Demonstrationsfreiheit nur einer Seite zu, offensichtlich bestimmen jetzt potenzielle Gewalttäter das Maß der Meinungsfreiheit in Deutschland”, so der Generalsekretär des Zentralrats, Stephan Kramer, zur  NRZ.
"Wenn israelische Fahnen eingeholt werden müssen, um eine Eskalation zu verhindern ist eine Grenze überschritten," kommentiert Christoph Onkelbach heute in der WAZ. Dem ist nichts hinzuzufügen.

RWE wechselt den Konzernsprecher aus

Der RWE-Konzern hat an der Spitze seiner Presseabteilung einen Wechsel vorgenommen. Wie der Essener Energiekonzern den Ruhrbaronen soeben bestätigte, ist Jürgen Frech seit Anfang des neuen Jahres nicht mehr Sprecher des Konzerns. Seinen Job hat ab sofort Jan-Peter Schwartz inne, der bisher PR-Chef der Konzern-Tochter RWE Energy war.

Schwartz wird seinen Sprecher-Posten bei der RWE Energy nach Informationen der Ruhrbarone vorerst zusätzlich weiterführen. Jürgen Frech wechselte im Sommer 2006 von der Spitze des Wirtschaftsressorts der WAZ zum RWE-Konzern. Der 52-jährige Frech ist zukünftig innerhalb des RWE-Presseteams für die Betreuung der regionalen Presse zuständig.

Ruhrgebiet Aktuell am Montag

Nachrichten aus dem Ruhrgebiet

Foto: Flughafen Dialog

Flughafen: Droht Dortmund der Absturz?…Der Westen

Gaza: Demo in Bochum…Der Westen

Besprechung: Dead Serious…Unruhr

Habari: Zwei Monate HabariMag…Florian Fiegel

Gefängnis: Knackis ziehen um…Recklinghäuser Zeitung

Opel: Hoffen auf ein Wunder…WDR

Rundgang: Schöne Reportage über den jüdischen Friedhof von Winterberg….zoom

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„Über Kooperationen und Aufgabenteilung nachdenken“

Gelsenkirchens OB Frank Baranowski ist nicht nur der Hoffnungsträger der SPD in NRW sondern auch der Sprecher der Sozialdemokraten im Ruhrgebiet. Und Baranowski schlägt  was das Revier betrifft, neue Töne an – allerdings recht vorsichtig. Das Interview wurde vor den antijüdischen Ausfällen in Gelsenkirchen geführt, so dass diese hier nicht thematisiert werden.

?: Es gab einmal das Düsseldorfer Signal, aber das gilt ja wohl nicht mehr. Wie sieht die Idee der SPD für ein Ruhrgebiet der Zukunft aus?

Frank Baranowski: Nein, das Düsseldorfer Signal war ja ein Koalitionspapier aus der letzten Legislaturperiode. Was mir wichtig ist: Ich rede gerne über Strukturen, ich würde aber noch viel lieber über Inhalte und Möglichkeiten reden. Der Stadt Oberhausen ist es im Moment egal, wo die Bezirksregierung ihren Sitz hat, die ihr nicht mehr erlaubt, auszubilden oder in Maßnahmen zu investieren, die absolut nötig sind, und die sie zwingen will, Mitarbeitern zu kündigen.

?: Ihr Vorgänger Oliver Wittke hat erklärt, dass es sehr wohl einen Unterschied mache, in welchem Regierungsbezirk man sitzt. Die Bezirksregierung in Münster, die ja auch für Gelsenkirchen zuständig ist, war doch immer, was die Schulden der Städte betraf,  deutlich restriktiver als die in Düsseldorf – und daher ist Oberhausen heute stärker verschuldet als Gelsenkirchen.

Baranowski: Als ehemaliger Landtagsabgeordneter bin ich da sehr deutlich: Die Landesregierung entscheidet, wie die RPs mit den Schulden umgehen, und diesen Ball muss man an die Landesregierung zurückspielen.

Weiter zu Teil 2 des Interviews

Ruhrgebiet Aktuell am Sonntag

Nachrichten über das Ruhrgebiet

Yeah Bruder: Jamaica in Herdecke…Der Westen

Hassdemos: Erschrecken in Gelsenkirchen…Gelsenclan

Frühstart: Kommunalwahlkampf beginnt…Welt

AGR: Bundesgerichtshof verhandelt Fall Brochier…Nürnberger Nachrichten

Geschichte: Ruhrbesetzung 1923…Wikipedia

Und sonst…

Freitag: Raus aus der linken Kuschelecke…Zoom

Terrorist bereut: Christian Klar bedauert seine Taten und wird von Bild gehetzt …zitty