RWE-Städte denken über Absprung nach. Verhältnis offenbar zerrüttet

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In der kommenden Woche sind die Aufsichtsratssitzungen in denen über die Zukunft des RWE abgestimmt wird. Konzernchef Jürgen Großmann will eine starke Zentrale durchsetzen, die RWE Deutschland AG ist im Gespräch. Selbst vor einem gigantischen Personalhammer im Aufsichtsrat wird getuschelt. Alles scheint möglich. Doch etwas wirkloch spannendes tut sich woanders. Im Streit um die zukünftige Ausrichtung des RWE-Konzerns überlegen mehrere Städte im Ruhrgebiet, ihre Verträge mit dem RWE oder mit RWE-Töchtern zu beenden und eigene Stadtwerke zu gründen. Das haben mir gleich mehrere Kommunalwirtschafter erzählt.

Für Deutschlands zweitgrößten Energiekonzern kann das zu herben Einschnitten führen. Das Ruhrgebiet ist der Kernmarkt des RWE. Gerade hier sind die Verflechtungen zwischen Konzern und Gemeinden besonders groß. Derzeit halten mehrere Städte noch über eine gemeinsame Schachtelbeteiligung einen Anteil von knapp 16 Prozent am Versorger. Dazu kommen kleinere Beteiligungen von Gemeinden im Streubesitz. Ein RWE-Sprecher wollte die Entwicklungen nicht kommentieren.

Besonders die Städte Gelsenkirchen und Dortmund, sowie deren verbündete Gemeinden in den Kreisen Recklinghausen und Unna sind Vorreiter auf dem Weg zur Abspaltung vom RWE. Intern wird bereits über die Gründung eines neuen Stadtwerkeverbundes nach dem Vorbild der Vereinigten Elektrizitätswerke VEW beraten, die vor rund acht Jahren im RWE aufgegangen sind.

Als Grund für die Pläne nennt der Dortmunder CDU-Fraktionsvorsitzende Frank Hengstenberg die fehlende Vertretung der Interessen der Kommunen im RWE. Hengstenberg selbst war bis vor wenigen Wochen Aufsichtsratsmitglied der RWE Dienstleistungstochter RWE Systems AG. Nach deren Umwandlung in eine GmbH gegen den Widerstand von Städten und Gewerkschaften verlor Hengstenberg zusammen mit weiteren kommunalen Vertretern seinen Posten. Er sagt: „Das Verhältnis der Kommunen zum RWE muss neu sortiert werden.“ Durch die stärkere Zentralisierung des Versorgers werde es immer schwieriger für die Städte, frühzeitig ihre Interessen bei Standortentscheidungen oder Auftragsvergaben einzubringen. Mit seiner Einschätzung steht CDU-Mann Hengstenberg nicht alleine da.

In einem vertraulichen Strategiepapier, das den Ruhrbaronen vorliegt, regt der Gelsenkirchener Oberbürgermeister Frank Baranowski (SPD) die Trennung der Stadt vom RWE an. In dem Schreiben schlägt Baranwoski vor, die Rücknahme der Konzessionsverträge im Jahr 2014 prüfen zu lassen. Mit diesen Verträgen hat RWE bislang Zugriff auf die Stromnetze zum Endkunden. Zudem soll untersucht werden, ob die Stadt eigene Stadtwerke gründen kann. Dazu könne dann auch eine gemeinsame Tochterfirma des RWE mit den Städten Gelsenkirchen, Bottrop und Gladbeck gesprengt werden. Ähnliche Überlegungen gibt es in Essen, der Heimatstadt des RWE. Hier läuft ein entsprechender Konzessionsvertrag ebenfalls bis 2014 aus.

Doch vor allem die Rolle von Dortmund ist im kommunalen Geflecht entscheidend. Die Stadt kontrolliert einen Großteil der Aktien der genannten Schachtelgesellschaft, die knapp 16 Prozent am RWE-Mutterkonzern hält.

Damit nicht genug. Dortmund hält auch 53 Prozent an der Dortmunder Energiegesellschaft DEW. RWE ist an der Firma mit 47 Prozent beteiligt. Und genau hier setzt der Keil der Kommunen an. Nach einem Beschluss des Kartellamts muss RWE im Jahr 2014 seine Beteiligung an der DEW erneut prüfen lassen. Allgemein wird damit gerechnet, dass die Aufsichtsbehörden dann die Beteiligung des RWE an der DEW untersagen. In diesem Fall plant bereits heute eine breite politische Mehrheit in Dortmund, die Anteile zurückzukaufen und die DEW in einen größeren Kommunalverbund rund um den Gas- und Wasserversorger Gelsenwasser einzubringen.

Das brisante an der Idee: Laut internem Strategiepapier will auch Gelsenkirchens Oberbürgermeister Baranowski die Beteiligung seiner Stadt an dem Verbund prüfen lassen. Bereits jetzt ist Baranowski im Aufsichtsrat der Gelsenwasser. Erst im Sommer scheiterte am Widerstand der RWE ein Versuch mehrerer Städte, rund um Gelsenwasser einen neuen Gas- und Stromversorger aufzubauen.

Ein RWE-Sprecher wollte die Überlegungen nicht kommentieren. Er sagte lediglich, es sei natürlich, dass sich die Städte nach Alternativen umsehen würden, allerdings stehe man mit allen Kommunen in guten Kontakt.

Ein kommunaler Vordenker des neuen Revierversorgers erklärte mir, die Schritte hin zum Ersatz-Riesen: Zunächst könnten die Städte die Gasnetze kaufen, die RWE gerade auf dem Markt geworfen hat, um einen Streit mit der Europäischen Kommission zu beenden. „Das Geld können wir gemeinsam aufbringen.“. Später könnten dann diese Netze zusammen mit den Stromnetzen nach Kündigung der Konzessionsverträge in dem neuen Verbund aufgehen. Die kritische Masse für den Aufbau einer städtischen Energiebeschaffung sei bei einer Bevölkerung von rund 3 Mio Menschen erreicht. „Dann haben wir genug potentielle Abnehmer für einen eigenständig Gas- und Strombezug“, sagte mit den kommunalen Plänen befasste Spitzenbeamte.

Bereits im Sommer will der kommunale Versorger Gelsenwasser mit einem eigenen Internetvertrieb für Gas und Strom bundesweit an den Start gehen. Das ist der erste Schritt in die Richtung neues VEW

Wie immer freue ich mich über weiterführende Infos unter david.schraven@ruhrbarone.de

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Ein beschissenes Erlebnis auf Schalke

Das Foto ist nicht von dem Spiel gestern. Es stammt von Flickr.com. Aber etwa so sah es gestern aus.

Gestern war ich beim Derby Schalke gegen Dortmund. Mit meinem Cousin. Auf dem Hinweg habe ich mein Auto da geparkt, wo ich immer parke. Da hinten am Schleichweg zur Arena, zwischen den Feldern. Ich stieg aus, schloss ab, zog meinen Schal fest, handgestrickt, old-school, blauweiß, und wollte losgehen. Eine schmale Straße, vielleicht fünf Schritte breit, grade breit genug für ein Auto. Rechts und links Acker. Freies, matschiges Land ohne Deckung.

Wie gesagt, ich wollte losgehen. Mein Cousin hat mich gefragt, ob wir uns beeilen sollen. Ich dachte eigentlich nicht. Wir waren früh genug unterwegs. Noch gut 50 Minuten bis zum Anstoß. Ich hatte meine Mütze vergessen. Ich sagte: "Warte mal". Ich drehte mich um, und wollte meine Mütze aus dem Wagen holen. Da sah ich sie.

Keine 80 Schritte entfernt. Ein Block Menschen. Eine Masse. Handschuhe, Street-Fighter-Kluft. Vielleicht hundert Köpfe oder so. Sie sahen mich an und riefen „Sieg Heil.“ Dann riefen sie: „Hurra, Hurra, die Dortmunder sind da.“ Hinter dem Trupp sah ich Blaulichter aufziehen. Dann haben sie Leuchtmunition abgeschossen. Es knallte.

Ich hatte keine Lust mehr auf meine Mütze. Und bin weggerannt. Mein Cousin mit. Wir haben gesehen, wie Leute in Hauseingänge geflüchtet sind. Sich hinter Autos duckten. Familienväter. Einfacher Zuschauer. Normale Männer.

Rechts und links kein Ausweg. Nur der Weg nach vorne. Die Straße runter. Die Borussen hinter uns haben geschossen. Der Himmel über uns wurde rot. Wir sind einen schmalen Feldweg runter. Den kenne ich. Rechts rein, zwischen den Äckern durch. Ein Schleichweg zu einem Haus weitab der Straße. Ich hatte Angst. Wenn die uns hier packen, gibt es keinen Ausweg mehr und niemand kann uns sehen. Mein Cousin war hinter mir, hat gekeucht. Wir haben uns hinter einen Busch versteckt.

Ich hatte Angst.

Die Borussen sind auf der Straße geblieben. Zum Glück. Kurz dahinter kam die Polizei. Später hieß es, die Borussen seien zur Geschäftsstelle gezogen und hätten wahllos Schalker verprügelt. Das habe ich nicht selbst gesehen. Aber gelesen. Hier: klack.

Die Borussen wurden schließlich eingekesselt und abgeführt.

Ich wolle ein Fussballspiel sehen und hatte Angst.

Vielleicht aus diesem Grund habe ich mich später gefreut, dass in der Nordkurve das legendäre Banner "Gelbe Wand Südtribüne Dortmund" zerrissen wurde. Ihr wisst vielleicht, dieses Banner, das vor zwei Jahren aus der Dortmunder Südtribüne geklaut wurde. Hier gibt es Bilder von der Aktion: klack und klick

Und hier noch ein fast zwei Jahre alter Film zum Fahnenklau selbst:

Eigentlich sind solche Aktionen doof. Aber gestern Abend, nachdem ich die "Sieg Heil" rufenden Dortmund-Fans hinter mir erleben musste, hat mich das gefreut. Mich hat der Diebstahl gefreut und dass nach zwei Jahren die Fahne vor den Augen der Dortmunder zerrissen wurde.

Das muss ich zugeben.

Heute aber habe ich über meine Gefühle nachgedacht.

Sie waren falsch.

Diese ganze Hass-gegen-Hass Nummer ist zum Kotzen. Die Ultras und Hools überhöhen den Kick am Kick zu einem Lebensinhalt. Er rechtfertigt Gewalt und Hass. Schaut nur mal nach bei den Ultras Dortmund unter dem Begriff "Scheisse". Oder wie sich hier der Mob feiern lassen will. (Zum Glück halten da ein paar Dortmunder dagegen.)

So was gibt es auch bei den Schalkern. Zum Beispiel im offiziellen Fan-Forum. Hier ein paar Zitate von Riot zum Fahnenvernichten: "Geh Sterben Du Bayer." "Steck dir deine scheiss Nürnberg Fahne sonst wohin!" und "Halt doch einfach deine scheiss Fresse!". Und Mob schreibt hier: "Oben im Oberrang wollten 2 Zecken im Block 35 rein,die wurden sofort gejagt.Du hättest mal sehen sollen was die gerannt sind….. großes Grinsen 🙂 Die beiden waren aber sehr mutig.Sowas müssen die doch wissen wie das endet…. :-)" Die Beiträge stoßen nicht auf einhellige Ablehung. Stattdessen postet Royal Blue 1904 als Antwort auf die Hatz: "jeder schlag in die fresse eine genugtuung".

Sicher. Irgendwann gibt es Schwerverletzte, vielleicht einen Toten.

Fussball heißt auch Respekt vor dem Gegner – bei aller Frotzelei, die genauso dazu gehört.

Ich bin froh, dass sich auf beiden Seiten Fan-Initiativen um ein Ende des Hasses bemühen.

P.S. (Komisch, dass nichts über das Fahnenzerfetzen und die Dortmunder Hetzer in WAZ heute stand. Und nichts von den Sieg-Heil-Rufen im Polizeibericht)

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Adel, verpflichtet

Was soll man über Frank Asbeck nur sagen? Ich sag mal, der Mann hat eine Menge Spass im Leben. Nachdem der Solarworld-Chef mit einem Angebot für Opel für viel Wirbel gesorgt hat, beteiligt er sich nun am Rückkauf von Lukas Podolski.

Einen niedrigen siebenstelligen Millionenbetrag steuert er bei, erzählte er mir heute. "Prinz Poldi" will er nun zu einem Image-Träger seiner Firma Solarworld machen. Mit dem Verein ist alles abgestimmt, die Verträge sollen bald unterzeichnet werden. Klar ist auch, wer Herr im Hause ist, die Bonner Lokalpresse hat Firmengründer Asbeck den Beinamen "Sonnen-König" verpasst.

Selbstlos ist die Beteiligung an der Rückholaktion zum FC Köln nicht: Asbeck ist selbst FC-Fan und träumt damit automatisch wie all die anderen Anhänger des Vereins von der Meisterschaft. Er weiß also was Leiden bedeutet.

Metropole Ruhr, Ruhrstadt oder Ruhrgebiet?

Wie soll das Ruhrgebiet künftig heissen? Mit einer Blitzumfrage des Instituts für Medienwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum fragten Studierende 3.128 Personen im Ruhrgebiet nach ihrer Meinung zu einer "Umbenennung" des Reviers. Das Ergebnis hat mich überrascht.

Hier die Pressemitteilung der Ruhr Uni zur Umfrage:

Im Ruhrgebiet steckt das Interesse an einem einheitlichen bzw. neuen Namen für die Region noch in den Kinderschuhen – und damit auch die Chance auf ein Zusammenwachsen der Kommunen zu einer Stadt. In einer Blitzumfrage des Instituts für Medienwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum fragten Studierende 3.128 Personen im Ruhrgebiet nach ihrer Meinung zu einer "Umbenennung". Das Verhältnis zwischen Akzeptanz und Ablehnung ist mit 45 zu 42 Prozent relativ ausgeglichen. Lediglich 1.201 Befragte sprachen sich entweder für die vorgegebenen Vorschläge "Metropole Ruhr" (davon 42%) und "Ruhrstadt" (17%) aus oder brachten das "Ruhrgebiet" (41%) als persönlichen Favoriten ins Spiel – eine Bezeichnung für die Region, die zwar gebräuchlich ist, aber auf keiner Landkarte auftaucht.

Konkretes statt Etiketten

Wachsen die verschiedenen Kommunen unter einem gemeinsamen Namen tatsächlich zusammen? Es scheint ein langer Weg zu sein, bis die Ruhrgebietler ihre Region als eine Stadt empfinden. Typische Antworten in der Befragung lauteten, dass vor einer Namensänderung erst Infrastrukturänderungen nötig seien, dass man keinen Namen brauche, sondern nur mehr Selbstvertrauen, oder schlicht: "Alter Inhalt, neue Verpackung, Erfolg fraglich." Prof. em. Franz R. Stuke hatte seine Studierenden im Seminar "Kulturhauptstadt 2010 – kulturelle Kommunikation im Ruhrgebiet" zum Ende des Wintersemesters losgeschickt, um das Stimmungsbild auf der Straße einzuholen. Er resümiert: "Dem Ruhri geht es nicht um Etiketten, sondern um Konkretes: Wenn es denn endlich einen funktionierenden öffentlichen Nahverkehr in der Region gibt, dann wird auch die Frage nach dem einheitlichen Namen relevant für die Alltagskommunikation."

Die Älteren bevorzugen "Ruhrstadt"

Wer dafür ist, den Namen "Ruhrgebiet" zu erhalten und ihn auch zur offiziellen Bezeichnung der Region zu machen, beruft sich häufig auf die traditionelle Verankerung. 42 Prozent derer, die sich einen gemeinsamen Namen für die Region wünschen und "Metropole Ruhr" bevorzugen, begründen die Namensauswahl mit einem Identitätsgewinn für die Region. Vorteile für die globale Vermarktung sehen 27 Prozent. Einen durch die Namenswahl nach außen kommunizierten Modernisierungseffekt erhoffen sich 18 Prozent, während für 13 Prozent eine verbesserte kommunale Kooperation auf der Verwaltungsebene ausschlaggebend ist. Die Wahl des Begriffs "Ruhrstadt" hingegen wird nicht argumentativ begründet. Auffällig ist, dass 58 Prozent der über 50-Jährigen sich für die "Ruhrstadt" aussprechen. Die unter 30-Jährigen hingegen sind mehrheitlich dafür, alles so zu lassen, wie es ist: 60 Prozent von ihnen sehen keinen Handlungsbedarf bei der Namensgebung, jeweils etwas mehr als 16 Prozent plädieren für "Metropole Ruhr" oder "Ruhrgebiet", nur knapp sieben Prozent bevorzugen "Ruhrstadt".

Frischer Stoff für die Namensdiskussion

"Dieses Ergebnis dürfte bei den Aktivisten der betroffenen Bürgerinitiativen für frischen Diskussionsstoff sorgen und kann allgemein als enttäuschend gewertet werden", sagt Valeria Geritzen, Masterstudentin am Institut für Medienwissenschaft. Gemeinsam mit ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen hat sie die Leute im Revier und in angerenzenden Städten befragt und die Antworten ausgewertet. "Dass mit 42 Prozent fast jeder zweite Befragte einen offiziellen Namen für die Region ablehnt, hatten wir so vorher nicht erwartet." Nicht nur mit Blick auf das Kulturhauptstadtjahr 2010 weist Prof. Stuke auch auf mögliche Chancen und Vorteile für die Region hin: "In den üblichen Städterankings wird zum Beispiel Berlin mit Oberhausen verglichen – das kann ja nicht gutgehen. Von Oberhausen aus ist man aber binnen kurzer Zeit in Essen im Theater oder auf Schalke beim Fußball. Ein gemeinsamer offizieller Name wäre hilfreich, um zu vermitteln, welch vielfältige Kultur- und Freizeitangebote es hier gibt, aber zum Beispiel auch, welche Standortvorteile Unternehmen hätten."

Die Initiative Stadt Ruhr hat ihre nun fast 1000 Mitglieder kürzlich auch über die Namensfrage abstimmen lassen. Dort votierte eine Mehrheit für Ruhrstadt.

SPD macht im Netz gegen NRW-IM Wolf mobil

Screenshot: NRW-SPD

Nach Ansicht des Generalsekretärs der NRW-SPD, Mike Groschek, ist der nun von NRW-Innenminister Ingo Wolf (FDP) gewählte Termin für die Kommunalwahl am 30. August eine schlechte Wahl. Um Geld zu sparen und gleichzeitig die Wahlbeteiligung hochzuhalten, sollte die Gemeindewahl stattdessen mit der Bundestagswahl zusammengegelt werden, sagte Groschek.

Um dieses Ziel zu erreichen, hat die SPD eine Unterschriftenaktion gestartet. Dabei hätten sich seit Mittwoch allein im Internet knapp 5.000 Leute für eine Zusammenlegung ausgesprochen, sagte Groschek. "Aus dem Aufstand der Volksvertreter wird ein Volksaufstand.." Der SPD-General kündigte an, die Aktionen für die Zusammenlegung der Wahlen im Internet und auf der Straße fortzusetzen.

hier geht es zur Abstimmung: klack

Diadochenkämpfe in der Union

Mißfelder: Foto: CDU

In „ Über den Prozeß der Zivilisation“ hat Norbert Elias das Prinzip erklärt: Verliert die Zentralmacht an Einfluss, nehmen die zentrifugalen Kräfte zu und das Gesamtsystem wird geschwächt. Eine schöne Sicht auf politische Prozesse mit einer fast naturwissenschaftlichen Klarheit.

In der Ruhrgebiets-CDU scheinen sie sich im Moment vor allem damit zu beschäftigen, die These von Elias beinahe täglich zu untermauern: Kaum ist das starke Zentrum der Ruhr-CDU, Norbert Lammert, weg, brechen die Diadochenkämpfe aus. Eine starke zentrale Figur, die dafür sorgt, dass die anstehenden Machtfragen intern geregelt werden, gibt es offensichtlich nicht mehr: Da beschließen Kreise um den geschassten Verkehrsminister Oliver Wittke, dass es nichts wichtigeres gibt, als den ehemaligen Mülheimer OB und heutigen Staatsekretär im NRW Wirtschaftministerium Jens Baganz  als Wittke-Nachfolger zu verhindern. Der Mülheimer CDU-OB-Kandidat Stefan Zowislo fuhr daraufhin eine Attacke, die er nicht bis zum Ende durchhielt. Effekt: Baganz ist beschädigt und Zowislo kann sich eigentlich den Wahlkampf sparen.
Und nun Phillip Mißfelder – für mich ohnehin eine der unsympathischsten Figuren in der CDU. Gut, seine Sprüche gegen Hartz IV-Empfänger habe ich schon oft gehört und das auch von Leuten, die bei den Grünen und in der SPD sind. Gut, von denen arbeiten die meisten ganz normal, was man von Missfelder nicht behaupten kann: Ohne sein Parteibuch hätte er wohl Probleme, seine regelmäßige Ernährung sicher zu stellen. Aber auf einmal kommen dessen Sprüche bei einem Frühstück der CDU in Haltern vom Sonntag in die Presse – ein Schelm der Böses dabei denkt. Auch Mißfelder ist im Gespräch als Wittke Nachfolger und wurde vor ein paar Jahren sogar einmal kurz als Lammert Nachfolger an der Spitze der Ruhr-CDU gehandelt. Nach seinen Sprüchen über Hartz IV Empfänger wird das wohl auch so schnell nichts.
Die CDU im Ruhrgebiet ist führungslos und mit sich selbst beschäftigt. Es geht um die Aufteilung des Erbes von Norbert Lammert, es geht um Karrieren und Posten, um das ehemalige Ministerium von Wittke, um das politische Überleben des ehemaligen CDU-Generalsekretärs Laurenz  Meyer, den Wittke absägen wollte und der sicherlcih auch weiß, was eine schöne Intrige ist.   Dabei hätte sie im Augenblick besseres zu tun: Die Programmatik von Norbert Lammert, dass das Ruhrgebiet einen eigenen Bezirk braucht, im kommenden CDU-Landtagswahlprogramm  durchzusetzen. Aber dazu fehlt der Revier-CDU im Augenblick die Kraft. Sicher, jeder ist immer ersetzbar – prinzipiell. Für Norbert Lammert scheint das, was die CDU-Ruhr betrifft, nicht zu gelten.

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Franks Menschenrechte

Heute lese ich in der SZ, auf wessen Einladung der Exkanzler Gerhard Schröder sich im Iran befindet. Zitat:"Nun ist er auf Einladung des Neurochirugen Madschid Samii unterwegs, der in Schröders Heimatstadt Hannover lebt und den der Altkanzler seit vielen Jahren kennt." Von Samii habe ich schon gehört. Er  ist Gründer und Präsident des International Neuroscience Institute in Hannover link. Und in Samiis Institute ließ sich nach dem Massaker von Andischan der usbekische Innenminister Sokir Almatow im November 2005 behandeln link.

Kurz zuvor hatte die EU im Oktober 2005  jedoch gegen Almatow als einen der Hauptverantwortlichen für das Massaker von Andischan ein Einreiseverbot in die EU und somit auch nach Deutschland verhängt. Almatow hätte also wegen seiner Greultaten gar nicht nach Deutschland einreisen dürfen. Almatow war damals einer der Hauptstützen des Folterregimes in Usbekistans.

Mit  "humanitären Gründen" erklärte damals das Auswärtige Amt die Einreise Almatows nach Deutschland. Zu dieser Zeit wurde es noch von Joschka Fischer geleitet, auch so ein Menschenrechtspolitiker. Die Menschenrechtsorganisationen  Human Rights Watch und Amnesty International erstatten sofort bei dem damaligen Generalbundesanwalt Kay Nehm Anzeige gegen den usbekischen Minister. Doch, welch ein Wunder, Almatow konnte  trotz schwerer Krankheit rechtzeitig die Klinik und Deutschland verlassen, so dass die Bundesstaatsanwaltschaft nicht gegen Almatow ermittelte link.

Und nun erfahren wir, dass der Leiter der Klinik, wo Almatow behandelt wurde,  ein langjähriger Bekannter des damaligen Kanzlers Schröder ist. Alte Kumpels brachten also den Mörder von Andischan nach Hannover und wieder hinaus. Man kann sich bildlich vorzustellen, mit welchen Eifer Frank-Walter Steinmeier als damaliger Leiter des Kanzleramtes den Deal eingefädelt hat. Steinmeier knüpft an dieser Menschenrechtspolitik als Außenminister nahtlos an. Steinmeiers besuchte den usbekischen Präsidenten Islam Karimow 2006 als erster westlicher Außenminister nach dem Massaker von Andischan in Taschkent. Mit Hilfe Deutschlands wurde der "Blutsäufer" von Taschkent  wieder an die Nato und die EU herangeführt.  Unter Steinmeiers Regie wurden die Sanktionen gegen Usbekistan praktisch aufgehoben, obwohl sich die Menschenrechtslage in Usbekistan nicht geändert hat. Nach Almatow durfte 2008 dann der usbekischen Stasiminister Rustam Inojatow Deutschland besuchen, ebenfalls verantwortlich für das Massaker von Andischan und für die systematische Folter in Usbekistan. Im selben Jahr verhörten BKA Beamte in usbekischen Folterknästen Terrorverdächtige. Aber das Auswärtige Amt hält sich und den Minister immer noch für die Vorreiter der Menschenrechte. Die folgende Antwort bekam ich von einem Sprecher des Auswärtigen Amtes, nachdem ich wiederholt nachgefragt habe, wie Steinmeier die gegenseitige Folterbesuche mit Usbekistan bewertet.

"Sehr geehrter Herr Bensmann,

die Haltung der Bundesregierung und des Bundesaußenministers zu Folter ist unmissverständlich. Das Auswärtige Amt und die Bundesregierung setzen sich weltweit mit großem Engagement für die Menschenrechte ein.

Zu Fragen, die die Arbeit der deutschen Sicherheitsbehörden betreffen, möchte ich Sie an diese verweisen.

Mit freundlichen Grüßen,
im Auftrag"

Das erscheint mir leider nicht so. Deutschland lässt sich von dem usbekischen Regime in Usbekistan erpressen, weil die Bundeswehr in Termes eine Militärbasis für den Afghanistaneinsatz unterhält, die sie unter keinen Umständen verlieren will. Und Steinmeier lässt das zu und umtanzt  eilfertig den usbekischen Despoten. Menschenrechte sind hier nur vorgeschoben.

Rockt MP3 mehr als Vinyl?

Vinyl oder MP3? Was zur Hölle ist besser? Töten Ipods den Musikgenuss? Steve Wilson, Musiker, Produzent und Plattenverleger jedenfalls hat seine Meinung. Musik aus der Digitalkonserve ist Mist. Im Interview mit laut.de meint er: „Es (MP3) ist ungefähr so, als ob du auf eine Fotokopie eines Picassos schaust. Es ist einfach nicht dieselbe Erfahrung." Man könnte Wilson für jemanden halten, der sich bestens auskennt. Er ist Progrocker bei Porcupine Tree , Produzent von Ex-Marillion Fish und vertreibt nebenbei über sein eigenes Label /Headphone Dust/ Kleinstauflagen von Tonträgern.

In seinen Videos verbrennt er Ipods, räumt aber ein, dass durch die winziger Abspielgeräte viel mehr Musik gehört wird. Immer mehr Musiker jammern über die schlechtere Qualität digitaler Daten gegenüber analoger. Gleichzeitig ist es fast die einziger Möglichkeit für sie mit ihrer Musik noch etwas Geld zu verdienen – in dem sie nämlich MP3 über Itunes, Napster und Co verhökern. Dass Vinyl besser, ja dimensionaler klingt, ist unbestritten. Dass schon schlappe 16 Gigabyte auf dem Iphone erhebliche Probleme mit sich bringen, wenn man den Anspruch hegt, alles Vorhandene intensiv durchzuhören, ist vielleicht ein größeres Problem als die schlechtere weil weniger transparente Soundqualität. 

Einen höherer technischer Standard sorgt also für Qualitätsrückschritte. Das Amiga-Magazin schrieb 1999: „Auch wenn MP3 in ein paar Jahren vielleicht als Musikformat nicht mehr relevant sein wird, so wird es doch die Musikbranche verändern." – und hatte zumindest mit dem zweiten Teil recht. Zehn Jahre später ist MP3 erfolgreicher denn je.

Ich selber bin furchtbar hin- und hergerissen: Der Sound ist schlechter, doch will ich den Komfort nicht mehr missen, verfluche aber die Möglichkeit mehr Musik hören zu können oder wollen, als es zeitlich eigentlich möglich ist. Dafür fehlt mir die Disziplin, dafür bin ich zu neugierig.

 Also nochmal: Vinyl oder MP3? Qualität egal oder das höchste Gut? Was rockt, swingt oder poppt am besten?

Foto: rocknroll-reporter.de