Ölpreis, bitte steigen

Foto: Flickr.com / conceptphoto

Mit dem Beginn der Wirtschaftskrise im Oktober kennt der Ölpreis nur eine Richtung: Ab nach unten. Der Preis segelt deutlich unter die Marke von 40 Dollar pro Barrel. Das ist nicht gesund.

Denn ein Ölpreis auf dem Level ist gefährlich für viele Länder, da sie auf die Einnahmen aus ihren Ölquellen angewiesen sind. Dies gilt nicht nur für die Opec-Staaten, auch Russland und Venezuela hängen am Öl-Tropf. Die Regierung in Moskau etwa braucht einen Preis von über 70 Dollar pro Barrel, um ihr Staatsbudget zu finanzieren. Mit jedem Barrel, der zum jetzigen Preisniveau verkauft wird, wächst nun die Sorge der Russen vor einem Staatskollaps.

Auch Saudi-Arabien und die Ölstaaten am Golf brauchen einen Ölpreis von mindestens 50 Dollar oder mehr. Den können sie am Weltmarkt derzeit nicht erzielen; und das sollte uns Sorgen bereiten. Nicht etwa, weil die Scheichs keine Luxuskarossen mehr kaufen können. Sondern viel mehr, weil im Nahen Osten Infrastruktur-Projekte mit einem Volumen von 500 Milliarden Dollar geplant sind. Üppig mit Aufträgen bedacht wurden etwa der Essener Baukonzern Hochtief, ThyssenKrupp oder Linde aus München. Beim jetzigen Ölpreis fehlen die nötigen Petrodollar, um die Projekte zu finanzieren. Fraglich, ob alle Aufträge bestehen bleiben. Zu spüren bekam die neue Zurückhaltung der US-Konzern Dow Chemicals. Kuwait zog sich von einem vereinbarten Gemeinschaftsprojekt zurück, was die Dow-Aktie um über 20 Prozent abschmieren ließ.

Die Projekte und der russische Staatshaushalt sind aber nicht die einzigen Gründe, warum der Ölpreis steigen muss: Wie sonst soll man Automanagern denn beibringen, dass bei einem Dieselpreis von 99 Cent pro Liter die Entwicklung von spritsparenden Motoren notwendig ist? Die Jungs sind doch so beweglich wie Homer Simpsons nach einer Palette Duff-Bier.

Heute ist der Ölpreis so stark gestiegen wie schon seit Wochen nicht mehr. Zwischenzeitlich um zwölf Prozent über die Marke von 40 Dollar pro Barrel. Alleiniger Grund ist der Konflikt in Israel/Gaza. Die Logik kennt man, knallen die Kanonen in der Region, zieht der Preis an.

Der Ausschlag fiel in der Vergangenheit schon mal stärker aus, als der Ölmarkt noch von Spekulanten getrieben wurde. Die halten sich nun offenbar zurück. Viele haben sich die Finger verbrannt, hatte sie doch auf alte Höchststände von über 150 Dollar pro Barrel gewettet. Nach Einschätzung einiger Experten werden dieses Niveau nicht mehr so schnell erreichen, hängt doch das Damokles-Schwert der Rezession über unseren Köpfen. Aber irgendwann wird die Konjunktur wieder anziehen und dürfte es wohl wieder aufwärts gehen mit dem Ölpreis.

Stell Dir vor es ist Wahlkampf…

…und keiner merkt es. So ging es mir an den Feiertagen.

Wie immer zu Weihnachten machte ich auch in diesem Jahr eine kleine Tour durch Hessen: Erst nach Frankfurt, dann nach Offenbach und schließlich einmal quer durch das ganze Land nach Rotenburg an der Fulda.
Irgendwann sah ich ein Wahlplakat und es es fiel mir wieder ein, dass im Januar Landtagswahlen in Hessen sind.
Was mir auffiel: Es sind sehr wenige Wahlplakate zu sehen – alle Parteien scheinen noch vom letzten Wahlkampf – auch finanziell – erschöpft zu sein.
Thorsten Schäfer-Gümbel (TSG), der neue Spitzenkandidat der SPD, soll ja Obama-Like voll auf das Internet setzen.

Die Internetseite von TSG ist aber eher langweilig – auch wenn der Kandidat sympatisch rüber kommt. Aber sind 50.000 Zugriffe auf seinen Podcast, die TSG selbst angibt, nach dem bundesweiten Medienhype wirklich viel? Und was soll ein Online-Wahlkampf in Nordhessen, wo es in vielen Dörfen und Gemeidnden keine DSL-Zugänge gibt?

Da bleiben dann nur die Plakate und die sind eher bieder. "Wirklich wieder Koch?" finde ich schlicht peinlich. Die drei Nikoläuse sind schon eher witzig, aber auch nicht der Knaller. Mal schauen – für die heisse Wahlkampfphase hat die SPD neue Motive angekündigt – Wähler können Plakatstandorte sponsorn. Ein Blick auf die Umfragen zeigt allerdings, dass auch überzeugte Sozialdemokraten mehr davon hätten, ihr Geld für einen Äbbelwoi oder eine Ahle Worscht auszugeben.

Schalkes Schnusenberg pro Russland-WM

Foto: Josef Schnusenberg / Schalke

Ich habe eine Rede von Schalke Präsident Josef Schnusenberg bekommen, die dieser Anfang Dezember auf Einladung der Russischen Förderation in Bonn vor deutschen und russischen Unternehmern gehalten hat. In der Rede ging es um das Thema: „Mit dem runden Leder zur deutsch-russischen Freundschaft“

Nun ja, mir ist zunächst aufgefallen, dass Schnusenberg auf Gegenkurs zu seinem Manager Andreas Müller geht. Während Müller drum kämpft, das Thema Meisterschaft aus den Köpfen des Clubs zu kriegen, bezeichnet Finanzfachmann Schnusenberg die Deutsche Meisterschaft weiter als "unser größtes Ziel"

Der übergeordnete Schwerpunkt von Schnusenberg und Müller ist also nicht klar übereinander. Aus den unterschiedlichen Vorstellungen sprießen unterschiedliche Ansprüche. Und damit unterschiedliche Erwartungen an die Leistungsfähigkeit des Kaders.

Sei’s drum. Eigentlich könnte dies ein Detail sein. Aber dann sagt Schnusenberg noch: „Wir müssen uns jedes Jahr für die Champions League qualifizieren, um über den sportlichen Aspekt hinaus an das große Geld der Champions League heran zu kommen.“

Das verdeutlicht die Dramatik, in die Schalke kommen könnte, wenn in dieser Saison nicht der dritte Platz erreicht wird, denke ich. Warum das so ist, verdeutlicht ein anderes Schnusenberg Zitat aus der Rede: „Nur mit solider Finanzkraft sind wir überhaupt in der Lage, einen wettbewerbsfähigen Spielerkader zu finanzieren."

Um damit im Zirkelschluss die Deutsche Meisterschaft als "unser größtes Ziel"zu erreichen.

Ich denke, die meisten Schalker Fans werden diese Argumentationskette von Schnusenberg unterstützen. Sie ist wohl wahr. Bange kann man nur kriegen, wenn Schalke auf dem fünften Platz steht.

Tja, und dann kümmert sich Schnusenberg um die deutsch-russische Freundschaft und wirbt für Russland als Austragungsland für die Fussball-WM 2018 oder 2022. „Für mich ist das nur eine Frage der Zeit. (…) Es gibt weltweit kein größeres Spektakel. Kein Fest der Welt erreicht eine größere Aufmerksamkeit. Mit keiner Kampagne und keiner Werbung könnte ein Land eine größere Bewegung entfachen. Ich glaube sogar, dass selbst die Olympischen Spiele da nicht mitkommen.“

Schnusenberg richtet damit auch und vor allem an Gazprom ein freundliches Signal. Denn Schalke ist über Gazprom mit dem Petersburger Fussballclub Zenit verwoben. Und wenn man neue Sponsoren braucht, oder mehr Geld von alten Sponsoren, falls man beispielsweise die Champions League nicht erreicht und die oben beschriebene Handlungskette zu brechen droht, dann macht das Werben für den reichen Ostfreund durchaus tieferen Sinn.

Schnusenberg: „Stellen Sie sich nur einmal kurz vor, Russland würde eine WM ausrichten. Russland mit seinen Städten, seiner Kultur und vor allen seinen Menschen. Die vielen Millionen Fans, die nach Russland reisen, werden sich wundern über die Ausstrahlung dieses fantastischen Landes und sie werden sich fragen, warum sie nicht schon früher dieses Land besucht haben. Russland wird in den Köpfen der Fans hängen bleiben, und Russland selbst hat die wunderbare Chance, sich der Welt zu präsentieren.“

Lustreisende aus Essen

Fotos: Rheinhard Paß / SPD Vogelheim // Jutta Eckenbach / LWL

Ich schreibe mal wieder über Essen. Eine schwierige Stadt. Diesmal dräut ein Skandal, in den die lokalen Spitzen von SPD und CDU verwickelt sind. Es geht um eine Lustreise des Aufsichtsrates der städtischen Entsorgungstochter EBE. Die Staatsanwaltschaft Köln bestätigte meine Infos, nach denen derzeit geprüft wird, ob Ermittlungen wegen des Verdachtes auf Untreue und Betrug eingeleitet werden sollen. Betroffen sind zum Beispiel der Spitzenkandidat der SPD für die kommende Oberbürgermeisterwahl Reinhard Paß und die Essener CDU-Bundestagskandidatin, Jutta Eckenbach. Diese sollen mit anderen Lustreisenden und diversen Lebenspartnern im Jahr 2005 an einer Reise des EBE-Aufsichtsrates nach Polen teilgenommen haben.

Auslöser des Verfahrens ist meinen Infos zufolge ein Schreiben eines EBE-Rechtsanwaltes an die Kölner Staatsanwaltschaft. In dem Papier bittet der Jurist um eine Prüfung der Reise auf mögliche Straftaten. Obwohl einige mitreisende Partner den Trip aus der eigenen Tasche bezahlt hätten, könne zum Beispiel ein Verstoß gegen Steuergesetze vorliegen.

Der EBE-Anwalt soll nach Angaben aus der Essener Lokalpolitik die Kölner Staatsanwälte angesprochen haben, da befürchtet wurde, die Reise könne in Essen publik werden. Zudem wäre die Kölner Staatsanwaltschaft am besten geeignet, den Fall zu beurteilen.

Seit Sommer 2005 laufen dort Ermittlungen in der Affäre um so genannte Lustreisen in der Energiebranche. Dabei wurden rund 150 Verfahren gegen mehr als 1000 Beschuldigte eröffnet. Sie sollen als Aufsichtsräte kommunaler Energie-Unternehmen an Reisen teilgenommen haben, die mehr touristischen als informativen Charakter hatten. Die meisten Fälle wurden gegen Zahlung von Geldauflagen und Schadenersatz eingestellt. Mitte Januar soll in Gummersbach ein erster Prozess in der Affäre beginnen.

In Essen geht es nun erstmals um einen Fall, an dem kein Energieversorger beteiligt ist. Die EBE gehört zu 51 Prozent der Stadt Essen und zu 49 Prozent dem Entsorger Remondis, der seine Anteile im Frühjahr 2005 von RWE Umwelt übernommen hatte.

An der angeblichen Lustreise nahmen auf Einladung von Remondis vom 18. bis zum 20. August 2005 mehrere Lokalpolitiker samt Frauen und Gästen teil. Insgesamt handelte es sich um gut zwei duzend Personen. Die Fahrt ging von Köln per Flugzeug nach Krakau und Warschau.

Es gab zwei offizielle Tagesordnungspunkte der Reise: Am Freitag, dem 19. August war in Warschau gegen 17:00 Uhr eine Aufsichtsratsitzung bis etwa 17:30 terminiert. Zudem sollte in der polnischen Metropole ein Werk des Entsorgers besichtigt werden. Einen Tag vorher waren die Aufsichtsräte in Krakau und schauten sich die frühere Königsstadt an. Am Samstag, den 20. August gab es dann noch ausreichend Gelegenheit zur Besichtigung von Warschau.

Nach Angaben aus dem Aufsichtsgremium hatte die EBE-Spitze zunächst eine Reise nach San Sebastian in Spanien geplant. Doch diese Fahrt sei wegen des Gesellschafterwechsels von RWE Umwelt zu Remondis abgeblasen worden.

Als Ersatz boten die neuen Miteigentümer eine Fahrt nach Bremerhaven an. Dort hätte man ein Abfallwerk der westfälischen Entsorger besichtigen können. Dies erschien den Aufsichtsräten offenbar zu unspektakulär. So entschied man sich für eine Reise nach Polen, um hier ein anderes Remondis-Werk – und ein paar Sehenswürdigkeiten zu sehen.

Nach Auskunft aus EBE-Kreisen, gibt es nun zunächst ein steuerliches Problem. So hätten die Aufsichtsräte eine Fahrt mit überwiegend privatem Charakter als geldwerten Vorteil selbst versteuern müssen. Doch dies sei offenbar nicht geschehen. Ob die Staatsanwaltschaft Köln ein Ermittlungsverfahren eröffnet, ist noch nicht absehbar.

Die betroffenen Personen konnten ich wegen der Weihnachtsfeiertage nicht für eine Stellungnahme erreichen. Ich hab sie angeschrieben. Sollte eine Reaktion kommen, baue ich sie umgehend ein.

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Offene Akten für die Belastungszeugin

Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU und auf dem Foto links) verließ sich bei seinen Beschuldigungen gegen einen Ex-Mitarbeiter auf die dürftigen Aussagen einer Mitarbeiterin

Diese Geschichte fängt mit einem Fax an. Das Schreiben von Josef Horriar ging am 8. September beim Landeskriminalamt – Dezernat 15 Korruption – ein. Mit nur zwei Sätzen beantragt der Rechtsanwalt im Namen seiner Schwester Dorothea Delpino Einsicht in die Ermittlungsakten zum Fall Friedrich. „Aufgrund erheblicher Verletzung der Interessen meiner Mandantin in obigem Verfahren ist mein Tätigwerden erforderlich. Ich beantrage deshalb, mir in obiger Sache hinsichtlich der laufenden Bände 1-10 Akteneinsicht zu gewähren.“

Nur wenige Stunden später antwortet ein Beamter des Landeskriminalamtes (LKA) mit einem Satz: „Sehr geehrter Herr Horriar, in der Anlage übersende ich Ihnen wunschgemäß in Absprache mit OStA Meyer eine CD mit 10 pdf-Dateien, die die Bd 1-10 der Hauptakte in digitalisierter Form beinhalten.“

Dies ist ungewöhnlich.

Denn normalerweise hätte die Bitte von Horriar keine Aussicht auf Erfolg haben dürfen. Delpino dient im Korruptionsverfahren gegen Harald Friedrich als Hauptbelastungszeugin. Vor allem auf Basis ihrer Vorwürfe wurden gleich mehrere Anzeigen gegen Friedrich gestellt. Und noch etwas ist seltsam: Bis zur Delpino-Anfrage behandelte der ermittelnde Oberstaatsanwalt Ralf Meyer die Akteneinsicht restriktiv. Den Beschuldigten wurden reihenweise ähnliche Bitten abgeschlagen. Und dann muss man sich noch fragen, warum der Delpino-Anwalt seine Bitte um Akteneinsicht an das LKA stellt und nicht an den Oberstaatsanwalt Meyer direkt.

Nach Ansicht von Matthias Jahn, Strafrechtsprofessor an der Uni Erlangen und Richter am Oberlandesgericht Nürnberg, ist es nicht üblich, die kompletten Akten eines Verfahrens an Belastungszeugen auszuhändigen. Normalerweise würden allenfalls wenige Blätter, etwa zu der eigenen Aussage, weitergereicht. Jahn: „Die Beteiligten bewegen sich auf sehr dünnem Eis.“

Die beiden oben genannten Schreiben könnten zum Sprengstoff werden, der aus den Korruptionsermittlungen gegen den Ex-Abteilungsleiter im NRW-Umweltministerium Harald Friedrich endgültig einen Justizskandal macht.  

Lange galt Dorothea Delpino als Vertraute von Umwelt-Staatssekretär Alexander Schink, wie Schriftstücke aus dem Ministerium nahe legen. Schink selbst ist die rechte und linke Hand von Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU). Delpino wurde sogar im Laufe des Verfahrens im Uhlenberg-Amt in eine höhere Gehaltsklasse befördert. Nur auf Basis der besonders schweren Delpino-Vorwürfe konnte Oberstaatsanwalt Meyer einen der größten Lauschangriffe in der Geschichte des Landes Nordrhein-Westfalen lostreten.

Alle Konten der beteiligten Firmen und Privatpersonen wurden geöffnet – bis hin zu den Sparbüchern von Kindern. Über 2500 Gespräche schnitt das Landeskriminalamt mit. Dazu kamen über 2000 mitgeschrieben Emails. An Autos von Wissenschaftler wurden Peilsender installiert. Scheinbar nichts war vor den Spähern des LKA sicher.

Ein Gespräch des Landtagsabgeordneten Johannes Remmel über die politische Dimension der Vorwürfe gelangte sogar in die Akten – etliche andere aufgezeichnete Remmel-Gespräche wurden später gelöscht, als die Übergriffe bekannt wurden. Duzende Telefonate mit Journalisten wurden mitgeschnitten, genauso wie mindestens eine Email einer Bundestagsabgeordneten.

Bei der Lektüre dieser LKA-Akten bekamen die Ermittler einen tiefen Einblick in die intimsten Räume der zu unrecht beschuldigten Menschen.

Nur ein Beispiel: die Konten nahezu aller Firmen, Stiftungen und Vereine, an denen Professor Max Dohmann beteiligt ist, wurden geöffnet und analysiert. Wie sich später herausstellte, hat Dohmann mit dieser Affäre nichts zu tun. Trotzdem wurde sein Ruf angegriffen. Und seine Konten offengelegt.

Und dann gab Oberstaatsanwalt Meyer diese intimen Informationen aus Dohmanns Leben zusammen mit den intimen Details über die anderen Belauschten an den Rechtsanwalt und Bruder der Hauptbelastungszeugin Delpino heraus.

Damit bekam die Mitarbeiterin im Umweltministerium Zugriff auf alle Dokumente, die im Verfahren beschlagnahmt wurden.

Seltsam erscheint der Fall vor allem deshalb, weil mehreren Beschuldigten wenige Tage zuvor die vollständige Akteneinsicht verweigert wurde, wie aus den Unterlagen hervorgeht. Am 1. September schreibt Oberstaatsanwalt Meyer beispielsweise lapidar an den Rechtsanwalt eines Verfolgten: „Eine weiterreichende Akteneinsicht kann z. Zt. nicht gewährt werden, da die Gefahr der Gefährdung des Untersuchungszwecks besteht.“

Im Gegensatz zu der Frau, die sie angreift, durften die Angeschuldigten nicht alles sehen.

Ich versuche das mal mit meinen Worten zu verdeutlichen. Ich gehe hin und beschuldige meinen Nachbarn, ein korrupter Sack zu sein. Dann hört das LKA meinen Nachbarn und alle dessen Freunde und Bekannte ab. Auch den Bäcker, bei dem mein Nachbar einkauft und  die Scheiderin, einfach alle, die meinen Nachbarn schon mal gesehen haben, oder die einen gesehen haben, der meinen Nachbarn schon mal gesehen hat. Damit nicht genug. Die Fahnder schauen nach, was mein Nachbar verdient, was dessen Freunde verdienen, und ob der Bäcker eine Nichte hat, die ein Sparbuch hat, auf dem sie Kommuniongeld hat. 

Dann gibt das LKA alles das an mich weiter. Auf einer CD-Rom. Weil ja meine Interessen verletzt wurden, wie mein Bruder und Rechtsanwalt schreibt. Warum und wieso meine Interessen verletzt wurden – das brauch ich ja nicht sagen, oder schreiben oder offenlegen. Ich behaupte das einfach mal so. Oder besser gesagt mein Bruder.

Was denken Sie jetzt? Und was denken Sie, wenn sich herausstellt, dass alle meine Vorwürfe nur heiße Luft waren?

Bei Delpino war das nämlich so. Die Korruptions-Beschuldigungen aus dem Mund von Delpino gegen Friedrich und ein Dutzend mitangeklagte Wissenschaftler und Unternehmer haben sich inzwischen in Luft aufgelöst. Oberstaatsanwalt Meyer hat sie genauso fallen gelassen, wie die Vorwürfe auf banden- und gewerbsmäßigen Betrug.

Es gibt mehr auffälliges: Zum Beispiel erhielt Delpino auch die Akten zum PFT-Skandal per CD, die in der Privatwohnung von Harald Friedrich beschlagnahmt worden sind.

Wie aus Unterlagen hervorgeht, die mir vorliegen, sind fast alle diese PFT-Papiere aus den Ermittlungsakten in das Umweltministerium von Uhlenberg gewandert. Ob dies auch über Delpino geschah, ist ungewiss.

Oberstaatsanwalt Meyer wollte nicht sagen, warum er der Belastungszeugin die Unterlagen ausgehändigt hat.

Kommen wir zurück zu den Ermittlungen gegen Friedrich, die unter anderem von Delpino durch falsche Beschuldigungen angestoßen wurden.

Nach meinen Informationen klammert sich der Oberstaatsanwalt mittlerweile nur noch an einen letzten nebensächlichen Vorwurf, wie an einen Rettungsring. Und zwar behauptet Meyer, Friedrich habe möglicherweise eine so genannte fremdnützige Untreue begangen. Das bedeutet: ohne eigenen Vorteil habe Friedrich zugelassen, dass sich andere aus dem Töpfen des Umweltministeriums bereichern. Im Kern geht es um das Projekt „Mapro“. Hier sollen Wissenschaftler Aufträge erhalten haben, die zweckwidrig aus der Abwasserabgabe finanziert worden seien. „Mapro“ sollte die Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie begleiten.

Oberstaatsanwalt Meyer glaubt, die Aufträge seien mit Wissen von Friedrich auf über 400.000 Euro aufgepumpt worden, ohne dass es entsprechende Gegenleistungen gegeben habe. Um den Beweis der „Luftbuchungen“ zu führen, hat das LKA das Projekt „Mapro“ mit einem neuen Projekt zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie verglichen. Das neue Projekt wurde nach dem Rauschmiss von Friedrich im Umweltministerium beauftragt und ist wesentlich billiger.

Allerdings ist das nur die halbe Wahrheit, denn im Projekt „Mapro“ wurde erheblich mehr getan, um die EU-Wasserrahmenrichtlinie voranzutreiben, als im neuen Uhlenberg-Projekt. Letzteres zeichne sich vor allem durch „Mangelwirtschaft“ aus, berichten mehrere beteiligte Wissenschaftler. Inhaltlich seien die Vorhaben jedenfalls keineswegs zu vergleichen.

Damit nicht genug. Um eine Verurteilung zu erreichen, müsste Oberstaatsanwalt Meyer den "Vorsatz" beweisen, dass Friedrich wissentlich Geld veruntreuen wollte. Dies sei aber nahezu unmöglich, wird aus der Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf kolportiert. Zumal Friedrich als Abteilungsleiter im Umweltministerium die Aufgabe gehabt hätte, die Projekte voranzutreiben und gleichzeitig die Auftragnehmer bei „Mapro“ darauf hingewiesen habe, sie sollten ihre Anträge an die Richtlinien zur Abwasserabgabe anpassen, wie es in den Ermittlungsakten heißt. „Wenn Friedrich einen Ferrari geschenkt bekommen hätte, dann wäre es einfach, ihm etwas zu beweisen. Aber das gab es nicht.“

Oberstaatsanwalt Meyer wollte nichts zu den Vorwürfen sagen. Vielleicht wird er Anklage erheben. Vielleicht auch nicht. Ich rechne mit allem.

Ich habe Friedrich zu den Vorwürfen befragen wollen. Über seinen Rechtsanwalt läßt er ausrichten, er sei sich keiner Schuld bewusst. Vor Gericht könne er seine Unschuld beweisen.

Ein Ausstand.

Es steht ein Abschied an. Der Abschied von Wulf Mämpel. Derzeit noch ist der Mann der Chef der WAZ-Lokalredaktion Essen. Und damit einer der wichtigsten Medienmänner im Revier. Am 31. Dezember hört er auf. Sein Ehrenabschied auf Kosten der WAZ in Zollverein ist wohl geplatzt. Deswegen schreibe ich.

Dies ist das Ende einer Ära. Wulf Mämpel ist einer der letzten Lokalchefs der alten Schule im Ruhrgebiet, der die Nähe zur Macht sucht und dafür weit geht. Wulf Mämpel hat ein paar Bücher geschrieben. Über die Gesichter der Stadt Essen. Über Trees for Peace. Und die Kulturhauptstadt und so Sachen. Dazu einen historisierenden Roman über einen gewissen jungen Ritter Thur von Cornwal, der die Friedensgrüße des Papstes an die ersten Islamisten überbringt. 

Mämpel hat wenigstens eine Auszeichnung gekriegt in seinem Leben. Papst Benedikt XVI. verlieh ihm das Päpstliche Ehrenkreuz „Pro Ecclesia et Pontifice“.

Ich will den Abschied von Mämpel für eine Kritik nutzen an einem, der lange selbst viele Menschen kritisierte. Ich weiß, eigentlich tut man das nicht, wenn ein in der Öffentlichkeit führender Mann von seinem Posten scheidet.

Ich selbst habe die Zeitungsarbeit von Mämpel das erste Mal bewusst kennen gelernt, als ich vor ein paar Jahren über den damaligen SPD-Fraktionschef von Essen, Willi Nowack, recherchierte. Die NRZ war damals weit vorne – sehr oft weit vor mir. Meine Geschichten erschienen in der Süddeutschen Zeitung. Ich glaube, man kann sagen, dass wir den Filz rund um Nowack weitgehend aufgeklärt haben.

Ich bin mir sicher, dass auch Mämpel in diesen Jahren etliches wusste über den Filzokraten Nowack. Aber gelesen habe ich davon in der WAZ wenig. Wenn ich nachdenke, eigentlich gar nichts. Die Lokalredaktion unter Mämpel hat bestenfalls abgeschrieben. Einen eigenen Scoop haben die Kollegen nicht gelandet. Vielleicht durften sie nicht, vielleicht konnten sie nicht. Ich bin mir aber sicher: wenn Mämpel gewollt hätte, hätte er in der Geschichte vor mir stehen können.

Das nächste Mal habe ich Mämpel bewusst in den so genannten Mämpel-Talks erlebt. Da hat sich der WAZ-Lokalchef ein paar dieser in Anführungszeichen wichtigen Leute aus der Stadt, gerne auch mal aus den Nachbargemeinden, eingeladen, um mit diesen auf einer Bühne zu talken. Die Idee ist gut. Es geht um Vernetzung, lokale Präsenz und direkten Kontakt zu den Lesern.

Um dauerhaft Erfolg zu haben, hätte Mämpel auf der Bühne spannende Gespräche organisieren müssen. Und die Nummer wäre ein Vorbild für andere Lokalredaktionen geworden.

Aber immer wenn ich im Mämpel-Salon war, wurde dort nur gelabert. Ich will mal nicht auf die Einzelheiten eingehen.

Allein dieser Hinweis soll reichen: Ich habe in nur ganz wenigen Fällen nach einem Mämpel-Talk eine Nachricht in der WAZ Essen gelesen, die diesen Namen verdient hätte.

Auch regional hat Mämpel wenig geliefert. Mir ist eine Veranstaltung auf der Expo Real in Erinnerung. Da saß Mämpel als Moderator auf der Bühne. Mit ihm Hanns-Ludwig Brauser (SPD) und der Dortmunder Oberbürgermeister Gerhard Langemeyer (SPD) und noch ein paar Leute. Es ging um das Ruhrgebiet.

Mämpel brachte es fertig, so ausschließlich über Essen zu schwadronieren, dass Langemeyer das Podium verließ. Selbst Brauser gelang es nicht, Mämpel wieder einzufangen, der offensichtlich nicht mal die vorbereiteten Papiere gelesen hatte. Und das will etwas heißen.

Eigentlich müsste ich über Mämpel auch was Gutes schreiben. Aber mir fällt nichts ein. Dies können vielleicht Leute in den Kommentaren tun. Mämpel hatte die besten Chancen, aus der wichtigsten WAZ-Redaktion, der Lokalredaktion Essen, etwas Besonderes, ein Vorbild für den Konzern und für das Ruhrgebiet zu machen. Ich habe das aber nicht erlebt. Unter Mämpel dümmpelte die WAZ in Essen vor sich hin in der Mittelmäßigkeit.

Nun wollte Mämpel Mitte Januar seinen Abschied feiern. Offiziell. In der Zeche Zollverein. Von der WAZ bezahlt.

Natürlich kann man vertreten, dass die WAZ-Gruppe einem Lokalchef den Ausstand schenkt. Schließlich war Mämpel gut 40 Jahre im Konzern. Es geht schließlich auch darum, den Mämpel-Nachfolger einzuführen. Aber auch hier kommt es auf Augenmaß an.

Doch dieses zu nutzen, liegt Mämpel offenbar nicht nahe. Er wollte einen Abschied für die ganz Großen. Die von ihm erstellte Gästeliste war rund 200 Personen lang. Darunter alle Mächtigen des Konzerns. Und der lokalen Politik. Die WAZ-Gesellschafter sollten kommen. Und zwar aus beiden, miteinander verfeindeten Familien. Dazu Bodo Hombach und alle Anderen. Es scheint, als wollte sich ein alter Mann am Ende seiner Karriere unter Gleichen wähnen. Die WAZ-Konzernführung hat den Abschied in dieser Form in dürren Worten abgelehnt.

Dies auch aus dem Fingerspitzengefühl heraus, das Mämpel samt Augenmaß wohl abging.

Wie fühlte sich das an, wie sähe das aus, wenn die Konzernleitung in Zollverein die Korken knallen lässt, um einen Lokalchef zu verabschieden, während fast dreihundert Redakteure aus Spargründen um ihre Jobs zittern müssen. Mämpel scheint das alles nicht verstanden zu haben, als er seine Einladungsliste verfasste.

Wie weit das Ego von Mämpel reicht, kann man vielleicht an folgender Namensgebung erkennen. Der WAZ-Lokalchef hat nämlich eine PR-Agentur gegründet. Die nennt er „Kompetenz hat einen Namen – aMMMadeus.“

Damit nicht genug. Mämpel erklärt in seinem neuen Agentur-Briefkopf die drei großen M folgendermaßen: „Mämpel. Marketing. Medien-Agentur für: Kommunikation. Marketing. Werbung. Konzepte. Texte. Moderationen. Events. Vorträge.“

Das steht da. Meist untereinander. Inklusive der Interpunktion. Im Briefkopf der "aMMMadeus".

Kompetenz hat einen Namen.

Anfang Dezember hat Mämpel mit diesem Kopf an eine Reihe von Honoratioren in Essen einen Brief geschrieben. Er hat sich um Berateraufträge bemüht, erzählen sich diese Menschen. Auch von der WAZ wollte Mämpel Aufträge haben – während der Konzern spart. Zum Beispiel als Berater in Sachen Kulturhauptstadt. Doch der Konzern wird Mämpel wohl keinen Beratervertrag geben. Auch der Mämpel-Talk soll wohl nach dem Ausscheiden des WAZ-Lokalchefs in absehbarer Zeit abgewickelt werden. Denn, wie gesagt, es wird gespart.

Selbst bei der Philharmonie-Mutter-Gesellschaft, der Theater und Philharmonie Essen GmbH (TUP), soll Mämpel als Vorsitzender des Freundeskreises-TUP Theater und Philharmonie Essen e.V. wegen eines Beratungsauftrages angeklopft haben. Mir hat man gesagt, dort waren die Herren bass erstaunt über das Ansinnen des Freundeskreis-Vorsitzenden. Wo Mämpel doch schon einen Mämpel-Talk über die Philharmonie organisiert hatte.

Ich habe Mämpel um eine Stellungnahme gebeten zu seinen Mühen um die Beraterverträge und seinen geplatzten Riesenabschied. Bis jetzt habe ich von ihm keine Reaktion. Sollte diese kommen, baue ich sie umgehend ein.

Schmidt versucht es ohne Trash

Foto: WDR/Sachs

Der Talkmaster Harald Schmidt will das Niveau seiner Sendung erhöhen. Die Zusammenarbeit mit Oliver Pocher soll daher beendet werden, berichtet der „Spiegel“.

Laut dem Bericht ist im April kommenden Jahres Schluss mit dem Duett. Gott sei dank! Die beiden hatten zwar sehr schöne Einfälle, wie Pocher als Kahn. Doch insgesamt fand ich den Unterhaltungswert eher gering, mit einzelnen tauglichen Komponenten lässt sich keine Sendung bei der ARD rechtfertigen. Zumal die Qualität im Laufe der Zeit absackte. Nicht mehr lange und Schmidt-Pocher wären hinter TV-Total von Raab zurückgefallen. Jeder Schmerzgrenze hätten sie dann hinter sich gelassen.

Sinnlos war die Kooperation von Schmidt mit Pocher aber nicht. Durch die Konkurrenz im eigenen Studio hat Graufuchs Schmidt sich bewegt, konnte mal wieder richtig Zähne zeigen. Auch wenn er nach seinem Kompagnon schnappte.

Nachdem nun mit dem Experiment Schluss sein soll, will sich Schmidt auf Qualität besinnen. Fred Kogel, Produzent von Harald Schmidt und Geschäftsführer der gemeinsamen Firma Kogel & Schmidt, sagte dem „Spiegel“: „Wir haben ganz klare Vorstellungen, wo wir hinwollen. In einem Wahljahr will man Schmidt auf einem Level sehen, das sonst im deutschen Fernsehen niemand liefert“. Wäre schön, wenn Schmidt diesen Anspruch erfüllen könnte. Die Regierung von Union und SPD können im Wahlkampf ein paar kritische Worte gebrauchen. Die Clowns der Oppositionsparteien will man ja nicht mehr sehen.

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Schnorrer Off Ruhr

Die Städte Bochum, Gelsenkirchen und Recklinghausen haben sich verspekuliert. Mit Cross-Border-Geschäften. Sie haben ihre Schulen, Kanalnetze und was noch alles an amerikanische Finanzhaie verkauft und zurückgemietet und müssen nun in der Wirtschaftskrise Millionen hinterherschießen. Weil überraschenderweise die New Yorker Kohlecracks cleverer waren als die Kämmerer aus dem Pott. Nun wollen die Trottel-Kommunen, dass ihnen Bundesfinanzminister Peer Steinbrück zur Seite springt. Wie "Kai aus der Kiste" soll der Peer die Millionen rüberschieben, um drohende Verluste zu vermeiden.

Für mich ist das Schnorrerei. Zuerst mit amerikanischen Finanzprofis die US-Steuerzahler bescheißen wollen – und diese dabei reich machen. Und kaum tauchen die Probleme auf, sollen die deutschen Steuerzahler die Karre aus dem Dreck holen. Moral ist offensichtlich ein Fremdwort für die Profi-Handaufhalter.

Besonders Bochum ärgert mich. Die Kommune muss sich vermutlich um weitere 90 Millionen Euro verschulden, weil sonst 350 Millionen Euro Vertragsstrafe fällig werden. Ottilie Scholz (SPD), die damalige Kämmerin von Bochum und heutige Oberbürgermeisterin, hatte den Deal eingefädelt. Und als ein Bürgerbegehren das miese Geschäft zu blockieren drohte, setzte die Dame in Pömps mit schmierigen Verfahrenstricks durch, dass Bochum doch noch das Leasing abschloss.

Ich kann mich genau an das Gesicht von Ottilie Scholz erinnern, als ich Sie gefragt habe, wer ihr den Flug nach New York bezahlt, um dort die Millionenrisiken einzugehen. Ottilie sagt, die arrangierende Bank hätte ihr den Trip gesponsort. Dann drehte sich sich um, und schimpfte unflätig über meine unverschämte Frage.

Frau Scholz, die Frage ist durchaus berechtigt. Warum hat die Stadt Bochum nicht den Tripp bezahlt, wenn der Deal so toll war? Haben Sie sich schmieren lassen mit Hotel und Flug? Waren Sie nicht aufmerksam genug, als Sie den Vertrag lesen sollten? War das Hotel zu schön? Sind Sie auf Kosten der Bank eingeschlafen, als es um die Risiken ging?

Heute versteckt sich Ottilie in Bochum hinter der SPD. Und die ist sich keiner Schuld bewusst. Es heißt: "Die Bezirksregierungen hätten eingeräumt, dass niemand die aktuelle Finanzkrise habe voraussehen können.” Deswegen soll der Bund oder wer auch immer einspringen.

Wenn ich diese billige Entschuldigung lese, wird mir ganz anders. Die SPD in Bochum hat das Geschäft durchgedrückt – zusammen mit den Grünen. Jetzt gilt es zu der Verantwortung zu stehen. Ottilie Scholz sollte zurücktreten. Sie hat der Stadt den Mist eingebrockt. Dabei hätte sie wissen müssen, was für ein doofes Geschäft sie macht. Die Bürger von Bochum waren dagegen und als Ottilie nach New York flog, hatten die Länder Schleswig Holstein und Bayern ihren Kommunen den Cross-Border-Unsinn schon verboten.

Ich schlage vor, dass jeder Ottilie Scholz einen Brief schickt.

oberbuergermeisterin@bochum.de

Als Inhalt schlage ich vor:

Sehr geehrte Frau Scholz,

Sie haben die Stadt Bochum durch ein unverantwortliches Cross-Border-Leasing mit dem Rücken an den Rand einer tiefen Grube geführt. Sie haben sich dabei über den Willen der Bürger hinweggesetzt. Deswegen rate ich Ihnen – treten Sie jetzt zurück, um weiteren Schaden von der Stadt und den Bürgern abzuwenden.

Sie werden nicht vermißt.

Hochachtungsvoll

Der Unabsteigbare geht

Wechsel an der Spitze der Telefongesellschaft Freenet: Eckhard Spoerr geht. Warum ich darüber schreibe? Mit Spoerr geht der wohl umstrittenste Manager der Telekombranche.

Spoerr hat sich in den vergangenen Jahren wiederholt trotz widriger Umstände auf dem Posten behauptet. Er ist ein Kämpfer, den man nicht mögen muss. Wird er doch auch mal laut im Interview. Aber eines muss man ihm zugute halten: Er war immer für eine Überraschung gut. In der Branche hatte Spoerr viele Gegner, ließ er doch lange Zeit keine Chance aus, etwa die Telekom zu verklagen.

Der Schwabe war seit der Gründung der freenet.de AG im Jahr 1999 Chef der Telekomfirma und übernahm nach der Fusion mit der Muttergesellschaft mobilcom die Führung über die gemeinsame Gesellschaft. Die Berufung kam unerwartet, war doch der frühere mobilcom-chef Thorsten Grenz für den Posten vorgesehen. Spoerr dürfte nicht geschadet haben, dass der Finanzinvestor TPG als Großinvestor von einer üppigen Sonderdividende profitierte.

Spoerr überlebte an der Spitze auch ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Insiderhandel mit Aktien der eigenen Firma; zumindest vorerst. Auch überstand er den Einstieg einer aggressiven Berliner Heuschrecke. Vom Vorstandsvorsitz konnten ihn auch nicht United Internet und Drillisch verjagen, die im vergangenen Jahr größter Anteilseigner der Büdelsdorfer Gesellschaft wurden, um das DSL-Geschäft zu übernehmen. Spoerr widersetzte sich den Plänen und konnte dennoch sein Amt halten.

Um die beiden Großinvestoren in die Defensive zu bringen, kaufte Spoerr den hochverschuldeten Mobilfunkprovider debitel. Damit wurde der debitel-Eigner Permira Aktionär von Freenet. Der Finanzinvestor stellt sich auf der Hauptversammlung im vergangenen August hinter Spoerr und sicherte so seinen Verbleiben als Freenet-Chef. Doch Permira ist aus einem anderen Holz geschnitzt als die vorherigen Großaktionäre. Sie stellten Spoerr Bedingungen, so sollte er das DSL-Geschäft verkaufen und die debitel-Zentrale in Stuttgart erhalten. Der Verkauf des Breitbandgeschäfts hängt und die Zentrale will Spoerr nach letzten Plänen massiv beschneiden.

Da platzte Permira der Kragen, hörte ich im Umfeld der Investors. Hinter den Kulissen fädelte Permira in den vergangenen zwei Wochen die Ablösung von Spoerr ein, Hauptgesprächspartner war United-Internet-Chef Ralph Dommermuth – kein Freund von Spoerr. Die Gespräche dauerten länger als erwartet, da Permira und Dommermuth eine jursitisch "wasserdichte" Lösung wollten.

Das ist ihnen offenbar gelungen: Montagabend teilte Freenet nun mit, dass Eckhard Spoerr das Unternehmen „auf eigenen Wunsch“ zum 23. Januar verlassen wird. Irgendwann im Januar soll auch das Verfahren wegen Insiderhandel anlaufen.