Schmidt vs. Leggewie – Das Duell der Schwerstintellektuellen

Am kommenden Montag diskutieren Christoph M. Schmidt und Claus Leggewie mit- und wohl vor allem gegeneinander. Eckhard Henscheid würde es ein Duell der Schwerstintellektuellen nennen. Das Thema: Ist der Neoliberalismus am Ende?

Schmidt (oben) und Leggewie. Fotos: RWI und KWI

Christoph M. Schmidt und Claus Leggewie sind im Augenblick sicherlich die wichtigsten Intellektuellen des Ruhrgebiets: Der Politologe Leggewie berät die Bundesregierung seit kurzem als Mitglied im Beirat für globale Umweltveränderungen. Ein weiterer Erfolg für ihn: Seitdem Leggewie Präsident des Kulturwissenschaftlichen Institutes wurde, setzte er Konsequent auf den Klimawandel und verschaffte dem KWI somit Aufmerksamkeit und Fördermittel für ein eher naturwissenschaftliches Thema.
Dabei war Leggewie bevor er Chef des KWI wurde eher ein Experte für Migrationspolitik und sorgte in den 80er und 90er Jahren innerhalb der Linken für eine realistischere Sichtweise des Themas.
Anders Christoph M. Schmidt, studierter Volkswirtschaftler, hält wenig vom Klimawandel und ist ein konsequenter Verfechter der Marktwirtschaft: Eingriffen des Staates in die Wirtschaft steht er skeptisch gegenüber – auch in der momentanen Krise: Das RWI, das Schmidt leitet, das zu den Wirtschaftsforschungsinstituten gehört, dass an den Konjunkturgutachten für die Bundesregierung mitarbeitet, empfiehlt Steuersenkungen statt Konjunkturgutachten.

Streiten die beide über den Neoliberalismus werden sie sicher erst einmal einig Zeit damit verbringen sich darüber zu verständigen, was denn Neoliberalismus überhaupt ist. Während es für Schmidt  eine Schule ist, die Mitte des 20. Jahrhunderts antrat um die Idee der Wirtschaftliche Freiheit mit einer verbindlichen Rechtsordnung abzusichern könnte es sein, dass Leggewie den Begriff eher ideologisch auffasst.
Einig sein könnten sich beide darin, dass die momentane Krise zu einer Rücknahme von offenen Märkten und einem wieder erstarken des Staates als wirtschaftlichem Akteur führen könnte. Schmidt wird diese Perspektive nicht freuen – und auch Leggewie dürfte dem erstarkten Staat eher skeptisch gegenüber stehen: Er setzt eher auf Selbstorganisation und Initiativen von unten statt auf einen starken Staat realsozialistischer Prägung.

Ist der Neoliberalismus am Ende?
Die Krise und die Folgen für Geist und Wirtschaft – ein Streitgespräch
Podiumsdiskussion mit

Prof. Dr. Claus Leggewie
Direktor des Kultur wissenschaftlichen Instituts Essen, KWI
 
Prof. Dr. Christoph M. Schmidt
Präsident des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung Essen, RWI
 
Moderation:
Ulrich Reitz
Chefredakteur der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung, WAZ
 
12. Januar 2009, 18.00 Uhr, Zentralbibliothek Essen, Hollestraße 3 (Gildehof)

Ruhrgebiet Aktuell 6.1.2009

Nachrichten aus dem Ruhrgebiet

Milchstraße. Foto: Nasa

Paris: Terrorverdächtger aus dem Ruhrgebiet wegen Djerba-Anschlag vor Gericht…Spiegel

Macworld:
Keynote live…Macnotes

Gelsenkirchen: Streit um die JVA…Gelsenclan

Dortmund:
Klopp soll Bürgermeister werden…Ruhr Nachrichten

Essen: Stadt  auf Sparkurs…Der Westen

Duisburg: 9. Bloggertreffen…Prospero

Dortmund: Weniger  Interesse an Kino und Theater…Der Westen

Gelsenkirchen: Autonome Nationalisten…Hometown Glory

Marl: Ex-Dezernent berät SPD-Kandidaten…Marler Zeitung

Castrop: Ruhr Nachrichten stellen Castroper Geschichten vor…Pottblog

Recklinghausen: Godoj wurde Vater…Recklinghäuser Zeitung

Ruhr-Uni: Die Milchstraße hat vier Arme. Und größer und schwerer ist sie auch noch…Focus.

Herzlichen Glückwunsch, Mac

Im Januar 1984 stelle Apple den Macintosh vor – und veränderte damit nicht nur  eine ganze Industrie, sondern unsere Kultur.

 Ur-Mac. Foto: Wikipedia

 
Ja, die Szene ist bekannt: Ein Frau in Turnhosen läuft durch einen Saal voller grauer Männer. Sicherheitstruppen mit Schilder, Helmen und Knüppel jagen sie, können aber nicht verhindern dass sie einen Hammer gegen die Leinwand schleudert, auf der ein großer Bruder gerade eine Rede hält. Aus dem Off tönt eine Stimme und erklärt, dass wegen des Apple  1984 nicht 1984 werden wird. Mit diesem Werbespot wurde der Mac eingeführt.

Der Apple Macintosh war von vorneherein mehr als ein schnöder Computer. Er kam der „Wunschmaschine“ am nächsten, wie sie die amerikanische  Psychologin Sherry Turkle in ihrem gleichnamigen  Buch ebenfalls 1984 beschrieben hat.

Sicher, Apple hat viele Ideen geklaut: Bei Alan Kay, der lange Fellow von Apple war, und natürlich bei Xerox, aber wenn dort das Management zu blöd war zu erkennen, welche Bedeutung die grafische Benutzeroberfläche haben wird? Wenn HP Wozniak freigegeben hat um Personal Computer zu bauen, weil sie die Idee von Einzelplatzrechnern für Jedermann blöd fanden? Was solls! Was herauskam konnte sich sehen lassen – und kann es bis heute: OS X ist mit Abstand das am Besten zu benutzende Betriebssystem und bis heute läuft Microsoft immer nur hinterher – und das in der Regel mit einem Abstand von mehreren Jahren.
Apple bestimmt den Weg: Bei Rechnern, Music-Playern und Telefonen. Der Rest der Industrie kopiert – meist mehr schlecht als recht.

Und als Wunschmaschine fordert der Mac er seinen Besitzer. Kaum ein Mac-User kam je auf die Idee, ihn mit einer Schreibmaschine zu vergleichen – obwohl es ein Buch gab, dass sich diesem Thema widmete – wie es in den 80ern und frühen 90ern bei PC-Besitzern häufig der Fall war.

Ein neuer Mac forderte einen immer dazu auf, etwas neues auszuprobieren: Am Anfang etwas selbst mit PageMaker zu layouten, später Fotos zu bearbeiten, CD-ROMS zu gestalten, Filme zu schneiden, Webseiten zu entwickeln oder wieder die alte E-Gitarre an den Rechner anzuschließen. Dank Garageband kein Problem.

Der Mac ist mehr als ein Werkzeug – er stimuliert durch eine Sinnlichkeit die Phantasie. Vielleicht ein Grund, warum Umberto Eco den Mac als katholisch bezeichnete – wegen seiner üppigen Bilderwelt und dem System, das jeden Fehler verzeiht. Ganz im Gegenteil zu Strenge von MS DOS, in dem immer ein zorniger Gott zu wohnen schien.

Immer wieder kam es vor, dass ich mir vor  dem Beginn von neuen Projekten einen Mac gekauft habe – zu Motivationssteigerung und als gern genommener Anlass, das Konto zu plündern.
Das war nicht immer so: Mein erster Mac war Anfang 1992 ein Classic – mit seinen 8 MHz war er genau so schnell wie mein alter Atari ST, der für ihn weichen musste. Der Grund: Ich wollte keinen PC. MS-DOS fand ich fürchterlich, Windows lag technisch hinter Atari zurück, aber ich musste trotzdem an der Uni Texte mit PC-Besitzern austauschen. Mit OS 7.0 war das kein Problem.
Danach kamen etliche Macs: LC II, Performa 6300, Powerbook 5300c, ein Gravis-Clone und der erste iMac. Heute sitze ich an einem weißen iMac mit Intel-Chips.

Einmal in der ganzen Zeit bin ich Apple untreu geworden: 2003 kaufte ich mir ein Gericom-Laptop. Es war so viel billiger als die Macs und der Lampenschirm gefiel mir nicht. Das iBook war mir damals schlicht zu teuer für die Leistung. Nach einem guten Jahr kehrte ich reumütig zurück in den Schoß der Familie und kaufte doch ein G4 iBook.

Familie? Im Prinzip schon: Wie viele Mac-User übertreibe ich hemmungslos. Einen Mac zu haben  ist für mich Teil meiner Identität wie für andere die Liebe zu einem Fußballverein. Und ich habe mir verdammt viel Mühe gegeben, andere mit meiner Leidenschaft anzustecken – nicht ohne Erfolg.
Und so freue ich mich heute nicht nur über den kurz bevorstehenden 25. Geburtstag des Macs, sondern darüber, dass es Steve Jobs wohl noch eine ganze Zeit lange machen wird – aber trotzdem nicht auf der Macworld auftritt.

Übrigens: Vielleicht zeigt ja ein Sender am 24. Januar „Die  Silicon Valley Story“ – schöner Film über die Anfangsjahre von Apple, dessen grauenhaftes Ende, Gates rettet Apple, heute zum Glück von der Geschichte längst überholt wurde.

Was mir Angst macht – Teil II

Der Hass wächst, weiter, weltweit. Das macht mir Angst. Es gibt Demos in Paris, London, New York. Auch bei uns. Nun droht die Hamas in jeder Stadt, in jedem Land mit Rache. Die Hamas will Juden angreifen und töten überall, immer. Der Hass sucht sich einen irren Ausweg, wenn er das Ziel nicht direkt trifft. Das ist absehbar. Israel wird reagieren, wird weltweit Hamas töten. Verteidigen nennt sich das dann. Die Bombe am Ohr. Die Geheimangriffe der Sondereinheit Caesarea.

Vielleicht werden nur schuldige getroffen. Wer weiß das? Kein Gericht hat geurteilt, niemand hat sich verteidigt. Der Frieden im Land zerfetzt im Schrapnell.

Es werden Flugzeuge entführt, gesprengt. Dann Straßen gesperrt, gebombt, gesprengt. Menschen sterben. Unschuldige sterben. In Ländern, die nichts damit zu tun haben. Ich hasse das. Es führt zu nichts. Der Hass wird nur größer.

Schaut Euch das an: Eine Frau will sich ohne Erlaubnis ihres Mannes in die Luft sprengen und die Menge johlt. Mir macht das Angst, wenn die Entschlossenheit und der Hass durch Bomben und Krieg geschürt werden.

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Im Schnee gestöbert

Rekordschnee im Ruhrgebiet! In Essen – meldet der Deutsche Wetterdienst – sei in der vergangenen Nacht so viel Schnee wie noch nie auf einen Schlag gefallen. Wie auch immer das zu messen ist, das Ergebnis spricht für sich: Verwandlungen, Pionierlandschaften, Spurenbilder. Und manche Dinge sehen mit Schnee nicht unbedingt besser, aber sehr viel lustiger aus . . .

                 

Fotos: ruhrbarone bzw. flickr

Bestätigt: Auch „DerWesten.de“ ohne dpa

Wir haben auf den Ruhrbaronen das Gerücht kolportiert, der Online-Ableger der WAZ-Gruppe würde noch dpa-Dienste beziehen. Doch heute haben uns sowohl WAZ als auch dpa bestätigt, dass "DerWesten.de" seit dem 1. Januar ohne dpa auskommen muss. Die entsprechenden Verträge habe die WAZ zum Jahresende auslaufen lassen, sagte ein dpa-Sprecher. Damit darf neben den Zeitungen der WAZ-Gruppe in NRW auch "DerWesten.de" keine Meldungen und Zitate der Deutschen Presseagentur mehr verwenden.

Mal sehen, wie es wird. Bei der Gaza-Krieg-Berichterstattung scheint es gut zu gehen. Da sind AFP und AP sehr stark. Bin gespannt, wie das bei der Deutschlandbericherstattung läuft, wenn  es in die heiße Phase in Hessen geht etwa. Ob da Zitate geklaut werden oder so….

Der erste Eindruck war ja nicht so gut, wie wir hier beschrieben haben. Eine abgekupferte dpa-Story wurde von der NRZ aufgepumpt und dann als Vorab rausgehauen.

Nahverkehr steht zum Teil still

 

Schneefall: In Bochum fahren noch nicht einmal mehr die U-Bahnen.

 

Und wie sieht es sonst im Ruhrgebiet aus? Die Pressestelle der VRR weiß überhaupt nichts genaueres (Nur dass es geschneit hat, hat man mittlerweile mitbekommen)  – einen Überblick über die Lage im Ruhrgebiet kann dort niemand geben. Die Benutzung von High-End Geräten wie dem Telefon oder dem Computer scheint dort niemand zu beherrschen. Wofür werden die Leute in der VRR-Pressestelle überhaupt bezahlt?

Ich habe mal nachgefragt und nachgeschaut (Stand: 11.00 Uhr):

Bahn
Alles fährt – zum Teil mit Verspätungen, keine Ausfälle.

Bogestra (Bochum und Gelsenkirchen)
Die Internetseite der Bogestra lädt nicht, das Telefon ist ständig besetzt, aber es sieht wohl so aus, das gar nichts fährt. Aus Herne hört man aber, dass die Bahnen in Bochum bald wieder fahren sollen.

Vestische (Teile Kreis Recklinghausen, Bottrop)
Bei der Vestischen geht niemand an Telefon, auf der Internetseite stehen keine aktuellen Meldungen.

EVAG (Essen)
Die EVAG hat den Verkehr um 9.00 Uhr wieder aufgenommen. Weiter zahlreiche Verspätungen.

Stoag (Oberhausen)
Busse versuchen es wieder. Sehr stark eingeschränktes Angebot. Stoag meldet das die Nachbarbetriebe den Verkehr zum Teil ganz eingestellt haben.

Herner Straßenbahnen (Herne und Castrop)
Alles fährt nur langsam.

DSW21 (Dortmund
Alle fährt. Morgens Verspätungen. Bis früher Nachmittag soll wieder alle im Farplan sein.

Stadtwerke Duisburg

Straßenbahnen fahren, Buslinien eingeschränkt

Mülheimer Verkehrsgesellschaft

Komplettausfall

Niederrhein (NIAG) Kreis Wesel
Fast alle Busse fahren – nur mit zum Teil über einer Stunde Verspätung.

Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr
Telefone überlastet. Internetseite nicht aktuell.

Wer was zu lachen haben will: Einfach mal auf Ruhrpilot gehen. Da fahren sogar die Bahnen in Bochum und Mülheim

Wer aktuelle Infos hat bitte rein damit in die Kommentare!

Ruhrgebiet Aktuell

Meldungen über das Ruhrgebiet.

Wetter: Es hat geschneit – und der Verkehr läuft nicht wirklich.
Wetter.com

Panneköppe: Karnevalcomedy aus dem Revier
Der Westen

Macworld: Kathrin (u.a. Coffee & TV, Polaroidmemories, Plogbar) berichtet für Macnotes von der Macworld – diesmal leider ohne St. Steve.

Uni Witten Herdecke: Visionen für Witten.
Süddeutsche

Neues Potpourri von Jens.
Pottblog

Konjunkturpakete: Auch mehr Geld für die Wirtschaftsförderer im Ruhrgebiet.
Der Westen (Dazu generell: Handelsblatt)

Wirtschaftskrise: Harald Welzer vom KWI setzt in der Krise auf die Bürgergesellschaft.
FAZ

Pop: Redaktionspoll bei Unruhr.

Fußball: Bochum holt Klimowicz, Schalke sortiert aus.
Spiegel

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Der Rüttgers-Plan

Ruhig wars um Jürgen Rüttgers,

viel zu ruhig für seinen Geschmack.

Dabei sieht sich Jürgen Rüttgers

als Krisenmanager auf Zack.

 

Und jetzt sagt Jürgen Rüttgers

halt dem Spiegel, und das exklusiv,

was hilft, was er, Rüttgers, fordert –

und das relativ massiv:

 

Euro-Mias will der Rüttgers,

mehr als Hundert an der Zahl.

Wie einst Marshall plant auch Rüttgers

Erste Hilfe fürs Kapital.

 

Bange ist dem Jürgen Rüttgers,

geht der Werksofen erstmal aus.

Es schwant Jürgen Rüttgers Schlimmes,

Wirtschaftskrise! Wiederwahl? Komm ich da raus?

 

Staat, Dax-Stars, ruft Staatsmann Rüttgers,

sollten sich jetzt eng verzahnen.

Bürgt Staat, denkt sich Jürgen Rüttgers,

zahln den nächsten Crash die Ahnen.

 

The Big Spender, Jürgen Rüttgers –

Deutschlandfonds (!), nennts das Politgenie.

All das sagt dem Spiegel Rüttgers.

Immerhin fährt R. nicht Ski.

 

Foto: ruhrbarone.de

Die Evolutionstheorie und ihre Kritiker

Für den britischen Biologen Richard Dawkins ist die Evolutionstheorie die klügste Idee , die jemals eine menschlichen Geist widerfahren ist. Klar, dass ein solch kluger Gedanke nicht nur Freunde findet.

Charles Darwin Bild: Wikipedia

Und die Diskussion um Darwin und die Evolutionstheorie wird gerade in diesem Jahr verstärkt stattfinden, denn 2009 ist das Darwin Jahr. Vor 200 Jahren wurde Charles Darwin im englischen Shrewsbury geboren. Seine Evolutionstheorie gilt nach Freud als zweite der drei großen Kränkungen der Menschen: Erst nahm ihnen Kopernikus den Glauben daran im Zentrum des Universums zu stehen, dann erkannte Darwin den Mensch zum Produkt der biologischen Schöpfung und als Dritter kam Freud selbst daher, der dem Bewusstsein die Oberhoheit über den menschlichen Geist absprach.

Gut, Erkenntnisse dieser Art sind nicht der beste Weg, sich neue Freunde zu machen und so zieht Darwin bis heute Gegner jeder Art an. Diese Gegner stehen im Mittelpunkt eines Vortrags von Christoph Lammers an der Ruhr Uni, einem Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Dortmund (Biologie und Didaktik der Biologie) und Mitherausgeber des Buches "Die unerschöpfte Theorie. Evolution und Kreationismus in Wissenschaft und Gesellschaft". 

Lammers wird sich am 13. Januar mit den „christlichen Parallelgesellschaften“ beschäftigen, die erst in den USA und nun zunehmend auch in Europa den Kreationismus als Alternative zur Evolutionstheorie im Unterricht an den Schulen etablieren wollen. Der Kreationismus geht im Gegensatz von Darwin davon aus, dass es einen "Schöpfer" im Hintergrund gibt, der die biologische Entwicklung maßgeblich bestimmt.  Erste Schritte in dieser Richtung sind nur scheinbar gescheitert: Sicher, der gerade aus dem künstlichen Koma erwachende Ministerpräsident von Thüringen, Dieter Althaus (CDU), musste den Kreationisten Siegfried Scherer vom Erfurter Dialog zum Thema „Evolution und Schöpfung“ wieder ausladen und auch Hessens damalige Kultusministerin Karin Wolff  scheiterte mit dem Versuch, die christliche Schöpfungslehre  in den Lehrplan des Biologieunterrichts aufzunehmen.

Aber die christliche Heimschulbewegung kann ihren Unfug mittlerweile mehreren hundert Kindern legal beibringen und auch in den Waldorfschulen lernen Kinder nicht nur im Geschichtsunterricht, dass die mythische Insel Atlantis der Ursprung vieler Kulturen war, sondern auch das irgendwelche ominösen Bildekräfte im Rahmen der biologischen Entwicklung wirken.
Als ich vor ein paar Jahren Richard Dawkins Buch „Der blinde Uhrmacher“ las, in dem er die Evolutionstheorie erklärt, wunderte ich mich noch, wie stark sich Dawkins gegen die Kreationisten wandte – mir war damals nicht klar, wie stark in den USA religiöse Fanatiker gegen die Darwins Lehre Druck machten. Ich hielt sie für einen kleinen Spinner-Haufen. Dabei haben sie zum Teil  erschütternden Erfolg: In Kansas hat es „Intelligent Design“ in die Schulen geschafft. Dahinter steckt nicht nur Dummheit sondern eine Strategie. Sie wurde in den „Wegde Papieren“ formuliert: Das Papier aus den 90er Jahren beschreibt den Weg, den Kreationismus in der Öffentlichkeit erst als Alternativtheorie zu Darwin zu etablieren und später zur dominierenden Theorie zu machen. Was das Wedge-Papier will ist nicht weniger als die Abkehr der Gesellschaft von den Prinzipien der Aufklärung.

Auch in Deutschland rüsten sich die Kreationisten: Ob Christen, Moslems, Juden oder Esoteriker – je fundamentalistischer der Glaube, um so stärker scheinen die Naturwissenschaften als Bedrohung wahrgenommen zu werden. Vor allem jenseits der Amtskirchen, sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche erkennen Darwin Evolutionstheorie an, sammeln sich die Spinner.
In diesem Jahr werden sie verstärkt die Öffentlichkeit suchen. Lammers Buch und sein Vortrag zeigen die Hintergründe dieser fundamentalistischen Bewegungen auf.

Link:
Das Darwin Jahr